Neurobiologie des Lernens Neue Reiserechnung - alter Hut Was ...
Neurobiologie des Lernens Neue Reiserechnung - alter Hut Was ...
Neurobiologie des Lernens Neue Reiserechnung - alter Hut Was ...
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zeitschrift <strong>des</strong> slö niederösterreich | www.sloenoe.at | ausgabe 1/2010<br />
<strong>Neurobiologie</strong> <strong>des</strong> <strong>Lernens</strong><br />
„Die <strong>Neurobiologie</strong> beweist, was gute Pädagogen ohnehin schon machen<br />
– und ein bisschen mehr!“, stellt Christine Österreicher einen Bezug<br />
zwischen Wissenschaft und Praxis her: „Vieles, was gute Lehrer aus dem<br />
Bauch heraus machen, ist damit beweisbar!“<br />
>>> Weiterlesen auf Seite 17<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Reiserechnung</strong> - <strong>alter</strong> <strong>Hut</strong><br />
Als IT-Betreuer stelle ich seit 7 Jahren <strong>Reiserechnung</strong>en. Zurückgeworfen<br />
wurden sie mir eigentlich nie. Seit Jänner 2010 habe ich es allerdings<br />
noch nicht geschafft, für eine „fehlerlose“ <strong>Reiserechnung</strong> jenes Geld zu<br />
bekommen, welches ich bereits für „unser Land NÖ“ ausgegeben habe.<br />
>>> Weiterlesen auf Seite 22<br />
<strong>Was</strong> Sie von uns haben<br />
Sie haben Ihre Personalvertretung neu gewählt. Immerhin tolle 2052<br />
gültige Stimmen für Team Jürgen Pany FSG-SLÖ. DANKE. Im Ergebnis<br />
bedeutet das: 2 FSG-SLÖ Mandate (Jürgen Pany - dienstfreigestellt und<br />
Claudia Sax - nicht dienstfreigestellt) – ÖAAB-FCG (8 Dienstfreigestellte,<br />
eine nicht Dienstfreigestellte)<br />
>>> Weiterlesen auf Seite 3<br />
ERSTE HILFE<br />
für Lehrerinnen<br />
& Lehrer<br />
Dein / Ihr<br />
Personalvertreter<br />
Jürgen Pany<br />
0676/4285390<br />
DAZU HABEN WIR<br />
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Nur ausgebrannte<br />
Lehrer sind<br />
gute Lehrer? S 5<br />
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Neustart im Web S 7<br />
Ganztagsschulen für<br />
Niederösterreich S 6<br />
Plädoyer für verhaltensauffällige<br />
Kinder S 8<br />
Studien, die nicht<br />
publik werden S 10<br />
M-Schularbeiten<br />
differenzierend S 12<br />
Mehr Arbeit?<br />
Arbeit‘ mehr! S 14<br />
Feindbildpflege S 16<br />
Das Rätsel<br />
zur Ausgabe S 20<br />
Energy-Cocktail:<br />
Yoga S 21
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1
Wir Lehrerinnen und Lehrer stehen<br />
unzähligen Anforderungen,<br />
Erwartungen und Kritiken gegenüber.<br />
Die „Lehrerstimme“ möchte<br />
durch das Aufzeigen der Proble-<br />
<strong>Was</strong> Sie von<br />
uns haben:<br />
Sie haben Ihre Personalvertretung<br />
neu gewählt. Immerhin tolle<br />
2052 gültige Stimmen für Team<br />
Jürgen Pany FSG-SLÖ. DANKE. Im<br />
Ergebnis bedeutet das: 2 FSG-SLÖ<br />
Mandate (Jürgen Pany - dienstfreigestellt<br />
und Claudia Sax - nicht<br />
dienstfreigestellt) – ÖAAB-FCG<br />
(8 Dienstfreigestellte, eine nicht<br />
Dienstfreigestellte)<br />
Mit unserem täglichen Tagesgeschäft<br />
wollen wir Sie nicht langweilen.<br />
Das ist nicht anders als das<br />
anderer Kolleginnen und Kollegen<br />
von der ÖAAB – FCG „Abteilung“<br />
– mit dem Unterschied, dass<br />
sich auf uns 2052 Kolleginnen und<br />
Kollegen verlassen und auf die<br />
anderen acht dienstfreigestellten<br />
ZA – Mitglieder 9389 Wählerinnen<br />
und Wähler.<br />
Also, nach Adam Riese, kommen<br />
auf einen ÖAAB – FCG Personalvertreter<br />
rund 1174 mehr oder<br />
weniger zufriedene Sympathisantinnen<br />
und Sympathisanten,<br />
bezogen auf die Freistellungen =<br />
100% Arbeitskraft für die Kolleginnen<br />
und Kollegen.<br />
Mehr dringend notwendige Freistellungsstunden<br />
gibt es für uns<br />
keine. Darüber hinaus „richten“ es<br />
sich die Herrn und Damen Dienststellenausschussvorsitzenden<br />
in<br />
den Bezirken so, dass Sie jederzeit<br />
ihre Wichtigkeit an den Schulen<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
matiken Mut machen<br />
zum „Nein“, aber auch<br />
Tipps geben, wie wir<br />
uns den Berufsalltag angenehmer<br />
gestalten können.<br />
Das Redaktionsteam wünscht Ihnen<br />
allen erholsame und schöne<br />
Ferien!<br />
Wir sind immer offen für Anregun-<br />
unter Beweis<br />
stellen können.<br />
Unsere<br />
Personalvertreterinnen<br />
und Personalvertreter<br />
g e n i e ß e n<br />
dieses Privileg<br />
in sehr<br />
begrenztem Ausmaß. Sie geben<br />
trotz Fulltimejob ihr Bestes und<br />
dafür sei Ihnen gedankt. Unser<br />
Tipp: Rufen Sie uns an – wir finden<br />
eine Lösung für Ihr Anliegen.<br />
<strong>Was</strong> bekommen Sie nun von Jürgen<br />
Pany und seinem Team?<br />
Zunächst jede gewünschte Auskunft<br />
und Beratung. Ein Team, das<br />
Sie vor Ort betreut, alle im jährlichen<br />
SLÖ Lehrerinnenkalender zu<br />
finden. Darüber hinaus organisieren<br />
wir für Sie pädagogische Veranstaltungen<br />
ohne lästige PH-Onlineformalitäten,<br />
arbeiten gerade<br />
an einer neuen kommunikativen<br />
Homepage und fordern immer<br />
wieder Verbesserungen für unsere<br />
Kolleginnen und Kollegen ein.<br />
Jüngstes Beispiel: Pragmatisierungsangebote<br />
wurden gemacht<br />
und langsam aber doch in die Tat<br />
umgesetzt. Im Sinne der Gerechtigkeit<br />
müssen weiter Angebote<br />
folgen. Weiters wäre es höchst an<br />
der Zeit, dass unsere jungen IIL<br />
gen und Rückmeldungen unsere<br />
Artikel betreffend und freuen uns<br />
über Ihre Zuschriften an:<br />
gerda.metu@gmx.net<br />
Gerda Metu und<br />
Claudia Schlager<br />
Vertragslehrerinnen<br />
und<br />
Vertragslehrer<br />
schon nach<br />
drei Jahren<br />
einen unbefristeten<br />
IL Vertragbekommen,<br />
wenn<br />
ihre Arbeit in Ordnung<br />
ist. Unsere Forderung nach einer<br />
vernünftigen Alterssabbaticallösung<br />
und einem wertschätzenden<br />
Umgang mit dem Wissen<br />
und Können unserer erfahrenen<br />
Kolleginnen wird mit Nachdruck<br />
verfolgt.<br />
Der administrative <strong>Reiserechnung</strong>swahnsinn<br />
muss beendet<br />
werden. Eine vollelektronische<br />
Lösung ohne Papierkram – man<br />
könnte meinen, wir hätten nichts<br />
Besseres zu tun und möchte uns<br />
<strong>des</strong>halb „papierln“ – muss das Ziel<br />
sein.<br />
Zu guter Letzt ein kleiner Ausflug<br />
in die Vergangenheit:<br />
Das Mittel gegen Stundenkürzungen,<br />
maßloses Anspruchsdenken<br />
und geringes Eigenwertgefühl ist<br />
laut Ex - Ministerin Gehrer:<br />
(NEUE, 1.6.2003. An der Geisteshaltung<br />
in der ÖVP hat sich aber<br />
seither nicht viel geändert)<br />
„Lehrer, lacht mehr!“<br />
slö.nö<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 33
44<br />
WIRTSCHAFT & SCHULE<br />
Renate Zeller<br />
Die rückläufigen Auslastungszahlen im heimischen Tourismus können vom System Schule aufgefangen<br />
werden. Und wer hilft der Schule die pädagogischen Anforderungen der Zeit zu erfüllen?<br />
Heute morgen habe ich, wie täglich,<br />
meine ersten Informationen<br />
aus einer handlichen Tageszeitung<br />
(die lässt auf dem Küchentisch<br />
auch noch Platz frei für das<br />
Frühstücksgeschirr) bezogen.<br />
<strong>Was</strong> musste ich da lesen: Der<br />
Tourismus klagt über rückläufige<br />
Auslastungszahlen (no na: Wirtschaftskrise<br />
und so) – aber die<br />
Lösung für dieses Problem wurde<br />
auch gleich frei Haus mitgeliefert!<br />
Man staune: WIR Lehrer und Lehrerinnen<br />
dieses Lan<strong>des</strong> werden<br />
zu Rettern aus der Krise erkoren,<br />
indem wir mit den Schülern und<br />
Schülerinnen vermehrt auf Wintersportwochen<br />
(dieser Begriff ist<br />
den Medien noch nicht geläufig,<br />
hier heißt es natürlich noch immer<br />
Schikurs) fahren.<br />
Meine Gegenfrage lautet nun: Wie<br />
sollen WIR dies ermöglichen?<br />
Viele Schulen bieten Sport- und<br />
Projektwochen der unterschiedlichsten<br />
Art an, aber leider werden<br />
die erforderlichen Teilnahmezahlen<br />
häufig nicht erreicht.<br />
Gründe dafür gibt es viele: Wirtschaftliche<br />
Engpässe der Familien<br />
(hier helfen auch Unterstützungen<br />
nur wenig), Desinteresse an<br />
manchen Sportarten (vor allem<br />
beim Wintersport - bedingt auch<br />
durch den Kulturkreis aus dem die<br />
Schüler und Schülerinnen stammen),<br />
Probleme psychischer Art<br />
(Heimweh ...), wenig Freude an Bewegung<br />
und Gemeinschaftserlebnis,<br />
Glaubensgründe (islamische<br />
Mädchen dürfen nicht auswärts<br />
übernachten) und wahrscheinlich<br />
gäbe es hier noch ein Dutzend anderer<br />
Gründe oder Ausreden aufzuzählen.<br />
Besonders „gemagerlt“ hat mich<br />
dieser Zeitungsartikel wohl <strong>des</strong>halb,<br />
weil immer die Schule herhalten<br />
muss, um Probleme zu lösen.<br />
In manchen Belangen empfinde<br />
ich (kann natürlich nur rein subjektiv<br />
sein), dass die Schule zum<br />
Spielball der Wirtschaft mutiert.<br />
In den 70er Jahren entstanden die<br />
Semesterferien aus Energiespargründen.<br />
Die Wirtschaft entdeck-<br />
„Die Schule mutiert<br />
zum Spielball der<br />
Wirtschaft. “<br />
te hier sofort eine neue Einkommensquelle<br />
und als die Energiekrise<br />
vorbei war, waren aus den<br />
Energieferien Semesterferien geworden,<br />
die noch dazu terminlich<br />
gestaffelt wurden, damit die Bettenauslastung<br />
in den Wintersportgebieten<br />
über mehrere Wochen<br />
garantiert wird. Man erinnere sich<br />
auch daran, dass 2008 sogar die<br />
Ferientermine verschoben wurden,<br />
damit es keine Kollision mit<br />
den holländischen Feriengästen<br />
gab, die sonst zeitgleich mit Wien,<br />
Niederösterreich und dem Burgenland<br />
die Pisten erobert hätten<br />
– wo bleiben hier pädagogische<br />
Gründe und Überlegungen?<br />
Irgendwann zu Schulanfang gab<br />
es dann auch urplötzlich schulautonome<br />
Tage – keiner wusste<br />
so richtig woher und weswegen,<br />
aber in Wirklichkeit waren eben<br />
diese Tage nur im Sinne der Autonomie<br />
entstanden. Früher gab<br />
der LSR für NÖ Fenstertage allgemein<br />
frei (Eltern mit Kindern an<br />
verschiedenen Schulen wünschten<br />
sich diesen Zustand sicher<br />
gerne zurück). Auch hier wollte<br />
der Tourismus Einfluss nehmen:<br />
Herbstferien (vielleicht wird auch<br />
der Herbst bun<strong>des</strong>länderweise<br />
gesplittet) wären eine tolle Idee,<br />
ob diese Vorgangsweise auch aus<br />
pädagogischer Sicht Sinn macht<br />
ist doch egal, oder? In Erinnerung<br />
möchte ich in diesem Zusammenhang<br />
auch bringen, dass wir<br />
Lehrer mit den schulautonomen<br />
Tagen nicht mehr frei haben als<br />
früher. Erstens werden zwei Tage<br />
jetzt wieder bun<strong>des</strong>weit vorgegeben<br />
(wie früher vom LSR) und weitere<br />
zwei Tage sind zum Beispiel<br />
die früheren Elternsprechtage, die<br />
jetzt am Abend statt finden.<br />
Jedenfalls sollte uns bewusst sein,<br />
welch hohen wirtschaftlichen<br />
Faktor das Gesamtsystem Schule<br />
eigentlich darstellt.<br />
Es fragt sich nur - wenn wir jetzt<br />
die Tourismusbranche retten<br />
sollen - wer UNS dabei hilft, den<br />
pädagogischen Anforderungen<br />
dieser Zeit gerecht zu werden?
