Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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16 HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Jahrgang lSfifl ins Herz schauen. Ich muß mir dabei aber auch des grundlegenden Unterschiedes zwischen hoher Lyrik und schlichtem, unpathetischen, ganz und gar lebens- und volksnahen Mundartvers bei jedem Gefühlston mit aller Deutlichkeit bewußt bleiben. Darüber hinaus muß ich auch die Mundart selbst in Betracht ziehen; offenbart sie doch das echte, noch unverfälschte Volkstum viel unmittelbarer als die Schriftsprache. Sie widerspiegelt die Dinge viel bezeichnender und aus der Urwüchsigkeit des Lebens heraus, so ihrer Eigenart entsprechend, wie es der noch unverbildet bodenständige und heimatverwurzelte Mensch natürlich empfindet. Mir scheint aber auch das Nachlauschen in die Vergangenheit der Mundart wichtig zu sein. Das Zurücktasten in die Quellgründe ihrer Urwüchsigkeit, ihrer alten unverwässerten Originalität. Unsere Mundart ist nämlich, eben weil sie etwas Einmaliges ist, auch etwas Unwiederbringliches. Sie ist zugleich beseelter Ausdruck unseres persönlichen Empfindens und der besonderen Eigenart unseres stammesbedingten Wesens. Man ist fast versucht zu sagen, wortgewordene Prägung unseres Persönlichen, unserer Landschaft und all der Dinge, die wir unter dem Begriff „Heimat" zusammengefaßt und zu eigen wissen." ... „Obwol ' wie schon gesagt, all die vielen Mundartgedichte Gerns ein impulsiv gestalten ; Erlebnis der Heimat sind, ein wortgewordenes Bekenntnis zu ihr, drängt sich doch da und dort aus seinen Arbeiten auch hier die Frage nach der Berufung zum Dichter hervor. Sie findet so z. B. in „Mei' Lebenslaui als eine Tatsache, die unabänderlich hingenommen werden muß, ihren Abschluß: So isch halt ond so wiads wohl bleiba, denn des ischt nimme zum Vertreiba! . . . Noi, was ma' au drgega duet, 's nützt alles noitz, des leit im Bluet ond duet oin so mit seira koga Gottvattergwalt halt oifach ploga, bis daß ma' nogeit, nasitzt, lachet ond so des Zuig, des komisch, machet. Drum duet ms au bloß, wenn man schreibt, WE 's Herz oin druckt dabei ond treibt ond froget ist lang no em Laoh — ('s duets freile manchmol fascht it drao) doch 's goht mr au halt wia so Villa, i schaff mei Sach ond denk, gottswilla, wenns nu reacht Seaga bringt ond Guts ond d' Leut weng besser machet, duets, denn 's graischte Glück goht mir aischt a', wenn andere sich freuet dra'! . . . Dann rückt die Heimat ganz ins Blickfeld des Erlebens und oft ist es neben der reinen Naturbeschreibung das alltägliche Leben selbst, das i seiner Vielfalt aus diesen Versen spricht. In „Johrausjohrei'" ist hi-.r das Geschehen des Jahres festgehalten und naturbedingt e ngeordnet. Hier nur ein Beispiel, mit einem weitausholenden, beschreibenden „Blick über 's Ländle": Acker, a' Acker, Feald, a' Feald. Drzwischet do ond det an Wald Ond Weag ond Wässrewiesa ond Bäch ond Bückele ond Bearg, mit Dörfle, wia so kleine Zwearg, ond Kirchtürm, wia d' Riesa. Drübert helt sei 'blo Himmelstuech, als wärs sei 'vürneamschts Bilderbuech, dr Hearrgett drei 'verwoba. D' Sonn müeht sich drum, wia so a Hiit ond wo ma des klei' Ländle