Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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48 HOHENZOL,L,ERISCHEHEIMAT Jahrgang 1960 „Wer holt uns über ans andere Ufer?" Wie oft mag wohl dieser Ruf, diese Frage erklungen sein, zu einer Zeit, da noch keine Brücke bei Laiz über die Donau führte. Als noch die römischen Kohorten von Vilsingen-Inzigkofen herunter kamen, bei Laiz die Furt in der Donau durchwateten, um am andern Ufer über die damaligen Römerstraßen die Alb zu ersteigen! „Wer holt uns über?" riefen die Wanderer, zur Zeit, da die Donau Hochwasser führte, das andere Ufer erstrebten. Darf es uns wundern, wenn die gläubigen Dorfbewohner des Mittelalters den Patron der Wanderer und Reisenden, der Schiffer und Fährleute, St. Christophorus zuerst in die Kirche und später an deren Außenwand malten? Wer kennt nicht die Legende von St. Christophorus, dem Riesen unter den Heiligen, dem an Körperkraft und Wuchs keiner gleicht und der doch demütigen Sinnes das Gotteskind auf seinen Schultern durch die Fluten trägt? Wenn das römische Martyrologium auch nicht viel von diesem Manne zu erzählen weiß, und die Heiligenlegende uns nur berichtet, daß er unter dem römischen Kaiser Decius im 3. Jahrhundert (251 n. Chr.) in Lykien (Klein-Asien), das Martyrium erlitten habe, so hat der christliche "Volksglaube diesen Heiligen doch in den Mittelpunkt eines Geschehens gestellt und ihn so hervorgehoben unter den heiligen Gestalten. Nach der Legende erschien ihm, dem Heiden, Christus in Kindsgestalt und ließ sich von ihm über einen Fluß tragen. Dabei wuchs Christus mehr und mehr, drückte seinen Träger in die Flut hinab und taufte ihn auf den Namen Christophorus, d. h. Christusträger. Diese Legende ist Gegenstand unzähliger Bilder und Plastiken geworden, deren älteste der Buxheimer (Bayern) Holzschnitt von 1423 ist. Dieser trägt in lat. Sprache die Unterschrift bzw. Erläuterung, daß der, der am Morgen des Tages seinen Blick gläubig zu St. Christophorus erhebt, bis zum Abend vor jähem Tode bewahrt werde. Oft und oft haben unsere Vorfahren sein Bild angebracht, sei es als Plastik an Brücken und Torbogen, an Vorhallen von Kirchen, an Erkern und Giebeln der Häuser oder als gemaltes Bild in Kirchen oder an deren Außenwänden. So erblicken wir den Heiligen an der Südostecke des fürstlichen Schlosses zu Sigmaringen, hoch über der rauschenden Donau. Wir sehen seine mächtige Figur an einem der ersten Pfeiler des Südchores im Dome zu Köln, wie auch am Südportal des Chores im Münster zu Freiburg i. Br. Auch in den Domen zu Münster i. W., zu Osnabrück, zu Frankfurt a. M., im Stephansdom zu Wien und vielen anderen ist er zu sehen. Der sogenannte Schlüsselfelder'sche Christophorus an der Sebalduskirche zu Nürnberg mag einem der größten deutschen Maler, Albrecht Dürer, die Anregung gegeben haben, den Heiligen wiederholt in seinen Gemälden darzustellen. Aber auch bei den Meistern Konrad Witz, A. Altdorfer, Hans Baidung, bei den Niederländern van Eyck, Hans Memling, Dirk Bouts im 14. und 15. Jahrhundert, bei Edward von Steinle, Matthäus Schiestl, Josef von Führich