gesellschaft<br />
Ein Beispiel: Ich erstelle für einen<br />
besonders lernschwachen Schüler<br />
ein Förderkonzept, dokumentiere,<br />
führe Elterngespräche, doch all<br />
diese Fördermaßnahmen fruchten<br />
nichts – der betroffene Schüler<br />
macht keine oder zu wenig<br />
Fortschritte!<br />
Man stelle sich vor, es gibt in<br />
meiner Klasse nicht nur ein<br />
Kind, das Lernschwierigkeiten<br />
hat, sondern gleich mehrere<br />
mit völlig unterschiedlichen<br />
Problemen.<br />
Nun beginne ich zu dokumentieren,<br />
zu evaluieren, zu fördern, zu<br />
fordern und nebenbei auch noch<br />
zu therapieren. Selbstverständlich<br />
sollen die Qualität <strong>des</strong> Unterrichts<br />
und die Erfüllung <strong>des</strong> Lehrplans<br />
nicht darunter leiden. Wäre das<br />
der Fall, könnte „man“ meinen, ich<br />
sei eine schlechte Lehrerin, meine<br />
Schülerinnen und Schüler könnten<br />
zu wenig. Kurzum, ich hätte<br />
versagt!<br />
Halt! Wir Lehrerinnen und Lehrer<br />
können gesellschaftliche<br />
Probleme nicht isoliert in unseren<br />
Klassenzimmern lösen. Im<br />
Gegenteil, die Schule spiegelt<br />
diese auf sehr deutliche Weise<br />
wieder.<br />
L E I T Artikel<br />
NUR AUSGEBRANNTE<br />
LEHRER SIND<br />
GUTE LEHRER?<br />
Klassen mit mehrheitlich sozial<br />
benachteiligten Kindern sind<br />
spannungsgeladen und machen<br />
es uns oft schwer, für jedermann<br />
sichtbare Erfolge zu erzielen. Neigen<br />
wir <strong>des</strong>halb nicht manchmal<br />
dazu, den „Problemschüler“ mehr<br />
in Frage zu stellen als das verbesserungswürdige<br />
Schulsystem, das<br />
den Anforderungen unserer Gesellschaft<br />
nicht mehr entspricht?<br />
Lehrerinnen und Lehrer wissen<br />
ganz genau, wie sie in ihrer Arbeit<br />
unterstützt werden können:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
„Freizeit nützen mit<br />
gutem Gewissen.“<br />
Mitarbeit von außerschulischer<br />
Stellen (Therapeuten,<br />
Sozialarbeiter, etc.),<br />
Senkung der Klassenschülerhöchstzahl<br />
in „sozialen Brennpunktschulen“,<br />
Ausweitung einer qualifizierten<br />
Nachmittagsbetreuung<br />
(keine Aufbewahrungsstätten),<br />
Einführung <strong>des</strong> verpflichtenden<br />
Vorschuljahres und -<br />
flächendeckend - die gemeinsame<br />
Schule.<br />
erste hilfe<br />
Differenzierter Unterricht, Förderdokumentation, Verhaltensoriginalitäten, Förderung in Deutsch,<br />
Förderung in den Naturwissenschaften, Leseförderung, beengte Raumverhältnisse, mangelnde<br />
Unterstützung aus dem Elternhaus - und noch einiges mehr sollen wir Pflichtschullehrerinnen und<br />
Pflichtschullehrer professionell und möglichst Erfolg bringend behandeln.<br />
Die gesamte Gesellschaft und die<br />
Politik sind gefordert, sich um unsere<br />
Kinder und Jugendlichen zu<br />
kümmern und in ihre Zukunft zu<br />
investieren. Tun sie das nicht, sondern<br />
überlassen Förderung und<br />
Bildung ausschließlich der Schule<br />
und der „Wahlfreiheit“ der Familien,<br />
werden die Probleme in den<br />
nächsten Jahren wachsen.<br />
Und was können wir nun für<br />
unsere ganz persönliche „Burnout<br />
Vorsorge“ tun?<br />
Die Hoffnung nicht aufgeben,<br />
dass unsere Kritikpunkte und<br />
Verbesserungsvorschläge irgendwann<br />
einmal gehört und teilweise<br />
umgesetzt werden. Vertrauen wir<br />
darauf, dass die Verantwortlichen<br />
- nicht nur auf höchster politischer<br />
Ebene - ihre starren parteipolitischen<br />
Positionen lockern und wir<br />
auch über die unterschiedlichen<br />
Schultypen hinaus zusammenwachsen<br />
können.<br />
Und bis dahin? Nützen wir unsere<br />
knappe Freizeit, die Wochenenden<br />
und Ferien, um uns<br />
zu erholen und abzuschalten.<br />
Dabei sollten wir nicht eine Minute<br />
ein schlechtes Gewissen<br />
haben.<br />
gewerkschaft<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 55
66<br />
WILLKOMMEN<br />
Geschätzte Kolleginnen<br />
und Kollegen!<br />
…die <strong>Neue</strong> Mittel Schule ist in<br />
Niederösterreich nun schon ins<br />
2. Jahr gekommen! Ein enormer<br />
Innovationsschub wurde damit<br />
ausgelöst! Es wird mir berichtet,<br />
dass Eltern und SchülerInnen geradezu<br />
die Standorte „stürmen“.<br />
LehrerInnen in den NMS sind<br />
hoch motiviert und erfreuen sich<br />
zusätzlicher Ressourcen. Auch<br />
was die Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
und die Teamarbeit<br />
betrifft, sind die betroffenen KollegInnen<br />
voll <strong>des</strong> Lobes.<br />
Auch im Bildungsministerium hat<br />
sich unsere Ministerin Dr. Claudia<br />
Schmied über eine Elternbefragung,<br />
die österreichweit Ende vergangenen<br />
Jahres durchgeführt<br />
wurde, abgesichert und das Thema<br />
wiederum aufgegriffen. Dass<br />
diese Befragung mit 741.500 Fragebögen<br />
an 4.948 Schulen in ganz<br />
Österreich durchaus geeignet ist,<br />
ein repräsentatives Bild über Elternmeinungen<br />
und Elternwünsche<br />
zu erheben steht außer Streit.<br />
Hier ein Auszug aus der Studie:<br />
Derzeit nutzen rund 17 Prozent<br />
der Schülerinnen und Schüler der<br />
1. bis 8. Schulstufe ein ganztägi-<br />
Aus dem LSR<br />
Dies alles ist prinzipiell begrüßenswert.<br />
Doch es gibt auch<br />
Schattenseiten der Medaille:<br />
das Mehr an Kindern, die in<br />
diese neue Schulform strömen,<br />
fließt aus den ganz „normalen“<br />
Hauptschulen ab, die mehr und<br />
mehr unter Druck geraten und<br />
sich nun neben zwei Konkurrenten<br />
behaupten müssen. Auf die<br />
lokale Verteilung der segensreichen<br />
<strong>Neue</strong>rung hat leider<br />
seitens der Lan<strong>des</strong>verantwortlichen<br />
niemand geachtet und in<br />
der Entstehung der NMS ganz<br />
einfach nach dem Prinzip „wer<br />
zuerst kommt, mahlt zuerst“,<br />
agiert. So hat beispielsweise das<br />
ganze Mostviertel eben nur eine<br />
einzige NMS, während sich in<br />
anderen<br />
Regionen einzelne Bezirke über<br />
7, 8, 9 oder mehr Standorte freuen<br />
können!<br />
Von Bildungsplanung in Niederösterreich<br />
also keine Spur! Da<br />
darf es dann auch niemand wundern,<br />
wenn medial immer wieder<br />
die Abschaffung so mancher<br />
Verwaltungsposten gefordert<br />
wird. Denn Chaos erzeugen und<br />
nur auf den eigenen Standort<br />
schauen, dass können Lokalverantwortliche<br />
ganz gut alleine,<br />
wenn man sie lässt!<br />
Meint eure<br />
Beate Schasching<br />
GANZTAGSSCHULEN<br />
FÜR NIEDERÖSTERREICH<br />
Beate Schasching<br />
In schöner Regelmäßigkeit kommt die Ganztagsschule in Diskussion und wird abhängig von den verschiedenen<br />
Playern auf der politischen Bühne je nach Partei entweder hochgelobt oder verteufelt.<br />
ges Schulangebot. Das sind rund<br />
120.000 Plätze (dazu zählen auch<br />
z. B. Hortbetreuungen an Schulen).Eine<br />
ganztägige Schulform<br />
halten die Eltern dann für attraktiv,<br />
wenn ein breites Betreuungsspektrum<br />
abgedeckt wird. Dazu<br />
zählt nicht nur ein ausgewogenes<br />
Mittagessen, sondern auch<br />
Lernhilfen und Förderangebote<br />
am Nachmittag, das „Hausaufgaben“<br />
machen schon in der Schule,<br />
Kreativ-Kurse sowie Sport- und<br />
Freizeitangebote für die Kinder.<br />
36 Prozent der Eltern würden ein<br />
solch hochwertiges Angebot für<br />
ihr Kind „sicher“ und weitere 26<br />
Prozent „eher schon“ nutzen.<br />
Rund ein Drittel der Befragten<br />
meldete keinen Bedarf an einer<br />
ganztägigen Schulform an.Auf<br />
Basis dieser Großerhebung ergibt<br />
sich ein realistischer Gesamtbedarf<br />
von rund 350.000 qualitativ<br />
hochwertigen Plätzen für eine<br />
ganztägige Schulform, also für<br />
etwa die Hälfte der Schülerinnen<br />
und Schüler.<br />
Unter Berücksichtigung der schon<br />
genutzten Nachmittagsbetreuung<br />
beläuft sich der bun<strong>des</strong>weite<br />
Bedarf an zusätzlich qualitativ<br />
hochwertigen schulischen Betreuungsplätzen<br />
auf zumin<strong>des</strong>t<br />
230.000.
