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Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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50 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lSfifl<br />

Aus der Geschichte des Klosters Habstal<br />

(Nach einem Auszug des bayer. Regierungsdirektor von<br />

Raiser in Augsburg, aus dem habstalischen Fundationsbuch,<br />

aus den Klosterurkunden zusammengetragen von P. Eusebius<br />

Reutmayer, Regularkanoniker s. Augustini in Waldsee,<br />

Beichtiger und Pfarrer zu Habstal 1681.)<br />

Das Kloster Habstal, dem Dominikanerorden zugehörig,<br />

hatte ursprünglich seinen Sitz in Mengen in dem jetzt<br />

sogenannten Amtshause. Noch heutzutage bezieht es Gefälle<br />

in Mengen. Die ersten Stiftungsurkunden zu Mengen sind verloren<br />

gegangen. Im Jahre 1259 hat Konrad von Bodman,<br />

welcher von dem Pfalzgrafen Hugo von Tübingen den Ort<br />

Habistal lehnbar besaß, solchen zur Vergabung an die Nonnen<br />

in Mengen dem Lehensherrn zurückgegeben, mit den<br />

Worten: „Seinem verehrungswerten Herrn Hugo von Gottes<br />

Gnaden Pfalzgraf von Tübingen versichert Conrad von Bodman<br />

in allem seine Ergebenheit. Werke sterblicher Menschen<br />

pflegen schriftlich niedergelegt zu werden, damit sie nicht<br />

vergessen werden. Daher beschließe ich, meine Besitzungen<br />

in „Habestal" mit allen Rechten und Zubehör, die ich bisher<br />

als Lehen von Eurer gütigen Gnade besaß, hiermit Euch<br />

bzw. in die Hand des Fraters Johannes von Ravensburg,<br />

Predigerordens hiermit frei zurückzugeben, damit die Priorin<br />

und der Konvent zu Mengen sie ohne Beunruhigung durch<br />

mich oder meine Erben besitzen können, zu meinem und<br />

Eurem und unserer Vorfahren Seelenheil!"<br />

Am Dienstag in der Bittwoche 1259 hat dann der genannte<br />

Pfalzgraf die Güter zu „Habestal" dem genannten Frater Johannes<br />

und dem Convent übergeben. Die Urkunde ist zu<br />

Altheim ausgestellt in Gegenwart des Fraters Johannes, seines<br />

Gefährten Konrad von Ueberlingen, des Kirchherrn Kraft<br />

von Altheim, des Herrn Marquard genannt Müller von Ihelingen,<br />

seines Bruders Werner, Wolfram Vogts von Altensteig<br />

und Eberhards, des Edlen von Jungingen. Vormittags<br />

9 Uhr."<br />

Im nämlichen Jahr 1259 hat Rudolf Graf zu Tübingen und<br />

Herr zu Scheer diese Stiftung seines Bruders bestätigt, und<br />

durch Urkunde von Weissenburg vom 16. Mai 1276 hat König<br />

Rudolf von Habsburg die Schenkung nochmal bekräftigt, wobei<br />

die Güter auf 20 Mark Silber geschätzt sind, und für frei<br />

eigen erklärt werden.<br />

Ehe die Nonnen zu Mengen nach Habstal übersiedelten,<br />

hat schon am 1. 6. 1257 der Bischof Eberhard von Konstanz<br />

ihnen die Regel des hl. Augustinus gegeben und sie in seinen<br />

Schutz aufgenommen. Der Ort heißt hier Vrie-Mengen d. h.<br />

Freies Mengen. Dieses letztere ist die Zweitälteste Urkunde<br />

des Klosters. Es war, wie aus folgendem hervorgeht, ohne<br />

Zweifel anfänglich eine gewöhnliche Beginen-Sammlung<br />

und erhielt hier durch den Bischof die klösterliche Form. Im<br />

Jahre 1254 hatte Graf Hugo von Montfort den Schwestern<br />

zu Mengen ein Gut zu Weckhofen (am Weg von Rosna nach<br />

Mengen) geschenkt und 1257 den Hof (curia) zu Mengen<br />

samt Zubehör ihnen zu eigen gegeben. 1283 haben die Herren<br />