u. v. a. im 19. Jahrhundert finden wir den Heiligen dargestellt. Nicht vergessen sei das Glasgemälde von Albert Figel in der Münchner Frauenkirche vom Jahre 1929 und das im Jahre 1913 aufgedeckte riesige Wandgemälde in der alten Kirche zu Garmisch, das um 1320 entstanden ist. Das gläubige Volk dachte sich den Christusträger in seiner fürbittenden Macht riesengroß, und die Kirche reihte ihn unter die 14 hl. Nothelfer ein. Christophorus wurde angerufen bei vielen menschlichen Nöten, bei Feuer- und Wassergefahr, gegen Hungersnot und jähen Tod, gegen Unwetter, Blitz- und Hagelschlag, bei Seuchen und Pestgefahr, an der Mosel gegen gefährlichen Eisgang und Ueberschwemmung. Aus solch gläubig vertrauenden Erwägungen heraus mag St. Christophorus auch Eingang in die Kirche zu Laiz gefunden haben. In der alten Kirche, vor dem Brande von 1426, soll nach der mündlichen Ueberlieferung ein Christophorusaltar und eine Christophorusbruderschaft bestanden haben. Wenn dies aktenmäßig auch nicht nachzuweisen ist, wäre dies aber nicht ausgeschlossen, da z. B. in Vorarlberg und in Tirol die 1386 von Heinrich von Kempten gestiftete Christophorus-Bruderschaft verbreitet und Laiz, bzw. die Grafschaft Sigmaringen den Habsburgern zu eigen war. Das Bild des Heiligen war ursprünglich am südlichen Chorbogenpfeiler in der Kirche angebracht. Im Jahre 1618 wurde das Bild an die Außenseite der südlichen Chorwand gemalt. Die Verlegung des Bildes läßt auf eine bauliche Veränderung schließen, es sei denn, daß der Ausbruch des 30jährigen Krieges, die drohenden Pestnöte jener Zeit, zuletzt im Jahre 1611, die immer sich wieder- St. Christophorus in Laiz holenden Hochwasser- und Ueberschwemmungsgefahren die gläubige Gemeinde veranlaßte, St. Christophorus weithin sichtbar anzubringen, um den Verehrern des hl. Nothelfers den Weg zur Kirche zu ersparen. Urkundliches Material konnte über das Anbringen des St. Christophorusbildes an der Außenseite der Kirche bis jetzt nicht gefunden werden. Das gegenwärtige Bild des Heiligen wurde von P. Gabriel W ü g e r, O.S.B., aus Beuron, einem Schüler des Gründers der Beuroner Kunstschule, Desiderius Lenz, gemalt. P. Wüger renovierte oder erneuerte das seit 1618 an der Kirchenwand befindliche Bild im Jahre 1900. Der Heilige durchschreitet einen Strom, das Gewand hochgerafft, den rechten Arm in die Seite gestemmt, der linke stützt sich auf einen baumlangen, kräftigen Ast als Wanderstab. Auf der rechten Schulter sitzt der Jesusknabe, in der Rechten die Weltkugel haltend, die Linke auf das Haupt des Heiligen gestützt. —• Leider ist dieses erst 60 Jahre alte Bild schon wieder erneuerungsbedürftig und dessen Renovation edlen Christophorus-Verehrern als gütigen Spendern anempfohlen.! Die Verehrung des hl. Christophorus fand in mannigfaltiger Form ihren Ausdruck. Es gab Münzen, Dukaten und Taler im 16. und 17. Jahrhundert, die sein Bild trugen. Es bestand ein Orden der Mäßigkeit und eine Bruderschaft von der christlichen Liebe, die Reisenden und Wanderern ihren Schutz beim Uebergang über Flüsse, Berge und Alpenpässe bot und deren Mitglieder St. Christophorus