Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahrgang-fcDCD HOHENZOI, 1,'® BISCHE HEIMAT 67<br />
Bischof von Augsburg, baute 1485 (richtiger 1492!) im Ort<br />
Burladingen ein Jagdschlößchen, das später öfters renoviert<br />
wurde, aber 1886 abbrannte (und als Wirtschaft z. „Schlößle"<br />
nochmals 1925. Bild des Schlößle s. Albv.-Blätter 1925, S. 205.<br />
Doch irrt sich Nägele, wenn er an dessen Stelle „das neue<br />
Gebäude des Gasthofs zum „Reichsadler" annimmt, der inzwischen<br />
vor wenigen Jahren in ein Kaufhaus umgeändert<br />
wurde.) Das Merian'sche Bild von der gesamten Zollerlandschaft<br />
führt auch das Killertal vor, doch recht vereinfacht<br />
und stilisiert, vom Standpunkt des heutigen Bahnhofs Hechingen<br />
aus. Man erblickt auf ihm — was ganz unmöglich ist —•<br />
am Ende des geradlinig gezeichneten Tales oben Burladin-<br />
Die Flurnamen<br />
Die Quellenlage gestattet lediglich eine Betrachtung über<br />
die letzten 400 Jahre. Es zeigt sich, daß die Flurnamen wesentlich<br />
standfester waren, als die sie bebauenden Familien,<br />
sind doch von letzteren seit Anfang des 16. Jahrhunderts<br />
nur noch die Maier vorhanden. Allerdings wurden manche<br />
Flurnamen, wenn man sie nicht mehr verstand, geändert<br />
und umgedeutet! (Hilfsmittel: Michel R. Buck, Oberdeutsches<br />
Flurnamenbuch 1880, zweite Aufl. 1931; Remig<br />
Vollmann, Flurnamensammlung 1926; Walther Keinat, Ortsund<br />
Flurnamen in Württemberg 1951; Joseph Schnetz, Flurnamenkunde,<br />
München, 1952. Michel R. Buck, Hohenzollerische<br />
Orts(Flur-)Namen: Mitt. Hohenz. Jg. 5—7, 1871 bis<br />
1873.)<br />
Ringingen selbst, erstmals erwähnt kurz vor 799, wird gewöhnlich<br />
erklärt als „Bei den Leuten des Ringo", eines vermuteten<br />
Sippenhäuptlings. Doch hieß beispielsweise der<br />
bayerische Ort Ober- bzw. Unterringingen im 10. Jahrhundert<br />
Reginingen. Möglich wäre bei uns (mit Rücksicht<br />
auf den Gerichtsplatz im Kreben) die Deutung „Bei den Leuten<br />
am Ring". Ring hieß bis ins 16. Jahrhundert die Zuhörerschaft<br />
bei Gerichts- und Gemeindeversammlungen des<br />
Gebiets zwischen Tübingen-Memmingen-Urach-Augsburg.<br />
(Festschrift zum Kreismusikfest Ringingen 1952, S. 17.)<br />
Die 1296 ha umfassende Gemarkung, zu der noch 300 ha<br />
auf dem Salmendinger Heufeld kommen, war mit Ausnahme<br />
des letzteren seit alters in drei Esche geteilt: Kappel-<br />
Esch oder Uf Haugk zwischen der neuen Killerstraße und<br />
dem alten Salmendinger Weg, Bräuneschmack zwischen<br />
genanntem Weg und der Käppelestaig bzw. Weg nach<br />
Stetten, und Esch Tiefental zwischen Käppelestaig und<br />
der neuen Straße nach Killer. Das Klein-Eschle zwischen<br />
letzterer und Karies Kreuz ob dem Stichle wurde bald zu<br />
Tiefental, bald zum Kappelesch gebaut. Die Dreifelderwirtschaft<br />
wird noch immer im wesentlichen eingehalten, nur<br />
daß im Brach-Esch Kartoffeln, Klee und Rüben gepflanzt<br />
werden.<br />
Abkürzungen: PN = Personenname, so = südöstlich,<br />
