Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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28 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang 1960 Der kreuztragende Christus - Weilerklrche Owingen Foto Weber Rekonstruktion des Leonardo-Abendmahls in der evangelischen Kirche zu besuchen. Derjn mit dem Abendmahl begann die Passion, und sie erhielt ihre Fortsetzung im Garten Gethsemanl. Diese Darstellung finden wir über dem Baigei-locher. Kriegerdenkmal an der Schloßkirche, und wir finden sie noch ergreifender am Hochaltar der Friedhofskapelle in Gruol, einem der ältesten Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Man hat beim Betreten dieses trauten Kirchleins den Eindruck, als schließe sich hier der Kreis des ganzen Leidens, denn von den hauptsächlicnsten Stationen des Leidens finden sich hier Darstellungen. Es ist dies neben dem aus dem Kloster Binsdorf stammenden Oelberg eine Darstellung des Gegeißelten aus der nachgotischen Zeit, aus dei' Mitte des 18. Jahrhunderts, auf dem Seitenaltar eine weitere solche Darstellung und naturgetreue Nachbildung aus der Wieskirche, das Kreuz mit Maria und Johannes über dem Chorbogen aus der Zeit der Hochgotik Mitte des 15. Jahrhunderts und schließlich der ergreifende Mittelpunkt des Kirchleins, die aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Pietä. Dieses Bildnis, ein echtes Kind der Gotik, war im späten Mittelalter Ziel einer großen Volkswallfahrt, welche ihre Kreise bis ins Neckargebiet zog. Die Darstellung ist so innig und klageeerfüllt, daß man sich das Vertrauen der Bevölkerung zu diesem Gnadenbild leicht erklären kann, Das Vesperbild stammt sicher noch aus der Entstehungszeit des Kirchleins, einer Stiftung der Grafen von Hohenberg und im Erbauer der Haigerlocher Schloßkirche Graf Christoph und seiner frommen Gemahlin Katharina von Welsperg und Primo warmherzige Förderer hatte. Bildhauer Klink, der Vater des verstorbenen Pilgrim-P.farrers renovierte das Bild vor einigen Jahrzehnten, und seitdem steht es immer noch im Mittelpunkt der Verehrung, Hören wir, was der Melchinger Ortspfarrer Waldenspul über die Kirchberger Pietä, welche heute noch in der Klosterkirche zu sehen ist, sagt: „Es ist, als ob der Meister dieses Werkes, die Muttergottes im Augenblicke ihres größten Heldenkampfes im Palmenstande ihrer seelischen .Kräfteentfaltung geschaut, in ihrer mütterlichen Hingabe an den Sohn geistige Labung gefunden und in ihrem Starkmut selbst Seelenstärke gefunden hätte .. " Von dem Bildnis, das bezüglich seines seelischen Gehalts seinesgleichen sucht, berichten Zeitgenossen, daß man es mehrmals weinen sah, wie das andere Bild, das über Wurmlingen nach Rottenburg kam und dort heute noch zu sehen ist, Das Bildnis, das durch den herabhängenden Arm viel Aehnlichkeit mit dem Haigerlocher Vesperbild hat, stammt aus dem 15. Jahrhundert und gehört dem Oberrheinischen Kunstkreis an. In Gruol finden wir in der Nähe des Pfarrhofes eine Barock-Kreuzigungsgruppe, welche von der Familie Münzer gestiftet wurde, und auch in, der Heiligkreuzkapelle ist noch ein wertvolles altes Kreuz, das mehrere Jahrhunderte alt ist, vorhanden. Ein