Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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60 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lSfifl DAS HAIGERLOCHER ROSENKRANZBILD in der Schloßkirche DAS RANGENDINGER ROSENKRANZBILD in der ehemaligen stellt mit seiner Komposition eine himmlische und irdische Zone, Klosterkirche schenkte uns F. C. Lederer 1754. Es bildet mit der mit seiner Bewegtheit und farblichen Gestaltung ein Kunstwerk virtuos geschnitzten Umrahmung eine eindrucksvolle Komposition, dar, das uns Hofmaler Meinrad von Aw schenkte. DIE ROSENKRANZGRUPPE in der Pfarrkirche in Gruol, welche erst in unserer Zeit Aufstellung fand, ist ein beglückender Beweis für die Fortführung einer segensreichen und gläubigen Tradition. Fotos: J. Schneider KIRCHBERG war schon seit dem 12. Jahrhundert eine Niederlassung der Dominikanerinnen und Hauskloster der Grafen von Hohenberg. Auf dem Hochaltar sehen wir von Säulenpaaren flankiert, ebenfalls ein altes Rosenkranzbild, das wohl bei der Barockisierung der Kirche, die bekanntlich ursprünglich eine Bauanlage der Hochgotik war, angebracht wurde.

Jahrgang i960 HOHENZO :IJERISCHE HEIMAT 61 wegzudenken. Wegen seiner Schlichtheit wurde er volkstümlich, wegen seiner beschaulichen Kraft zu einer wertvollen Gebetsschule und nicht zuletzt zu einem Gebet in Notzeiten. In unserer engeren Heimat fand er seine besondere Pflege in der Tiefe der klösterlichen Frömmigkeit, welche die Klöster Kirchberg, Gruol, Binsdorf, Stetten bei Hech. und Rangendingen auszeichnete, und er fand eine starke Förderung durch die im 15. Jahrhundert entstandenen Rosenkranzbruderschaften, die auch im Raum Haigerloch- Dettingen eine starke religiöse Bewegung darstellten und vor allem an den Marienfeiertagen mit Prozessionen an die Oeffentlichkeit traten, wie überhaupt dann auch die Barockzeit mehr als andere Epochen die ihrem Wesen eigentümliche Religiosität durch viele Wallfahrten und Prozessionen sichtbar zu machen verstand. Dabei wurden Muttergottesstatuen mitgetragen sowie die damaligen heute noch vielfach erhaltenen Vortragsstäbchen mit Medaillons der fünfzehn Geheimnisse. Rosenkranzbruderschaften gab und gibt es teilweise heute noch in Haigerloch, Gruol, Höfendorf, Heiligenzimmern, Empfingen, Glatt und Dießen, die Bruderschaft „Lebendiger Rosenkranz" in Weildorf, Fischingen und Dettensee. In Betra und Höfendorf gingen diese Bruderschaften ein, wie überhaupt die Aufklärungszeit des 19. Jahrhunderts die nach dem Dreißigjährigen Krieg stark aufgelebten Bruderschaften vor harte Bewährungsproben stellte. Mehrere fielen den von Konstanz ausgehenden Reformen zum Opfer. Daß manche die Zeit noch überdauerten, spricht für den religiösen Eifer und Sinn unserer Vorfahren. Eine Anzahl Bruderschaften verfügte auch über namhafte Pfründen, wie Lehrer Pfeffer von der Weilheimer Bruderschaft zu berichten weiß. Sogar in unserer Zeit ist der Rosenkranzgedanke neu belebt worden. Das zeigt uns eine um 1900 in der Pfarrkirche in Gruol aufgestellte Rosenkranzgruppe und die Gründung einer Bruderschaft in Bad Imnau im vergangenen Jahr, wo über 50 Personen beitraten. Papst Pius XII. hat auch während seines Pontifikates den Rosenkranz wieder stark empfohlen. Interessant ist auch die Entwicklung des Rosenkranzes als Gebrauchsgegenstand. Kannte man früher schon die Zählschnüre, so hat später der fromme Sinn vor allem auch des Handwerks kostbare Rosenkränze z. T. aus wertvollem Material entstehen lassen. Man kannte Rosenkränze aus Zedernholz, Granitstein und Perlmutter, ja sogar aus Gold und Silber, reich verziert mit Hüllen und Kreuzen aus feinster Filigranarbeit. Der Rosenkranz, der heute noch den Menschen bis zum Totenbett begleitet und bei vielen Männer- u. Frauenorden einen Teil des Ordenskleides bildet, war neben seiner Bedeutung als Gebrauchsgegenstand auch ein Schaustück, das die festliche Kirchentracht früherer Zeiten wirksam unterstützte. Wertvolle Andachtsbilder im Raum Haigerloch In unserer engeren Heimat findet sich noch eine Anzahl z. T. bedeutender Rosenkranzaltäre und Bilder, die Anteil haben an der Schönheit barocker Kunst und aus denen noch der Hochgesang jener gläubigen Zeit erklingt. Alle Bilder haben einen Bildaufbau, eine Aussage: Die Gottesmutter übergibt Dominikus den Rosenkranz. Was diese Bilder darstellen, ist als Sinnbild zu verstehen. Durch Gnadeneinsprechung hat die Gottesmutter Dominikus zu dieser Art des Gebets geführt. Durch diese Form der Marienverehrung soll der alte Glaube an die Gottheit Christi lebendig erhalten werden. Engel reichen den Rosenkranz weiter zur Erde, der er als Gebet empfohlen wird. Mit im Bild ist Katharina von Siena, die größte Heilige des Dominikanerinnerordens, der geistigen Großmacht des 14. Jahrhunderts. Die brennende Fackel auf den Bildern in Haigerloch, Rangendingen