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Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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38 Jahrgang 1P^u<br />

Das Wort Fasnet kann nicht von faseln abgeleitet werden,<br />

da jenes schon seit dem Jahre 1200, dieses aber in der Bedeutung<br />

„dummes Zeug reden" erst seit dem 17. Jahrhundert<br />

nachgewiesen werden kann. Fasnet als Faselnacht erklären<br />

zu wollen ergäbe einen fatalen Sinn. Fasel ist nämlich<br />

der alte Name für den Zuchteber, auch Zuchtstier und bezeichnet<br />

die Nachkommenschaft. Das zugehörige Zeitwort<br />

„vasen und faseln" bedeutete im Mittelhochdeutschen: Fasern<br />

bilden, Wurzel fassen, sich vermehren, gedeihen und fruchten.<br />

Gelehrte von Weltruf, wie Math. Lexer (Mittelhochdeutsches<br />

Wörterbuch), Friedr. Kluge (Etymolg. Wörterb.)<br />

und Wasserzieher E. sehen in ihren neuen <strong>Ausgabe</strong>n in Fasnet<br />

lediglich eine Abschleifung aus Fastnacht, der<br />

Nacht bzw. Vortag vor der großen kirchlichen Fastenzeit!<br />

Andere Erklärungsversuche von Fehrle u. a. sind nach obigem<br />

leere Faseleien! Ki.<br />

Die Volksbräuche Steinhilbens, die Widemann um 1910<br />

sammelte (Hohenz. Heimat <strong>1960</strong>, 6 f), reizen geradezu, einen<br />