als Vorbild in der Nächstenliebe diente. Frankreich verehrt ihn auch als Patron der Festungen, z. B. in Beifort; in England ist er Schützer gegen Gewitter und Hagelschlag. Nach der Legende trieb der Wanderstab des Heiligen zum Zeichen göttlicher Weisung Blätter, Blüten und Früchte. Auf manchen Bildern ist dies auch dargestellt. Aus diesem Grunde wurde der Heilige der Patron der Gärtner. Als nach Beendigung des zweiten Weltkrieges die Hakenkreuzzeichen aus dem öffentlichen Leben verschwanden und die Gemeindebehörde sich nach neuen Siegeln umsah, erinnerte man sich dieses örtlich vertrauten Heiligen, und bald erschien sein Bild auf den Gemeindestempeln. Gar manches Schriftstück der Nachkriegszeit trägt St. Christophorus als „Sigillum". Leider entbehrte dieses Stempelbild der geschichtlichen Grundlage, und es mußte bei Einführung der allgemein gültigen Stempel im Jahre 1952 dem neuen Wappenstempel wieder weichen. Auch auf Fahnen und Wimpeln wurde das St. Christophorusbild eingestickt, so auf dem Banner der Pfarrjugend und dem Wimpel der Ortsgruppe Laiz des Schwäbischen Albvereins. Die Entwürfe dazu stammen von Malermeister Hans Henselmann in Laiz. Die Ausführung übernahm die Paramentenwerkstätte der Schwestern im Kloster Habstal. Der Musikverein Laiz trägt das Bild des Heiligen seit dem Jahre 1952 als Abzeichen auf den linken Aermeln ihrer Uniformen, und im Jahre 1959 zierte beim 50jährigen Jubiläum des Mä.iner-Gesang-Vereins Laiz sein überlebensgroßes Bild die Rückwand des Festzeltes. Heute, in der Zeit der Technik und des immer mehr wachsenden Verkehrs, ist St. Christophorus Schirmherr und Schutzpatron der Eisenbahner, der Kraftfahrer und Flieger geworden. In manchen Autos sieht man Christophorus-Plaketten. Sie werden an den Stoßstangen und Kühlern der Autos und am Steuer von Flugzeugen angebracht. Das Bild des Heiligen trägt die Umschrift: „Sancte Christophore, protege nos!" d. h. „Heiliger Christophorus, beschütze uns!" Für einen gläubigen Christen bedeutet die Anrufung des Christusträgers einen sicheren Schutz als der Verlaß auf sog. Amulette, Puppen Aeffchen oder Hanswurste, wie man sie oftmals als „Talisman" in Autos baumeln sieht. Ueber der Einfahrt einer großen Kölner Garage ist zu lesen: „Allen, die hier fahren aus und ein. Christophorus soll Beschützer sein!" Mancherorts wird am Festtag des Heiligen, am 25. Juli, oder an einem beliebigen Tag, die Segnung der Motorräder, Autos, Lastwagen, Traktoren und sonstiger Kraftfahrzeuge aller Art vorgenommen. Seit die Königin Margherita von Italien in ihrem Auto einen Unfall erlitt, ohne verletzt zu werden, hat sich die Verehrung von St. Christophorus als Schutzpatron der Kraftfahrer auch in Italien eingebürgert. Alljährlich werden in Rom auf dem St. Petersplatz am Feste des Heiligen die Autos feierlich gesegnet. In Laiz fand erstmals eine Segnung der Landmaschinen und Kraftfahrzeuge am Sonntag, den 8. Mai 1955 statt. Nachdem im Hauptgottesdienst die Bedeutung, das Wesen und der Sinn der kirchlichen Weihen und Segnungen erklärt worden war, zogen die Gläubigen in Prozession mit Kreuz,

