Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahrgang i960 HOHENZOIiLEHISCHS HEIMAT 53<br />
mit allen zum Gottesdienst nötigen Paramenten versehen.<br />
Unter der Urkunde sieht man das aufgedrückte große Stadtsiegel<br />
und eine kleine Ringpettschaft (Mann mit Spazierstock<br />
(?), um den sich eine Schlange (?) windet.<br />
Am gleichen Tage schrieben der Schultheiß, die Burgermeister<br />
und gesamte Bürgerschaft der Stadt an den Generalvikar<br />
nach Konstanz: Sie hätten mit Zustimmung der Obrigkeit<br />
die besagte Feldkapelle mit allem Nötigen ausgestattet,<br />
damit „unsere einige Jahre her von dem Hochgewitter<br />
leider sehr hart getroffenen Felder durch die<br />
starke Fürbitte der erwähnten Patrone vor dergleichen hoch-<br />
empfindlichen und die äußerste Armut nach sich ziehenden<br />
Schäden künftig bewahrt werden möchten." Sie bitten um<br />
Erlaubnis, den in der Pfarrkirche vorhandenen Tragaltar in<br />
der Kapelle zum Gottesdienst benützen zu dürfen. Der Generalvikar<br />
erlaubte dies für drei Jahre, jedoch nur außerhalb<br />
der Tage, die zur Ehre Gottes gefeiert wurden, am 19.<br />
August 1713. (Ordinariatsregistratur Freiburg: Gammertingen,<br />
Seelsorge).<br />
Im Pfarrarchiv Gammertingen ist aus dem Jahre 1675 eine<br />
Kostenaufstellung für die Auferbauung der Schollenkapelle.<br />
Kraus.<br />
Burladingen und das Killertal vor 60 Jahren<br />
Im Jahre 1899 hat Professor Eugen Nägele-Tüblngen eine<br />
Wanderung durchs Killertal auf die Alb gemacht und diese<br />
dann in den von ihm redigierten „Blättern des Schwäbischen<br />
Albvereins" 1900, S. 49—55 und 1901, S. 1—8 geschildert. Der<br />
Bericht ist nach Verfluß von zwei Menschenaltern noch<br />
lesenswert. Notwendige Anmerkungen setzen wir hier in<br />
Klammern:<br />
Burladingen liegt an einem interessanten, bedeutenden<br />
Albpaß. Etwa 1 km westlich befindet sich die Wasserscheide,<br />
737 m. Dort gehen einerseits die Wasser, wie die des Neubrunnens,<br />
westlich zur Starzel, deren Teil zwischen Hausen<br />
und Hechingen nach dem in der Mitte gelegenen Oertchen<br />
Killer (Kilchwiller) Killertal genannt wird, anderseits die<br />
Fehla, in deren Tal Burladingen liegt, östlich zur Lauchert<br />
und Donau. (Nägele wußte also noch nichts von dem greulichen<br />
Unsinn unserer neueren Karten, die im Weilertal ob<br />
Hausen einen Bach Killer verzeichnen! (Albvereinsblätter<br />
1955, S. 28).<br />
Bis Burladingen wird eben die Bahn durchs Killertal<br />
von Hechingen her (16 km) gebaut, der Anfang eines<br />
hohenzollerischen Bahnnetzes, das nicht ohne nachhaltige<br />
Folgen sein wird. Der Bahnhof kommt etwa zwischen Dorf<br />
und den links draußen sichtbar werdenden Friedhof zu stehen.<br />
Darüber erhebt sich die Kuppe der aussichtsreichen<br />
Hohen Wacht, 893 m. (N. schrieb irrig 907 m.) Auf dem<br />
beigegebenen Foto von Fotograph Mayer in Burladingen<br />
ist irrig das Lindenhörnle 897,9 m als Hohe Wacht bezeichnet.<br />
Das Bild ist oben am Waldrand ob der Nebenstaig aufgenommen<br />
und zeigt genau auf die (alte) Kirche. Im Vordergrund<br />
sieht man eine weißgekleidete Frau neben einem<br />
Tännchen, dann folgt überm Brühl und Wasen gleich der<br />
Bogen der Straße „Im Wasen", links ist gerade noch der<br />
Anfang des Ringinger Sträßles zu sehen, nördlich der Hauptstraße<br />
sucht man vergebens die spätere Bahnhof- und Bie-<br />
nerstraße. Der Friedhof ist tatsächlich weit im Feld draußen!<br />
Zur Hohen Wacht und den Falkenburgen vergl. Albvereins-<br />
Blätter 1933, S. 12—13.<br />
Es ist ein freundliches und großes Dorf (1880 mit 1846<br />
Einwohnern) mit Industrie und Landwirtschaft, mit Arzt und<br />
Apotheke, mit zweimaligem Postverkehr und einem guten<br />
Gasthof, dem Reichsadler (gegenüber dem Rathaus). Prächtige<br />
Berge und schöne Wälder umgeben das Dorf, dessen<br />
Baumgärten sich gegen das Ackerland angenehm abheben.<br />
Auch hochinteressante Altertümer finden sich hier. Doch<br />
von diesen und auch anderen Herrlichkeiten später! Ist die<br />
Bahn eröffnet, so wird die ganze Umgebung rasch „erschlossen"<br />
werden und manche der bisher seltener gewagten Wanderungen<br />
hinüber nach Bitz und Ebingen, nach Onstmettingen<br />
oder am Trauf hin zum Zeller Horn, ferner nach Ringingen,<br />
Salmendingen oder Stetten u. H., nach Neufra,<br />
Gammertingen und Veringen durchs Laucherttal häufiger<br />
ausgeführt werden.<br />
Machen wir heute einmal zu Fuß den Weg von Hechingen<br />
nach Burladingen. Der „Killertal" genannte Teil der Alb<br />
beginnt am Starzeltal inmitten der stark entwickelten<br />
Braunjura-Landschaft bei Hechingen nicht eben als ausgeprägtestes<br />
der Albtäler. Während diese sonst zwischen<br />
zwei scharfkantigen, steilwandigen Bergreihen schmal einschneiden<br />
und der Fluß innerhalb des Gebirges fast jede<br />
Erhebung beseitigt hat, ist hier zwischen der Trauf und<br />
dem Dreifürstenstein einerseits der (nicht gerade) hohe Neuberg<br />
stehen geblieben, dessen waldiger Rücken das Tal zu<br />
einem Zwillingstal macht, drüber der Reichenbach, hüben<br />
die Starzel. Andrerseits streckt sich am Fuß des Dreifürstenstein<br />
die Beurener Höhe mit dem Hechinger Stadtwald weit<br />
vor, nahe zu unserer Linken.<br />
Sommer im Vorland der Schwäbischen Alb. Weit schweift der Blick vom Kirchberg<br />
hinunter in Stur.zachtal, und hier öffnet sich dem Wanderer und Naturfreund ein Panorama<br />
unserer engeren Heimat mit der Kulisse der Schwäbischen Alb, wie man es<br />
selten irgendwo schöner sehen kann. Im Talgrund liegt Gruol, eingerahmt von den<br />
nahen Höhenzügen und Wäldern. Es ist sicher nicht verwunderlich, wenn hier oben<br />
auf dieser Landschaftskanzel einst die Grafen von Hohenberg ein Kloster gründeten.<br />
Kirchberg ist eine Begegnung von Natur und Glaube und hat bis heute eine Anziehungskraft<br />
beibehalten. Belebt wird die reizvolle Landschaft von den weidenden Schafherden.<br />
(Foto Josef Schneider.)