bsieht mueß mas halt oifach loba!" . . . In diesem reizvollen Rahmen offenbart sich dann das Dorf als ein ruhender Pol, als eine Stätte des Friedens und des Geborgensein, das unberührte Dorf, mit seiner urwüchsigen Schönheit, seinen alteingesessenen Sitten und Bräuchen noch, in vielen Variationen aufklingend, aus denen wir nur ein Gedicht noch als abschließendes und zusammenfassendes Bekenntnis herausgreifen wollen: Du H o i m e t ! Du Bearg, du verwasener, du Tale so grea, du Wald, guck, i mueß de halt ällaweil bseah. Du Felsa, du groer, du dupfeter Hang, du Wies mit deim Bächle 's ganz Täle entlang. Du Acker, du brauner, du fruchtschwerer Grund, du Himmel, du Hoimet so herb ond so gsund. Du ewig jungs Leaba, du Dorf ond drzua du Kirchhof, du alter — du ewige Ruah! Eine Würdigung des Malers Theodor Waldraff bringt Eckhart, Jahrbuch für das Badner Land, 1959." Waldraff wurde geboren am 28. Juni 1876 in Ostrach, "tohenzollern, als Sohn des Kirchenmalers Wilhelm Waldraff. Nach dem Besuch der Volksschule in Ostrach und des Lehrerseminars in Meersburg, bezog der junge Waldraff die Kunstgewerbeschule Karlsruhe und anschließend die Akademie für bildende Künste ebenda. Vierzig Jahre lang wirkte unser Landsmann als Zeichenlehrer und frei schaffender Künstler in Heidelberg. Auf allen Gebieten der Malerei hat Waldraff Aber auch der Kreislauf des Jahres pulst auf und darin eingewirkt der bäuerliche Alltag: März Wenn aber wild in Wälder duß dr Meezluft singt, dr aischt warm Guß dia Wiesa woicht bis auf da Grund, wenn d' Sonn scheint ond um Kunigund, so, wia im Baura des dick Bluet, au 's Erdreich wieder ploga duet, könnt oifach ond mit aller Gwalt d' Meezwärme wieder über d' Wealt. Bringt wieder Arbeit nu grad gnueg; dr Acker watet auf da Pflueg ond, wenn guet Weatter drübert stoht, um Benedikt auf d' Sommersoot. Im Winterösch, do gruenet 's Korn, schlupft 's Aokraut ond dr Disteldorn. D' Wies machet d' Bluamaäugle auf, d' Lerch zwitschret bis in Himmel nauf, denn über ällem hot halt schao dr Meez da aischta Schnaufer dao. So stehen in diesem Rhythmus die Monate festgefügt, und jeder Tag bringt ein neues Geschehen. „Dr Schnailuft döberet um 's Haus" und „Dr Baur im Winter" pflegt sein geruhsames Dasein. Altes Brauchtum tritt uns entgegen, denn: Ar Liachtmeaß, do nimmt d' Gettebas zwua gweihte Keeza ond a Waas . . . Entzündet sie, eine nach der andern, denn jeder davon kommt eine besondere Bedeutung zu: De zwoit Keez soll mit ihrer Kraft, ällz stärke, was jetzt steigt im Saft. Solls hüeta 's Haus dur Johr ond Tag voarm Fuier ond voarm Weatterschlag. Voarm Wasser d' Wies, voarm Wurm da Wald, voar Dürre ond voarm Hagel s' Feald. Ond so da Hof ond 's Vieh im Stall voai i Aoglück ond voarm gäha Fall. Da Lim im Stock ond no drzua voarm Zorn da Vatter ond da Bua, daß Frieda bleibt ond Sach bei Sach beianander nauf bis unter 's Dach! Bald aber schwindet die Herbe des Winters, und die Amsel singt wieder: Sieba tuife Orgeltriller stimmt se a ond lot se laos ond schickts dur dia alta Fohra über s' Schmeiatäle naus. Ond im sorgaschwersta Herza wiad es wia vo' sealber guet, wenn es loset, wia dia Amsel wieder z' Morgabeatta duet! Der reichen .'-

