Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Jahr^H,.^ i960 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT 35<br />
Des; Kürsenes Tochter zu Rottenburg mit Kindern, weiß<br />
nit wie viel. Ferner Machtilds Schwestern, die beiden haben<br />
sich verbrieft. Item zu Salbendingen die 2 jungen<br />
Franken. Item zu Melchingen 2 Frauen und 1 Mann, weiß<br />
nit, wie die heißen. Doch findet man das in den Rodeln und<br />
Registern, als sie Fastnachtshühner geben. Zu Undingen<br />
2 Männer, weiß den Namen nicht. Zu Erpfingen Fricken<br />
Kinder und der Bey (Bry?). Item zu Pfullingen 1 Frau<br />
und 1 Mann. Zu Hönau, Steinhülben und Oedenwaldstetten<br />
je 1 Mann, Name unbekannt. Item zu<br />
Wilsingen 5 Mann, 3 Frauen und deren Kinder, auch<br />
Klöbers (Klaibers!) Kinder. Zu Tigerfeld 1 Frau und des<br />
Röubers Weib mit vielen Kindern. Item zu Pfronstetten<br />
1 Frau und 1 Mann. Item zu R i n g i n g e n, han ich Leute,<br />
ich weiß nit jetzo, wievil das sind. Zu Burladingen 2<br />
Mann und 2 Frauen, hand viele Kinder Item ze Gösselfingen<br />
(Gauselfingen) 1 Frau und deren 2 Söhne. Zu B i t z<br />
1 Frau. Item der Gegkeller im Killertal und sein Bruder<br />
sind mein eigen. Item zu Ebingen des Mesners 2 Töchter,<br />
Jakob Plancken Weib mit 3 gewachsenen Söhnen und die<br />
andern 2 Frauen, hand vil Kinder. Item der Schoye und sein<br />
Bruder, Hainers Weib. Ferner zu Liggersdorf Heinrich<br />
Muner und sein Weib, die hat man zu mahnen.. Item des<br />
Mesners 2 Söhne. Item zu Harthausen uff der<br />
S c h e r r 2 Mann, 4 Frauen und ihre Kinder. Zu Benzingen<br />
2 Mann, 3 Frauen. Zu Winterlingen 2 Frauen. Zu<br />
Straßberg des Metzgers Weib, 2 ausgegebene Söhne und<br />
sonst 3 Kinder. Zu Stetten dem Kaltenmarkt 1<br />
Mann. Item zu Geislingen 1 Mann. Zu Bünge (Bingen)<br />
der Schönbertzschy und sein Bruder. Ferner 2 Mann. Item<br />
1 Mann zu Emerfeld. Zu Egelfingen der Thöuber<br />
mit Weib und 8 Kindern. Zu Veringen dem Dorf 2<br />
Frauen, zu Jungnowe des Sinders Weib, Grafen Eberhards<br />
Concubine, des Gerstenmayers Tochter. Item zu Silmaringen<br />
(vermutlich Sigmaringen) des Grafen Hansen<br />
(von Werdenberg) Schreiber, der Gerstenmayer sein Jäger<br />
und dessen Weib, und sein Sohn ist zu Hächingen.<br />
Item zu Veringen (stadt) der Glattis, der Böler, der<br />
Nopp, Frick Amann und sein Bruder. Conrad Rügker, Faigly,<br />
Rupp, der Bosch, Gegkelers Schwester und des Amanns<br />
Schwester und ihre Kinder. Der Kut. Item zu Gruorn<br />
(G r u o 1) bei Haigerloch, da herum hab ich 4 Mann und<br />
Frauen, weiß nit wie die heißen.<br />
Dies sind meine Eigenleute. Die Kinderzahl kenn ich nicht.<br />
Und die Ower, und der Hälbling, da könnt guter maßen<br />
Claus Böser, Amtmann, sagen, wie es um sie steht. Hier sind<br />
aber die Leibeigenen zu Gammertingen und Hetlingen und<br />
den zugehörigen Dörfern nicht geschrieben. Item ich hab den<br />
Willen gehabt, ein Ungelt zu Hertingen zu hab&n. Mag vielleicht<br />
nit höher dann jährlich 16 Pfund Heller geben."<br />
Die ganze Liste ist datiert vom 22. November 1447. Ein<br />
Vergleich mit dem buntscheckigen Bild der Leibeigenen in<br />
Hagens Lagerbüchern der Grafschaft Zollern von 1544 liegt<br />
