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Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Jahrgang i960 HOHENZO :IJERISCHE HEIMAT 37<br />

Götz von Burladingen: Am 11. Juni 1359 urkundet Graf<br />

Heinrich von Veringen, er habe von Götz von Burladingen<br />

dem alten und dessen Sohn Götz (Gottfried)<br />

den Laienzehnten zu Bächingen, d. h. ein Drittel des<br />

dortigen Zehnten, den diese von ihm zu Lehen hatten, angenommen<br />

und dem Kloster Salem zu seinem Seelenheile<br />

geschenkt. Laut Urkunde vom 21. Juni 1359 zu Pfullendorf<br />

berichtet der alte Götz von Burladingen, er habe<br />

seinen dritten Teil des Zehnten von Bächingen, vormals<br />

Lehen des Grafen Heinrich von Veringen, dem Kloster Salem<br />

zu kaufen gegeben, das nun den ganzen Zehnten daselbst<br />

besitze. Kaufpreis des Drittels: 133 Pfd. Hlr. Zu Bürgen<br />

setzt er seinen Sohn Götz von Burladingen und<br />

seinen Tochtermann Cunrad Grämlich den Amtmannn zu<br />

Pfullendorf. (Salemer Archiv in Karlsruhe).<br />

Nach der OA.-Beschreibung Riedlingen 1923 S. 640 hatte<br />

Salem in Bechingen noch bis 1645 mit anderem Besitz<br />

auch den ganzen Zehnten und verkaufte ihn hier ans<br />

Kl. Zwiefalten. Somit kann es sich bei den Urkunden von<br />

1359 nicht um Bächingen (abgeg. bei Volkertshausen-Stockach)<br />

handeln, wie Krieger im Topograph. Wörterbuch und die<br />

Hohenz. Heimat 1959 S. 41 meinten, sondern das heutige<br />

Bechingen im Kreis Riedlingen.<br />

Der ältere Götz von Burladingen kommt auch in einer<br />

Veringer Urkunde vom 5. Februar 1349 vor: Ursel von Gersteneck<br />

(bei Landshut i. Bay.;. Zweig der Herren von<br />

Freyberg), Frau des Heinz Spet von Schirmberg<br />

(wo?), ferner Adelheid und Ursel, Töchter des verstorbenen<br />

Hug v. Tierberg, verkaufen dem Edelknecht Ulrich v. Regnolzweiler<br />

ihr gemeinsames Haus in Veringenstadt nächst bei<br />

der Nikolauskapelle, das ihr Vater Hug v. Tierberg ihnen hinterließ,<br />

um 23 Pfund Heller. Bürgen: Die 2 Ritter und Brüder<br />

Berthold und Heinrich von Stein, und GötzvonBur-<br />

1 a d i n g e n, und Heinrich Spet, ihr Stiefvater und Pfleger.<br />

Geiselschaft nach Sigmaringen oder Veringen ist ausgemacht.<br />

Siegler: die 2 Gebrüder von Stein, Götz von Burladingen und<br />

Heinz Speth (von Schirmberg). — Letztere Burg scheint in<br />

der Gegend der Lauchert-Fehla abgegangen zu sein, M.<br />

Walter vermutete bei Gauselfingen.<br />

Ein Helmsiegel benutzte Gotzo von Burladingen am 23. 4.<br />

1380, indem auf dem Helm eine mehrzackige Krone sichtbar<br />

ist, aus der der schlanke Falke wächst. (Hohenz. Heimat<br />

<strong>1960</strong>, 24 und Abbild bei Alberti.) Somit haben wir hier die<br />