Höhepunkt: »Mc O w i n g e r W c i I e r k i r c h e Wer Kunstwerke sucht, wer sich durch sie in das Leiden Christi versenken will, darf es nie versäumen, die Weilerkirche in Owingen, dem letzten Resl der abgegangenen Siedlung Oberowingcn, zu besuchen. Sinnend steht man vor dem romanischen Portal, rechts davon das alte, bemooste Steinkreuz, vermutlich eine Weckenmann'sche Arbeit. Wer durch das Gitter das Langhaus betritt, dessen Blick wird unwillkürlich an der alten gotischen Holzplastik des kreuztragenden Christus haften, ein Bild, das die Grausamkeit und das Menschliche des Leidens öffnet und einen Kunstgriff bester Form darstellt. Zu Tausenden ist das Bild auch auf Trauerbildchen und Gebetsandenken verbreitet. Ortspfarrer Riegger, der sich das Kirchlein sehr angelegen sein läßt, hat dieser Plastik, die vorher in der Pfarrkirche war, bei der Renovation wieder einen Ehrenplatz gegeben. Zur anderen Seite steht in unmittelbarer Beziehung zum Kreuzweg auch die B e w e i n u n g sg r ü p p e mit einer ebenfalls erschütternden Aussage, Wie der Kreuztragende stammt diese Gruppe ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert. Johannes, umgeben von vier Frauen, hilft clie zusammenbrechende Gottesmutter stützen. Durch den Chorbügen, der den schlichten, mit einer Hokdecke versehenen Innenraum beherrscht, geht der Blick zum Hochaltar mit dem spätgotischen Kreuz als dem Höhepunkt, zu beiden Seiten Maria und Johannes. Das gedämpfte Licht des Langhauses gleitet hier in aufdringliche Helle über und läßt diese Gruppe überaus gut und ansprechend zur Wirkung kommen. Während man sich anschickt, diese alte Glaubensstätte, von welcher der derzeitige Pfarrer von Owingen so schön sagt, daß sich hier das wertvolle Alte pietätvoll mit dem Neuen verbindet, gleitet unser Blick noch zum alten Vesperbild, das ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammt und lange Jahre seitlich des Kreuzes angebracht war. Im Zuge der Renovation erhielt es Aufstellung am Hochaltar. Diese Renovation, welche Fehler der Vergangenheit korrigierte, hat die Weilerkirche zu einer beschaulichen Andachtsstätte gemacht. Nicht erschöpft sind die Darstellungen der Leidensgeschichte, wenn wir über den Rahmen dieser Betrachtung hinausgreifen und auch den alten Volksandachtsstätten, vor allem den Kreuzwegstationen, einen Ehrenplatz einräumen. Wir denken hier an Loretto und an Höfendorf, und ein Akt dankbarer Pietät ist es auch, des Kunstmalers Pfister aus Gruol zu gedenken, dessen Pietä von der Gesellschaft für christliche Kunst erworben wurde. Auch er hat einen Kreuzweg gemalt. Mögen alle diese Werke uns zu mehr Ehrfurcht vor den großen Meistern und unserer glaubensgroßen Vergangenheit zwingen, unser Sinnen und Trachten, das doch so sehr säkularisiert ist, immer 'wieder an die Existenz einer höheren Wirklichkeit erinnern. Mögen sie dem Leidtragenden und Niedergebeugten sagen: „Im Kreuz ist Heil, und alles Leid endet im Jubel und Triümpf des Auferstehungsmorgens." So gesehen, haben diese Werte neben ihrer kulturellen Bedeutung vor allem ihren tiefen religiösen Sinn. Beweinungsgruppe - Weilerklrche Owingen Foto Jos. Schneifler.

