Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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46 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lSfifl der »Durchgangslaube hervorguckenden Turmes zu bemerken. Die Bauzeit der Schloßkirche, vor deren Eingang zu Füßen des ergreifenden Kriegerdenkmals sich ein schöner Blick zum altersgrauen Römerturm bietet, erstreckte sich auf über 25 Jahre. Die Alten bauten offenbar nach dem Grundsatz „Gut Ding will Weile". Und sie bauten schön. Das Aeußere dieses Gotteshauses, zu dem allein die Fundamentierungsarbeiten 7 Jahre in Anspruch nahmen, trägt ganz die Züge der Spätgotik. Im Innern aber sind zu einem prächtigen Hochaltar, einem herrlichen Werk der Renaissanceplastik, sieben barocke Seitenaltäre gefügt, während sich in der reich stukkierten Decke mit Gemälden des Hofmalers Meinrad von Ow schon die Spielformen des Rokoko geltend machen. Während man das alles mit freudigen Sinnen aufnimmt, blickt vom Hochaltar das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit auf uns nieder, und unsere Gedanken wandern zurück zu dem Erbauer, dem Grafen Christoph von Haigerloch und seiner frommen Gemahlin Katharina von Welsperg und Prizmor, deren Frömmigkeit in die- 1 1 rjf s : ^ sem Gotteshaus weiterlebt, in einem Haus, in dem man nicht nur die herrlichen Melodien der großen Meister der Barockzeit neu zu Ehren kommen läßt, sondern wo auch alljährlich fromme Beter verweilen und zur Haigerlocher Schmerzensmutter wallfahren. Dieses ergreifende Bildnis vor dem Chorgitter der Kirche schuf der begnadete Bildhauer Johann Georg Weckenmann von Haigerloch, einer der begabtesten Bildhauer des schwäbischen Rokoko. St. Annakirche, ein Stück Himmel auf Erden Tiefer Glaube und ausgeprägter Kunstsinn schufen ein weiteres Gotteshaus in Haigerloch, die St. Annakirche, „ein Stück Himmel auf Erden". Der fromme Fürst Joseph von _ r i -n Tfc. v rj f, , 1 J | 1 I t \ 1 ^^m ä « Ifc v Kaum ein Bild vermag das menschliche Gemüt so warm zu stimmen, wie die nächtlich erleuchtete Schloßkirche auf dem kühnen, in den Talgrund ragenden Felsen. Das Elektrizitätswerk Haigerloch hat die Belichtung des Schlosses und des Römerturms in den letzten Jahren technisch hervorragend verbessert, so daß sie lichttechnisch der Stimmung dieser Bauwerke auch gerecht wird. (Foto Weber.) fjM / m Das geschlossene Weltbild des Barock und die Universalität der Kirche erhalten sichtbaren Ausdruck in der Baukunst jener glaubensgroßen Epoche. Ein Beispiel dafür bietet das herrliche Barock-Kleinod unserer Heimat, die St. Annakirche in Haigerloch, ein Kunstwerk von europäischem Format. Sie kündet heute noch die große Begeisterung ihres fürstlichen Bauherrn und der gläubigen Künstler und Baumeister. Sigmaringen, dessen Ehe kinderlos blieb, machte das Gelübde an St. Anna, wenn ihm ein Sohn geschenkt werde, lasse er eine Kirche bauen, wie sie schöner in der näheren und weiteren Umgebung nicht zu sehen sei. Fürst Josephs Bitte wurde erhört, und er hat sein Versprechen wahrgemacht. Anstelle der alten baufälligen St. Annakapelle ließ der Fürst, der sich Haigerloch als Lieblingsresidenz erwählte, eine Wallfahrtskirche zur Mutter Anna erbauen. Er berief führende Künstler und Baumeister, die uns eine Kirche von höchstem Rang und seltener Vollkommenheit schenkten, ein Bauwerk, das sich neben die besten Schöpfungen des Barock stellen kann. Die lange gehegte Vermutung, daß kein anderer als der große Barockbaumeister Johann Michael Fischer die Pläne lieferte, hat sich in der Zwischenheit durch lange baustatische Untersuchungen namhafter Fachleute als zutreffend