Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

hohenzollerischer.geschichtsverein.de
von hohenzollerischer.geschichtsverein.de Mehr von diesem Publisher
06.12.2012 Aufrufe

36 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lSfifl Schoy an der Universität Frankfurt a. M. einrichtete, waren seine Kräfte erschöpft. Fünf Wochen nur, auf der Höhe seines Wissens angelangt, konnte er dort lehren, dann kam — grausames Geschick — der Tod (1925). Ein Jahr zuvor noch hatte seine Frau dem kranken Mann einen langgehegten Wunsch erfüllt, einmal wenigstens die Sonne des Südens zu schauen, den er Zeit seines Lebens „mit der Seele gesucht." Doch die Riviera konnte ihm nimmer helfen. — Zum Schlüsse sei gestattet, einige Sätze aus der wunderbaren Grabrede des Pfarrers Haag zu zitieren. „Karl Schoy, so soll denn heute dein sterblicher Teil die letzte Ruhestätte finden, hier oben auf dem stillen, schönen Friedhof deines geliebten Meersburg, wo dir in Jugendheiterkeit die ersten Berufsjahre sich erfüllten, wo du späterhin so manches Mal an der Seite deiner treuen Lebensgefährtin köstlicher Ferientage dich erfreutest, in dem stillen, weithin- Kurznachrichten Alte Gräber in Veringenstadt. Der in Veringenstadt wohnende Jörg von Rechberg von Hohenrechberg stellte am 26. März (Ostermontag) 1554 eine Urkunde aus: „Als Gott meinen lieben Vater, den Junker Jörg von Rechberg aus dem Leben abrief, hatten weder er noch meine Vorfahren eine eigene Sepultur oder Begräbnis in der St. Nikolauskirche zu Veringenstadt. Auf mein Ansuchen aber haben der derzeitige Pfarrer Meister Valentin Knaus (Knuß) und Schultheiß mit Stadtrat mir zugelassen, meinem Vater in der genannten Nikolauskirche „ein Grebnus" zu machen. Doch wurde ausbedungen, daß damit kein Anspruch für später entstehe, wenn wieder einer vom Rechberg-Geschlecht mit Tod abginge, sondern jeweils das Einverständnis des Pfarrers (in Veringendorf) und des Stadtrates nötig sei." —• Mündliche Ueberlieferungen sagten, daß sich zu Veringenstadt eine Gruft mit den Ueberresten der Grafen von Veringen befinde. Da die Nikolauskapelle — Vorgängerin der jetzigen Stadtkirche — die Hofkapelle gewesen sein könnte, wäre auch daselbst die Gruft zu vermuten. Um sich nun davon zu überzeugen, ließen der Herr Oberamtmann von Schütz, der Kassier Schießle von Sigmaringen und der Herr Pfarrer G o b s von Benzingen durch 4 Männer nachgraben. Am 17. August 1819 öffnete man zuerst (den Boden) bei dem Katharinenaltar, der beim Eingang in die Kirche rechts stand. Nach langem vergeblichem Graben öffnete man weiter vorn. Die Freude war allgemein, als man auf eine Mauer stieß, die man zunächst für ein Gewölbe der Gruft hielt. Allein es war nur eine dicke Mauer, die vom Schwibbogen bis in die Mitte der Chorstühle ging und sich dann eiförmig in den anderen Schwibbogen endete (offenbar eine frühere Apsis oder Chorabschlußmauer), ein Zeichen, daß da früher eine halbe Rotunde war, deren Grundmauer man gefunden, und daß man auch an den vorderen Teil an die Kirche anbaute, da dies hinten (vermutlich wegen des Turmes) nicht mehr möglich war. Des andern Tages wurde noch an fünf verschiedenen Orten in der Kirche (der Boden) geöffnet, ohne jedoch die geringste Spur von einer Gruft zu entdecken. Oelberg auf dem Hochaltar der Friedhofkapelle Gruol Foto Jos. Schneider. schauenden Garten, den du stets gerne besucht hast, und wo bei einem deiner letzten Besuche die Empfindung dich durchrann: Hier müßte sich gut ruhen lassen, wenn der große Feierabend kommt. So ruhst du sanft und würdig. Nicht der Einzige hier, der im Leben, Tausende überragend, die Gottessendung in sich trug, nach Sternen zu greifen. Nicht weit von dir schläft ebenfalls ein Großer, dem Sterne verborgene Naturkräfte entschleierten (Anton Mesmer), schlummert die zarte Gestalt einer Frau, deren Seele eine Harfe war, eine Harfe, der des Lebens Finger