Für das Mittagessen an den Schulen<br />
wären die meisten Eltern<br />
bereit, einen angemessenen Kostenbeitrag<br />
zu leisten. In Bezug<br />
auf die schulische Nachmittagsbetreuung<br />
selbst meint hingegen<br />
die Mehrheit der Eltern, dass diese<br />
jedenfalls kostenlos sein sollte.<br />
Und wie sieht es in unserem<br />
schönen Niederösterreich aus?<br />
Nach dem Bedarf an einer qualitätsvollen<br />
ganztägig geführten<br />
Schule gefragt, sagen nur 5% der<br />
Niederösterreichischen Eltern,<br />
dass sie diese bereits in Anspruch<br />
nehmen.<br />
Weitere 62% stellen fest, dass sie<br />
so ein Ganztagsangebot gerne<br />
oder sehr gerne für ihr Kind hätten.<br />
Damit ist wohl klar, dass NÖ im<br />
Hinblick auf Ganztagsschulplätze<br />
noch immer ein Entwicklungsgebiet<br />
ist und aufgrund der ideologischen<br />
Hemmschwelle wohl<br />
auch noch länger bleiben wird.<br />
Und das obwohl längst klar ist,<br />
dass nicht nur Elternwünsche und<br />
Wünsche aus der Wirtschaft eine<br />
andere Sprache sprechen, sondern<br />
auch entgegen der abgesicherten<br />
Ergebnisse der Bildungsforschung,<br />
die für einen ganz anderen<br />
schulischen Tagesablauf, als<br />
den bislang praktizierten plädiert.<br />
Wenn also die Verantwortlichen<br />
konservativen Bildungspolitiker<br />
noch länger negieren, dass es die<br />
vielgerühmte heile Familienwelt<br />
in der die Mutti zuhause mit dem<br />
warmen Essen auf ihr Schulkind<br />
wartet und danach die Hausübung<br />
mit ihm macht und für die Schule<br />
übt, nicht mehr gibt, dann sperren<br />
sie sich eben auch weiterhin einer<br />
dringen notwendig Entwicklung.<br />
Allerdings müssen sie sich dann<br />
www.sloenoe.at<br />
Einen Neustart ins Web 2.0 - mitten hinein ins Social-Net - unternimmt<br />
der SLÖ Niederösterreich mit dem Totalrelaunch seiner<br />
Website. Vernetzung ist angesagt für die Lehrerinnen und Lehrer<br />
von heute. Die neue Website sieht sich als Werkzeug für die Schule<br />
von morgen.<br />
auch den Vorwurf gefallen lassen<br />
folgen<strong>des</strong> wider besseren Wissens<br />
zu ignorieren:<br />
„NÖ ist in Hinblick<br />
auf GanztagsschulplätzeEntwicklungsgebiet!<br />
“<br />
Der soziale und wirtschaftliche<br />
Status der Eltern wirkt sich in<br />
Ländern mit ganztägigen Schulen<br />
deutlich weniger aus als in<br />
Staaten, in denen es überwiegend<br />
Halbtagsschulen gibt. In der<br />
Ganztagsschule spielt es keine<br />
Rolle, ob das Kind zu Hause ein<br />
eigenes Zimmer hat, eigene Bücher,<br />
einen PC. Oder ob die Eltern<br />
zu Hause sind und bei Aufgaben<br />
helfen können.<br />
Kinder mit Eltern nichtdeutscher<br />
Muttersprache lernen in<br />
der Ganztagsschule schneller<br />
und besser Deutsch — was für<br />
ihr ganzes Leben wichtig ist.<br />
Warum also noch warten?<br />
Jeder Schulneubau müsste schon<br />
längst auf seine Ganztagstauglichkeit<br />
geprüft werden. Jedem<br />
Bürgermeister sollten schon lange<br />
die nötigen Mittel zur Umstrukturierung<br />
seiner Schulgebäude und<br />
Aufrüstung in Richtung Ganztagsbetrieb<br />
zugesichert werden.<br />
Und unseren Lehrerinnen und Lehrern<br />
sollten schon noch viel länger<br />
die Ängste vor einer ganztägigen<br />
pädagogischen Arbeit genommen<br />
werden und die Voraussetzungen<br />
für einen menschenwürdigen<br />
Arbeitsplatz im Schulhaus<br />
geschaffen werden. Denn nur<br />
wenn auch die Lehrenden sich an<br />
ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen, ist<br />
zu erwarten, dass sie dieses positive<br />
Klima an ihre SchülerInnen weiterzugeben<br />
imstande sind!<br />
www.sloenoe.at<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 77
schule<br />
88<br />
einfach zum nachdenken<br />
PLäDoyER FÜR<br />
vERHALTENSAUFFäLLIGE<br />
KINDER<br />
Herbert Stadler<br />
Foto: David Niblack (Creative Commons License)<br />
Verhaltensauffällige Kinder hat<br />
nicht der „Storch“ gebracht; als<br />
Teil unserer Gesellschaft spiegeln<br />
sie deren Probleme wider! Widrige<br />
Lebensumstände, familiäre Fehlerziehung,<br />
Entwicklungs- und Beziehungsstörungen,<br />
tragische Ereignisse,<br />
traumatische Trennungs-<br />
und Verlusterlebnisse haben sie<br />
Wie Eltern ticken<br />
Bon Mots und Weisheiten<br />
Verhaltensauffällige Kinder hat nicht der Storch gebracht, sind<br />
meist unglücklich, haben Anspruch auf respektvolle Behandlung,<br />
brauchen Bezugspersonen, brauchen uns LehrerInnen als Freunde.<br />
zu Symptomträgern gemacht. Nur<br />
eine ganzheitliche Betrachtungsweise<br />
bewirkt ein differenziertes<br />
Verstehen!<br />
Verhaltensauffällige Kinder<br />
sind meist unglückliche, auch ungeliebte<br />
und einsame Kinder, die<br />
eben nicht selbst schuld an ihrem<br />
Verhalten sind; sie sind arm dran,<br />
es geht ihnen schlecht und niemand<br />
von uns Erwachsenen - die<br />
das Glück haben, auf der Sonnenseite<br />
<strong>des</strong> Lebens zu Hause zu<br />
sein - möchte eigentlich in ihrer<br />
Haut stecken. Viele dieser Kinder<br />
sind Sozialwaisen, weil sie nicht<br />
getragen, nicht eingebunden sind<br />
* Mutter eines Schülers der 3. Schulstufe angesichts der<br />
Tatsache, dass die Klassenlehrerin mit 60 Jahren nach diesem<br />
Schuljahr in Pension gehen wird: „Ist das nicht so üblich, dass<br />
die Lehrer die vier Jahre fertig machen sollen?“<br />
* Vater eines Schülers der 2. Klasse angesichts der Schwangerschaft<br />
der Lehrerin: „Es g´hörert vom Gesetz so geregelt,<br />
dass Lehrerinnen nur alle vier Jahre schwanger werden dürfen.“<br />
* Mutter zur Klassenlehrerin im Hinblick darauf, dass der<br />
Dienstag nach Ostern unterrichtsfrei ist: „Könnte man nicht<br />
trotzdem nur die Unverbindliche Übung halten, denn die<br />
macht den Kindern wirklich Spaß!“<br />
in verlässliche, sie bergende und<br />
schützende Beziehungen. Oft<br />
konnten sie aus keinem „Nest“<br />
fallen, weil sie de facto nie eines<br />
hatten!<br />
Verhaltensauffällige Kinder haben<br />
daher als sozial und emotional<br />
benachteiligte Mitmenschen<br />
Anspruch darauf, dass man sie<br />
und ihre Probleme mit dem größten<br />
Respekt behandelt. Sie können<br />
uns infolge ihrer psychischen<br />
Benachteiligung nicht immer so<br />
folgen, wie wir das von ihnen erwarten.<br />
Es ist demnach keine Frage<br />
<strong>des</strong> „Wollens“!<br />
Verhaltensauffällige Kinder sind<br />
auf das Verständnis ihrer erwachsenen<br />
Bezugspersonen angewiesen.<br />
Darin liegt aber auch der<br />
Schlüssel für einen erfolgreichen<br />
Umgang mit ihnen: Wenn wir diese<br />
Kinder verstehen, werden wir<br />
sie akzeptieren. Wenn wir sie akzeptieren,<br />
werden wir sie mögen.<br />
Wenn wir sie mögen, schaffen wir<br />
jene pädagogische Atmosphäre,<br />
in der eine menschlich tragfähige<br />
und belastbare Beziehung eine<br />
„Wiedergutmachung“ (im Sinne<br />
Grillparzers: Und mache (du) gut,<br />
was andere verdarben!) ermöglichen<br />
kann.<br />
Verhaltensauffällige Kinder wollen<br />
uns grundsätzlich nie persönlich<br />
angreifen - wir müssen oft nur<br />
im Sinne von Übertragungen als<br />
Ersatzobjekte herhalten; eine falsche<br />
Sichtweise unsererseits bzw.
schule<br />
die Fehlinterpretation der auffälligen<br />
Signale verschlimmern nur<br />
noch den von uns beklagten Zustand.<br />
Nur professionelle Distanz<br />
zu den Symptomen, ein kühler<br />
Kopf und das Wissen um die kom-<br />
plexen Zusammenhänge, sowie<br />
konsequente Strategien können<br />
zum Abbau der uns sicherlich im<br />
Alltag stark belastenden Auffälligkeiten<br />
beitragen.<br />
Verhaltensauffällige Kinder<br />
müssen permanent kompensieren<br />
und zwar ihren Mangel an Zuwendung,<br />
Anerkennung, Sicherheit<br />
und Selbstwert. Sie leiden in<br />
extremer Weise an Ich-Armut, da<br />
ihre seelischen Grundbedürfnisse<br />
bislang sträflichst missachtet wurden.<br />
Diese Kinder müssen <strong>des</strong>wegen<br />
auffallen, weil sie bisher kaum<br />
jemandem aufgefallen sind. Negative<br />
Beachtung ist für sie allemal<br />
noch besser als gar keine Beachtung!<br />
Im Umgang mit diesen Kindern<br />
müssen wir daher zunächst<br />
daran denken, was sie brauchen<br />
und nicht was sie sollen.<br />
Verhaltensauffällige Kinder<br />
werden im Grunde genommen<br />
von einer tiefen Angst in die Aggressivität<br />
getrieben, nach dem<br />
Motto: Angriff ist die beste Verteidigung!<br />
Oder: Wenn ich nicht<br />
mehr geliebt werde, soll man mich<br />
wenigstens fürchten! Die Tragik<br />
<strong>des</strong> aggressiven Kin<strong>des</strong> ist die Tatsache,<br />
dass seine Signale als vermeintliche<br />
„Stärke“ und nicht als<br />
Notsignal einer inneren Schwäche<br />
und Verzweiflung wahrgenommen<br />
werden.<br />
Verhaltensauffällige Kinder<br />
sind ständig gezwungen, die unsichtbaren<br />
Prozesse ihrer seelischen<br />
Verwundungen sichtbar zu<br />
machen - ihre Symptome sind Signale,<br />
sind die „Sprache“ der entbehrenden<br />
Kinderseele und keine<br />
Eigenschaften! Es gibt nicht „den<br />
„Nur ganzheitliche<br />
Betrachtung bewirktdifferenziertes<br />
verstehen.“<br />
Verhaltensgestörten“! Diese Kinder<br />
sind daher nicht „G‘störte“ im<br />
abwertenden und vorverurteilenden<br />
Sinn, so nach der Redensart:<br />
Wer stört, ist gestört! Sie sind Kinder<br />
mit besonderen Bedürfnissen<br />
- mit dem berechtigten Bedürfnis<br />
je<strong>des</strong> Menschen nach Annahme,<br />
Anerkennung, Sicherheit und Geborgenheit!<br />
Oft ist schon ein bisschen<br />
Aufwand, ein bisschen Zeit<br />
und Geduld für sie weit mehr, als<br />
sie in ihren Herkunftsfamilien haben.<br />
Verhaltensauffällige Kinder<br />
brauchen demnach ein Übermaß<br />
an Anerkennung, Lob, Zuwendung<br />
und vorerst die beinahe bedingungslose<br />
Annahme unsererseits.<br />
Das und nur das lässt sie Vertrauen<br />
schöpfen. Allmählich und oft in<br />
kaum merkbaren Schritten fassen<br />
sie Mut, ihren Schutzschild, ihre<br />
Panzerung aufzugeben. Sie wehren<br />
sich nämlich nur so lange, wie<br />
sie es für notwendig erachten.<br />
Verhaltensauffällige Kinder<br />
