Ausgabe 1960 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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14 HOHENZOL^E.Rig.CHE: HJ11MAT Jahrgang 1960 Bruno Gern ein schwäbischer Heimatdichter aus Hohenzollern — Würdigung eines Fünfzigjährigen von Bruno Ewald Reiser Bruno Gern ist nicht nur ein echter Schwabe, sondern auch ein echter Sohn unserer hohenzollerischen Heimat. Vor 50 Jahren stand seine Wiege in der reizvollen Schmeientalgemeinde Storzingen. In einer Landschaft also, die in ihrer vielfältigen Schönheit dazu angetan ist, einen poetisch veranlagten Grübler zum Dichter werden zu lassen. Es war jedoch nicht nur diese Landschaft mit ihrer reizvollen Romantik, die Bruno Gern formte, es war vor allem seine natürliche Begabung, die im Laufe der Jahre mehr und mehr zum Durchbruch drängte und ihn zum Dichter heranreifen ließ. So kamen schon während der Schulzeit die ersten Versuche in Versen zur Niederschrift, und später finden wir noch manchen Vers, der trotz seiner Unbeholfenheit schon auf eine wirkliche Berufung schließen läßt. Wollen wir uns in der Folge nun im Hinblick auf diese Berufung mit Gerns dichterischem Schaffen und dabei im besonderen mit seiner Mundartdichtung befassen, so scheint uns ein kurzer biographischer Ueberblick, der wenigstens in groben Zügen den Werdegang und das Lebenswerk dieses Fünfzigjährigen aufzeigt, unumgänglich. Heimatdichter Bruno Gern In den einfachen Verhältnissen einer kleinbäuerlichen Familie ist Bruno Gern als Aeltester von sechs Geschwistern aufgewachsen. Die tiefgründig-grüblerische Veranlagung, die ihn schon als Junge stark über das kindlich geistige Niveau hinaus zum Nachdenken drängte, wies neben diesem ernsten Wesenszug auch eine auflockernd heitere Seite auf, Gerns musikalische Begabung, deren Ursprung wohl in der außerordentlichen musikalischen Erbanlage der ganzen Familie zu suchen sein dürfte. Nicnt wundern braucht es uns auch, wenn es Gern infolge seiner dichterischen Neigung mehr noch als manchen anderen jungen Menschen während der Reifezeit hinausgetrieben nat, andere Länder und deren Menschen mit ihren Sitten und Gebräuchen kennen zu lernen. So durchwanderte er auf Schusters Rappen das Allgäu und dt rcnquerte die Alpenländer Oesterreichs bis hinunter nach Kärnten. In dieser Zeit der Reife entstanden Gerns erste schriftdeutsche Gedichte, die in Form und Inhalt eine persönliche Prägung aufweisen, Gerns lyrisches Moment kräftig hervorheben und sich neben den heimatlichen Motiven, aus der entwicklungsbedingten Auseinandersetzung mit den Dingen heraus, auch mit religiösen und sozialen Problemen befassen. Zwei Beispiele hiervon auszugsweise: „Unerbittlich hat mich dein Faust geschüttelt, Herr, und donnervoll im rgendampf Meine junge Seele wachgerüttelt — Auf zum Kampf. Dunkle Schicksalsschläge hielten mich umdüstert, Und es hat die Flut der Leidenschaft Mir den schweren Traum der Lust geflüstert. Aber immer wieder war es deine Kraft, Herr, die meinen Wankelmut bezwungen Und den Sieg der Ewigkeit errungen!" „Ich" klage in heiligem Zorn wider euch, Ihr, die ihr satt seid, gefräßig und reich! Ihr, die ihr arbeitsfremd feiert und festet Und Drohnen der schaffenden Menschheit gleich die Leiber verkommener Seelen mästet — Ich klage in heiligem Zorn wider euch!" Im Zuge seiner Weiterbildung und durch einen glücklichen Zufall begünstigt, lernte Gern um diese Zeit während eines Aufenthalts in Paderborn den Volksschriftsteller und Pädagogen Anton Heinen kennen und daselbst zugleich auch den schwäbischen Heimatschriftsteller Hans Reyhing aus Ulm. Während sich die Einflußnahme Heinens mehr auf die Persönlichkeitsbildung Gerns bezog, war er besonders die Begegnung