Liederklänge entlockten, die wie helle, reine Sterne am Himmel der deutschen Dichtung leuchten werden, weit über Grab und Tod hinaus (Annette v. Droste- Hülshoff). Auch dir war es ja gegeben, als Stern von eigenartigem Glanz am Himmel der Wissenschaft aufzusteigen." Xaver Schilling. In jenen Tagen wurde auch der Grabstein mitten in der Kirche gehoben, auf welchem das Wappen der Rechberg eingehauen war. Man fand bald ein gut gemauertes Grab, in dem die Gebeine eines Mannes von VU Schuh Länge lagen. Darauf ruhte ein Schwert von 3V2 Fuß Länge, sowie ein Dolch und ein Stahl. Das Schwert brachte man aufs Rathaus, der Dolch und Stahl aber brachen in Stücke. In dieses Grab zu den Gebeinen legte man einen in ein Glas verschlossenen Brief, der die Zeit der Eröffnung und die Namen der anwesenden Personen enthielt. Schon den 1. August 1819 war das links vom vorgemeldeten gelegene Grab geöffnet. Nach vieler Mühe und Begießung des Steines mit Wasser erkannte man folgende Inschrift: „Anno domini 1. ... 6 starb die edel und tugendsam irau Catharina von Rechberg (dieses außen am Rand herum: und in der Mitte des Steines:) Gott sei ihrer Seele gnädig." Im Grabe selbst fanden sich regelmäßig geordnete Gebeine von einer Frau. Der Schreiber dieses (H. Kaplan Fischer zu Veringenstadt 1819) vermutete, diese Katharina könnte die Gemahlin des 1554 verstorbenen älteren Georg von Rechberg sein, der 1538 oder 1540 mit seiner Frau und Sohn Georg d. j. hier seine Wohnung nahm. Die Gemahlin des jüngeren Georg, der 1570 oder 1571 starb, war Agnes, eine geborene Spet, die 1575 noch lebte. Pfarrer Sprißler hält die letzte Ziffer der Jahrzahl für eine umgekehrte 8, der 4 bedeuten soll. Man darf aber dieser Entzifferung nicht zu viel Glauben schenken, weil es diese Herren überhaupt nicht genau genommen zu haben scheinen. Beweis: Am 17. August 1819 lasen die obgemelten Herren die Jahrzahl an der großen Glocke und entzifferten 1405. Diese hab ich auch schon gesehen, sie heißt mccccliiii, was doch offenbar 1454 heißt. Soweit Fischer. Nota: Auf der Kirchenbühne zu Dillstetten stehen in einer Kiste eingepackt die Gebeine, die 1862 beim Abbruch der St. Nikolauskirche daselbst ausgegraben wurden. Es sind 4 Schädel, von denen 3 einander auffallend ähnlich geformt sind, wogegen der vierte eine andere Bildung hat. Es könnten demnach wohl 3 Rechberg darunter sein, obschon wir nur von den 2 Georgen wissen. — (Notizen S. Lochers.) Das Kunstdenkmälerwerk des Kreises Sigmaringen 1948 S. 393 Nr. 20 sieht die Schrift dieses Grabsteins der Katharina von Rechberg als ins 13. Jahrhundert gehörig an, was offenbar irrig ist. Es könnte wohl auch eine geborene Rechberg gewesen sein, denn sonst wäre der Mädchenname au f dem Stein vermerkt worden. Krs Der Jahrgang 1 der „Hohenzollerischen Heimat" enthält die schöne Geschichte von Auguste Salzmann: „Vom Büblein, das nicht sitzen konnte." Der Vater dieses Bübleins stammt von Steinhilben, und auch das Büblein selber war ein Steinhilber Bub: Verele Jäger. Auguste Salzmann, die Verfasserin und Tochter dieses Xaver Jäger war eine Verwandte von Frau Jijliana Geiselhart, geb. Pfeiffer. Sie war in den 20er Jahren einmal in Steinhilben, und ihre Kinder waren bei Juliane Pfeiffer auf Besuch. Wo sie jetzt wohnen, weiß ich nicht. Durch mich kam die Erzählung s. Zt. ins Lesewerk des kath. Lehrervereins und war im sog. „Heimatband" abgedruckt. Von dieser Erzählung sagte s. Zt. der frühere preußische Kultusminister von Studt, anläßlich eines Besuches in Sigmaringen, daß dies das schönste Lesestück des Lesewerkes sei. F. Widemann. Merkwürdige Jahrzahlen finden sich um 1300 im Kloster Heiligkreuztal: Zwölfhundert zehn und neunzig Jahr 1300, oder tausend zweihundert und neunzig Jahr und in dem zehenden Jahr ja sogar: tausend zweihundert und neunundneunzig Jahr in dem nächsten Jahr! Warum diese Scheu vor der Hunderterzahl?