erwiesen. Die St. Annakirche ist vom zuständigen Landeskonservator Genzmer als ein Bauwerk mit europäischem Format bezeichnet worden. Die volkstümliche Wallfahrt zieht von Jahr zu Jahr weitere Kreise, und es ist immer ein ergreifendes Bild, wenn sich innerhalb des heiligen Bezirks der großen Umfassungsmauer mit den Büsten und Vasen die zahllosen Gläubigen um den im Freien aufgestellten Altar zum festlichen Pontifikalamt scharen oder den Predigtworten lauschen. Wer dieses Bild einmal geschaut, behält es in unvergeßlicher Erinnerung. Und was uns noch anspricht, das ist jene heimatliche Betonung dieser Kirche nicht allein im Deckenbild, das die hohenzollerischen Künstler und den Bauherrn zeigt, sondern daß auch die Seitenaltäre den beiden hohenzollerischen Heiligen Fidelis von Sigmaringen und Meinrad von Einsiedeln gewidmet sind. Die künstlerisch gestaltete Orgel schmückt die Empore mit den wiederentdeckten alten Farben. Bei der Fülle der hiesigen Kirchen wäre man vielleicht geneigt, der Unterstadtkirche weniger Bedeutung beizumessen. Das wäre schon insofern falsch, als gerade auch die Unterstadtkirche kulturhistorisch ebenso von großer Bedeutung ist, eine stadtgeschichtliche große Vergangenheit, durch ihre Nähe zum Marktplatz und innerhalb des Friedhofes stehend, nachweisen kann und übrigens zu den ältesten gotischen Kirchen des Landes gehört. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und war die eigentliche Pfarrkirche und ältestes Haigerlocher Gotteshaus. Wegen der starken Tallage und öfteren Ueberschwemmungen hat Graf Christoph auf der Höhe die Schloßkirche erbauen lassen. Diese Feuchtigkeit
Jahrgang i960 HOHENZO :IJERISCHE HEIMAT 47 hat der Unterstadtkirche auch in den letzten Jahren zugesetzt. weshalb Stadtpfarrer Guide auch hier entsprechende Maßnahmen einleitete und zusammen mit der Entfeuchtung eine grundlegende Neurenovation veranlaßte, umso mehr als die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten unglücklich restauriert wurde. Kirchenmaler Lorch-Sigmaringen, der auch die übrigen" Kirchen glücklich renovierte, vollbrachte in der Unterstadtkirche wieder eine Meisterleistung und schenkte der altehrwürdigen Kirche ihre ergreifende gotische Stimmung wieder. Der Raum strahlt eine sakrale Feierlichkeit und geschlossene Harmonie aus, wie man sie selten vorfindet. Gegenüber der barocken Pracht und Fülle der beiden übrigen Kirchen ist mit diesem Gotteshaus ein Gegenpol kl • < U K Zeuge alter gotischer Baukunst ist die Unterstadtkirche in Haigerloch, die durch eine vorzüglich gelungene Renovation wieder im Sinne ihrer Entstehungszeit erstanden ist. Unser Bild gewährt einen Blick in das Innere, ein Bild sakraler Stille und Schönheit. (Foto Weber.) Die St. Annakirche in Haigerloch als Mittelpunkt einer volkstümlichen, seit Jahrhunderten in unserer Gegend tief verwurzelten Wallfahrt. Im Vordergrund der Eingang zum St. Annahof, wo alljährlich der große Festgottesdienst am St. Annafest stattfindet. (Foto Weber.) entstanden, der trotz seiner Einfachheit im Sinne des gotischen Raumideals sakrale Stille, Feierlichkeit und Schönheit ausstrahlt und den Gläubigen zur Andacht stimmt. Wie ergänzt sich bei den Wallfahrten der letzten Jahre alles so wunderbar". Droben in der Schloßkirche die Mitfeier des hl. Geheimnisses der Eucharistie im Meßopfer, in der St. Annakirche die Andacht zur hl. Mutter Anna in Gebet und Betrachtung und als Ausklang die Stille und Erbauung der Unterstadtkirche. Zu allen Jahreszeiten ergeben sich immer wieder neue Erlebnisse. Wer noch nie in der ergreifenden Mitternachtsmette in der Hl. Nacht bei den