Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
64 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lSfifl<br />
auflöste. An der Luft zog es Feuchtigkeit an, und wenn es<br />
damit gesättigt war, zerfloß es zu einer dicklichen Masse.<br />
Pottasche wurde zu mancherlei Zwecken verwendet. Im<br />
Haushalt, in Bäckereien und Konditoreien diente sie als<br />
Treibmittel. Zur Herstellung von Seife und Glas war Pottasche<br />
unerläßlich. In Färbereien, Bleichereien und Wollwäschereien<br />
fand sie Verwendung. Auch in der Medizin<br />
gebrauchte man sie als Zusatz zu Salben, zu Einreibungen,<br />
als Badezusatz. Auch zur Bereitung des Schnupftabaks wurde<br />
Pottasche gebraucht.<br />
Der ausgelaugte Aschenrückstand fand als Düngemittel<br />
Verwendung. Außer den Laugensalzen enthält die Asche noch<br />
Schwefel-, phosphor- und kohlensauren Kalk, Bittererde,<br />
Eisenoxyd, etwas Ton- und Kieselsäure. Die Pottaschensiedereien<br />
verkauften oder verwendeten die ausgelaugte<br />
Asche unter Zusatz von kohlensaurem Kalk als Düngemittel.<br />
Dieses wurde namentlich zur Düngung von Erbsen verwendet,<br />
wobei für die damalige Zeit erstaunliche Erfolge erzielt<br />
wurden. Daraus erklärt sich vielleicht auch die auffallende<br />
Tatsache, daß z. B. in Laiz im Jahre 1806 bei Aufnahme des<br />
Felderbestandes 16 Jauchert mit Erbsen angebaut wurden.<br />
(Siehe „Hohenzollerische Heimat" N. 2/60 S. 30).<br />
Unausgelaugte Asche fand früher weniger Verwendung,<br />
weil es vorteilhafter erschien, sie an die Aschensiedereien<br />
zu verkaufen. Aschensammeln und Aschensieden waren einträgliche,<br />
gewinnbringende Erwerbszweige, die zu den herrschaftlichen<br />
Regalien zählten. Aus deren Ausübung entrichteten<br />
die Inhaber einen jährlichen Tribut an die herrschaftlichen<br />
Rentamtskassen.<br />
In den Grafschaften Sigmaringen und Veringen waren<br />
1745 dem Adlerwirt und späteren Schultheißen von Laiz,<br />
Johann Philipp Schwab auf Antrag das Aschensammeln<br />
und das „Bodaschen-Sieden" übertragen worden. Er hatte<br />
zunächst jährlich 95 fl (Gulden) sog. Bestandsgeld an die<br />
fürstliche Rentamtskasse in Sigmaringen zu zahlen. Da aber<br />
aus einigen Orten der Grafschaft Veringen an die Salpetergraber<br />
und in der Grafschaft Sigmaringen desgleichen an<br />
den Glasmeister der Glashütte bei Wald Asche abgegeben<br />
werden mußte, stellte Johann Philipp Schwab Antrag auf<br />
Ermäßigung des jährlichen Bestandsgeldes. Die wurde ihm<br />
unter dem 18. November 1747 gewährt und auf jährlich<br />
80 fl, später auf 75 fl und dann auf 60 fl herabgesetzt.<br />
1752 bittet Schwab wiederum, ihm die Aschensammlung<br />
zukommen zu lassen, obwohl die „Bodaschen" in geringem<br />
Wert sei und er den „Bodaschenhandel" aufgeben würde,<br />
wenn es ihm nicht um das Fuhrwerk wäre. Er hoffe, so<br />
führte er aus, daß ihm die Aschensammlung um so eher<br />
übertragen werde, als er der gnädigsten Herrschaft viele<br />
Ritte und Gänge umsonst verrichte, auch öfters starke Forderungen<br />
um Wein und anderes habe und oft lange auf<br />
Bezahlung warten müsse. Am 26. Februar 1752 wurde ihm<br />
das Aschensammeln auf weitere 6 Jahre bewilligt.<br />
Das Bestandsgeld wurde auf 55 fl festgesetzt. Die Konzession<br />
rechnete von Martini 1751 ab, da die vorige damals<br />