brauchen äußeren Halt für ihre<br />
innere Destabilisierung, sie brauchen<br />
klare Regeln und Strukturen<br />
in ihrer Orientierungslosigkeit; sie<br />
Impressum<br />
brauchen unendlich viel Geduld<br />
und Verständnis, sie brauchen genau<br />
das, was sie im Alltag durch ihr<br />
Verhalten vordergründig von sich<br />
zu weisen scheinen. Sie fordern<br />
von uns das ein, was menschlich<br />
gesehen wohl am schwierigsten<br />
umzusetzen ist: Liebe mich dann<br />
am meisten, wenn ich es am wenigsten<br />
verdiene!<br />
Verhaltensauffällige Kinder<br />
brauchen uns Lehrerinnen und<br />
Lehrer als Freunde, und viel mehr<br />
den Bezieher in uns als den Erzieher.<br />
Diese Kinder appellieren<br />
an unsere Ressourcen, an unsere<br />
Möglichkeiten jenseits von Didaktik<br />
und Lehrstoff. Diese Kinder<br />
brauchen uns souverän, nervenstark,<br />
ruhig und besonnen. Sie<br />
brauchen uns als Vorbilder, und<br />
sie akzeptieren in der Regel, was<br />
wir ihnen vormachen, vorleben<br />
und nicht, was wir ihnen bloß sagen.<br />
Damit wahren wir für diese<br />
Kinder unter Umständen ihre letzte<br />
Chance auf Sozialisation.<br />
Verhaltensauffällige Kinder sind<br />
nicht immer schlimm, nicht immer<br />
aggressiv, nicht immer lästig. Sie<br />
sind auch nett und liebenswert -<br />
und das nicht nur, wenn sie schlafen!<br />
Allein das herausfinden zu<br />
dürfen, lohnt den Einsatz für sie!<br />
Medieninhaber und Herausgeber: SLÖ Lan<strong>des</strong>gruppe Niederösterreich<br />
Niederösterreich-Ring 1a, 3100 St. Pölten<br />
Redaktion: Gerda Metu und Claudia Schlager<br />
Grundlayout & Satz: Peter Schöndorfer, Otto Weber<br />
Beratung, Konzept & Endgestaltung: Alfred Koch<br />
Titelbild: Wintermohn; Alfred Koch, Acryl auf Leinen 40x80<br />
Druck: Paul Gerin Druckerei, Wien<br />
Kontakt: gerda.metu@inprot.at<br />
schule<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 99
schule<br />
10<br />
talis-studie<br />
Falsch gelaufen<br />
STUDIEN, DIE NICHT<br />
PUBLIK WERDEN<br />
Die veröffentlichte Meinung zusammengefasst kommt zum Schluss,<br />
dass LehrerInnen nichts arbeiten,<br />
nichts taugen und zuviel verdienen.<br />
Es herrscht gespenstische Stille,<br />
nur diese seltsam vibrierende,<br />
die Spannung verstärkende Musik<br />
ist wahrzunehmen. Ich spüre,<br />
wie sich ein Schweißtropfen am<br />
Haaransatz meiner linken Schläfe<br />
bildet, der sich schließlich, als das<br />
Eigengewicht zu groß wird, von<br />
meiner Haut löst und zu Boden<br />
fällt.<br />
Da lag ich nun in meinem Traum,<br />
in dem mir folgende Frage gestellt<br />
wurde: „Bei welcher Studie steht<br />
die Schule als Lernumgebung und<br />
Arbeitsplatz im Mittelpunkt?“<br />
A: TIMMS<br />
B: PIRLS<br />
C: TALIS<br />
D: PISA<br />
Kennen Sie die Lösung?<br />
Ist ja nicht so einfach, bei all dem<br />
Studienwirrwarr der letzten Jahre.<br />
Ich kenne eigentlich die Ergebnisse<br />
besser als die Studien selbst.<br />
Die veröffentlichte Meinung zusammengefasst<br />
kommen doch alle<br />
zum Schluss, dass LehrerInnen<br />
„nichts arbeiten, nichts taugen<br />
und zuviel verdienen“.<br />
Haben Sie jetzt die Antwort?<br />
Ja, genau, es ist TALIS. Aufmerksam<br />
wurde ich auf diese Studie,<br />
da ihre Auswertung nur auf einschlägigen<br />
Bildungsseiten bekannt<br />
gegeben wurde. In den<br />
sonst so an Bildungsthemen inter-<br />
essierten Medien aber war nichts<br />
zu lesen, zu sehen oder zu hören.<br />
Dass während der Sommerferien<br />
aus der blau-orangen Ecke immer<br />
wieder Versuche unternommen<br />
werden, mit Lehrer-sollen-mehrhackeln-Rufen<br />
das Wählerpotential<br />
zu optimieren, ist man ja schon<br />
gewohnt.<br />
Als aber unsere Frau Minister von<br />
der Fortbildungspflicht in den<br />
Ferien (Stichwort „neues Dienstrecht“)<br />
sprach, wurde ich doch<br />
stutzig.<br />
Das Jahresarbeitszeitmodell der<br />
PflichtschullehrerInnen wurde da-<br />
„Wir LehrerInnen<br />
haben uns in puncto<br />
Fortbildung nichts<br />
vorzuwerfen.“<br />
durch erneut negiert und der Ruf,<br />
arbeitsscheu und fortbildungsrestistent<br />
zu sein, untermauert.<br />
Vermutlich kennt auch die Frau<br />
Minister die Ergebnisse der TALIS-<br />
Untersuchung nicht. Sie wurden ja<br />
in den Medien wie erwähnt nicht<br />
hinausposaunt. Daher ein kleiner<br />
Einblick:<br />
TALIS-Untersuchung<br />
248 Schulen der Sekundarstufe<br />
I (HS, KMS, AHS) mit etwa 4.300<br />
Artikel aus der<br />
Kärntner Lehrerstimme<br />
LehrerInnen aus Österreich nahmen<br />
2008 an dieser Studie teil, die<br />
Themen wie Fortbildung von Lehrerinnen<br />
und Lehrern; Lehreinstellungen,<br />
-haltungen und -methoden;<br />
Schulevaluation, uvm. wurden<br />
untersucht.<br />
Etwa 97% der befragten LehrerInnen,<br />
also praktisch fast alle,<br />
gaben an, dass sie innerhalb 18<br />
Monate vor der Befragung eine<br />
Fortbildung im Ausmaß von min<strong>des</strong>tens<br />
einem Tag besucht haben.<br />
Dies ist im internationalen<br />
Vergleich ein Spitzenwert. Aber<br />
das ist noch nicht genug! Fast die<br />
Hälfte der befragten LehrerInnen<br />
wünscht sich noch mehr Fortbildung,<br />
bedauert aber, kein passen<strong>des</strong><br />
Fortbildungsangebot gefunden<br />
zu haben.<br />
Da fällt mir ein, dass ich mich<br />
wieder durch das PH Inskription-PIN-Anforderung-Eingabe-<br />
Schlüsselsymbol-System wühlen<br />
muss. Aber das ist ein anderer<br />
Albtraum…<br />
TALIS bietet auch noch andere interessante<br />
Ergebnisse:<br />
Die befragten SchulleiterInnen in<br />
Österreich sehen den Unterricht<br />
vor allem durch personelle Mängel<br />
beeinträchtigt. Wer nun meint,<br />
dies sei eine persönliche Einschätzung,<br />
die nichts mit der Realität<br />
zu tun hätte, möge einen Blick<br />
auf die folgenden nackten Zahlen<br />
werfen:<br />
schule
Im OECD- Schnitt gibt es für 16<br />
Lehrkräfte eine pädagogisch unterstützende<br />
Kraft wie etwa PsychologInnen,<br />
LogopädInnen,…<br />
In Österreich ist dieses Verhältnis<br />
fast doppelt so schlecht. Nur auf<br />
jede 29. (!) LehrerIn kommt eine<br />
Unterstützungskraft. Ganz<br />
ähnlich fällt der Vergleich beim<br />
Einsatz von administrativen Hilfskräften<br />
aus.<br />
In all dem Evaluierungs- und Dokumentationswahn,<br />
der uns der-<br />
Ein Blick ins Reich einer Krankheit.<br />
Wolfgang Hagemann führt in<br />
„BURN-OUT bei Lehrern“ (C.H.<br />
Beck, München, 2003) den Erlanger<br />
Arbeitsmediziner Andreas<br />
Weber - er hat über 7.000 Gutachten<br />
zur Dienstunfähigkeit bei LehrerInnen<br />
ausgewertet - an:<br />
• 52 % der als dienstunfähig ausscheidenden<br />
Lehrkräfte haben<br />
mit psychischen oder psychosomatischen<br />
Leiden zu tun.<br />
• Lehrer gehen im Schnitt fünf<br />
Jahre vor dem eigentlich vorgesehenen<br />
Pensions<strong>alter</strong> in den<br />
wohlverdienten Ruhestand.<br />
• Andere Beamte, bei denen<br />
ebenfalls ein Pensions<strong>alter</strong> von<br />
65 Jahren vorgesehen ist, stehen<br />
deutlich länger in der Berufswelt,<br />
deren Arbeitsunfähigkeit<br />
liegt lediglich bei 37%.<br />
zeit beherrscht, würde ich mir eigentlich<br />
erwarten, dass Ministerium<br />
bzw. BIFIE, das die Studien für<br />
das Ministerium durchführt, die<br />
Ergebnisse der einzelnen Studien<br />
miteinander vernetzt. Wäre da<br />
nicht ein Schluss, dass das wenig<br />
zufrieden stellende Abschneiden<br />
bei einem Test, mit den mangelnden<br />
Supportsystemen, die in<br />
einem anderen aufgedeckt wurden,<br />
zusammen hängt? Ist es ehrlich,<br />
mit den einen Ergebnissen<br />
Druck auf die LehrerInnen auszu-<br />
Über den Tellerrand<br />
AB INS BURN-oUT<br />
Gerhard Grabner<br />
An den Schulen herrscht kein gutes Klima. Das ist die eine Seite.<br />
Und die andere Seite zeigt die Geschicklichkeit der LehrerInnen<br />
ihrer Gesundheit zu schaden.<br />
All das führt Weber zum Fazit:<br />
„An den Schulen herrscht kein<br />
gesun<strong>des</strong> Klima.“<br />
Das ist die eine Seite. Die andere<br />
Seite zeigt, das LehrerInnen recht<br />
geschickt darin sind, dieses Klima<br />
zu nutzen, um ihrer Gesundheit<br />
zu schaden.<br />
„WAS!?“ und „WIE DAS?“.<br />
Burn-Out ist die Antwort.<br />
<strong>Was</strong>? - Burn-Out?<br />
Burn-Out ist ein Gefühlszustand<br />
der Erschöpfung, durch den es zur<br />
Forderung der professionellen Distanz<br />
kommt, um Überidentifikation<br />
und Überengagement der helfenden<br />
Menschen zu vermeiden.<br />
Dieser Zustand ist begleitet von<br />
übermäßigem Stress und beeinträchtigt<br />
persönliche Motivation,<br />
Einstellungen und Verhalten.<br />
üben, während die anderen Ergebnisse<br />
verschwiegen werden?<br />
Die beschriebenen Ergebnisse<br />
von TALIS zeigen, dass wir Leh-<br />
schule<br />
rerInnen selbstbewusst auftreten<br />
können. Wir haben uns in<br />
punkto Fortbildung nichts vorzuwerfen.<br />
Die Ergebnisse zeigen<br />
aber auch, wie wichtig und<br />
fundiert die Forderung der FSG<br />
nach besseren Supportsystemen<br />
ist.<br />
Gewöhnt sich eine Person zu sehr<br />
an Stress und an Zwänge, dann<br />
wird diese Erschöpfung zum Normalzustand.<br />
Das kann man zulassen.<br />
Muss aber nicht sein.<br />
In vielen Sparten <strong>des</strong> Dienstleistungssektors<br />
(z.B.: Sozialarbeit,<br />
KindergärtnerInnen) wird eine<br />
präventive Maßnahme gegen<br />
Burn- out in Anspruch genommen:<br />
Supervision oder Coaching oder<br />
Beratung oder ... oder oder welch´<br />
Begriff sich auch immer dafür finden<br />
lässt.<br />
Aber: LehrerInnen sind meist Einzelkämpfer<br />
und - so gut wie - supervisionsresist.<br />
Dann also schon<br />
lieber die eine Seite nutzen und:<br />
Ab ins Burn-Out.<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 11
schule<br />
12<br />
DIFFERENZIERENDE<br />
MATHEMATIKSCHULARBEITEN<br />
Helmut Pleischl<br />
Im Zentrum steht die Frage, wie die Prüfungskultur zur Selbsteinschätzung und Eigenverantwortlichkeit<br />
der Schülerinnen und Schüler beitragen kann. Insbesondere den MathematiklehrerInnen soll Mut gemacht<br />
