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Hohenzollertsehe Heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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12 H O H E V Z O H S R I S C H I I HEIMAT Jahrgang 1965<br />

Möglicherweise leistete die Station auch Vorspanndienste für<br />

amtliche Fahrzeuge beim Aufstieg aus dem Donautal.<br />

Benefiziarierstationen sind in unserem Lande nur wenige<br />

als solche bekannt. In Rötenberg bei Waldmössingen wurde<br />

vor 65 Jahren in einem Gutshof ein Votivstein eines solchen<br />

Beneficiariers gefunden, den er der Göttin des Schwarzwaldes,<br />

Abnoba, geweiht hatte, und auf der der ehemalige Mainzer<br />

Centurio alle 6 Legionen aufzählt, in denen er einst gedient<br />

hatte. Es handelte sich aber dort um einen Gutshof,<br />

der an der Militärstraße vom Kinzigtal zum Kastell Waldmössingen<br />

führt.<br />

Bemerkenswert an der Station bei Sigmaringen ist ferner-<br />

hin, daß sie nicht nur den wichtigen Straßenknotenpunkt<br />

Laiz beherrscht, sondern daß sie ganz in der Nähe der Grenzlinie<br />

zwischen den beiden römischen Provinzen „Obergermanien"<br />

mit dem Statthalter in Mainz und den Legionen in<br />

Windisch,-Straßburg und Mainz, und der Provinz „Rhätia II.",<br />

mit dem Statthalter in Augsburg und der Legion in Oberhausen<br />

bei Augsburg lag. Zur Provinz Rhätien zählte der<br />

heutige Landkreis Sigmaringen mit Ausnahme wohl von<br />

Beuron-Bärenthal und Thiergarten, die wahrscheinlich nach<br />

Obergermanien gehörten.<br />

Hoffen wir, daß Dr. Filtzinger recht bald seinen wissenschaftlichen<br />

Bericht über die Ausgrabungen veröffentlicht.<br />

Von der Karwoche 1786 in Storzingen<br />

Am Schluß des Taufbuches 1631 findet sich folgender Eintrag:<br />

Den 8. aprilis 1786 ist ein Dekret vom Bischof kommen,<br />

das man den Polm Esel nicht mehr herumbführen soll. Hob<br />

also die Prozession ohne Polmesel gehalten. 2 do: Das man<br />

aas hl. Grab nicht mehr soll auffmachen, so auch vollzogen.<br />

3. Das man am grünen Donnstag soll nach der hl. Meß in<br />

dem tobernakul auff dem Wendolinaltar setzen mit 2 brennenden<br />

Kerzen vnd den gantzen Tag dovor die Bethstunden<br />

halten soll, i Luch zu den metten so also umb 6 Uhr ongefangen<br />

Vnd umb 7 Uhr sich geendigt vnd die große hosten in<br />

die Sacrastey in Tobernakul ist gestellt worden. Am chor<br />

freytag ist umb 8 Uhr die predig die gewohnlich gottesdienst<br />

gehalten hernach die hl. Hoste in den Tobernakul<br />

gesetzt mit 2 brennenden Kertzen umb 2—3 Uhr den hl.<br />

Kreuzweg umb 6 Uhr die Metten gebettet. Die stonden bis<br />

zu den metten so angefangen noch geendigtem Gottesdienst<br />

nach der mette auch das Sanctissimum in den Täbernakul in<br />

die Sacristey gestellt, 'on da alles vmb 7 Uhr amb sambtag<br />

die weihung der scheiter oder stauff die hl. Meß wo man<br />

;ytet bey gloria in Excelsis. Vnd nach dem Ende der hl.<br />

Meß den Christus aufgehebt der im Grab liget. Das Ciborium<br />

in dem Tobernacul gesetzt. Und alles aus ist. So ich<br />

also nach Von bischoff und von dem hochfürstlichen regierung<br />

