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Neurobiologie des Lernens Neue Reiserechnung - alter Hut Was ...

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arbeitender Erlebnisse in Klassen,<br />

die vielfach kaum in den Griff zu<br />

bekommen sind.<br />

Personalreserve ...<br />

In meiner eigenen Schulzeit (also<br />

in den antiken 80er Jahren) stand<br />

unmittelbar nach Erkrankung<br />

meines Klassenlehrers eine Aushilfskraft<br />

(wissenschaftlich: Personalreserve)<br />

in der Klasse und sorgte<br />

dafür, dass der Unterricht sich<br />

möglichst reibungslos fortsetzte.<br />

Ein gutes System, in dem vor allem<br />

die Kinder keine Nachteile hatten.<br />

Heute gibt es das nicht mehr. Es<br />

ist kein Geld mehr da, denn angeblich<br />

müssen wir ja speku…,<br />

ähm, sparen (weil´s die moderne<br />

Ökonomie eben so will).<br />

Und weil das so ist, haben uns<br />

Schüssel, Grasser & Gehrer am Beginn<br />

<strong>des</strong> Jahrzehnts erfolgreich<br />

eingeredet, dass wir keine Lehrer<br />

brauchen.<br />

Nun,… jetzt sind wir soweit, dass<br />

wir welche bräuchten und es sind<br />

keine da (auch wenn das in den<br />

stillen Kämmerchen der Schulverwaltung<br />

niemand wahrhaben<br />

will!)<br />

Und wo keine da sind, kann man<br />

auch keine anstellen, was man ja<br />

sowieso nicht tun würde, weil man<br />

das Geld ja ohnehin für „prestigeträchtigere“<br />

Unternehmungen<br />

(z.B.: Hedgefonds,…) als das Bildungssystem<br />

verwenden würde.<br />

Immer mehr Arbeit soll mit weniger<br />

Personal immer besser erledigt<br />

werden.<br />

Direktoren und Schulaufsichtsbeamte<br />

sind vielfach machtlos und<br />

müssen von oben herab diktierte<br />

Richtlinien durchpeitschen.<br />

Es ist ein Teufelskreis …<br />

Ein Teufelskreis beginnt (bzw.<br />

kann beginnen): durch die Mehrarbeit<br />

(und es ist definitiv Mehrarbeit)<br />

tritt nach einiger Zeit Überlastung<br />

ein. Körperliche Überlastung<br />

führt im Extremfall zu physischen<br />

Krankheiten, psychische<br />

Überlastung führt zu Resignation<br />

und vielfach zu Depression, nicht<br />

selten auch ins Burn out.<br />

Die Auswirkungen, die diese Prozesse<br />

auf den Unterricht und auf<br />

die uns anvertrauten Kinder haben<br />

sind ähnlich negativ: jemand,<br />

der ständig überlastet ist, kann<br />

nicht bestmöglich unterrichten,<br />

wird seine negative Stimmung<br />

in die Klassen mitnehmen, wird<br />

zynisch werden, wird ungerecht<br />

handeln.<br />

Genügend Personalreserven<br />

für jeden Bezirk ...<br />

Mit Personalreserven, wie es sie<br />

einst in den Bezirken gab, wäre<br />

vieles davon zu verhindern.<br />

Ohne ausreichende Personalreserven<br />

wird der Teufelskreis verstärkt.<br />

„Freude an der Arbeit lässt das<br />

Werk trefflich geraten.“<br />

Gerade die Burn-Out Problematik<br />

beginnt mit „Freude an der<br />

Arbeit“, mit übergroßem Engagement.<br />

Doch was danach kommt,<br />

beweisen die vielen Fälle an<br />

Dienstausfällen.<br />

Erholsame Ferien.<br />

Wir haben sie uns<br />

verdient.<br />

grande réserve<br />

Die oberen Etagen der<br />

Bildungspolitik ...<br />

In vielen Diskussionen spreche<br />

ich immer wieder davon, dass unser<br />

derzeitiges System an seine<br />

Grenzen gerät. Ich spreche meist<br />

von einem „Supergau“, der uns in<br />

nächster Zeit im Pflichtschulwesen<br />

bevorsteht. Die breite Masse<br />

meiner vielen KollegInnen, die<br />

wie ich täglich im Unterricht stehen<br />

stimmt mir zu. In den oberen<br />

Etagen der Bildungspolitik hingegen<br />

sehe ich ein Schönreden, ein<br />

Verwischen, eine Effektheischerei<br />

gepaart mit geradezu peinlicher<br />

Konzeptlosigkeit, eine Ökonomisierung<br />

<strong>des</strong> Schulwesens, wie sie<br />

unheilbringender nicht sein kann.<br />

Wir, die breite Masse, arbeiten<br />

ohnehin. Wir geben unser bestes<br />

– ob dieses „Beste“ nun Supplierung<br />

oder Mehrdienstleistung<br />

heißt. Wir arbeiten nach der Devise:<br />

„Es muaß eh irgendwie gehn.“<br />

Und seien Sie sicher: Es „geht eh<br />

irgendwie“, weil wir für vieles, was<br />

von der selbsternannten pädagogischen<br />

Elite von sich gegeben<br />

und marktschreierisch angepriesen<br />

wird, taub geworden sind und<br />

immer weniger hören.<br />

Sokrates hatte schon recht, mit<br />

dem was er sagte – aber man kann<br />

seinen Satz durchaus ins Heute<br />

projizieren:<br />

„Ordentliche Arbeitsbedingungen,<br />

Anerkennung, Unterstützung,<br />

… lassen das Werk trefflich<br />

geraten.“<br />

Foto: David Niblack (Creative Commons License)<br />

schule<br />

nö.lehrerstimme 1/2010 15

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