Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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18 HOHENZOLL RISCHE HEIMAT dahrfJar>y 196 Floßführer aus Dettingen und Betra kauften Wälder in der Umgebung und stellten eigene Floße zusammen. Ein Flößer verdiente bis Cannstatt 15 Mark, bis Heilbronn 30 Mark, bis Mannheim 35 Mark. Davon gingen lediglich die Kosten der Heimfahrt ab, die mit dem Wagen, später mit der Bahn erfolgte. Das Flößen durfte nur von März bis November erfolgen. Auch im August wurde eine Ruhepause eingelegt, um Uferschäden zu beheben und Ausbesserungen an Wasserwerken vorzunehmen. Die Flößer waren kräftige, wetterharte Gestalten, die mit Laib und Seele an ihrem schweren, gefährlichen Beruf hingen. Erwähnt sei noch ihr Verhältnis zu den Tübinger Studenten. Dort trafen sich lange, grobschlächtige Wasser- und elegante Reitstiefel, flößerische und akademische Bildung. Es war alter Brauch, daß die Studenten die biederen Flößer foppten und zu ärgern suchten. Zeigte sich ein Floß beim Spitzberg, so ließ der erste Student, der es erblickte, sein „Jockele spe - a - e - a - er" erschallen, um die Insaßen des Stiftes und die vielen Studenten in der Neckarhalde, in der Münz- und Neckargasse zu benachrichtigen. Alle gaben den Ruf weiter, eilten auf die Brücke, auf den Hirschauer Steg und in die Platanenallee. Sobald das Floß erschien, gingen die Spottrufe hinab und gleicherweise von den Flößern auch hinauf. Etwaige Verärgerungen wurden von den Studenten Zwischen Ebingen und dem Killertal bestanden früher selten besonders enge Beziehungen. Herrschaftliche Grenzen schieden schon seit dem frühen Mittelalter die beiden Bereiche. Immerhin kauften die Ebinger des öfteren Holz in den hohenzollerischen, vor allem den Burladinger Wäldern. Und vor 200 Jahren gab es einen anderen Anlaß zu einem lebhaften Hin und Her im Handel und Verkehr. Das war die Herstellung von Florrücken, wollenen Halstüchern oder Halsbändeln. Sie sind anscheinend zuerst in der Schweiz getragen worden; von dort verbreitete sich ihre Kenntnis auch in unsere Gegend. Man interessierte sich aber hier weniger für die Vorteile beim Tragen als vielmehr für die Erzeugung. Sie lernten die Ebinger von den Killertälern. Die Herstellung der Florrücke war leicht; Frauen, Kinder, gebrechliche Personen machten sie mit Hilfe von Steckein, wie es in den Akten heißt. Ich denke, es war eine Art Stricken bzw. Sticken. Nun aber gab es in Ebingen um die Mitte des 18. Jahrhunderts Streit zwischen den Bortenmachern, die nach längerem Gewährenlassen plötzlich den Anspruch erhoben, sie müßten ailein das Recht haben, diese Florrücke herzustellen, und den vielen armen Leuten hier, die mit dieser Tätigkeit eine willkommene Einnahmequelle gefunden hatten. Die Armen wiesen darauf hin, man könne ihnen wohl die Anfertigung verbieten, von einem solchen Verbot aber würden nicht die hiesigen Bortenwirker den Vorteil haben, sondern die Killertäler, die sich umso mehr auf diese Arbeit legen würden, desgleichen andere nichtwürttembergische Leute. Der Streit wurde nicht bloß in Ebingen mit Haussuchungen und Vernichtung von Handwerkszeug, mit Klagen und Widerklagen ausgetragen, sondern auch mit zahlreichen Beschwerdeschriften beider Seiten bei der Stuttgarter Regie - rung. Schließlich verwandte sich auch der Stadtpfarrer für die Armen. Ihm verdanken wir eine ausführliche Darlegung der Verhältnisse, aus der ich das, was die Beziehungen zwischen Ebingen und den Killertälern betrifft, wörtlich wiedergeben werde. Er berichtet zuerst von vier sogen. Verlegern, die andere für sich arbeiten lassen und dann für den Absatz der Ware sorgen. Dann fährt er fort: Außer diesen Verlegern gibt es noch sehr viele andere, die zusammen ebenso viele Florrücke machen wie jene. Sie teilten sich in zwei Klassen: einige machten etliche Dutzend zusammen, kauften etwa auch noch mehr hinzu, und weil sie in der Herbst- und Winterszeit nichts zu werken wußten, trugen sie solche hin und wieder zu Markt oder hausierten damit. Die anderen, wenn sie keine Feldgeschäfte oder aber eine Schuld zu bezahlen hatten, kauften ein, zwei oder auch mehr Pfund Wolle, manche sogar nur ein halbes Pfund, spannen sie und machten Florrücke daraus, ließen sie färben und trugen sie denen zu, die damit Handel trieben. Das sind die zollerischen Untertanen, die oberhalb der Stadt Hechingen gegen die Alb zwei Stunden von hier wohnen. Von diesen bekamen sie die bare Bezahlung und damit Die Killertäler und Ebingen von Dr. Stettner, Ebingen mit hinabgereichtem Bier und ähnlichem wieder aus der Welt geschafft. Oft durften junge Herren von Tübingen - sofern sie ausreichend für den Flößerdurst aufkamen - von Rottenburg als Fahrgäste mitreisen. Manche Studentenverbindung hat eine solche Floßfahrt zu einer feuchtfröhlichen Festlichkeit ausgestaltet, so bei der letzten Floßfahrt; bildete sie doch den Abschluß eines schönen Teiles studentischen Lebens. 