Jahrgang i960 HOHENZO :IJERISCHE HEIMAT 37 Götz von Burladingen: Am 11. Juni 1359 urkundet Graf Heinrich von Veringen, er habe von Götz von Burladingen dem alten und dessen Sohn Götz (Gottfried) den Laienzehnten zu Bächingen, d. h. ein Drittel des dortigen Zehnten, den diese von ihm zu Lehen hatten, angenommen und dem Kloster Salem zu seinem Seelenheile geschenkt. Laut Urkunde vom 21. Juni 1359 zu Pfullendorf berichtet der alte Götz von Burladingen, er habe seinen dritten Teil des Zehnten von Bächingen, vormals Lehen des Grafen Heinrich von Veringen, dem Kloster Salem zu kaufen gegeben, das nun den ganzen Zehnten daselbst besitze. Kaufpreis des Drittels: 133 Pfd. Hlr. Zu Bürgen setzt er seinen Sohn Götz von Burladingen und seinen Tochtermann Cunrad Grämlich den Amtmannn zu Pfullendorf. (Salemer Archiv in Karlsruhe). Nach der OA.-Beschreibung Riedlingen 1923 S. 640 hatte Salem in Bechingen noch bis 1645 mit anderem Besitz auch den ganzen Zehnten und verkaufte ihn hier ans Kl. Zwiefalten. Somit kann es sich bei den Urkunden von 1359 nicht um Bächingen (abgeg. bei Volkertshausen-Stockach) handeln, wie Krieger im Topograph. Wörterbuch und die Hohenz. Heimat 1959 S. 41 meinten, sondern das heutige Bechingen im Kreis Riedlingen. Der ältere Götz von Burladingen kommt auch in einer Veringer Urkunde vom 5. Februar 1349 vor: Ursel von Gersteneck (bei Landshut i. Bay.;. Zweig der Herren von Freyberg), Frau des Heinz Spet von Schirmberg (wo?), ferner Adelheid und Ursel, Töchter des verstorbenen Hug v. Tierberg, verkaufen dem Edelknecht Ulrich v. Regnolzweiler ihr gemeinsames Haus in Veringenstadt nächst bei der Nikolauskapelle, das ihr Vater Hug v. Tierberg ihnen hinterließ, um 23 Pfund Heller. Bürgen: Die 2 Ritter und Brüder Berthold und Heinrich von Stein, und GötzvonBur- 1 a d i n g e n, und Heinrich Spet, ihr Stiefvater und Pfleger. Geiselschaft nach Sigmaringen oder Veringen ist ausgemacht. Siegler: die 2 Gebrüder von Stein, Götz von Burladingen und Heinz Speth (von Schirmberg). — Letztere Burg scheint in der Gegend der Lauchert-Fehla abgegangen zu sein, M. Walter vermutete bei Gauselfingen. Ein Helmsiegel benutzte Gotzo von Burladingen am 23. 4. 1380, indem auf dem Helm eine mehrzackige Krone sichtbar ist, aus der der schlanke Falke wächst. (Hohenz. Heimat 1960, 24 und Abbild bei Alberti.) Somit haben wir hier die sonst nicht erwähnte Helmzier vor uns. Uebrigens hat schon der gut bewanderte Seyler festgestellt, daß die Farben des Burladinger Wappens unsicher seien. Denn nach alter Wappenregel kann kein weißer Falke in goldenem Feld sitzen. Man möchte vielmehr, da graubraun in der Farbenskala einst nicht vorkam, für den Falken die Farbe schwarz --ermuten. Schließlich fand sich auch noch im Fürstenbg. Urkb. Bd. VI, S. 238 eine letzte Kunde des Geschlechtes: Am 16. Mai 1402 empfing C u o n von Burladingen vom Grafen Eberhard von Wirtemberg zu Mannlehen den Teil des Kornzehntens zu Trochtelfingen, den Menloch von Linstetten vorher hatte! Somit hatte es mit dem Besitz im Städtchen