nahe. Ein großer Teil der verkauften Güter bez. Leute dürfte<br />
auf den 1415 verstorbenen letzten Grafen Wolf von Veringen<br />
zurückreichen, dessen Erbe ja Hansens Vater Heinrich von<br />
Rechberg war (J. Wiest, Gesch. der Stadt Gammertingen,<br />
1928, 27).<br />
Im Jahre 1450 erhielt Hans von Rechberg vom Reich einen<br />
Teil des Dorfes Salmendingen als Lehen. In der Fehde mit<br />
dem Grafen von Werdenberg zog er am 4. Sept. 1464 mit 300<br />
Reitern und einigen Fußknechten aus, plünderte die werdenbergischen<br />
Besitzungen, verbrannte die Dörfer Feld - und<br />
Harthausen und Melchingen, legte Benzingen<br />
400 fl Schätzung auf. Bald benützte er die Schalksburg, bald<br />
den Hohentwiel, bald Schramberg als Stützpunkt. Am 11.<br />
November 1464 ereilte ihn das Schicksal in Gestalt eines<br />
Bauernpfeiles, der ihm am 13. zu Villingen den Tod brachte.<br />
Man hat schon vermuten wollen, Hans von Rechberg habe<br />
bei seinem Zug 1464 auch das Schloß Ringingen zerstört.<br />
Einen Nachweis besitzen wir nicht. Da vielmehr die Burgherren,<br />
die Schwelher-Erben, mit den Werdenbergern laut<br />
Notiz von 1516 „nit in Einigkeit gestanden", auch der befreundete<br />
Graf von Wirtenberg hier mehrere Leibeigene 1447<br />
von Hans gekauft gehabt, scheint die Zerstörung durch letzteren<br />
nicht sehr wahrscheinlich.<br />
Allerdings muß darauf hingewiesen werden, daß die Grafen<br />
von Wirtenberg den Rechberger hinters Licht geführt<br />
und sich auf Seiten Werdenbergs gestellt hatten. Sonst hätten<br />
ja auch deren Dörfer Feld- und Harthausen nicht den Zorn<br />
des Hans von Rechberg zu fühlen bekommen können!<br />
Schon am Montag nach Sonntag Invocavit 1441 hat Hans<br />
dem Konrad von Stein zu Göffingen Stadt und Schloß Hett<br />
i n g e n verkaufen wollen, samt Herbrechtingen, Ittenhausen,<br />
Feld- und Harthausen mit Leuten und Gütern, ausgenommen<br />
einen Weiher an der V e 1 g (Fehla!) bei Hettingen<br />
um 6540 fl. Der Verkauf scheint jedoch wieder kassiert worden<br />
zu sein (Württ. Reg. 6189). Nach Gabelkofer lösten 1442<br />
die Grafen von Württemberg das Burgstall (Vorder-)Liechtenstein<br />
mit Zubehör von Hans von Rechberg um 1000 fl und<br />
400 Pfund Heller (Kanter S. 127). Kraus.<br />
Philologe, Geograph und Astronom<br />
Dem Andenken von Karl Schoy (1877 bis 1925)<br />
Vor kurzem hat die Stadt Meersburg ein bisher wenig beachtetes<br />
Grab auf ihrem Friedhof in ihre Obhut genommen.<br />
Es liegt in der stadtwärts gelegenen Ecke dicht an der Friedhofmauer<br />
unter einer mächtigen Trauerweide. Auf dem<br />
schlichten Grabstein ist zu lesen:<br />
Carl SCHOY - 1877—1925 - DR. ING. DR. PHIL. - DOZENT<br />
AN DER UNIVERSITÄT FRANKFURT AM MAIN.<br />
Wer war nun. der, der hier seine letzte Ruhe gefunden? Die<br />
Antwort auf diese Frage mögen die Worte des Bonner Professors<br />
Dr. Spies geben, die er am 23. Dezember 1925 im<br />
Essener Anzeiger dem Verstorbenen widmete: „Einer der<br />
besten Kenner der Geschichte der exakten Wissenschaft im<br />
Orient... Seine zahlreichen Arbeiten über mathematische<br />
Geographie und Astronomie bei den Arabern haben die<br />
Wissenschaft ganz erheblich gefördert. Der Verlust, den die<br />