Jahrgang i960 HOHENZO :IJERISCHE HEIMAT 17 Die Kunst des Kohlenbrennens, von der wir in Nr. 3 des Jahrgangs 1959 berichteten, ist noch nicht ausgestorben: Im Schwarzwald und im Tal der Fils in Württemberg findet der Wanderer noch gelegentlich Köhlerhütten. So war auf der Holzmesse in Freiburg Mitte September 1959 auch der Aufbau eines solchen Meilers in drei Stufen zu sehen. Er war iba.eu(My Querschnitt durch einen Meiler 4 m groß und 1,5 m hoch. Der Ringinger Altmeister Josef Dorn, jetzt 76 Jahre alt, von dem wir damals erzählten und den der Unterzeichnete in der Zwischenzeit nochmals sprechen konnte, hat die seinen gut 2 Meter hoch und nur mit aufrecht stehenden Harthölzern (vor allem Prügeln von etwa 10 cm Stärke) gebaut. Er benötigte dafür 20 Raummeter Buchenholz. Im Mittelpunkt bildeten vier Pfähle das „Füllloch", in das man zum Anzünden Gluten hineinwarf. Diese setzten das Holz wegen der Luftzufuhr vor allem oben in Brand, und von oben nach unten glostete der „Kohlhaufen" (nicht Kohl e n häufen sagte man in Ringingen und auch Pfeffingen!) langsam flammenlos nach unten, was man durch Einstechen von Luftlöchern in die Abdekkung regulierte. Letztere bestand, wie damals schon gesagt, aus Moos, Erdwatzen und Abraum früherer Meiler, der sog. „Lösche". Diese großen Ringinger Meiler, die gemäß der alten Tradition der Schmiede gefertigt waren, brannten gegen 6 Tage. Nachts durfte der Schmied auch nicht eine einzige volle Stunde schlafen, denn das Herausbrechen der Flamme hätte alle Mühe illusorisch gemacht. Um den Meiler hat man ein Gräblein gezogen, in dem sich etwas Wasser (d. h. Holzessig und Teer) sammelte. Am Schluß hat der Josef das Feuer lieber durch Schließen aller Oeffnungen erstickt, als mit Wasser gelöscht. Dieses diente vielmehr nur als letztes Hilfsmittel. Das unterste Holz am Boden verkohlte gewöhnlich nicht mehr ganz. Der Kohlenmeiler Feueri^/adjt Im Freiburger Meiler waren nicht alle Hölzer aufgestellt, sondern außen herum die Meterroller gelegt, nur innen die Prügel gestellt, das Ganze mit Tannenästen und dann mit sandiger Erde bedeckt. Damit letztere nicht herabrutschte, waren außen herum kleine Holzpfähle angelehnt, die in 1 k Höhe Querbrettchen trugen. Der etwa 30 cm weite Kamin (Fülloch) war von drei Stangen gebildet, die mit 2 Eisenreifen zusammengehalten wurden. Die Meiler im Filstal sind nur 1 m hoch und brennen 2 bis 3 Tage. Als Abdeckung dienen feuchtes Heu und Erde. Da das sich entwickelnde Holzgas leicht brennt, bildet sich bei zu starker Luftzufuhr statt Kohle allgemein Kohlendioxyd, so daß nur die mineralischen Bestandteile als Asche übrig bleiben. Bei moderner Verkohlung in eisernen Retorten erhält man außer Kohle Holzteer, Essigsäure, Methylalkohol, Azeton u. a. m. und kann außerdem den Rest des Holzgases zum Beheizen der Retorte verwenden. Beim alten Kohlenmeiler dagegen verbleibt als Ertrag etwa 30 %> der Holzmenge als wertvolle Holzkohle (Albvereinsblätter 1957, S. 5—6). Von den beiden Bildern, die von der Hauptgeschäftsstelle des Schwäbischen Albvereins (Stuttgart-N, Hospitalstr. 