werden, sich auch auf neue Formen der Schularbeiten einzulassen<br />
Von der „Kreidemathematik“ zum<br />
Organisieren und Betreuen von<br />
Lernprozessen! Aufgrund <strong>des</strong> Unterrichtens<br />
in inhomogenen Schülergruppen<br />
(bspw. II. und III. LGR<br />
gemeinsam) sowie dem Auftrag<br />
nach verstärkter Differenzierung<br />
und Individualisierung erleben<br />
die SchülerInnen nun auch im<br />
Mathematikunterricht neue Lehr-<br />
und Lernformen.<br />
Der Lehrplan hat in den didaktischen<br />
Grundsätzen bereits darauf<br />
reagiert. Methodenkompetenz<br />
und Teamkompetenz sind in die<br />
Leistungsbewertung einzubeziehen.<br />
Einige Arbeitsgruppen (IMST,<br />
ÖZEPS, NMS NÖ, ÜHS Baden, SSR<br />
Wien, …) haben sich intensiv mit<br />
dieser Thematik auseinandergesetzt.<br />
Im Mittelpunkt steht dabei<br />
nicht die Suche und das Aufzeigen<br />
von Fehlern, sondern das<br />
Sichtbarmachen von erbrachter<br />
Leistung. Des Weiteren sollen die<br />
Schülerinnen und Schüler ihrem<br />
Alter entsprechend zu eigenverantwortlichem<br />
Denken geführt<br />
werden und die an sie gestellten<br />
Anforderungen kennen sowie sich<br />
selbst einschätzen lernen.<br />
Die Leistungsbeurteilungsverordnung<br />
LBV aus dem Jahre 1974 hat<br />
sich entsprechend der didaktischmethodischen<br />
Änderungen nicht<br />
weiterentwickelt. Ausgenommen<br />
in § 2 (5) wird auf den vom Lehrplan<br />
geforderten persönlichkeitsentwickelnden<br />
Prozess mit der<br />
Feststellung … Leistungsfeststellungen<br />
haben zur sachlich begründeten<br />
Selbsteinschätzung hinzuführen…<br />
eingegangen. Allerdings ist<br />
auch anzumerken, dass die LBV<br />
eine differenzierende Prüfungskultur<br />
nicht dezidiert ausschließt!<br />
Die schrittweise Übernahme von<br />
eigenverantwortlichem Denken<br />
und einer <strong>alter</strong>sadäquaten Selbsteinschätzung<br />
sind somit als verordnetes<br />
pädagogisches Ziel, auch bei<br />
einer zeitgemäßen Prüfungskultur<br />
in den Gegenständen mit Schularbeiten<br />
anzustreben.<br />
„Leistung<br />
sichtbar machen.“<br />
Einige Beispiele differenzierender<br />
Mathematikschularbeiten werden<br />
in Kurzform skizziert. Sie zeigen<br />
wie Pflicht- und Kürprogramme<br />
bei Mathematikschularbeiten<br />
aussehen können.<br />
Peter Gröbner<br />
Trennung von Reproduktion<br />
bei Schularbeiten und deren<br />
Bedeutung<br />
Einfaches Modell: Einige Aufgaben<br />
werden als * / ** angeboten.<br />
**Beispiele sind schwieriger und<br />
umfangreicher, haben aber eine<br />
höhere Punkteanzahl. Die SchülerInnen<br />
wählen den Schwierigkeitsgrad<br />
eigenverantwortlich.<br />
Sind beispielsweise nur drei Aufgaben<br />
als */** gekennzeichnet, so<br />
ist für ein Sehr gut zumin<strong>des</strong>t ein<br />
höherwertiges zu lösen (auch für<br />
die VS geeignet).<br />
Umfangreiches Modell: Alle Beispiele<br />
gliedern sich in einen in einen<br />
A- und B-Teil. Der A-Teil lässt<br />
sich als Allgemeines und der B-Teil<br />
als Besonderes deuten.<br />
A-Teile beschränken sich auf<br />
Schulübungsbeispiele und sind<br />
durch die Bekanntgabe <strong>des</strong> Stoffes<br />
für Schularbeiten keine Überraschung.<br />
B-Teile erfordern selbstständiges<br />
Denken, Verknüpfungen<br />
bekannter Strukturen, Kenntnisse<br />
der Fachterminologie, die<br />
Durchführung von Beweisen, allgemeine<br />
Rechnungen (Variablen<br />
anstelle von Zahlen), das Erstellen<br />
eigener Beispiele oder <strong>alter</strong>native<br />
Lösungswege.<br />
Folgende Bewertungskriterien<br />
können anstatt eines Punktesystems<br />
angewendet werden:<br />
4 - Hälfte der A-Teile<br />
3 - alle A-Teile, bzw. A-Teile durch B-<br />
Teile ausgeglichen<br />
2 – alle A-Teile und zumin<strong>des</strong>t ein<br />
B-Teil (A-Teile können durch B-Teile<br />
ausgeglichen werden<br />
1 – alle A-Teile und B-Teile bis auf<br />
einen.
Die Unterschiede im Schwierigkeitsgrad<br />
und bei den Beurteilungskriterien<br />
müssen den SchülerInnen<br />
und Erziehungsberechtigten<br />
bekannt sein. Eine Probeschularbeit<br />
hat sich als vorteilhaft<br />
erwiesen. Die Modelle sind auch<br />
für die Volksschule geeignet.<br />
Robert Knollmüller<br />
Stufenmodell<br />
Je<strong>des</strong> Beispiel mit drei Schwierigkeitsgraden<br />
Die Beispiele werden als Grund-,<br />
Fortgeschrittenen- und Meisterstufenbeispiele<br />
angeboten.<br />
Grundstufenbeispiele haben lediglich<br />
Min<strong>des</strong>tanforderungen<br />
und beschränken sich meist auf<br />
das Reproduzieren erlernter Methoden.<br />
Auf der Ebene der Fortgeschrittenenstufe<br />
werden Aufgaben<br />
mit weitreichenden Angeboten<br />
gestellt, auf der Ebene der<br />
Meisterstufe sind Aufgaben, die<br />
auch ein selbstständiges Anwenden<br />
<strong>des</strong> Wissens und Könnens erfordern.<br />
Erst wenn alle Grundstufenbeispiele<br />
(in beliebiger Reihenfolge)<br />
gelöst wurden, darf man die Beispiele<br />
der nächsthöheren Stufe<br />
lösen...<br />
einfach ausprobieren<br />
Folgende Bewertungskriterien<br />
können anstatt eines Punktesystems<br />
angewendet werden:<br />
4 – Aufgaben der Grundstufe zumin<strong>des</strong>t<br />
annähernd zur Gänze richtig<br />
gelöst<br />
3 – auch Beispiele der Fortgeschrittenenstufe<br />
richtig gelöst<br />
2 – Aufgaben der Fortgeschrittenenstufe<br />
zumin<strong>des</strong>t annähernd richtig<br />
gelöst<br />
Literatur<br />
1 – zumin<strong>des</strong>t ein Meisterbeispiel<br />
richtig gelöst<br />
Die in der Praxis oft bis zum Exzess<br />
ausgeklügelten Punkteschlüssel<br />
sind nicht als verbindlich zu betrachten.<br />
Die Beurteilung kann<br />
jederzeit auch lernzielorientiert<br />
erfolgen.<br />
Probieren Sie eine differenzierte<br />
Mathematikschularbeit einfach<br />
mal aus!<br />
Arbeitsgruppe Prüfungskultur <strong>des</strong> Projekts IMST (2008)<br />
Prüfungskultur. Leistung und Bewertung (in) der Schule.<br />
Klagenfurt: Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung.<br />
Stern Thomas (2008)<br />
Förderliche Leistungsbewertung. Österreichisches Zentrum für<br />
Persönlichkeitsentwicklung und soziales Lernen an der Pädagogischen<br />
Hochschule Salzburg im Auftrag <strong>des</strong> bmukk.<br />
Robert Knollmüller (2005)<br />
Prüfungsmodalitäten im Anspruch von Differenzierung.<br />
LIT Verlag<br />
Ergebnisse und Vorschläge der „Arbeitsgruppe Leistungsfeststellung“<br />
<strong>des</strong> Stadtschulrates für Wien im Schuljahr 2001/2<br />
<strong>Neue</strong> Wege der schriftlichen Leistungsfeststellung in den allgemein<br />
bildenden höheren Schulen Wiens.<br />
http://eltern.tsn.at/service/downloads/Leistung-neu.pdf<br />
schule<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 13
schule<br />
14<br />
L E I D Artikel<br />
MEHR ARBEIT. MEHRARBEIT?<br />
ARBEIT´ MEHR!<br />
Christian Prein<br />
Der von mir selbst begründeten<br />
Tradition entsprechend, Aufsätze<br />
mit Zitaten von Gescheiten oder<br />
Gescheiterten, Möglichen oder<br />
Unmöglichen, … eben einfach interessanten<br />
Menschen zu beginnen,<br />
komme ich auch heute nach<br />
und spreche mit den Worten <strong>des</strong><br />
altgriechischen Universaldenkers<br />
Aristoteles:<br />
„Freude an der Arbeit lässt das<br />
Werk trefflich geraten.“<br />
Da man mir meist die freudige<br />
(sic!) Aufgabe erteilt, „Leidartikel“<br />
zu verfassen, werde ich versuchen,<br />
auch dies mit Freude (sic!) zu tun,<br />
auf dass auch mein Werk trefflich<br />
gerate!<br />
Da begegnen uns Lehrern schöne<br />
und wahre Worte, die wir aus unserem<br />
Berufsalltag nur bestätigen<br />
können. Ich traue mich zu sagen,<br />
dass ein Großteil der Lehrerschaft<br />
täglich mit Freude in die Klasse, zu<br />
den Kindern, zu ihrer Arbeit geht.<br />
Über die Unkenrufe von außen<br />
(„Na, wos wüstn leicht mit deine<br />
21 Stund…!“ oder „Nix hackln<br />
und 3 Monat frei!“) oder die messianischen<br />
Heilspredigten selbsternannter<br />
Schüleranwälte (die ja<br />
im Brotberuf eigentlich neoliberal<br />
gefärbte Ökonomen sind) und<br />
pseudoprogressiver Hyper-Pädagogen<br />
(garantiert ohne jegliche<br />
Diensterfahrung) sind wir bereits<br />
erhaben.<br />
Länger dauernde Lehrerausfälle beeinträchtigen nachhaltig den<br />
Schulbetrieb. Immer mehr Arbeit soll mit immer weniger Personal<br />
besser geleistet werden. Ein Teufelskreis.<br />
Interessant mit der Freude an der<br />
Arbeit wird’s, wenn wir unser ganzes<br />
System einmal von innen beleuchten<br />
und in ein fiktives Konferenzzimmer<br />
schauen.<br />
Längerer Personalausfall ...<br />
Da kommt es vor, dass – ganz<br />
plötzlich und aus heiterem Himmel<br />
– ein Kollege krank wird (und<br />
zum Glück gibt es Berufe, in denen<br />
Krankheiten nicht als Schädigung<br />
<strong>des</strong> Betriebes gewertet werden).<br />
Grippaler Infekt, Darmgrippe –<br />
kein Problem, drei Tage werden<br />
durchsuppliert (es kostet ja eh<br />
nix!). Der Kollege kommt zurück<br />
– alles läuft wieder in geregelten<br />
Bahnen. - Soweit so gut.<br />
Nun soll es aber durchaus vorkommen,<br />
dass LehrerInnen über län-<br />
„Das derzeitige<br />
System gerät an<br />
seine Grenzen.“<br />
gere Zeiträume hinweg ausfallen<br />
(durch komplexere Krankheitsbilder<br />
und nicht selten durch Burn-<br />
Out,…). Solche Ausfälle beeinträchtigen<br />
den Schulbetrieb nachhaltig.<br />
Einige Zeit wird möglicherweise<br />
suppliert, doch dann muss<br />
eine neue Lehrfächerverteilung<br />
und meist auch ein neuer Stundenplan<br />
her – Veränderungen auf<br />
allen Ebenen sind die Folge. Nicht<br />
selten kommt es vor, dass Lehrer<br />
bis zu 6 Stunden fixe Mehrdienstleistungen<br />
übernehmen müssen.<br />
<strong>Was</strong> in Haupt- und Mittelschulen<br />
mit viel Geschick, Gespür und<br />
Phantasie durch Stundenplan-<br />
Teams gerade noch gemanagt<br />
werden kann, ist in besonders<br />
in Volks- und Sonderschulen ein<br />
Horrorszenario. Dort gibt es kaum<br />
Freistunden und somit auch keine<br />
freien Lehrer für Supplierungen.<br />
Das „Aufteilen“ der Kinder auf andere<br />