Tr. doch seine Richtigkeit. Dort findet sich auch am 26. Juli 1406 unter den Bürgern noch eine B e n t z (Berthold) Burlading, den man mit mehr Wahrscheinlichkeit für einen unebenbürtigen Nachkommen halten könnte, als die von Rischert neulich beigebrachten Wolfe, die aus Burladingen ausgewandert waren. Götz von Burladingen siegelte auch noch im Jahre 1384 eine Urkunde, die jetzt im Staatsarchiv München liegt. Merz- Hegi bilden mit der Züricher Wappenrolle 1930 auf Siegeltafel VI dessen Siegel ab: Helm mit Decke, dessen Zier aus einem Dreiberg besteht, auf dem ein schlanker Falke nach heraldisch rechts schaut. Umschrift f S. GOEZEN VON BVRLADINGEN. Die angebliche Krone auf dem gleichen Siegel im Staatsarchiv Stuttgart von 1380 (Alberti) dürfte somit eher als Dreiberg aufzufassen sein. Krs. Der Ringinger Spruch: „Bar le ban" scheint in der Bedeutung „Zum Zeitvertreib" offenbar französisch zu sein. Aber es ist unklar, ob es „Parle banc" oder „Parier ban" oder wie sonst heißen müßte. Wer von den Sprachkundigen kann Auskunft geben! Der Kirchturm in Ringingen ist trotz gegenteiliger Behauptung, neuestens wieder im Hohenzollerischen Jahresheft S. 283, nicht gotisch. Denn im Jahre 1714 schreibt der Schultheiß: „Wir haben keinen Kirchturm und die Glocken hängen außerhalb an einem Gerüst". Allerhöchstens kann der unterste Stock des Turmes, der 1714 und bis 1905 als Sakristei diente, aus älterer Zeit stammen! Das übrige wurde laut Rechnungen 1720 drauf gebaut. Krs. Stetten-Gnadental. Am 14. November 1663 hat Frater Markus Antonius a Carpenedulo, General des Kapuzinerordens, von Solothurn aus die Priorin und den Konvent der Dominikanerinnen in Gnadental (bei Hechingen) unter seine geistlichen Töchter aufgenommen und sie aller Meßopfer, Gebete und Verdienste etc. teilhaftig gemacht, die in seinem Orden erlangt werden. Dieser „Gnadenbrief geistlicher Kindtschaft" wurde vermittelt durch Fr. Lambert, Kapuziner von Freiburg i. Brsg., derzeit Guardian in Rottenburg a. N. (Orig. Pap. mit Siegel in der Heimatbücherei Hechingen Nr. G 867, frdl. mitgeteilt durch Studienrat H. Faßbender.) Kr. Eremit im Bittelschießer Täle. Am 11. Oktober 1719 wurde im Geistl. Rat zu Konstanz ein Schreiben des Dekans von Ostrach verlesen: der Pfarrer von Bingen habe die Hinterlassenschaft des verstorbenen Eremiten zu Bittelschieß Fr. Josef Stuffler, 3. Orden S. Francisci, im Namen des Ordinariats versiegelt. Der Hornsteinische Obervogt jedoch, Herr Johann Caspar Bechinger, habe jedoch das Siegel weggerissen und das seinige namens seiner Herrschaft aufgedrückt, auch das Eremitorium oder Häuslein, in dem der Bruder gewohnt mit einer Wache umstellt, damit niemand an das Siegel herankomme. Habe sogar befohlen, alle vor dem Leichnam annoch in dem Häuslein gebrunnene Kerzen — da jener hinausgetragen und zu der Erde bestattet werden wollen — auszulöschen, gleichwie er mit der Wacht eben darum noch immer continuiere. Beschluß: Es soll der Casus an seine Hochfürstl. Gnaden (den Bischof) untertänigst gemeldet werden, daß