Vergleich mit anderen Gemeinden anzustellen. Vieles davon<br />

wird auch anderwärts Brauch gewesen sein, neben Verschiedenheiten.<br />

So sagte man z. B. in Ringingen nicht „Vorspann<br />

leisten", sondern „fürspanna", wenn man mit Seilen der<br />

„Täufede" oder dem Brautwagen den Weg versperrte;<br />

bei schweren Wagen dagegen wurde „voargspannet". Auch<br />

den „Hefekranz" kannte man nicht, schon weil Backpulver<br />

unbekannt war und man sonst das Brot meist mit „Hefel" =<br />

Sauerteig, später mit „Heaff = Hefe buk. Man würfelte vielmehr<br />

um „Ring e". In Burladingen fand ich einmal im<br />

Ehebuch die Notiz „Mittwochhochzeit" mit Ausrufezeichen.<br />

Erst später ergab sich die Lösung: Solche, die sich vor der<br />

Hochzeit vergangen hatten, mußten nämlich am sonst<br />

verrufenen Mittwoch heiraten! Ob der Ausdruck „Polterabend"<br />

alt ist, müßte man erst untersuchen. In Ringingen<br />

heißt der Brautführer „Dreitänzer" und das Hochzeitsessen<br />

früher „Zeach". „Weandr in d' Zeach sitza?" Bei uns heißt<br />

es „Monet-", nicht „Maunetstäg". Der „Dreißnegst", in dem<br />

die Eier besonders haltbar seien, war m. W. 30 Tage von<br />

Mariä Himmelfahrt an gerechnet. Ob man die vielen abergläubischen<br />

Bräuche vor 50 Jahren wirklich in altgermanische<br />

Zeit zurückdatieren kann, scheint immerhin gewagt zu sein.<br />

Vieles ist sicher viel jünger und eben aus der Unsicherheit<br />

des menschlichen Lebens und Alltags geboren gewesen. Ergänzungen<br />

zu Steinhilben, besonders aus dem Unter- und<br />

Oberland wären dringend erwünscht! Krs<br />

Eine sonderbare Bürgschaft bezeichnet das Wort Einlager<br />

oder Geiselschaft (obstagium). Die verpflichtete Partei, also<br />

der Verkäufer, Verpfänder, stellte der anderen Partei Bürgen,<br />

die mit ihrer Person dafür einstanden, daß das verabredete<br />

Geschäft auch richtig vollführt würde. Bei Verpfändung<br />

der Herrschaft Mühlheim durch den Grafen Friedrich<br />

von Zollern 1303 gelobte dieser dem Bischof von Konstanz,<br />

falls er dem Vertrag nicht nachkomme, sich zur „giselschaft"<br />

in der Stadt Konstanz zu stellen, Wurde nun die Verpflichtung<br />

nicht ausgeführt, so mußten die Bürgen nach vorausge<br />

gangener Mahnung sich mit den in der Urkunde genau festgesetzten<br />

Anzahl Männer und Pferden am bestimmten Ort<br />

im „gemeinen" öffentlichen Wirtshaus sich einfinden, und<br />

dort so lange auf Kosten des Beklagten leben, bis der Kläger<br />

befriedigt sei. Dieses Einlager hieß man auch Leistung.<br />

Zingeler vermutet, die Bürgen hätten in der Frühzeit auf<br />

eigene Kosten im Einlager gelebt. Nach 1500 kam diese<br />

merkwürdige Bürgschaft alimählich auf. Einzelfälle kämen<br />

noch bis ins 17. Jahrhundert vor (Zingeler in Mitt. Hohenz.<br />

1886, S. 90 f.) Kr.<br />

Fritz Schweiber von Straßberg siegelte mit Konrad von<br />

Hornstein am 13. April 1446 eine Urkunde des Jodok von<br />

Hornstein zu Schatzberg, worin dieser seinen Teil am Hof<br />

zu Egelfingen an den Katharinenaltar zu Veringen verkaufte.<br />

Lo.<br />

Schaltzburg als Familienname. Am 8. August 1372 verkaufte<br />

Graf Wolf rat von Veringen an Heinz den Banholzer<br />

einen halben Hof zu Hermentingen, den Cuntz Maurer<br />

und Albrecht Swiberli bebauten, den aber Schaltzburg bis zu<br />

seinem Tode noch nutznießen darf. (Locher.) — Schaltzburg<br />

ist eine andere Schreibart für Schalksburg, einer Burg bei<br />

Straßberg und eine größere bei Burgfelden. Der Name dürfte<br />

von der Burg genommen sein, ohne daß wir freilich Näheres<br />

wissen. Krs.<br />

Von der Hettinger Badstube, über die M. Walter bei Behandlung<br />

der Badstuben in Hohenzollern (Hohenz. JHeft 1951<br />

S. 101) nichts beibringen konnte, handeln Archivalien von<br />

1520 bis 1625 im fürstl. hohenz. Dom.-Archiv Sigmaringen<br />

R 75, 64; Ka 23,9. Krs.<br />

Von der Mühle zu Laiz<br />

In dem beim Preßverein Konstanz 1911 erschienenen Werk<br />

über: „Die von Hornstein und Hertenstein, Erlebnisse aus<br />

700 Jahren", liest man über die Zugehörigkeit der Laizer<br />

Mühle folgendes:<br />

Johannes I. von Hornstein, von Wüflingen genannt, Ritter,<br />

1282—1323. Nach dem österreichischen Pfandschafts-Verzeichnis<br />

von 1313 besaß Johannes die Burg Schatzberg, viele<br />

Güter zu Enslingen. sieben Bauerngüter und zwei Mühlen zu<br />

Unlingen, einen Hof zu Dietelhofen nebst Kleinzehnten und<br />

Gefälle, einen Hof zu Hedingen und die Mühle<br />

zu Laiz, zwei Höfe zu Bingen und verschiedene Gefälle<br />

zu Unlingen, Kirchhailtingen, Diengen, Sigmaringendorf und<br />

Bingen. Er urkundet meistens als Zeuge bei den umliegenden<br />

Klöstern Heiligkreuztal und Zwiefalten, auch öfters bei<br />

Kloster Salem, letztmals 1322, als er auf dem Gerichte zu<br />

Schattbuch über die Heiligenberger Grafenrechte Zeugenschaft<br />

ablegte. W.<br />

Uolridi von Liechtenstein war 1306 Abt des Klosters Elchingen.<br />

(S. Locher.)<br />

Ein Christoph Ringelstein war am 20. Juli 1543 Untervogt<br />

in Sigmaringen. Ob er mit den ehemaligen Herren von Ringelstein-Affenschmalz<br />