Geschichte der exakten Wissenschaften durch den allzufrühen<br />
Hingang ihres Erforschers Karl Schoy erlitten hat, ist in der<br />
Tat unersetzlich."<br />
Karl Schoy ist geboren am 7. April 1877 in dem Dörflein<br />
Bittelschieß im südlichen Hohenzollern. Dort war sein Vater,<br />
der aus Bisingen am Fuße des Zollerberges stammt, Lehrer.<br />
Wie zwei seiner Brüder sollte auch er den Beruf des Vaters<br />
ergreifen und Volksschullehrer werden. So verzeichnet denn<br />
der Jahresbericht des Lehrerseminars zu Meersbug am Bodensee<br />
auch unsern Karl Schoy im Jahre 1894 als Schüler<br />
und 1896 als Lehramtskandidat. Schon hier hatte er besondere<br />
Begabung in Mathematik und Geographie, aber auch<br />
in Musik gezeigt.<br />
Doch mit dem bisher Erreichten gab sich der Neunzehnjährige<br />
nicht zufrieden. Er lernte Englisch, Französisch, Latein,<br />
verbesserte seine mathematischen Kenntnisse — alies<br />
neben der Schularbeit her —, machte 1901 das Abitur am<br />
Realgymnasium in Karlsruhe und ging sodann nach München,<br />
um Mathematik, Astronomie und Physik zu studieren.<br />
Nachhilfestunden und Rechenarbeit an der dortigen Sternwarte<br />
ergaben dem Studenten den kärglichen Lebensunterhalt.<br />
Staatsexamen für das Höhere Lehramt, für das Land<br />
Bayern zuerst und dann noch für das Land Preußen abgelegt,<br />
sodann Anstellung an höheren Schulen, endlich eine<br />
Studienratsstelle in Essen — das sind die äußeren Etappen<br />
dieses ungewöhnlichen Lebensganges. Sechzehn Jahre verblieb<br />
Karl Schoy in Essen, wenngleich die ganzen Lebensumstände<br />
des Ruhrgebiets dem naturliebenden Schwaben<br />
keineswegs zusagten.<br />
„Ein ungeheurer Wissensdurst durchdrang ihn. Zur Quelle<br />
der Weisheit mußte er." So schreibt Professor Lindow in<br />
seinem Nachruf, „Tragödie des Außenseiters" betitelt. Ja, er<br />
muß ein Außenseiter gewesen sein, wenngleich seine Schüler<br />
die Güte ihres hervorragenden Lehrers rühmten. Der saß,<br />
wenn er abgekämpft nach Hause kam, des Nachts über den<br />
Büchern und orientalischen Manuskripten, die er sich mit<br />
Hilfe guter Freunde, zum Teil aus fernliegenden Bibliotheken<br />
(Kairo, Alexandria) zu verschaffen wußte. Um nicht<br />
erst aus der Hand von Uebersetzern an die Wissensgebiete,<br />
die er bearbeitete, heranzukommen, lernte er, ein hoher<br />
Dreißiger schon, noch Arabisch; dazu dann auch noch Persisch<br />
und Türkisch.<br />
Nach all dem erscheint es nicht gar verwunderlich, daß<br />
der Essener Studienrat Schoy promovieren konnte, und rasch<br />
nacheinander gleich zweimal: zum Dr. ing. an der Technischen<br />
Hochschule München und zum Dr. phil. nat. an der Universität<br />
Heidelberg. Seine Doktorarbeiten wie seine sonstigen<br />
Veröffentlichungen ließen die Wissenschaftler des In- und<br />
Auslandes aufhorchen. Professuren in Deutschland und USA<br />
(Berlin und Columbia University), die ihm angeboten wurden,<br />
konnten der Zeitumstände (Nachkriegszeit, Inflation)<br />
wegen und aus gesundheitlichen Gründen nicht angenommen<br />
werden. Als aber endlich der einsichtige preußische<br />
Minister Becker eine Dozentenstelle für den Dr. Dr. Karl