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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften ... - Zeitschrift Salve

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SALVE<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>der</strong> <strong>benediktinischen</strong><br />

<strong>Gemeinschaften</strong> Einsiedeln und Fahr<br />

5·2012


2<br />

SALVE<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>der</strong> <strong>benediktinischen</strong><br />

<strong>Gemeinschaften</strong> Einsiedeln und Fahr<br />

4. Jahrgang · Ausgabe 5 · Oktober/November 2012<br />

Erscheint 6-mal jährlich<br />

Titelbild (Liliane Géraud):<br />

Erntesegen aus den Gärten des Klosters Fahr<br />

<strong>Salve</strong><br />

In Memoriam Liliane Géraud 4<br />

Wallfahrt<br />

Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 8<br />

Haben Sie gewusst, dass ... 13<br />

Kloster Einsiedeln<br />

Klosterarchiv und Musikbibliothek I: Eröffnet! 14<br />

Klosterarchiv und Musikbibliothek II: Buch und CD 17<br />

Konventausflug 20<br />

Einsiedler Mönch porträtiert – Buchvernissage 22<br />

Diakonatsweihe: «Ich bin bereit!» 23<br />

Konventglöckli 26<br />

Stiftsschule<br />

Schulnachrichten 28<br />

Ecke <strong>der</strong> Eltern 29<br />

Schulseelsorge: Eine «Sauerteig»-Gruppe 30<br />

Internat: «Was hast du denn angestellt?» 32<br />

Ministranten: Aux Champs Elysée 35<br />

Corvina: Auf <strong>der</strong> Suche nach neuen Mitglie<strong>der</strong>n 37<br />

Personalnachrichten 38<br />

Alumni: Im Gespräch mit Oscar Sales Bingisser 39<br />

Klassentage 40<br />

Propstei St. Gerold<br />

Konzert- und Kursprogramm 44<br />

Kloster Fahr<br />

Grusswort 49<br />

ü30: Anleitung zur Lebens- und Glaubenskunst 50<br />

Bäuerinnenschule: Schmerzlich aber verständlich 53<br />

Neue CD: Und die Welt wird Gesang 54<br />

Tag <strong>der</strong> offenen Türen 56<br />

Nachrichten Ehemalige 59<br />

Historia<br />

Otto <strong>der</strong> Grosse 62<br />

Kaleidoskop<br />

Im Gespräch mit Hans Küng 66<br />

Neue Bücher 72<br />

Impressum 75


LEITGEDANKE<br />

Freude und Hoffnung, Trauer und Angst <strong>der</strong> Menschen von heute, beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Armen und Bedrängten, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst<br />

<strong>der</strong> Jünger Christi.» Diese Worte wurden am 7. September 1965 vom II. Vatika-<br />

nischen Konzil als Einleitung zur «Konstitution über die Kirche in <strong>der</strong> Welt von<br />

heute» feierlich verkündet.<br />

Diese einleitenden Worte erinnern an die Aussage von Papst Johanes XXIII.<br />

bei <strong>der</strong> Eröffnung dieses grossen Konzils am 11. Oktober 1962: «Wir vertrauen<br />

darauf, dass die Kirche durch dieses Konzil inspiriert an geistlichem<br />

Reichtum wachsen und so mit neuer Kraft gestärkt mutig<br />

in die Zukunft blicken wird.» Der mutige Blick in die Zukunft<br />

lässt teilnehmen an dem, was die Menschen bewegt, lässt Freude<br />

und Hoffnung, Trauer und Angst <strong>der</strong> heutigen Menschen herankommen.<br />

Anteilnahme an den grossen Problemen und Fragen<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Menschen wird wichtig: die Bedeutung <strong>der</strong> sozia -<br />

len Kommunikationsmittel, die Ökumene, die vielen Religionen,<br />

die Religionsfreiheit, die Bedeutung <strong>der</strong> Laien, die Liturgie…<br />

Was sich seit <strong>der</strong> Aufklärung anbahnte, was seit <strong>der</strong> Mitte des<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts von einigen Theologen erahnt wurde, wofür<br />

hervorragende Theologen seit dem Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts unter Verdächtigungen<br />

und Bestrafungen geforscht und gearbeitet hatten, wurde nun offizielle<br />

Aussage <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />

Kaum war das Konzil zu Ende, begann auch schon die Gegenbewegung:<br />

Einige wollen zurück zu einer geschlossene Kirche, wollen Freude und Hoffnung,<br />

Trauer und Angst <strong>der</strong> heutigen Menschen nicht wahrnehmen und werden bis in<br />

höchste kirchliche Kreise darin bestätigt und dazu ermuntert. Diese Bewegungen<br />

und Bestrebungen sind ein Verrat am Konzil. Und deswegen eine grosse Gefahr<br />

für die ganze Kirche. Wenn die Kirche die Probleme <strong>der</strong> heutigen Menschen, <strong>der</strong><br />

Armen, Ausgebeuteten, Suchenden, Zweifelnden, Fernstehenden und Ungläubigen<br />

nicht ernst nimmt, sie nicht liebt und meint, sich mit einem Rückschritt in<br />

die vormo<strong>der</strong>ne Zeit zu retten, verliert sie ihren Sinn. Sie ist dann zu Recht nur<br />

noch Salz, das zertreten wird. Doch diesen Leuten dürfen wir die Kirche nicht<br />

überlassen. Wir sind zum Wi<strong>der</strong>stand verpflichtet.<br />

Pater Alois Kurmann<br />

3


4<br />

SALVE<br />

In Memoriam – Liliane Géraud (1966–2012)<br />

Das Auge für das Wesentliche<br />

unseres Lebens<br />

Der Mensch lebt nicht vom Wort allein. Schon im Mittelalter wusste man, dass uns<br />

das Bild ebenso wie das Wort Zugänge zum Wesentlichen des Lebens eröffnen kann.<br />

Beson<strong>der</strong>s eine <strong>Zeitschrift</strong> wie «<strong>Salve</strong>», die aus zwei Klöstern viel zu berichten hat,<br />

tut gut daran, in <strong>der</strong> Kombination zum Wort immer auch das Bild einzubeziehen.<br />

Das geübteste Auge für das Wesentliche unserer Klöster hatte dabei Liliane Géraud.<br />

Hatte. Nun ist sie gestorben. Ihr seien vier Seiten unseres Andenkens und Dankes<br />

gewidmet.<br />

Für einen Redaktor ist die Suche nach guten<br />

Bil<strong>der</strong>n eine wichtige Arbeit. Ohne Bil<strong>der</strong><br />

finden auch beste Texte kaum Anklang. Als<br />

ich im Frühling 2009 die Verantwortung für<br />

«<strong>Salve</strong>» übernahm, kannte ich Liliane Géraud<br />

noch nicht. Ich lernte zwar schnell, dass<br />

ihre Bil<strong>der</strong> in je<strong>der</strong> Hinsicht professionell<br />

sind. Ich brauchte aber noch meine Zeit, ihre<br />

Fotos nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten<br />

anzuschauen und sie als «schön» zu<br />

empfinden.<br />

Eines Tages bekam ich aus dem Kloster<br />

Fahr ein weiteres Gedicht <strong>der</strong> Schriftstellerin<br />

Silja Walter. Es war ein Kreuzeshymnus, in<br />

dem die Dichterin davon spricht, wie das<br />

Kreuz die Erde aus dem Tod ins Leben hebt<br />

(«<strong>Salve</strong>» 2/2010, S. 56). Vor meinem geistigen<br />

Auge sah ich schon ein grosses Kreuz,<br />

das sich aus dem Dunkel ins Helle emporstemmt,<br />

ein bildlich fassbarer Kampf<br />

zwischen Tod und Leben.<br />

Als ich dann von Liliane Géraud das dazugehörende<br />

Meditationsbild auf meinem<br />

Bildschirm sah, entfuhr es mir: «Jetzt hast du<br />

dich aber vertan, liebe Liliane». Eine Fensterbank,<br />

ein Strauss mit Schneeglöckchen und<br />

viel Fensterglas. Was sollte das? Erst auf den<br />

zweiten Blick fiel mir das Fensterkreuz auf.<br />

Und plötzlich fügte sich in diesem Bild alles<br />

zusammen:<br />

das Fenster,<br />

ein Durchblick<br />

in das<br />

Alltagsleben<br />

des Klosters<br />

– am Kreuz<br />

vorbei, das<br />

auch bei uns<br />

nicht fehlt.<br />

Ein kahler<br />

Ast vor dem<br />

Fenster, den<br />

die Wintersonne<br />

nicht<br />

zu Leben zu<br />

bringen vermag.<br />

Und doch, im selben Kloster: die kleinen<br />

Schneeglöckchen unter dem Kreuz, ein<br />

Aufbäumen des Lebens in unserem Alltag,<br />

wo oft das Nein vorherrscht. Meinte Silja<br />

Walter nicht, das Kreuz könne unsere Welt<br />

«aus dem Tod ins Leben» heben? Seit <strong>der</strong><br />

Begegnung mit diesem Bild wusste ich: Es ist<br />

nicht nur einfach schön, was Liliane fotografiert.<br />

Ihr Auge bringt das Wesentliche aus<br />

unserem Leben ins Bild.<br />

Pater Urban Fe<strong>der</strong>er


Bildauswahl – ein Ritual<br />

Das Konzept für den Fahrer Teil in <strong>der</strong> <strong>Zeitschrift</strong><br />

«<strong>Salve</strong>» sieht vor, dass am Anfang und<br />

am Schluss – wie ein Rahmen o<strong>der</strong> ein Tor –<br />

ein ganzseitiges Bild steht. Diese Bil<strong>der</strong><br />

stammten bis jetzt ausnahmslos alle von <strong>der</strong><br />

Fotografin Liliane Géraud.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit hat sich die Bildauswahl<br />

des Meditationstextes zu einem Ritual<br />

entwickelt. Ich wählte jeweils einen Text von<br />

Silja Walter aus, passend zum Kirchenjahr<br />

o<strong>der</strong> zu einem Beitrag <strong>der</strong> aktuellen «<strong>Salve</strong>»-<br />

Ausgabe. Diesen Text schickte ich dann<br />

an Liliane Géraud – oft sehr knapp vor Redaktionsschluss.<br />

Sie hat sich ob des Zeitdruckes<br />

bei mir nie beklagt – im Gegenteil. Umgehend<br />

bekam ich still und leise von ihr<br />

zwei, drei Bil<strong>der</strong> zur Auswahl mit einem kurzen<br />

Kommentar: «Was meinsch?» «So, o<strong>der</strong><br />

so?» «Schau mal!».<br />

Manchmal irritierten mich ihre Vorschläge.<br />

Und erst bei längerem Betrachten des<br />

Bildes zusammen mit dem Text erkannte ich,<br />

wie sich Text und Bild unglaublich gut ergänzen,<br />

miteinan<strong>der</strong> korrespondieren und ein<br />

Ganzes bilden.<br />

Mit <strong>der</strong> Zeit war es so, dass ich es kaum<br />

erwarten konnte, bis die Bild-Muster ankamen.<br />

Denn ich war immer sehr gespannt,<br />

wie Liliane den Text bildlich interpretieren<br />

würde.<br />

Eine prägende und bleibende Bild-Text-<br />

Meditation ist für mich eines <strong>der</strong> drei Weihnachtslie<strong>der</strong><br />

von Schwester Hedwig, «Hochzeit<br />

mit dir, Mensch» in «<strong>Salve</strong>» 6/2011. Zu<br />

diesem Text erwartete ich einen klaren, stillen<br />

See, in welchem sich die Landschaft spiegelt…<br />

Aber Liliane schickt mir einen brausenden<br />

Wildbach, <strong>der</strong> sich in eine dunkle,<br />

tiefe Schlucht stürzt. Weihnachten?<br />

Erst nach längerem Schauen ging mir<br />

auf: Richtig: Weihnachten ist keine Idylle,<br />

Weihnachten geschieht nicht in friedlicher<br />

Stuben-Atmosphäre. Weihnachten, Gottesgeburt<br />

ist überraschend an<strong>der</strong>s.<br />

Danke, Liliane für diese Mediation!<br />

Priorin Irene Gassmann<br />

SALVE<br />

Hochzeit mit dir, Mensch<br />

Zuunterst im silbernen Wassergrund,<br />

tief unterm Sehn und Verstehn,<br />

ruht schon <strong>der</strong> Himmel in dir, Mensch,<br />

spielt er sein Heilsspiel mit dir, Mensch<br />

schliesst er die Hochzeit mit dir, Mensch.<br />

Zuunterst im Grund.<br />

Zuunterst im silbernen Wassergrund,<br />

tief unterm Sehn und Verstehn,<br />

kommt <strong>der</strong> Erzengel zu dir, Mensch<br />

ist Gottes Geburt in dir, Mensch,<br />

ist ewige Weihnacht in dir, Mensch.<br />

Zuunterst im Grund.<br />

Schau in den Wasserspiegel hinein,<br />

Mensch.<br />

Du hast alles in dir:<br />

Den Hirten, den König, den Stern und<br />

das Tier.<br />

Hingerissen vom Kind,<br />

deinem herrlichen Herrn,<br />

von dem sie gezogen sind,<br />

wollen sie hinknien in dir, Mensch,<br />

und mit Maria es anschaun,<br />

zuunterst im Grund.<br />

Amen.<br />

Silja Walter OSB<br />

5


6<br />

SALVE<br />

Schreibzelle Kloster Fahr (Bild: Liliane Géraud, <strong>Salve</strong> 1/2011). – Liebe Liliane, Du weisst,<br />

warum ich dieses Bild ausgewählt habe. Und ich weiss, wie sehr Du Dich gefreut hast, als ich<br />

Dir damals sagte, dieses Bild sei für mich ein Beweisstück Deiner Gestaltungsbegabung und<br />

Deiner professionellen Kompetenz (Erich Liebi).


Bleibende Spuren<br />

Viele Menschen treten in unser Leben ein,<br />

einige davon hinterlassen bleibende Spuren<br />

im Herzen. Liliane Géraud war für mich einer<br />

dieser Menschen, und sie hat in den letzten<br />

Jahren meinen Lebensweg entscheidend<br />

mitgeprägt. Dafür bin ich ihr über den Tod<br />

hinaus sehr dankbar.<br />

Liliane verstand es, ohne viele Worte,<br />

aber durch ihre eindrucksvollen Bil<strong>der</strong>, sich<br />

<strong>der</strong> Welt und den Menschen zu zeigen und<br />

zu verschenken. Ich mochte ihre subtile,<br />

feinfühlige und ruhige Art, ihren trockenen,<br />

tiefgründigen Humor und ihre verschmitzte<br />

Liebenswürdigkeit. Seit vielen Jahren waren<br />

Liliane und ich ein eingespieltes Reporterinnen-Team;<br />

Stress gab’s kaum und uneins<br />

waren wir nie. Als einer <strong>der</strong> Höhepunkte<br />

Erzabtei St. Meinrad in Indiana, USA (Foto: Liliane Géraud).<br />

SALVE<br />

unseres gemeinsamen Schaffens reisten wir<br />

im Juni 2006 ins Tochterkloster <strong>der</strong> Einsiedler<br />

Benediktiner nach St. Meinrad, Indiana<br />

und nach Tell City am Ohio River – für zwei<br />

Beiträge in <strong>der</strong> NZZ und für sechs in <strong>der</strong> <strong>Zeitschrift</strong><br />

«Kloster Einsiedeln». Auch an unsere<br />

Zusammenarbeit bei den Buchpublikationen<br />

«Leben im Kloster Fahr» und «Unter <strong>der</strong><br />

Haube – Diakonissen erzählen aus ihrem<br />

Leben» denke ich gerne zurück.<br />

Liliane fehlt. Ich vermisse sie als Mensch,<br />

als Freundin, Fotografin, Gesprächspartnerin<br />

und Kritikerin. Ein Stück weit tröstend<br />

sind die Worte ihrer Schwester Brigitte<br />

Géraud: «Lilianes allerletzter Augen-Blick<br />

war ein staunen<strong>der</strong>, überwältigter»…<br />

Susann Bosshard-Kälin<br />

7


8<br />

WALLFAHRT<br />

www.GOTTsuchen.ch<br />

ein Angebot des Klosters Einsiedeln für junge Menschen bis 30 Jahre<br />

22. April - P. Aaron<br />

20. Mai - Kardinal Kurt Koch<br />

24. Juni - Frater Thomas<br />

30. September - Frater Daniel<br />

21. Oktober - P. Jean-Sébastien<br />

18. November - P. Benedict<br />

jeweils um 17.15 Uhr (Treffpunkt: vor<strong>der</strong>ste Bänke <strong>der</strong> Klosterkirche)<br />

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Wallfahrtstage grosser Pilgerguppen 2012<br />

