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Aktuelle Ausgabe - in Wabern

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Sorgenk<strong>in</strong>d im Herzen <strong>Wabern</strong>s<br />

Die «Brauereiwirtschaft» an der Dorfstrasse<br />

22/24 blickt auf e<strong>in</strong>e stolze Vergangenheit<br />

zurück, noch <strong>in</strong> den 90er-Jahren blühte der<br />

Betrieb gastronomisch wie kulturell. Die<br />

Gegenwart gibt h<strong>in</strong>gegen zu Sorgen Anlass:<br />

Der denkmalgeschützte Saal darf seit Jahren<br />

nicht mehr genutzt werden. Auch bei<br />

den anderen Teilen des Gebäudekomplexes<br />

schreitet der Zerfall voran. Die Kundschaft<br />

<strong>in</strong> Restaurant und Billardclub ist spärlich.<br />

Und dies an bester Lage mitten <strong>in</strong> <strong>Wabern</strong>.<br />

Was ist los?<br />

Lotto-Veranstaltungen, Schultheater, Konzerte<br />

und die unvergesslichen Auftritte von<br />

Massimo Rocchi im reizvollen «Braui-Säli»<br />

s<strong>in</strong>d längst passé. Seit Jahren wirbelt niemand<br />

mehr den Staub von der Bühne auf<br />

und leidet ke<strong>in</strong> Publikum mehr sommers<br />

unter Hitze respektive w<strong>in</strong>ters unter Kälte<br />

und Durchzug; denn der Saal ist feuerpolizeilich<br />

abgesprochen, und e<strong>in</strong> modriger<br />

Geruch füllt den Raum.<br />

Blockade wegen Denkmalschutz?<br />

Bereits <strong>in</strong> der letzten Ortsplanungsrevision<br />

wurde die Brauereiwirtschaft als «erhaltenswert»<br />

e<strong>in</strong>gestuft, und seit 1999<br />

stehen gemäss Regierungsratsbeschluss<br />

Gasthaus und Saal unter Denkmalschutz.<br />

Das öffentliche Interesse an der Erhaltung<br />

der wertvollen Bauten aus dem Ende des<br />

19. Jahrhunderts führte dazu, dass die<br />

Geme<strong>in</strong>de Köniz anfangs der 90er-Jahre<br />

sogar e<strong>in</strong>e Kaufofferte e<strong>in</strong>reichte. Laut Dr.<br />

Oliver Maibach, Verwaltungsratspräsident<br />

der aktuellen Grundstückeigentümer<strong>in</strong> Intra<br />

Immo Invest AG, kam aber der Handel nicht<br />

zustande, und seit dem Bau der neuen Aula<br />

im Morillon-Schulhaus ist der Saalbedarf <strong>in</strong><br />

<strong>Wabern</strong> bestens abgedeckt. Luc Mentha<br />

verweist auch auf die Villa Bernau und die<br />

beiden Kirchgeme<strong>in</strong>desäle – ke<strong>in</strong> Ortsteil<br />

Brachliegendes Potenzial an exponiertem Standort Bild pp<br />

von Köniz sei heute so gut mit Sälen versorgt<br />

wie der vordere Teil von <strong>Wabern</strong>.<br />

Geme<strong>in</strong>depräsident und Vertreter der Eigentümerschaft<br />

s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass der<br />

aktuelle Zustand der Liegenschaft «Brauereiwirtschaft»<br />

sehr unbefriedigend ist. Dr.<br />

Maibach weist darauf h<strong>in</strong>, dass bereits der<br />

unterdessen verstorbene vorgängige Besitzer<br />

mehrere hunderttausend Franken<br />

<strong>in</strong> Hypothekarz<strong>in</strong>sen und Projektstudien<br />

<strong>in</strong>vestiert habe. Dieser sei e<strong>in</strong> «Fan von<br />

alter Bausubstanz» gewesen, doch habe<br />

sich die Sanierung des geschützten Saals<br />

als unrealistisch erwiesen. Zurzeit sei<br />

e<strong>in</strong>e neue Machbarkeitsstudie im Gang,<br />

es laufen Gespräche mit Geme<strong>in</strong>de und<br />

kantonaler Denkmalpflege. Ohne starkes<br />

Entgegenkommen seitens Denkmalschutz<br />

<strong>Wabern</strong> Post<br />

«Braui-Säli»: Er<strong>in</strong>nerungen an bessere<br />

Zeiten Bild pp<br />

sieht Dr. Maibach aber kaum Chancen auf<br />

e<strong>in</strong>e baldige Lösung der Blockade.<br />

Partnerschaftliche Suche nach Lösung<br />

Auf die Schutzauflagen angesprochen, bekundet<br />

Geme<strong>in</strong>depräsident Mentha hohen<br />

Respekt vor der Denkmalpflege, beurteilt<br />

aber <strong>in</strong> diesem konkreten Fall e<strong>in</strong> Abrücken<br />

vom absoluten Schutz als wohl unvermeidbar.<br />

Wichtig sei es <strong>in</strong> solchen Fällen, die<br />

Denkmalpflege nicht als Gegner, sondern<br />

als Partner zu sehen und geme<strong>in</strong>sam nach<br />

e<strong>in</strong>er Lösung zu suchen.<br />

Auf Nachfrage bestätigt Michael Gerber,<br />

Vorsteher der kantonalen Denkmalpflege,<br />

dass ihm das Dossier «Brauereiwirtschaft»<br />

sehr vertraut sei. Die plakative Aussage<br />

«nichts zu machen wegen der Denkmalschutzauflagen»<br />

sei nicht haltbar, zumal der<br />

Schutz nie absolut sei: Auch bei geschützten<br />

Objekten sei die Verhältnismässigkeit<br />

durchaus e<strong>in</strong> Thema, denn der Zerfall diene<br />

niemandem. E<strong>in</strong>e solche Interessenabwägung<br />

könne bei der «Brauereiwirtschaft» nur<br />

Und so tönts gemäss Bau<strong>in</strong>ventar:<br />

Gasthaus und Saal («Brauereiwirtschaft»):<br />

Querrechteckiger Massivbau<br />

unter geknicktem Vollwalmdach. Hauptfront<br />

5-achsig, Mitte e<strong>in</strong>gezogen, von<br />

Zwerchgiebel bekrönt. E<strong>in</strong>gang Ost mit<br />

2 Korbbogenfenstern, Wirthausschild.<br />

Orig<strong>in</strong>al vertäferte Gaststube. Gästeterrasse<br />

von Kegelbahn flankiert. Saal mit<br />

Bühnenhaus <strong>in</strong> Querfirstanlage. Halle<br />

mit Holzsäulen und Empore.<br />

Ortsbildwirksamer Komplex im alten<br />

Dorfkern. Interessanter neoklassizistischer<br />

Gasthof mit Heimatstil-Elementen<br />

und orig<strong>in</strong>alem Theatersaal der<br />

2. Hälfte des 19. Jh.<br />

<strong>Wabern</strong> Post Nr. 9, September 2012 5

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