Jahrgang i960 HOHENZO :IJERISCHE HEIMAT 49 und Fahnen unter Teilnahme der Musikkapelle, des Männergesangvereins und der Freiwilligen Feuerwehr zum Rathausplatz, wo durch den Ortspfarrer die Segnung vollzogen wurde. Mit Begeisterung stimmten die Teilnehmer am Schlüsse der Zeremonien in das von der Musikkapelle intonierte „Te Deum" ein. Was vor 5 Jahren begonnen wurde, wäre einer baldigen Wiederholung wert. Es wäre begrüßenswert, wenn diese Segnung zu einem sich immer wiederholenden Brauch würde. Nicht nur die Kraftfahrer der Pfarrei Laiz-Inzigkofen wären darüber erfreut, auch die weitere Umgebung zeigte sich interessiert. Die Zahl der Kraftfahrzeuge vermehrt sich dauernd oder wird durch neue ersetzt. Aber auch die Zahl der Unfälle steigt an. Mancher Autobesitzer würde sich gern unter den Schutz des orientalischen Riesen stellen, wenn ihm Gelegenheit dazu geboten wäre. Der neben der Donaubrücke vor der neuen Turnhalle geschaffene große Platz könnte als „Christophorusplatz" eine geeignete Parkstätte für viele Fahrzeuge bei Anlaß einer solchen Segnung sein. Ein ganz bedeutendes Wahrzeichen zu Ehren des hl. Christopherus erstand der Gemeinde Laiz in den Jahren 1949/50 durch den Bau der neuen Brücke über die Donau, die bei der Weihe am 1. Oktober 1950 den Namen „Christophorusbrücke" erhielt. Dieser Weihetag war ein Festtag für die Gemeinde Laiz. Die vielfachen Ueberschwemmungen, die den Verkehr von Ufer zu Ufer manchmal für Wochen unterbrachen, die Lasten und Schäden, die mit den Ueberschwemmungen verbunden waren, sollten nun ein Ende haben. Darum war es verständlich und zu begrüßen, daß man sich bei der Weihe und Namensgebung der Brücke auf den Heiligen einigte, der wie keiner sonst nach Würde und Tradition berufen ist, für den Schutz dieser stattlichen Brücke und des darüber flutenden Verkehrs seine schützende Hand zu halten und um Gottes Schutz zu bitten. Zwei, eigens zur Brückenweihe verfaßten Gedichte, von O. W. mögen hier verzeichnet, die Leitgedanken wiedergeben, die die Aufgaben der neuen Brücke darlegen: Der Brücke zum Geleit! Ueber Wellen, über Wogen leuchte uns der Eintracht Band. Stolzer Brücke weiter Bogen bringe Frieden unserm Land. Blauer Wasser stilles Rauschen, grüne Fluren, Wald und Höh'n, o wie wohl tut's euch zu lauschen! Alles ist so wunderschön. Frieden! — läuten Glockenklänge. — Eintracht und Zusammenhalt Ist der Ruf der Chorgesänge, der zum andern Ufer schallt! Trag die Botschaft über Wasser, — wie die Glocken über Land, — Brücke! — Schling um Feind und Hasser dein versöhnend Friedensband! Nach dem Weiheakt durch den Priester, unmittelbar vor Eröffnung der festlichen Ueberfahrt und dem Durchschnitt des Brückenbandes sprachen zwei Jugendliche (A und B) abwechselnd folgenden Weihespruch ! A. Schöpfer aller Welt und Weiten unser Bau sei Dir geweiht. Allen, die darüber schreiten, gib ein sicheres Geleit! B. Wir, die wir hier zusammenkamen, Christopherus! — Wir rufen deinen Namen! Christopherus! — Du starker Arm in Flut und Wellen! Christopherus! — Wollst deine Schultern drunter stellen! A. Wenn die Wasser schäumend wogen, an den Pfeilern brandend reißen, dann stütz mächtig ihren Bogen, — „Christopherus!" — So soll sie heißen! B. Wir rufen Gott als Schutzherrn an zur Tauf' und Weihe dieser Brücke. Ihm zur Ehre, uns zum Glücke öffne dich, du neue Bahn! (A. und B.) Möge die St. Christophorusbrücke recht lange zum Segen der Gemeinde Laiz und der Heimat das Nord- und Südufer der Donau verbinden! Noch fehlt der Brücke ein Standbild von St. Christopherus, das ihr als Wahr- und Schutzzeichen dienen soll. Der Platz für dasselbe ist am Südufer schon vorgesehen. Vielleicht erinnert sich die Gemeinde nach Abschluß und Bereinigung der augenblicklichen Bauvorhaben auch dieser ideellen Aufgabe, oder es finden sich großherzige Spender, die sich ein immerwährendes Denkmal setzen, sowohl durch Finanzierung dieses fehlenden Standbildes oder durch Renovierung des St. Christophorusbildes an der Pfarrkirche. Ersteres müßte um so leichter und für die Gemeinde Laiz erstrebenswerter sein, als sie für Entwurf und Ausführung eines Christophorus-Standbildes einen hervorragenden, einheimischen Künstler zu ihren Ehrenbürgern zählt. Möge der hl. Christophorus nicht nur als Wahrzeichen und Schützer des Dorfes Laiz dienen, sondern zum Beschützer aller werden gegen die rote Flut des Ostens! Für uns alle aber gelte der Spruch, den ich auf einem St. Christophorus- Gebetszettel fand und der uns einmal begleiten soll, wenn wir die letzte große Reise antreten: „Siehe, es führt weder Brücke noch Weg hier herüber, und viele erreichen nie das Ziel ihrer Reise! Sei du ihnen Brücke und Weg, damit künftig alle an das Ziel ihrer Wanderschaft gelangen! Hole uns über ans andere Ufer! Heiliger Christophorus, — wir bitten dich darum! F. Widemann. In einem Seitentälchen des Stunzachtales zwischen Gruol und Heiligenzimmern liegt Bernstein, das früher von Klosterbrüdern bewirtschaftet und vor allem durch die große Ziegelei bekannt wurde. Bernstein ist heute Staatsdomäne und wird von einer Heimatvertriebenenfamilie bewirtschaftet. Im Dritten Reich dienten die Räumlichkeiten für ein Landjahrlager. Nach dem Kriege hatte sich die inzwischen wieder eingegangene Kunstschule hier etabliert. Bernstein ist ein Ort beschaulicher Ruhe inmitten einer romantischen, reizvollen Landschaft, die zu erholsamen Spaziergängen einlädt. Von der einstigen Kirche sind noch einige Deckenstukkaturen erhalten. (Foto. J. Schneider.)