Oktober/Dezember<br />

So 7. Oktober Rosenkranz-Sühnekreuzzug 11.00 Uhr Pontifikalamt<br />

14.30 Uhr Andacht<br />

So 14. Oktober Spanierwallfahrt 12.15 Uhr Eucharistiefeier<br />

So 14. Oktober Priesterbru<strong>der</strong>schaft St. Petrus 14.00 Uhr Eucharistiefeier<br />

i.a.R.<br />

Sa 27. Oktober Kath. Landvolk, Stuttgart 10.30 Uhr Andacht<br />

So 28.Oktober Indisch-katholische Christen 14.00 Uhr Eucharistiefeier<br />

So 2. Dezember Adventseinkehrtage <strong>der</strong><br />

Akadem. Arbeitsgemeinschaft<br />

09.30 Uhr Konventamt<br />

Mi 12. Dezember Wallfahrt zu Ehren U.L.F. von<br />

Guadalupe<br />

19.00 Uhr Eucharistiefeier


<strong>Zeitschrift</strong> <strong>der</strong> <strong>benediktinischen</strong><br />

<strong>Gemeinschaften</strong> Einsiedeln und Fahr<br />

SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen<br />

facettenreichen Einblick in das Leben hinter<br />

den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das<br />

Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Klos ter Einsiedeln),<br />

das geprägt ist von Gebet, geistlicher<br />

Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement<br />

in Erziehung, Bildung und Seelsorge.<br />

In verschiedenen Rubriken informiert die <strong>Zeitschrift</strong><br />

unter an<strong>der</strong>em um fassend über die<br />

Klos tergemeinschaften Einsiedeln und Fahr,<br />

die Stifts- und Bäuerinnenschule, die Wallfahrt,<br />

die Klosterbetriebe sowie über religiöse und<br />

kulturelle Anlässe in den Klös tern Einsiedeln<br />

und Fahr.<br />

SALVE<br />

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ea Druck + Verlag AG, Zürichstrasse 57, CH-8840 Einsiedeln<br />

Telefon 055 418 82 82, Fax 055 418 82 84, E-Mail: info@eadruck.ch, Internet: www.eadruck.ch<br />

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9


10<br />

WALLFAHRT<br />

Liturgischer Kalen<strong>der</strong> für den Oktober<br />

1. Mo Hl. Theresia vom Kinde Jesus<br />

(† 1897)<br />

4. Do Hl. Franz von Assisi († 1226)<br />

Ordensgrün<strong>der</strong><br />

5. Fr Herz-Jesu-Freitag<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

20.00 Feierliche Komplet<br />

Eucharistische Aussetzung<br />

7. So 27. Sonntag im Jahreskreis<br />

Rosenkranzsonntag<br />

09.30 Feierliches Pontifikalamt<br />

16.30 Feierliche Pontifikalvesper<br />

Eucharistische Aussetzung<br />

Prozession<br />

13. Sa Einsiedler Gebetstag<br />

für geistliche Berufe<br />

13.00 Anbetung in <strong>der</strong> Unterkirche<br />

16.00 Eucharistischer Segen<br />

14. So 28. Sonntag im Jahreskreis<br />

Äussere Feier <strong>der</strong> Übertra-<br />

gung <strong>der</strong> Reliquien des<br />

heiligen Meinrad<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

Prozession mit dem Haupt des<br />

heiligen Meinrad<br />

15. Mo Hl. Theresia von Jesus († 1582)<br />

Ordensfrau, Kirchenlehrerin<br />

16. Di Hl. Gallus, Mönch († 7. Jh.)<br />

Einsiedler, Glaubensbote<br />

17. Mi Hl. Ignatius von Antiochien<br />

Märtyrer († 117)<br />

18. Do Fest<br />

Hl. Lukas, Evangelist<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

21. So 29. Sonntag im Jahrskreis<br />

Missionssonntag<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

23. Di Jahresgedächtnis für alle<br />

Äbte, Mönche, Nonnen,<br />

Oblaten und Wohltäter<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

28. So 30. Sonntag im Jahreskreis<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

31. Mi Fest<br />

Hl. Wolfgang<br />

Mönch von Einsiedeln,<br />

Bischof von Regensburg<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

Gebetsmeinungen<br />

Kirche Weltkirche<br />

Die Neuevangelisierung möge sich<br />

in den Län<strong>der</strong>n christlicher Tradition<br />

entwickeln.<br />

Der Sonntag <strong>der</strong> Weltmission<br />

bringe neue Impulse für die Glaubensverkündigung.<br />

Kirche Schweiz<br />

Das verkündete, geteilte und gelebte<br />

Wort Gottes möge immer mehr zur<br />

Mitte eines Lebens in weltweiter Solidarität<br />

und Gemeinschaft werden.<br />

(missio)


Liturgischer Kalen<strong>der</strong> für den November<br />

1. Do Hochfest Allerheiligen<br />

09.30 Feierliches Pontifikalamt<br />

16.30 Feierliche Pontifikalvesper<br />

2. Fr Allerseelen<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

Herz-Jesu-Freitag<br />

20.00 Feierliche Komplet<br />

Eucharistische Aussetzung<br />

4. So 31. Sonntag im Jahreskreis<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

9. Fr Fest<br />

Weihe <strong>der</strong> Lateranbasilika<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

10. Sa Hl. Leo <strong>der</strong> Grosse († 461)<br />

Papst, Kirchenlehrer<br />

11. So Hochfest<br />

Hl. Martin von Tours († 397)<br />

Bischof, Patron des<br />

Kantons Schwyz<br />

(Tag <strong>der</strong> Völker)<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

16. Fr Hl. Othmar († 759)<br />

Grün<strong>der</strong>abt von St. Gallen<br />

17. Sa Hl. Gertrud die Grosse († 1302)<br />

Ordensfrau, Mystikerin<br />

18. So 33. Sonntag im Jahreskreis<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

21. Mi U.L.F. in Jerusalem<br />

WALLFAHRT<br />

22. Do Hl. Cäcilia († nach 200)<br />

Jungfrau, Märtyrin<br />

24. Sa Hl. Kolumban († 615)<br />

Abt, Glaubensbote<br />

25. So Hochfest<br />

Christkönigssonntag<br />

(34. Sonntag im Jahreskreis)<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

26. Mo Hll. Konrad († 975) und<br />

Gebhard († 995)<br />

Bischöfe von Konstanz<br />

30. Fr Fest Apostel Andreas<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

Gebetsmeinungen<br />

Kirche Weltkirche<br />

Alle, die im Dienst am Wort Gottes<br />

stehen, mögen mutig Zeugnis für den<br />

gekreuzigten und auferstandenen<br />

Herrn geben.<br />

Das pilgernde Volk Gottes sei ein Licht<br />

für die Völker<br />

Kirche Schweiz<br />

Die Menschen in <strong>der</strong> Fremde mögen<br />

Freude und Kraft durch die Nähe Gottes<br />

erfahren und den Ansässigen mangle<br />

es nicht an Gastfreundschaft. (migratio)<br />

11


12<br />

WALLFAHRT<br />

Wallfahrtsinformationen<br />

Seelsorge<br />

Beichtzeiten<br />

Sonn- und Feiertage:<br />

08.30–09.15 / 10.45–11.00 /<br />

15.00–16.00 / 17.00–18.00 Uhr<br />

Montag bis Samstag:<br />

09.00–10.45 / 15.00–16.00 /<br />

17.00–18.00 Uhr<br />

Das «Goldene Ohr»<br />

das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch<br />

Klosterkirche<br />

Ostern bis Allerheiligen:<br />

6.00–21.00 Uhr<br />

Allerheiligen bis Ostern:<br />

6.00–20.30 Uhr<br />

Segnung von<br />

Andachtsgegenständen<br />

Montag bis Samstag:<br />

12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr<br />

Sonn- und Feiertage:<br />

10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr<br />

Öffnungszeiten<br />

Gottesdienste in <strong>der</strong> Klosterkirche<br />

Sonn- und Feiertage<br />

17.30 Uhr Vorabendmesse (Hauptaltar)<br />

05.30 Uhr Vigil<br />

06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

07.15 Uhr Laudes<br />

08.00 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

09.30 Uhr Konventmesse (Hauptaltar)<br />

11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar)<br />

16.30 Uhr Vesper/<strong>Salve</strong> Regina<br />

17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

20.00 Uhr Komplet<br />

Kirchenpforte<br />

Montag bis Samstag:<br />

07.45–11.00 / 13.30–16.15 / 17.00–18.15 Uhr<br />

Sonn- und Feiertage:<br />

07.45–09.15 / 10.30–11.45 / 13.30–16.15 /<br />

17.15–18.15 Uhr<br />

Wallfahrtsbüro<br />

Sie erreichen uns telefonisch von<br />

Montag bis Freitag<br />

09.00–11.00 / 13.30–17.30 Uhr<br />

November bis Februar<br />

sowie während <strong>der</strong> Sommerferien:<br />

09.00–11.00 Uhr<br />

Telefon: +41 (0)55 418 62 70<br />

Fax: +41 (0)55 418 62 69<br />

wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch<br />

www.wallfahrt-einsiedeln.ch<br />

Klosterladen<br />

Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr<br />

Montag–Freitag: 10.00–12.00 Uhr /<br />

13.30–17.30 Uhr<br />

Samstags: 10.00–16.30 Uhr<br />

Telefon: 055 418 64 71<br />

www.klosterladen-einsiedeln.ch<br />

Werktage<br />

05.30 Uhr Vigil<br />

06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

07.15 Uhr Laudes<br />

08.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

09.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

11.15 Uhr Konventmesse (Hauptaltar)<br />

12.05 Uhr Sext<br />

16.30 Uhr Vesper/<strong>Salve</strong> Regina<br />

17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

20.00 Uhr Komplet


Haben Sie gewusst, dass ...<br />

… nach den Ferien das Auspacken das Wichtigste ist? Lässt man den Koffer, den Rucksack<br />

noch etwas stehen, wäscht man die gebrauchten Sachen nicht sofort, verzögert man den<br />

Übergang in den neuen Zeitabschnitt. Das Auspacken ist eine Markierung, eine Grenze, die<br />

man bewusst überschreiten muss, wenn man im Neuland des Alltags ankommen will. Und<br />

den Geschmack von Neuland soll nach den Ferien <strong>der</strong> Alltag ja haben, sonst wären diese<br />

freien Tage nicht wirklich wertvoll gewesen. Und wenn ausgepackt ist, legt man in den leeren<br />

Koffer mit Vorteil die Hoffnung und Freude auf die nächsten Ferien. Diese Hoffnung ist gut<br />

angelegtes Kapital, dessen Zinsen man später abheben kann.<br />

Es kann auch nötig werden, dass man einmal einen an<strong>der</strong>en Rucksack auspacken muss,<br />

den nämlich, in den man Ärger, Spannungen, Unzufriedenheit hineinstopfte, die man im<br />

Umgang mit einem an<strong>der</strong>en Menschen über längere Zeit empfunden hat. Solches Auspacken,<br />

gut überlegt, nicht im momentanen Affekt und in unkontrollierten Beschuldigungen wie aus<br />

einem Vulkan herausgeschleu<strong>der</strong>t, kann in einem klaren, offenen aber wohlwollenden Gespräch<br />

geschehen und Neuland in <strong>der</strong> Beziehung öffnen.<br />

Das Auspacken, das zum Persönlichsten und Nachhaltigsten werden kann, ist die Entscheidung,<br />

vieles von dem, was wir nicht brauchen, wegzuschaffen, vieles, was vorspiegelt,<br />

es mache reich, es tröste und helfe uns, den Alltag zu bestehen. Die Überfülle an Ess- und<br />

Trinkwaren, Klei<strong>der</strong>n, Sportartikeln und Luxusgütern in unzähligen Geschäften, die Masse<br />

<strong>der</strong> Informationen im Internet, die Verheissungen von unbeschwertem Glück <strong>der</strong> Reiseagenturen<br />

lassen die Frage aufkommen, die <strong>der</strong> Theologe Johann Baptist Metz stellt, nämlich, ob<br />

wir nicht selber unsere Seele unter die Diktatur des Habens und Besitzens gebracht haben.<br />

Auspacken, Weglassen, Abgeben, nicht Kaufen kann eine mo<strong>der</strong>ne Form <strong>der</strong> Askese werden,<br />

die nicht einschränkt, son<strong>der</strong>n Freiheit schenkt, weil sie in ein Land neuer Erfahrungen hineinführt.<br />

Pater Alois Kurmann<br />

13


14<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Klosterarchiv und Musikbibliothek I<br />

Publikumsansturm am<br />

Tag <strong>der</strong> offenen Tür<br />

Am letzten Samstag im August ist das neue Klosterarchiv fast aus allen Nähten<br />

geplatzt. Rund 1000 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit,<br />

die Arbeit im Archiv und in <strong>der</strong> Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln am<br />

Tag <strong>der</strong> offenen Tür aus nächster Nähe zu erleben.<br />

Mit einem «normalen» Arbeitstag <strong>der</strong> Archivarinnen<br />

und Archivare hatte <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong><br />

offenen Tür nichts gemein: Im Lesesaal und<br />

im Büro des Archivs, wo normalerweise<br />

höchstens zehn Personen gleichzeitig an<br />

mehreren Pulten verteilt arbeiten, drängten<br />

sich gegen hun<strong>der</strong>t Besucherinnen und Besucher<br />

um den grossen Arbeitstisch.<br />

Im alten Archiv, wo <strong>der</strong> inzwischen verstorbene<br />

ehemalige Archivar Pater Joachim<br />

Salz geber früher in aller Stille wirkte, dasselbe<br />

Bild, und auch das neue Magazin, eigentlich<br />

Aufbewahrungs- und nicht Arbeitsort,<br />

erinnerte zwischenzeitlich eher an eine gut<br />

gefüllte Sardinendose.<br />

Das Geschäft läuft: Das Buch über die Schätze<br />

des Klosterarchivs findet Abnehmer.<br />

Der neue Klosterarchivar Pater Gregor Jäggi<br />

in den Arbeitsräumen im Parterre.<br />

Viele Besucherinnen und Besucher wurden<br />

durch die breite Berichterstattung in<br />

den Medien auf das Klosterarchiv aufmerksam<br />

gemacht. In einem Beitrag in <strong>der</strong> «Tagesschau»<br />

konnte man das alte Archiv und<br />

das neue Magazin sehen – vor allem Letzteres<br />

faszinierte mit seinen Rollgestellen.<br />

Menschenaufläufe organisieren<br />

Die Frage, ob denn da wirklich vier Ki lometer<br />

Material lagern, wurde oft ge stellt. (Momentan<br />

sind 1,3 Kilometer <strong>der</strong> Re gale mit Archivunterlagen<br />

besetzt – Platz hat es aber für vier,<br />

da ein Archiv ständig wächst.)<br />

Das Interesse <strong>der</strong> Bevölkerung war<br />

offensichtlich gross und so hatten sich zu<br />

Beginn <strong>der</strong> Führungen um 14 Uhr richtige


Im Obergeschoss führt Buchbin<strong>der</strong> Beat Frei<br />

in die Geheimnisse seines Handwerks ein.<br />

Menschenaufläufe angesammelt, die es zu<br />

organisieren galt. Nachdem sich das Klos -<br />

ter archivteam – glücklicherweise tatkräftig<br />

unterstützt von Pater Justinus Pagnamenta<br />

und den Fratres Thomas Fässler und Mauritius<br />

Honegger – von <strong>der</strong> Überraschung des<br />

riesigen Ansturms erholt hatte, konnten die<br />

Besucherströme schnell in geordnete Bahnen<br />

gelenkt werden, so dass die Besucherinnen<br />

und Besucher doch einiges von Archiv<br />

und Musikbibliothek zu sehen bekamen.<br />

Neun verschiedene Führungen<br />

An verschiedenen Informationsständen<br />

konnte man sich zum Beispiel über die archivspezifische<br />

Architektur o<strong>der</strong> über das<br />

Klima im Magazin ohne Klimaanlage informieren.<br />

Man erfuhr, wie im Klosterarchiv<br />

digitalisiert und die digitalen Unterlagen<br />

archiviert werden. Der Gegensatz dazu<br />

wurde einem im alten Archiv eindrücklich<br />

vor Augen geführt.<br />

Auch die Jahresausstellung «Von Ansichten<br />

und Einsichten. Pläne und Karten im<br />

Klosterarchiv Einsiedeln» in <strong>der</strong> Stiftsbibliothek<br />

war zur Besichtigung freigegeben<br />

und wurde rege besucht. Einen Stock<br />

tiefer führte Pater Urban Fe<strong>der</strong>er durch die<br />

Musikbibliothek und im neuen Archivtrakt<br />

gewährte Beat Frei, <strong>der</strong> Restaurator und<br />

Buchbin<strong>der</strong> des Klosters, einen exklusiven<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Einblick in seine Werkstatt, was ebenfalls<br />

zahlreiche Interessierte anlockte. Pater<br />

Gregor Jäggi, <strong>der</strong> neue Klosterar chivar,<br />

führte die Besucherinnen und Besucher anhand<br />

von ausgesuchten Archivalien durch<br />

die mehr als tausendjährige Klostergeschichte.<br />

Es gab so viel zu sehen, dass das Festzelt,<br />

wo sechs ehemalige Klosterschülerinnen<br />

Kaffee und Kuchen servierten, während des<br />

ganzen Nachmittags beinahe leer blieb.<br />

In <strong>der</strong> «Unterwelt» des neuen Klosterarchivs:<br />

So viele Leute auf einmal werden hier kaum<br />

je wie<strong>der</strong> anzutreffen sein. In <strong>der</strong> Regel bleiben<br />

die Schätze des Archivs (unten) unter<br />

sich (Fotos Franz Kälin sen.).<br />

15


16<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Arbeiten im neuen Archiv<br />

