Hohenzollertsehe Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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:(38 HOHENZOLLEB SCHE HEIMAT Jahrgang 1965<br />
schwersten Tadels, künftig die Schwestern über Nacht<br />
ohne unsere spezielle Zustimmung ausbleiben zu lassen.<br />
12) Da eine Verminderung der Ueberzahl an Mägden<br />
zur Zeit nicht zu empfehlen ist, befehlen wir in Fürsorge<br />
für das Kloster, daß die, denen sie dienen, jährlich 6<br />
Schilling Heller für Salz und Gemüse der Säckelmeisterin zu<br />
zahlen haben.<br />
13) Da endlich ohne Eintracht und Frieden der<br />
Urheber des Friedens nicht verehrt werden kann, da sonst<br />
alle Verdienste und versprochenen Güter verloren gehen, befehlen<br />
wir hiermit allen Ordenspersonen dieses Hauses,<br />
Händel und Streit, Lärmen und Ausstreuen von Gerüchten<br />
gegeneinander energisch auszurotten, wodurch bisher<br />
in dieses Haus so viel Aergernisse und schwerste Verletzung<br />
der gegenseitigen Liebe entstanden. Alle sollen wie früher<br />
der Einheit, der Rücksichtnahme und dem Frieden dienen<br />
und das Gegenteil durch die entgegengesetzte Tugend ausmerzen.<br />
Euer Licht soll durch die Werke des Friedens und<br />
der Eintracht vor den Menschen leuchten, daß sie sich daran<br />
erbauen und den Herrn im Himmel lobpreisen.<br />
14) Wer jedoch Beschimpfungen, Streit oder Händel gegen<br />
andere anfängt oder fördert, besonders aber den von uns<br />
wiederhergestellten Frieden mit Worten, Zeichen oder Werken<br />
selber bricht oder auf irgend eine Weise gefährdet, soll<br />
mit seinen Mitschuldigen dem Kerker verfallen, oder es auf<br />
entsprechende Weise sühnen.<br />
15) Außerdem verbieten wir, daß irgend jemand etwas von<br />
den Kapitels- oder Ordenssachen nach außen trägt. Straffällige<br />
sind von der Aebtissin schwer zu bestrafen.<br />
16) Das gemeinsame Bad des Konvents hat sonst<br />
niemand zu betreten noch durch seine Inanspruchnahme den<br />
Konvent zu hindern.<br />
17) Die Priorin und Vorsängerin sollen das Regelbuch und<br />
Ordinarium öfter lesen und die Vorschriften bei Durchfüh-<br />
rung im Gottesdienst und bei anderen Zeremonien treu einhalten.<br />
18) Wir bestimmen: An dem festgesetzten Tage müssen<br />
alle Ordenspersonen nach der Gewissenserforschung: demütig<br />
und fromm ihre Sünden beichten und dann die allerheiligste<br />
Eucharistie unseres Herrn Jesus Christus<br />
empfangen. Wer zur Zeit der Kommunion außerhalb des<br />
Klosters weilt, wird dies nach der Rückkehr nachholen. Wer<br />
dagegen ohne vernünftigen Grund und ohne Erlaubnis der<br />
Aebtissin die hl. Kommunion unterläßt, wird jeden Freitag<br />
bei Wasser und Brot büßen, bis er seine Schuldigkeit nachnolte.<br />
19) Zu dieser hl. Kommunion darf keine Ordensfrau<br />
ohne das ordnungsgemäße (Buß-)Gewand hinzutreten. Uebertreterinnen<br />
werden aus dem Orden ausgestoßen und gehen<br />
ihres Erbteils verlustig.<br />
20) Endlich ermahnen wir alle Ordenspersonen dieses Hauses<br />
und beschwören die Aebtissin, ihren Mitschwestern wie<br />
eigenen Töchtern eine Mutter zu sein, besonders sich, der<br />
Kranken und Bedrückten mütterlich anzunehmen, sie in<br />
christlicher Zuneigung zu lieben. Alle Glieder des Konvente<br />