21 B) freundlich zur Verfügung gestellt wurden, wofür herzlich gedankt sei, zeigen einen Kohlenmeiler im Aufriß bzw. im Betrieb. J. Ad. Kraus. Abziehende Gase am Kohlenmeiler Von der Flößerei auf dem Neckar In unsern Tagen wird durch den Einfluß der Technik im Leben und Arbeiten auch unserer Landbevölkerung soviel Althergebrachtes aufgegeben und eine völlig neue Arbeitsweise und Lebenshaltung übernommen, daß der jungen Generation das Wissen um die Verhältnisse unserer Vorfahren noch vor wenigen Jahrzehnten vielfach verloren gegangen ist. Da ist es wohl angebracht, ab und zu einiges in Erinnerung zu bringen. In folgendem sei die Flößerei auf unserem Neckar aus der Vergangenheit herausgeholt. Sind doch im Oktober dieses Jahres 60 Jahre verflossen, seitdem sie endgültig aufgegeben wurde. In unserer waldreichen Gegend wurden schon seit Jahrhunderten die Flüsse für den Holztransport benützt. Das war auf unserem Neckar ab Neckarhausen der Fall. Weiter oberhalb wurden nur einzelne lose Stämme vom Ufer aus zu Tal geschafft. Erst 1829 wurde der Neckar ab Rottweil floßbar gemacht. Die letzte amtliche Regelung der Flößerei in Württemberg datiert vom 26. 4. 1877. Danach durfte ein Floß bis 344 m lang, aber höchstens 3,70 m breit sein. Es mußte zwei Sperren aufweisen und von 4 bis 7 Flößern bemannt sein. Vier bis sieben gleich lange entrindete Stämme wurden an den Enden durchbohrt und mit Wieden nebeneinander gebunden. Man nannte das ein Gestör. Ein Floß wies oft über 10 solcher Gestöre auf, die beweglich hinter einander befestigt wurden. Das Herrichten eines Floßes geschah auf dem Einbindeplatz. Dettingen hatte deren zwei, unweit der Neckarbrücke am linken Ufer und gegenüber der Einmündung des Dießenbachs. Diese Lagerplätze standen den Holzhändlern zur Verfügung. Sie zahlten von jedem Gestör 15 Kreuzer an die Gemeindekasse. Das Einbinden des Floßes dauerte 8 bis 14 Tage. Auf jedem Floß war eine Hütte für das Werkzeug wie Säge, Axt, Bohrer, Wendhaken, Flößersack, Wetterkittel usw. Die größeren Wieden wurden zum Teil vom Schwarzwald bezogen. Sie wurden aus etwa 5 m langen entasteten Tannenstämmehen hergestellt. Diese wurden in besonderen Oefen erhitzt, auf dem Amboß geklopft, dann um einen Pfahl gewunden und kreisförmig zusammengerollt. Zu kleineren Wieden nahm man lange Tannenäste, die ähnlich bearbeitet wurden. Eine Floßfahrt bis Heilbronn dauerte 4 bis 5, bis Mannheim 7 bis 8 Tage. Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang durfte die Fahrt beginnen und mußte eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang beendet sein. Des Nachts wurde das Floß an genau bestimmten Halteplätzen mit Ketten an Uferplätzen festgemacht. Die Flößer zechten und schliefen stets in den gleichen Wirtschaften. Oft gab es auch unfreiwilligen Aufenthalt, so an Krümmungen, Kiesbänken, Engstellen und Brücken. Es kam auch wohl vor, daß ein Floß zerbracht und die einzelnen Teile übereinander geschoben wurden. Dann gab es schwere Arbeit, bis die Fahrt weitergehen konnte. Manchmal mußte gestaut werden. Wenn es durch die Floßgasse der Wasserwerke ging, war besondere Vorsicht geboten. Da konnten leicht Männer vom Floß geschwemmt werden. So ertrank bei Neckartailfingen der Dettinger Flößer Xaver Kronenbitter. Ab Cannstatt wurde jedem Floß ein Bote mit 16feldriger schwarzroter Flagge vorausgeschickt. Er mußte Wasserwerksbesitzer, Brücken- und Schleusenaufseber von der Ankunft des Floßes in Kenntnis setzen, damit die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden konnten. Nicht jedes Floß fuhr bis Mannheim. Vielfach wurde Holz unterwegs an Zimmerleute und Händler abgesetzt. Die Floße gehörten teils den Floßführern, teils Holzhändlern.

