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Daniela Ziegler - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

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war 614 , die dann wahrscheinlich nur zum Gebrauch beim Symposion hervorgeholt wurden. Das<br />

Verstauen von Gebrauchsgegenständen in entsprechendem Mobiliar erfüllt jedoch primär vermutlich<br />

einen praktischen Zweck, und die Tatsache, dass manches Geschirr durch Riegel und Schlösser<br />

geschützt wurde, vermittelt uns einen Eindruck von der Wertschätzung und nicht zuletzt vom<br />

materiellen Wert derartiger Besitztümer. So ist es sehr wohl möglich, dass sich unter dem guten<br />

Geschirr nicht nur Ton-, sondern auch Metallobjekte befanden.<br />

Platons Statement, ältere Kinder sähen gerne Komödien 615 , ist angesichts der derben Späße, die oft<br />

sexueller Natur sind, nach heutigen Maßstäben doch einigermaßen überraschend. Es macht aber<br />

deutlich, dass man es in der Antike offenbar nicht für nötig hielt, die Jugend von derartigen Scherzen<br />

und Anzüglichkeiten fernzuhalten. 616 Nicht jeder konnte sich aber mit dieser sittlich nachlässigen<br />

Haltung anfreunden. Aristoteles ermahnt in seiner „Politik“, die Kinder nur mit kindgerechten Spielen<br />

und Erzählungen zu unterhalten und mit den Obszönitäten der Bildkunst und des Theaters zu<br />

verschonen. 617 Ob auch junge Mädchen Zutritt ins Theater hatten, ist kaum mehr zu beantworten.<br />

Noch heute ist es ein Streitpunkt, ob Frauen überhaupt das Theater besuchten. 618 Die Tatsache, dass<br />

sich der „Unverschämte“ bei Theophrast von seinen Söhnen ins Theater begleiten lässt 619 , hilft uns nur<br />

bedingt weiter, sind wir doch über die Familienzusammensetzung des Betreffenden nicht informiert.<br />

Wir können also nicht sagen, dass er seine Töchter vom Theaterbesuch ausschloss, solange wir nicht<br />

unterrichtet sind, ob er überhaupt Töchter besessen hat. Ebenso wenig bekannt ist, ob eine Tragödie<br />

oder eine Komödie aufgeführt wurde oder wie alt seine Söhne waren.<br />

Eine Gelegenheit, bei der sexuelle Aufklärung des Weiteren zur Sprache kommen könnte, ist die<br />

Ausübung von Frauen- und Mysterienkulten und ihren Initiationsriten. Leider sind wir über viele ihrer<br />

rituellen Vorgänge und deren Bedeutung nur mangelhaft informiert. 620 Auch was wir von Riten aus<br />

"öffentlichen" Kulten wissen, trägt nicht unbedingt zu einem besseren Verständnis des Begriffes<br />

"Initiationsritus" bei, der in der Antike gewöhnlich den Übergang von einer Alters- oder Reifestufe in<br />

eine andere markierte und gerade bei jungen Mädchen meist in Vorbereitung auf die Hochzeit<br />

begangen wurde. Die Brauronia etwa, deren Funktion als Initiationsritus in der Forschung wiederholt<br />

betont wurde, sahen zu Ehren der Artemis Wettläufe von Mädchen verschiedener Altersstufen vor, die<br />

614 Theophr. char. 18, 4 über den „Misstrauischen“: „Seine Frau fragt er während er schon im Bett liegt, ob sie die Geldtruhe<br />

verschlossen habe, ob der Becherschrank (kyliouchion) versiegelt und der Riegel vor das Hoftor gelegt sei [...].“<br />

615 Plat. leg. 658c. d.<br />

616 Einen ganz anderen Ton schlägt jedoch Aischin. Tim. 3–8 an, wenn er von Sittengesetzen für Knaben und Jünglinge<br />

spricht. Hier geht es in erster Linie darum, die in die Schule oder in die Palästra gehenden Knaben unter Aufsicht zu<br />

stellen und sie vor Nachstellungen zu schützen, ebenso aber ihre Prostitution durch nahe Verwandte zu unterbinden.<br />

617 Aristot. Pol. 1336b14–23.<br />

618 z. B. Plat. leg. 658d; C. Seltmann, Women in Antiquity (London 1956) 113; A. D. F. Kitto, Die Griechen. Von der<br />

Wirklichkeit eines geschichtlichen Vorbilds ²(Stuttgart 1959) 233 f.; R. Zoepffel, Aufgaben, Rollen und Räume von Frau<br />

und Mann im archaischen und klassischen Griechenland, in: J. Martin – R. Zoepffel (Hrsg.), Aufgaben, Rollen und<br />

Räume von Frau und Mann 2 (1989) 477; Schnurr-Redford 1996, 225–240.<br />

619 Theophr. char. 9, 5.<br />

620 Zu den Mysterien von Eleusis, s. L. Deubner, Attische Feste (Berlin 1956) 69 ff.<br />

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