sie gnädigst geruhen wollten, an den Herrn Baron von Hornstein ein Schreiben zu richten, damit seine von seinem Obervogt verübte, so impertinen als den Rechten des Ordinariats und der kirchlichen Immunität präjudicierliche Insolenz gänzlich abgestellt und die hierin copetenten Ordinariatsrechte inconturbate exerziert werden möchten. Inzwischen aber könne man gegen den Obervogt mittels Strafmandat vorgehen. (Erzb. Arch. Freib. Ha 220, 365.) Krs. Gorheim, Instituthaus für Exnonnen. Nach Aufhebung des Klosters Gorheim und anderer in Vorderösterreich gelegenen Frauenkonvente um 1782 wurde im Klostergebäude ein Institut für die ehemaligen Schwestern vieler Orte in Gorheim eingerichtet. Am 1. Juli 1790 hatte der Direktor Lenzinger daselbst den Todfall der Oberin dieses königl. erzherzogl. Versammlungshauses, namens Magdalena Paschach e r i n nach Konstanz gemeldet und bei der bischöflichen Behörde angefragt, wie er die Neuwahl vorzunehmen habe. Man hatte ihm geraten, dies unter Zuzug des Stadtpfarrers Schwab „ohne Gereüsch oder Feyerlichkeit" vorzunehmen. Darauf berichtete der Direktor, daß das königl. Oberamt Stockach ihm eine Regiminalweisung zukommen ließ, er habe nach § 2 Nr. 2 der Statuten des Instituts einen Vorschlag der tüchtigsten Exnonne an die Landesstelle zu machen, die diese dann als Oberin aufstellen werde. Hiermit war nun auch Konstanz einverstanden. (Erzb. Arch. Ha 255, Seite 376.) Krs. Ende der Eremiten-Romantik. Am 23. Februar 1782 verhandelte der bischöfliche Geistliche Rat zu Konstanz: Am vergangenen 25. Jänner habe die kaiserliche Regierung an den Bischof von Konstanz in einem Schreiben die gänzliche Aufhebung und Abstellung aller Waldbrüder oder Eremiten im österreichischen Gebiet (natürlich auch Vorderösterreich, Hohenberg, Rottenburg etc.) mitgeteilt. Hierauf erfolgte der Beschluß: Weil man überhaupt ab Seiten des bischöflichen Ordinariats die Eremiten schon längstens aufgehoben zu sein wünschte, und diese Verordnung von den königlichen Oberämtern vermutlich schon befolgt und exequiert worden sein wird, beruhet dieser Vorgang auf sich. (Erzb. Archiv Freiburg Ha 246, S. 239.) Kraus J. A. „Die Schrecke" läuten. Um Weihnachten war in irgend einer Zeitung zu lesen gewesen, in der Baar läute man in der Frühe des Weihnachtsmorgens „den Schrecken". Nun ist nicht recht einzusehen, wer da in Angst und Schrecken versetzt werden soll! In Ringingen sagt man denn auch: Man läutet „die Schreck e", wobei das e wie in Hecke gesprochen wird. Es ist offenbar das gleiche Wort, das uns in „jabber aufschrecka", d. h. aufspringen machen. Dies ist nämlich die Grundbedeutung des Wortes, das uns auch in Heuschrecke begegnet. Die Vergangenheitsform lautet „verschreckt" und „aufgeschreckt". Selbst erschrecken oder in Schrecken geraten wird in der Mundart „vrschräacke" gesprochen, die Vergangenheitsform lautet „vrschrocka". Offenbar sollen die Leute am Weihnachtsmorgen aus dem Schlafe aufgeschreckt werden, damit sie den Frühgottesdienst des Engelamtes nicht verschlafen. Kr.