nw = nordwestlich, nö = nordöstlich usw.<br />
1. Ackermanns Wies, auf Hälschloch unterhalb der<br />
Quelle.<br />
2. Am Äscherhaufen, 19. Jahrh. zwischen Hc' lweg<br />
und Hilbgasse bzw. Gäßle bei den Häusern 89, 91. Äscher<br />
nannte man die Aschen-Ueberreste vom Waschen mit<br />
Aschenlauge oder „Bauchen".<br />
3. In Äsental südl. der Altegert, 1545 Ensental, wohl<br />
von äsen = weiden. Sonst auch Autmuott-Daudtmuot (1524)<br />
genannt. Hier war 1530 eine Auchtert oder Weide = Auchtert-Mulde.<br />
4. * Ahr us, Ah-Runs, Wasserrinne, 1545, jetzt Wasserrauns.<br />
5. Aloises Schlößle, Burgruine Ringelstein nach den<br />
neuerlichen Besitzern Alois Stözle, bzw. Alois Dorn (Hohz.<br />
JHeft 1954, 103 ff.).<br />
6. Alt-Egert 1530, no an der Salmendinger Grenze.<br />
Egert (Eagert) bezeichnet einen schlechten Grasplatz, der<br />
weder als Wiese, noch weniger als Acker genutzt werden<br />
kann. Vielleicht waren die Egerten früher durch einen Zaun<br />
von der Ackerflur getrennt, ob je umgeackert, ist unsicher.<br />
Die Ableitung ist dunkel. Buck vermutete „Brache", die späteren<br />
sind nicht über Versuche hinausgekommen. Vgl. Saur-<br />
Egert, Mad-Egert.<br />
7. * Bei der A s p 1545, Espenbaum am Hechinger Weg.<br />
8. Im Bach, Gasse mit Wässerlein vom Saumärkt bis<br />
Kreben, seit einigen Jahren kanalisiert. Ein früherer Kanal<br />
unter Pfr. Westhauser war zu eng und bald vernachlässigt.<br />
9. Uf B a c h e n a u, eigentlich oberhalb B., 1488 Holz<br />
genannt Bachnow an des Schwelhers Wiesen, 1545 ob Bachnerstaig,<br />
Nordwestecke der Markung, offenbar von Jungin-<br />
Joh. Ad. Kraus<br />
gen und davor noch das Kirchlein auf der Wasserscheide, auf<br />
der Schlüchten. — Soweit Nägele.<br />
(Das Römerkastell bestand nur vom Jahre 85 nach Christus<br />
bis etwa 110, wo es durch Feuer vernichtet wurde. Da<br />
die Römer inzwischen auch ins Albvorland und Neckargebiet<br />
vorgedrungen waren, erübrigte sich hier eine Paß-<br />
Sperre! Ob später die Franken bei Unterwerfung der Alemannen<br />
nach 500 eine militärische Sicherung hier stationierten,<br />
ist unbekannt. Zur Römerstraße Laiz-Burladingen-<br />
Salmendingen Mittl. Hhz. 1893 S. 92—95 und vor allem zum<br />
„Alblimes" bei Burladingen—Ringingen: Blätt. des Schwäb.<br />
Albvereins 1925 S. 217—224.) Krs.<br />
von Ringingen<br />
ger Gebiet heraufgenommen: Bach und Au. 1488 Bachnower<br />
Weg, unten an die Holstaig uf Sechamer Berg stoßend.<br />
10. In B ä b e 1 o c h, Wald zwischen Kernenwies, Burren,<br />
Hairies Wäldle; 1545 Bebenloch; vielleicht, da an der westl.<br />
Ecke eine Bernharduskapelle stand, die auf Bebenhausen<br />
weist, „Bebenhauser Loch". Loch, heute mit kurzem o, auch<br />
in Eisenloch, Schopfenloch zu loh = lucus — lichter Wald.<br />
11. *Bauren-Egertle 1670; an der Madegert bzw.<br />
Galggruob.<br />
12. 'Bernhardshalden 1694 = Renhartshalden 1530<br />
= Raißles Häldele.<br />
13. *Bernhardskäppele 1694 = Weilerkäppele, um<br />