mit Reyhing, die sich für Gerns späteres Schaffen fruchtbar auswirkte. Er war es, der das Wildreis veredelte, der vor allem Gerns Mundartgedichte unter die kritische Lupe nahm und ihn wegweisend und richtunggebend auf das Wesentliche und Besondere dieser Dichtungsart verwies. Eine Prozedur, der sich Gern heute noch dankbar erinnert. Gern, der bis dahin seinen Lebensunterhalt durch Mitarbeit in der elterlichen Landwirtschaft und als Gelegenheitsarbeiter bestritten hatte, schien endlich im Frühjahr 1928 ein Sprungbrett zur weiteren Entwicklung gefunden zu haben, das ihm auch gleichzeitig eine Existenzgrundlage zu werden versprach. Es war die Redaktionstätigkeit an der „Ebinger Volkszeitung", bei der er nicht nur als stellvertretender Lokalredakteur, sondern auch als Musikkritiker fungierte. Viele Veröffentlichungen zeugen von der Produktivität Gerns in jener Zeit, während der ihn in einer Beurteilung auch Josef Karlmann Brechenmacher einmal als „ein dichterisches Natur-Phänomen" bezeichnete, das „Beachtung und Pflege verdient." Auch Dichterabende und Vorlesungen fanden großen Anklang und weiteten den Kreis der Anerkennung von Gerns dichterischem Schaffen. Verbindungen mit dem Arbeiterdichter Max Barthel, Berlin, führten sogar zu Veröffentlichungen in einer Monatsschrift der damaligen Reichshauptstadt, in deren Sparten unter dem Titel „Lyrik des 20. Jahrhunderts" im Anhang unter „vielversprechenden Talenten" auch Gern mit einem Beitrag erwähnt wurde. Im Zuge der damals dann einsetzenden nationalsozialistischen „Bereinigung" führte die Gleichschaltung der „Ebinger Volkszeitung" auch zu Gerns Entlassung, vor der ihn weder seine Begabung, noch sein inzwischen erlangtes, sehr gutes Abgangszeugnis an der Sozialen Hochschule in München (Leohaus 1931) bewahren konnte. Gern, der nach vorübergehender Arbeitslosigkeit auf dem Bau wieder eine Tätigkeit gefunden hatte, verlegte sich nun in seiner kargen Freizeit mehr auf die Pflege der Mundartdichtung, was dann auch im Verein mit seiner schwäbischen Musik- und Gesangsgruppe zur Abhaltung jener „Schwäbischen Heimatabende" führte, die für viele unvergessen geblieben sind. Wie viele andere wurde auch Gern damals zum Schweigen gezwungen. Doch dieses Abseitsgestelitsein führte zu einer Selbstbesinnung, die sich für seine dichterische Entfaltung sehr fruchtbar auswirkte. Wie er sich mit diesem Zustand auseinandersetzte, mag folgendes Gedient klarlegen: Vereinsami gutlos, arm un3 nacl . Hat mich der Stunde Wahn gepackt. Verlorne ist, was mein einst war — Verloschen Tag und Nacht und Jahr. Mein Name ist ^erblüht, und stumm Steh ich vor deinem Hei [tum, O Ewigkeit, und sehnsuchtsgroß ] ieht all mein Glück in deinen Schoß, Flieht meine !ng , meine Qual In deine Weite, deinen Gral. In dich verwurzelt sich mein Sinn, In dir verglüht mein Anbegi n Un'" was mir einst dein Geist gebar, Bring ich geläutert wieder dar. Aus jener Zeit sini uns seine stf'^ns" n schriftdf"its"hen Gedichte, wie „Heimat", „Du £ ut in uns", „L 1 le Stunde", „Letzte Gewißheit , „Sommerwiese", „Segen c - Liebe", „Einsamkeit" und ziele ardere erhalten geblieb -• . Sie überschreiten den I »riff Heimatdi'ä tung b< i weitem, miisser er doch entwicklungshalber hier erwe Int werden. In der Hauptsache sind sie unter der drei Sammelbegriffen: ,.Lob der Heimat", „Segen der Liehe" und „Reifender Ring zusammengefaßt. Hier lur eine bescheidene Prob- aus „Lob der Heimat": Wie Weihrajch stei"?* sin blauer Schimmer Um deiner Serge __ochaltar, Und Wälder wogen ir Geflimmer, Im Glanz ums vollerblühte Jahr. Kornrot gererfte Aehrenbuchten jr" auf, der goldnen Fülle schwer, Und [Uftden Erblichkeiten wuchten Durch deine Morgenweite her.