und Kirchberg ist das Symbol für die Irrlehren der Waldenser und Albigenser, welche damals die Welt bedrohten, aber durch das Wirken und Beten von Dominikus erfolgreich überwunden wurden. In Pfarreien ohne ausgesprochene Rosenkranzaltäre bildet gewöhnlich der Marienaltar den Mittelpunkt der Verehrung. Der Rosenkranzmonat möge uns Anlaß sein, einmal wieder über die Weite und Tiefe dieser Andachtsform nachzudenken, mit der auch soviel heimatliches religiöses Brauchtum verbunden ist. Dem Freskomaler Hermann Anton Bantle zum Gedächtnis Am 27. Juli dieses Jahres waren es 30 Jahre, daß Hermann Anton Bantle aus diesem Leben schied. Johannes Mumbauer, der Pfarrer von Piesport an der Mosel, der anerkannte Kunstkenner, der unbestechliche und gefürchtete Kunstkritiker seiner Zeit, schrieb damals im „Heiligen Feuer": „Hermann Anton Bantle der letzte Freskomaler. — Mag sein, daß mein Titel nicht wörtlich stimmt — aber eine gewisse Monumentalmalerei und vielleicht die echteste, ist mit ihm zu Ende gegangen . . . Jetzt sprechen nur noch seine Werke zu uns, und ich denke, sie werden einmal laut genug reden." — Sein Geburtsort war Straßberg in Hohenzollern. Er war das zweite von sechs Kindern des Schreiners Josef Anton Bantle und seiner Ehefrau Theresia, geb. Schilling. Die Kunstneigung des begabten Knaben zeigte sich früh. Sie war Erbteil vom Großvater Josef Schilling, Maler und Bildhauer, in enger beruflicher und persönlicher Beziehung zur Abtei Beuron und deren Gründerin, der Fürstin Katharina von Hohenzollern. Der Großvater gab dem Enkel den ersten Zeichenunterricht. Die Tante Kreszentia Schilling, in Vertrauensstellung bei der Fürstin Katharina, nahm den i3jährigen Neffen zum ersten Mal mit nach Beuron. Wie entzündete sich sein junges Herz, als er die Mauruskapelle erlebte! „Ich bekam einen alles Maß übersteigenden Eindruck. In leuchtender Pracht standen die Malereien, nein —• was sage ich — die farbige Architektur vor meinen staunenden Augen. Konnten denn Menschen so etwas schaffen? War das kein Gebilde von Engelshänden? Die weiße Madonna im Giebelfeld mit ihrem eindringlichen Mutterauge, in dem alles Wissen und alle Milde ruht, zog mich aus mir selbst in überirdische Welten. Einen beseligenderen Eindruck hat seitdem nichts mehr in mir erwirkt." Die Hand Gottes hatte ihn berührt. Er empfing die Berufung und den Auftrag, mit all seinen seelischen, geistigen und körperlichen Kräften im Dienste des Höchsten zu stehen. Ein dornenvoller Weg lag vor ihm. Unter den größten Opfern der lieben Mutter — der Vater war früh gestorben — besuchte Hermann Anton die städtische Zeichenschule in Ebingen unter Professor Ziegler mit Auszeichnung. Dann führte ihn die Sehnsucht zu Pater Desiderius Lenz, dem Begründer der Beuroner Kunstschule. Dort spürte er „den absoluten Bau der Kompositionen und ihre Raumgliederung, die zarte Lyrik der Feierlichkeit seiner Farben, die seelische Innerlichkeit und Grundhaltung seiner Gestalten." Ein Jahr in St. Gabriel, Prag, folgte. Aber die Arbeit befriedigte den Oblaten nicht. Die Beuroner Kunstrichtung schien ihm begrenzt. Sein Standpunkt war freier. Er wollte „im Formalen die Möglichkeit der individuellen (nicht subjektivistischen) Entwicklung bestehen lassen." Ueber dem Malen in Eitempera schwebte ihm die Königin der monumentalen Wandmalerei, die Freskotechnik vor. Das Malen auf nassen Kalk wollte er lernen. Innerlich bedrängt, verließ er Beuron. Er siedelte studienhalber nach München in das ihm lebenslänglich verbliebene Atelier in der Theresienstraße 75 über. Von dort zog es ihn nach der Geburtsstätte des Fresko, nach Italien, Rom. Viermal fuhr er über die Alpen. Sieben Jahre des Darbens, aber der inneren Beglückung verbrachte er dort. Johannes Mumbauer besuchte ihn oft: „In seinem Studio in der Via Margutta waren die Wände bedeckt mit Entwürfen aller Art. Dort hatte er auch sein Modell für seinen berühmten Christuskopf gefunden, einen jungen, blondhaarigen Friesen, der auch das Entzücken des Rembrandtdeutschen gewesen wäre." Er rang um seinen eigenen, monumentalen Stil. Es gelang ihm. Er kehrte in seine Heimat zurück. Die Restaurierung und Ergänzung der Wandfresken in der Haigerlocher Schloßkirche waren schon 1907 fertiggestellt. Altarblätter in der Pfarrkirche in Mittelbexbach/Saar, der Kreuzweg in Dhron a d. M., Wandfresken im Wilhelmsstift in Tübingen, Ausmalung und Kreuzwegbilder in Oeflingen b. Säckingen, farbige Einstimmung der Kirche in Dunningen b. Rottweil und Stationen al Fresko, Ausmalung der Kirche in Hinwil (Schweiz), Wandfresken in Friedrichshafen, Lautlingen, Kaiseringen, Chorapside in Freiburg „Maria-Hilf", Chorapside und Wandfresken in „Herz-Jesu" in Stuttgart-Gaisburg, Dekoration und Bemaiung der Stadtpfarrkirche in Ebingen, vier Kreuzwegbilder in Köln „Herz-Jesu" folgten. Aber auf