sonst nicht erwähnte Helmzier vor uns. Uebrigens hat schon<br />

der gut bewanderte Seyler festgestellt, daß die Farben<br />

des Burladinger Wappens unsicher seien. Denn nach alter<br />

Wappenregel kann kein weißer Falke in goldenem<br />

Feld sitzen. Man möchte vielmehr, da graubraun<br />

in der Farbenskala einst nicht vorkam, für den Falken die<br />

Farbe schwarz --ermuten. Schließlich fand sich auch noch<br />

im Fürstenbg. Urkb. Bd. VI, S. 238 eine letzte Kunde des<br />

Geschlechtes: Am 16. Mai 1402 empfing C u o n von<br />

Burladingen vom Grafen Eberhard von Wirtemberg zu<br />

Mannlehen den Teil des Kornzehntens zu Trochtelfingen,<br />

den Menloch von Linstetten vorher hatte! Somit hatte<br />

es mit dem Besitz im Städtchen Tr. doch seine Richtigkeit.<br />

Dort findet sich auch am 26. Juli 1406 unter den Bürgern<br />

noch eine B e n t z (Berthold) Burlading, den man mit<br />

mehr Wahrscheinlichkeit für einen unebenbürtigen Nachkommen<br />

halten könnte, als die von Rischert neulich beigebrachten<br />

Wolfe, die aus Burladingen ausgewandert waren.<br />

Götz von Burladingen siegelte auch noch im Jahre 1384<br />

eine Urkunde, die jetzt im Staatsarchiv München liegt. Merz-<br />

Hegi bilden mit der Züricher Wappenrolle 1930 auf Siegeltafel<br />

VI dessen Siegel ab: Helm mit Decke, dessen Zier aus<br />

einem Dreiberg besteht, auf dem ein schlanker Falke nach<br />

heraldisch rechts schaut. Umschrift f S. GOEZEN VON<br />

BVRLADINGEN. Die angebliche Krone auf dem gleichen<br />

Siegel im Staatsarchiv Stuttgart von 1380 (Alberti) dürfte<br />

somit eher als Dreiberg aufzufassen sein. Krs.<br />

Der Ringinger Spruch: „Bar le ban" scheint in der Bedeutung<br />

„Zum Zeitvertreib" offenbar französisch zu sein.<br />

Aber es ist unklar, ob es „Parle banc" oder „Parier ban"<br />

oder wie sonst heißen müßte. Wer von den Sprachkundigen<br />

kann Auskunft geben!<br />

Der Kirchturm in Ringingen ist trotz gegenteiliger Behauptung,<br />

neuestens wieder im Hohenzollerischen Jahresheft<br />

S. 283, nicht gotisch. Denn im Jahre 1714 schreibt der<br />

Schultheiß: „Wir haben keinen Kirchturm und die Glocken<br />

hängen außerhalb an einem Gerüst". Allerhöchstens kann<br />

der unterste Stock des Turmes, der 1714 und bis 1905 als<br />

Sakristei diente, aus älterer Zeit stammen! Das übrige<br />

wurde laut Rechnungen 1720 drauf gebaut. Krs.<br />

Stetten-Gnadental. Am 14. November 1663 hat Frater<br />

Markus Antonius a Carpenedulo, General des Kapuzinerordens,<br />

von Solothurn aus die Priorin und den Konvent der<br />

Dominikanerinnen in Gnadental (bei Hechingen) unter seine<br />

geistlichen Töchter aufgenommen und sie aller Meßopfer,<br />

Gebete und Verdienste etc. teilhaftig gemacht, die in seinem<br />

Orden erlangt werden. Dieser „Gnadenbrief geistlicher<br />

Kindtschaft" wurde vermittelt durch Fr. Lambert, Kapuziner<br />

von Freiburg i. Brsg., derzeit Guardian in Rottenburg a. N.<br />

(Orig. Pap. mit Siegel in der Heimatbücherei Hechingen Nr.<br />

G 867, frdl. mitgeteilt durch Studienrat H. Faßbender.) Kr.<br />

Eremit im Bittelschießer Täle. Am 11. Oktober 1719 wurde<br />

im Geistl. Rat zu Konstanz ein Schreiben des Dekans von<br />

Ostrach verlesen: der Pfarrer von Bingen habe die Hinterlassenschaft<br />

des verstorbenen Eremiten zu Bittelschieß<br />

Fr. Josef Stuffler, 3. Orden S. Francisci, im Namen<br />

des Ordinariats versiegelt. Der Hornsteinische Obervogt jedoch,<br />

Herr Johann Caspar Bechinger, habe jedoch das Siegel<br />

weggerissen und das seinige namens seiner Herrschaft aufgedrückt,<br />

auch das Eremitorium oder Häuslein, in dem der<br />

Bruder gewohnt mit einer Wache umstellt, damit niemand<br />

an das Siegel herankomme. Habe sogar befohlen, alle vor<br />