Nachdem die rund tausend Besucherinnen<br />

und Besucher um viele Einblicke reicher verabschiedet<br />

worden waren, nahmen die<br />

Archivarinnen und Archivare ihre übliche<br />

Arbeit wie<strong>der</strong> auf. Noch bis Ende 2012 wird<br />

das Reorganisationsteam, das aus acht bis<br />

zehn externen Teilzeitmitarbeiterinnen und<br />

-mitarbeitern besteht, in den neuen Räumlichkeiten<br />

arbeiten.<br />

Diese wurden durch das Basler Architekturbüro<br />

Diener & Diener Architekten geplant<br />

und realisiert. Sie umfassen ein mo<strong>der</strong>nes<br />

unterirdisches Magazin, in dem die<br />

Archivalien sicher untergebracht sind, sowie<br />

neue Büros und einen grosszügigen Lesesaal<br />

in den ehemaligen Räumen <strong>der</strong> Schreinerei.<br />

Die Kosten <strong>der</strong> gesamten Arbeiten inklusive<br />

des Neubaus waren auf 12 Millionen Franken<br />

budgetiert – dieser Kostenrahmen wird<br />

eingehalten.<br />

Wichtiger Meilenstein<br />

Mit <strong>der</strong> Fertigstellung des Neubaus und des<br />

Umzugs in das neue Magazin hat die seit<br />

2005 laufende Reorganisation des Klosterarchivs<br />

einen wichtigen Meilenstein hinter<br />

sich gebracht. 2013 werden die Bestände <strong>der</strong><br />

Musikbibliothek in das neue Magazin überführt.<br />

Dann wird auch die Arbeit des Reorganisationsteams<br />

beendet sein und <strong>der</strong><br />

Inspirierend: Die Arbeitsräume im Erdgeschoss<br />

für Archivare und Benutzer.<br />

Gut geschützt: Die Lagerräume im Untergeschoss<br />

(Fotos: Franz Kälin).<br />

neue Klosterarchivar Pater Gregor Jäggi<br />

wird die alleinige Verantwortung im Archiv<br />

übernehmen. Aber auch wenn die personellen<br />

Ressourcen dann etwas beschränkter<br />

sind, steht das Archiv weiterhin interessierten<br />

Benutzerinnen und Benutzern offen –<br />

solange es nicht wie<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>te auf einmal<br />

sind.<br />

Mirjam Sidler


Klosterarchiv und Musikbibliothek II<br />

«Von guten Taten und<br />

goldenen Bullen»<br />

Sie wurde im ganzen Kloster und vor allem<br />

von ihren Herausgebern mit Spannung erwartet:<br />

die erste grössere Publikation aus<br />

dem Klosterarchiv Einsiedeln seit mehreren<br />

Jahren. Herausgekommen ist nämlich keine<br />

klassische wissenschaftliche Schrift, son<strong>der</strong>n<br />

ein Buch mit vielen Bil<strong>der</strong>n, das man am<br />

besten abends mit einem guten Glas Wein<br />

o<strong>der</strong> einer heissen Tasse Tee in <strong>der</strong> Hand<br />

durchstöbert. «Es besteht Suchtgefahr beim<br />

Lesen!», bestätigt auch Abt Martin Werlen.<br />

85 Geschichten aus über 1000 Jahren<br />

Das Buch «Von guten Taten und goldenen<br />

Bullen. Geschichten aus Archiv und Musikbibliothek<br />

des Klosters Einsiedeln» beginnt<br />

mit Beschreibungen des Reorganisationsprojekts<br />

des Klosterarchivs von 2005 bis<br />

2012 und <strong>der</strong> Einsiedler Musikbibliothek. In<br />

einem weiteren Teil werden die baulichen<br />

Massnahmen vorgestellt. Bereits hier dominieren<br />

die vielen Bil<strong>der</strong>, mit denen die<br />

Publikation reich bestückt ist. Sie stammen<br />

alle aus den Beständen des Archivs und <strong>der</strong><br />

Musikbibliothek und illustrieren schon in<br />

<strong>der</strong> Einleitung die Vielfältigkeit <strong>der</strong> beiden<br />

Sammlungen.<br />

Richtig spannend wird es dann aber ab<br />

Seite 36: Auf fast 200 Seiten werden 85<br />

Objekte aus Archiv und Musikbibliothek<br />

vorgestellt. Dies geschieht in Form von je-<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Seit fast sieben Jahren beschäftigt sich das Projektteam des Reorgani sationsprojekts<br />

mit dem Klosterarchiv. Klar, dass es bei <strong>der</strong> Arbeit sowohl auf Unmengen von «normalen»<br />

Akten als auch auf Kuriositäten gestossen ist. Nun werden diese Trouvaillen<br />

zusammen mit Stücken aus <strong>der</strong> Musikbibliothek erfahr- und sogar hörbar gemacht.<br />

weils zwei Bil<strong>der</strong>n und einem Kurztext. Die<br />

Kurztexte zeigen dabei nicht nur die Vielfältigkeit<br />

<strong>der</strong> Sammlungen, son<strong>der</strong>n auch ihrer<br />

Bearbeiter. Bei den über vierzig Autorinnen<br />

und Autoren handelt es sich nämlich zumeist<br />

um aktive und ehemalige Projektteammitglie<strong>der</strong>,<br />

die alle intensiv mit den<br />

verschiedenen Beständen gearbeitet haben.<br />

Hinzu kommen externe Autoren wie <strong>der</strong><br />

Luzerner Historiker Prof. Dr. Valentin Groebner<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ehemalige Luzerner Staatsarchivar<br />

Dr. Anton Gössi, <strong>der</strong> gleichzeitig auch<br />

Mitglied des Projektteams ist, sowie einige<br />

temporäre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Was sind goldene Bullen?<br />

Ob nur temporär o<strong>der</strong> über mehrere Jahre<br />

im Klosterarchiv, zu entdecken gibt es unglaublich<br />

viel. In <strong>der</strong> Publikation finden sich<br />

Beiträge zu den wechselnden Besitzverhältnissen<br />

auf <strong>der</strong> Insel Ufnau, über Pläne im<br />

praktischen Taschenformat, die Qual <strong>der</strong><br />

Wahl des Marmors für die Klosterkirche,<br />

aber auch ein verloren geglaubter Autograph<br />

von Mozart o<strong>der</strong> ein nicht aufführbares<br />

(musikalisches) Primizgeschenk werden<br />

vorgestellt.<br />

Und wer sich schon seit längerem über<br />

den Titel wun<strong>der</strong>t: Die guten Taten – für ein<br />

Kloster in Vergangenheit, Gegenwart und<br />

17


18<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Auch die Fans <strong>der</strong> Theatertradition an <strong>der</strong> Stiftsschule kommen im Archivführer auf ihre<br />

Kosten: Die Seiten 146/147 sind diesem Thema gewidmet (Bild: Klosterarchiv).<br />

Zukunft essentiell – sind im sogenannten<br />

Guttäterbuch, das die grosszügigen Stifter<br />

verzeichnet, festgehalten. Und goldene<br />

Bullen sind keine exotischen Stiere. Der<br />

Name stammt vom goldenen Siegel an <strong>der</strong><br />

Urkunde des Kaisers Sigismund, in <strong>der</strong> er die<br />

Rechte des Klosters gegenüber den Schwyzer<br />

Vögten bestätigt (S. 50).<br />

Musikalische Begleitung<br />

Und was hört man am besten, wenn man<br />

sich durch die spannenden Bestände liest?<br />

Natürlich eine CD <strong>der</strong> vier Klosterorganisten!<br />

Alle Stücke stammen von Einsiedler<br />

Komponisten und werden von Einsiedler<br />

Mönchen gespielt. Die Einnahmen kommen<br />

dem Klosterarchiv und <strong>der</strong> Musikblibliothek<br />

zugute, was unter an<strong>der</strong>em einem <strong>der</strong> Organisten,<br />

Pater Lukas Helg, zu verdanken ist,<br />

dem Verantwortlichen <strong>der</strong> Musikbibliothek.<br />

Als einer <strong>der</strong> eifrigsten Autoren <strong>der</strong> Publikation<br />

stellt er in nicht weniger als 16 Artikeln<br />

Stücke aus <strong>der</strong> Musikbibliothek vor.<br />

Bettina Mosca-Rau, wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Projektteam, ist zusammen<br />

mit dem Projektleiter Andreas Kränzle Herausgeberin<br />

<strong>der</strong> Publikation. Buch und CD<br />

sind auf Bestellung (alle Informationen auf<br />

www.klosterarchiv.ch) o<strong>der</strong> im Klosterladen<br />

erhältlich – dort kann man sich übrigens<br />

auch mit Wein und Tee eindecken.<br />

Mirjam Sidler


Tauchen Sie<br />

mit einem<br />

Buch und<br />

einer Musik-CD<br />

in die über<br />

1000-jährige<br />

Geschichte<br />

des Klosters<br />

Einsiedeln ein<br />

Kombipreis für<br />

Buch und CD: CHF 75.–<br />

Sie sparen: CHF 15.–<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Von guten Taten und<br />

goldenen Bullen<br />

Geschichten aus Archiv und<br />

Musikbibliothek Einsiedeln<br />

212 Seiten/208 Abbildungen<br />

CHF 58.80<br />

Die 4 Klosterorganisten<br />

in Concert<br />

Komponisten aus <strong>der</strong><br />

Musikbibliothek Einsiedeln<br />

10 Werke, 1:19:57<br />

CHF 33.80<br />

Erhältlich im Klosterladen<br />

o<strong>der</strong> online<br />

www.klosterarchiv.ch<br />

19


20<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Konventausflug<br />

Auf den Spuren<br />

des heiligen Bernhard<br />

Am Donnerstag, 23. August, fand <strong>der</strong> alljährliche Konventausflug statt.<br />

14 Einsiedler Mönche nahmen an <strong>der</strong> Fahrt teil, die dieses Jahr an den Bodensee<br />

führte. Beim Besuch von gleich drei Klöstern <strong>der</strong> zisterziensischen Tradition<br />

lernten alle etwas Neues über den heiligen Bernhard und seinen Orden.<br />

Wer die mittelalterlichen Fresken in <strong>der</strong><br />

Klosterkiche von Subiaco kennt, könnte<br />

denken, das Verhältnis zwischen den<br />

«schwarzen Benediktinern» und den Zisterziensern<br />

sei nicht immer sehr freundschaftlich<br />

gewesen. In den moralisierenden Illustrationen<br />

spielen nämlich die Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

weiss-schwarzen Zisterzienserkutte stets die<br />

Rolle des faulen o<strong>der</strong> ungehorsamen<br />

Mönchs, während die «echten» Benediktiner<br />

mit <strong>der</strong> schwarzen Kutte Inbegriff des<br />

guten Beispiels sind. Diese Polemik erklärt<br />

sich aus <strong>der</strong> Zeit heraus: Der Zisterzienserorden<br />

entstand Ende des 11. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

als Reformbewegung in Abgrenzung zur<br />

reichen und selbstzufriedenen Klosterkongregation<br />

von Cluny. Der neue Orden verbreitete<br />

sich explosionsartig und überflügelte<br />

die Cluniazenser innerhalb weniger<br />

Jahrzehnte. Dass die «Schwarzen» ihre liebe<br />

Mühe hatten mit dieser Entwicklung, beweisen<br />

die besagten Bil<strong>der</strong> in Subiaco.<br />

«Ein Honigschlecker»<br />

Von einem Konkurrenzdenken zwischen<br />

den beiden Orden, Zisterzienser und Benediktiner,<br />

war jedoch am Tag des Konventausflugs<br />

nichts zu spüren. Im Zisterzienserpriorat<br />

Birnau wurden wir sehr herzlich<br />

empfangen. In <strong>der</strong> prunkvollen Rokoko-<br />

Wallfahrtskirche feierten wir Eucharistie.<br />

Pater Dekan Urban wies uns in seiner Pre-<br />

digt – seine Fachkenntnisse als Dozent für<br />

Spiritualität an <strong>der</strong> Theologischen Schule<br />

kamen ihm dabei zugute – auf das Hauptanliegen<br />

<strong>der</strong> zisterziensischen Spiritualität<br />

hin: Dem heiligen Bernhard, Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

zister ziensischen Mystik, ging es um eine<br />

vertiefte Innerlichkeit, um eine persönliche<br />

Liebesbeziehung zwischen dem Menschen<br />

und seinem Gott, welche <strong>der</strong> Abt von Clairvaux<br />

mit Bil<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Brautmetaphorik<br />

beschrieb. Dass Bernhard zu seiner Zeit mindestens<br />

ebenso gern gehört wurde wie an<br />

diesem Tag Pater Dekan, darauf lässt sein<br />

Ehrentitel «doctor meliflus» («honigfliessen<strong>der</strong><br />

Lehrer») schliessen, welcher ihm<br />

aufgrund <strong>der</strong> Süsse seiner Predigten verliehen<br />

wurde. Die berühmte Statue des «Honigschleckers»<br />

erinnert daran.<br />

Ursprungsort unserer Kerzenstän<strong>der</strong><br />

Nach <strong>der</strong> Messe erklärte uns Pater Bruno<br />

Metzler, ein ehemaliger Schüler unserer<br />

Theologischen Schule und heute <strong>der</strong> Pfarrer<br />

von Birnau, den als Thronsaal Gottes und<br />

Marias konzipierten Kirchenraum und zeigte<br />

uns im Turm das antike Uhrwerk, das noch<br />

heute die drei Uhren in <strong>der</strong> Kirche antreibt.<br />

Zum Mittagessen im Restaurant Oberhof<br />

gesellte sich ein treuer Freund von Einsiedeln<br />

zu uns, Dekan Peter Nicola, Pfarrer in<br />

<strong>der</strong> nahe gelegenen Stadt Salem, welche<br />

unsere nächste Destination sein sollte.