soll die Aebtissin in wahrer Liebe umhegen, sie sollen ihr<br />
in Demut gehorchen, alle gegenseitig müssen zusammenstehen,<br />
Frieden halten, und der Gott des Friedens und der<br />
Liebe wird immer mit Euch, sein!<br />
Diesen Visitations- und Reform-Bescheid befehlen wir<br />
treu zu halten und jeweils an den Quatembern öffentlich im<br />
Kapitel zu verlesen und zu erklären, damit sich keine Nachlässigkeit<br />
in diesen Dingen einschleiche.<br />
Gegeben unter Anhängung unseres Abtssiegels am Tag<br />
der hl. Jungfrau Priska im Jahre 1514."<br />
(Orig. im fürstl. hohz. Archiv Sigmaringen. Das Hängesiegel<br />
ist verloren. Kopie im Erzb. Archiv Freiburg unter<br />
Z 462.) Joh. Adam Kraud.<br />
Verschwundene Siedlungen bei Jungnau<br />
Die Gegend um Jungnau an der unteren Laudiert muß<br />
siedlungsgeschichtlich als „höchst interessant" genannt werden.<br />
Eine ganze Reihe ehemaliger Siedlungen, Höfe und<br />
Weiler, sind dort im Laufe der Jahrhunderte verschwunden.<br />
Man nennt solche Plätze „Wüstungen", wie man von einem<br />
unbebauten Acker zu sagen pflegt, „er liegt wüst". Die Siedlung<br />
Jungnau selbst hatte schon eine Vorgängerin in Burg<br />
und Weiler S c h i 11 a u. Als dann ums Jahr 1316 der Ritter<br />
Berthold von Schiltau seine Burg an den Ritter Burkart von<br />
Jungingen (aus dem Killertal) verkaufte, entstand nördlich<br />
der Burg Schiltau auf dem dortigen Felsen eine zweite<br />
Burg, deren mächtiger Turm noch heute als Wahrzeichen<br />
des Dorfes neben dem Kirchlein zu sehen ist. Die Burg<br />
Schiltau dagegen stand auf dem südlichen Felsen im Dorf,<br />
von der neuen Burg getrennt durch die heutige Bahnhofstraße,<br />
wo noch wenige Trümmer zu sehen sind. Die neue<br />
Burg wurde in der folgenden Zeit nach den Jungingern<br />
„Junginger Au" oder Jungnau benannt, während der<br />
Name Schiltau langsam verschwand. Michael Walter 1 ) nimmt<br />
mit gutem Grunde an, daß dieser Name Schiltau von der<br />
dreieckigen schildförmigen Gestalt des Geländes gekommen<br />
sei, während A u soviel bedeutet als „W iesengelände<br />
am W a s s e r". Durch einen künstlichen Arm der Laudiert<br />
waren die beiden Burgsiedlungen in alter Zeit' zusätzlich gesichert.<br />
Die Jungnauer Burg ist erst 1842 unverständlicherweise<br />
abgerissen worden, um dem neuen Schulhaus Platz zu<br />
machen, das nun im Schatten des Burgturms steht.<br />
Wegen der sicheren Lage in Fehdezeiten hat sich Jungnau<br />
durch die Jahrhunderte halten können, während z. B. das<br />
alte Dorf Empfingen in der Nähe des Bahnhofes und des<br />
Gottesackers völlig verschwunden ist. Auch die „Ajltie<br />
Burg" südlich von Veringendorf (östlich von Lauchert und<br />
Landesbahn) war schon ums Jahr 1300 so benannt, also nicht<br />
mehr in Gebrauch. Unweit dieses Platzes sieht man auf dem<br />
südlichen Ausläufer des „Kirchberges" (westlich von Lauchert<br />
und Biundesstraße an einem Trockentälchen) die spärlichen<br />
Ruinen der Burg Affelstetten, von deren Bewohnern<br />
nur noch wenige Urkunden zeugen. Ein Flurname<br />
Endelfingen ist der letzte Ueberrest des ehemaligen<br />
Indelfingen oder Sindelfingen, von dem Gust.<br />
Hebeisen 2 ) urkundliche Nachrichten gebracht hat, auch das<br />