36 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lSfifl<br />

Schoy an der Universität Frankfurt a. M. einrichtete, waren<br />

seine Kräfte erschöpft. Fünf Wochen nur, auf der Höhe seines<br />

Wissens angelangt, konnte er dort lehren, dann kam<br />

— grausames Geschick — der Tod (1925). Ein Jahr zuvor<br />

noch hatte seine Frau dem kranken Mann einen langgehegten<br />

Wunsch erfüllt, einmal wenigstens die Sonne des<br />

Südens zu schauen, den er Zeit seines Lebens „mit der Seele<br />

gesucht." Doch die Riviera konnte ihm nimmer helfen. —<br />

Zum Schlüsse sei gestattet, einige Sätze aus der wunderbaren<br />

Grabrede des Pfarrers Haag zu zitieren. „Karl Schoy,<br />

so soll denn heute dein sterblicher Teil die letzte Ruhestätte<br />

finden, hier oben auf dem stillen, schönen Friedhof<br />

deines geliebten Meersburg, wo dir in Jugendheiterkeit die<br />

ersten Berufsjahre sich erfüllten, wo du späterhin so manches<br />

Mal an der Seite deiner treuen Lebensgefährtin köstlicher<br />

Ferientage dich erfreutest, in dem stillen, weithin-<br />

Kurznachrichten<br />

Alte Gräber in Veringenstadt. Der in Veringenstadt wohnende<br />

Jörg von Rechberg von Hohenrechberg stellte am 26.<br />

März (Ostermontag) 1554 eine Urkunde aus: „Als Gott meinen<br />

lieben Vater, den Junker Jörg von Rechberg aus dem<br />

Leben abrief, hatten weder er noch meine Vorfahren eine<br />

eigene Sepultur oder Begräbnis in der St. Nikolauskirche zu<br />

Veringenstadt. Auf mein Ansuchen aber haben der derzeitige<br />

Pfarrer Meister Valentin Knaus (Knuß) und<br />

Schultheiß mit Stadtrat mir zugelassen, meinem Vater in der<br />

genannten Nikolauskirche „ein Grebnus" zu machen. Doch<br />

wurde ausbedungen, daß damit kein Anspruch für später<br />

entstehe, wenn wieder einer vom Rechberg-Geschlecht mit<br />

Tod abginge, sondern jeweils das Einverständnis des Pfarrers<br />

(in Veringendorf) und des Stadtrates nötig sei." —•<br />

Mündliche Ueberlieferungen sagten, daß sich zu Veringenstadt<br />

eine Gruft mit den Ueberresten der Grafen von Veringen<br />

befinde. Da die Nikolauskapelle — Vorgängerin der<br />

jetzigen Stadtkirche — die Hofkapelle gewesen sein könnte,<br />

wäre auch daselbst die Gruft zu vermuten. Um sich nun<br />

davon zu überzeugen, ließen der Herr Oberamtmann von<br />

Schütz, der Kassier Schießle von Sigmaringen und der Herr<br />

Pfarrer G o b s von Benzingen durch 4 Männer nachgraben.<br />

Am 17. August 1819 öffnete man zuerst (den Boden) bei dem<br />

Katharinenaltar, der beim Eingang in die Kirche rechts<br />

stand. Nach langem vergeblichem Graben öffnete man weiter<br />

vorn. Die Freude war allgemein, als man auf eine Mauer<br />

stieß, die man zunächst für ein Gewölbe der Gruft hielt.<br />

Allein es war nur eine dicke Mauer, die vom Schwibbogen<br />