JahrgöTri* .'960 H O H E N Z O L L E R I S C H E H E I M A T 15 Und warm umflutet von den Wellen Des Lichtes, heil'ge Erde du, Strömt wieder, wie aus Gottes Quellen, Mir deines Segens Atem zu. Tiefe Verbundenheit mit der heimischen Welt spricht aus diesen wenigen Zeilen, die uns mit all den anderen Gedichten von der Heimat wie ein Hoheslied erscheinen und aufhorchen lassen, wie nahe hier ein Ausersehener dem Pulsschlag seiner Mutererde ist. Noch tiefer und inniger sind folgende Verse, die den Auftakt bilden zu „Segen der Liebe": Segen der Liebe ist alles, Was mich erfüllt und bewegt. Segen das Leid, das mich heimsucht, Segen die Lust, d f e sich regt. Segen der Kampf, den ich kämpfe, Segen das Streuen der Saat. Segen das Brot, das ich breche, Segen die tägliche Tat. Segen der Liebe die Seele, Die mich voll Flamme und Flut Innigst der deinen verbindet — Segen das rauschende Blut. Segen der Hunger nach Heimat, Segen der Traum um ein Kind. Segen das selige Wissen, Daß wir uns lieben und sind. Segen der Liebe ist alles. Segen voll Fülle und Kraft. Segen, der nimmermehr endet, Segen, der Ewigkeit schafft! Wenn wir diese Verse auf uns wirken lassen, wird uns ohne weiteres klar, was Bruno Gern meint, wenn er von den unter diesem Titel zusammengefaßten Aussagen erklärt, daß das keine Liebesgedichte, sondern Gedichte einer Liebe sind. „Reifender Ring" jedoch ist letzthin nichts anderes, als eine Zusammenfassung von Bekenntnissen eines um seine Berufung Ringenden. Gerns Weg als Dichter, ein weiter, mühsamer und schwerer, liegt darin aufgezeigt. Es ist der Weg eines Autodidakten, mit vielen Zeichen des Zweifels, harter Selbstüberwindung und nur wenigen Lichtblicken uneingeschränkter Anerkennung versehen. So wie in „Wahn und Wahrheit" drängt sich daher immer wieder die Frage hervor: Bin ich wirklich so begeistert, Ohne daß ich nur vermein. Einer, der das Wort bemeistert, Der Berufenen zu sein? .... Oder weisen mir die Zeichen Meines Könnens, meiner Kraft Nur den unerschöpflich reichen Aufruhr einer Leidenschaft? . . . Ist es nicht nur eines Spieiei Wilder Taumel, der mich treibt, Und mir ohne eines Zieles Letzte Wesenheit verbleibt? . . . Nur die Sendung einei Seele, Die sich unersättlich satt Dem befruchtenden Befehle Ihrer Zeit verschrieben hat? . . . Oder ist es eines Wahnes Willkür, die mein Hirn entfacht — Mir zuinnerst Angetanes Einer unbewußten Macht? . . . Ist es Liebe oder Leben, Das sich heiß dahinter birgt, Und mich drängt, dies Werk zu weben Und mir dieses Wunder wirkt? . . . Und mir so voll Fülle flutet ' id aus e igem Jeric ; Sich unsterblich hinverblutet Im Gedicht? . , . Alle die scbriftdeutschen Gedichte, die sich trotz einheitlicher Dynamik in Auffassung, Anlage und Aussage grundlegend von Gerns Mundartgedichten unterscheiden, liegen jetzt Jahre zurück. Keinen Geringeren als den großen Josef Weinheber jedoch, veranlaßten sie, ihm die Antwort auf diese Fragen zu geben, ihn als Dichter zu bestätige; Weil: heoer schreibt damals: „Gern ist Dichte", das steht für mich außer Zweifei, ein vielversprechendes