1860 fuhren noch 146 Flöße den Neckar hinunter, 1892 noch 14. Die Eisenbahn (1868 eröffnet) nahm den Flößern die so lieb gewordene Arbeit ab. Das letzte Floß fuhr am 20. Oktober 1899 von Sulz nach Eßlingen. Es war reich geschmückt. Die Flößer zogen - daß Flößerlied singend - mit Fahne und Inschrifttafel vom „Ritter" zum Einbindplatz. Der Floßherr und der Bürgermeister der Stadt sprachen Abschiedsworte. Unter Böllerschüssen, Tücherschwenken, Händewinken und lebhaften Zurufen begann die letzte Reise. Im „Ochsen" zu Eßlingen war dann eine schöne, aber wehmütige Abschiedsfeier, bei der die letzten Flößer noch ein Kameradschaftsbild anfertigen ließen. In Neckarhausen wurde der Neckarflößerei ein schlichtes Denkmal erstellt. Beim Bau des dortigen Sägewerkes nach dem 1. Weltkrieg mußte es entfernt werden. Seine Inschrift wurde nach Sigmaringen gebracht. St. Keßler. auch den Lohn für ihre Arbeit und konnten sich damit helfen. Einige trugen's alle Wochen, andere in 14 Tagen weg, andere warteten, bis jene herkamen und sie abholten. Dabei konnten wir nicht verhindern, daß manchmal der Sonntag dazu mißbraucht wurde. Der Pfarrer berichtet dann über den Absatz an die Killertäler: Es ist bekannt, daß die zollerischen Untertanen, besonders die in dem oberen und rauheren Teil des Ländles wohnenden durch einen mit ihrem Fürsten vor Jahren wegen der freien Pirsch geführten hartnäckigen Prozeß in die größte Armut gerieten, so daß sie fast alle betteln gegangen sind. Diese Armut hat sie mit allerhand kleinen Sachen handeln gelehrt. Sie ziehen allein schon mit Obst und Schnitzen, von denen hier sehr wenig wäcnst und die sie im Steinlacher und Pfullinger Tal aufkaufen und das ganze Jahr hindurch fast täglich hieher tragen, viel Geld von hier ab, bringen aber auch den Bäckern, Kaufleuten und Handwerkern, besonders denen, die Florrücke machen, vieles herein. Diejenigen unter diesen Leuten, die es vermögen, kaufen die Florrücke von denen, die sich nichs borgen können und ihnen solche wöchentlich zutragen, um bares Geld etwas wohlfeiler ab; andere nehmen sie auf drei, sechs und mehr Monate Nachsicht. Je mehr diese Händler in der Ferne absetzen können, je mehr sie dieser Ware nachfragen, desto mehr nehmen unsere hiesigen Armen und andere Leute, denen es an Gelegenheit fehlt, sich fuglich zu ernähren, Anlaß zu verfertigen und sich darauf zu legen. Durch diesen täglichen Umsatz ist demnach dieser klein scheinende Handel so groß und erträglich geworden, daß die Bortenwirker meinen, es würden jährlich für 8—10 000 Gulden verkauft. Der Amtmann jedoch meint, das sei höchst unverschämt, es seien nur etwa 1 000 Gulden. Der weitere Streit, der schließlich mit dem Sieg der Armen endet, interessiert in diesem Zusammenhang nicht mehr. Aber es tut vielleicht manchen Killertälern wohl zu erfahren, daß einmal sie gegenüber der Stadt Ebingen mehr die Gebenden als die Nehmenden gewesen sind, in Zeiten, da es noch wirkliche Not gab, gegen die man sich gemeinsam gewehrt hat. Nacftwort: Wer von den Lesern kann den Ausdruck Florrücke sprachlich erklären? Wenn die erste Silbe wohl an unsere Trauerflore, Vorhänge und Taufwindeln erinnert, in die früher die Frauen Figuren und Zieraten hineinstickten, und auch einmal davon die Rede ist, ein Bauer habe im Streit den andern am Flor (Halstuch) gepackt, so ist doch die zweite Worthälfte „R ü c k" nicht recht verständlich. Sollte d e i Rick gemeint sein, in den Wolle, sowie Näh- und Webfaden gewöhnlich vor dem Aufwinden auf einen Bobbel in den Handel kam? Als Kinder mußten wir immer der Mutter den Rick oder Strang Wolle mit beiden ausgestreckten Armen halten, damit sie die Fäden abwickeln konnte. Oder wurden die fertigen Flöre in Ricke aufgewickelt? Krs.

