Neurobiologie des Lernens Neue Reiserechnung - alter Hut Was ...
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WIRTSCHAFT & SCHULE<br />
Renate Zeller<br />
Die rückläufigen Auslastungszahlen im heimischen Tourismus können vom System Schule aufgefangen<br />
werden. Und wer hilft der Schule die pädagogischen Anforderungen der Zeit zu erfüllen?<br />
Heute morgen habe ich, wie täglich,<br />
meine ersten Informationen<br />
aus einer handlichen Tageszeitung<br />
(die lässt auf dem Küchentisch<br />
auch noch Platz frei für das<br />
Frühstücksgeschirr) bezogen.<br />
<strong>Was</strong> musste ich da lesen: Der<br />
Tourismus klagt über rückläufige<br />
Auslastungszahlen (no na: Wirtschaftskrise<br />
und so) – aber die<br />
Lösung für dieses Problem wurde<br />
auch gleich frei Haus mitgeliefert!<br />
Man staune: WIR Lehrer und Lehrerinnen<br />
dieses Lan<strong>des</strong> werden<br />
zu Rettern aus der Krise erkoren,<br />
indem wir mit den Schülern und<br />
Schülerinnen vermehrt auf Wintersportwochen<br />
(dieser Begriff ist<br />
den Medien noch nicht geläufig,<br />
hier heißt es natürlich noch immer<br />
Schikurs) fahren.<br />
Meine Gegenfrage lautet nun: Wie<br />
sollen WIR dies ermöglichen?<br />
Viele Schulen bieten Sport- und<br />
Projektwochen der unterschiedlichsten<br />
Art an, aber leider werden<br />
die erforderlichen Teilnahmezahlen<br />
häufig nicht erreicht.<br />
Gründe dafür gibt es viele: Wirtschaftliche<br />
Engpässe der Familien<br />
(hier helfen auch Unterstützungen<br />
nur wenig), Desinteresse an<br />
manchen Sportarten (vor allem<br />
beim Wintersport - bedingt auch<br />
durch den Kulturkreis aus dem die<br />
Schüler und Schülerinnen stammen),<br />
Probleme psychischer Art<br />
(Heimweh ...), wenig Freude an Bewegung<br />
und Gemeinschaftserlebnis,<br />
Glaubensgründe (islamische<br />
Mädchen dürfen nicht auswärts<br />
übernachten) und wahrscheinlich<br />
gäbe es hier noch ein Dutzend anderer<br />
Gründe oder Ausreden aufzuzählen.<br />
Besonders „gemagerlt“ hat mich<br />
dieser Zeitungsartikel wohl <strong>des</strong>halb,<br />
weil immer die Schule herhalten<br />
muss, um Probleme zu lösen.<br />
In manchen Belangen empfinde<br />
ich (kann natürlich nur rein subjektiv<br />
sein), dass die Schule zum<br />
Spielball der Wirtschaft mutiert.<br />
In den 70er Jahren entstanden die<br />
Semesterferien aus Energiespargründen.<br />
Die Wirtschaft entdeck-<br />
„Die Schule mutiert<br />
zum Spielball der<br />
Wirtschaft. “<br />
te hier sofort eine neue Einkommensquelle<br />
und als die Energiekrise<br />
vorbei war, waren aus den<br />
Energieferien Semesterferien geworden,<br />
die noch dazu terminlich<br />
gestaffelt wurden, damit die Bettenauslastung<br />
in den Wintersportgebieten<br />
über mehrere Wochen<br />
garantiert wird. Man erinnere sich<br />
auch daran, dass 2008 sogar die<br />
Ferientermine verschoben wurden,<br />
damit es keine Kollision mit<br />
den holländischen Feriengästen<br />
gab, die sonst zeitgleich mit Wien,<br />
Niederösterreich und dem Burgenland<br />
die Pisten erobert hätten<br />
– wo bleiben hier pädagogische<br />
Gründe und Überlegungen?<br />
Irgendwann zu Schulanfang gab<br />
es dann auch urplötzlich schulautonome<br />
Tage – keiner wusste<br />
so richtig woher und weswegen,<br />
aber in Wirklichkeit waren eben<br />
diese Tage nur im Sinne der Autonomie<br />
entstanden. Früher gab<br />
der LSR für NÖ Fenstertage allgemein<br />
frei (Eltern mit Kindern an<br />
verschiedenen Schulen wünschten<br />
sich diesen Zustand sicher<br />
gerne zurück). Auch hier wollte<br />
der Tourismus Einfluss nehmen:<br />
Herbstferien (vielleicht wird auch<br />
der Herbst bun<strong>des</strong>länderweise<br />
gesplittet) wären eine tolle Idee,<br />
ob diese Vorgangsweise auch aus<br />
pädagogischer Sicht Sinn macht<br />
ist doch egal, oder? In Erinnerung<br />
möchte ich in diesem Zusammenhang<br />
auch bringen, dass wir<br />
Lehrer mit den schulautonomen<br />
Tagen nicht mehr frei haben als<br />
früher. Erstens werden zwei Tage<br />
jetzt wieder bun<strong>des</strong>weit vorgegeben<br />
(wie früher vom LSR) und weitere<br />
zwei Tage sind zum Beispiel<br />
die früheren Elternsprechtage, die<br />
jetzt am Abend statt finden.<br />
Jedenfalls sollte uns bewusst sein,<br />
welch hohen wirtschaftlichen<br />
Faktor das Gesamtsystem Schule<br />
eigentlich darstellt.<br />
Es fragt sich nur - wenn wir jetzt<br />
die Tourismusbranche retten<br />
sollen - wer UNS dabei hilft, den<br />
pädagogischen Anforderungen<br />
dieser Zeit gerecht zu werden?