Pfarrer Nicola übernahm nicht nur in verdankenswerter<br />

Weise die Kosten für die<br />

Führung, son<strong>der</strong>n hatte auch eine <strong>der</strong> kompetentesten<br />

Führerinnen aufgeboten. Die<br />

Kunsthistorikerin Agnes Lebrenz wusste<br />

viel Interessantes über die Geschichte des<br />

1804 durch die Säkularisation aufgehobenen<br />

Zisterzienserklosters Salem zu berichten.<br />

Bei <strong>der</strong> Klosteraufhebung verkaufte<br />

man zahlreiche Objekte in die Schweiz, so<br />

auch zwei grosse Glocken an die damals neu<br />

errichtete Pfarrkirche von Wollerau und die<br />

prunkvollen Kerzenstän<strong>der</strong>, die bei beson<strong>der</strong>en<br />

Hochfesten den Hochaltar in <strong>der</strong> Klosterkirche<br />

Einsiedeln zieren.<br />

Dank dem ruhigen und sicheren Fahrstil<br />

von Buschauffeur Paul Ochsner wurde die<br />

volle Umrundung des Bodensees ein richtiges<br />

Vergnügen. Bald liessen wir Baden-<br />

Württemberg hinter uns und durchquerten<br />

für kurze Zeit bayrisches Territorium, bis wir<br />

dann die österreichische Grenze erreichten.<br />

Bei Bregenz, unmittelbar am See gelegen,<br />

befindet sich die Abtei Wettingen-Mehrerau.<br />

Der Doppelname rührt daher, dass die<br />

Wettinger Zisterziensergemeinschaft 1841<br />

von <strong>der</strong> antiklerikalen Regierung aus dem<br />

Kanton Aargau vertrieben wurde und bald<br />

darauf im habsburgischen Exil neu Fuss<br />

fasste.<br />

Die Kräfte bündeln<br />

Der junge Abt Anselm van <strong>der</strong> Linde, auch<br />

ein ehemaliger Theologiestudent an <strong>der</strong><br />

Einsiedler Ka<strong>der</strong>schmiede, begrüsste uns<br />

sehr herzlich mit einem erfrischenden Trunk<br />

hausgemachten Apfelmosts und äusserte<br />

den festen Wunsch, dass die guten Beziehungen<br />

zwischen unseren beiden Mönchsgemeinschaften<br />

weiterbestehen mögen. Ja<br />

er wagte sogar davon zu träumen, dass es in<br />

<strong>der</strong> abendländischen Kirche <strong>der</strong>einst wie<strong>der</strong><br />

nur einen monastischen Orden geben könnte<br />

– ein wahrhaft revolutionärer Gedanke<br />

und vielleicht die einzige vernünftige Option<br />

in unserer Zeit des Glaubensschwundes<br />

und des drastischen Rückgangs von Berufungen<br />

zum Ordensleben. Die Zeiten, in<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Die Mittagstafel in Birnau.<br />

Vor <strong>der</strong> Kirchenführung in Salem (Fotos:<br />

Bru<strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong> Schlachter).<br />

denen man sich den Luxus leisten konnte,<br />

über Melodien und Kuttenfarben zu streiten,<br />

sind endgültig vorbei. Heute gilt es, die<br />

Kräfte zu bündeln und zusammenzuarbeiten.<br />

Nach dem Abendgebet in <strong>der</strong> Klosterkirche<br />

waren wir zum Nachtessen im Speisesaal<br />

eingeladen, wo wir uns mit den Mehrerauer<br />

Mitbrü<strong>der</strong>n gut unterhielten. Ein<br />

schöner und erlebnisreicher Tag ging zu<br />

Ende. Für das gute Gelingen gebührt Dank<br />

unseren Gastgebern und dem Organisator<br />

Pater Urban.<br />

Frater Mauritius Honegger<br />

21


22<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Neues Buch: Das halbe Leben – Junge Männer erzählen<br />

Einsiedler Mönch porträtiert<br />

Am 26. Juni 2012 fand im Zürcher Kaufleuten die Vernissage des neuen Buches von<br />

Susanna Schwager «Das halbe Leben – Junge Männer erzählen» statt. Nach ihren<br />

Bestsellern «Das volle Leben – Frauen, bzw. Männer, über achtzig erzählen» porträtiert<br />

die Autorin in ihrem neusten Werk junge Männer wie Cédric Wermuth o<strong>der</strong> den<br />

Sänger Stress. Aus dem Kloster Einsiedeln ist <strong>der</strong> Westschweizer Pater Jean-Sébastien<br />

Charrière unter dem Titel «Mönch mit Liebe» vertreten. Im Interview mit Bru<strong>der</strong><br />

Gerold Zenoni äussert er sich zu seinem Auftritt im Buch.<br />

Pater Jean-Sébastien, wie hast du reagiert,<br />

als Susanna Schwager dich um ein Gespräch<br />

für das Buch bat?<br />

Ausser meinem «Ja» hatte ich keine beson<strong>der</strong>e<br />

Reaktion. Susanna Schwager nahm per<br />

Mail Kontakt mit dem Dekan auf und bat um<br />

ein Gespräch mit einem Mitbru<strong>der</strong> unter<br />

vierzig Jahren. Die Anfrage an mich bekam<br />

ich dann über Pater Urban. Ich war einfach<br />

<strong>der</strong> erste <strong>der</strong> angefragten Mitbrü<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />

geantwortet hat. Und sprechen tue ich auch<br />

gerne!<br />

Wie hast du das Gespräch mit <strong>der</strong> Autorin im<br />

Kloster erlebt?<br />

Das Gespräch war sehr angenehm und natürlich.<br />

Susanna ist sehr sympathisch und die<br />

Chemie hat sofort gestimmt. Das Gespräch<br />

wurde auf Tonband aufgenommen, was mir<br />

weniger angenehm war. Aber das Mikrophon<br />

wurde schnell vergessen.<br />

Entspricht <strong>der</strong> Text im Buch deinen Vorstellungen?<br />

Ja und nein. Wie die Fotos nach den Ferien<br />

nie <strong>der</strong> Intensität des Erlebnisses entsprechen,<br />

und trotzdem echt sind, so ist es für<br />

mich mit dem veröffentlichten Text. Das Interview<br />

war ein Gespräch, das veröffentlich-<br />

te Resultat aber ist ein Monolog. Für mich<br />

wesentliche Themen sind nur nebenbei erwähnt<br />

o<strong>der</strong> verschwunden, für mich Unwesentliches<br />

jedoch ist im Buch zentral dargestellt.<br />

Aber das gehört zum Spiel. Susanna<br />

ist eine sehr gute Künstlerin, sie hat mit dem<br />

gesamten Gesprächsstoff ein schönes<br />

Patchwork gestaltet. Ich denke, dass es gelungen<br />

ist und, dass man mich sehr gut erkennen<br />

kann – auch wenn es mir nicht immer<br />

gefällt… Bru<strong>der</strong> Gerold Zenoni<br />

Susanna Schwager, Das halbe Leben – Junge Männer<br />

erzählen. Wörterseh Verlag, Gockhausen, 2012,<br />

383 S., CHF 44.–, ISBN 978-3-03763-024-2.


Diakonatsweihe<br />

Zum Diakon wird man nicht für sich selber<br />

geweiht, son<strong>der</strong>n vielmehr für den Dienst<br />

an den Mitmenschen. Dies ist ein wichtiger<br />

Grundsatz, <strong>der</strong> mich auf diesen Weihetag<br />

hin begleitet hat und natürlich auch weiterhin<br />

begleiten soll. Während <strong>der</strong> Weiheliturgie<br />

kam diese Einstellung ebenfalls klar zum<br />

Ausdruck, als uns etwa Bischof Amédée<br />

fragte, ob wir bereit seien, den Dienst des<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

«Mit Gottes Hilfe bin ich bereit»<br />

Im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamtes wurden am Samstag, 1. September<br />

unsere beiden Fratres Daniel Emmenegger und Thomas Fässler von unserem<br />

Mitbru<strong>der</strong> Bischof Amédée Grab, dem emeritierten Bischof von Chur, zu Diakonen<br />

geweiht. Lassen wir einen von ihnen – Pater Thomas – gleich selber über diesen<br />

grossen Tag reflektieren.<br />

Pater Daniel Emmenegger (links) und Pater<br />

Thomas Fässsler bei <strong>der</strong> Befragung durch<br />

ihren Mitbru<strong>der</strong> Bischof Amédée Grab (Foto:<br />

Franz Kälin sen.).<br />

Diakons zum Wohl des christlichen Volkes<br />

auszuüben, sowie den Armen, Kranken, Heimatlosen<br />

und Notleidenden beizustehen.<br />

Mit gutem Willen haben wir beide – Pater<br />

Daniel und ich – unsere ehrliche Bereitschaft<br />

erklärt, mit unserem ganzen Können und<br />

Wissen diesen Dienst für Gott und den Nächsten<br />

zu übernehmen. Auch die vergangenen<br />

Jahren standen ganz in diesem Zeichen, als<br />

wir als Vorbereitung darauf während des<br />

Theologiestudiums und des Pastoraljahres<br />

gut und gründlich für diesen neuen Dienst<br />

ausgebildet wurden. Während wir dabei in<br />

den ersten Jahren das theoretische Fundament<br />

legen konnten, erlangten wir während<br />

des letzten Studienjahres das praktische<br />

Rüstzeug, von <strong>der</strong> Predigtkunst bis hin zur<br />

Spendung <strong>der</strong> einzelnen Sakramente. Das dabei<br />

erlangte Wissen ist unser eigener Beitrag,<br />

den wir beim Dienst als Diakon leisten können.<br />

Alles an<strong>der</strong>e legen wir vertrauensvoll in<br />

Gottes Hände. In diesem Sinn haben wir auch<br />

auf die letzte Frage des Bischofs, ob wir bereit<br />

seien, unser eigenes Leben nach dem Bild<br />

und Beispiel Christi zu gestalten, geantwortet:<br />

«Mit Gottes Hilfe bin ich bereit.» So legten<br />

wir uns anschliessend auch – direkt vor<br />

<strong>der</strong> Handauflegung – ausgestreckt auf den<br />

Boden, um demütig zusammen mit seinen<br />

Heiligen um Gottes Beistand zu bitten.<br />

Pater Thomas Fässler<br />

23


24<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

Gebetsanliegen<br />

Die Erfahrungen <strong>der</strong> Menschen, die<br />

uns anschreiben, sind von starkem<br />

Vertrauen geprägt, zeugen aber auch<br />

von grossem Leid. Gerne teilen wir<br />

mit Ihnen eingegangene Gebetsanliegen:<br />

Ein Mann bittet für eine junge Frau,<br />

die nach einem Sturz von einem Pferd<br />

querschnittgelähmt in einem Paraplegiker-Zentrum<br />

liegt. Ein an<strong>der</strong>er<br />

Mann bittet ohne weitere Worte um<br />

die Heilung seines Sohnes. Eine Fa-<br />

Für mich ist das Gebet ein Schwung des Herzens,<br />

ein einfacher Blick zum Himmel empor, ein Schrei<br />

<strong>der</strong> Dankbarkeit und <strong>der</strong> Liebe, aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />

Prüfung wie aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Freude; kurz, es ist<br />

etwas Grosses, Übernatürliches, das mir die Seele<br />

ausweitet und mich mit Jesus vereint.<br />

Hl. Thérèse de Lisieux (1873–1897)<br />

milie hofft auf die Genesung ihres Sohnes und Bru<strong>der</strong>s nach einer Rückenoperation: Seine<br />

grosse Familie brauche ihn noch lange. Eine Grossmutter ist besorgt um ihren Enkel,<br />

<strong>der</strong>, erst 19-jährig, eine grosse Herzoperation über sich ergehen lassen muss. Eine Frau<br />

schreibt von grossem Kummer und Leid, die ihr die Stimme geraubt hätten. Zudem werde<br />

auch ihre finanzielle Situation immer prekärer. Und eine Bäuerin leidet zusammen mit<br />

ihrer Mutter, dass <strong>der</strong> Mann und Schwiegersohn unter psychischen Problemen verzweifelt,<br />

während <strong>der</strong> gemeinsame Sohn seine Schwester hasst und nicht mehr mit <strong>der</strong> Mutter<br />

spricht. Beten wir für diese Menschen und für unsere Familien!<br />

Die Schwierigkeiten des Zusammenlebens werden immer wie<strong>der</strong> nach Einsiedeln gebracht.<br />

Stellvertretend schreiben wir hier von einer Frau, die nach zwanzig Jahren Ehe<br />

von grossen Spannungen schreibt und um unsere Gebetsunterstützung bittet.<br />

Aber auch dankbare und froh machende Sätze erreichen uns. Eine Frau bringt die Anliegen<br />

ihrer Grossmutter nach Einsiedeln. Diese hätte eine Wallfahrt nach Einsiedeln<br />

versprochen, wenn ihre Tochter bei <strong>der</strong> Geburt <strong>der</strong> Enkelin überlebe. Die Enkelin selbst<br />

hat sich nun nach dem Tod <strong>der</strong> Grossmutter daran gemacht, <strong>der</strong>en Dankbarkeit zur<br />

Schwarzen Madonna zu bringen.<br />

Unsere Liebe Frau von Einsiedeln (Foto: Harry Greis).


26<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

KONVENT<br />

GLÖCKLI<br />

RÜCKBLICK<br />

30. Juli<br />

Während des Pontifikalamtes mit den Fahrenden<br />

werden von Abt Martin vier junge<br />

Menschen gefirmt und einer empfängt die<br />

Erstkommunion.<br />

Andreas Meyerhans stellt dem Bischof<br />

von Lugano, dem Generalvikar und dem<br />

Architekten das Archivprojekt des Klosters<br />

vor, weil die Diözese Lugano auch das Archiv<br />

renoviert.<br />

31. Juli<br />

In <strong>der</strong> Propstei St. Gerold findet eine Besprechung<br />

mit verschiedenen Sachverständigen<br />

sowie mit den Architekten statt. Es geht um<br />

die Frage <strong>der</strong> Umsetzung des schon im Sommer<br />

2010 gefor<strong>der</strong>ten brandschutztechnischen<br />

Sanierungskonzeptes. Die Behördenvertreter<br />

nehmen anerkennend von den<br />

umfassenden Planungsarbeiten Kenntnis<br />

und genehmigten die Weiterführung des<br />

Betriebs bis zur geplanten Umsetzung <strong>der</strong><br />

Sanierungsvorhaben.<br />

20. August<br />

Um 14 Uhr 30 Uhr wird <strong>der</strong> Krankengottesdienst<br />

durchgeführt.<br />

Am Abend trifft Pater Urban zusammen<br />

mit dem gesamten Vorstand <strong>der</strong> Welttheatergesellschaft<br />

den Regisseur Beat Fäh,<br />

nachdem vor einer Woche <strong>der</strong> Autor Tim<br />

Krohn sein neues «Einsiedler Welttheater<br />

2013» vorgestellt hat.<br />

21. August<br />

Das Schweizer Fernsehen macht Aufnahmen<br />

für «Schweiz Aktuell» und «Tagesschau» im<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Neueröffnung des<br />

Projektes Archiv/Musikhaus.<br />

23. August<br />

14 Mitbrü<strong>der</strong> begeben sich auf den jährlichen<br />

Konventausflug. Dieser führt zur Basilika<br />

des Priorats Birnau (D), wo die Eucharistie<br />

gefeiert wurde. Salem war das nächste<br />

Reiseziel. Nach einer Erfrischung und <strong>der</strong><br />

gemeinsamen Vesper (und vorgeholten<br />

Komplet) in <strong>der</strong> Mehrerau durften wir dort<br />

herzliche Gastfreundschaft <strong>der</strong> Mitbrü<strong>der</strong><br />

geniessen (siehe S. 20f.).<br />

24. August<br />

Anstatt einen Ausflug in die Ferne durchzuführen,<br />

verbringen unsere Oblaten dieses<br />

Jahr zum ersten Mal einige Tage (vom Freitagnachmittag<br />

24. August bis Sonntagnachmittag<br />

26. August) bei uns im Kloster. Am<br />

Samstag pilgern sie auf die Ufnau und am<br />

Sonntag ins Kloster Au. Insgesamt haben<br />

sich 18 Oblaten angemeldet, von denen 13<br />

bei uns übernachten.<br />

Am Abend findet das Richtfest für alle<br />

statt, die am Bauprojekt Archiv/Musikbibliothek<br />

beteiligt waren.<br />

Die Propstei St. Gerold geniesst bei vielen<br />

Menschen aus Nah und Fern eine grosse<br />

Wertschätzung. Es genügt jedoch nicht, das<br />

Bestehende zu verwalten. Die Propstei muss<br />

sich weiter zu entwickeln. Einhergehend mit<br />

betrieblichen Optimierungen bedarf sie einer<br />

Gesamtsanierung, die viel Zeit und Energie<br />

for<strong>der</strong>t. In den kommenden Tagen und<br />

Wochen wird <strong>der</strong> Probst, Pater Kolumban,<br />

gemeinsam mit Fachleuten das Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />

für die Betriebsleitung vervollständigen,<br />

um zukunftsgerichtet für die<br />

Propstei möglichst die richtige Lösung zu<br />

finden.<br />

25. August<br />

Das Projekt Archiv/Musikbibliothek wird<br />

geladenen Gästen im Grossen Saal mit<br />

Musik, Wort und Bild vorgestellt. Anschliessend<br />

werden im Konventamt Gedanken aufgenommen<br />

und in den Kontext <strong>der</strong> Heilsge-


schichte gestellt. Am Nachmittag öffnen<br />

sich die Türen für die Öffentlichkeit. Das Interesse<br />

übertrifft alle Erwartungen.<br />

20.–25. August<br />

Eine Gruppe von Ministranten aus <strong>der</strong> Stiftsschule<br />

begibt sich mit Pater Benedict und<br />

Elisabeth Betschart auf die Ministrantenreise<br />

nach Paris. Pater Benedict hat sich mit<br />

dieser Reise zugleich als Ministrantenleiter<br />

<strong>der</strong> Stiftsschule verabschiedet.<br />

PERSONELLES<br />

25. Juli<br />

Abt Martin besucht mit Reiner Haseloff, dem<br />

Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt,<br />

und dessen Gemahlin das Schloss Pfäffikon,<br />

die Insel Ufnau und das Leutschenhaus. Herr<br />

Haseloff ist Ministerpräsident im Land, in<br />

dem Kaiser Otto I., För<strong>der</strong>er des Klosters, vor<br />

1100 Jahren geboren wurde.<br />

28. Juli<br />

Pater Benedict spricht auf SF 1 das «Plaid sin<br />

via», das «Wort zum Sonntag» auf Rätoromanisch.<br />

28.–24. Juli<br />

Frater Daniel besucht den Internationalen<br />

Sommerkurs Gregorianik in Essen-Werden<br />

(D).<br />

2. August<br />

Pater Theo gibt ein Konzert in <strong>der</strong> Basilika<br />

Santa Maria Maggiore in Bergamo mit Kompositionen<br />

von Bach, Händel, Mozart, Rheinberger<br />

und Boëllmann.<br />

8.–10. August<br />

Pater Alois, Pater Georg und Pater Gabriel<br />

nehmen an <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> Schweizer<br />