der Stadt das Haus zu Mengen von aller Steuer, Anlage<br />

und Wacht befreit, und 2 Jahre drauf erteilte Herzog Rudolf<br />

in Schwaben dem Haus in Mengen besondere Privilegien, die<br />

Herzog Albrecht 1292 bestätigte.<br />

Das Stiftungsgut des Klosters in Habstal vermehrte sich<br />

allmählich durch Schenkungen und Käufe. Wir bemerken<br />

darunter folgende:<br />

1281 stiftete Graf Mangold von Nellenburg einen Hof und<br />

Gut zu Enzkofen, vor alters „das Gravengut" genannt,<br />

das die von Ramunk als Lehen besessen hatten. Dazu wurden<br />

später noch Güter da zugekauft.<br />

Ebenfalls 1281 verkauften Graf Mangold von Nellenburg<br />

und Heinrich von Magenbuch, wohl sein Vasall, zwei große<br />

Höfe in Jettkofen an Habstal. Die Güter hießen „Aufsitzen".<br />

Andere Grundstücke und die Mühle daselbst erwarb<br />

das Kloster 1371 und 1402.<br />

Im Jahre 1286 gab Albert von Ruolflngen ein seit uralter<br />

Zeit als Lehen besessenes Gut zu Herbertingen an<br />

den Grafen Heinrich von Veringen zurück, worauf dieser es<br />

um seiner und seiner Voreltern Seelenheil willen an Habstal<br />

stiftete. Die Uebergabe geschah zu Grüningen auf dem<br />

Kirchhof im Beisein vieler Grafen, Ritter und Edlen, die<br />

auf einer Hochzeit derer von Liebenstein zusammengekommen<br />

waren. Andere Güter daselbst wurden 1360 von Walter<br />

von Büren (Beuren), 1377 von Konrad Schorp zu Ochsenbach,<br />

1473 von Peter von Beuren zu Mengen an das Kloster teils<br />

gestiftet, teils verkauft. Zu Repperweiler wurde 1287<br />

ein Gut von dem Grafen Heinrich von Montfort, Herrn zu<br />

Scheer, gestiftet. Einen andern Hof daselbst erwarb das<br />

Kloster 1386 um 255 Pfd. Hlr. und wieder andere Güter<br />

1475 und 1508 vom Kloster Salem.<br />

Zu Völlkofen stiftete Johannes Gottsritter zu Pfullendorf,<br />

der eine Tochter im Kloster hatte, 1406 ein Bauerngut.<br />

Ein zweites Gut daselbst kaufte Frau Agnes Luitingerin<br />

von Meßkirch, Nonne zu Habstal, von Kunz von Landau mit<br />

Zustimmung des Grafen Hermann von Sulz. Nach ihrem Tod<br />

fiel es an den Konvent. Der erwähnte Gottsritter stiftete<br />

auch die Birkhaider Waldung ans Kloster. Gleichfalls zu<br />

Völlkofen besaß Menloch von Leinstetten den halben Großund<br />

Kleinzehnten als Nellenburger Lehen und verkaufte ihn<br />

mit lehensherrlicher Bewilligung 1401 um 465 Pfund Heller<br />

an Habstal. (Die andere Hälfte des Zehnten gehörte dem<br />

Spital in Mengen.)<br />

Zu Günzkofen kaufte das Kloster im Jahre 1415 ein<br />

Drittel des Groß- und Kleinzehnten von Frau Berta Ganserin<br />

um 450 Pfund Heller mit Zustimmung des Lehensherrn,<br />

des Grafen von Nellenburg. ('/a des Zehnten gehört<br />

der Pfarrei Scheer, Vs dem Spital Mengen.) Ein kleines Gütle<br />

daselbst wurde 1360 und 1419 von Katharina Huntüblin und<br />

Konrad Bosch, Kirchherrn zu Habstal, gestiftet.<br />

Zu Hohentengen wurde 1360 ein Gut von Walter von<br />

Büren um 142 Pfund Hlr. gekauft, wozu 1503 und 1505 noch<br />

mehrere Grundstücke kamen.<br />

Zu Bremen kaufte das Kloster Habstal 1352 von zwei<br />

Bürgern zu Mengen ein Gut um 45 Pfund. Durch Vertrag vom<br />

Jahre 1527 wurde der Gemeinde Bremen das Fischrecht in<br />

der Ostrach abgesprochen.<br />

Zu B o m s stiftete 1363 Hartnit Kröwel, Kastenvogt der<br />

Kirche in Boms den Kirchensatz (d. h. Patronatsrecht) mit<br />