herrlichen Kinderchören, bei festlicher Weihnachtsmusik im mystischen Dunkel des nur mit Kerzen erleuchteteten Kirchenschiffes das Wunder der Hl. Nacht mitgefeiert hat, der soll sich dieses hochbeglückende religiöse Erlebnis einmal gönnen. Während man all die beglückende Schönheit, diese weihevolle Stimmung in sich aufnimmt u. am Abend den Heimweg antritt, verkündet die Abendglocke die Großtat der Menschwerdung Gottes. Sie selbst trägt den Mariengruß „Bei deiner Geburt bist du, o Maria, unversehrt geblieben. Bitte für uns den Vater, dessen Sohn du uns geschenkt hast." Ja, frohe Künder aus allen Stilepochen rufen täglich die Frohbotschaft hinaus aus ihren Glockenstuben, rufen zu Gebet und Gottesdienst, mahnen und jubeln. Es ist das beglükkende Gefühl für den gläubigen Menschen: So schön wie diese Kirchen ist unser katholischer Glaube. Daran wird man immer wieder beim Betreten dieser Gotteshäuser erinnert. Wäh- rend die Abendglocke im letzten Schimmer des scheidenden Tages verklungen ist, das Lob der Herrin des Himmels verkündet hat, erfüllt sich unser Herz mit der schönsten und innersten Freude: Die Welt ist schön in Haigerloch. Ein Segensstrahl der Schöpfung liegt auf ihm; wer ihn aufnimmt, behält eine fortzeugende Lebenskraft in sich. Sämtliche Klischees in dieser Nummer stellte uns der Verlag „Schwarzwälder Bote" unentgeltlich zur Verfügung. Besten Dank!
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der »Durchgangslaube hervorguckenden<br />
Turmes zu<br />
bemerken. Die Bauzeit der<br />
Schloßkirche, vor deren Eingang<br />
zu Füßen des ergreifenden<br />
Kriegerdenkmals<br />
sich ein schöner Blick zum<br />
altersgrauen Römerturm<br />
bietet, erstreckte sich auf<br />
über 25 Jahre. Die Alten<br />
bauten offenbar nach dem<br />
Grundsatz „Gut Ding will<br />
Weile". Und sie bauten<br />
schön. Das Aeußere dieses<br />
Gotteshauses, zu dem allein<br />
die Fundamentierungsarbeiten<br />
7 Jahre in Anspruch<br />
nahmen, trägt ganz die<br />
Züge der Spätgotik. Im<br />
Innern aber sind zu einem<br />
prächtigen Hochaltar,<br />
einem herrlichen Werk<br />
der Renaissanceplastik, sieben<br />
barocke Seitenaltäre<br />
gefügt, während sich in der<br />
reich stukkierten Decke mit<br />
Gemälden des Hofmalers<br />
Meinrad von Ow schon die<br />
Spielformen des Rokoko<br />
geltend machen. Während<br />
man das alles mit freudigen<br />
Sinnen aufnimmt, blickt<br />
vom Hochaltar das Geheimnis<br />
der Heiligsten Dreifaltigkeit<br />
auf uns nieder, und<br />
unsere Gedanken wandern<br />
zurück zu dem Erbauer, dem<br />
Grafen Christoph von Haigerloch<br />
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Gemahlin Katharina<br />
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deren Frömmigkeit in die-<br />
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nur die herrlichen Melodien der großen Meister der Barockzeit<br />
neu zu Ehren kommen läßt, sondern wo auch alljährlich<br />
fromme Beter verweilen und zur Haigerlocher Schmerzensmutter<br />
wallfahren. Dieses ergreifende Bildnis vor dem Chorgitter<br />
der Kirche schuf der begnadete Bildhauer Johann<br />
Georg Weckenmann von Haigerloch, einer der begabtesten<br />
Bildhauer des schwäbischen Rokoko.<br />
St. Annakirche, ein Stück Himmel auf Erden<br />
Tiefer Glaube und ausgeprägter Kunstsinn schufen ein<br />
weiteres Gotteshaus in Haigerloch, die St. Annakirche, „ein<br />
Stück Himmel auf Erden". Der fromme Fürst Joseph von<br />
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Kaum ein Bild vermag das menschliche Gemüt so warm zu stimmen,<br />