Talent sogar, nur ist er in manchen seiner Arbeiten noch zu redeseiig und muß sich noch stär kerer Konzentration befleißigen" ... Ein begeisterter Förderer Gerns war unter anderen auch Dr. E. Feederle aus Oberndorf a. N., der ihn nicht nur mit Weinheber zusammengeführt hat, sondern ihn auch im Rundfunk publizieren wollte, was jedoch durch den Kriegsausbruch verhindert wurde. Feederle, wohl der beste Kenner Gerns auf dem Gebiete der Prosa und der Dialektdichtung, ist dann leider als Kriegsberichterstatter in Rußland gefallen. Gern, 1940 ebenfalls zur Luftwaffe einberufen und später beim nugl ^itungspersona 1 tätig, beteiligte sich nich nur a EL- d ar. der Wehrbetreuung, sondern a. auch an einem künstlerischen Wettbewerb, aus dem er mit -einen Arbeiten als Preist c'c :-r hervorgi 1944 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wur ie nach E'lorida verschickt. Im Rahmen der von den Amerikanern a f- - 'zogeflefl Gefan,Innenweite, bildung wurde er dort ebenfalls wieder zur Schulungsarbeit mit herangezogen und später mit noch zwei Kameraden mit dei Herausgabe einer Lagerzeitschrift beauftragt, die ebei 3 wie di Schulungspl^ri. noch in allen Exemplaren vorlieg- H a Februa • 1946 kam er zurück nach Frankreich und war dort ais Gegangener der Franzosen weitere zwei Jahre als Landarbeiter tätig. Auch in diesen vier Jahren war Gern sehr produktiv und schrieb etwa über hundert Gedichte, von denen wir sozusagen das erste und das letzte aufschlußhalber anführen wollen. Besonders das erste, zehn Tage nach der Gefangennahme geschrieben, bestätigte den geradlinigen Weg Gerns und den festen Standpunkt in seiner Berufung, von dem aus es nurmehr ein Auseinandersetzen mit den Dingen und so auch mit den Problemen hinter dem Stacheldraht geben konnte. Mit Recht gab er diesem Gedicht daher auch den Namen „Zwischenbilanz": Alles wird Stückwerk bleiben, Was ich bis jetzt getan. Kräfte erwachsen und treiben Mich die beschrittene Bahn. Gottes Gewalten erheben Mich aus den Tiefen ins Licht Und in ein besseres Leben, Aus dem die Ewigkeit bricht. Ewigkeit, die ich zu wenig Fast noch nur dunkel erahn, Heute Gestalter und König — Morgen gestürzter Titan. Aber in reifendes Ringen Eingespannt, nimmer zu ruhn: Immer noch mehr zu vollbringen, Immer noch Bessres zu tun! In Frankreich waren es dann mehr die schöne Landschaft, das Naturerlebnis und die Arbeit, die ihm über alle unguten Zustände hinweghalfen. Daß mich die Amsel weckt, Früh schon der Kuckuck neckt, Und aus dem Trubel der Töne Sieghaft ein neuer Tag Steigt mit dem Lerchenschlag — Das ist das schöne! . . . Daß mir der Erde Kraft Sorgen und Segen schafft, Und mit dem brausenden Blute Tätig die Adern treibt, Bis nur noch Arbeit bleibt — Das ist das Gute! . . . Daß jedoch fern der Pein Um mein Gefangensein Freiheit mich ladet zum Feste, Und mir jetzt wie ein Licht Wieder ins Leben bricht — Dast ist das Beste! . . . Nur zaghaft nahm er nach seiner endgültigen Heimkehr im Frühjahr 1948 wieder Fühlung mit Zeitungen und Zeitschriften. Während in den dreißiger Jahren