Hohenzollertsehe Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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II5 HOHÜNZOLLERISC1IE BEIHAT Jahrgang 1.965<br />
Am 9. April 1848 reisen Josef Keßler, Bürgermeister<br />
Hähnle und Georg Bürkle im Auftrag der Gemeinde nach<br />
Gammertingen zur Bestimmung eines Abgeordneten zum<br />
Parlament, Zehrung 5 Gulden, Tagegeld 2 Gulden.<br />
Die Gemeinde betreibt auch die Bewaffnung der Bürgerwehr.<br />
Am 8. Februar 1848 erhält Xaver Sauter für den<br />
„Transport der Gewehre von Rottweil nach Trillflngen" 3<br />
Gulden 19 Kreuzer. Am 22. September 1848 liefert das Oberamt<br />
noch für 22 Gulden Trommeln und am 17. August 1848<br />
reisen Josef Guide und Georg Bürkle „in Sachen Bürgerbewaffnung"<br />
nach Sigmaringen, Tagegeld 6 Gulden. Felix<br />
Burkart liefert 2 Stück „Exerzierregelement für das Bürgermilitär"<br />
für 1 Gulden 16 Kreuzer. Erst ein Jahr später, am<br />
14. August 1849, wird die Bürgerwehr auf die Reichsverfassung<br />
„beeidigt" und erhält dafür 2 Gulden 27 Kreuzer<br />
Zehrgeld.<br />
Nachdem die Revolution gegen Ende des Jahres 1848 zusammengebrochen<br />
war, mußten die Gewehre nach Sigmaringen<br />
abgeliefert werden. Der Fuhrmann Xaver Schreiner von<br />
Empfingen erhielt den Auftrag, seiner Fuhre vom Wehrsteiner<br />
Amt die Gewehre von Trillflngen beizuladen und erhielt<br />
für den Transport von 10 Gewehren und 4 Patronentaschen<br />
am 20. Dezember 1848 aus der Gemeindekasse 2<br />
Gulden. Fridolin Hähnle, Bürgermeister, Adam Beiter und<br />
Adam Stelzer waren am 14. Dezember 1848 schon beim Amt<br />
„wegen der Gewehre, die man haben soll", vorstellig geworden.<br />
Auch zum Amt ging am 12. November 1848 eine<br />
Deputation „wegen Militär". Der Bürgermeister führte am<br />
2. Dezember 1848 insgeheim Verhandlungen mit einem Gewehrhändler<br />
in Oberndorf am Neckar.<br />
Nachdem die Bürgerwehr ihre Waffen abgeliefert, also<br />
„abgerüstet" hatte, wurde im Jahre 1849 ihre Bewaffnung<br />
erneut durchgeführt. Am 30. 4. 1849 fährt Xaver Sauter im<br />
Auftrag der Gemeinde nach Rottweil, „hat die Gewehre hierher<br />
geführet", Fracht 2 fl. Bürgermeister ist jetzt Georg Bürkle.<br />
Schlossermeister Wilhelm Stehle reist vom 9. 5.—17. 5. 1849<br />
im Auftrag der Gemeinde in die Schweiz, um Musketen zu<br />
kaufen; er erhält für 9 Tage je 40 Kreuzer, zusammen 6<br />
Gulden Tagegeld und bringt für 14 Gulden 14 Musketen mit.<br />
Außerdem liefert er der Bürgerwehr noch 7 Wehrmannssensen<br />
je 20 Kreuzer, zusammen 2 Gulden 20 Kreuzer, dazu<br />
eine kleine Trommel für 8 Kreuzer.<br />
Beim Ausmarsch des Sigmaringer Kontingents nach Baden<br />
waren eingerückt: Thomas Keßler, Paul Beck, Fridol. Hähnle<br />
und Stefan Waibel. Jeder Soldat erhielt von der Gemeinde<br />
4 Gulden Handgeld. Ihre Namen wurden außerdem mit den<br />
Namen der Ausmarschierten der Kriege 1864, 1866 und 1870/71<br />
auf dem Ehrenmal vor der Pfarrkirche für die Nachwelt festgehalten.<br />
Die Bürgerwehr war sicher der Stolz der Gemeinde, denn<br />
sie beteiligte sich ganz offiziell am Fronleichnamstag auch<br />
bei der Prozession.<br />
Die Bürgerwehr erhielt am 30. 6. 1848 wegen „Mitwirkung<br />
bei der Prozession am Fronleichnamstag" beim Bußwirt Felix<br />
Burkhart<br />
84 Maß Braunbier ä 8 Kr = 11 fl 12 Kr<br />
27 Würste ä 3 Kr = 1 fl 21 Kr<br />
35 Behten ä 4 Kr = 2 fl 20 Kr<br />
zusammen 14 fl 53 Kr<br />
Daran zahlte der Pfarrer 7 fl (Gulden)<br />
der Bürgermeister 1 fl<br />
die Gemeinderäte 1 fl 36 Kr<br />
die Gemeindekasse 5 fl 17 Kr<br />