Jahrgang i960 HOHENZO :IJERISCHE HEIMAT 17<br />

Die Kunst des Kohlenbrennens, von der wir in Nr. 3 des<br />

Jahrgangs 1959 berichteten, ist noch nicht ausgestorben: Im<br />

Schwarzwald und im Tal der Fils in Württemberg findet der<br />

Wanderer noch gelegentlich Köhlerhütten. So war auf der<br />

Holzmesse in Freiburg Mitte September 1959 auch der Aufbau<br />

eines solchen Meilers in drei Stufen zu sehen. Er war<br />

iba.eu(My<br />

Querschnitt durch einen Meiler<br />

4 m groß und 1,5 m hoch. Der Ringinger Altmeister Josef<br />

Dorn, jetzt 76 Jahre alt, von dem wir damals erzählten und<br />

den der Unterzeichnete in der Zwischenzeit nochmals sprechen<br />

konnte, hat die seinen gut 2 Meter hoch und nur mit<br />

aufrecht stehenden Harthölzern (vor allem Prügeln von etwa<br />

10 cm Stärke) gebaut. Er benötigte dafür 20 Raummeter Buchenholz.<br />

Im Mittelpunkt bildeten vier Pfähle das „Füllloch",<br />

in das man zum Anzünden Gluten hineinwarf. Diese<br />

setzten das Holz wegen der Luftzufuhr vor allem oben in<br />

Brand, und von oben nach unten glostete der „Kohlhaufen"<br />

(nicht Kohl e n häufen sagte man in Ringingen<br />

und auch Pfeffingen!) langsam flammenlos nach unten,<br />

was man durch Einstechen von Luftlöchern in die Abdekkung<br />

regulierte. Letztere bestand, wie damals schon gesagt,<br />

aus Moos, Erdwatzen und Abraum früherer Meiler, der sog.<br />

„Lösche". Diese großen Ringinger Meiler, die gemäß der<br />

alten Tradition der Schmiede gefertigt waren, brannten gegen<br />

6 Tage. Nachts durfte der Schmied auch nicht eine einzige<br />

volle Stunde schlafen, denn das Herausbrechen der<br />

Flamme hätte alle Mühe illusorisch gemacht. Um den Meiler<br />

hat man ein Gräblein gezogen, in dem sich etwas Wasser<br />

(d. h. Holzessig und Teer) sammelte. Am Schluß hat der<br />

Josef das Feuer lieber durch Schließen aller Oeffnungen<br />

erstickt, als mit Wasser gelöscht. Dieses diente vielmehr nur<br />

als letztes Hilfsmittel. Das unterste Holz am Boden verkohlte<br />

gewöhnlich nicht mehr ganz.<br />

Der Kohlenmeiler<br />

Feueri^/adjt<br />

Im Freiburger Meiler waren nicht alle Hölzer aufgestellt,<br />

sondern außen herum die Meterroller gelegt, nur innen<br />

die Prügel gestellt, das Ganze mit Tannenästen und dann<br />

mit sandiger Erde bedeckt. Damit letztere nicht herabrutschte,<br />

waren außen herum kleine Holzpfähle angelehnt,<br />

die in 1 k Höhe Querbrettchen trugen. Der etwa 30 cm weite<br />

Kamin (Fülloch) war von drei Stangen gebildet, die mit 2<br />

Eisenreifen zusammengehalten wurden.<br />

Die Meiler im Filstal sind nur 1 m hoch und brennen 2<br />

bis 3 Tage. Als Abdeckung dienen feuchtes Heu und Erde.<br />

Da das sich entwickelnde Holzgas leicht brennt, bildet sich<br />

bei zu starker Luftzufuhr statt Kohle allgemein Kohlendioxyd,<br />

so daß nur die mineralischen Bestandteile als Asche<br />

übrig bleiben. Bei moderner Verkohlung in eisernen Retorten<br />

erhält man außer Kohle Holzteer, Essigsäure, Methylalkohol,<br />

Azeton u. a. m. und kann außerdem den Rest<br />

des Holzgases zum Beheizen der Retorte verwenden. Beim<br />

alten Kohlenmeiler dagegen verbleibt als Ertrag etwa 30 %><br />

der Holzmenge als wertvolle Holzkohle (Albvereinsblätter<br />

1957, S. 5—6).<br />

Von den beiden Bildern, die von der Hauptgeschäftsstelle<br />

des Schwäbischen Albvereins (Stuttgart-N, Hospitalstr. 21 B)<br />

freundlich zur Verfügung gestellt wurden, wofür herzlich<br />

gedankt sei, zeigen einen Kohlenmeiler im Aufriß bzw. im<br />

Betrieb. J. Ad. Kraus.<br />

Abziehende Gase am Kohlenmeiler<br />

Von der Flößerei auf dem Neckar<br />

In unsern Tagen wird durch den Einfluß der Technik im<br />

Leben und Arbeiten auch unserer Landbevölkerung soviel<br />