dem Leichnam annoch in dem Häuslein gebrunnene Kerzen<br />

— da jener hinausgetragen und zu der Erde bestattet werden<br />

wollen — auszulöschen, gleichwie er mit der Wacht eben<br />

darum noch immer continuiere. Beschluß: Es soll der Casus<br />

an seine Hochfürstl. Gnaden (den Bischof) untertänigst gemeldet<br />

werden, daß sie gnädigst geruhen wollten, an den<br />

Herrn Baron von Hornstein ein Schreiben zu richten, damit<br />

seine von seinem Obervogt verübte, so impertinen als den<br />

Rechten des Ordinariats und der kirchlichen Immunität präjudicierliche<br />

Insolenz gänzlich abgestellt und die hierin copetenten<br />

Ordinariatsrechte inconturbate exerziert werden möchten.<br />

Inzwischen aber könne man gegen den Obervogt mittels<br />

Strafmandat vorgehen. (Erzb. Arch. Freib. Ha 220, 365.) Krs.<br />

Gorheim, Instituthaus für Exnonnen. Nach Aufhebung des<br />

Klosters Gorheim und anderer in Vorderösterreich gelegenen<br />

Frauenkonvente um 1782 wurde im Klostergebäude ein Institut<br />

für die ehemaligen Schwestern vieler Orte in Gorheim<br />

eingerichtet. Am 1. Juli 1790 hatte der Direktor Lenzinger<br />

daselbst den Todfall der Oberin dieses königl. erzherzogl.<br />

Versammlungshauses, namens Magdalena Paschach<br />

e r i n nach Konstanz gemeldet und bei der bischöflichen<br />

Behörde angefragt, wie er die Neuwahl vorzunehmen habe.<br />

Man hatte ihm geraten, dies unter Zuzug des Stadtpfarrers<br />

Schwab „ohne Gereüsch oder Feyerlichkeit" vorzunehmen.<br />

Darauf berichtete der Direktor, daß das königl. Oberamt<br />

Stockach ihm eine Regiminalweisung zukommen ließ, er<br />

habe nach § 2 Nr. 2 der Statuten des Instituts einen Vorschlag<br />

der tüchtigsten Exnonne an die Landesstelle zu machen,<br />

die diese dann als Oberin aufstellen werde. Hiermit<br />

war nun auch Konstanz einverstanden. (Erzb. Arch. Ha 255,<br />

Seite 376.) Krs.<br />

Ende der Eremiten-Romantik. Am 23. Februar 1782 verhandelte<br />

der bischöfliche Geistliche Rat zu Konstanz: Am<br />

vergangenen 25. Jänner habe die kaiserliche Regierung an<br />

den Bischof von Konstanz in einem Schreiben die gänzliche<br />

Aufhebung und Abstellung aller Waldbrüder oder Eremiten<br />

im österreichischen Gebiet (natürlich auch Vorderösterreich,<br />

Hohenberg, Rottenburg etc.) mitgeteilt. Hierauf erfolgte der<br />

Beschluß: Weil man überhaupt ab Seiten des bischöflichen<br />

Ordinariats die Eremiten schon längstens aufgehoben<br />

zu sein wünschte, und diese Verordnung<br />

von den königlichen Oberämtern vermutlich schon befolgt<br />

und exequiert worden sein wird, beruhet dieser Vorgang<br />

auf sich. (Erzb. Archiv Freiburg Ha 246, S. 239.) Kraus J. A.<br />

„Die Schrecke" läuten. Um Weihnachten war in irgend<br />

einer Zeitung zu lesen gewesen, in der Baar läute man in<br />

der Frühe des Weihnachtsmorgens „den Schrecken". Nun ist<br />

nicht recht einzusehen, wer da in Angst und Schrecken versetzt<br />

werden soll! In Ringingen sagt man denn auch: Man<br />

läutet „die Schreck e", wobei das e wie in Hecke gesprochen<br />

wird. Es ist offenbar das gleiche Wort, das uns in<br />

„jabber aufschrecka", d. h. aufspringen machen. Dies<br />

ist nämlich die Grundbedeutung des Wortes, das uns auch<br />

in Heuschrecke begegnet. Die Vergangenheitsform lautet<br />

„verschreckt" und „aufgeschreckt". Selbst erschrecken oder<br />

in Schrecken geraten wird in der Mundart „vrschräacke" gesprochen,<br />

die Vergangenheitsform lautet „vrschrocka". Offenbar<br />

sollen die Leute am Weihnachtsmorgen aus dem Schlafe<br />

aufgeschreckt werden, damit sie den Frühgottesdienst des<br />

Engelamtes nicht verschlafen. Kr.

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