aufgehört hatte. Von jetzt ab erhielt Schwab die Aschenkonzession<br />
fortlaufend.<br />
In den Orten Benzingen, Billafingen, Harthausen a. d. Sch.,<br />
Hettingen, Inzigkofen, Laiz, Langenenslingen, Veringendorf,<br />
sowie in Rast b. Meßkirch, in Wilflingen b. Riedlingen und<br />
Egelfingen sorgten Aschensammler für den Ankauf der Holzasche.<br />
In Sigmaringen, Sigmaringendorf und Veringen waren<br />
die Aschensammler zugleich auch Aschensieder und arbeiteten<br />
für Schwab. Aschensammeln und Aschenverkaufen, sowie<br />
Pottaschensieden scheinen einträgliche Geschäfte gewesen zu<br />
sein, denn die Mitarbeiter Schwabs und auch die Aschenverkäufer<br />
versuchten trotz Verbots immer wieder die Asche<br />
anderwärts im Schwarzhandel zu höheren Preisen zu verkaufen.<br />
Auf Schwabs diesbezügliche Beschwerde bei der<br />
fürstlichen Regierung erließ diese unter dem 15. Dezember<br />
1752 unter Androhung strengster Strafe ein Verbot, Asche<br />
außer des Landes zu verkaufen. Doch kam es trotzdem immer<br />
wieder zu verbotswidrigen Handlungen. 1769 kam es<br />
zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Aschensammler<br />
und Pottaschensieder Franz Falkner von Veringen und Philipp<br />
Schwab. Erste er hatte ihm das Pottaschensieden aufgekündigt.<br />
Er wollte die Asche auswärts aufkaufen und auf<br />
eigene Rechnung Pottasche sieden. Dies wurde Falkner verboten.<br />
Auch wurde er aufgefordert, wenigstens bis Georgi<br />
1770 den Kläger Philipp Schwab zu unterstützen, die Pottasche<br />
akkordgemäß getreulich abzuliefern und auch nicht<br />
das mindeste davon bei Vermeidung schwerer Strafe auswärts<br />
zu verkaufen.<br />
1771 beklagte sich Schwab über den Sigmaringer Bürger<br />
Leonhard Henne, der die Pottasche nach dem getroffenen<br />
Akkord zu sieden und zu liefern weigern wollte. Ihm wurde<br />
bedeutet, daß er Schwab die Pottasche auch weiterhin zu<br />
liefern habe und auch keine Pottasche auswärts verkaufen<br />
dürfe, andernfalls es Schwab freistehe, einen andern anständigen<br />
„Bodaschensieder" anzustellen.<br />
1772 kam es am 16. Juni an dem zu Ebingen abgehaltenen<br />
Jahrmarkt wieder zu Zwistigkeiten zwischen Franz Falkner<br />
- Veringenstadt und Philipp Schwab. Ersterer bot Schwab<br />
die in der Grafschaft Veringen gesammelte Asche zum Kaufe<br />
an, das Viertel zu 4 Kr. nebst 1 Kr. Sammelgeld. Schultheiß<br />
Schwab bezahlte die Asche sofort mit 5 fl, was einer Aschenmenge<br />
von 60 Viertel oder 15 Zentnern entsprach.<br />
Bei dieser Gelegenheit bedeutete Schutheiß Schwab dem<br />
Franz Falkner, daß er nun schon über 20 Jahre den Bestand<br />
der Aschensammlung habe und er ihm daher auch die Asche<br />
zu liefern verpflichtet sei. Falkner entgegnete, daß ihm vom<br />
Gericht und Rat zu Veringenstadt die Aschensammlung erlaubt<br />
worden sei und ihm daher die gnädigste Herrschaft,<br />
noch deren Regierung etwas zu befehlen habe.<br />
Philipp Schwab setzte noch bei, daß Falkner verschiedene<br />
Schleichwege benütze, um die Asche außerhalb des Fürstentums<br />
zu verkaufen und sie so dem einheimischen Beständer<br />
zu entziehen. Falkner bestritt auch nicht, daß er die Asche<br />
in Ebingen verkaufe, nur den Ausspruch, daß er gesagt habe,<br />
die gnädigste Herrschaft und die fürstliche Regierung habe<br />