wie die nächtlich erleuchtete Schloßkirche auf dem kühnen, in den<br />
Talgrund ragenden Felsen. Das Elektrizitätswerk Haigerloch hat die<br />
Belichtung des Schlosses und des Römerturms in den letzten Jahren<br />
technisch hervorragend verbessert, so daß sie lichttechnisch der<br />
Stimmung dieser Bauwerke auch gerecht wird. (Foto Weber.)<br />
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Das geschlossene Weltbild des Barock und die Universalität der Kirche erhalten sichtbaren<br />
Ausdruck in der Baukunst jener glaubensgroßen Epoche. Ein Beispiel dafür bietet<br />
das herrliche Barock-Kleinod unserer Heimat, die St. Annakirche in Haigerloch, ein<br />
Kunstwerk von europäischem Format. Sie kündet heute noch die große Begeisterung<br />
ihres fürstlichen Bauherrn und der gläubigen Künstler und Baumeister.<br />
Sigmaringen, dessen Ehe kinderlos blieb, machte das Gelübde<br />
an St. Anna, wenn ihm ein Sohn geschenkt werde,<br />
lasse er eine Kirche bauen, wie sie schöner in der näheren<br />
und weiteren Umgebung nicht zu sehen sei. Fürst Josephs<br />
Bitte wurde erhört, und er hat sein Versprechen wahrgemacht.<br />
Anstelle der alten baufälligen St. Annakapelle ließ<br />
der Fürst, der sich Haigerloch als Lieblingsresidenz erwählte,<br />
eine Wallfahrtskirche zur Mutter Anna erbauen. Er berief<br />
führende Künstler und Baumeister, die uns eine Kirche von<br />
höchstem Rang und seltener Vollkommenheit schenkten, ein<br />
Bauwerk, das sich neben die besten Schöpfungen des Barock<br />
stellen kann. Die lange gehegte Vermutung, daß kein anderer<br />
als der große Barockbaumeister Johann Michael Fischer<br />
die Pläne lieferte, hat sich in der Zwischenheit durch lange<br />
baustatische Untersuchungen namhafter Fachleute als zutreffend<br />
erwiesen. Die St. Annakirche ist vom zuständigen Landeskonservator<br />
Genzmer als ein Bauwerk mit europäischem<br />
Format bezeichnet worden. Die volkstümliche Wallfahrt zieht<br />
von Jahr zu Jahr weitere Kreise, und es ist immer ein ergreifendes<br />
Bild, wenn sich innerhalb des heiligen Bezirks<br />
der großen Umfassungsmauer mit den Büsten und Vasen<br />
die zahllosen Gläubigen um den im Freien aufgestellten<br />
Altar zum festlichen Pontifikalamt scharen oder den Predigtworten<br />
lauschen. Wer dieses Bild einmal geschaut, behält es<br />
in unvergeßlicher Erinnerung. Und was uns noch anspricht,<br />
das ist jene heimatliche Betonung dieser Kirche nicht allein<br />
im Deckenbild, das die hohenzollerischen Künstler und den<br />
Bauherrn zeigt, sondern daß auch die Seitenaltäre den beiden<br />
hohenzollerischen Heiligen Fidelis von Sigmaringen und<br />
Meinrad von Einsiedeln gewidmet sind. Die künstlerisch gestaltete<br />
Orgel schmückt die Empore mit den wiederentdeckten<br />
alten Farben.<br />
Bei der Fülle der hiesigen Kirchen wäre man vielleicht<br />
geneigt, der Unterstadtkirche weniger Bedeutung beizumessen.<br />
Das wäre schon insofern falsch, als gerade auch die Unterstadtkirche<br />
kulturhistorisch ebenso von großer Bedeutung<br />
ist, eine stadtgeschichtliche große Vergangenheit, durch ihre<br />
Nähe zum Marktplatz und innerhalb des Friedhofes stehend,<br />
nachweisen kann und übrigens zu den ältesten gotischen<br />
Kirchen des Landes gehört. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert<br />
und war die eigentliche Pfarrkirche und ältestes<br />
Haigerlocher Gotteshaus. Wegen der starken Tallage und<br />
öfteren Ueberschwemmungen hat Graf Christoph auf der<br />
Höhe die Schloßkirche erbauen lassen. Diese Feuchtigkeit