FINE Das Weinmagazin - 03-2015
Fine Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema: SCHWEIZ
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»Weil<br />
Innovation<br />
das Herz des<br />
Hauses ist!«<br />
Mit dem neuen MCIII erweitert Moët & Chandon<br />
die Definition eines Champagners<br />
Von Stefan Pegatzky<br />
Die Champagne ist in Bewegung. Spätestens seit der Jahrtausendwende gärt es in der Region, die jahrhunderte lang als Inbegriff der französischen<br />
Klassik galt. Neue Wege der Herstellung, sich wandelnde Konsumenten gewohnheiten und ein verändertes Geschmacksbild<br />
haben alte Weisheiten infrage gestellt. Mit behutsamen Modernisierungen und radikalen Produktinnovationen versuchen die großen<br />
Häuser, auf die Herausforderungen zu reagieren. Nun hat Moët & Chandon, Marktführer und Grande Maison der Region, die neue,<br />
äußerst limitierte Spitzen-Cuvée MCIII in Paris vorgestellt.<br />
Fotos: Moët & Chandon<br />
Stéphane Baschiera stutzt nur für einen Augenblick.<br />
Denn die Antwort liegt doch scheinbar<br />
auf der Hand. Inwiefern der MCIII die Seele<br />
von Moët & Chandon verkörpere? »Weil Innovation<br />
das Herz des Hauses ist!« Dem fein sinnigen<br />
Präsidenten und CEO von Moët & Chandon ist<br />
anzumerken, wie sehr er sich mit seinem Produkt<br />
identifiziert. Für ihn ist der MCIII der Champagner<br />
für das dritte Jahrtausend. Denn er reflektiert eine<br />
Zeit, in der alles infrage gestellt wird und in der<br />
sich die Dinge in unglaublicher Geschwindigkeit<br />
ändern. Und vor allem: in der es, wie er sagt,<br />
»nicht mehr nur die eine Wahrheit gibt«. Stéphane<br />
Baschiera lächelt, als er an diesem Morgen in einer<br />
Pariser Hotelsuite den Satz ausspricht, und es macht<br />
nicht den Eindruck, als ob er darüber sonderlich<br />
betrübt wäre.<br />
Dabei beruhte das Geschäftsmodell aller großen<br />
Champagnerhäuser lange Zeit vor allem darauf:<br />
auf der einen Wahrheit, oder besser gesagt: ihrer<br />
eigenen – dem Style de la Maison. Dieser nahezu<br />
sakro sankte Stil eines Hauses drückte vor allem<br />
dem wichtigsten Produkt der großen Champagnerhäuser,<br />
den Standardcuvées oder Bruts sans année<br />
(Brut ohne Jahrgang, BSA), seinen Stempel auf.<br />
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass etwa fünfundneunzig<br />
Prozent der Champagner erzeugung aus<br />
solchen BSAs besteht, erkennt man die Reichweite<br />
dieser Grundidee. Zumal die restlichen fünf<br />
Prozent, die als Jahrgangschampagner abgefüllt<br />
werden, häufig lediglich als eine Art Super-BSA des<br />
Hauses interpretiert wurden, wie es der Journalist<br />
Bernard Burtschy einmal im Figaro formuliert hatte:<br />
intensiver und etwas fokussierter, aber auch ohne<br />
besondere Eigenart.<br />
Erreicht wurde diese Einheitlichkeit durch<br />
die Kunst der Assemblage. Anders als es der<br />
Mythos der Méthode champenoise will − also der<br />
(zweiten) Gärung der Weine in der Flasche –, ist<br />
diese Kunst wohl tatsächlich von Dom Pérignon<br />
erfunden worden. Der Benediktinermönch hatte<br />
zu Beginn des 18. Jahrhunderts entdeckt, dass die<br />
Flaschen gärung aus Weinen verschiedener Jahrgänge,<br />
Trauben und Lagen bessere Resultate zeitigte<br />
als die von unverschnittenen Weinen. Die Assemblage<br />
eliminiert die Schwächen der Einzelbestandteile<br />
und erzeugt ein Produkt von Harmonie und<br />
Balance. Auf jeden Fall entsteht ein Wein, der größer<br />
ist als die Summe seiner Teile.<br />
Diese Art der Weinerzeugung stand etwa<br />
der traditionellen Auffassung in den deutschen<br />
Weinanbaugebieten diametral entgegen.<br />
Hier lag die Reinheit, insbesondere die<br />
Reb sortenreinheit des Weins, immer im ideellen<br />
Zentrum. Wein war wiederauferstandene Natur<br />
(»die Traube muss sterben, damit der Wein zum<br />
Leben erweckt werden kann«, wie Stuart Pigott<br />
einmal zitiert hat), und der Winzer war gemäß<br />
dieser Idee mehr oder weniger nur die Hebamme.<br />
In der Champagne (aber auch in Regionen wie<br />
dem Bordelais oder der Rhône) sucht der Winzer<br />
da gegen eine Balance, von der er annimmt, dass<br />
sie in der Natur unmittelbar nicht gegeben ist. Er<br />
begreift die Trauben in ihrer Komplemen tarität,<br />
nicht als Wert an sich. Der Kellermeister ist ein<br />
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<strong>FINE</strong> 3 | <strong>2015</strong> <strong>FINE</strong> Champagne