von Donaueschingen ist Decret kommen so geschehen<br />

vnd ich es erstemahl gehalten, on dem Donnerstag betet<br />

man nach der mette 7 Pater 7 ave... bey dem gefangenen<br />

Christum sambt dem Gebet zu Christum in dem Kerker. —<br />

Soweit der Eintrag.<br />

Sogut man konnte, wurden allenthalben die erschütternden<br />

Gottesdienste der Leidenswoche gehalten. Wie ein König<br />

zog Christus am Palmsonntag in der Pfarrgemeinde ein. Der<br />

Palmesel, in Holz geschnitzt, mit der daraufsitzenden, ebenfalls<br />

holzgeschnitzten Christusgestalt, gefolgt von den Kindern<br />

mit den Palmen in der Hand, ließen die Gläubigen<br />

das Geschehen des Einzugs Christi in Jerusalem erleben.<br />

Manche Palmprozessionen waren durch ihre Prachtentfaltung<br />

berühmt. Als 12 Apostel schritten Männer in schöner<br />

Kleidung mit schwarzen Barten, Judas mit fuchsrotem Bart,<br />

hinter dem Palmesel her. Mancherorts war es Vorrecht der<br />

Zünfte, diesen Dienst zu übernehmen. Auch Ratsherren und<br />

Patrizier hielten es nicht unter ihrer Würde, bei diesem<br />

Gottesdienst den auf dem Esel sitzenden Heiland zu begleiten.<br />

Nach dem Einzug in die Kirche wurde der Palmesel<br />

neben dem Altar aufgestellt.<br />

Obiger "intrag im Anhang des Taufbuches Storzingen gibt<br />

Kunde, daß man auch in kleineren Pfarreien — aber wohl<br />

nicht überall—, einen Palmesel hatte. Die Feierlichkeit des<br />

Palmsonntags war da selbstverständlich einfacher. Die Ministranten<br />

zogen den Palmesel in die Kirche hinein, Pfarrer<br />

und palmentragende Kinder folgten. Zuweilen mag der Ein-<br />

21. Mit dem Wort Dietenbach hängt auch der Name<br />

„Du fei weg" = „Tiefen weg" zusammen. Tiefenw<br />

e g ist der C undbuch-, Dufelweg aber der Volksname.<br />

Beides ist richtig, denn sowohl tief als auch duf aus t o b e 1<br />

bedeutet einen Geländeeinbruch oder eine Schlucht (siehe<br />

oberer Dufelweg). Ein anderer Ausdruck, der mit dufel zusammenhängt,<br />

ist der Dufel- oder „T ö f f e 1 b a c h", ein<br />

tatsächlich tiefer Graben am ehemaligen Schloß Heimburg,<br />

heute „S c h 1 ö ß 1 e s nater" beim unteren Homburger<br />

Hof. Der Name „T ö f f e 1 ö a c h" ist zwar abgegangen<br />

und durch „Heldgraben" ersetzt worden. )er<br />

Grundbestandteil des Bestimmungswortes „h e 1 d" ist das<br />

ahd. hell = laut tönend oder hallen. Doch können auch<br />

von Nikolaus M a i e r<br />

Grosselfinger Flurnamen<br />

von Josef S t r o b e 1<br />

zug in die Kirche nicht recht geklappt haben: wenn der<br />

Mesner etwa nicht nachgeschaut hatte, ob die Räder am<br />

Palmesel noch ganz waren, ob man die Figur ohne Hindernis<br />

ziehen konnte usw. Es mag vorgekommen sein, daß der<br />

Pfarrer und die Ministranten ohne den Palmesel ihren Einzug<br />

in die Kirche halten mußten — unter dem Gelächter<br />

eines Teils der Kirchenbesucher. Den Palmesel brachte man<br />

erst hinterher. So kam der Palmesel in Verruf. Er wurde<br />

verboten. So erklärt sich auch der heute noch gebrauchte<br />

Satz, wenn man die Zuspätkommenden meint: „Sie<br />

kommen wie der mit dem Palmesel" oder sie kurz als<br />