Benediktinerkongregation in Fischingen<br />

teil. Thema ist: «Sind wir Diener zweier<br />

Herren? Arbeit und Klosterleben vor dem<br />

Hintergrund gesellschaftlicher Verän<strong>der</strong>ungen»;<br />

Referent ist Pater Dr. Bernhard Eckerstorfer,<br />

Kremsmünster.<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

9. August<br />

Wie jedes Jahr zelebriert Pater Jean-Sébastien<br />

zum Todestag <strong>der</strong> Königin Astrid am<br />

29. August die Messe in Küssnacht am Rigi.<br />

Dieses Jahr schliessen sie auch die Opfer des<br />

Busunfalls in Sierre ins Gebet ein.<br />

16. August<br />

Heute verlässt uns Frater Philipp für zehn<br />

Monate, um in St. Meinrad/USA weiter zu<br />

studieren.<br />

26. August<br />

Pater Theo spielt in <strong>der</strong> ehemaligen Zisterzienserabtei<br />

St. Urban ein Konzert mit Werken<br />

<strong>der</strong> älteren Komponisten Frescobaldi,<br />

Sweenlinck, Muffat und Rossi .<br />

1. September<br />

Frater Daniel und Frater Thomas werden<br />

von Bischof Amédée zu Diakonen geweiht.<br />

8. September<br />

Pater Maurus kann auf 60 Jahre Profess zurückblicken.<br />

VORSCHAU<br />

15. Oktober<br />

Pater Angelo feiert den 80. Geburtstag.<br />

27


28<br />

STIFTSSCHULE<br />

2.–5. Juli: Sommerexamen an <strong>der</strong> Stiftsschule. Alle Schülerinnen und Schüler wurden in je<br />

vier Fächern über den Jahresstoff befragt. Die Resultate waren befriedigend.<br />

6. Juli: Notenkonferenz und Abschlussfest <strong>der</strong> Lehrerschaft und des Personals in <strong>der</strong> Gartenhalle.<br />

Vier Lehrpersonen (Christine Lobmaier, Werner Küttel, Beat Fischli, Hannes van <strong>der</strong><br />

Weijden) und Silvia Thomann aus dem Hausdienst wurden in den verdienten Ruhestand<br />

entlassen. Und das nach vielen Jahren Arbeit an <strong>der</strong> Stiftsschule. Sie haben dieses Gymnasium<br />

weitgehend mitgeprägt. An<strong>der</strong>e Lehrpersonen waren befristet angestellt o<strong>der</strong> suchten eine<br />

neue Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Als Symbol für den Wechsel, aber auch für das ständige «Weiterrollen» <strong>der</strong> Stiftsschule<br />

liegt auf dem Stiftsrasen immer ein überdimensionierter Ball aus Bronze. Er besteht aus 20<br />

Sechsecken und 12 Fünfecken. Sein Platz ist jeden Tag woan<strong>der</strong>s, aber immer auf dem Stiftsrasen.<br />

29. August: Der erste Schultag des neuen Schuljahres beginnt mit einer festlichen Messfeier<br />

in <strong>der</strong> Klosterkirche. Pater Markus steht diesem Gottesdienst vor und hält die Predigt, die<br />

uns aufruft, nach dem Siegerkranz zu streben, aber uns auch bewusst zu sein, dass nicht alle<br />

siegen, aber doch für sich gewinnen können. Gestaltet wurde diese Feier von Pater Cyrill<br />

Bürgi, dem neuen Schulseelsorger.<br />

+++ nachrichten +++ nachrichten +++<br />

Anschliessend traf sich die ganze Stiftsschule im Theater, wo das neue Schuljahr mit Informationen<br />

und viel guter Musik eröffnet wurde. Das Cello-Quartett unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Irma Aeschbacher stimmte uns auf die Zukunft ein. Den Abschluss machten Songeinlagen<br />

von Deborah Züger, Klasse 3b.<br />

Am Abend besuchten die Lehrpersonen als Eröffnungskonferenz die Ausstellung «Deftig<br />

Barock» im Kunsthaus Zürich.<br />

Bauliches: Während <strong>der</strong> Sommerferien wurden auch ein paar bauliche Verän<strong>der</strong>ungen abgeschlossen.<br />

So ist <strong>der</strong> Eingang bei <strong>der</strong> Externenpforte etwas heller geworden und die alte<br />

Holztüre wurde durch eine Glastüre ersetzt. In den naturwissenschaftlichen Zimmern und im<br />

Zeichnungszimmer gab es eine neue Beleuchtung, ebenso in <strong>der</strong> oberen Turnhalle.<br />

Ein paar Daten zum Schuljahr 2012/13: 12 Lehrpersonen traten neu in die Stiftsschule ein,<br />

darunter auch André und Milena Keiser, die nach einem Sabbatjahr wie<strong>der</strong> zu uns zurückkehrten.<br />

Alle wurden herzlich begrüsst.<br />

Wir begrüssten auch 339 Schülerinnen (181) und Schüler (158). Die Schwerpunktfächer wurden<br />

ähnlich belegt wie in den letzten Jahren: 88 SchülerInnen wählten Englisch, 34 Italienisch,<br />

19 Griechisch, 35 Physik und Anwendungen <strong>der</strong> Mathematik, 35 Biologie und Chemie.<br />

Peter Lüthi, Co-Rektor


ECKE<br />

DER ELTERN<br />

Liebe Eltern unserer Schülerinnen<br />

und Schüler<br />

Bildung ist Begegnung<br />

Eigentlich müsste ich schreiben: Leben ist<br />

Begegnung. Denn man verlangt von den<br />

Mittelschulen, dass wir perfekte Studenten<br />

an die Hochschulen entlassen. Mit Recht.<br />

Trotzdem möchte ich nicht von <strong>der</strong> Perfektion<br />

schreiben, aber vom Weg hin zu einem<br />

guten Menschen. Dieses Ziel kann ich<br />

auch ohne Studium und Mittelschule erreichen.<br />

Ich bin aber überzeugt, dass ein guter<br />

Wissensstand auch positive Auswirkungen<br />

hat auf das Leben im Alltag. Wenn ich verstehe,<br />

weshalb ich zur Energie Sorge tragen<br />

o<strong>der</strong> weniger Fleisch essen sollte, fällt es mir<br />

leichter, hier Retuschen anzubringen.<br />

Von vorne. Bei <strong>der</strong> Geburt begegnen wir<br />

uns. Die Welt nimmt uns auf, steht aber auch<br />

quer in <strong>der</strong> Gegend. Ich erlerne den Umgang<br />

mit ihr in <strong>der</strong> Begegnung. Die heisse Kochplatte,<br />

die gefährlichen Gegenstände, alles<br />

muss erkannt und begriffen, mindestens antrainiert<br />

werden. Später lerne ich in <strong>der</strong><br />

Schule die Zusammenhänge im Leben kennen,<br />

erkunde die weitere Umgebung und<br />

die Gründe für viele Vorkommnisse um mich<br />

herum. Ich spüre die Wirksamkeit meines<br />

Verhaltens. Die Begegnungen werden vielfältiger,<br />

manchmal auch hinterlistig o<strong>der</strong><br />

vertraut. Mein Verhalten passt sich an o<strong>der</strong><br />

generiert Streit, Auseinan<strong>der</strong>setzung und<br />

Zustimmung. Ich finde langsam meinen<br />

Weg.<br />

Ist das nicht auch so in <strong>der</strong> täglichen<br />

Arbeit an <strong>der</strong> Stiftsschule? Begegne ich da<br />

nicht auch hohen Hürden, die übersprungen<br />

werden sollten? Für mich gab es solche – sie<br />

stellten Mauern dar. Aber die Mauer ist doch<br />

STIFTSSCHULE<br />

nur ein Bild für die Begegnung – ich stehe<br />

vor dieser Mauer und will sie überwinden.<br />

Der Sieg über diese Mauer spendet Selbstvertrauen.<br />

Jedes Gedicht bedeutet eine<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong> ich mich stellen muss.<br />

Es kann noch so verschlüsselt sein, noch so<br />

mo<strong>der</strong>n, vor<strong>der</strong>gründig nichts bedeutend,<br />

ich muss mich ihm widmen. Da treffe ich auf<br />

Bekanntes und Neues. Aus dieser Arbeit<br />

heraus entwickelt sich mein Denken. Die<br />

Worte des Gedichts entführen mich in an<strong>der</strong>e<br />

Denkweisen, mit denen ich mich auseinan<strong>der</strong>setze.<br />

So gewinne ich an Wissen, an<br />

Denkkraft.<br />

Das alles nützt mir aber wenig, wenn ich<br />

mich diesen neuen Wegen nicht öffne, nicht<br />

kritiklos natürlich, aber umso intensiver. Dabei<br />

sind sicher Rückschlüsse auf mein bisheriges<br />

Denken möglich. Ich stelle den Kompass<br />

des Lebens neu ein. Wenn ich also lerne,<br />

ohne zu reagieren, wäre das fast nutzlos.<br />

Diesen Wandel merkt natürlich meine Umgebung.<br />

Da begegne ich den grössten Kritikern.<br />

Miteinan<strong>der</strong> diskutieren wir, wie<strong>der</strong><br />

eine Begegnung. Eine entscheidende. Nicht<br />

<strong>der</strong> Lernstoff o<strong>der</strong> das Können sind entscheidend<br />

für die Bildung, son<strong>der</strong>n die Anwendung<br />

in unserer Umgebung. Es ist <strong>der</strong><br />

Respekt vor <strong>der</strong> Schöpfung, die Achtung vor<br />

dem Nächsten. Eine Ausbildung, die nur Fakten<br />

häuft, bleibt leer. Bildung bewegt den<br />

Menschen. Deshalb kann ich auch davon<br />

sprechen, dass Bildung Begegnung sei. Mit<br />

Auswirkungen bis in den Alltag.<br />

Zur Elite gehören heute nicht die Fleissigsten,<br />

die Intelligentesten, die Bestbezahlten,<br />

zur Elite gehören heute jene Menschen,<br />

die dem Nächsten gegenüber Achtung und<br />

Respekt bezeugen. Das lernen wir im Alltag<br />

an <strong>der</strong> Stiftsschule. Täglich begegnen wir<br />

vertrauten und vielen fremden Menschen,<br />

die wir gerne grüssen; damit fängt Bildung<br />

an.<br />

Peter Lüthi, Co-Rektor<br />

29


30<br />

STIFTSSCHULE<br />

Schulseelsorge<br />

Eine «Sauerteig»-Gruppe<br />

für die Stiftsschule<br />

Nachdem <strong>der</strong> bisherige Schulseelsorger Pater Benedict Arpagaus auf Anfang August<br />

Aufgaben in <strong>der</strong> Pfarrei Einsiedeln übernommen hat, stellt sich nun Pater Cyrill Bürgi<br />

als seinen Nachfolger vor. Er möchte nicht einfach ein «Amt» verwalten, son<strong>der</strong>n<br />

im Sinne des Sauerteig-Gleichnisses «das Leben <strong>der</strong> Schule mit dem Geist des Evangeliums<br />

durchsäuern».<br />

Als bekannt wurde, dass ich neu als Verantwortlicher<br />

<strong>der</strong> Schulseelsorge an unsere<br />

Stiftschule komme, reagierte ein Mitbru<strong>der</strong><br />

so: «Braucht es einen Schulseelsorger überhaupt?<br />

Früher ging es auch ohne.» Er empfand<br />

die Ernennung als Affront gegen die<br />

damalige Zeit, als ob damals etwas gefehlt<br />

hätte. Über die Vergangenheit weiss ich viel<br />

zu wenig, als dass ich darüber urteilen<br />

könnte. Aber ich bin überzeugt von <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Schulseelsorge heute. Sie ist<br />

nicht eine Reaktion auf einen früheren<br />

Das Motto <strong>der</strong> Stiftsschule ist auch Ansporn<br />

für die Schulseelsorge.<br />

Mangel, son<strong>der</strong>n eine Antwort auf die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> jetzigen Schule.<br />

Die Charta verpflichtet<br />

Zusammen mit über 50 Schulen in <strong>der</strong><br />

Schweiz verpflichtete sich die Stiftsschule<br />

am 28. Mai 2011 <strong>der</strong> Charta <strong>der</strong> Katholischen<br />

Schulen <strong>der</strong> Schweiz. Diese verlangt unter<br />

an<strong>der</strong>em von je<strong>der</strong> Schule eine Person, die<br />

die Verantwortung für die Schulseelsorge<br />

trägt. In <strong>der</strong> Charta wird Erziehung als umfassende<br />

Bildung <strong>der</strong> menschlichen Person<br />

verstanden, in Hinordnung auf ihr letztes<br />

Ziel, mit ihrem Leben auf den Anruf Gottes<br />

zu antworten. Ausgangspunkt für allen Einsatz<br />

dieser Schulen ist die Grundüberzeugung<br />

von <strong>der</strong> durch Gott verliehenen personalen<br />

Würde jedes Menschen. Deswegen<br />

stehen die Schule und damit ihre Schulseelsorge<br />

im Dienst <strong>der</strong> jungen Menschen, ihrer<br />

Eltern, <strong>der</strong> Lehrpersonen und <strong>der</strong> nichtunterrichtenden<br />

Mitarbeitenden unabhängig<br />

von Religionszugehörigkeit o<strong>der</strong> Herkunft.<br />

Lebensraum im Geist des Evangeliums<br />

Daraus erwächst <strong>der</strong> Anspruch, einen Lebensraum<br />

zu schaffen, in dem <strong>der</strong> Geist des<br />

Evangeliums, <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Freiheit und <strong>der</strong><br />

Liebe lebendig ist. Als Schulseelsorger verstehe<br />

ich mich als Animator einer vom Evangelium<br />

geprägten Schulkultur – einer Kultur,


Pater Cyrill Bürgi: Freut sich auf unmittelbare<br />

Kontakte in <strong>der</strong> Schulseelsorge (Fotos:<br />

zvg.).<br />

die in <strong>der</strong> Vergangenheit schon auf ihre Weise<br />

gelebt wurde.<br />

Der einstige Stiftsschüler<br />

In die Schulseelsorge bringe ich natürlich<br />

meine eigene Person mit. Prägend waren für<br />

mich die Kindheit in einer siebenköpfigen<br />

Familie in Küssnacht am Rigi und die sechs<br />

Jahre im Internat <strong>der</strong> Stiftsschule Einsiedeln<br />

(M 1993). In dieser Zeit reifte <strong>der</strong> Wunsch<br />

heran, mich ganz in den Dienst des Evangeliums<br />

zu stellen.<br />

So begann ich 1995 die Kandidatur im<br />

Kloster Einsiedeln und legte 1999 die Feierliche<br />

Profess ab. Nach dem Theologiestudium<br />

arbeitete ich acht Jahre als Seelsorger in<br />

<strong>der</strong> Pfarrei Einsiedeln und im Seelsorgeraum<br />

St. Anton – Maria Krönung in Zürich-Witikon.<br />

Die Begegnung und <strong>der</strong> Umgang mit<br />

Menschen in den verschiedensten Lebensabschnitten,<br />

in <strong>der</strong> Schule, <strong>der</strong> Freizeit o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Gottesdienstvorbereitung waren gewiss<br />

die schönsten Erfahrungen während dieser<br />

Zeit. Auf diesen unmittelbaren Kontakt<br />

freue ich mich auch in <strong>der</strong> neuen Aufgabe.<br />

STIFTSSCHULE<br />

Neben <strong>der</strong> seelsorgerlichen Einzelbegleitung<br />

sind <strong>der</strong> katholische Religionsunterricht<br />

für die zweite Klasse, die Schulgottesdienste<br />

sowie die Betreuung <strong>der</strong><br />

Ministranten Fixpunkte in meiner neuen<br />

Aufgabe. Vor den Herbstferien werde ich<br />

jeweils mit den Erstklässlern drei Besinnungstage<br />

in Engelberg verbringen.<br />

Auf die Mitarbeit aller angewiesen<br />

Als dem offiziell beauftragten Schulseelsorger<br />

ist mir die Schulseelsorge nicht delegiert.<br />

Vielmehr wird diese von <strong>der</strong> ganzen Schule<br />

getragen. Schulseelsorge ist darauf angewiesen,<br />

dass alle am Schulleben beteiligten<br />

Personen bereit sind, den christlichen Geist<br />

im Unterricht und im ganzen Leben <strong>der</strong><br />

Schule mitzutragen und zu för<strong>der</strong>n.<br />

Ebenso lasse ich mich vom Grundsatz leiten,<br />

dass Schulseelsorge nicht nur für jemanden<br />

angeboten, son<strong>der</strong>n vor allem mit den<br />

Betroffenen geplant und durchgeführt<br />

wird. Deswegen möchte ich, motiviert durch<br />

das Gleichnis vom «Sauerteig», <strong>der</strong> den ganzen<br />

Teig durchsäuert, baldmöglichst eine<br />

«Sauerteig»-Gruppe bilden. Diese soll aus<br />

Schülerinnen und Schülern und aus dem<br />

Lehrpersonal bestehen und mit gewissen<br />

Aktivitäten das Leben <strong>der</strong> Schule mit dem<br />

Geist des Evangeliums durchsäuern.<br />

So hoffe ich, dass die Schulseelsorge einen<br />

kleinen Beitrag dazu leisten kann, die<br />

uns Anvertrauten in ihrer ganzheitlichen<br />

Persönlichkeitsentwicklung zu för<strong>der</strong>n.<br />

Pater Cyrill Bürgi<br />

31


32<br />

STIFTSSCHULE<br />

Internat<br />

Was hast du denn angestellt?<br />

Nach langem Suchen eines Themas für die Maturaarbeit realisierte <strong>der</strong> Internatsschüler<br />