Jahrgang i960 HOHENZO :IJERISCHE HEIMAT 49<br />

und Fahnen unter Teilnahme der Musikkapelle, des Männergesangvereins<br />

und der Freiwilligen Feuerwehr zum Rathausplatz,<br />

wo durch den Ortspfarrer die Segnung vollzogen<br />

wurde. Mit Begeisterung stimmten die Teilnehmer am<br />

Schlüsse der Zeremonien in das von der Musikkapelle intonierte<br />

„Te Deum" ein.<br />

Was vor 5 Jahren begonnen wurde, wäre einer baldigen<br />

Wiederholung wert. Es wäre begrüßenswert, wenn diese Segnung<br />

zu einem sich immer wiederholenden Brauch würde.<br />

Nicht nur die Kraftfahrer der Pfarrei Laiz-Inzigkofen wären<br />

darüber erfreut, auch die weitere Umgebung zeigte sich interessiert.<br />

Die Zahl der Kraftfahrzeuge vermehrt sich dauernd<br />

oder wird durch neue ersetzt. Aber auch die Zahl der Unfälle<br />

steigt an. Mancher Autobesitzer würde sich gern unter<br />

den Schutz des orientalischen Riesen stellen, wenn ihm Gelegenheit<br />

dazu geboten wäre. Der neben der Donaubrücke<br />

vor der neuen Turnhalle geschaffene große Platz könnte als<br />

„Christophorusplatz" eine geeignete Parkstätte für viele<br />

Fahrzeuge bei Anlaß einer solchen Segnung sein.<br />

Ein ganz bedeutendes Wahrzeichen zu Ehren des hl. Christopherus<br />

erstand der Gemeinde Laiz in den Jahren 1949/50<br />

durch den Bau der neuen Brücke über die Donau, die bei der<br />

Weihe am 1. Oktober 1950 den Namen „Christophorusbrücke"<br />

erhielt. Dieser Weihetag war ein Festtag für die Gemeinde<br />

Laiz. Die vielfachen Ueberschwemmungen, die den Verkehr<br />

von Ufer zu Ufer manchmal für Wochen unterbrachen, die<br />

Lasten und Schäden, die mit den Ueberschwemmungen verbunden<br />

waren, sollten nun ein Ende haben. Darum war<br />

es verständlich und zu begrüßen, daß man sich bei der Weihe<br />

und Namensgebung der Brücke auf den Heiligen einigte,<br />

der wie keiner sonst nach Würde und Tradition berufen ist,<br />

für den Schutz dieser stattlichen Brücke und des darüber<br />

flutenden Verkehrs seine schützende Hand zu halten und um<br />

Gottes Schutz zu bitten.<br />

Zwei, eigens zur Brückenweihe verfaßten Gedichte, von<br />

O. W. mögen hier verzeichnet, die Leitgedanken wiedergeben,<br />

die die Aufgaben der neuen Brücke darlegen:<br />

Der Brücke zum Geleit!<br />

Ueber Wellen, über Wogen<br />

leuchte uns der Eintracht Band.<br />

Stolzer Brücke weiter Bogen<br />

bringe Frieden unserm Land.<br />

Blauer Wasser stilles Rauschen,<br />

grüne Fluren, Wald und Höh'n,<br />

o wie wohl tut's euch zu lauschen!<br />

Alles ist so wunderschön.<br />

Frieden! — läuten Glockenklänge. —<br />

Eintracht und Zusammenhalt<br />

Ist der Ruf der Chorgesänge,<br />

der zum andern Ufer schallt!<br />

Trag die Botschaft über Wasser, —<br />

wie die Glocken über Land, —<br />

Brücke! — Schling um Feind und Hasser<br />

dein versöhnend Friedensband!<br />

Nach dem Weiheakt durch den Priester, unmittelbar vor<br />

Eröffnung der festlichen Ueberfahrt und dem Durchschnitt<br />

des Brückenbandes sprachen zwei Jugendliche (A und B) abwechselnd<br />

folgenden<br />

