Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Wallfahrer in der Schloßkirche in Haigerloch. Immer ist eine Andachtsstunde in einer der<br />
Haigerlocher Kirchen ein beglückendes Erlebnis für alle, die mit gläubigem Herzen,<br />
offene Augen und Sinn für Schönheit und Jubel der Architektur mitbringen. Eine<br />
Wallfahrt nach Haigerloch ist ein bleibendes religiöses Erlebnis. (Foto Josef Scheider.)<br />
Die Orgel der St. Annakirche, ein echtes Kind des Barock, läßt heute noch jene festlichen<br />
Klänge in voller Reinheit und Schönheit erschallen und gibt Kunde von einer<br />
glaubensgroßen Vergangenheit, in der neben der Baukunst auch die Musik den höchsten<br />
schöpferischen Geist verkörperte und in kunstsinnigen frommen Fürsten frohe Huldigung<br />
fand. So wie einst blüht auch heute die Kirchenmusik in diesen Räumen, wo sich Architektur<br />
und Musik zu innerer Harmonie verschmelzen.<br />
det und viele Menschen vor<br />
den ergreifenden Gnadenbildern<br />
Trost und seelische<br />
Bereicherung gefunden.<br />
Viele junge Paare beginnen<br />
am Gnadenaltar von St.<br />
Anna ihren gemeinsamen<br />
Lebensweg. Das Geheimnis<br />
des alten Fürstenstädtchens<br />
Haigerloch, dessen Kirchen<br />
wir in nachfolgender Betrachtung<br />
im Geiste besuchen<br />
wollen, ruht in einer<br />
wundersamen Verbindung<br />
von Großartigkeit und Reiz<br />
der Landschaft und seinem<br />
Reichtum an wertvollem<br />
kulturellem Besitz und geschichtlicher<br />
Tradition. Das<br />
Städtchen darf mit Recht<br />
auf diese wertvollen Kirchen<br />
stolz sein. Sie sind in<br />
dieser Landschaft die Höhepunkte.<br />
Mit ihrer lichtvollen<br />
Schönheit winken sie<br />
aus dem milden Grün der<br />
Natur, als laden sie dazu<br />
ein, sie zu betreten, um ja<br />
keine Stätte dieser Welt<br />
des Barock und Rokoko<br />
oder der glaubensfrommen<br />
Zeit der Gotik zu versäumen.<br />
Man kommt immer<br />
wieder auf jenes frohe<br />
Empfinden, daß sich hier<br />
Gottes Schöpfung mit einstmals<br />
tiefer Gläubigkeit baulustiger<br />
Grafen und Fürsten<br />
und begnadeter genialer<br />
Künstler zu einer innigen<br />
Harmonie verband. Die<br />
Meister der Stukkaturen<br />
vom ehrwürdigen Wessebrunner<br />
Kreis schufen in<br />
Oberschwaben und Donauraum<br />
viele Kunstwerke und<br />
Gnadenstätten, und sie haben<br />
hier in Haigerloch ihr<br />
Können zu höchster Blüte<br />
entwickelt. Die Freude am<br />
Schönen und am Gestalten,<br />
am Dekorativen, an Formen<br />
und Farben fanden<br />
ihren Niederschlag in reich<br />
ausgestatteten Gotteshäusern,<br />
in der sich die Glut<br />
des süddeutschen Barock<br />
entfaltet und hineinmündet<br />
in des Himmels Höhen, so<br />
wie es die herrliche Triumpfarchitektur<br />
im Hauptgemälde<br />
der St. Annakirche<br />
in ergreifender Weise dartut.<br />
Es setzt jeden Kunstfreund<br />
immer wieder in<br />
Erstaunen, daß in Haigerloch<br />
fast alle Baustile<br />
der Vergangenheit vertreten<br />
sind. In der herrlich<br />
gelegenen Schloßkirche sind<br />
sogar drei Baustile: Gotik,<br />
Renaissance und Barock in<br />
einer vollendeten künstlerischen<br />
Musterleistung zu<br />
einem eindrucksvollen Gesamtbild<br />
zusammengefaßt<br />
worden. 143 Stufen führen<br />
hinauf zu diesem Gotteshaus<br />
mit einer Vorahnung<br />
paradiesischer Seligkeit,<br />
und wenn man zu dem mittelalterlich<br />
anmutenden<br />
Eingang hinaufblickt, meint<br />
man fast ein schalkhaftes<br />
Schwabenlachen des hinter