Nathanael Adank, dass das Thema für ihn eigentlich auf <strong>der</strong> Hand lag.<br />

Er behandelte gruppendynamische Prozesse im Internat <strong>der</strong> Stiftsschule und gab<br />

dabei auch einen Einblick in die Bedeutung und den Alltag eines Internats.<br />

Für «<strong>Salve</strong>» hat er seine Arbeit zusammengefasst.<br />

In <strong>der</strong> heutigen Zeit steht man dem Begriff<br />

Internat eher mit Skepsis gegenüber. «Was<br />

hast du angestellt?», war die meist gestellte<br />

Frage, wenn ich jemandem erzählte, ich<br />

werde in ein Internat eintreten. Diese Maturaarbeit<br />

soll auch dazu beitragen, dass <strong>der</strong><br />

Begriff Internat nicht nur mit einem Aufenthaltsort<br />

für schwererziehbare Kin<strong>der</strong> überfor<strong>der</strong>ter<br />

Eltern in Verbindung gebracht<br />

wird, son<strong>der</strong>n durchaus auch für jene Hogwarts-Romantik<br />

stehen kann, welche in den<br />

Harry-Potter Büchern vermittelt wird. Abenteuer,<br />

Freundschaft und Verän<strong>der</strong>ung sind<br />

für mich die zentralen Elemente des Lebens<br />

in einem Internat. […]<br />

Aufgabe eines mo<strong>der</strong>nen<br />

Ordensinternates<br />

Das Leben in einem Internat för<strong>der</strong>t die optimale<br />

eigene Entwicklung eines Schülers<br />

dadurch, dass es dem Studierenden ermöglicht,<br />

sich gemeinsam mit Mitschülern und<br />

unter <strong>der</strong> Aufsicht und Begleitung <strong>der</strong> Internatsleitung<br />

voll auf die For<strong>der</strong>ungen zu konzentrieren,<br />

welche die Schule an den Schüler<br />

stellt, wie beispielsweise den Notendurchschnitt<br />

zur Promotion zu erreichen o<strong>der</strong> den<br />

Umgang mit An<strong>der</strong>en zu erlernen.<br />

Das Internat stellt für interne Schüler<br />

weiter einen geschützten Rückzugsort dar,<br />

in welchem sie während <strong>der</strong> Woche leben<br />

und sich neben <strong>der</strong> Schule erholen können.<br />

[…]<br />

Der Eintritt in das Internat <strong>der</strong> Stiftsschule<br />

Einsiedeln hat mich grundlegend verän<strong>der</strong>t.<br />

Plötzlich war ich mit Leuten zusammen,<br />

mit denen ich sechs Jahre lernen und leben<br />

sollte. Dies war nicht immer einfach. […]<br />

Persönlicher Erfahrungsbericht<br />

Auch heute staune ich immer wie<strong>der</strong>, dass<br />

man, obwohl man seine Zimmernachbarn<br />

mittlerweile sehr gut zu kennen scheint,<br />

den An<strong>der</strong>en manchmal auf eine komplett<br />

neue Art und Weise wahrnimmt. Dies liegt<br />

wohl daran, dass sich Jugendliche ständig<br />

weiterentwickeln. […]<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist es eine tolle<br />

Sache, so viel Zeit mit seinen Freunden verbringen<br />

zu können. Man drückt nicht nur<br />

zusammen die Schulbank, son<strong>der</strong>n man unternimmt<br />

auch in <strong>der</strong> Freizeit viel zusammen.<br />

Genau das macht für mich das Spezielle am<br />

Leben in einem Internat aus. Doch auch hier<br />

muss man sagen, dass dies problematisch<br />

sein kann. Man kann dem An<strong>der</strong>en nicht<br />

einfach aus dem Weg gehen, da man ihm<br />

spätestens beim Nachtessen wie<strong>der</strong> über<br />

den Weg läuft. Dadurch lernt man, tolerant<br />

zu sein, und nicht zuletzt kann dies dazu beitragen,<br />

die persönliche Sichtweise gewisser<br />

Dinge zu än<strong>der</strong>n.


STIFTSSCHULE<br />

Die «Gegenstände» <strong>der</strong> Untersuchung in Nathanael Adanks Maturaarbeit: die Internatsschüler<br />

nach einem Essen bei Abt Martin im letzten Herbst.<br />

Was ich damit sagen will ist dies: Mit<br />

Engstirnigkeit kommt man in einer Gemeinschaft<br />

nicht weit.<br />

Freunde fürs Leben ?<br />

[…] Seine Mitbewohner, mit denen man<br />

über Jahre unter dem selben Dach gewohnt,<br />

mit denen man die Schulbank gedrückt hat,<br />

mit denen man in vielen endlosen Stunden<br />

über den Schulheftern sass und mit denen<br />

man in den gleichen Sälen gegessen hat,<br />

wird man sicher auch dann nicht vergessen,<br />

wenn sich nach <strong>der</strong> Matura je<strong>der</strong> auf seinen<br />

eigenen Weg macht.<br />

Man lebt zusammen und das wie gesagt<br />

über Jahre hinweg. In dieser Zeit können<br />

sich gute Freundschaften entwickeln, die<br />

über die Zeit im Internat hinaus, für das ganze<br />

Leben halten können.<br />

Im Internat habe ich gelernt, was Freundschaft<br />

bedeutet. Freundschaft bedeutet<br />

nicht, sich ständig vertragen zu müssen, Diskrepanzen<br />

sind durchaus nötig. Dadurch<br />

lernt man die Grenzen seiner Mitbewohner<br />

kennen und dies wie<strong>der</strong>um ermöglicht ein<br />

angenehmes Zusammensein. Ich konnte<br />

beobachten, dass Schüler, die die Grenzen<br />

An<strong>der</strong>er partout nicht akzeptieren wollten,<br />

im Laufe <strong>der</strong> Zeit das Internat verliessen,<br />

sodass die jetzige Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

«Internatsfamilie» erreicht wurde und nun<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger aus Leuten besteht, die<br />

dieselbe Vorstellung vom Leben miteinan<strong>der</strong><br />

haben. […]<br />

Das Internatsreglement<br />

Das Internatsreglement soll die Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Schüler nicht in eine bestimmte Richtung<br />

lenken o<strong>der</strong> gar unmöglich machen.<br />

Vielmehr dient es als «Wegweiser» und soll<br />

den Jugendlichen ein natürlicher Rahmen<br />

sein, in dem sie sich frei bewegen können.<br />

33


34<br />

STIFTSSCHULE<br />

Nathanael Adank (Fotos: Nicole Nussbaumer).<br />

Diese Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllt das Internatsreglement<br />

<strong>der</strong> Stiftsschule Einsiedeln nach<br />

Meinung <strong>der</strong> internen Schülerinnen und<br />

Schüler, voll und ganz.<br />

Ausserdem sind über 75 Prozent <strong>der</strong><br />

Schüler <strong>der</strong> Ansicht, dass ein solches Reglement<br />

durchaus nötig ist , um ein erträgliches<br />

Zusammensein zu ermöglichen. Die Internatsleitung<br />

ist auf keinen Fall eine Ordnungspolizei,<br />

die nur die Aufgabe hat, dafür<br />

zu sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler<br />

dieses Reglement befolgen. Sie ist vielmehr<br />

ein Vermittler, was aber wie<strong>der</strong>um eine gewisse<br />

Objektivität voraussetzt. Es ist sehr<br />

schwierig, vor allem in komplizierten Konfliktsituationen,<br />

schnell und effizient zu reagieren.<br />

Die Internatsleitung <strong>der</strong> Stiftsschule Einsiedeln<br />

scheint damit jedoch keine Probleme<br />

zu haben, was für die Qualität <strong>der</strong> Personen<br />

spricht.<br />

Einfluss auf das Gruppenverhalten<br />

[…] Es war interessant zu beobachten, dass<br />

sich das Verhalten <strong>der</strong> Gruppe um 180 Grad<br />

än<strong>der</strong>t, sobald eine Person <strong>der</strong> Internatsleitung<br />

den Raum betritt. Oft wird sofort<br />

das Thema gewechselt. O<strong>der</strong> das Gespräch<br />

o<strong>der</strong> die Handlung wird ganz eingestellt.<br />

Die Internatsleitung scheint tatsächlich einen<br />

Einfluss auf das Gruppenverhalten zu<br />

haben. Ich bin <strong>der</strong> Meinung, dass ältere<br />

Schüler in solchen Situationen oft das Gefühl<br />

haben, dass diese «Präsenz» ein gewisses,<br />

ihrem Alter entsprechendes, Verhalten<br />

verlangt.<br />

Es ist aber sicher auch für die Internatsleitung<br />

schwierig, auf solche Situationen<br />

richtig zu reagieren. Dazu kommt <strong>der</strong> Faktor,<br />

dass viele <strong>der</strong> Meinung sind, sie hätten zu<br />

den drei Internatsleitern unterschiedliche<br />

Beziehungen.<br />

Abschliessend kann man sagen, dass sich<br />

<strong>der</strong> grösste Einfluss <strong>der</strong> Internatsleitung in<br />

ihrer unmittelbaren Präsenz zeigt. Wie gross<br />

<strong>der</strong> Einfluss ist, hängt wie<strong>der</strong>um von den unterschiedlichen<br />

Beziehungen zu den verschiedenen<br />

Internatsleiter und -leiterinnen<br />

ab.<br />

Das Internatsleben <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en<br />

Per Fragebogen habe ich bei den Internatsschülern<br />

gefragt, wie sie das Leben im Internat<br />

wahrnehmen. Das Ergebnis ist durchwegs<br />

positiv. Nur bei einer Frage ergaben<br />

sich mit deutlicher Mehrheit negative Antworten.<br />

Nur acht Befragte geben an, von<br />

<strong>der</strong> Gruppenarbeit im Internat zu profitieren,<br />

<strong>der</strong>en vier tun es überhaupt nie und 17<br />

<strong>der</strong> befragten Internatsschüler geben an,<br />

von <strong>der</strong> Gruppenarbeit nur selten zu profitieren.<br />

Zum Thema «geregelter Tagesablauf»<br />

sind die Meinungen geteilt: Zehn Befragte<br />

sagen «in Ordnung», fünfzehn «teilweise in<br />

Ordnung» und vier antworten klar und<br />

deutlich: «völlig daneben».<br />

Die Internatsleitung bekommt mehrheitlich<br />

gute Noten: Niemand fühlt sich<br />

ungerecht behandelt und elf Befragte nur<br />

«selten», aber 19 von ihnen sagen klar, die<br />

Internatsleitung mache ihre Sache gut.<br />

Nathanael Adank


Ministranten<br />

Aux Champs-Élysées….<br />

Am Montag, 20. August, fuhren wir um 12<br />

Uhr 30 per Bahn ab Einsiedeln los. In Zürich<br />

bestiegen wir den TGV und rasten dann, zumal<br />

ab Basel, streckenweise mit 310 Kilometern<br />

pro Stunde Richtung Paris. Sowohl die<br />

Hin-, als auch die Rückreise verliefen problemlos.<br />

Paris erreichten wir in genau fünf<br />

Stunden. Die Billets für den Pariser Stadtverkehr<br />

hatte Elisabeth Betschart, die bei uns in<br />

<strong>der</strong> Verwaltung arbeitet und uns auf <strong>der</strong><br />

Reise begleitete, bereits in <strong>der</strong> Schweiz bestellt<br />

und erhalten. So konnten wir von <strong>der</strong><br />

Gare de Lyon mit <strong>der</strong> Métro Richtung Montmartre<br />

fahren, wo wir, nur zehn Gehminuten<br />

entfernt von Sacré-Coeur, im Hostel Perfect<br />

unsere Zimmer bezogen. Die Zimmer<br />

waren einfach aber sauber, das Personal<br />

sehr freundlich und hilfsbereit. Noch am<br />

Abend unserer Ankunft machten wir einen<br />

kurzen Streifzug ins Zentrum von Paris, um<br />

da unser Abendessen einzunehmen.<br />

Sacré-Coeur, La Tour Eiffel …<br />

So hiessen am 21. August unsere ersten Destinationen<br />

in <strong>der</strong> Metropole Frankreichs, einer<br />

wahrhaft lebendigen und bewegten<br />

Stadt. Im Vergleich zu meinem ersten Parisaufenthalt<br />

vor etwa achtzehn Jahren fiel mir<br />

dieses Mal auf, dass die Stadt gepflegter und<br />

sauberer war als damals. Wir besichtigten<br />

die Kirche Sacré-Coeur, gingen zum Eiffelturm,<br />

den wir aber wegen <strong>der</strong> grossen Menschenschlange<br />

erst des Nachts «bestiegen»,<br />

STIFTSSCHULE<br />

Die diesjährige Ministrantenreise war so richtig französisch. Obwohl bei manchen<br />

