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f<strong>in</strong>den die Spaziergänger<strong>in</strong>nen und Spaziergänger<br />
jeden Tag e<strong>in</strong>en andern S<strong>in</strong>nspruch,<br />
sei es e<strong>in</strong>e ch<strong>in</strong>esische Weisheit,<br />
e<strong>in</strong>e Lebensregel, e<strong>in</strong> Ausspruch e<strong>in</strong>es grossen<br />
Dichters oder auch Gedankensplitter<br />
aus dem Alltag. Sie sammelt Sprüche und<br />
f<strong>in</strong>det sie eigentlich überall, <strong>in</strong> Büchern,<br />
Zeitschriften, Märchen und Comics oder<br />
auch im Internet.<br />
10 <strong>Wabern</strong> Post Nr. 9, September 2012<br />
Bild tmo<br />
Marlis Salzmann ist überzeugt, dass Freude<br />
bereiten sich selber und andern Menschen<br />
das Leben bereichert. Diese Haltung wurde<br />
noch bestärkt, als sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Ausgabe</strong><br />
der Zeitschrift «Zeitpunkt 3/92» auf e<strong>in</strong>e<br />
Geschichte aus San Francisco stiess, die<br />
e<strong>in</strong>drücklich zeigt, dass sich Freude bereiten<br />
potenzieren kann. E<strong>in</strong>e Frau entdeckte<br />
e<strong>in</strong>en Zettel am Kühlschrank der Freund<strong>in</strong><br />
mit der Aufschrift «Übe dich <strong>in</strong> zufälligen<br />
Wohltaten und zweckloser Schönheit». Sie<br />
handelte danach, zahlte spontan auch für<br />
die sechs folgenden Autos auf der Golden<br />
Gate Brücke die Pendlertickets und<br />
wünschte durch den Wärter den Fahrern<br />
e<strong>in</strong>en schönen Tag. E<strong>in</strong>er davon, e<strong>in</strong> Lehrer,<br />
brachte den Spruch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Schule.<br />
E<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong>nen überraschte ihre<br />
Mutter mit diesem Gedanken und diese,<br />
e<strong>in</strong>e Kolumnist<strong>in</strong>, veröffentlichte ihn. Und<br />
über weitere Stationen g<strong>in</strong>g die Maxime<br />
auf Reisen, dass Gefälligkeiten, Wohltaten,<br />
Schönes und Gutes sich genauso verbreiten<br />
können wie Gewalt; also e<strong>in</strong>e Art «Guerilla-<br />
Bewegung» im positiven S<strong>in</strong>n.<br />
Als Morgenritual, noch vor dem Frühstück,<br />
durchquert Marlis Salzmann sommers wie<br />
w<strong>in</strong>ters ihren verwunschenen Garten und<br />
heftet den neuen Tagesspruch – notabene<br />
<strong>in</strong> grosser Schrift und für jedermann auch<br />
ohne Brille gut lesbar – an das Brett. Für<br />
Marlis Salzmann ist dies e<strong>in</strong>e Form das<br />
Schöne weiterzugeben. Die vielen guten<br />
Gespräche am Gartentor bestärken sie<br />
dar<strong>in</strong>, dass sich positive Gedanken weiterpflanzen<br />
und den Alltag der Mitmenschen<br />
bereichern.<br />
Theresia Morgenegg<br />
Leserbrief<br />
Dort, wo e<strong>in</strong>st die Gaswerkbahn die Gossetstrasse<br />
querte, mit Dampfwolke und<br />
hellem Pfiff ihr Nahen ankündigte, steht<br />
heute zum Verweilen <strong>in</strong> der Ecke e<strong>in</strong>es<br />
lauschigen Gartens e<strong>in</strong>e Anzeigetafel.<br />
Gut verpackt jedem Wetter trotzend,<br />
laden <strong>in</strong> abwechslungsreicher Auswahl<br />
Sprüche, Gedichte, Weisheiten, Verse,<br />
wie «Worte zum Tag» zum kurzen Innehalten<br />
e<strong>in</strong>. Schon etwas ausser Atem<br />
nehme ich den poetischen Gruss mit<br />
bis h<strong>in</strong>auf <strong>in</strong>s «Dorf». Auf dem Heimweg<br />
begleitet er mich nach Hause. Me<strong>in</strong>en<br />
herzlichsten Dank an Frau und Herrn<br />
Salzmann für ihre Kultur am Wegrand.<br />
Anna Geiser, <strong>Wabern</strong><br />
Heimvorteil<br />
Ich habe also tatsächlich zwei Gurtenfestival-Pässe<br />
gewonnen. So e<strong>in</strong> Glück!<br />
Me<strong>in</strong> Mann darf mit. Wir haben uns<br />
vor 18 Jahren am Gurtenfestival kennengelernt.<br />
Jetzt gehen wir viermal h<strong>in</strong>auf auf den<br />
Berg, im Fluss der Menschenkaravane –<br />
zum Glück kennen wir die Abkürzungen.<br />
Die Stimmung ist schön da oben. Mich<br />
bee<strong>in</strong>druckt, wie zwanzigtausend Seelen<br />
<strong>in</strong> Plastikpeller<strong>in</strong>en verpackt, zum Rhythmus<br />
hüpfen! Viele fröhliche Gesichter, lustige<br />
Begegnungen.<br />
Auch die Bernerbuben haben Heimvorteil.<br />
Kuno Lauener weiss, dass es hier gut wirkt,<br />
wenn er ruft: «Es sieht ganz YB-mässig aus,<br />
mit den vielen gesponserten gelben Regenpeller<strong>in</strong>en.»<br />
Er br<strong>in</strong>gt trotz Kita-Sommergrippe<br />
die Menge im Regen zum Mitfiebern.<br />
Se<strong>in</strong> m<strong>in</strong>imalistischer Hüftschwung betört<br />
auch nach all den Jahren enorm.<br />
Auch der Huber Büne w<strong>in</strong>det sich poetisch<br />
durch berndeutsche Höhenflüge. Me<strong>in</strong> Fes-<br />
tivalfavorit bleibt aber e<strong>in</strong> nur be<strong>in</strong>ahe<br />
Bernerjunge – James Gruntz. Mit Seidenstimme<br />
gesegnet, s<strong>in</strong>gt er besser als die<br />
gesamten älteren Semester.<br />
Die Steff und ich, wir haben das gemerkt.<br />
Es gibt grosse Namen, berühmte Gruppen,<br />
technisch perfekte Musik, e<strong>in</strong>drückliche<br />
Bühnenshows und grossartige Tänzer. Aber<br />
die Berner haben halt das gewisse Etwas,<br />
das wir verstehen und unser Leben prägt.<br />
Heimvorteil halt.<br />
Für den Gang zur Toilette helfen die Kenntnisse<br />
der lokalen Geografie ebenfalls. Da<br />
stehen Riesenschlangen vor den ToiToi-<br />
Stimmungsbild Bild Susanne Ste<strong>in</strong>er Golder