Gerns Veröffentlichungen über seine hohenzollerische Heimat hinaus bis ins Rheinland und nach München hinübergriffen, war es jetzt mehr eine stille Beschränkung auf ein gutdisponiertes und wohldiszipliniertes dichterisches Schaffen, bei dem die Mundartgedichte dominierten. Gern, wieder im Baugewerbe tätig, begründete das mit folgenden Worten: „Daß ich in den letzten Jahren nurmehr oder fast ausschließlich die Mundart gepflegt habe, liegt daran, daß sie neben der schweren körperlichen Arbeit nicht soviel Kraftaufwand und Konzentration erfordern. Auch liegen ihre Motive mehr im Anschauungskreis des Tagtäglichen, und wird ein Mensch, der sich ernsthaft mit ihr befaßt, mehr und mehr von ihrer Eigenart und ihren Reizen gefangen genommen." Bruno Gerns völliges Hinwenden zur Mundartdichtuni entspricht seinem Wesen und seiner Eigenart. Er will nicht nur ' is Jichterische Erlebnis seiner 'leimat festhalten, sondern auch las ül" -lieferte Erbgut des Dialektes wenigstens in seinen Arbeiten vor der Verflachung und dem. Jntergang ^-wahren. Sein Schwäbisch ist uaher bew", die urwüchsige Mundart des Schmelfentales, der noch bodenständige f-irzinger Dialekt, -hn. jedes Zugeständri; i _ das „Allgemeinschwäbische". iern will auch in der Formgebung 'einer Gedichte immer ni r Bilder verwenden, die c n einfachen br .erlichen Denken entsprechen, ohne daß iadurch ' as Gehobene t dichteriscl en Sprache herabgeschmälert wird. Mit anderen Worter und volkstümlicher ausgedrückt: er versteht es, en Bauern aufs Maul zu gucken! Der Bauer ist für Gern die einfachste und natürlichste Personifizierung ~ des schwäbischen "nschen, und so zieht er stets nur Vergleiche und verwendet Bilder, die 1 n nahe liegen und seinem Anschauungskreis entsprechen. Ein einfaches Beispiel hierfür, wenn es irge iwo heißt: Wias aber gnachtet hot ond duschter dr Tag da letschta Schnaufer dao hu' zmols dr Herr sei' stennanuschter am Himmel fumghenkt ond da Mao raus aus seim Wolkakeefeg glao. Was Gerns Dialek T gedich*. . — Gott ei Daim — ganz abgeht, ist di- bei vielen Munda idichtern übliche Sucht der Ar. kdotenreirr.erei, mit der sie auf billig \rt Iffekte erzielen wollen. Lr. Bentele ii Ravensburg, ^ er ebenfalls Gerns unve*. 0 ichtes Hohenzollernsch' Ibisch lobend erw int, schrieo einmal ii seiner Abhandlung über Mundart, es sei tief bedauerlich, daß fast j ;der Diale tdlchter ; f die gereimte V -ergäbe teils geistreicher, teils einfältiger Anekdoten abhebe. Er hab unter 20 vorliegende) . B indchen sc_ väbischer Gedichte willkürlicl ' * ieingreifen können und immer wieder die Behauptung t itätigt bekommen. Sebastian Blr-i sagt azu einmal treffend: ,. cht jeder, der eine Anekdote gereimt er zählen kann, ist ein Dichter." „Wenn auch meine Mundartgedichte ganz impulsiv aus der Heimatliebe heraus entsteh a", sagt Bruno Gern von sich selber, .immer wieder muß ich unerbittlich an mich die Frage richten: Denkt und fühlt, oder handelt so der einfache Mensch meiner Heimat? Ich muß aTso dem einfachen Mann nicht nur „scharf aufs Maul, sondern auch liebevoll