Klassen ist für den Außenstehenden<br />
sicherlich lustig, für den,<br />
den es aber persönlich betrifft, ein<br />
Ding der Unmöglichkeit.<br />
Aufsichtsstunden ...<br />
„Na wos isn <strong>des</strong> scho? San jo eh<br />
nur Aufsichtsstunden!“, würde<br />
Herr Strudel im Dichandschen<br />
Evangelium grunzen.<br />
Nein, liebe Leute, … eben nicht.<br />
Diese 6 Stunden erfordern (zu<br />
Recht) exakt den selben Arbeitsaufwand<br />
wie reguläre (gut unterrichtete)<br />
Stunden. Und es sind<br />
nicht 6 Stunden von dem, was<br />
sich der pädagogisch versierte<br />
durchschnittliche Bildungsbürger<br />
vorstellt: Frontalunterricht – einer<br />
spricht und alle hören zu.<br />
Es sind 6 Stunden mehr Erziehungsarbeit,<br />
6 Stunden mehr Verhaltensauffälligkeiten,<br />
6 Stunden<br />
mehr psychisch oft schwer zu ver-
arbeitender Erlebnisse in Klassen,<br />
die vielfach kaum in den Griff zu<br />
bekommen sind.<br />
Personalreserve ...<br />
In meiner eigenen Schulzeit (also<br />
in den antiken 80er Jahren) stand<br />
unmittelbar nach Erkrankung<br />
meines Klassenlehrers eine Aushilfskraft<br />
(wissenschaftlich: Personalreserve)<br />
in der Klasse und sorgte<br />
dafür, dass der Unterricht sich<br />
möglichst reibungslos fortsetzte.<br />
Ein gutes System, in dem vor allem<br />
die Kinder keine Nachteile hatten.<br />
Heute gibt es das nicht mehr. Es<br />
ist kein Geld mehr da, denn angeblich<br />
müssen wir ja speku…,<br />
ähm, sparen (weil´s die moderne<br />
Ökonomie eben so will).<br />
Und weil das so ist, haben uns<br />
Schüssel, Grasser & Gehrer am Beginn<br />
<strong>des</strong> Jahrzehnts erfolgreich<br />
eingeredet, dass wir keine Lehrer<br />
brauchen.<br />
Nun,… jetzt sind wir soweit, dass<br />
wir welche bräuchten und es sind<br />
keine da (auch wenn das in den<br />
stillen Kämmerchen der Schulverwaltung<br />
niemand wahrhaben<br />
will!)<br />
Und wo keine da sind, kann man<br />
auch keine anstellen, was man ja<br />
sowieso nicht tun würde, weil man<br />
das Geld ja ohnehin für „prestigeträchtigere“<br />
Unternehmungen<br />
(z.B.: Hedgefonds,…) als das Bildungssystem<br />
verwenden würde.<br />
Immer mehr Arbeit soll mit weniger<br />
Personal immer besser erledigt<br />
werden.<br />
Direktoren und Schulaufsichtsbeamte<br />
sind vielfach machtlos und<br />
müssen von oben herab diktierte<br />
Richtlinien durchpeitschen.<br />
Es ist ein Teufelskreis …<br />
Ein Teufelskreis beginnt (bzw.<br />
kann beginnen): durch die Mehrarbeit<br />
(und es ist definitiv Mehrarbeit)<br />
tritt nach einiger Zeit Überlastung<br />
ein. Körperliche Überlastung<br />
führt im Extremfall zu physischen<br />
Krankheiten, psychische<br />
Überlastung führt zu Resignation<br />
und vielfach zu Depression, nicht<br />
selten auch ins Burn out.<br />
Die Auswirkungen, die diese Prozesse<br />
auf den Unterricht und auf<br />
die uns anvertrauten Kinder haben<br />
sind ähnlich negativ: jemand,<br />
der ständig überlastet ist, kann<br />
nicht bestmöglich unterrichten,<br />
wird seine negative Stimmung<br />
in die Klassen mitnehmen, wird<br />
zynisch werden, wird ungerecht<br />
handeln.<br />
Genügend Personalreserven<br />
für jeden Bezirk ...<br />
Mit Personalreserven, wie es sie<br />
einst in den Bezirken gab, wäre<br />
vieles davon zu verhindern.<br />
Ohne ausreichende Personalreserven<br />
wird der Teufelskreis verstärkt.<br />
„Freude an der Arbeit lässt das<br />
Werk trefflich geraten.“<br />
Gerade die Burn-Out Problematik<br />
beginnt mit „Freude an der<br />
Arbeit“, mit übergroßem Engagement.<br />
Doch was danach kommt,<br />
beweisen die vielen Fälle an<br />
Dienstausfällen.<br />
Erholsame Ferien.<br />
Wir haben sie uns<br />
verdient.<br />
grande réserve<br />
Die oberen Etagen der<br />
Bildungspolitik ...<br />
In vielen Diskussionen spreche<br />
ich immer wieder davon, dass unser<br />
derzeitiges System an seine<br />
Grenzen gerät. Ich spreche meist<br />
von einem „Supergau“, der uns in<br />
nächster Zeit im Pflichtschulwesen<br />
bevorsteht. Die breite Masse<br />
meiner vielen KollegInnen, die<br />
wie ich täglich im Unterricht stehen<br />
stimmt mir zu. In den oberen<br />
Etagen der Bildungspolitik hingegen<br />
sehe ich ein Schönreden, ein<br />
Verwischen, eine Effektheischerei<br />
gepaart mit geradezu peinlicher<br />
Konzeptlosigkeit, eine Ökonomisierung<br />
<strong>des</strong> Schulwesens, wie sie<br />
unheilbringender nicht sein kann.<br />
Wir, die breite Masse, arbeiten<br />
ohnehin. Wir geben unser bestes<br />
– ob dieses „Beste“ nun Supplierung<br />
oder Mehrdienstleistung<br />
heißt. Wir arbeiten nach der Devise:<br />
„Es muaß eh irgendwie gehn.“<br />
Und seien Sie sicher: Es „geht eh<br />
irgendwie“, weil wir für vieles, was<br />
von der selbsternannten pädagogischen<br />
Elite von sich gegeben<br />
und marktschreierisch angepriesen<br />
wird, taub geworden sind und<br />
immer weniger hören.<br />
Sokrates hatte schon recht, mit<br />
dem was er sagte – aber man kann<br />
seinen Satz durchaus ins Heute<br />
projizieren:<br />
„Ordentliche Arbeitsbedingungen,<br />
Anerkennung, Unterstützung,<br />
… lassen das Werk trefflich<br />
geraten.“<br />
Foto: David Niblack (Creative Commons License)<br />
schule<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 15
schule<br />
16<br />
FEINDBILD<br />
PFLEGE Ernst Weiss<br />
Auch Lehrer tappen in die Fettnäpfchen <strong>des</strong> Lebens. Wer aber an den<br />
Schalthebeln eines Skandalblättchens residiert sollte seine Emotionen<br />
kontrollieren und nicht einen ganzen Berufsstand mit geifernden<br />
Lefzen anpatzen.<br />
Nach 34 Jahren in diesem Beruf<br />
schützt mich eine dicke Haut aus<br />
Drachenblut; andernfalls würde<br />
ich sicher auch schon mit einem<br />
bombigen Burnout als Diplompädagoge<br />
im Ruhestand mein<br />
Leben fristen und vorrangig studieren,<br />
was diverse Supermarktketten<br />
in Aktion in ihren Postwurfsendungen<br />
anbieten; oder<br />
in der Vorsaison auf Mallorca in<br />
der Sonne sitzen und mit einem<br />
Pensionisten aus Düsseldorf ein<br />
Bummerl ausschnapsen; oder mir<br />
in der Nachsaison auf einer kroatischen<br />
Insel die Cevapcici schmekken<br />
lassen. Aber ich bin noch da,<br />
und es drängt mich, folgende Gedanken<br />
in die Welt hinauszusprudeln,<br />
da es mir wie dem legendären<br />
Siegfried erging und mir eine<br />
kleine verwundbare Stelle an Seele/Körper<br />
zu schaffen macht. Es<br />
ist so, liebe Leserin/lieber Leser:<br />
Nicht alle LehrerInnen fälschen<br />
Parkscheine oder, um aktuell zu<br />
bleiben, nicht alle Kollegen begeilen<br />
ihre perversen Gelüste an<br />
Kinderpornoseiten oder treiben<br />
sogar Handel damit. Keine Angst,<br />
es sind nur ganz wenige schwar-<br />
ze Schafe, die sich in derartigen<br />
Blödsinn oder Irrsinn verirren.<br />
LehrerInnen sind nämlich, man<br />
kann es kaum glauben, auch nur<br />
Menschen und nicht automatisch<br />
mit dem Immatrikulieren an einer<br />
pädagogischen Hochschule Vorbilder,<br />
Alleswisser oder Alphatiere.<br />
Nein, bei Gott nicht, sie sind auch<br />
unsicher, mit Fehlern befleckt und<br />
tapsen auch gerne in die Fettnäpfchen<br />
<strong>des</strong> Lebens.<br />
„Lehrer sind auch<br />
nur Menschen.“<br />
Wenn dann gewisse Schmierblätter,<br />
die ohnehin nur lästiges Altpapier<br />
und gratis auf Bahnhöfen<br />
vom Wind verweht sind und die<br />
Umwelt versauen, als Coverstory<br />
G´schichterln rausbrüllen, deren<br />
Hauptakteure LehrerInnen<br />
sind, fummeln die Verfasser und<br />
Geistesblitze, kann man sie überhaupt<br />
JournalistInnen nennen?,<br />
sehr unangenehm unter der Gürtellinie.<br />
Bei aller Liebe und allem<br />
Verständnis, bitte, was kann ich<br />
z.B. dafür, dass diese Schmierfinken<br />
Sonderzahl auf bissige Lehrerinnen<br />
oder Lehrer, die Anhänger<br />
der schlagenden Pädagogik waren,<br />
in ihrer Schullaufbahn trafen<br />
und mit einer Wut im Bauch ihr<br />
Abschlusszeugnis krallten? Bitte,<br />
was kann ich dafür, dass beim Lesen<br />
dieser unerfreulichen Berichte<br />
die breite Masse vom Nusskipferl<br />
abbeißt und „typisch Lehrer“<br />
schmatzt? Nichts kann ich dafür<br />
und nichts können die, jetzt einmal<br />
geschätzt, 98 % der KollegInnen<br />
dafür, die tagtäglich anständig<br />
ihre Arbeit machen und dazu<br />
noch ihre Kinder, liebe LeserInnen,<br />
lieben und sich einen Haxen<br />
für sie ausreißen.<br />
Also sollte man schon seine Emotionen<br />
oder gar seinen Hass etwas<br />
kontrollieren, auch wenn man am<br />
Schalthebel eines Skandalblättchens<br />
residiert, und nicht einen<br />
Berufsstand pauschal und mit geifernden<br />
Lefzen anpatzen.<br />
Oder wir einigen uns auf das Motto<br />
„Gleiches für alle“. Dann lauten<br />
halt die Schlagzeilen z.B.: „Schon<br />
wieder wurde einem Maurer der<br />
Führerschein wegen Trunkenheit<br />
abgenommen“ oder „Sogar Hausmeistern<br />
klaute beim BILLA Rumkugeln“<br />
oder „Ehemaliger Finanzminister<br />
bediente seine Buberln<br />
mit Euromillionen“.<br />
Sie können gerne elektronisch zurückkeppeln:<br />
direktion@thoma-hs.at
Zur <strong>Neurobiologie</strong> <strong>des</strong> <strong>Lernens</strong><br />
„Die <strong>Neurobiologie</strong> beweist, was<br />
gute Pädagogen ohnehin schon<br />
machen – und ein bisschen mehr!“,<br />
stellt Christine Österreicher einen<br />
Bezug zwischen Wissenschaft und<br />
Praxis her: „Vieles, was gute Lehrer<br />
aus dem Bauch heraus machen, ist<br />
damit beweisbar!“<br />
Fundiertes, vielseitiges Wissen<br />
und eine gehörige Portion Leidenschaft<br />
zeichnen Christine Österreichers<br />
Vorträge als Referentin<br />
in der Lehreraus- und Fortbildung<br />
aus. Dazu gibt die sympathische<br />
Entwicklerin <strong>des</strong> ReLeMaKo®-<br />
Lerntrainings jede Menge Tipps<br />
zur Anwendbarkeit und Umsetzung<br />
der wissenschaftlichen Erkenntnisse<br />
in der pädagogischen<br />
Arbeit. Für uns verbindet sie heute<br />
wichtige Ergebnisse der Gehirnforschung<br />
mit Vorschlägen für<br />
den Unterricht.<br />
Bewusste Steuerung <strong>des</strong> Wissensnetzwerkes<br />