bis in die Mitte der Chorstühle ging und sich dann eiförmig<br />

in den anderen Schwibbogen endete (offenbar eine frühere<br />

Apsis oder Chorabschlußmauer), ein Zeichen, daß da früher<br />

eine halbe Rotunde war, deren Grundmauer man gefunden,<br />

und daß man auch an den vorderen Teil an die Kirche anbaute,<br />

da dies hinten (vermutlich wegen des Turmes) nicht<br />

mehr möglich war. Des andern Tages wurde noch an fünf<br />

verschiedenen Orten in der Kirche (der Boden) geöffnet, ohne<br />

jedoch die geringste Spur von einer Gruft zu entdecken.<br />

Oelberg auf dem Hochaltar der Friedhofkapelle Gruol<br />

Foto Jos. Schneider.<br />

schauenden Garten, den du stets gerne besucht hast, und wo<br />

bei einem deiner letzten Besuche die Empfindung dich durchrann:<br />

Hier müßte sich gut ruhen lassen, wenn der große<br />

Feierabend kommt.<br />

So ruhst du sanft und würdig. Nicht der Einzige hier, der<br />

im Leben, Tausende überragend, die Gottessendung in sich<br />

trug, nach Sternen zu greifen. Nicht weit von dir schläft<br />

ebenfalls ein Großer, dem Sterne verborgene Naturkräfte<br />

entschleierten (Anton Mesmer), schlummert die zarte Gestalt<br />

einer Frau, deren Seele eine Harfe war, eine Harfe,<br />

der des Lebens Finger Liederklänge entlockten, die wie helle,<br />

reine Sterne am Himmel der deutschen Dichtung leuchten<br />

werden, weit über Grab und Tod hinaus (Annette v. Droste-<br />

Hülshoff). Auch dir war es ja gegeben, als Stern von eigenartigem<br />

Glanz am Himmel der Wissenschaft aufzusteigen."<br />

Xaver Schilling.<br />

In jenen Tagen wurde auch der Grabstein mitten in der<br />

Kirche gehoben, auf welchem das Wappen der Rechberg<br />

eingehauen war. Man fand bald ein gut gemauertes<br />

Grab, in dem die Gebeine eines Mannes von VU Schuh Länge<br />

lagen. Darauf ruhte ein Schwert von 3V2 Fuß Länge, sowie<br />

ein Dolch und ein Stahl. Das Schwert brachte man aufs<br />

Rathaus, der Dolch und Stahl aber brachen in Stücke. In<br />

dieses Grab zu den Gebeinen legte man einen in ein Glas<br />

verschlossenen Brief, der die Zeit der Eröffnung und die<br />

Namen der anwesenden Personen enthielt.<br />

Schon den 1. August 1819 war das links vom vorgemeldeten<br />

gelegene Grab geöffnet. Nach vieler Mühe und Begießung<br />

des Steines mit Wasser erkannte man folgende Inschrift:<br />

„Anno domini 1. ... 6 starb die edel und tugendsam<br />

irau Catharina von Rechberg (dieses außen am Rand herum:<br />

und in der Mitte des Steines:) Gott sei ihrer Seele gnädig."<br />

Im Grabe selbst fanden sich regelmäßig geordnete Gebeine<br />

von einer Frau. Der Schreiber dieses (H. Kaplan Fischer<br />

zu Veringenstadt 1819) vermutete, diese Katharina<br />

könnte die Gemahlin des 1554 verstorbenen älteren Georg<br />