Habsburger Urbar berichtet. Westlich der Stelle, an der sich<br />
unterhalb Jungnaus das Laucherttal verengt, sieht man einen<br />
steilen Felsen, der den Namen „Altes Schloß" trägt. Hier<br />
stand ernst die Burg der Herren v. Hertenstein, einer<br />
Linie der Herren von Hornstein seit dem 13. Jahrhundert.<br />
Außer einem Abschnittgraben ist jedoch die ganze Herrlichkeit<br />
des Hertensteins verschwunden. Wenige hundert Meter<br />
lauchertaufwärts finden wir die Flur Isikofen, daselbst<br />
östlich der Lauchert und der Bahn die schwachen Ruinen<br />
der Burg. Hier stand der alte Grenzort Isinghofen<br />
(nicht zu verwechseln mit dem Kloster Inzigkofen!) der Grafschaft<br />
Sigmaringen und des Forsts uf der Scheer. Den Platz<br />
zeichnete eine Lauchertfurt aus, die längst weggeräumt ist.<br />
Den Flurnamen Endlekofen erkannte schon M. Walter 1 )<br />
als Ueberbleibsel einer Siedlung. Sie hieß jedoch im 17. Jahrhundert<br />
als Flur „Enkelkhofen", und kommt schon 1138<br />
in der Zwiefalter Chronik des Mönches Berthold als A n -<br />
kilkofen neben dem schon erwähnten Isinkofen vor. 3 )<br />
Kurz vorher hatte nämlich der Graf Heinrich von Berg d. j.<br />
dem Kloster Zwiefalten sechs Mansen (Bauerngüter) in A n -<br />
kilkofen, sein Bruder Bapoto in Isingkofen eine Mühle<br />
geschenkt. An diese erinnert nur noch die lange Mühlhalde<br />
Östlich gegenüber vom Hertenstein. Nebenbei gesagt:<br />
Um 1300 gab es in Veringendorf nicht weniger als<br />
vier Mühlen!<br />
Endlich stellte auch der erst um 1920 verschwundene Hof<br />
Hoppental eine uralte Siedlung dar. Er lag in der Mitte<br />
zwischen Jungnau und Hornstein, etwa 900 m nordöstlich<br />
vom Hertenstein. Dort wurden aus einigen Grabhügeln ein<br />
menschlicnes Skelett, Schmuckgegenstände und eiserne Lanzen-<br />
bzw. Pfeilspitzen gehoben. 4 ) Schon die genannte Zwiefalter<br />
Chronik berichtet 1138 an der angegebenen Stelle mit<br />
Ankilkofen und Isinkofen: Der Graf Heinrich von Berg der<br />
ältere haben in O p p i n t a 1 sechs Mansus (Bauerngüter) dem<br />
Kloster Zwiefalten geschenkt. Merkwürdigerweise haben die<br />
württembergischen Forscher A. Sulger (1698), Chr. Fr. Stälin<br />
(1847), die Oberamtsbeschreibung Ehingen (1893) und neuestens<br />
E. König und K. O. Müller (1941) dieses Oppintal<br />
fälschlich mit Mochental (Gmd. Kirchen b, Ehingen)<br />
gleichgesetzt, was schon aus rein sprachlichen Gründen völlig<br />
unmöglich erscheinen will. Was hindert uns, die drei zusammen<br />
genannten Orte Ankilkofen, Isinkofen und Oppintal von<br />
1138 auch beisammen zu suchen, und zwar bei Jungnau? Und<br />
hier haben wir den Beweis: In der Beschreibung der Güter<br />
von Jungnau, die 1667 dem Kloster Zwiefalten gehörten bzw.<br />
zinsten, sind Grundstücke aufgezählt in Hoppental,<br />
Enkelkhofen und Isinkhofen, so wie auch ein Endelfinger<br />
(d. i. Indelfinger bzw. Sindelf inge r)<br />
T ä I e" genannt wird. 6 ) Man hätte also, in Stuttgart nur in<br />
'en Zwiefalter Grundbüchern nachzusehen brauchen, um<br />
Oppintal richtig zu lokalisieren!<br />
Schließlich wird in alten Urkunden 2 ) noch (ca. 3 km westlich<br />
von Jungnau) eine Siedlung F r o w e n s b e r g genannt.<br />
Unrichtig dagegen scheint mir die Angabe A. Sulgers zu sein,