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Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Jahrgang'*! 960 HOHENZOL L'E R I SCHE HEIMAT 63<br />

buster Gesundheit es vielleicht so weit bringen können, daß er eine<br />

Wand auftragen und bemalen kann. Mit jeder neuen Mauerarbeit<br />

treten neue Rätsel, abhängend von Material und Wetter auf, welche<br />

die Erfahrungen ändern und erweitern. Welcher Maler kann noch<br />

den Kalk beurteilen oder weiß etwas über seine Behandlung, bis er<br />

zum Freskomörtel das erforderliche Alter hat? Oder von der individuellen<br />

Zubereitung, Auftrocknung, Lichtstärke, Mischungsmöglichkeit<br />

jeder einzelnen Farbe, der beschränkten Palette, von der erforderlichen,<br />

pedantischen Reinlichkeit, der delikaten Behandlung<br />

der Pinsel? In weitem Bogen gehen die Maler an Fresko vorbei. . .<br />

Man malt Bilder im Atelier auf Leinwand oder Schiefertafel und<br />

klebt sie als Ersatz für Fresko auf die Mauer. Im Atelier kann<br />

man morgens anfangen, ändern, pausieren, kann dazwischen ins<br />

Kaffeehaus gehen und seine Hände pflegen. Der Freskomaler aber<br />

muß beim Tagesgrauen beginnen und sein Pensum an einem Stück<br />

durchmalen. Er kann niemals korrigieren und er bekommt vom<br />

Kalk rauhe Hände. Wer diese schwierigste Technik bezwingt, legt<br />

schon durch seinen Ernst auch ethische Werte mit ins Werk . . . "<br />

(Werkblatt der Kunst 17. 6. 18.)<br />

. . . Wer mit kostbaren Steinen baut, kann schon mit edler Materie<br />

hohe Wirkung erreichen und mit ornamentaler oder figürlicher Belebung<br />

der Bauform haushalten. Er kann körnen, schleifen, polieren.<br />

Er kann seine Korn- und Farbwerte beliebig erhöhen oder<br />

schwächen, erreicht immer den Ausdruck hoher Solidität, die mit<br />

Bindung harmonischer Gliederung der Bauteile eine wohltuende<br />

Totalität ergibt, die das Kunstwerk bestimmt. In unserem sonnenarmen<br />

Lande aber muß man dem Stein künstliche Sonne geben,<br />

indem man ihn ornamental oder mit Figurenschmuck durchgeistigt.<br />

Ach, wie erkannten und verstanden diese Durchgeistigung unsere<br />

Gotiker ..." (Das heilige Feuer, März 1920.)<br />

„Die Andacht im Kunstwerk von ehedem war vor dem Verstände<br />

nicht mehr sicher, denn die Pflicht siegte. Die einst von den Künstlern<br />

so mächtig erfaßte Liebe, die ihr ganzes Selbst in den Dienst<br />

des Volksganzen warf, legte sich auf die Materie und nur noch<br />

diesseitsbekraftet, entfloh der Kunst die Befruchtung vom Himmel.<br />

Der Rauhreif des berechnenden Verstandes senkte sich über das<br />

Volk, Tugend und Ideale erstarrten. Freude an Macht und Wohlstand,<br />

am Glitzern zog über die Gesamtheit, in die Gemeinden, die<br />

Häuser und Einzelmenschen und leider auch in die Gotteshäuser<br />

hinein und ernüchterte alle ..." (Oberrhein. Pastoralblatt 15. 9. 19.)<br />

Wer vermöchte die logische Notwendigkeit der Barockkuppel<br />

zu begründen? Diese eingekeilte Halbkugel wächst nicht immer aus<br />

ihrem sie tragenden Unterbau heraus wie die Blume aus ihrem<br />

Schaft, wie der gotische Turm aus seinem Fundamente organisch<br />

und sich entmaterialisierend löst. In ihrer wuchtig gigantischen<br />

Größe bleibt diese Kuppel immer nur das zerschnittene Kuppelsymbol<br />

der Ewigkeit und ihre Linie bedeutet trotz ihrer aufgesetzten<br />

Laterne, über die das Auge nach dem anderen Ende des<br />

Halbbogens hinweggleitet, ein Vertikalverzicht. Diesen Verzicht<br />

