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Die Memoiren des Rodriguez Faszanatas von Helge Schneider

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V<br />

Am nächsten Tag hatte ich einen Termin beim Finanzamt. Sie wollten genauere<br />

Angaben über meinen Verdienst und hatten eine Betriebsprüfung anberaumt.<br />

Betriebsprüfung, ich lache gleich. Da ich keinerlei Unterlagen über meine<br />

»Verdienste« sammele, hatte ich außer einem schmalen Ordner, in dem ich<br />

meine Krankenkassenbelege aufbewahrte, nichts dabei. Sollen sie mich doch<br />

schätzen.<br />

<strong>Die</strong> freundliche Dame in Zimmer 416 gab mir mit einem seidigen Blick zu<br />

verstehen, daß sie mich wohl irgendwie sympathisch finde. Sie sah<br />

einigermaßen passabel aus und trug, wie mein geschulter Blick sofort meinem<br />

Kleinhirn vermittelte, hellgrüne Unterwäsche, die keck aus dem schmalen<br />

Rock oben hervorschaute, besonders am Hintern konnte man den String<br />

erkennen, der wie ein Nichts zwischen ihren Arschbacken zu verschwinden<br />

drohte, als sie sich umdrehte und meine Akte aus dem runden, vierrädrigen<br />

Aktenschränkchen hervorzauberte.<br />

Ich mußte wohl einen starken Eindruck auf sie ausüben, auf jeden Fall<br />

rückte sie mit ihrem Stuhl sehr weit über den Tisch hinweg und berührte<br />

mich fast mit ihren prallen Brüsten. Was für ein Weib, dachte ich, und<br />

schon nestelte sie, nachdem sie prüfend Richtung Tür geschaut hatte und sie<br />

uns unbehelligt wähnte, an ihrer Bluse herum und legte den größten Teil<br />

ihres Busens frei, so daß ich mit der rechten Hand hinlangen konnte. Mit<br />

einer Ohrfeige hatte ich nicht gerechnet, doch sie tat es wirklich! Dann<br />

lachte sie laut und unbeherrscht. Jetzt mußte ich auch lachen. Was soll ich<br />

sagen, aus diesem Kurzbesuch auf dem Finanzamt entwickelte sich eine<br />

dauerhafte, für beide Seiten lohnende Beziehung. Ich hatte Nutzen aus ihrem<br />

Beruf, und sie hatte großen Nutzen aus meiner Hose.<br />

Das ist natürlich nur bildlich gemeint, denn wie auch bei meinen vielen<br />

anderen Kontaktpersonen enthielt ich mich auch hier sexuell. Das heißt, ich<br />

führte ihn nicht ein. Das muß immer ein Hauptziel sein bei einem wirklichen<br />

Heiratsschwindler – klug zu bleiben und sich nicht durch vermeintliche<br />

Zärtlichkeiten dann letztendlich doch einfangen zu lassen. Na gut, Petting,<br />

ja. Aber kein GV.<br />

Ich kaufte ein halbes Hühnchen und ein paar Kartoffeln, dann setzte ich<br />

mich zum Nachhausegehen in Bewegung. Der Markt war an diesem Samstagmorgen<br />

brechend voll, weil morgen das traditionelle Osterfest begann. In diesem<br />

Jahr waren Millionen <strong>von</strong> Touristen zu erwarten. Ich wollte in aller Frühe<br />

nach Murcia fahren, wo diese tollen Prozessionen sind, wo die Leute<br />

haufenweise Fußbälle <strong>von</strong> den bunt angemalten und mit viel Phantasie<br />

hergerichteten Wagen werfen. Ich hatte dort eine Verabredung mit einer vom<br />

Glück verlassenen Italienerin, die sogar einen echten Dogen in ihrem<br />

Stammbaum hatte, sie kam aus Venedig.<br />

Klischee über Klischee reihte sich in ihrer Biographie. Auf dem Karneval in<br />

Venedig hatte sie einen französischen Theatermacher kennengelernt, der<br />

leider früh verstarb und ihr nichts hinterlassen hatte außer ein paar<br />

Manuskripten <strong>von</strong> mittelguten Theaterschmieren. <strong>Die</strong>se wollte sie nun auf die<br />

Bühne bringen. Ich hatte eine Annonce gelesen: »Wer hilft mir, die Werke<br />

meines Mannes zu verwerten.« Ich dachte, das ist es, und nahm Kontakt auf.<br />

Ich dachte natürlich, die »Werke meines Mannes« wären Industrieanlagen<br />

gewesen, aber als ich dann bei dem Telefonat dahinterkam, worum es sich in<br />

Wahrheit handelte, dachte ich kurz nach und gab mir einen Stoß. Vielleicht<br />

konnte man mit diesen »Werken« etwas Lukratives anfangen, ein zweites<br />

Standbein würde mir gut stehen. Andrew Lloyd Webber hat ja auch mit diesem<br />

Theaterscheiß Millionen, ach, was sage ich, Milliarden gemacht.

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