Tatsächlich führt immer erst das<br />
Erkennen und Beherrschen einer<br />
Regel zu konsistenter Anwendung.<br />
Dabei geht es aber nicht<br />
darum, die Regeln zu lernen, die<br />
Kinder sollen diese vielmehr aus<br />
wiederkehrenden Beispielen und<br />
modellhaften Situationen selbst<br />
herausfinden!<br />
neurobiologie <strong>des</strong> lernens<br />
L E U T ´ Artikel<br />
Gudrun Wallner lässt interessante Leut´ und Leut´, die<br />
etwas Interessantes zu sagen haben, zu Wort kommen.<br />
CHRISTINE ÖSTERREICHER<br />
M.Sc., M.Ed.<br />
Hauptschullehrerin, Lebens- und Sozialberaterin, Präsidentin der Gesellschaft für<br />
Arithmasthenie- und Legasthenietraining Austria (GALA), NLP-Trainerin (NLPUniversity,<br />
R.Dilts), Lehrbeauftragte <strong>des</strong> ÖTZ-NLP, Biofeedback-Trainerin<br />
Es ist äußerst wichtig, dass sie<br />
selbst erklären können, was sie<br />
machen, dass sie aussprechen<br />
und darüber reden: „Wie komme<br />
ich zur Lösung!“<br />
Erst durch das Erkennen der Regel<br />
findet wirklich „einsichtsvolles<br />
Lernen“ statt. Erst durch das Erkennen<br />
der Regel, weiß das Kind,<br />
„Das Erkennen der<br />
Regel ermöglicht<br />
Wissen systematisch<br />
anzuwenden.“<br />
dass es z. B. bei einer Rechnung,<br />
die 16 + 8 – 8 = ? lautet, nicht zu<br />
rechnen braucht. Erst das Erkennen<br />
der Regel ermöglicht dem<br />
Kind, sein Wissen systematisch<br />
anzuwenden!<br />
Wenn nun ein Kind fragt: „Wie<br />
schreibt man Birne?“, sollte die<br />
Antwort lauten: „<strong>Was</strong> genau<br />
möchtest du wissen?“ In diesem<br />
Moment wird die Bildung von Gedächtnisinhalten<br />
angeregt. Das<br />
Kind muss entscheiden: „Will ich<br />
wissen, ob das Wort groß oder<br />
klein geschrieben wird, ob es mit<br />
einem oder zwei n geschrieben<br />
wird,…?“<br />
Wie wichtig es ist, Lerninhalte zu<br />
reflektieren, findet sich auch im<br />
Ergebnis der TIMSS-Studie (Trends<br />
in International Mathematics and<br />
Science Study) 2007 wieder, der<br />
international standardisierten<br />
Leistungsmessung der Mathematik-<br />
und Naturwissenschaftskompetenz<br />
von Schülern in der<br />
8. Jahrgangsstufe in 41 Ländern.<br />
Interessant ist der Vergleich der<br />
beiden Nationen Japan und USA<br />
im Hinblick auf zwei Fragestellungen:<br />
Wie wird unterrichtet und<br />
wie wird geübt? Während die Unterrichtsmethodik<br />
ähnlich ist, gibt<br />
es beim Üben wesentliche Unterschiede:<br />
In den USA wird mittels<br />
Arbeitsblättern in erster Linie das<br />
Beherrschen der Verfahren gefestigt.<br />
Japanische Kinder müssen<br />
die Probleme individueller und<br />
aktiver bearbeiten und eignen<br />
sich so mehr mathematisches<br />
Verständnis und Denken an, was<br />
auch das wesentlich bessere Abschneiden<br />
im Rahmen der Studie<br />
erklärt.<br />
Eine sehr effektive Methode besteht<br />
z. B. darin, dass Kinder den<br />
Auftrag erhalten, in Gruppen gegenseitig<br />
jeweils für die anderen<br />
Aufgaben zu erstellen, allerdings<br />
nur solche, die alle Kinder der eigenen<br />
Gruppe lösen können. Der<br />
Ehrgeiz, besonders schwierige<br />
Beispiele für die andere Gruppe<br />
zu erarbeiten, hat zur Folge, dass<br />
auch den schwächeren Kindern<br />
der eigenen Gruppe der Sachver-<br />
lernen & lehren<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 17
lernen & lehren<br />
18<br />
halt gegebenenfalls mehrmals<br />
erklärt wird.<br />
Bildung einer breiten neuronalen<br />
Repräsentanzfläche<br />
Dass durch intensive Beschäftigung<br />
mit Inhalten deren Repräsentanz<br />
in unserem Gedächtnis<br />
größer und intensiver wird, leuchtet<br />
ein. Christine Österreicher weist<br />
aber darauf hin, dass ein wichtiger<br />
Faktor dazu in den Schulbüchern<br />
oft vernachlässigt wird. Es kommt<br />
nämlich auch auf die „Mischung“<br />
an: So sollen etwa neue und alte<br />
Inhalte immer wieder im Wechsel<br />
bearbeitet werden.<br />
Sind beispielsweise Sachaufgaben,<br />
die eine Multiplikation<br />
erfordern, erarbeitet, sollte der<br />
nächste Schritt sein, diese Aufgaben<br />
mit solchen, die mit einer<br />
Addition bzw. Subtraktion zu<br />
lösen sind, zu mischen. Damit<br />
müssen die Kinder bewusst le-<br />
Kontakt<br />
Christine Österreicher, M.Sc., M.Ed.<br />
office@gala.at www.gala.at<br />
Praxis: A-2514 Traiskirchen, Hauptplatz 17/C/1<br />
Telefon: +43-2252-56 333<br />
Zum Weiterlesen<br />
sen. Dabei kann auch schon das<br />
bloße Anschreiben der Rechnung<br />
zielführend sein.<br />
In diesem Zusammenhang warnt<br />
Christine Österreicher auch davor<br />
mit „Schlüsselwörtern“ wie z. B.<br />
„mehr“ oder „weniger“ zu arbeiten.<br />
Kinder leiten davon oft ohne<br />
selbständig zu denken die Rechenart<br />
ab. Wenn es aber dann einmal<br />
heißt: „Fritz hat 7 Kugeln. Susi 10.<br />
Um wie viel hat sie mehr?“…<br />
Für eine effiziente Lernstrategie<br />
muss weiters berücksichtigt werden,<br />
dass komplizierte Sachverhalte<br />
immer wieder mit einfachen<br />
Beispielen durchgemischt werden<br />
sollen.<br />
Prozess der Mustererkennung<br />
Es ist ziemlich spannend, die<br />
Kinder einmal beliebige Wörter<br />
„ordnen“ zu lassen. Ordnen diese<br />
die Wörter nämlich nach eigenen<br />
• Caspary R. (Hg.), Lernen und Gehirn, Herder Verlag<br />
• Herrmann U. (Hg.), Neurodidaktik, Beltz<br />
• Hüther G., Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn,<br />
Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen<br />
• Neubauer A., Stern E., Lernen macht intelligent, DVA Verlag<br />
• Spitzer M., Lernen, Gehirnforschung und die Schule <strong>des</strong><br />
Lebens, Spektrum Akademischer Verlag<br />
Kriterien, kommen sie selbst verschiedenen<br />
Gesetzmäßigkeiten<br />
auf die Spur. „Ich wende das auch<br />
gerne bei den „if-Sätzen“ an“, erzählt<br />
Christine Österreicher. „Die<br />
Kinder erhalten den Auftrag, sel-<br />
„Prinzipien werden<br />
behalten, auch<br />
wenn Einzelheiten<br />
vergessen sind.“<br />
ber das Muster herauszufinden,<br />
nach dem diese Sätze gebildet<br />
werden. Am besten behalten wir,<br />
was wir uns selbst erarbeitet und<br />
erübt haben!“<br />
Die Neuroplastizität<br />
<strong>des</strong> Gehirns<br />
Lernen besteht neurobiologisch<br />
betrachtet in der Veränderung<br />
der Stärke der synaptischen<br />
Verbindungen zwischen<br />
den Nervenzellen.<br />
Wir wissen heute, dass das Gehirn<br />
ein Leben lang fähig ist, die Struktur<br />
der Nervenverbindungen zu<br />
verändern und neue Nervenzellen<br />
zu bilden. Diese Veränderungen<br />
sind abhängig von der Beanspruchung<br />
der beteiligten Zentren. Eine<br />
bemerkenswerte Studie machte<br />
man mit Londoner Taxifahrern:<br />
Je länger jemand in London Taxi<br />
fährt, <strong>des</strong>to größer ist der vordere<br />
Bereich <strong>des</strong> Hippocampus - die<br />
Hirnregion, welche für das Abspeichern<br />
von räumlichen Erinnerungen<br />
verantwortlich ist.<br />
Bei unbekanntem <strong>Neue</strong>n greift das<br />
Gehirn auf bekannte Regeln und<br />
Strukturen zurück: Ein Beispiel,<br />
das der Gehirnforscher Manfred<br />
Spitzer nennt, ist die Grammatikregel,<br />
dass Verben mit –ieren im<br />
Partizip perfekt nicht mit ge- gebeugt<br />
werden. Die meisten ken-
neurobiologie <strong>des</strong> lernens<br />
nen diese Regel nicht, können sie<br />
aber im Satz anwenden: „Heute<br />
morgen habe ich mir die Haare<br />
geschnitten und mich rasiert –<br />
nicht gerasiert“. Bei einem Spiel,<br />
einen Satz in der Vergangenheitsform<br />
zu sagen, wenden wir diese<br />
Regel auch bei erfundenen Verben<br />
richtig an. Z.B. Phantasiewort<br />
„patieren“: „Die Schlümpfe saßen<br />
gestern zusammen und haben<br />
„patiert“ und gegessen“. Kinder<br />
mit 5 (!) Jahren können mit diesen<br />
Regeln arbeiten.<br />
Wurden komplizierte Sachverhalte<br />
wie etwa Kurvendarstellungen<br />
einmal erarbeitet, so wird die Abbildung,<br />
selbst wenn die Differentialrechnung<br />
nicht mehr gekonnt<br />
wird, verstanden. Daraus folgt,<br />
dass Prinzipien behalten werden,<br />
auch wenn Einzelheiten wieder<br />
vergessen sind.<br />
Verstehensprozesse<br />
und Arbeitsgedächtnis<br />
Der in früheren Modellen als<br />
„Kurzzeitgedächtnis“ bezeichnete<br />
Gedächtnisbereich wird heute<br />
aufgrund seiner Bedeutung im<br />
Zusammenhang mit der Lösung<br />
komplexer Aufgaben vielfach „Arbeitsgedächtnis“<br />
genannt. Das Arbeitsgedächtnis<br />
ermöglicht uns,<br />
mehrere Informationen vorübergehend<br />
zu merken und zueinander<br />
in Beziehung zu setzen oder<br />
zu verändern, um geistige Aufgaben<br />
durchführen zu können, also<br />
das „bewusste Denken“.<br />
Jeder Verstehensprozess wird entscheidend<br />
von der Kapazität dieses<br />
Arbeitsgedächtnisses beeinflusst.<br />
Für Denkprozesse braucht<br />
man freie Kapazitäten. Christine<br />
Österreicher, Trägerin <strong>des</strong> Förderpreises<br />
2007 der PA Wien für die<br />
wissenschaftliche Abschlussarbeit<br />
„Rechnen und Arbeitsgedächtnis<br />
– Eine Studie zur Korrelation<br />
der mathematischen Fertigkeiten<br />
mit Gedächtnisleistungen <strong>des</strong> Arbeitsgedächtnisses“<br />
erklärt dies<br />
an einem ganz einfachen Beispiel:<br />
Die Rechnung 7 • 8 + 61 = ? kann<br />
ungleich schneller gelöst werden,<br />
wenn ein Kind die Malreihen automatisiert<br />
und somit in einem anderen<br />
Bereich <strong>des</strong> Gedächtnisses<br />
abgespeichert hat. Automatisiertes<br />
Wissen entlastet das Arbeitsgedächtnis<br />
bei der Bewältigung<br />
schwierigerer und komplexerer<br />
Aufgaben!<br />
Zustandsmanagement<br />
und Emotionen<br />
Emotionen spielen beim Lernen<br />
eine wichtige Rolle! So erleichtert<br />
„Wir lernen am<br />
liebsten dort weiter,<br />
wo wir schon<br />
etwas wissen.“<br />
Angst zwar das rasche Ausführen<br />
einfacher Routinen, sie erschwert<br />
aber das lockere Assoziieren und<br />
führt zu Problemlösungsunfähigkeit.<br />
Flexibles Umgehen mit<br />
Leistungsanforderungen ist im<br />
Christine Österreicher<br />
