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In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg kämpften die Historiker der beiden deutschen Staaten heftig um die Deutungshoheit der deutschen Geschichte. Dieser Kampf wurde auch als »Kalter Krieg der Geschichtswissenschaftler« bezeichnet. Das Buch des Wuppertaler Historikers und Journalisten Matthias Dohmen dokumentiert auf der Grundlage eines umfangreichen Quellen- und Literaturstudiums sowie der Befragung wichtiger Zeitzeugen die Arbeiten der Ost- und West-Historiker, die sich mit dem »Scharnierjahr 1923« der deutschen Geschichte (Hyperinflation, Rheinlandbesetzung, die einzigen SPD/KPD-Landeskabinette der Weimarer Zeit, eine geistige und »sittliche« Destabilisierung ohnegleichen) beschäftigten. Mit zahlreichen bisher übersehenen oder unbeachteten Zeugnissen, über 300 Historikerbiographien, einer Vielzahl von Zitaten und bisweilen kritisch-polemischen Zuspitzungen beschreibt der Autor in einer überaus lesbaren Sprache diese historische Auseinandersetzung.

In den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg kämpften die Historiker der beiden deutschen Staaten heftig um die Deutungshoheit der deutschen Geschichte. Dieser Kampf wurde auch als »Kalter Krieg der Geschichtswissenschaftler« bezeichnet.
Das Buch des Wuppertaler Historikers und Journalisten Matthias Dohmen dokumentiert auf der Grundlage eines umfangreichen Quellen- und Literaturstudiums sowie der Befragung wichtiger Zeitzeugen die Arbeiten der Ost- und West-Historiker, die sich mit dem »Scharnierjahr 1923« der deutschen Geschichte (Hyperinflation, Rheinlandbesetzung, die einzigen SPD/KPD-Landeskabinette der Weimarer Zeit, eine geistige und »sittliche« Destabilisierung ohnegleichen) beschäftigten.
Mit zahlreichen bisher übersehenen oder unbeachteten Zeugnissen, über 300 Historikerbiographien, einer Vielzahl von Zitaten und bisweilen kritisch-polemischen Zuspitzungen beschreibt der Autor in einer überaus lesbaren Sprache diese historische Auseinandersetzung.

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Das Schreiben schickte Ritter am 8. November 1949 unmittelbar nach einer<br />

Reise, die ihn nach Großbritannien geführt hatte, abschriftlich an seine Vorstandskollegen<br />

Hermann Aubin, Joseph Vogt und Hermann Heimpel sowie an<br />

Herbert Grundmann.<br />

Zuvor hatte er während eines weiteren Auslandsaufenthalt, diesmal in Monaco,<br />

fest stellen müssen, dass der »Widerstand des Auslands, auch z. B. der Skandinavier,<br />

gegen die weitere Zusammenarbeit mit den deutschen Historikern doch sehr<br />

stark gewesen« sei und nur »mühsam überwunden« hatte werden können 4 .<br />

In einem Schreiben vom selben Tag informierte Ritter seine Vorstandskollegen<br />

darüber, dass er »der Militärregierung und auch in Paris als ein erbitterter Feind<br />

Frankreichs und gefährlicher Nationalist bekannt« 5 sei.<br />

Indes gelang es ihm, erfolgreich hier und da den Eindruck zu erwecken, er sei<br />

kein Parteigänger des Naziregimes gewesen, sondern habe sogar in Opposition<br />

zu ihm gestanden: »Wenn diese Widerstände zuletzt doch überwunden wurden,<br />

sowohl innerhalb der UNESCO, wo sie besonders zäh waren, wie innerhalb des<br />

Comité International des Sciences Historique, so scheint das mehr, 6 als ich<br />

geglaubt hätte, dadurch erleichtert zu sein, dass ich als ›Widerstandskämpfer‹<br />

gewertet werde und damit als Garant einer antinazistischen Haltung der neuen<br />

deutschen Historie erscheine.«<br />

Heimpel: Wo bleibt die Toleranz gegenüber Percy Ernst Schramm?<br />

Schwierigkeiten, den Platz der Deutschen in einem nach- und antifaschistischen<br />

Wissenschaftsdeutschland zu bestimmen, stellte auch Hermann Heimpel unter<br />

Beweis.<br />

not point out my serious concern over the historical propaganda of the Soviet Union, and of the<br />

urgent necessity of developing in the west a movement for a European integration.« Akten des<br />

Verbandes der Historiker Deutschlands (VHD), ehemals Göttingen, zur Zeit an der Universität<br />

Trier, Ordner Korr. 1a/1949.<br />

4<br />

Brief Ritters vom 16. Juni 1949, ebda.<br />

5<br />

Ebda. – Ob das letzte Wort über dieses »Genie der Polemik«, wie ihn ein Rezensent einmal<br />

genannt hat (zu Cornelißens Werk über Gerhard Ritter – Frankfurter Allgemeine, Nr. 282 vom<br />

4.1.2001, S. L17), gesprochen ist, mag fraglich sein. Sein Auftreten auf dem Züricher Historikertag<br />

war zumindest mutig. Indes nannte ihn auch Percy Ernst Schramm, dem wir uns noch zuwenden<br />

werden, im Nachruf den bedeutendsten Historiker in Deutschland »und einen aufrechten<br />

Mann«.<br />

6<br />

Das Komma fehlt im Original. Ebda.<br />

69

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