iTqhrgang i960 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT 29 Eröffnung der Killertalbahn am 17. März 1901 Am Sonntag, den 17. März 1901 fuhren etwa 120 geladene Gäste in sechs mit Fähnchen und Gewinden gezierten Wagen unter Vorspann von zwei Lokomotiven von dem festlich geschmückten „Kleinbahnhof" in Hechingen ab. Die Fahrt war von herrlichstem Frühlingswetter begünstigt. In Schlatt wurde der Zug von der Bevölkerung und der Schuljugend freudig begrüßt. Vogt Schuler (so hieß bis 1901 im altzollerischen der heutige Bürgermeister!) hielt im Namen der Gemeinde eine begeisterte Ansprache, die in ein Hoch auf den Kaiser ausklang. Der Regierungspräsident erwiderte in freundlichen Worten und brachte ein Hoch auf die Gemeinde Schlatt aus. In zwei Kurven bewegte sich nun der Zug weiter über die Weilerwiesen und an der „Uneck-Halde" vorüber nach Jungingen. Bei der Einfahrt in den Bahnhof wurde er von einer kleinen Wachtparade empfangen. Vogt Kohler sprach den Dank der Gemeinde für den Bahnbau aus und ließ den Vertreter der Kgl. Regierung und die Insassen des Zuges hochleben. Der Regierungspräsident feierte die Gemeinde Jungingen als diejenige Gemeinde des Killertals, die von jeher am meisten Industrie und Handel gepflegt habe und daher auch von dem neugeschaffenen Verkehrsweg die meiste Förderung zu erwarten habe. Der bekannte Volksredner, Metzger Heiß, sprach noch seine Freude darüber aus, daß nun all der Streit und Hader, all die Unannehmlichkeiten, die der Bahnbau verursachte, ein Ende erreicht habe. Am Bahnhof in Killer überraschte ein besonders schöner Empfang. Der Militärverein war in Reih' und Glied aufgestellt. Auch der Gesangverein hatte es sich nicht nehmen lassen, an dem Feste teilzunehmen. Die Bahnhofsanlage war reich geschmückt mit Tannenbäumen, und auf dem Giebel des Gebäudes thronte das Bild des Kaisers. Vogt Simmendinger begrüßte in wohlgesetzter Rede und dankte der Kgl. Regierung, der Kommunalverwaltung, dem Kgl. Oberamtmann, Stadtschultheiß Mayer (Hechingen) und allen denen, die den Bau der Bahn gefördert haben. Auch der Gemeinde Killer widmete der Regierungspräsident freundliche Worte und hob hervor, daß der Ort dem ganzen gewerbereichen Tal seinen Namen gegeben habe. Nur 1 km weiter liegt der Bahnhof Hausen- Starzeln, jetzt mit Zufahrtsweg. Der Regierungspräsident unterhielt sich hier mit Vogt Flad von Hausen und diensältesten Vogt des Oberamtsbezirks (Hechingen), Diebold. Mit einer Steigung 1 :36 fährt die Bahn an der Wasserscheide vorbei durch die „Schlichte" nach Burladingen. Die Zahl der Insassen des Zuges hat sich bisher auf jeder Station um die Gemeindevorstände der an der Bahn liegenden Orte (auch Ringingen) vermehrt. Alle bewillkommnete die am Bahnhof Burladingen versammelte große Menschenmenge mit lautem Hurrarufen(!) Alles schien hier schon im richtigen Betrieb zu sein. Der Stationsvorsteher hatte seine neue schmucke Uniform angezogen. Vogt Mauz sprach auf den Regierungspräsidenten, und dieser dankte, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Bahn hier nicht dauernd ihren Endpunkt haben werde, mit einem Hoch auf die Gemeinde. Auf der ganzen Fahrt krachten die Böllerschüsse. Die Musikkapelle spielte auf der Fahrt und an jeder Station heitere und vaterländische Weisen. Nach kurzem Aufenthalt wurde die Rückfahrt angetreten. In Hechingen begann um 3 Uhr im Gasthaus zum Löwen das Festessen, das in recht zufriedenstellender Weise für 141 Personen hergerichtet war. Die lange Reihe der Trinksprüche eröffnete Regierungspräsident Graf von Brühl mit einem Hoch auf den Kaiser. Außerdem sprachen Landgerichspräsident Reck auf den Fürsten Leopold von Hohenzollern. Landesbaurat Leibbrand übermittelte das Bedauern des Fürsten, der Einladung wegen Unwohlseins der Fürstin nicht Folge leisten zu können. Der Vorsitzende der Kommunalverwaltung, Hofkammerrat Hülsemann rühmte die Fürsorge Preußens, das die Hälfte der Aktien für die Hohenzollerische Kleinbahn übernommen habe; dies sei nicht zuletzt dem Regierungspräsidenten zu verdanken. Landesbaurat Leibbrand sprach auf die Mitarbeiter, auf Oberamtman Longard und die Bauleiter: Betriebsinspektor Köbke, Teissen und Hirschfeld. Erster Staatsanwalt Wuthenow brachte ein Hoch auf die Damen aus, Fabrikant Jakob Levy auf Handel, Industrie und Landwirtschaft, Stadtschultheiß Mayer dankte namentlich dem Baurat Leibbrand, und dieser der württembergischen Regierung. Ungefähr gleichzeitig mit dem Abschluß der Feierlichkeiten fuhr zum letzten Male der trauerumflorte Postwagen, nachdem er und alles, was zu ihm gehört, vorab Paul, der letzte Killertalpostillion, durch ein photographisches Bild festgehalten worden war, von hier (Hechingen) ins Killertal. Fast niemand begleitete sie, die bis heute so treue Dienste geleistet, auf ihrem traurigen Wege. Schon führte ein Sonderzug der Killertalbahn einen Teil der Gäste, unter denen auch solche aus Gammertingen und Ringingen waren, nach Hause (d. h. höchstens bis Burladingen). (Albv,-Blätter 1901, 322 und Hohenz. Blätter, Hechingen). Zur Abschaffung des Namens Vogt im Hechingischen schreiben die Albvereinsblätter ebenda aus Schillers W. Teil: „Mach Deine Rechnung mit dem Himmel, Vogt, Fort mußt Du, Deine Uhr ist abgelaufen!" Kr. Von Wanderern und Naturfreunden vielbesucht ist der Kornbühl bei Salmendingen, ein markanter Punkt der Hohenzollernalb. Von seiner Höhe, die mit der altehrwürdigen Kapelle und drei Kreuzen gekrönt ist, erschließt sich ein wundervoller Blick über die Umgebung. Bärenhöhle, Lichtenstein, Burg Hohenzollern und andere beliebte Ziele sind von hier aus leicht zu erreichen. Foto J. Schneider. Auf dem Kornbühl Foto Jos. Schneider