Jahrggftg "i960 HOHENZO ERISCHE HEIMAT 19 Die Ueberschrift stellt keinen Irrtum dar! Es gab tatsächlich zwti Burgen namens Schalksburg. Die eine ist als einstiger Mittelpunkt der gleichnamigen Herrschaft um Burgfelden weitbekannt, die andere stand nicht allzuweit von ihr entfernt auf der Markung des hohenzollerischen Straßb e r g, unweit der Ebinger Grenze auf einem Felsen des linken Schmeientales. Beide waren mittelalterliche Ritterburgen, freilich von verschiedener Größe und Bedeutung. Die Burgfelder Schalksburg hat jedoch eine Besonderheit: Sie ist als Doppelburg innerhalb einer gewaltigen, 20 Morgen umfassenden frühgeschichtlichen Fliehburg angelegt, von der das Dörflein Burgfelden seinen Namen hat. Merkwürdigerweise sind diese beiden Teilburgen nicht unmittelbar am schmalen Felsgrat errichtet gewesen, der die Berginsel vom Albmassiv trennt, sondern in der südlichen, bzw. westlichen Ecke, während das Burggelände selbst gegen den Berggrat durch drei Gräben und eine lange, in der Mitte mit einem Bergfried verstärkte Mauer abgeschlossen war. Dieser Bergfried wurde neuestens teils wieder aufgebaut, wobei amerikanische Hubschrauber das Material von Burgfelden herschafften. Schon die merkwürdig große Anlage scheint darauf hinzudeuten, daß der Erbauer schwerlich nur ein kleiner unbedeutender Ritter gewesen sein kann, vielmehr im Schatten eines größeren hochadligen Herrn gestanden haben wird, der dann die Burg selber weiter ausbaute. So wundern wir uns nicht, wenn seit 1266 bis 1403) als Herren der Burg die Grafen von Zollern erscheinen neben einem ritterlichen Geschlecht von Edelknechten, die sich ebenfalls „von Schalksburg" nannten. Aehnlich war dies auch bei anderen Grafenburgen der Fall: Grafen neben Niederadel von Urach, von Haigerloch, von Hohenberg u. s. f. H. H. Pfarrer Krau s, Erzbischöfl. Archivar in Freiburg Es sind lediglich folgende Edelknechte des Namens „von Schalksburg" bekannt: 1226 17 August H(einrich) de Shalchispurch bei dem Grafen Albert von Rotemburg-Hohenberg zu Ulm (WUB 3, 198). 1252 Herr H(einrich) Ritter von Salkesburch ist Zeuge der Grafen von Veringen (WUB 4, 282). 1262 4. Januar: Hein rieh von Shalkesburk erscheint bei Rechtsgeschäften in "'eringendorf (Cod. dipl. Salem I, 403). 1266 derselbe Ritter H.(einrich) v. S. mit seinem Sohn N. ist auf der Schalksburg Zeuge für den Grafen von Zollern (Mon. Zoll. I, 85f), 1306 9. Febr.: Walter von Schalksburg ist Zeuge für die Zollern (MZ I, 121) 1317 26. Juni: kauft derselbe von den Schenken von Staufenberg Güter. Zeuge ist Gr. Albrecht d. j. von Zollern (MZ I.) 1319 Walter von S. (MZ I. 133) 1320 Heinrich und Walter von Schalksburg mit Leutpriester Johannes von Burgfeld aus Wolfach (MZ I, 136). 1333 dieselben von Wissmann erwähnt. 1347 27. April: Burkart und Heinrich von Schalksburg verkaufen Güter zu Streichen (MZ I, 169). Die beiden Schalksburgen 1363 1. Mai Burkart und Brudersohn Heinrich v. S. mit Gütern zu Engstlatt (MZ I, 201). 1372 26. Dezb.: Burkart v. S. mit Gütern zu Streichen (MZ I, 224). 1383 24. Mai: Werner von Rosenfeld nennt seinen Vater „Burkart von Schalksburg" (Wissmann 110). Ihr Wappen zeigte in Rot ein weißes Tor zwischen zwei bezinnten weißen Türmen. Einige Frauen von Schalksburg finden sich im Urkundenbuch des Klosters Stetten (Hohenz. Jahreshefte 1955—1957). Im Gegensatz zur großen Schalksburg stellte die kleinere, die 900 m nördlich der Burg Straßberg lag, nur einen bescheidenen Rittersitz mit Turm, Haus und vielleicht Nebengebäuden dar. Dies mag einen Fingerzeig dafür geben, daß sie die ältere Burg dieses Namens war, deren Besitzer um 1226 als Vasall der Grafen von Hohenberg erscheinen, der Herren des Scherragaues, aber dann seit 