Hohenzollertsehe Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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42 HOHSKZOLLERI9CHIS H U M A T Jahrgang 1965<br />
tes.. Jene warmen und tiefen Tinten, die das Fresko ermöglicht,<br />
sind hier nicht mehr erreichbar.<br />
Diesen Hangel trägt das Stuttgarter Werk der Beuroner<br />
Künstler in auffallender Weise an sich. Anklänge an die St.<br />
Mauruskapelle erkennt man nicht so leicht. Es kommt eine<br />
Farbnote in Auswirkung, die man vorher bei diesen Künstlern<br />
nicht kannte.<br />
Als Pater Gabriel und Pater Desiderius an den Kartons<br />
dieser Kreuzwegstationen arbeiteten, kam ich während eines<br />
Besuches in das Atelier zu Beuron. Damals befremdeten<br />
mich die überladenen Kompositionen. Das war gar nicht<br />
mehr die Einfachheit der St. Maurusmalerei! Gewiß, Einzelfiguren<br />
dieses Kreuzwegs sind unvergleichlich, in ihrer Empfindung<br />
aber zu einer dramatischen Darstellung, wie wir sie<br />
heute von einer Passionskomposition fordern, konnte die monumentale<br />
Kunstsprache von Lenz nichts absolut Befriedigendes<br />
geben. Dafür war auch die Veranlagung von Pater<br />
Wüger wiederum zu rein lyrisch.<br />
Schon an der Hauptfigur, der Christusdarstellung, versagte<br />
eine Kunst, die alle Gefühlswerte auf das Mindestmaß<br />
reduziert und um ihrer Prinzipien wegen einschränken muß.<br />
Sie ging über die Grenze des Monumentalen. Sie gab eine<br />
Konzession an das Tafelbild, an das Erzählenwollen oder an<br />
das Literarische in der Kunst, dem Lenz in seiner Kapelle<br />
bei Beuron bewußt ausgewichen war.<br />
Ob die Stuttgarter Auftraggeber, als sie dem Abte zu Beuron<br />
ihren Wunsch mitteilten, von seinen Künstlern einen<br />
gemalten Kreuzweg für ihre Marienkirche zu erhalten, die<br />
Bedingung gestellt, daß die Figuren nicht so „steif" sein<br />
dürfen wie die St. Maurusbilder?<br />
Das schwäbische Volk, dem die Mauruskapelle sehr wohl<br />
gefiel, meinte oft: „Die Bilder sind schön, wenn sie nur nicht<br />
so steif wären!" (Steif wäre hier gleichbedeutend mit gefühlsarm,<br />
gestenlos, unerregt.)<br />
Und so wird wohl der Abt seine Künstler verpflichtet<br />
haben, ihren Stil bei diesen Passionsbildern zu mildern.<br />
Der bodenständige Süddeutsche ist Barockmensich. So sieht<br />
er alle Kunst durch das Barock hindurch. Während hervorragende<br />
Malereien vom 9. bis 11. Jahrhundert der Oberzellkirche<br />
auf der Insel Reichenau, Goldbach bei Ueberlingen,<br />
der Michaelskirche zui Burgfelden und andere hochwertige<br />
gotische Kunstdenkmäler in Architektur, Plastik und Malerei<br />
den meisten Süddeutschen bekannt sind, steht der Alemanne<br />
und Schwabe in keiner Beziehung zum Mittelalter. Ihn hat<br />
die Reformation so erschüttert, daß er ihrer vorausgehenden<br />
Kultur mit dem Verstände, aber nicht mehr mit dem Gefühl<br />
nahezukommen vermag.<br />
Deshab sollte der Stuttgarter Kreuzweg als Volksandachtskunst<br />
Gefühlsmomente bringen. Die Prinzipien von Pater<br />
Desiderius mußten so hier versagen.<br />
Das Resultat wurde — wie es immer ward und wird —<br />
wenn man den schöpferischen Genius bevormundet.<br />
Nur der Künstler selbst kann für den Schöpfungsakt maßgebend<br />