Zustand der Angst besonders<br />
schwierig. „Kennt zum Beispiel<br />
ein Kind die Struktur einer Leistungsüberprüfung<br />
nicht, hat es<br />
wesentlich schlechtere Voraussetzungen“<br />
spricht sich Christine<br />
Österreicher für Probeschularbeiten<br />
und Probetests aus. Die Art<br />
der Fragestellung, man denke an<br />
Multiple Choice Tests usw., muss<br />
für alle Kinder transparent und<br />
bekannt sein. „Wenn ein erster<br />
Test in einem Gegenstand negativ<br />
ausfällt, ist das ganze Fach vom<br />
Zustandsmanagement <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong><br />
her belastet“, appelliert die<br />
Lerntrainerin an uns Lehrer/innen<br />
Erfolgserlebnisse für je<strong>des</strong> Kind<br />
zu kreieren. Die Gehirnforschung<br />
zeigt, dass die Stärke <strong>des</strong> positiven<br />
emotionalen Zustan<strong>des</strong> positiv<br />
mit der Gedächtnisleistung<br />
korreliert. „Wir lernen dort leicht,<br />
wo wir schon etwas können, wir<br />
lernen am liebsten dort weiter, wo<br />
wir schon etwas wissen!“<br />
„Wenn man weiß, wie der Mensch<br />
lernt, kann man es im Unterricht<br />
bewusst einsetzen, es ermöglicht<br />
uns die geplante, zielgerichtete<br />
Steuerung von erfolgreichen Lernprozessen<br />
im Unterricht. Denn“,<br />
sagt Christine Österreicher „es<br />
fängt an, bevor es beginnt!“<br />
lernen & lehren<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 19
l!fe<br />
20<br />
DAS RäTSEL ZUR AUSGABE<br />
Gerhard Grabner<br />
Das Rätsel zur Ausgabe bringt diesmal in der 1. Zeile/1. Spalte;<br />
2. Zeile/2. Spalte; ..... als Lösungswort etwas, zu dem unsere Bildungseinrichtungen<br />
hoffentlich recht bald werden.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
1: Das Lösungswort besteht aus<br />
vier Teilen: A: beschreibt eine<br />
zeitliche oder örtliche Angabe; B:<br />
anderes Wort für STOPP; C: diese<br />
Nachsilbe kennzeichnet manche<br />
Adjektive; D: und diese Nachsilbe<br />
manche Nomen.<br />
2: Das tun Lehrkräfte mit Heften<br />
und Arbeitsblättern; es sollte sich<br />
auch für die Fertigkeiten und Fähigkeiten<br />
von SchülerInnen ergeben.<br />
3: Kehrvert und schwierig!!!<br />
eblishcaN :D ;A ieb eiw nemonorP<br />
eblessaD :C ; “TLA“ nov lietnegeG<br />
:B ;trowrüF sehcilnösrep :A :(elieT<br />
reiv) red tsednimuz se fradeb nehcam<br />
zu resseb segiträwnegeG mU<br />
4: Diese außerschulische Hilfestellung<br />
ermöglicht es LehrerInnen in<br />
fast allen Lagen den Überblick zu<br />
bewahren.<br />
5: Gesucht wird ein zusammengesetztes<br />
Nomen für „Grundlage“ +<br />
„Kenntnisse“.<br />
6: Aus den Niederungen der Lehrerbildungsanstalt<br />
hat sich diese<br />
Institution in schwindelerregende<br />
Höhen begeben (zumin<strong>des</strong>t dem<br />
Namen nach).<br />
7: Wollen wir gemeinsam etwas<br />
erreichen, so ist sie ausgesprochen<br />
und umgesetzt wichtig.<br />
8: Aktivitäten ziehen Konsequenzen<br />
nach sich, gerichtlich aber<br />
auch schulisch können verbotene<br />
Handlungen ... nach sich ziehen.<br />
9: Sie zu bekommen trachten viele<br />
SchülerInnen nach dem Vollenden<br />
der Pflichtschulzeit.<br />
10:..Über den pädagogischen<br />
Wert dieser „Nachmittagszeitverbringungen“<br />
wurde schon viel<br />
diskutiert, aber wenig zu Post gebracht.<br />
Eventuell hilfreiche Buchstabenabfolgen:<br />
BASI, BEST, EIT, EIT, ENRE, ERN,<br />
ESS, GNU, HAL, HAU, HOC, HSCH,<br />
IGK, LEH, LLE, MFÄH, NACH, NGEN,<br />
NGEN, RAFU, REU, RSTE, RVI, SEN,<br />
SION, SUPE, SÜBU, SWIS, TEA,<br />
TIGK, ULE, VERB
ENERGy CoCKTAIL<br />
Elke Heinfellner<br />
Sie wissen bereits: Gute Laune heißt, wir sind ausgeschlafen, haben gut gegessen, uns bewegt, stehen<br />
nicht unter Stress … Ich möchte an dieser Stelle einen „Energy-Cocktail“ vorstellen, der gleichzeitig entspannt,<br />
aber auch neuen Elan und den richtigen Energie-„Kick“ gibt!<br />
„Yoga!”<br />
Yoga ist seit Jahrtausenden eine<br />
Quelle für Gesundheit und Energie.<br />
Immer mehr Menschen wenden<br />
sich in der heutigen hektischen<br />
Zeit den Übungen <strong>des</strong> Yoga<br />
zu, um wieder zur Ruhe zu kommen<br />
und gleichzeitig neue Energie<br />
zu tanken.<br />
Entspannung wirkt fast wie ein<br />
Zauberwort: Jeder sucht sie, kaum<br />
jemand kann sie finden.<br />
Im Yoga geht es darum, das richtige<br />
Verhältnis zwischen Spannung<br />
und Entspannung zu finden – also<br />
den für uns richtigen „Energy-<br />
Cocktail“!<br />
Aber: Entspannung muss gelernt,<br />
min<strong>des</strong>tens aber geübt werden.<br />
Viele Körperübungen führen, indem<br />
sie zunächst die Spannung<br />
verstärken, ohnehin zu einer Entspannung<br />
im körperlichen, aber<br />
meist auch im seelischen Bereich.<br />
Der ganze Körper kann sich regenerieren.<br />
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle<br />
zwei Entspannungsübungen<br />
vorstellen, die ohne große Bewegungen<br />
funktionieren, und die Sie<br />
<strong>des</strong>halb auch jederzeit und regelmäßig<br />
zu Hause durchführen können<br />
– etwa morgens im Bett oder<br />
beim Fernsehen auf der Couch:<br />
Savasana (Die Totenstellung)<br />
Begeben Sie sich in Rückenlage,<br />
die Arme liegen locker, nicht zu<br />
eng neben dem Körper, die Han-<br />
dinnenflächen zeigen nach oben.<br />
Die Beine sind gegrätscht, die<br />
Fußspitzen zeigen nach außen.<br />
Schließen Sie die Augen, atmen<br />
Sie tief ein und aus. Konzentrieren<br />
Sie sich auf Ihren Atem und gehen<br />
Sie ganz bewusst durch alle Bereiche<br />
Ihres Körpers: Ich entspanne<br />
meinen rechten Fuß – die Zehen,<br />
die Ferse, meinen rechten Unterschenkel,…<br />
Fahren Sie fort, bis Sie Ihren ganzen<br />
Körper entspannt haben.<br />
Makarasana (Der Delphin)<br />
Legen Sie sich auf den Bauch, grätschen<br />
Sie die Beine und drehen<br />
Sie die Füße leicht nach außen.<br />
Schieben Sie die Fersen nach unten<br />
und die Fußspitzen Richtung<br />
Schienbein. Verschränken Sie beide<br />
Arme so, dass die rechte Hand<br />
yoga<br />
Foto: David Niblack (Creative Commons License)<br />
die linke Schulter und die linke<br />
Hand die rechte Schulter greift.<br />
Schieben Sie beide Ellbogen weit<br />
nach vorne, und legen Sie Ihren<br />
Kopf auf die Arme. In dieser Stellung<br />
führen Sie jetzt die oben<br />
angeführte Entspannungsübung<br />
durch.<br />
Manchen Menschen vermittelt<br />
die Entspannung in Bauchlage<br />
Schutz und Geborgenheit. Spüren<br />
Sie den Unterschied zur Rückenlage,<br />
und finden Sie heraus, wann<br />
Sie sich in der einen und wann in<br />
der anderen Haltung entspannen<br />
wollen.<br />
Also: Mein Tipp um Energie zu<br />
tanken: Yoga! Yoga ist nämlich<br />
eine Quelle für innere Harmonie,<br />
Entspannung, Gesundheit und<br />
Energie - somit ein perfekt gemixter<br />
„Energy-Cocktail!“<br />
l!fe<br />
nö.lehrerstimme 1/2010 21
slö.nö<br />
22<br />
Als IT Betreuer stelle ich seit 7 Jahren<br />
<strong>Reiserechnung</strong>en. Zurückgeworfen<br />
wurden sie mir eigentlich<br />
nie. Seit Jänner 2010 habe ich es<br />
allerdings noch nicht geschafft,<br />
für eine „fehlerlose“ <strong>Reiserechnung</strong><br />
jenes Geld zu bekommen,<br />
welches ich bereits für „unser<br />
Land NÖ“ ausgegeben habe.<br />
Foto: Alfred Koch (Creative Commons License)<br />
Jahreshauptversammlung<br />
<strong>des</strong> SLÖ Krems, April 2010<br />
40 Jahre SLÖ NÖ: Ewald Sacher, Ingrid Pergher,<br />
Alfred Hackl mit Jürgen Pany und Petra Nagl<br />
NEUE REISERECHNUNG<br />
- ALTER HUT<br />
Hannes Brandl<br />
Ich möchte mir gar nicht vorstellen<br />
wie groß die Probleme bei meinen<br />
KollegInnen sind, die sowas nur<br />
sporadisch ausfüllen. Darin liegt<br />
auch wahrscheinlich das größte<br />
Einsparungspotential dieser Regelung.<br />
Viele werden sich denken:<br />
„Bevor i mi do laung papierln los,<br />
gib i glei goar kane o!“<br />
Andere Einsparungspotentiale<br />
sehe ich nämlich<br />
nicht.<br />
Als IT affiner<br />
Mensch würde<br />
ich eigentlich<br />
ähnliches<br />
erwarten wie<br />
zum Beispiel bei<br />
F i n a n z o n l i n e<br />
oder anderen<br />
E-Governement<br />
Dienstleistungen.<br />
Ich setze<br />
mich 1 x zum<br />
PC, gib meine<br />
erbrachten<br />
Dienstleistun-<br />
gen ein und bekomme dafür die<br />
mir rechtlich zustehenden Reisegebühren.<br />
Die „neue“ <strong>Reiserechnung</strong><br />
hätte so eine Verwaltungsvereinfachung<br />
darstellen können.<br />
<strong>Was</strong> ist aber passiert?<br />
JEDER Lehrer muss sich jetzt mit<br />
MS Excel auskennen, damit er<br />
diese Tabelle überhaupt ausfüllen<br />
kann. Wenn er das geschafft<br />
hat, muss er diese <strong>Reiserechnung</strong><br />
ausdrucken(sic!), einmal für den<br />
Direktor kopieren(sic!) und jede<br />
Rechnung unterschreiben. Der<br />
Leiter der Schule muss überprüfen,<br />
der BSR muss überprüfen, der<br />
LSR muss (wahrscheinlich auch)<br />
überprüfen. Ein Verwaltungsbeamter<br />
in irgendeinem Büro am LSR<br />
nimmt den Zettel und gibt die Daten<br />
bestenfalls in ein anderes Programm<br />
ein. Meistens wird derzeit<br />
der Zettel aber wieder über den<br />
BSR und den Leiter an den Lehrer<br />
im wahrsten Sinne <strong>des</strong> Wortes<br />
„zurückgeschickt“. Der Prozess<br />
beginnt von neuem. Das erinnert<br />
mich an Sekretärinnen in Witzen,<br />
die entweder ihre Tippfehler mit<br />
Tippex am Bildschirm ausbessern<br />
oder Exceltabellen weiterfaxen.<br />
Ich halte fest: 3 hochbezahlte Verwaltungsstellen<br />
überprüfen in Zeiten<br />
der Digitalisierung einen „Zettel“,<br />
welcher für den betroffenen<br />
Aussteller vielleicht 3,20€ wert<br />
ist. Sieht so Verwaltungsvereinfachung<br />
in Österreich aus? Oder<br />
spielt bei dieser Art der Verwaltung<br />
so etwas wie Kontrollwahn<br />
und womöglich Verwaltungspostenabsicherung<br />
eine Rolle?<br />
Mit dieser Art der Abrechnung<br />
wird unser Dienstgeber nur leere,<br />
unbesuchte Fortbildungsseminare<br />
erreichen.<br />
Ich frage mich: „Wo ist unsere Personalvertretung?“
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