1266 mit den stammverwandten Grafen von Zollern in der Burgfelder Gegend genannt werden, ihren Namen somit auf den neuen Sitz mitgenommen haben dürften! Vermutlich haben dann diese letztgenannten Grafen die große Schalksburg ausgebaut. Vorher kennen wir einen Ritter C u n r a t v. Burcvelt, der 1244—1254 als Bürger zu Vilsingen genannt ist (Wissmann, An der Eyachquelle, 1959, S. 68), der vermutlich seinen ursprünglichen Sitz auf der späteren großen Schalksburg hatte, denn im Dörflein Burgfelden ist sonst keine Burgstelle bekannt! Das Dorf selbst war vor 1064 durch einen Grafen Rudolf (wohl von Habsburg) an das Kloster Ottmarsheim im Elsaß geschenkt worden, das dann die berühmte Kirche anstelle einer älteren umbaute und von Reichenauer Künstlern ausschmücken ließ. Schon bald nach 1300 wird dann auch die Straßberger Schalksburg als Ödenburg (später Edenburg) bezeichnet, muß also in Trümmern gelegen haben! (Hohz. JHft. 1959.) Die große Schalksburg dagegen spielte bekanntlich noch bis ins 16. Jahrhundert eine bedeutende Rolle, wie Wissmann im genannten Werk (S. 110 ff) ausführlich dartut. Ueber den Namen Schalksburg ist viel gerätselt worden. Ein Schalk im heutigen Sinne darf ausscheiden. Das mittelhochdeutsche Wort bedeutet in Marschalk oder Seneschalk soviel wie „Diener, Hofbeamter, Knecht" eines Hochadeligen. Da die große Schalksburg, seit man von ihr weiß (1266), in Hand des Hochadels war, wollte der Name Diener- oder Vasallenburg nie recht passen. Jänichen vermutet darin die Bedeutung „sehr alte Burg", ohne dies näher zu begründen. (Zeitschr. f. württ. Landesgesch. 1952 S. 43—44.) In Straßberg dagegen bestand die Höhenburg gegen Winterlingen wohl schon seit dem 12. Jahrhundert als Eigentum des hochadeligen Stifts Buchau, das hier vermutlich schon durch Irmgard, die Tochter Ludwigs des Deutschen vor 857 Besitz bekam und bis 1802 behielt (Hohz. JHft. 1959, 1—182). Leider wird dieser Buchauer Besitz (ohne die Pfarrei und einem Hof) urkundlich erst um 1340 als Lehen in Hand der Grafen von Hohenberg greifbar, die jedoch schon 1287 (und wohl auch 1226) als Herren daselbst nachzuweisen sind. Da der Ortskern von Straßberg unter dem Namen „Uf Burg" 1005 bis 1559 im Besitz des Klosters Stein am Rhein erscheint, nehmen manche an, der Name Straßberg für die Burg links der Schmeie samt dem Burgweiler darunter sei durch die Schweizerischen Grafen von Straßberg-Neuenburg (Neufchätel) aufgekommen, die vor 1226 dieses Buchauer Lehen besessen haben müßten, wovon man jedoch urkundlich nichts weiß! Nach Buchauer Ueberlieferung von 1470 sollen die Straßberger Edelleute einst Schenken des Stifts gewesen sein. Eine Vasallenburg bei Straßberg wäre somit nicht ausgeschlossen. Wie gesagt ist die älteste Schreibweise 1226 „Shalchisburc h". Noch im Jahre 1535 erhielt ein Johannes Salch aus Ebingen die Pfarrei Burg-Straßberg verliehen! Man meinte irrig, es könnte ein Personenname zugrunde liegen, der sicher das Schloß eindeutiger bezeichnen würde als das allgemein klingende „Schalk". Man hat auch schon an Salweide gedacht (ahd. salhe), was in der Grundbedeutung „g r a u" anzeigen soll, wozu Weißenburg, Liechtenstein und ähnliche Burgennamen zu vergleichen wären. Aber beide Ansichten sind zu wenig begründet. Eine Merkwürdigkeit muß hier noch angeführt werden: Die älteren Siegel der freien Herren und Grafen von Straßberg-Neuenburg in der Schweiz zeigen das gleiche Siege 1 b i 1 d wie es die spätei-en niederadligen Edelknechte von Schalksburg bei Burgfelden führten: Zwischen zwei bezinnten Türmen ein Tor, meist noch mit einem Hausgiebel dahinter. Man deutet dieses Siegelbild als .Burg", im speziellen Falle also als Neuenburg (Neufchätel). Ob dabei die