von Rechberg sein, der 1538 oder 1540 mit seiner Frau und<br />

Sohn Georg d. j. hier seine Wohnung nahm. Die Gemahlin<br />

des jüngeren Georg, der 1570 oder 1571 starb, war Agnes,<br />

eine geborene Spet, die 1575 noch lebte. Pfarrer Sprißler hält<br />

die letzte Ziffer der Jahrzahl für eine umgekehrte 8, der 4<br />

bedeuten soll. Man darf aber dieser Entzifferung nicht zu<br />

viel Glauben schenken, weil es diese Herren überhaupt nicht<br />

genau genommen zu haben scheinen. Beweis: Am 17. August<br />

1819 lasen die obgemelten Herren die Jahrzahl an der großen<br />

Glocke und entzifferten 1405. Diese hab ich auch schon gesehen,<br />

sie heißt mccccliiii, was doch offenbar 1454 heißt. Soweit<br />

Fischer.<br />

Nota: Auf der Kirchenbühne zu Dillstetten stehen in einer<br />

Kiste eingepackt die Gebeine, die 1862 beim Abbruch der St.<br />

Nikolauskirche daselbst ausgegraben wurden. Es sind 4<br />

Schädel, von denen 3 einander auffallend ähnlich geformt<br />

sind, wogegen der vierte eine andere Bildung hat. Es könnten<br />

demnach wohl 3 Rechberg darunter sein, obschon wir nur<br />

von den 2 Georgen wissen. — (Notizen S. Lochers.)<br />

Das Kunstdenkmälerwerk des Kreises Sigmaringen 1948 S.<br />

393 Nr. 20 sieht die Schrift dieses Grabsteins der Katharina<br />

von Rechberg als ins 13. Jahrhundert gehörig an, was offenbar<br />

irrig ist. Es könnte wohl auch eine geborene Rechberg<br />

gewesen sein, denn sonst wäre der Mädchenname au f<br />

dem Stein vermerkt worden. Krs<br />

Der Jahrgang 1 der „Hohenzollerischen Heimat" enthält<br />

die schöne Geschichte von Auguste Salzmann: „Vom Büblein,<br />

das nicht sitzen konnte." Der Vater dieses Bübleins stammt<br />

von Steinhilben, und auch das Büblein selber war ein Steinhilber<br />

Bub: Verele Jäger. Auguste Salzmann, die Verfasserin<br />

und Tochter dieses Xaver Jäger war eine Verwandte<br />

von Frau Jijliana Geiselhart, geb. Pfeiffer. Sie war in den<br />

20er Jahren einmal in Steinhilben, und ihre Kinder waren<br />

bei Juliane Pfeiffer auf Besuch. Wo sie jetzt wohnen, weiß<br />

ich nicht. Durch mich kam die Erzählung s. Zt. ins Lesewerk<br />

des kath. Lehrervereins und war im sog. „Heimatband" abgedruckt.<br />

Von dieser Erzählung sagte s. Zt. der frühere<br />

preußische Kultusminister von Studt, anläßlich eines Besuches<br />

in Sigmaringen, daß dies das schönste Lesestück des<br />

Lesewerkes sei. F. Widemann.<br />

Merkwürdige Jahrzahlen finden sich um 1300 im Kloster<br />

Heiligkreuztal: Zwölfhundert zehn und neunzig Jahr 1300,<br />

oder tausend zweihundert und neunzig Jahr und in dem<br />

zehenden Jahr ja sogar: tausend zweihundert und neunundneunzig<br />

Jahr in dem nächsten Jahr! Warum diese Scheu vor<br />

der Hunderterzahl?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!