Bei Wilhelm Sauter, Bräumeister, Hirschwirt, verbrauchte<br />
das Bürgermilitär am 22. 6. 1848<br />
Braunbier 78 Maß = 10 fl 8 Kr<br />
Würste 24 Stück = 1 fl 12 Kr<br />
Brot 24 Batzen = 1 fl 36 Kr<br />
zusammen 12 fl 56 Kr<br />
Die historische Bürgerfahne<br />
Die Bürgerwehr von Trillflngen hatte auch eine eigene<br />
Fahne, die durch einen Zufall aufgefunden wurde. Nachdem<br />
nach der Trillfinger Versammlung (24. September 1848) die<br />
Revolution des Jahres 1848 zunächst zusammengebrochen<br />
war, hat der Fähnrich die Fahne säuberlich in einen Karton<br />
verpackt und diesen hinter einen Dachsparren der Rathausbühne<br />
versteckt, wo sie später mit Akten zusammen verwahrt<br />
worden ist. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Provisor<br />
Bürkle, selbst aktiv an der Revolution beteiligt und, Bewohner<br />
des unteren Rathauszimmers, die Fahne „versorgt"<br />
hat, dann versetzt worden ist und später nie mehr Gelegenheit<br />
gehabt hat, den kostbaren Schatz hervorzuholen. Nachdem<br />
wir „kgl. Preußen" geworden waren, standen die Revoluzzer<br />
von 1848 doch in ständiger Gefahr.<br />
Der Bürgersinn und die Rechte eines freien Bürgers sind<br />
in Trillflngen auch heute noch bewußt erhalten, weshalb die<br />
heutigen Gemeindeväter diese Bürgerfahne als ein Symbol<br />
des Kampfes ihrer Urgroßväter um die Bürgerrechte mit<br />
einigen geldlichen Opfern haben erneuern lassen. Die Bürwe-fahne<br />
ist heute der Stolz der <strong>Heimat</strong>freunde und das<br />
Schmuckstück der Gemeinde und wird einmal einen Ratssaal<br />
oder ein Gemeindemuseum zieren.<br />
Das Fahr entucn ist schwarz-rot-golden. Die eine Seite<br />
ist ausgestickt mit „Bürgerwehr Trillflngen 1848", die andere<br />
Seite trägt den Doppeladler mit dem Spruch. Die Eichenlaubverzierung<br />
hat in den Ecken, in Gold und Silber gestickt,<br />
den Hohenzollernschild (geviert) und den Schild von<br />
Haigerloch-Hohenberg. Die Umrandung ist mit gedrehten<br />
Gold- und Silberfäden in den Bundesfarben noch besonders<br />
verziert. Auch die beiden über das Fahnentuch hängenden<br />
Quasten tragen die Bundesfarben. Die Fahne hing in Ringen<br />
an einem Schaft (Stange) mit einer Fahnenspitze.<br />
Die Bürgel wehrfahne von Trillflngen ist in den Hohenzollerischen<br />
Landen wohl noch die einzige, erhaltene Fahne<br />
ihrer Art, ein Prachtstück kunstgewerblicher Arbeit. Und<br />
wenn nicht alles täuscht, dann trifft auch die heute noch im<br />
Dorf verbreitete Ueberlieferung zu. Die damalige „Stricklehrerin"<br />
Regina Henle, eine Tochter „der Witwe des Jakob<br />
Henle", habe die Fahne gestickt. Eine Entschädigung dafür ist<br />
in der Gemeinderechnung nicht ausgewiesen. Schneider Kid<br />
erhielt „für eine Fahne schneidern mit Tuch" 1 Gulden 21<br />
Kreuzer (27. Januar 1848).<br />
Der Heraldiker unseres Landes, Oberarchivrat Dr. Gönner,<br />
schreibt, daß aus dem Lande ähnliche Fahnen im Original<br />
nicht bekannt sind.<br />
Die Einquartierung<br />
Dr. Gönner schreibt (S. 137), die Begeisterung der Trillfinger<br />
Versammlung habe schnell in Kleinmut umgeschlagen.<br />
Die Angst vor einer militärischen Besetzung habe diesen<br />
raschen Stimmungswechsel veranlaßt. Diese Vermutung trifft<br />
sicher zu, denn die Einquartierung kostete viel Geld, abgesehen<br />
von der Not, im Dorf etwa eine Kompagnie Soldaten<br />
unterzubringen. (1848 = 150 Wohnhäuser mit 800 Einwohnern.)<br />
Die Einquartierung für nur eine Woche (vom 14. bis<br />
22. August 1849, 10. Komp. des 2. Rheinischen Inf. Rgts.) ko-