allem Zubehör an Habstal, und Rudolf Kröwel, Altbürger zu<br />

Saulgau. bestätigte mit seinen Söhnen diese Stiftung 1363.<br />

Dieses Patronatsrecht kam nachher an Altshausen. Wir übergehen<br />

andere kleinere Stiftungen.<br />

Die Hauptbesitzungen Habstal waren außer Habstal selbst<br />

noch Bernweiler und Rosna. Bernweiler wurde 1266<br />

um 16 Mark Silber von Salem käuflich erworben. Ursprünglich<br />

nur ein Hof, wurde es in der Folge mit mehreren andern<br />

Gütern vergrößert und 1680 einige Wohnungen für Tagwerker<br />

und Handlanger dahin gesetzt. Rosna, ein Dorf,<br />

gehörte vor Zeiten den Edlen von Rosenau, welche auf der<br />

Höhe des Berges eine Burg hatten. Der letzte des Namens,<br />

Rudger von Rosenau, hinterließ eine Tochter namens Ursula;<br />

der Pfleger Wolf von Jungingen veräußerte im Jahre<br />

1373 den Burgstall (Burgstelle) Rosenau samt allem Zubehör<br />

für sie um 434 Pfund Heller an Habstal. Von dieser Zeit<br />

an hatte das Kloster auch die niedere Gerichtsbarkeit über<br />

Rosna, das übrigens früher Talheim hieß. Im Jahre<br />

1432 stifteten die Gebrüder Konrad und Frick von Magenbuch<br />

die Kapelle von Rosna samt Zubehör, auch was sie<br />

sonst zu Rosna an Leuten, Grund und Boden besaßen, an<br />

Habstal. Die Zehnten gehörten größtenteils (so wie die zu<br />

Habstal) nach Buchau. 1490 wurde mit dem Stift Buchau<br />

ein Vertrag errichtet, wonach dieses aus Rosna den Zehnten<br />

bezog mit Ausnahme aus den 32 Jauchert, die zum Pfarrwidum<br />

gehörten, und nach Habstal zehnteten. Wegen der<br />

Neubruchzehnten verglich man sich 1681 dahin, daß dieselben<br />

zwischen den Pfarrern zu Ennetach und Habstal in 2 Hälften<br />

geteilt sein sollen. Güter und Leute zu Rosna waren sämtliche<br />

nach Habstal lehnbar und leibeigen. Die Landeshoheit<br />

war strittig. Die Steuer ging zum Schwäbischen Kreis. Die<br />

Regalien waren sigmaringisch, von dem Zoll aber bezog<br />

Sigmaringen nur ein Drittel, und Oesterreich zwei Drittel.<br />

Auch die Appellationen gingen in ihrem letzten Zuge an die<br />

österreichischen Behörden.<br />

(Nachtrag: Sämtliche Einkünfte des Klosters Habstal wurden<br />

im Jahre 1803 zu 12 356 fl, seine <strong>Ausgabe</strong>n zu 11 982 fl<br />

berechnet. Es enthielt damals 14 Frauen und 2 Novizinnen<br />

und 4 Laienschwestern.)<br />

Schirmherren des Klosters waren seit den Zeiten der Grafen<br />

von Werdenberg die Herren zu Sigmaringen. Der Ursprung<br />

dieser Vogtei ist wahrscheinlich aus dem alten Grafenbann<br />

abzuleiten. Als 1534 Sigmaringen an das Haus Hohenzollern<br />

kam, wurden als Schirmrecht gefordert: a) iährlich<br />

auf Martini 18 fl, b) ein Ochs mittlerer Größe und c) 5 Malter<br />

Roggen und 5 Malter Haber, d) das Recht der Hundsiege<br />

zweimal im Jahr, so daß etliche Wochen die Jagdhunde und<br />

der dazu gehörige Bub ernährt werden mußten, e) eine Rüde<br />

und gar großer Hund mußten immer gehalten werden,<br />

f) zweimal im Jahr mußten Jäger und Hunde einige Tage<br />

mit Speise und Trank ernährt werden. Jeder Jäger forderte<br />

IV2 Maß Wein, g) Wenn der Graf mit Gefolge kam, mußte<br />

ihn das Kloster unentgeltlich verköstigen, h) jährlich zweimal<br />

sollte ein Fuhrmann mit 2 Pferden nach Sigmaringen<br />

kommen, um einige Wochen lang Mist zu führen, wozu er

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