sein und sich dafür verantworten.<br />
Dieser Kreuzweg ist Beispiel eindringlichster Wirkung, wo<br />
die Grenze des Nurmonumentalen und die Möglichkeit des<br />
tragischen Vortrages sich trennen müssen.<br />
Die Beuroner Künstler zogen ihre Lehren: Sie haben nie<br />
mehr Aehnliches versucht.<br />
Vielleicht wäre der Kreuzweg erträglicher, wenn nur in<br />
einem Farbton gemalt worden wäre, wie das Benediktusleben<br />
in Monte Cassino. Seine in Linie und Farbe überladenen<br />
Kompositionen bringen auch im Kolorit keine Passionseindrücke<br />
auf. Man bleibt unbefriedigt.<br />
Die Beuroner Kunst ist Freskalkunst, auch als Mosaikausführung<br />
berechtigt. Beim Täfelbild, das in sich selbst ruhend<br />
eine eigene Welt darstellt, nicht an Architektur gebunden<br />
ist, wirkt die Flächenhafte Freskostil-Behandlung der Beuroner<br />
Art nicht...<br />
Die Benediktinerinnen, die in einer Vorstadt von Prag ein<br />
Kloster gebaut hatten, das dem Abt Benedikt Sauter unterstellt<br />
war, baten ihn, Kirche und Chor auszumalen. Sie lassen<br />
Lenz seinen Genius frei entfalten. Noch einmal setzt er seine<br />
Prinzipien rein durch. Doch der Freund, Pater Gabriel Wüger,<br />
der 63jährig zu Monte Cassino das Zeitliche gesegnet hatte,<br />
ist ihm nicht mehr Helfer.<br />
Mit einem Stabe von Schülern wirkte der Meister jetzt<br />
jahrelang an der Ausschmückung der Frauenabteikirche und<br />
dem Frauenchor zu St. Gabriel in Prag. Da die mitschaffenden<br />
und ausführenden Kräfte aus jüngeren Künstlern bestanden,<br />
konnte die Freskotechnik, die Kunst gewandter<br />
Männer, wie Michelangelo sagte, nicht angewendet<br />
werden. Die Malereien wurden in Temperatechnik ausgeführt.<br />
Diese Technik, bei der die Farben durch Ei-Emulsion gebunden<br />
werden, hat die Leuchtkraft nicht, die das Fresko in sich<br />
trägt. Wir können somit in St. Gabriel jene unvergleichliche<br />
Transparenz der Farben, wie wir sie an der St. Mauruskapelle<br />
erkennen, nicht erwarten.<br />
Besitz des Kl. Güterstein um Steinhilben<br />
Am Tag des hl. Märtyrers Valentin, 14. Februar des Jahres<br />
1475, verkaufte das Karthäuserkloster Güterstein bei Urach<br />
allen seinen Besitz um Trochtelfingen, nämlich Steinhilben,<br />
Haid, Stetten u. Holst, und Feldhausen, an den Allerseelenaltar<br />
zu Trochtelfingen um 1008 Pfund und 14 Schilling Heller<br />
wirtembergischer Münze.<br />
Ich Bruder Konrad, der Prior 1 ) und wir, der Konvent des<br />
Gotteshauses zu dem Güterstein, Cartuser Ordens in dem<br />
Konstanzer Bistums, bekennen, daß wir mit wohlbedachtem<br />
Sinn zum besseren Nutzen unseres Gotteshauses hiermit an<br />
den Schultheiß, Burgermeister und das Gericht zu Trochtelfingen<br />
als Pfleger, und an Herrn Hans Wieland von<br />
Trochtelfingen, Kirchherrn zu Ellwangen als einen Stifter<br />
der neuen Pfründe des Altars der armen elenden<br />
Seelen 2 ) und aller gläubigen Seelen, die der genannte<br />
Herr Hans Wieland an die Pfarrkirche zu Trochtelfingen gestiftet<br />
hat, alle unsere Hofe und Güter samt deren Zubehör<br />
zu Steinhilben, Wettishausen 7 ) Meidelstetten,<br />
in der Haid, Stetten unter Holnstein und Feldhausen<br />
verkauft haben.<br />
Nämlich das Gut Ludwig Heinzelmanns 2 a) zu<br />