Althergebrachtes aufgegeben und eine völlig neue Arbeitsweise<br />

und Lebenshaltung übernommen, daß der jungen Generation<br />

das Wissen um die Verhältnisse unserer Vorfahren<br />

noch vor wenigen Jahrzehnten vielfach verloren gegangen<br />

ist. Da ist es wohl angebracht, ab und zu einiges in Erinnerung<br />

zu bringen. In folgendem sei die Flößerei auf unserem<br />

Neckar aus der Vergangenheit herausgeholt. Sind<br />

doch im Oktober dieses Jahres 60 Jahre verflossen, seitdem<br />

sie endgültig aufgegeben wurde.<br />

In unserer waldreichen Gegend wurden schon seit Jahrhunderten<br />

die Flüsse für den Holztransport benützt. Das war<br />

auf unserem Neckar ab Neckarhausen der Fall. Weiter oberhalb<br />

wurden nur einzelne lose Stämme vom Ufer aus zu<br />

Tal geschafft. Erst 1829 wurde der Neckar ab Rottweil floßbar<br />

gemacht. Die letzte amtliche Regelung der Flößerei in<br />

Württemberg datiert vom 26. 4. 1877. Danach durfte ein Floß<br />

bis 344 m lang, aber höchstens 3,70 m breit sein. Es mußte<br />

zwei Sperren aufweisen und von 4 bis 7 Flößern bemannt<br />

sein. Vier bis sieben gleich lange entrindete Stämme wurden<br />

an den Enden durchbohrt und mit Wieden nebeneinander<br />

gebunden. Man nannte das ein Gestör. Ein Floß wies oft<br />

über 10 solcher Gestöre auf, die beweglich hinter einander<br />

befestigt wurden. Das Herrichten eines Floßes geschah auf<br />

dem Einbindeplatz. Dettingen hatte deren zwei, unweit der<br />

Neckarbrücke am linken Ufer und gegenüber der Einmündung<br />

des Dießenbachs. Diese Lagerplätze standen den Holzhändlern<br />

zur Verfügung. Sie zahlten von jedem Gestör 15<br />

Kreuzer an die Gemeindekasse. Das Einbinden des Floßes<br />

dauerte 8 bis 14 Tage. Auf jedem Floß war eine Hütte für<br />

das Werkzeug wie Säge, Axt, Bohrer, Wendhaken, Flößersack,<br />

Wetterkittel usw. Die größeren Wieden wurden zum<br />

Teil vom Schwarzwald bezogen. Sie wurden aus etwa 5 m<br />

langen entasteten Tannenstämmehen hergestellt. Diese wurden<br />

in besonderen Oefen erhitzt, auf dem Amboß geklopft,<br />

dann um einen Pfahl gewunden und kreisförmig zusammengerollt.<br />

Zu kleineren Wieden nahm man lange Tannenäste,<br />

die ähnlich bearbeitet wurden. Eine Floßfahrt bis Heilbronn<br />

dauerte 4 bis 5, bis Mannheim 7 bis 8 Tage. Eine halbe<br />

Stunde vor Sonnenaufgang durfte die Fahrt beginnen und<br />

mußte eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang beendet<br />

sein. Des Nachts wurde das Floß an genau bestimmten<br />

Halteplätzen mit Ketten an Uferplätzen festgemacht. Die<br />

Flößer zechten und schliefen stets in den gleichen Wirtschaften.<br />

Oft gab es auch unfreiwilligen Aufenthalt, so an<br />

Krümmungen, Kiesbänken, Engstellen und Brücken. Es kam<br />

auch wohl vor, daß ein Floß zerbracht und die einzelnen<br />

Teile übereinander geschoben wurden. Dann gab es schwere<br />

Arbeit, bis die Fahrt weitergehen konnte. Manchmal mußte<br />

gestaut werden. Wenn es durch die Floßgasse der Wasserwerke<br />

ging, war besondere Vorsicht geboten. Da konnten<br />

leicht Männer vom Floß geschwemmt werden. So ertrank<br />

bei Neckartailfingen der Dettinger Flößer Xaver Kronenbitter.<br />

Ab Cannstatt wurde jedem Floß ein Bote mit 16feldriger<br />

schwarzroter Flagge vorausgeschickt. Er mußte<br />

Wasserwerksbesitzer, Brücken- und Schleusenaufseber von<br />

der Ankunft des Floßes in Kenntnis setzen, damit die erforderlichen<br />

Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden konnten.<br />

Nicht jedes Floß fuhr bis Mannheim. Vielfach wurde<br />

Holz unterwegs an Zimmerleute und Händler abgesetzt. Die<br />

Floße gehörten teils den Floßführern, teils Holzhändlern.

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