14 HOHENZOL^E.Rig.CHE: HJ11MAT Jahrgang <strong>1960</strong><br />

Bruno Gern<br />

ein schwäbischer Heimatdichter aus Hohenzollern — Würdigung eines Fünfzigjährigen<br />

von Bruno Ewald Reiser<br />

Bruno Gern ist nicht nur ein echter Schwabe, sondern<br />

auch ein echter Sohn unserer hohenzollerischen Heimat. Vor<br />

50 Jahren stand seine Wiege in der reizvollen Schmeientalgemeinde<br />

Storzingen. In einer Landschaft also, die in ihrer<br />

vielfältigen Schönheit dazu angetan ist, einen poetisch veranlagten<br />

Grübler zum Dichter werden zu lassen. Es war jedoch<br />

nicht nur diese Landschaft mit ihrer reizvollen Romantik,<br />

die Bruno Gern formte, es war vor allem seine natürliche<br />

Begabung, die im Laufe der Jahre mehr und mehr zum<br />

Durchbruch drängte und ihn zum Dichter heranreifen ließ.<br />

So kamen schon während der Schulzeit die ersten Versuche<br />

in Versen zur Niederschrift, und später finden wir noch<br />

manchen Vers, der trotz seiner Unbeholfenheit schon auf<br />

eine wirkliche Berufung schließen läßt.<br />

Wollen wir uns in der Folge nun im Hinblick auf diese Berufung<br />

mit Gerns dichterischem Schaffen und dabei im besonderen mit<br />

seiner Mundartdichtung befassen, so scheint uns ein kurzer biographischer<br />

Ueberblick, der wenigstens in groben Zügen den Werdegang<br />

und das Lebenswerk dieses Fünfzigjährigen aufzeigt, unumgänglich.<br />

Heimatdichter Bruno Gern<br />

In den einfachen Verhältnissen einer kleinbäuerlichen<br />

Familie ist Bruno Gern als Aeltester von sechs Geschwistern<br />

aufgewachsen. Die tiefgründig-grüblerische Veranlagung, die<br />

ihn schon als Junge stark über das kindlich geistige Niveau<br />

hinaus zum Nachdenken drängte, wies neben diesem ernsten<br />

Wesenszug auch eine auflockernd heitere Seite auf, Gerns<br />

musikalische Begabung, deren Ursprung wohl in der außerordentlichen<br />

musikalischen Erbanlage der ganzen Familie zu<br />

suchen sein dürfte.<br />

Nicnt wundern braucht es uns auch, wenn es Gern infolge<br />

seiner dichterischen Neigung mehr noch als manchen anderen<br />

jungen Menschen während der Reifezeit hinausgetrieben<br />

nat, andere Länder und deren Menschen mit ihren<br />

Sitten und Gebräuchen kennen zu lernen. So durchwanderte<br />

er auf Schusters Rappen das Allgäu und dt rcnquerte die<br />

Alpenländer Oesterreichs bis hinunter nach Kärnten. In dieser<br />

Zeit der Reife entstanden Gerns erste schriftdeutsche<br />

Gedichte, die in Form und Inhalt eine persönliche Prägung<br />

aufweisen, Gerns lyrisches Moment kräftig hervorheben und<br />

sich neben den heimatlichen Motiven, aus der entwicklungsbedingten<br />

Auseinandersetzung mit den Dingen heraus, auch<br />

mit religiösen und sozialen Problemen befassen. Zwei Beispiele<br />

hiervon auszugsweise:<br />

„Unerbittlich hat mich dein Faust geschüttelt,<br />

Herr, und donnervoll im rgendampf<br />

Meine junge Seele wachgerüttelt —<br />

Auf zum Kampf.<br />

Dunkle Schicksalsschläge hielten mich umdüstert,<br />

Und es hat die Flut der Leidenschaft<br />

Mir den schweren Traum der Lust geflüstert.<br />

Aber immer wieder war es deine Kraft,<br />

Herr, die meinen Wankelmut bezwungen<br />

Und den Sieg der Ewigkeit errungen!"<br />

„Ich" klage in heiligem Zorn wider euch,<br />

Ihr, die ihr satt seid, gefräßig und reich!<br />

Ihr, die ihr arbeitsfremd feiert und festet<br />

Und Drohnen der schaffenden Menschheit gleich<br />

die Leiber verkommener Seelen mästet —<br />

Ich klage in heiligem Zorn wider euch!"<br />

Im Zuge seiner Weiterbildung und durch einen glücklichen<br />

Zufall begünstigt, lernte Gern um diese Zeit während<br />

eines Aufenthalts in Paderborn den Volksschriftsteller und<br />

Pädagogen Anton Heinen kennen und daselbst zugleich auch<br />

den schwäbischen Heimatschriftsteller Hans Reyhing aus<br />

Ulm. Während sich die Einflußnahme Heinens mehr auf die<br />

Persönlichkeitsbildung Gerns bezog, war er besonders die Begegnung<br />

mit Reyhing, die sich für Gerns späteres Schaffen<br />

fruchtbar auswirkte. Er war es, der das Wildreis veredelte,<br />