Schülern und Schülerinnen die französische Sprache nicht so beliebt scheint, meinten<br />

doch einige in <strong>der</strong> Reisegruppe, es sei eine <strong>der</strong> schönsten Reisen gewesen. Und es war<br />

wirklich eine tolle Reise, für mich zugleich die letzte als Leiter <strong>der</strong> Stiftsministranten.<br />

was zudem viel schöner war. In <strong>der</strong> Nacht<br />

hoch über den Dächern von Paris: eine Augenweide!<br />

Am Tag machten wir Pick-Nick<br />

in <strong>der</strong> Nähe des Eiffelturms, besuchten das<br />

Hôtel des Invalides, schlen<strong>der</strong>ten Richtung<br />

Eine Besichtigung <strong>der</strong> Schweizer Botschaft<br />

war nicht möglich, aber für ein Erinnerungsfoto<br />

hat es doch gereicht.<br />

35


36<br />

STIFTSSCHULE<br />

Paris by night: Die letzte Nacht vor <strong>der</strong> Abreise<br />

(Fotos: Pater Benedict Arpagaus).<br />

Quartier Latin zur Kathedrale Notre-Dame.<br />

Jeweils am Vormittag und am frühen Nachmittag<br />

hielten wir ein gemeinsames Programm<br />

ab, anschliessend gab es stets gruppenweise<br />

Ausgang. Das war dieses Mal<br />

überhaupt kein Problem. Einige waren<br />

schon volljährig und die an<strong>der</strong>en einfach<br />

ganz zuverlässig. Wir hatten eine sehr gute<br />

Stimmung untereinan<strong>der</strong>.<br />

Versailles…<br />

Am 22. August stand Versailles auf dem Programm.<br />

Bei <strong>der</strong> Hinfahrt war <strong>der</strong> Regionalzug<br />

voll. Zwei unserer Ministranten hatten<br />

die glorreiche Idee, sich auf die Gepäckablagefläche<br />

zu setzen, die über den Sitzplätzen<br />

hing. Infolge Kameraüberwachung wurden<br />

die beiden entdeckt. Doch <strong>der</strong> arabischstämmige<br />

Kondukteur lachte sich krumm,<br />

als er die einfallsreichen Jungs näher betrachtete.<br />

Der Palast und die Gärten des französischen<br />

Königs Louis XIV. waren beeindruckend.<br />

Es waren unglaublich viele Menschen<br />

da. Erstaunlicherweise gelangten wir aber<br />

dennoch zügig in die inneren Räumlichkeiten.<br />

Der Garten war sehr gepflegt und reich<br />

an Blumen. Überhaupt waren auch in <strong>der</strong><br />

Stadt Paris viele blumenreiche Zonen zu entdecken<br />

und beson<strong>der</strong>s schöne Parkanlagen.<br />

Von den vielen Eindrücken in Versailles ermüdet,<br />

suchten wir in Paris für das Abendessen<br />

einen gemütlichen Ort und entdeckten<br />

schliesslich eine italienische Pizzeria, die uns<br />

sehr gut und günstig verköstigte. In französischen<br />

Restaurants wäre es für uns meistens<br />

unbezahlbar gewesen. Gegen Abend bestiegen<br />

einige noch den Eiffelturm, an<strong>der</strong>e<br />

den Arc de Triomphe, o<strong>der</strong> bewun<strong>der</strong>ten<br />

die nächtlich erleuchtete Champs-Élysées<br />

mit ihren Prachtboutiquen und genossen<br />

das vielfältige Leben, das weit über Mitternacht<br />

hinaus pulsierte.<br />

Louvre…<br />

Die Museen des Louvre standen am 23. August<br />

auf dem Programm. Auch hier waren<br />

grosse Menschenscharen zugegen. Es war<br />

unmöglich, die vielen Eindrücke dieses kulturellen<br />

Reichtums richtig aufnehmen zu<br />

können. Nicht wenige von uns fragten sich,<br />

weshalb «alle» zur Mona Lisa strömten, als<br />

ob es sonst nichts zu sehen gäbe. Es gab meines<br />

Erachtens viel interessantere und schönere<br />

Dinge zu entdecken. Gelegentlich hatten<br />

wir Schwierigkeiten, uns zu finden. Ein<br />

gewisses Durcheinan<strong>der</strong> ist in einer solchen<br />

Grossstadt auch nicht zu vermeiden. Die<br />

Franzosen waren aber stets freundlich und<br />

hilfsbereit. Auch die Busfahrer haben wir<br />

bewun<strong>der</strong>t. Im Stress des Stadtverkehrs reagierten<br />

sie immer ruhig und gelassen, waren<br />

auch geduldig bereit, Auskünfte zu erteilen<br />

und weiterzuhelfen.<br />

Der 24. August war ein freier Tag. Für die<br />

einen hiess dies einkaufen gehen, die an<strong>der</strong>en<br />

bestiegen nochmals den Eiffelturm, an<strong>der</strong>e<br />

besuchten Museen o<strong>der</strong> aber genossen<br />

die Schönheit <strong>der</strong> Pärke. Sehenswert war für<br />

uns auch die Place de la Concorde, ein Platz<br />

<strong>der</strong> Superlative, wenigstens für uns Schweizer;<br />

bei uns ist eben alles ein bisschen kleiner.<br />

Am 25. August kehrten wir mit dem TGV<br />

müde aber zufrieden und kulturell bereichert<br />

in die Schweiz zurück.<br />

Pater Benedict Arpagaus


Corvina<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach neuen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n<br />

STIFTSSCHULE<br />

Im Herbstsemester ist es an <strong>der</strong> Zeit, dass sich die Corvina nach neuen Spe-Fuxen<br />

umsieht. Denn die Burschen Umwäg, Gummel und Szaboteur haben vor rund<br />

drei Monaten ihre Matura gemacht und müssen nun in <strong>der</strong> Aktivitas durch neue<br />

Mitglie<strong>der</strong> ersetzt werden. Zudem sind die meisten bisherigen Spe-Fuxen am<br />

Schluss-/Eröffnungskommers mittlerweile fuxifiziert worden.<br />

Wie immer sind Interessierte herzlich dazu<br />

eingeladen, bei <strong>der</strong> Corvina am Freitagnachmittag<br />

ab ca. 16 Uhr 20 am Stamm im Hotel<br />

«Sihlsee» vorbeizuschauen. Man erreicht<br />

den Saal im ersten Stock des Hotels über<br />

einen Eingang im Hinterhof.<br />

Auch im Herbstsemester wird, abseits<br />

<strong>der</strong> regulären Stämme, mit verschiedenen<br />

Anlässen für Abwechslung gesorgt werden.<br />

Neben traditionellen Anlässen <strong>der</strong> Corvina,<br />

wie dem immer wie<strong>der</strong> feucht-fröhlichen<br />

Krambambuli im Spätherbst o<strong>der</strong> dem ge-<br />

Die männlichen Vertreter unseres Fuxenstalls,<br />

v.l.: Max Spillmann v/o Veto, Kerem<br />

Arslan v/o Klischee, Simon Schätti v/o Blutt,<br />

Joel Inglin iv/o Indie (Foto: Peter Szabo v/o<br />

Szaboteur).<br />

mütlichen Chlausstamm bei unserem CVP-<br />

Nationalrat und Farbenbru<strong>der</strong> Alois Gmür<br />

v/o Bräu in <strong>der</strong> Adventszeit, steht in diesem<br />

Herbstsemester eine Kreuzkneipe auf dem<br />

Programm.<br />

Dieser Anlass fällt auf den 3. November<br />

und wird zusammen mit <strong>der</strong> erst kürzlich<br />

gegründeten, rein weiblichen AV Filetia<br />

und unserer ehemaligen Patenverbindung<br />

AV Turicia im Turicerkeller in Zürich stattfinden.<br />

Revidierter Fuxenordner<br />

Nachdem die Fuxen und Spe-Fuxen nun seit<br />

vielen Jahren mit den Unterlagen des Altherrn<br />

Marius Tongendorff v/o Surreal in<br />

farbenstudentischen Sitten und Gebräuchen,<br />

sowie <strong>der</strong> Vereinsgschichte geschult<br />

worden sind, hat <strong>der</strong> amtierende Fuxmajor<br />

Nadine Villiger v/o Lolli den Fuxenordner<br />

über die Sommerferien aufwändig überarbeitet.<br />

Die Vereinsgeschichte ist nun etwas<br />

detailierter, was den Fuxen bei ihrem Burschenexamen<br />

zugute kommen wird, und<br />

auch <strong>der</strong> praxisorientierte Teil zu Stämmen<br />

und Kommersen erfuhr zahlreiche Ergänzungen.<br />

Peter Szabo v/o Szaboteur<br />

37


38<br />

STIFTSSCHULE<br />

Venerabile Monasterium<br />

Am 3. August ist Schwester Maria Meyerhans,<br />

die Tante von Pater Pascal (Patrick) Meyerhans<br />

(1955–M 1962), gestorben. – Am 1. September<br />

sind Frater Daniel Emmenegger und<br />

Frater Thomas (Michael) Fässler (1997–M<br />

2003) von Bischof Amédée zu Diakonen geweiht<br />

worden. – Pater Christoph (Pierre)<br />

Müller (1961–M 1968) veröffentlicht: Benedikt<br />

für Anfänger. Le-<br />

bensweisheiten aus<br />

dem Kloster. Mit Zeichnungen<br />

von Renato<br />

Compostella (1974–M<br />

1981). Innsbruck/Wien<br />

2012.<br />

Vitae merita<br />

Am 19. Juni hat Angela Steinauer (2001–M<br />

2007) an <strong>der</strong> Uni Zürich den Master of Science<br />

in Chemie abgeschlossen; sie geht nun<br />

nach New Haven, um an <strong>der</strong> Yale University<br />

das Doktorat in Chemischer Biologie zu machen.<br />

– Felix Frey (1966–M 1968) wurde im<br />

Juni an <strong>der</strong> Universitätsklinik für Nephrologie<br />

und Hypertonie emeritiert. – Sara Schaufelberger<br />

(1994–M 2000) hat anfangs 2010<br />

den Titel Dr. Sc. ETHZ erhalten. – Im House<br />

of Switzerland arbeiteten während <strong>der</strong><br />

Olympischen Spiele in London in <strong>der</strong> PR Annia<br />

(2001–M 2007) und in <strong>der</strong> Gastronomie<br />

Catharina Bosshard (2004–M 2010). – Karin<br />

Hediger (1997–M 2003) hat am 27. Januar am<br />

Institut für Son<strong>der</strong>pädagogik und Rehabilitation<br />

<strong>der</strong> Universität Rostock ihre Doktorthese<br />

verteidigt. – Judith Schmid (2002–<br />

M 2008) hat im Juli 2012 an <strong>der</strong> Hochschule<br />

für Heilpädagogik (HfH) in Zürich den Bachelor<br />

in Psychomotoriktherapie gemacht<br />

und arbeitet als Psychomotorik-Therapeutin<br />

in den Einsiedler Schulen. – Beat Hüppin,<br />

Lateinlehrer <strong>der</strong> Stiftsschule, veröffentlicht:<br />

Dummdeutsch-Blog 2009–2012. Der ganz<br />

alltäg liche Sprachwahnsinn. Edition Lager -<br />

to 2012. – Sonja Kälin (1998–M 2004) wurde<br />

am 9. September am Eidgenössischen neue<br />

Schwingerkönigin.<br />

PERSONAL<br />

NACHRICHTEN<br />

Penates<br />

Am 14. Juli haben Walter Holdener (1992–M<br />

1998) und Ramona Küttel im Oratorium (Studentenkapelle)<br />

des Klosters geheiratet;<br />

Myhtenstrasse 4, 8840 Einsiedeln.<br />

Über Nachwuchs freuen sich:<br />

Hanna Schaufelberger (1991–M 1998) und<br />

Placi Flury (1986–M 1993): Dalia Yasmin, geboren<br />

am 1. Oktober<br />

2009 und Aymon Paul,<br />

geboren am 2. März<br />

2012.<br />

In Pace<br />

Am 11. Januar starb in Petit-Lancy Abbé<br />

Pierre Vuichard (1941–M 1943) – Am<br />

12. März starb Bruno Binz (1961–M 1969). –<br />

Divisionär Oskar Käch (1934–M 1940) starb<br />

am 13. März. – Am 14. März starb in Le Châble<br />

Dr. med. Marc Jost (1941–M 1943). – Am<br />

26. Juni starb Jürgen Gisbert Wüller (1948–M<br />

1950) in München. – Engelbert Lammer-<br />

Bachofen (1936–M 42) starb am 20. August<br />

in Luzern.<br />

Um liebe Angehörige trauern:<br />

Christoph Lienert und Brigitte Lienert-Pärli<br />

(1976–M 1983) um den Vater August Lienert-<br />

Grätzer, gestorben am 9. Juli. – Urs Schefer<br />

(1969–1972) und Hubert Schefer (1972–M<br />

1979) um ihre Mutter Josy Schefer-Rie<strong>der</strong>er,<br />

gestorben am 16. Juli. – Am 1. August ist<br />

Edeltraud Agnes Maria Hess-Hunold gestorben,<br />

die Gattin von Lothar Hess (1941–M<br />

1948) und Mutter von Thomas Hess (1981–M<br />

1985). – Der Stiefvater von Lukas Fässler<br />

(1971–M 1975), Dr. Walter Gut-Zust, ist am<br />

2. August gestorben. – Pater Patrick Weisser<br />

(1982–M 1987), Christoph Weisser (1984–M<br />

1989) und Jan Weisser (1985–M 1990) haben<br />

ihren am 22. August verstorbenen Onkel<br />

Daniel Witzig verloren.<br />

Pater Alois Kurmann


Im Gespräch mit Oscar Sales Bingisser<br />

Lebenslänglich infiziert<br />

Oscar, im Frühling wurdest du mit dem<br />

Schwyzer Kultur Anerkennungspreis ausgezeichnet.<br />

Was bedeutet dir das?<br />

Ich bin sehr dankbar dafür. Bei allem Auf<br />

und Ab in 33 Jahren Theater- und Filmschaf-<br />

fen zeigt es doch,<br />

dass meine Arbeit<br />

geschätzt und<br />

wahrgenommen<br />

wurde. Beson<strong>der</strong>s<br />

gefreut habe ich<br />

mich über einen<br />

Brief von Abt<br />

Martin. Es kam<br />

mir vor, als ob mir<br />

meine alten Lehrer<br />

durch ihn augenzwinkernd<br />

auf die Schultern<br />

klopften.<br />

Worum geht es in «Loch im Herz»?<br />

Schon als das Stück im Thesis-Verlag erschien,<br />

fiel es mir schwer, eine Zusammenfassung zu<br />

formulieren. Das Stück ist so absurd, dass<br />

man kaum über eine Handlung im klassischen<br />

Sinn sprechen kann. Nur soviel: Es<br />

geht um zwei alte Männer, die sich zu später<br />

Stunde auf einer Polizeiwache begegnen. In<br />

dieser einsamen Nacht unterhalten sie sich<br />

über Gott und die Welt.<br />

STIFTSSCHULE<br />

Am 16. November wird exklusiv für die Alumni das Theaterstück «Loch im Herz»<br />

von Oscar Sales Bingisser (M79) aufgeführt. Der Regisseur, Schauspieler und Produzent<br />

hat in diesem Jahr den Schwyzer Kultur-Anerkennungspreis erhalten. «<strong>Salve</strong>»<br />

hat nachgefragt, was ihm diese Auszeichnung bedeutet, was ihn inspiriert, und was<br />

das Publikum am 16. November erwarten darf.<br />

Oscar Sales Bingisser<br />

(Foto: zvg.).<br />

Was ist denn die zentrale Aussage des<br />

Stücks?<br />

Der Witz liegt meines Erachtens gerade darin,<br />

dass es keine zentrale Aussage gibt. Es sind<br />

dutzende von Fragen, die sich die Männer<br />

stellen. Fragen, die wir uns alle stellen – die<br />

aber niemand endgültig beantworten kann.<br />

Bisher hast du dich eher auf Regie- und<br />

Schauspielarbeiten konzentriert. Wirst du<br />

nun zum Autor?<br />

Ich bezweifle, dass ich als Dramatiker in die<br />

Geschichte eingehen werde. Ein grosser Stückeschreiber<br />

bin ich bei weitem nicht. Aber<br />

ich mag dieses kleine «Lehrlingsstück» von<br />

mir sehr. Ob noch weitere folgen werden,<br />

weiss ich nicht.<br />

Was spornt dich an, <strong>der</strong> Theaterwelt treu zu<br />

bleiben?<br />

Diese Frage stelle ich mir immer wie<strong>der</strong>. Die<br />

Antwort variiert je nach Stimmung und Umständen.<br />

Wahrscheinlich ist es die Liebe zum<br />

Beruf, <strong>der</strong> mir grossartige Erlebnisse und<br />

Begegnungen ermöglicht. Einer meiner Lehrer<br />

meinte einmal, es sei eine Krankheit, von<br />

<strong>der</strong> man infiziert werde und die man ein Leben<br />

lang nicht mehr los werde.<br />

Flurina Decasper<br />

39


40<br />

STIFTSSCHULE<br />

55 Jahre Matura 1957<br />

Freudentag, Trauertag<br />

Zum Klassentag 55 Jahre Matura treffen wir<br />

uns am Sonntag, 10. Juni nach <strong>der</strong> Vesper und<br />

dem <strong>Salve</strong> Regina im Hotel «Drei Könige»<br />

zum Zimmerbezug, Aperitif und Nachtessen.<br />

Schon bald kann mit Freude festgestellt<br />

werden, dass die meisten Kollegen mit Partnerinnen<br />

dabei sind. Nach nur fünf Jahren<br />

seit dem letzten Klassentag sind die Gesichter<br />

nicht fremd, ausser vielleicht bei jenen,<br />

die 2007 nicht dabei waren. Im Laufe des<br />

Abends ergibt sich eine Gruppendynamik<br />

aus <strong>der</strong> Nähe während <strong>der</strong> Studienzeit sowie<br />