verwandt war? (Urkunde betr. Kleinzehnt<br />

zu Deutstetten im Staatsarchiv Sigmaringen.)<br />

Georg Simmendinger, wohl ein Angehöriger der Familie<br />

im Killertal, war bis 22. April 665 Müller zu Veringenstadt.<br />

(S. Locher.)<br />

Hans Kastner war 1458 Vogt zu Gammertingen, im Jahre<br />

1463 aber Conrad Braitnauer ebenfalls.<br />

Ein Weiler Veringeifeld wird in einer Urkunde von 1360<br />

für die Nikolauskapelle Veringenstadt erwähnt. Darin taucht<br />

auch schon die vordere Badstube auf, woraus man folgern<br />

kann, daß es auch noch eine hintere gab, die folglich nicht<br />

erst 1460 nachzuweisen sind, wie M. Walter bei Behandlung<br />

der hohenzollerischen Badstuben angibt. (Hohz. JHeft 1951,<br />

S. 101).<br />

In einer Reihe von hohenzollerischen Gemeinden werden<br />

von Dr. Hans Jänichen in einer Arbeit: Der Besitz des Klosters<br />

Stein am Rhein (zuvor Hohentwiel) nördlich der Donau<br />

• om 11. bis 16. Jahrhundert (Jahrbücher für Statistik und<br />

Landeskunde von Baden-Württemberg, Jahresband 1958,<br />

Statistisches Landesamt Stuttgart) Besitz und Rechte nachgewiesen.<br />

Im Kreis Hechingen werden die Ortschaften Bisingen,<br />

Dettlingen, Dießen, Fischingen, Grosselfingen und<br />

Steinhofen aufgeführt. Vom Kreis Sigmaringen sind es die<br />

Siedlungen Burg-Straßberg, Frohnstetten und Kaiseringen,<br />

über deren Geschichte und Schicksale Kraus in seiner Abhandlung:<br />

Zur Herrschaft Straßberg an der Schmeie (Hohenzollerisches<br />

Jahresheft, Jahrgang 1959) eingehend geschrieben<br />

hat. M. Sch.<br />

Wochenwerk zu Burladingen. Am 3. November 1423 verkaufte<br />

Aberlin Wochenwerk zu Burladingen mit Zustimmung<br />

seiner Frau Ellin, seines Sohnes Simon und des zu Jungingen<br />

seßhaften Tochtermanns Schiterlin an den Veringer<br />

Kaplan Hans der Broyel 1 Pfund Heller jährlichen Zins aus<br />

seiner Wiese zu Burladingen, gelegen inmitten im Dorf unter<br />

Manzen Haus, genannt des Bücken Wolfen Wiese, um<br />

24V2 Pfund Heller. Die Urkunde siegelten Albrecht von Renhartsweiler<br />

der älter (zu Veringen) und Conrad Vogt, Bürger<br />

ebenda. - Offenbar brauchte dieser Wochenwerk gerade<br />

bares Geld! Der genannte Kaplan verkaufte dann am Donnerstag<br />

vor St. Martinstag 1436 diesen Jahreszins um 30 Pfd.<br />

Heller an den St. Katharinenaltar in der Nikolauskirche<br />

Veringenstadt. Hier siegelten Dekan Johannes Locher, Kirchherr<br />

zu Veringendorf und Junker Konrad von Renquishausen.<br />

(Locher.)<br />

Rätselhafte Glockeninschrift von 1697 in Waldkirch (Brsg.):<br />

TVRBA ORIOR: QVIETA MORIOR. Die Uebersetzung ist<br />

nicht ganz einfach und gute Formulierung noch schwieriger.<br />

Wer wagt das Kunststück?<br />

Auf einer andern Glocke ebendort findet man das Bild<br />

Mariä Verkündigung mit einer Unterschrift, die als Chronogramm<br />

zweimal die Jahreszahl enthält (Großbuchstaben zusammenzählen!)<br />

:<br />

DIC: angeLVs nVntlaVlt Marlae.<br />

DlCatVr hIC et aVe LIberet Maria a Vae!<br />

Wer schafft eine Uebersetzung in annehmbarer Form? Krs.

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