starker Senkrechten gleichen allerdings in Italien, dem Heimatlande<br />

der Renaissance, die machtvollen Campanilen, die neben den kirchlichen<br />

Bauwerken dieser Perioden stehen, — wieder aus, oder aber<br />

es sind neben profane Architekturgebilde überaus kräftig in die Höhe<br />

akzentuierende dunkle Zypressengruppen angepflanzt. Der Italiener<br />

empfand die Notwendigkeit, neben die Architektur starke Vertikalkräfte<br />

ins Bild zu bringen. Derartige Hilfsmittel aber hat die<br />

deutsche Renaissance und ihre Ausläufer nicht, ihre Kirchtürme<br />

verwoben sich in die Baufassade — dominierten nicht als Vertikale<br />

..." (Deis heilige Feuer, August 1923.)<br />

Als in den beiden Weltkriegen gute Seife nur schwer<br />

oder gar nicht mehr zu bekommen war, wandten unsere<br />

Hausfrauen vielfach jenes alte Waschverfahren an, das schon<br />

unsere Urahnen seit Jahrhunderter geübt hatten. Sie wuschen<br />

in Aschen-Lauge. Über eine Gelte oder einen Zuber<br />

wurden zwei Hölzer gelegt, darauf ein Korb oder Behälter<br />

aus Latten gestellt und mit einem alten Stück Leinwand,<br />

dem „Aschentuch", ausgeschlagen. Wenn der Korb oder Behälter<br />

mit Holzasche gefüllt war, wurde heißes Wasser<br />

darüber gegossen. In der nächsten Stunde wurde die Asche<br />

ausgelaugt, d. h. die wasserlöslichen Stoffe lösten sich auf<br />

und tropften in die unterstellte Helte, während die unlöslichen<br />

Bestandteile im Aschentuch zurückgehalten wurden.<br />

Die so gewonnene Flüssigkeit, die Aschenlauge, benützten die<br />

Frauen dann verdünnt zum Waschen der schmutzigen Wäsche<br />

und auch zum Reinigen der Fußböden. Der Aschenrückstand<br />

diente als Dünger.<br />

Die Pflanzen nehmen aus dem Boden als Nahrungsstoffe<br />

Salze auf. Diese werden beim Verbrennen der Pflanzen-<br />

Die Pottaschengewinnung<br />

Ein abgegangener Gewerbebetrieb in Laiz<br />

Monumentalkunst ist nicht die Vergrößerung von Tafelbildern.<br />

Sie ist der Ausdruck eines ernst empfindenden, arciiitektoniscti<br />

konstruktiv fühlenden Künstlers, der aus vielfachen, differenzierten<br />

Erscheinungen der Naturfülle, die große, die typische Erfassung der<br />

Form, Linie und Farbe in ihrem seelischen Inhalte zu erfassen und<br />

zu durchgeistigen vermag ..." (Das heilige Feuer, Dezember 1918.)<br />

Der Deutsche ist der Mensch, der in seiner kargen Landschaft,<br />

unter so selten sich vollglühend zeigender Sonne kämpfen muß.<br />

Deshalb fragt er, warum muß gerade ich dies alles so qualvoll abringen,<br />

das Leben durch Mühe an Mühe binden und mit leidender<br />

Seele über die düsteren Winternächte nordischer Erde ziehen? Und<br />

wenn dann Tränen über sein leiblich Auge rollen, öffnen sich seine<br />

geistigen und finden das Land der Seele, jener großen gemütstiefen<br />

Welt, die ihm transzendente Werte öffnet, unermeßliche Tiefe, die<br />

über alles Sterben hinweg, Geschlecht nach Geschlecht befruchten . . "<br />

(Das heilige Feuer, August 24.)<br />

Unsere Ermüdung in dieser Schicksalszeit weist uns hoffnungsvoll<br />

mehr denn je an den Gekreuzigten hinauf. So wie er erlöst<br />

von seiner Qual am Marterholz hängt, so ersehnen auch wir der<br />

Diesseitspein — Erlösung. Doch immer wieder überfüllt uns dieselbe<br />

Mutlosigkeit — wir wollen diese Entpeinigung ohne Eigenopfer<br />

von Gott fordern, als ob wir ein verbrieftes Anrecht auf ein<br />