Jahrggftg "i960 HOHENZO ERISCHE HEIMAT 19<br />

Die Ueberschrift stellt keinen Irrtum dar! Es gab tatsächlich<br />

zwti Burgen namens Schalksburg. Die eine ist als einstiger<br />

Mittelpunkt der gleichnamigen Herrschaft um Burgfelden<br />

weitbekannt, die andere stand nicht allzuweit von<br />

ihr entfernt auf der Markung des hohenzollerischen Straßb<br />

e r g, unweit der Ebinger Grenze auf einem Felsen des<br />

linken Schmeientales. Beide waren mittelalterliche Ritterburgen,<br />

freilich von verschiedener Größe und Bedeutung.<br />

Die Burgfelder Schalksburg hat jedoch eine Besonderheit:<br />

Sie ist als Doppelburg innerhalb einer gewaltigen, 20 Morgen<br />

umfassenden frühgeschichtlichen Fliehburg<br />

angelegt, von der das Dörflein Burgfelden seinen<br />

Namen hat. Merkwürdigerweise sind diese beiden Teilburgen<br />

nicht unmittelbar am schmalen Felsgrat errichtet gewesen,<br />

der die Berginsel vom Albmassiv trennt, sondern in<br />

der südlichen, bzw. westlichen Ecke, während das Burggelände<br />

selbst gegen den Berggrat durch drei Gräben und<br />

eine lange, in der Mitte mit einem Bergfried verstärkte<br />

Mauer abgeschlossen war. Dieser Bergfried wurde neuestens<br />

teils wieder aufgebaut, wobei amerikanische Hubschrauber<br />

das Material von Burgfelden herschafften. Schon die merkwürdig<br />

große Anlage scheint darauf hinzudeuten, daß der<br />

Erbauer schwerlich nur ein kleiner unbedeutender Ritter gewesen<br />

sein kann, vielmehr im Schatten eines größeren hochadligen<br />

Herrn gestanden haben wird, der dann die Burg<br />

selber weiter ausbaute. So wundern wir uns nicht, wenn seit<br />

1266 bis 1403) als Herren der Burg die Grafen von Zollern<br />

erscheinen neben einem ritterlichen Geschlecht von<br />

Edelknechten, die sich ebenfalls „von Schalksburg" nannten.<br />

Aehnlich war dies auch bei anderen Grafenburgen der Fall:<br />

Grafen neben Niederadel von Urach, von Haigerloch, von<br />

Hohenberg u. s. f.<br />

H. H. Pfarrer Krau s, Erzbischöfl. Archivar in Freiburg<br />

Es sind lediglich folgende Edelknechte des Namens „von<br />

Schalksburg" bekannt: 1226 17 August H(einrich) de Shalchispurch<br />

bei dem Grafen Albert von Rotemburg-Hohenberg<br />

zu Ulm (WUB 3, 198). 1252 Herr H(einrich) Ritter<br />

von Salkesburch ist Zeuge der Grafen von Veringen<br />

(WUB 4, 282). 1262 4. Januar: Hein rieh von Shalkesburk<br />

erscheint bei Rechtsgeschäften in "'eringendorf<br />

(Cod. dipl. Salem I, 403). 1266 derselbe Ritter H.(einrich) v.<br />

S. mit seinem Sohn N. ist auf der Schalksburg Zeuge<br />

für den Grafen von Zollern (Mon. Zoll. I, 85f), 1306<br />

9. Febr.: Walter von Schalksburg ist Zeuge für die Zollern<br />

(MZ I, 121) 1317 26. Juni: kauft derselbe von den Schenken<br />