iTqhrgang i960 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT 29<br />

Eröffnung der Killertalbahn am 17. März 1901<br />

Am Sonntag, den 17. März 1901 fuhren etwa 120 geladene<br />

Gäste in sechs mit Fähnchen und Gewinden gezierten Wagen<br />

unter Vorspann von zwei Lokomotiven von dem festlich geschmückten<br />

„Kleinbahnhof" in Hechingen ab. Die Fahrt war<br />

von herrlichstem Frühlingswetter begünstigt. In Schlatt<br />

wurde der Zug von der Bevölkerung und der Schuljugend<br />

freudig begrüßt. Vogt Schuler (so hieß bis 1901 im altzollerischen<br />

der heutige Bürgermeister!) hielt im Namen<br />

der Gemeinde eine begeisterte Ansprache, die in ein<br />

Hoch auf den Kaiser ausklang. Der Regierungspräsident<br />

erwiderte in freundlichen Worten und brachte ein<br />

Hoch auf die Gemeinde Schlatt aus. In zwei Kurven bewegte<br />

sich nun der Zug weiter über die Weilerwiesen und an der<br />

„Uneck-Halde" vorüber nach Jungingen. Bei der Einfahrt<br />

in den Bahnhof wurde er von einer kleinen Wachtparade<br />

empfangen. Vogt Kohler sprach den Dank der Gemeinde<br />

für den Bahnbau aus und ließ den Vertreter der<br />

Kgl. Regierung und die Insassen des Zuges hochleben. Der<br />

Regierungspräsident feierte die Gemeinde Jungingen als diejenige<br />

Gemeinde des Killertals, die von jeher am meisten<br />

Industrie und Handel gepflegt habe und daher auch von<br />

dem neugeschaffenen Verkehrsweg die meiste Förderung zu<br />

erwarten habe. Der bekannte Volksredner, Metzger Heiß,<br />

sprach noch seine Freude darüber aus, daß nun all der Streit<br />

und Hader, all die Unannehmlichkeiten, die der Bahnbau<br />

verursachte, ein Ende erreicht habe. Am Bahnhof in Killer<br />

überraschte ein besonders schöner Empfang. Der Militärverein<br />

war in Reih' und Glied aufgestellt. Auch der Gesangverein<br />

hatte es sich nicht nehmen lassen, an dem Feste teilzunehmen.<br />

Die Bahnhofsanlage war reich geschmückt mit<br />

Tannenbäumen, und auf dem Giebel des Gebäudes thronte<br />

das Bild des Kaisers. Vogt Simmendinger begrüßte in wohlgesetzter<br />

Rede und dankte der Kgl. Regierung, der Kommunalverwaltung,<br />

dem Kgl. Oberamtmann, Stadtschultheiß<br />

Mayer (Hechingen) und allen denen, die den Bau der Bahn<br />

gefördert haben. Auch der Gemeinde Killer widmete der Regierungspräsident<br />

freundliche Worte und hob hervor, daß<br />

der Ort dem ganzen gewerbereichen Tal seinen Namen gegeben<br />

habe. Nur 1 km weiter liegt der Bahnhof Hausen-<br />

Starzeln, jetzt mit Zufahrtsweg. Der Regierungspräsident<br />

unterhielt sich hier mit Vogt Flad von Hausen und diensältesten<br />

Vogt des Oberamtsbezirks (Hechingen), Diebold. Mit<br />

einer Steigung 1 :36 fährt die Bahn an der Wasserscheide<br />

vorbei durch die „Schlichte" nach Burladingen. Die Zahl<br />

der Insassen des Zuges hat sich bisher auf jeder Station um<br />

die Gemeindevorstände der an der Bahn liegenden Orte<br />

(auch Ringingen) vermehrt. Alle bewillkommnete die am<br />

Bahnhof Burladingen versammelte große Menschenmenge<br />

mit lautem Hurrarufen(!) Alles schien hier schon im<br />