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DAS HAIGERLOCHER ROSENKRANZBILD in der Schloßkirche DAS RANGENDINGER ROSENKRANZBILD in der ehemaligen<br />

stellt mit seiner Komposition eine himmlische und irdische Zone, Klosterkirche schenkte uns F. C. Lederer 1754. Es bildet mit der<br />

mit seiner Bewegtheit und farblichen Gestaltung ein Kunstwerk virtuos geschnitzten Umrahmung eine eindrucksvolle Komposition,<br />

dar, das uns Hofmaler Meinrad von Aw schenkte.<br />

DIE ROSENKRANZGRUPPE in der Pfarrkirche in Gruol, welche<br />

erst in unserer Zeit Aufstellung fand, ist ein beglückender Beweis<br />

für die Fortführung einer segensreichen und gläubigen Tradition.<br />

Fotos: J. Schneider<br />

KIRCHBERG war schon seit dem 12. Jahrhundert eine Niederlassung<br />

der Dominikanerinnen und Hauskloster der Grafen von<br />

Hohenberg. Auf dem Hochaltar sehen wir von Säulenpaaren<br />

flankiert, ebenfalls ein altes Rosenkranzbild, das wohl bei der<br />

Barockisierung der Kirche, die bekanntlich ursprünglich eine Bauanlage<br />

der Hochgotik war, angebracht wurde.

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