Weihespruch !<br />

A. Schöpfer aller Welt und Weiten<br />

unser Bau sei Dir geweiht.<br />

Allen, die darüber schreiten,<br />

gib ein sicheres Geleit!<br />

B. Wir, die wir hier zusammenkamen,<br />

Christopherus! — Wir rufen deinen Namen!<br />

Christopherus! — Du starker Arm in Flut und Wellen!<br />

Christopherus! — Wollst deine Schultern drunter stellen!<br />

A. Wenn die Wasser schäumend wogen,<br />

an den Pfeilern brandend reißen,<br />

dann stütz mächtig ihren Bogen, —<br />

„Christopherus!" — So soll sie heißen!<br />

B. Wir rufen Gott als Schutzherrn an<br />

zur Tauf' und Weihe dieser Brücke.<br />

Ihm zur Ehre, uns zum Glücke<br />

öffne dich, du neue Bahn! (A. und B.)<br />

Möge die St. Christophorusbrücke recht lange zum Segen<br />

der Gemeinde Laiz und der Heimat das Nord- und Südufer<br />

der Donau verbinden! Noch fehlt der Brücke ein Standbild<br />

von St. Christopherus, das ihr als Wahr- und Schutzzeichen<br />

dienen soll. Der Platz für dasselbe ist am Südufer schon vorgesehen.<br />

Vielleicht erinnert sich die Gemeinde nach Abschluß<br />

und Bereinigung der augenblicklichen Bauvorhaben auch<br />

dieser ideellen Aufgabe, oder es finden sich großherzige<br />

Spender, die sich ein immerwährendes Denkmal setzen, sowohl<br />

durch Finanzierung dieses fehlenden Standbildes oder<br />

durch Renovierung des St. Christophorusbildes an der Pfarrkirche.<br />

Ersteres müßte um so leichter und für die Gemeinde<br />

Laiz erstrebenswerter sein, als sie für Entwurf und Ausführung<br />

eines Christophorus-Standbildes einen hervorragenden,<br />

einheimischen Künstler zu ihren Ehrenbürgern zählt.<br />

Möge der hl. Christophorus nicht nur als Wahrzeichen und<br />

Schützer des Dorfes Laiz dienen, sondern zum Beschützer<br />

aller werden gegen die rote Flut des Ostens! Für uns alle<br />

aber gelte der Spruch, den ich auf einem St. Christophorus-<br />

Gebetszettel fand und der uns einmal begleiten soll, wenn<br />

wir die letzte große Reise antreten:<br />

„Siehe, es führt weder Brücke noch Weg hier herüber,<br />

und viele erreichen nie das Ziel ihrer Reise!<br />

Sei du ihnen Brücke und Weg, damit künftig<br />

alle an das Ziel ihrer Wanderschaft gelangen!<br />

Hole uns über ans andere Ufer!<br />

Heiliger Christophorus, — wir bitten dich darum!<br />

F. Widemann.<br />

In einem Seitentälchen des Stunzachtales zwischen Gruol und Heiligenzimmern liegt<br />

Bernstein, das früher von Klosterbrüdern bewirtschaftet und vor allem durch die große<br />

Ziegelei bekannt wurde. Bernstein ist heute Staatsdomäne und wird von einer Heimatvertriebenenfamilie<br />

bewirtschaftet. Im Dritten Reich dienten die Räumlichkeiten für ein<br />

Landjahrlager. Nach dem Kriege hatte sich die inzwischen wieder eingegangene Kunstschule<br />

hier etabliert. Bernstein ist ein Ort beschaulicher Ruhe inmitten einer romantischen,<br />

reizvollen Landschaft, die zu erholsamen Spaziergängen einlädt. Von der einstigen<br />

Kirche sind noch einige Deckenstukkaturen erhalten. (Foto. J. Schneider.)

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