opferloses Leben in der Tasche hätten ..." (Das hl. Feuer, Aug. 21.)<br />

Wach auf aus Deiner Verweichlichung, du Land und Heimat<br />

eines Gottsuchers Seuse, eines Abrahams a Santa Clara, du einst<br />

so herrlich blühendes deutsches Land, das einen Lochner, Erwin<br />

von Steinbach, einen Dürer und einen Grünewald hervorzubringen<br />

vermochte: Geistesgrößen, die einstmals deine Dome und deine<br />

Kirchen so tiefsinnig und minnevoll ausdichteten und ausmalten und<br />

dir in unsterblichen Meisterwerken, die uns immerdar Vorbild<br />

bleiben werden, und uns so hohe Würde verliehen haben ..." (Das<br />

heilige Feuer, Juni 1919.)<br />

Die Gnadenmittel unserer herrlichen Kirche, die Völkerwerden<br />

und -vergehen überdauert, nicht zeitlich gebunden, aber der<br />

Zeit dienend, ihre göttliche Mission immerdar erfüllt, gibt uns die<br />

Kraft. Nur wer innerlich ihre Sendung erfaßt, wird auch den Ernst<br />

mitbekommen, im Zeitgeiste ihr dienen zu können! Der schöpferisch<br />

begabte Künstler könnte ja nicht anders als „modern" in gesittetem<br />

Sinne wirken, wie tiefgläubige Künstler unserer Voreltern<br />

ja stetsfort im Geiste ihrer Zeit die Menschen beglückten. Jedoch,<br />

wer, von dem Glänze der Kirche nur angeschwärmt und eingelullt,<br />

in ihr sich pendeln läßt, als Selbstdeckung seiner Schwäche stets<br />

ein frommes Sprüchlein auf der Zunge führt, unter ihrem schützenden<br />

Dache sich finanziell zu bereichern strebt, der wird zur Verherrlichung<br />

ihres Ewigkeitsmaßes nichts beitragen. Wer aber mit<br />

hungernder Seele ihr verwachsen ist, in ihrem göttlichen Odem<br />

lebt, glüht, zittert, schafft, der muß mit subjektiven Ausdrucksmitteln<br />

und in objektiver Hingabe ihr dienen, wie die Zeit es<br />

fordert ..." (Das heilige Feuer, Dezember 1919.)<br />

Bantles Worte sind heute noch an uns gerichtet: „Die Wissenden<br />

ohne Seele segnet Gott nicht. Kunst ist „Gottvereinigtsein, Bitten<br />

und Beten, Empfangen und Nachstammln, Freude in Gott, Mitleid<br />

mit hungernden Brüdern und armen Schwestern, ist restloses Geben<br />

aus übervollem Herzen."<br />

So strömt seine Kraft als bleibendes Vermächtnis in uns.<br />

W. Schneider-Schwär tzel.<br />

substanz, also des Holzes, in kohlensaure Salze, oder wie<br />

der Chemiker sagt, in Karbonate umgewandelt. Solche Bestandteile<br />

sind vor allem kohlensaures Kali und Natron, die<br />

heute noch im Soda vorhanden sind. Sie werden jedoch heute<br />

nicht mehr aus Holzasche gewonnen, sondern aus Kalilagern,<br />

die bekanntlich in Deutschland reichlich vorhanden sind.<br />

Früher wurde die gesammelte Holzasche in sogenannten<br />

Pottaschensiedereien in großen eisernen Kesseln oder Potten<br />

gesotten, gesiebt und durch Tücher filtriert. Diese so einigermaßen<br />

von den Aschenrückständen gereinigte Lauge wurde<br />

dann in andern Kesseln weiter erhitzt, bis eine trockene<br />

Masse zurückblieb. Es entstand gebrannte oder kalzinierte<br />

Pottasche. Diese war aber verunreinigt und mußte noch geläutert<br />

werden. Durch weiteres Erhitzen wurden die verunreinigenden<br />

organischen Substanzen verbrannt oder schieden<br />

sich beim Behandeln mit wenig Wasser und neuem<br />

Erhitzen aus der konzentrierten Lösung beim Abkühlen aus.<br />

Nach diesem Läuterungsvorgang hatte man ein weißkörniges<br />

Pulver gewonnen, das sich leicht und reichlich im Wasser

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