1834 am westl. Eck des Bäbeloch abgegangen, wo jetzt der<br />
Bildstock steht. Das Erdloch habe um 1850 als Erzwäsche<br />
gedient. 1530 St. Bernharden. Renoviert 1693.<br />
14. *Bilderhäuslin 1524; zwei Bildstöcke: an der<br />
Heerstraße (wohl jetzt Bernhardskreuz) und am Heufelder<br />
Weg (Karies Kreuz).<br />
15. Beim Bilga-Steckle, heute Steinbildstock „Christus<br />
im Kerker", vorher um 1920 Hochkreuz, früher offenbar<br />
Bildstock am Kappelfußweg sö der Kap.<br />
16. *Bildstock 1545 = heute Talwieser Kreuz an der<br />
Weggabel Buoweg-Talwies.<br />
17. An Birenstall, südl. des Saumärkts, hieß 1524<br />
Bürtestal, 1578 Bürdestall, Tal des Birchtilo, Berthold. 1660<br />
Bührenstall.<br />
18. Uf Birklesberg, Heufeld ob Hechinger Staig.<br />
Wohl zum PN Birkle oder Bürkle = Burkart. 1578 Bürglisberg,<br />
jetzt in Romern genannt.<br />
19. U f der Bitze, Ortsausgang gegen Melchingen, 1530<br />
Bitzin bizuna = beim Ortszaun bzw. Hag, dessen Verlauf<br />
im Fleckenbuch 1530 beschrieben ist.<br />
20. Im Boschen (nicht Böschen!), noch um 1800 Weideplatz,<br />
der mit einzelnem Buschwerk bestanden war, heute<br />
Wald der Gemeinde zwischen Kirchholz und Hairawald.<br />
21. In Bräuneschmack, entstand aus Breunismatt<br />
1545 = Matte oder Wiese des Breuning. Ackerflur am Ostrand<br />
der Markung, südl. vom Talwies. Heute ist das Wort<br />
Matte hier nicht volkstümlich! 1578 Breimischmadt.<br />
22. *Breitenstaig, Breitenstroß 1545, heute oberster<br />
reil der Burladinger Straße oder Dannemer Weg an der<br />
Hagenwiese entlang. Oberhalb gegen den Weilerhügel lag<br />
nämlich die „Herrschaftsbreite", eine zweite in Feilen, eine<br />
dritte im Esch Bräuneschmack (Hasengairle). S. Herrenbraite.<br />
23. * D i e Bratwurst, an der Heerstraße, wohl nach<br />
der Form des Ackers.<br />
24. * D a s Brechgrüble unter dem Stichle in Saia,<br />
jetzt durch die Straße überbaut. Zum Trocknen und Brechen<br />
des Hanfes hat man gern Feuerstellen errichtet. Solche sind<br />
nördl. des Nähbergwaldes und an Kernenwies zu vermuten.<br />
25. Der Brühl (Brial), Oberer B. oberhalb des Grabens"<br />
hinter Basties Haus", unterer an Salmdg. Weg und Galggruob.<br />
Uraltes Wiesengelände der Herrschaft. Brolig = Bruch<br />
= Nasse Wiesen. 1524 Priel.<br />
26. * D i e Brunnenstaig, heute Staig oder Alte Staig<br />
am Saumärkt.<br />
27. Die Brunnenstube, Quellfassung am Fuß der<br />
genannten Staig, dabei bis ca. 1630 die Badstube mit<br />
Scheuerle (Hs. 75, 76).<br />
28. Der Büchenbach mit Buchenbrünnle hinter<br />
der ehem. Seemühle, mündet bei Killer in die Starzel.<br />
Buchbach 1488.<br />
29. Das Buckental an der Straße nach Burladingen,<br />
die 1729 Burladinger Straße hieß. Vorher ging der Fahrverkehr<br />
durch Tiefental (Straße). Buck = Burkhart, vermutlich<br />
Burchart von Ringenstein 1294.<br />
30. Im Bugweg = Buochweg, geht 1530 „bis unter das<br />
Buch hinuf", (Buchhalde) 1524 Buochstig. Der Steig war ein<br />
Fußweg, im Gegensatz zur Staig = Fahrweg!