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Inhalt DDR-bezogene Hochschulforschung ... - Peer Pasternack

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Militär- und Polizeihochschulen 113<br />

wurde. Das für das <strong>DDR</strong>-Hochschulwesen generell gültige Prinzip der Einheit von<br />

Ausbildung und Erziehung trat prononciert in Erscheinung. Basierend auf der kasernierten<br />

Unterbringung der Studierenden erstreckte sich der Erziehungsauftrag auch<br />

auf den Freizeitbereich, wobei dem Bekenntnis zur SED-Politik und der Bereitschaft,<br />

diese aktiv umzusetzen, besondere Bedeutung zugemessen wurde. Die Mehrzahl der<br />

Studierenden und fast alle Lehrkräfte gehörten der SED an.<br />

Schätzungsweise jeder zehnte Studienplatz stand für "abkommandierte Kader",<br />

mehrheitlich Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), oder ausländische<br />

Militärangehörige und Politfunktionäre, insbesondere aus Ländern der "nationalen<br />

Befreiungsbewegung", zur Verfügung. Für diese spezielle Form der "Entwicklungshilfe"<br />

wurde Anfang der 80er Jahre sogar eine Sonderhochschule eingerichtet.<br />

Daneben existierte ein differenziertes System der Weiterbildung von Führungskräften,<br />

das in dieser Art keine Entsprechung im zivilen Bereich hatte.<br />

Militär- und Polizeihochschulen zeichneten sich in Theorie und Praxis durch einen<br />

starken internationalen, allerdings politisch einseitigen Bezug aus. Ausschlaggebend<br />

hierfür war zum einen die Einbindung der NVA in das "Verteidigungssystem<br />

des Warschauer Paktes". Zum anderen spielte das sowjetische Mitspracherecht in<br />

allen Fragen der inneren Sicherheit, so weit sie eine politisch relevante Dimension<br />

besaßen, eine wichtige Rolle. Es bestanden enge Kooperationsbeziehungen zu Partnereinrichtungen<br />

sozialistischer "Bruderländer", wobei die Einrichtungen des sogenannten<br />

großen Bruders (UdSSR) stets einen herausragenden Platz einnahmen. Dem<br />

ebenfalls dem zivilen Hochschulbereich entlehnten Prinzip der Einheit von Forschung<br />

und Lehre wurde nur bedingt entsprochen. Theoretische Themen bildeten<br />

eher die Ausnahme. Die Forschung orientierte sich inhaltlich vor allem am unmittelbaren<br />

Bedarf der Ausbildung oder der Einsatzpraxis. Bibliotheksbestände, Schriftenreihen,<br />

Publikationen und Konferenzen waren aus Geheimhaltungsgründen zumeist<br />

nur einem ausgewählten Personenkreis zugänglich.<br />

Ungeachtet dieser Spezifika lassen sich jedoch auch eine Reihe von Analogien<br />

zum zivilen Hochschulsektor ausmachen. Das betraf u.a. die zentrale Planung durch<br />

das zuständige Fachministerium, das Prinzip der Einzelleitung in Kombination mit<br />

einem beratenden Gremium (Wissenschaftlicher Rat, Räte der Sektionen), die institutionelle<br />

Gliederung nach Sektionen, die hierarchische Struktur des wissenschaftlichen<br />

Personals, die Hochschulreife als Zulassungsvoraussetzung, die Studienformen,<br />

den Studienjahresablauf, die Lehr- und Studienformen, die für alle Studienrichtungen<br />

obligatorischen Fächer Marxismus-Leninismus, Fremdsprachen und Sport sowie die<br />

verliehenen akademischen Grade. Nicht zuletzt vermittelte das Studium vergleichbare<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten, insbesondere in ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtungen,<br />

die das Gros der Ausbildung ausmachten. Dem trug auch die KMK nach der

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