von Staufenberg Güter. Zeuge ist Gr. Albrecht d. j. von<br />

Zollern (MZ I.) 1319 Walter von S. (MZ I. 133) 1320 Heinrich<br />

und Walter von Schalksburg mit Leutpriester Johannes<br />

von Burgfeld aus Wolfach (MZ I, 136). 1333 dieselben von<br />

Wissmann erwähnt. 1347 27. April: Burkart und Heinrich<br />

von Schalksburg verkaufen Güter zu Streichen (MZ I, 169).<br />

Die beiden Schalksburgen<br />

1363 1. Mai Burkart und Brudersohn Heinrich v. S. mit<br />

Gütern zu Engstlatt (MZ I, 201). 1372 26. Dezb.: Burkart v.<br />

S. mit Gütern zu Streichen (MZ I, 224). 1383 24. Mai: Werner<br />

von Rosenfeld nennt seinen Vater „Burkart von Schalksburg"<br />

(Wissmann 110). Ihr Wappen zeigte in Rot ein weißes<br />

Tor zwischen zwei bezinnten weißen Türmen. Einige Frauen<br />

von Schalksburg finden sich im Urkundenbuch des Klosters<br />

Stetten (Hohenz. Jahreshefte 1955—1957).<br />

Im Gegensatz zur großen Schalksburg stellte die kleinere,<br />

die 900 m nördlich der Burg Straßberg lag, nur einen bescheidenen<br />

Rittersitz mit Turm, Haus und vielleicht Nebengebäuden<br />

dar. Dies mag einen Fingerzeig dafür geben, daß<br />

sie die ältere Burg dieses Namens war, deren Besitzer<br />

um 1226 als Vasall der Grafen von Hohenberg erscheinen,<br />

der Herren des Scherragaues, aber dann seit 1266 mit den<br />

stammverwandten Grafen von Zollern in der Burgfelder Gegend<br />

genannt werden, ihren Namen somit auf den neuen<br />

Sitz mitgenommen haben dürften! Vermutlich<br />

haben dann diese letztgenannten Grafen die große Schalksburg<br />

ausgebaut. Vorher kennen wir einen Ritter C u n r a t v.<br />

Burcvelt, der 1244—1254 als Bürger zu Vilsingen genannt<br />

ist (Wissmann, An der Eyachquelle, 1959, S. 68), der vermutlich<br />

seinen ursprünglichen Sitz auf der späteren großen<br />

Schalksburg hatte, denn im Dörflein Burgfelden ist sonst<br />

keine Burgstelle bekannt! Das Dorf selbst war vor 1064<br />

durch einen Grafen Rudolf (wohl von Habsburg) an das<br />

Kloster Ottmarsheim im Elsaß geschenkt worden, das dann<br />

die berühmte Kirche anstelle einer älteren umbaute und<br />

von Reichenauer Künstlern ausschmücken ließ.<br />

Schon bald nach 1300 wird dann auch die Straßberger<br />

Schalksburg als Ödenburg (später Edenburg) bezeichnet,<br />

muß also in Trümmern gelegen haben! (Hohz. JHft. 1959.)<br />

Die große Schalksburg dagegen spielte bekanntlich noch bis<br />

ins 16. Jahrhundert eine bedeutende Rolle, wie Wissmann im<br />

genannten Werk (S. 110 ff) ausführlich dartut.<br />

Ueber den Namen Schalksburg ist viel gerätselt<br />

worden. Ein Schalk im heutigen Sinne darf ausscheiden. Das<br />

mittelhochdeutsche Wort bedeutet in Marschalk oder Seneschalk<br />