ihm nichts zu befehlen, wollte er dahin deuten, daß er mit<br />
diesen Worten nur den Schultheißen Schwab gemeint habe.<br />
Schwab rief nun das Gericht an und machte verschiedene<br />
Zeugen namhaft. Die Gerichtsverhandlung verzögerte sich<br />
aber, und am 9. Januar 1773 erinnerte Schwab und bat um<br />
endliche Entscheidung und Entschädigung für den ihm durch<br />
Falkner zugefügten Schaden. Der Erfolg dieser Klage konnte<br />
nicht festgestellt werden.<br />
1782 erfolgte neue Klage Schwabs als Aschenbeständer<br />
gegen die Witwe des Philipp Mauz, die von Schwab als<br />
Aschensammlerin aufgestellt war und den Ziegler Niklas<br />
Hirschritter, beide von Harthausen a. d. Sch., weil sie ihre<br />
Asche dem Straßberger Aschensammler Hans Jerg verkauft<br />
hatten, obwohl in der Gemeinde Harthausen schon wiederholt<br />
der Befehl ausgegeben worden war, daß das Ascheverkaufen<br />
an auswärtige Aufkäufer verboten sei. Die Witwe<br />
Mauz wurde um IV2 Pfund, Hirschritter um 1 Pfund Pfennige<br />
bestraft.<br />
Schultheiß Johann Philipp Schwab in Laiz betrieb die<br />
Aschensammlung und das Pottaschensieden bis zu seinem<br />
Tode am 2. Februar 1789. In seinem Hinterlassenschafts-<br />
Verzeichnis werden unter den Eisenwaren vier große eiserne<br />
Platten aus der „Bodaschenhütte" erwähnt. Eine Platte wog<br />
3 Ztr., zwei je IV2 Ztr. und eine 1 Ztr. Als Wert wurde das<br />
Pfund Eisen mit 2 Kr. angegeben, so daß diese Eisenplatten<br />
zusammen 23 fl 20 Kr. galten. Diese eisernen Platten dienten<br />
als Feuerunterlage. Darüber hingen an eisernen Stangen<br />
und Ketten die Siedekessel. Der Holzverbrauch bei der Feuerung<br />
beim Sieden und Läutern der Asche war enorm. Die<br />
verbleibende Asche wurde ebenfalls zur Pottaschenbereitung<br />
verwendet. Als Liefergeschirre für Asche dienten ältere<br />
Wein-, Bier- und Branntweinfässer, sowie Kisten und Säcke.<br />
Zum Verkauf wurde die reine Pottasche in saubere neue<br />
Fässer verpackt.<br />
Die Pottaschenhütte stand im Laizer Unterdorf.<br />
Der ganz genaue Standplatz konnte bis jetzt trotz wiederholter<br />
Nachforschungen nicht ermittelt werden. Als im Jahre<br />
1811 ein Waschhaus gebaut werden sollte, heißt es in einer<br />
Anordnung des Oberamts nur, daß das Waschhaus entweder<br />
hinter der Pottaschenhütte oder bei des Michael Scheirer<br />
Haus aufgestellt werden solle. Da im Unterdorf Laiz mehrere<br />
Waschhäuser stehen und des Scheirer Haus längst abgebrochen<br />
ist, konnten keine näheren Anhaltspunkte gefunden<br />
werden.<br />
Auf Johann Philipp Schwab folgte dessen Sohn Josef<br />
Anton Schwab als Schultheiß, Adlerwirt und Inhaber der<br />
Pottaschensiederei. Ihm war allerdings nur eine kurze Wirkungszeit<br />
vergönnt, da er bereits am 23. Juli 1795 starb.<br />
Nach seinem Tode erfolgte mit den Aschensammlern und<br />
Pottaschensiedern eine Bestandsaufnahme und Abrechnung.<br />
Dabei erfahren wir, was für die Asche bezahlt und wohin<br />
die Pottasche verkauft wurde. Die Abrechnungen geben ein<br />
Bild über die Arbeit, den Umfang, die damaligen Löhne<br />
bei der Pottaschenbereitung und deren Verkauf. Die Abrechnung<br />
mit den Aschensammlern wurde von dem beauftragten<br />
Aschensammler und Pottaschensieder Peter Fischer von Sigmaringendorf<br />
vorgenommen.