„Palmesel" verspottet.<br />

Palmeselfiguren finden sich heute meist nur noch in Museen.<br />

Seit 1786 sind sie außer Dienst, wenigstens in der<br />

Diözese Konstanz, zu der Südbaden, Hohenzollern und Südwürttemberg<br />

gehörten. Deshalb sind diese Figuren selten.<br />

Im obigen Taufbucheintrag merkt man den Gehorsam des<br />

Pfarrers gegenüber den bischöflichen Erlassen und gegenüber<br />

der Fürstenberger Regierung, der Storzingen unterstand.<br />

Es scheint aber, daß der Pfarrer mit erstauntem<br />

Kopfschütteln den Befehl durchführte. Aber Befehl ist Befehl.<br />

„Hob also die Prozession ohne Polmesel gehalten."<br />

Der Eintrag gibt uns noch weitere Auskunft über die Feier<br />

der Karwoche in Storzingen. Am Gründonnnerstag sind den<br />

ganzen Tag bis abends zur Mette Betstunden. Ebenso den<br />

ganzen Karfreitag hindurch, anscheinend vor dem Allerheiligsten<br />

in der Monstranz. Es ist ja von der großen Hostie<br />

die Rede.<br />

Um die Erinnerung an das Leiden unseres Herrn den<br />

Gläubigen besonders nahezubringen, ließ der Pfarrer in<br />

Storzingen den Maler Fidelis Wetz in Sigmaringen eine<br />

Reihe eindrucksvoller Prozessionsbilder anfertigen, die heute<br />

noch ein Schmuck der Storzinger Kirche sind: Jesus am<br />

Oelberg, die Geißelung und die Dornenkrönung. Dazu die 14<br />

Kreuzwegstationen. Außerhalb r,er Kirche, an der F iedhofsmauer,<br />

ist die Gefängnis-Christi-Kapelle mit der Hc.lzstatue<br />

„Christus in Ketten". Die Christusfigur ist 1,90 m hoch, trägt<br />

auf der Rückseite die Jahreszahl 174P 'ind rep. 1787. Sie ist<br />

also älter als das heutige Kirchlein. Die Andacht zum Heiland<br />

im Gefängnis war sehr beliebt. Derartige Darstellungen<br />

sieht man noch in manchen Kirchen: Hedinger Kirche in<br />

Sigmaringen, Ennetach bei Mengen, Deutstetten, im Bildstock<br />

in Straßberg.<br />

„Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es um es<br />

zu besitzen." Nicht nur Zeugen des Opfersinnes und Zeugen<br />

der Frömmigkeit unserer A orfahren sollen diese Statuen und<br />

Bilder in unseren Gotteshäuserr und auf den Fluren sein,<br />

wir sollen in Andacht vor ihnen ;>eten. Wir haben denselben<br />

Glauben, pflegen wir auch die Frömmigkeit der früheren<br />

Generation.<br />

Höhle oder Hölle in Frage kommen. Das d ist zur Bekräftigung<br />

angehängt worden. Vielleicht haben beide Wurzeln<br />

h e 11 a = laut tönend und Hölle = schauerliche Schlucht<br />

die Bildung des Flurnamens „Heiagraben" beeinflußt;<br />

denn in jener Gegend haben wir als Junge oft irgend ein<br />

Wort in den Wald hineingerufen, das dann hell widerhallte.<br />

Hierzu wäre auch der Name „H e 11 e n s t a 11" in der Gegend<br />

des „Grießenbohl" zu rechnen; auch dort war<br />

'eicht ein Echo zu bilden, was die Hirtenbuben auf der<br />

„Viehwoad" wohl ausgenützt haben, um die Langweile<br />

beim Hütedienst zu vertreiben (siehe aber Ziffer 88). In der<br />

Bisinger Gemarkung gibt es die Flur „Ludenstall";<br />

stall bedeutet Stelle, „lüde n" kann das Imperfekt von

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