soviel wie „Diener, Hofbeamter, Knecht"<br />

eines Hochadeligen. Da die große Schalksburg, seit man von<br />

ihr weiß (1266), in Hand des Hochadels war, wollte der<br />

Name Diener- oder Vasallenburg nie recht passen. Jänichen<br />

vermutet darin die Bedeutung „sehr alte Burg", ohne dies<br />

näher zu begründen. (Zeitschr. f. württ. Landesgesch. 1952<br />

S. 43—44.)<br />

In Straßberg dagegen bestand die Höhenburg gegen Winterlingen<br />

wohl schon seit dem 12. Jahrhundert als Eigentum<br />

des hochadeligen Stifts Buchau, das hier vermutlich<br />

schon durch Irmgard, die Tochter Ludwigs des Deutschen<br />

vor 857 Besitz bekam und bis 1802 behielt (Hohz. JHft. 1959,<br />

1—182). Leider wird dieser Buchauer Besitz (ohne die Pfarrei<br />

und einem Hof) urkundlich erst um 1340 als Lehen in Hand<br />

der Grafen von Hohenberg greifbar, die jedoch schon 1287<br />

(und wohl auch 1226) als Herren daselbst nachzuweisen sind.<br />

Da der Ortskern von Straßberg unter dem Namen „Uf Burg"<br />

1005 bis 1559 im Besitz des Klosters Stein am Rhein erscheint,<br />

nehmen manche an, der Name Straßberg für die<br />

Burg links der Schmeie samt dem Burgweiler darunter sei<br />

durch die Schweizerischen Grafen von Straßberg-Neuenburg<br />

(Neufchätel) aufgekommen, die vor 1226 dieses Buchauer<br />

Lehen besessen haben müßten, wovon man jedoch urkundlich<br />

nichts weiß! Nach Buchauer Ueberlieferung von<br />

1470 sollen die Straßberger Edelleute einst Schenken des<br />

Stifts gewesen sein. Eine Vasallenburg bei Straßberg<br />

wäre somit nicht ausgeschlossen. Wie gesagt<br />

ist die älteste Schreibweise 1226 „Shalchisburc h".<br />

Noch im Jahre 1535 erhielt ein Johannes Salch aus Ebingen<br />

die Pfarrei Burg-Straßberg verliehen! Man meinte irrig,<br />

es könnte ein Personenname zugrunde liegen, der sicher<br />

das Schloß eindeutiger bezeichnen würde als das allgemein<br />

klingende „Schalk". Man hat auch schon an Salweide gedacht<br />

(ahd. salhe), was in der Grundbedeutung „g r a u" anzeigen<br />

soll, wozu Weißenburg, Liechtenstein und ähnliche<br />

Burgennamen zu vergleichen wären. Aber beide Ansichten<br />

sind zu wenig begründet.<br />

Eine Merkwürdigkeit muß hier noch angeführt werden:<br />

Die älteren Siegel der freien Herren und Grafen von Straßberg-Neuenburg<br />

in der Schweiz zeigen das gleiche Siege<br />

1 b i 1 d wie es die spätei-en niederadligen Edelknechte<br />

von Schalksburg bei Burgfelden führten: Zwischen zwei bezinnten<br />

Türmen ein Tor, meist noch mit einem Hausgiebel<br />

dahinter. Man deutet dieses Siegelbild als .Burg", im speziellen<br />

Falle also als Neuenburg (Neufchätel). Ob dabei die

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