der vor allem Gerns Mundartgedichte unter die kritische<br />

Lupe nahm und ihn wegweisend und richtunggebend auf das<br />

Wesentliche und Besondere dieser Dichtungsart verwies.<br />

Eine Prozedur, der sich Gern heute noch dankbar erinnert.<br />

Gern, der bis dahin seinen Lebensunterhalt durch Mitarbeit<br />

in der elterlichen Landwirtschaft und als Gelegenheitsarbeiter<br />

bestritten hatte, schien endlich im Frühjahr 1928<br />

ein Sprungbrett zur weiteren Entwicklung gefunden zu<br />

haben, das ihm auch gleichzeitig eine Existenzgrundlage zu<br />

werden versprach. Es war die Redaktionstätigkeit an der<br />

„Ebinger Volkszeitung", bei der er nicht nur als stellvertretender<br />

Lokalredakteur, sondern auch als Musikkritiker fungierte.<br />

Viele Veröffentlichungen zeugen von der Produktivität<br />

Gerns in jener Zeit, während der ihn in einer Beurteilung<br />

auch Josef Karlmann Brechenmacher einmal als „ein<br />

dichterisches Natur-Phänomen" bezeichnete, das „Beachtung<br />

und Pflege verdient." Auch Dichterabende und Vorlesungen<br />

fanden großen Anklang und weiteten den Kreis der Anerkennung<br />

von Gerns dichterischem Schaffen. Verbindungen<br />

mit dem Arbeiterdichter Max Barthel, Berlin, führten sogar<br />

zu Veröffentlichungen in einer Monatsschrift der damaligen<br />

Reichshauptstadt, in deren Sparten unter dem Titel „Lyrik<br />

des 20. Jahrhunderts" im Anhang unter „vielversprechenden<br />

Talenten" auch Gern mit einem Beitrag erwähnt wurde.<br />

Im Zuge der damals dann einsetzenden nationalsozialistischen<br />

„Bereinigung" führte die Gleichschaltung der „Ebinger<br />

Volkszeitung" auch zu Gerns Entlassung, vor der ihn weder<br />

seine Begabung, noch sein inzwischen erlangtes, sehr gutes<br />

Abgangszeugnis an der Sozialen Hochschule in München<br />

(Leohaus 1931) bewahren konnte.<br />

Gern, der nach vorübergehender Arbeitslosigkeit auf dem<br />

Bau wieder eine Tätigkeit gefunden hatte, verlegte sich nun<br />

in seiner kargen Freizeit mehr auf die Pflege der Mundartdichtung,<br />

was dann auch im Verein mit seiner schwäbischen<br />

Musik- und Gesangsgruppe zur Abhaltung jener „Schwäbischen<br />

Heimatabende" führte, die für viele unvergessen geblieben<br />

sind.<br />

Wie viele andere wurde auch Gern damals zum Schweigen<br />

gezwungen. Doch dieses Abseitsgestelitsein führte zu einer<br />

Selbstbesinnung, die sich für seine dichterische Entfaltung<br />

sehr fruchtbar auswirkte. Wie er sich mit diesem Zustand<br />

auseinandersetzte, mag folgendes Gedient klarlegen:<br />

Vereinsami gutlos, arm un3 nacl .<br />

Hat mich der Stunde Wahn gepackt.<br />

Verlorne ist, was mein einst war —<br />

Verloschen Tag und Nacht und Jahr.<br />

Mein Name ist ^erblüht, und stumm<br />

Steh ich vor deinem Hei [tum,<br />

O Ewigkeit, und sehnsuchtsgroß<br />

] ieht all mein Glück in deinen Schoß,<br />

Flieht meine !ng , meine Qual<br />

In deine Weite, deinen Gral.<br />

In dich verwurzelt sich mein Sinn,<br />

In dir verglüht mein Anbegi n<br />

Un'" was mir einst dein Geist gebar,<br />

Bring ich geläutert wieder dar.<br />

Aus jener Zeit sini uns seine stf'^ns" n schriftdf"its"hen Gedichte,<br />

wie „Heimat", „Du £ ut in uns", „L 1 le Stunde", „Letzte Gewißheit<br />

, „Sommerwiese", „Segen c - Liebe", „Einsamkeit" und ziele<br />

ardere erhalten geblieb -• . Sie überschreiten den I »riff Heimatdi'ä<br />

tung b< i weitem, miisser er doch entwicklungshalber hier erwe<br />

Int werden. In der Hauptsache sind sie unter der drei Sammelbegriffen:<br />

,.Lob der Heimat", „Segen der Liehe" und „Reifender<br />

Ring zusammengefaßt. Hier lur eine bescheidene Prob- aus „Lob<br />

der Heimat":<br />

Wie Weihrajch stei"?* sin blauer Schimmer<br />

Um deiner Serge __ochaltar,<br />

Und Wälder wogen ir Geflimmer,<br />

Im Glanz ums vollerblühte Jahr.<br />

Kornrot gererfte Aehrenbuchten<br />

jr" auf, der goldnen Fülle schwer,<br />

Und [Uftden Erblichkeiten wuchten<br />

Durch deine Morgenweite her.

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