richtigen Betrieb zu sein. Der Stationsvorsteher hatte seine<br />

neue schmucke Uniform angezogen. Vogt Mauz sprach auf<br />

den Regierungspräsidenten, und dieser dankte, indem er der<br />

Hoffnung Ausdruck gab, daß die Bahn hier nicht dauernd<br />

ihren Endpunkt haben werde, mit einem Hoch auf die Gemeinde.<br />

Auf der ganzen Fahrt krachten die Böllerschüsse.<br />

Die Musikkapelle spielte auf der Fahrt und an jeder Station<br />

heitere und vaterländische Weisen. Nach kurzem Aufenthalt<br />

wurde die Rückfahrt angetreten. In Hechingen begann<br />

um 3 Uhr im Gasthaus zum Löwen das Festessen, das in<br />

recht zufriedenstellender Weise für 141 Personen hergerichtet<br />

war. Die lange Reihe der Trinksprüche eröffnete Regierungspräsident<br />

Graf von Brühl mit einem Hoch auf den Kaiser.<br />

Außerdem sprachen Landgerichspräsident Reck auf den Fürsten<br />

Leopold von Hohenzollern. Landesbaurat Leibbrand<br />

übermittelte das Bedauern des Fürsten, der Einladung wegen<br />

Unwohlseins der Fürstin nicht Folge leisten zu können. Der<br />

Vorsitzende der Kommunalverwaltung, Hofkammerrat Hülsemann<br />

rühmte die Fürsorge Preußens, das die Hälfte der<br />

Aktien für die Hohenzollerische Kleinbahn übernommen habe;<br />

dies sei nicht zuletzt dem Regierungspräsidenten zu verdanken.<br />

Landesbaurat Leibbrand sprach auf die Mitarbeiter, auf<br />

Oberamtman Longard und die Bauleiter: Betriebsinspektor<br />

Köbke, Teissen und Hirschfeld. Erster Staatsanwalt Wuthenow<br />

brachte ein Hoch auf die Damen aus, Fabrikant Jakob Levy<br />

auf Handel, Industrie und Landwirtschaft, Stadtschultheiß<br />

Mayer dankte namentlich dem Baurat Leibbrand, und dieser<br />

der württembergischen Regierung.<br />

Ungefähr gleichzeitig mit dem Abschluß der Feierlichkeiten<br />

fuhr zum letzten Male der trauerumflorte Postwagen,<br />

nachdem er und alles, was zu ihm gehört, vorab<br />

Paul, der letzte Killertalpostillion, durch ein photographisches<br />

Bild festgehalten worden war, von hier (Hechingen) ins<br />

Killertal. Fast niemand begleitete sie, die bis heute so treue<br />

Dienste geleistet, auf ihrem traurigen Wege. Schon führte<br />

ein Sonderzug der Killertalbahn einen Teil der Gäste, unter<br />

denen auch solche aus Gammertingen und Ringingen waren,<br />

nach Hause (d. h. höchstens bis Burladingen). (Albv,-Blätter<br />

1901, 322 und Hohenz. Blätter, Hechingen).<br />

Zur Abschaffung des Namens Vogt im Hechingischen<br />

schreiben die Albvereinsblätter ebenda aus Schillers W. Teil:<br />

„Mach Deine Rechnung mit dem Himmel, Vogt, Fort mußt<br />

Du, Deine Uhr ist abgelaufen!" Kr.<br />

Von Wanderern und Naturfreunden vielbesucht ist der Kornbühl bei<br />

Salmendingen, ein markanter Punkt der Hohenzollernalb. Von seiner<br />

Höhe, die mit der altehrwürdigen Kapelle und drei Kreuzen gekrönt<br />

ist, erschließt sich ein wundervoller Blick über die Umgebung.<br />

Bärenhöhle, Lichtenstein, Burg Hohenzollern und andere beliebte<br />

Ziele sind von hier aus leicht zu erreichen. Foto J. Schneider.<br />

Auf dem Kornbühl Foto Jos. Schneider

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