Steinhilben, samt dem Steinhaus, der Scheuer, dem<br />
Garten und den Wiesen, die dazu gehören und was er derzeit<br />
innehat, wovon er und seine Erben jährlich geben 4<br />
Pfund und 5 Schilling (ß) Heller. Das Haus mit Zubehör ist<br />
ihm vererbt worden als Erblehen, und der Inhaber gibt davon<br />
10 ß Handion und 10 ß Weglösin, wann oder wie er<br />
oder seine Erben davon fahren, lebend oder tot. Item derselbig<br />
Lud. Heinzelmann hat des Haupts Hof 3 ) zu Steinhilben,<br />
wovon er und seine Erben jährlich 6 Scheffel Vesen<br />
und ebensoviel Haber liefert Er soll neun Trochtelfinger<br />
Viertel geben für einen Reutlinger Scheffel. Er gibt ferner<br />
davon 1 Pfd. 9 ß hlr jährlichen Zins. Der Handion dieses<br />
Erblehens beträgt 15 ß hlr und die Weglösin ebensoviel.<br />
Item Konrad Heinzelmann daselbst hat ein Gut<br />
und Hof mit Zubehör gegen jährlich 4 schf 4 vtl beiderlei<br />
Korns, halb Vesen, halb Haber, auch 9 vtl für einen Reutlinger<br />
Scheffel gerechnet. Er gibt auch 1 ß hlr jährlich Zins<br />
aus der Egerd an dem Crützberg zu Steinhilben. Der Hof<br />
ist Erblehen und gibt als Handion und Weglösin bei Veränderung<br />
des Besitzers je 15 ß hlr.<br />
Item Aberlin Höniß zu Steinhilben gibt aus des Maisers<br />
Hof 4 ), den er als Erblehen besitzt, jährlich 5 schf und<br />
drei vtl. beiderlei Korns, je zur Hälfte Korn und Haber,<br />
ebenfalls Reutlinger Meß. Gibt auch 2 ß hlr Zins aus dem<br />
Gut und der Hofstatt und Hofraite, darin ein „Ker" 5 ) ist,<br />
gelegen bei der Hül b, stoßt an sein Haus und Scheuer.<br />
Er gibt als Handion und Weglösin 15 ß hlr, wenn er oder<br />
seine Erben davon fahren, lebend oder tot.<br />
Item Heinz Schaidlin hat ein Erblehen, das Blankensteins<br />
gewesen ist. Er gibt daraus jährlich 10 vtl Vesen<br />
und 10 vtl Haber, Trochtelfinger Meß, wovon neun Viertel<br />
einen Reutlinger Scheffel machen. Ferner gibt er daraus 10<br />
ß hlr Zins und 60 Eier „uf Ostran", auch 1 Herbsthuhn und<br />
1 Schulter (Schinken, Schäufele), dazu Handion und Weglösin<br />
je 10 ß hlr.<br />
Item Heinz Beck, Benzen Becken ehelicher Sohn, und<br />
seine Erben geben jährlich 8 ß hlr Zins und 1 Herbsthuhn<br />
aus seiner Hofstatt, darauf Haus und Scheuer stehen, auch<br />
dem Garten dahinter, ist gelegen an der Schrayen 6 ) bei<br />
Klausen Rümlis Haus zu Steinhilben.<br />
Ferner Klaus R ü m 1 i n (Külmin?) gibt jährlich 3 ß hlr<br />
Zins und 1 Herbsthuhn aus Hofraite, Haus, Hofraite, gelegen<br />
bei Heinz Becken Hofstatt an der Schrayen zu Steinhilben.<br />
Dabei ist zu wissen, daß Herr Diem von Steinhülben<br />
3 ) alle seine Güter und Leute und Rechte zu Steinhilben<br />
Unsrer lb. Frau zu dem Güterstein frei ergeben hat<br />
mit allem Zubehör, wie er es als väterliches Erbe innehatte.<br />
Dieselben Rechte übergeben wir anmit den Pflegern zu Trochtelfingen,<br />
nämlich:<br />
Das Gut W e t i s h u s e n "'), ein Drittel an dem oberen<br />
Holz und Feld, Zwing und Bann, Gewaltsamy und Rechten,<br />
Gewohnheiten und Zugehörden. Auch das Drittel der Landgarbe<br />
aus Wetishusen, wenn der Hof in Bau ist. Ferner 1<br />
Pfund Heller jänrlichen Zins aus dem unteren Teil Wettishausen<br />
und aus dem Brühl. Im Fall der Verleihung auch