den beruflichen und privaten Interessen. Belebte<br />

Diskussionen kommen in Gang.<br />

600 Liter Hochzeitswein<br />

Das offizielle Programm beginnt am Montag<br />

Morgen mit <strong>der</strong> Eucharistiefeier in <strong>der</strong><br />

Unterkirche, gestaltet durch die Klassenkollegen<br />

Pater Raimund Gut und Pater Walter<br />

Künzle. Die Feier zu Ehren Marias hat das<br />

Motto «Glaube, Hoffnung und Liebe». Wie<br />

sehr Maria sich um das Wohl von Jesus und<br />

allen Menschen gesorgt hat, wird uns eindrücklich<br />

im Evangelium «verkündet». Sie<br />

bat Jesus, bei <strong>der</strong> Hochzeit von Kanaa zum<br />

Wohl <strong>der</strong> Hochzeitsgesellschaft 600 Liter<br />

Wasser in Wein zu verwandeln. Offenbar<br />

war damals eine grössere Gesellschaft zu<br />

solchen Ereignissen eingeladen als heute.<br />

Aber es gab ja damals auch keinen Entzug<br />

von Fahrausweisen!<br />

Der Gottesdienst ist eine gute Gelegenheit,<br />

an unsere verstorbenen Kollegen zu<br />

denken. Seit dem letzten Klassentag sind<br />

von uns gegangen: Hans Jörg Hobi (2009),<br />

Karl Lang, Walther Gaemperle, Paul Baumann<br />

(2010), Anton Kälin, Clemens Thoma<br />

(2011), George Wolff, Karl Müller (2012).<br />

Besuch <strong>der</strong> Schnitzelheizung<br />

Nach <strong>der</strong> Messe hat Raymund Gut für uns<br />

ein spezielles Programm bereit: <strong>der</strong> Besuch<br />

im «Schnitzelheizungsdorf». Wir sind erstaunt,<br />

dass das Kloster eine so grosse Investition<br />

für die Nutzung von erneuerbarer<br />

Energie getätigt hat. Initiator des Projektes<br />

war damals Pater Raimund Gut als zuständiger<br />

Verwalter.<br />

Anschliessend erwartet uns ein ausgezeichnetes<br />

Mittagessen im Hofspeisesaal<br />

mit den besten Klosterweinen. Es gibt nochmals<br />

Gelegenheit, Altes und Neues in angeregten<br />

Gesprächen in <strong>der</strong> zufälligen Tischrunde<br />

aufzufrischen und dabei auch die<br />

heissen Themen <strong>der</strong> Politik anzusprechen.<br />

Ich kann mich mit Abt Martin über das Twittern<br />

unterhalten. Unter «zugarth» bin ich<br />

einer seiner zahlreichen «Follower».<br />

Anton Bieri, unser amtieren<strong>der</strong> Senior,<br />

hält die Tischrede. Er dankt Abt Martin und<br />

dem Kloster für die Gastfreundschaft und<br />

betont, dass ein Klassentag vor allem ein<br />

Freudentag sei für jene, die noch das Glück<br />

einer guten Gesundheit haben. Im Gedenken<br />

an alle Verstorbenen ist es jedoch auch<br />

ein Trauertag. Seit unserem letzten Klassentag<br />

hat Gott vier unserer damaligen Lehrer<br />

in sein ewiges Reich berufen: Pater Ulrich,<br />

Pater Roman, Pater Wolfgang und Abt Raymund.<br />

Nach einem gemütlichen Beisammensein<br />

im «Drei Könige» nehmen wir voneinan<strong>der</strong><br />

Abschied und hoffen auf ein Wie<strong>der</strong>sehen<br />

in fünf Jahren.<br />

Walter Artho


STIFTSSCHULE<br />

Untere Reihe (v.l.): Gina Stal<strong>der</strong>, Béatrice Chavanne, Susi Bieri, Anton Bieri, Abt Martin<br />

Werlen, Walter Artho, Josef Gründler, Rektor Pater Markus, Walter Künzle.<br />

Mittlere Reihe: Xaver Stal<strong>der</strong>, Lydia Hobi, Etienne Chavanne, Gottlieb Moos, Hansruedi<br />

Honold, Werner Giss, Philipp Goldinger, Adelheid Kamer.<br />

Obere Reihe: Emil Eberle, Rosmarie Moos, Helen Eberle, Uschi Honold, Therese Bütler, Leo<br />

Bütler, Alfons Ziegler, Pater Raymund (Anton) Gut, Norbert Kamer (Foto: Fran Kälin jun.).<br />

Jetzt im Klosterladen<br />

Das neue Buch von Pater Christoph<br />

Müller OSB, Pfarrer von Blons,<br />

St. Gerold und Thüringerberg<br />

im Grossen Walsertal, hat mit<br />

«Benedikt für Anfänger –<br />

Lebensweisheiten aus dem Kloster»<br />

an sein Büchlein «D Regle vom<br />

Hl. Benedikt» aus dem Jahr 1980<br />

angeknüpft. Und wie<strong>der</strong> hat<br />

Renato Compostella witzige<br />

Zeichnungen beigesteuert.<br />

Tyrolia Verlag, Innsbruck, 2012, 96 S.,<br />

CHF 18.90, ISBN 978-3-7022-3201-6.<br />

41


42<br />

KLOSTER EINSIEDELN<br />

50 Jahre Matura <strong>der</strong> 1962er<br />

«Wir können es nicht besser<br />

aber schon länger»<br />

Eigentlich waren wir vor 50 Jahren Visionäre:<br />

In unserer Matura-Broschüre von 1962<br />

standen Sätze wie: «Das Echo braucht Zeit».<br />

Und die etwas bange Frage folgte: «Was<br />

werden wir einst getan haben? Einen Richtpfahl<br />

eingeschlagen, eine Fahne gehisst, unser<br />

eigenes Grabmal errichtet ...»<br />

41 dieser 47 Männer, die 1962 in die Welt<br />

auszogen, um sie zu erobern, kamen jetzt in<br />

den «Finsteren Wald» zurück und berichteten<br />

über ihre Erfahrungen, Erfolge und<br />

Rückschläge. Rückschau auf gut 2000 erlebte<br />

Jahre.<br />

Wenn das nicht zu langen Gesprächen<br />

führt! Aber auch Ausschau auf die Zukunft<br />

war angesagt. Gut die Hälfte <strong>der</strong> Anwesenden<br />

ist beruflich noch aktiv, macht Aushilfe<br />

o<strong>der</strong> Ablösungen, engagiert sich in <strong>der</strong> Gemeinde<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Organisationen. Und<br />

<strong>der</strong> Blick auf die versammelten Herren zeigt<br />

eine unternehmungs-freudige Schar durchaus<br />

noch munterer Menschen. So jedenfalls<br />

ist unsere Optik; die heutigen Stiftsschüler<br />

werden uns mehr als historische Zeitzeugen<br />

angeschaut haben. Immerhin haben wir den<br />

Anschluss an die Neuzeit gefunden: erstmals<br />

durften wir auch die Frauen mitnehmen. In<br />

späten Jahren werden wir so noch zu einer<br />

gemischten Klasse; in den 50er Jahren völlig<br />

undenkbar.<br />

Was än<strong>der</strong>te und was blieb<br />

Mit Freude aber haben wir gesehen, dass<br />

sich die Stiftsschule weiter entwickelt –<br />

manchmal auch zurück. Das vor just zehn<br />

Jahren geschlossene Internat lebt wie<strong>der</strong>,<br />

wenn auch mit nur 30 Mädchen und Burschen<br />

auf einem bescheidenen Zahlenniveau<br />

– zu unserer Zeit waren es beinahe 300.<br />

Dafür aber hatten wir keine Mädchen! Die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Stiftsschule sind<br />

enorm. Pater Rektor Markus Steiner klärte<br />

uns auf: rund 300 Varianten zum Erreichen<br />

<strong>der</strong> Maturität gibt es heute – bei uns waren<br />

es zwei, Typus A und für extreme Bequeme<br />

Typus B. Geblieben ist das für Einsiedeln vorgeschriebene<br />

Latein. Ergänzen kann man es<br />

aber heute auch mit Chinesisch. Und geblieben<br />

sind die Bauten, wenn auch teilweise –<br />

ich denke an Musikhaus o<strong>der</strong> Internat – stark<br />

erneuert. Geblieben ist die Länge des Schulganges:<br />

immer noch 130 Meter…<br />

Geschafft!<br />

Die langen Jahre seit <strong>der</strong> Matura haben Narben<br />

hinterlassen – fünf unserer Klassenkameraden<br />

sind gestorben, und von allen unseren<br />

Lehrern konnten wir nur noch Pater<br />

Luzius begrüssen. Dass wir zu seinen Ehren<br />

unsere Griechisch-Kenntnisse auffrischen<br />

konnten mit dem Zitat aus Aristophanes’<br />

Fröschen: «Brekekekex, koax, koax», hatten<br />

wir unserem Senior populi Edi Neidhart zu<br />

verdanken. Seine Kenntnisse <strong>der</strong> alten Sprachen<br />

bewies er einmal mehr und ausführlich<br />

bei seiner Ansprache am Hof. Viele von uns<br />

staunten und verstanden die Welt o<strong>der</strong> mindestens<br />

den Senior nicht mehr – Abt Martin<br />

Werlen hingegen schmunzelte.<br />

Gekonnt und mit jugendlichem Elan las<br />

uns Pudel die Leviten: «Wir haben es geschafft.<br />

Wir können es zwar nicht besser,<br />

aber schon länger».<br />

Auf die Seele warten<br />

Aufgefallen ist mir eine grundlegende Än<strong>der</strong>ung<br />

zu früheren Treffen. Die heute allgegenwärtige<br />

Hektik <strong>der</strong> im Berufsleben ein-


KLOSTER EINSIEDELN<br />

Vorne, v.l.: Hans Seitz, Brigitte Blum, Hanni Seitz, Pater Rektor Markus Steiner, Walter Blum,<br />

Bruno Lenherr, Josef Schenker, Erika Lenherr, Karl Vögeli, Hans Loher, Claudia Loher,<br />

Hans Stüdli, Brigitte Gschwind, Jürg Andres, Jeanine Andres, Abt Martin Werlen, Alois<br />

Steiner, Vreni Baumgartner, Peter Roth, Peter Baumgartner, Heinrich Frei, Thomas Senn,<br />

Viviane Beuchat, Monika Trost, Joseph Küng, Pater Luzius Simonet, Gilbert Gfeller, Paul<br />

Trost, Walter Hocher, Esther Neidhart, Hilde Bauer, Gilbert Bapst, Monique Senn, Ludwig<br />

Meienberg.<br />

Mitte: Walter Senn, Karl Gschwind, Fr. Marie-Theres Schubiger, Othmar Schubiger,<br />

Pater Oswald Hollenstein, Anton Kälin, Winfried Baechler, Walter Brotzer.<br />

Hinten: Pater Lorenz Moser, Hans Winiger, Karl Kümin, Anton Hafner, Rudolf Künzli,<br />

Alfons Eberhard, P.ater Pascal Meyerhans, Walter Franzetti, Margrit Huber, Robert Huber,<br />

Xaver Schuler, Edi Neidhart, Hans Rudolf Krieg, Fr. Vreni Husi, Meinrad Husi, Peter Bauer.<br />

Oberhäupter: Jean-Pierre Courtois, Walter Amgwerd, Josef Schuler, Paul Xavier Gabriel<br />

Beuchat, Walter Müller (Foto: Franz Kälin jun.).<br />

gespannten Menschen ist verschwunden.<br />

Wir sind daran, ein kostbares Gut zurück zu<br />

erobern: Zeit. Wir lernen auch wie<strong>der</strong>, einan<strong>der</strong><br />

zuzuhören.<br />

Eine alte indianische Weisheit, in Erinnerung<br />

gerufen von unserem Kollegen Walter<br />

Franzetti, meint: «Wir müssen von Zeit zu<br />

Zeit eine Rast einlegen und warten, bis unsere<br />

Seelen uns wie<strong>der</strong> eingeholt haben».<br />

Wir sind daran und verkürzen die Rastpausen<br />

von zehn auf fünf bzw. zwei Jahre.<br />

Karl Vögeli<br />

43


44<br />

ST. GEROLD<br />

Kurs- und Kulturprogramm <strong>der</strong> Propstei St. Gerold<br />

Konzerte<br />

Hochbegabte junge Talente<br />

Wann: Freitag, 12. Oktober 2012, 20 Uhr / Eintritt: € 18.– (zu Gunsten junger Musikstudenten)<br />

Wer: Studierende <strong>der</strong> För<strong>der</strong>klasse für Hochbegabungen des Vorarlberger Landeskonservatoriums<br />

Was: Feldkirch führt seit Herbst 2008 eine För<strong>der</strong>klasse für Hochbegabungen<br />

mit <strong>der</strong>zeit 20 Jugendlichen zwischen 11 und 19 Jahren. Die Mitglie<strong>der</strong> dieser<br />

För<strong>der</strong>klasse erhalten zusätzlich zu ihrem regulären Studienangebot<br />

ergänzende För<strong>der</strong>massnahmen, die eine bestmögliche Entwicklung <strong>der</strong><br />

jungen MusikerInnen gewährleisten. In diesem Konzert können Sie sich<br />

Ursache für die vom sympathische Talent einiger Begegnung dieser Musiker überzeugen.<br />

zwischen Jou<br />

Einladung Volksmusik zu einem aus Leidenschaft Klosterbesuch – Orgel, Jodel- und Dreigesang<br />

In einem Wann: Schreiben Sonntag, vom 14. 4. Oktober Februar 2012, an die 17 Uhr / Eintritt: € 18.–<br />

entsprechenden Wer: Tiroler Redaktionen Dreierlei: wies Beate Abt Kostner, Mar- Barbara March und Romana Altenweisl<br />

tin im Sinne einer Schweizer Klarstellung Viererlei: darauf Nadja hin, Räss, Patrick Zuppiger, Thomas Looser, Pater<br />

dass in <strong>der</strong> 1075-jährigen Kolumban Reichlin Geschichte des<br />

Klosters Einsiedeln Peter nur Fröhlich, knapp Orgel während 100<br />

Jahren mehr Mönche zu Einsiedeln gehörten<br />

als heute (zurzeit zählt die Gemeinschaft<br />

76 Schlachtpartie/Metzgete Mitglie<strong>der</strong>), und dass das Durchschnittsal-<br />

mit den «Bauernfängern»<br />

ter <strong>der</strong> Wann: Gemeinschaft Freitag, seit 19. Oktober ein paar 2012, Jahren 18.30 Uhr / Konzert und Buffet: € 39.–<br />

sinkt. Noch vor (Reservierung: sieben Jahren waren +43 5550 die 2121) Medien<br />

erstaunt, Wer: Bauernfänger dass Einsiedeln aus mit dem Martin Bregenzerwald<br />

Werlen Was: einen so Die jungen vielseitigen Abt hat Bauernfänger – er war – ein strom-<br />

damals 39 Jahre loses alt. Männersextett, Abt Martin ist das jedoch totgespielte Gas-<br />

nicht <strong>der</strong> einzige senhauer junge Verantwortungsträ-<br />

und Herzschmerzballaden unger<br />

im Kloster Einsiedeln. barmherzig Zurzeit wie<strong>der</strong>belebt zählt die – bieten ein<br />

Gemeinschabehaupten, abwechslungsreiches das Journalisten- Programm; sie spie-<br />

Team hätte auch len bereits Swing, mögliche Bossa, Zigeunermusik, Termine Tango,<br />

für ein vorausgehendes Walzer und Trainingscamp vieles mehr. diskutiert…<br />

Die Kin<strong>der</strong>brücke – Pater Loosli Kolumban Puppentheater Reichlin für Kin<strong>der</strong> ab 5 Jahren<br />

Wann: Samstag, 20. Oktober 2012, 15 Uhr / Eintritt: € 8.–<br />

Wer: Erzähler & Puppenspieler: Tobias und Lois Loosli<br />

Musik: Caspar Guyer<br />

Marionetten: Trudi Loosli<br />

Was: Das Marionettenspiel «Die Kin<strong>der</strong>brücke» von<br />

Max Bolliger, bearbeitet von Looslis Puppentheater,<br />

ist die Geschichte zweier nicht nur durch<br />

einen Fluss, son<strong>der</strong>n auch durch Vorurteile ge-


ST. GEROLD<br />

trennter Familien. Über die dummen Streitereien darf herzlich gelacht werden.<br />

Weniger lustig finden es die beiden Kin<strong>der</strong>; sie leiden darunter. Doch sie sind<br />

es, die das Wun<strong>der</strong> zustande bringen: Die<br />

beiden Familien versöhnen sich. Sie bauen gemeinsam eine Brücke, von Ufer<br />

zu Ufer, von Mensch zu Mensch.<br />

«Der kleine Prinz» von Antoine de Saint-Exupéry<br />

Wann: Samstag, 20. Oktober 2012, 19.30 Uhr / Eintritt: € 18.–<br />

Wer: Erzähler & Maskenspiel: Jeannot Hunziker<br />

Figurenspiel: Lois Loosli<br />

Musik: Marius Ungureanu<br />

Regie und Produktion: Tobias Loosli<br />

Was: Fast ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t lang waren Trudi und<br />

Peter W. Loosli mit ihrem kleinen Prinzen auf Gastspielreise<br />

unterwegs. Zehn Jahre nach <strong>der</strong> letzten<br />

Aufführung in Peters 80. Geburtsjahr kommt ihm<br />

die Idee einer Wie<strong>der</strong>aufnahme. Der Text wurde<br />

überarbeitet und verdichtet, die Masken umgebaut,<br />

so dass sie mit freien Händen gespielt werden<br />

können. Der rumänische Bratschist Marius Ungureanu<br />

hat neue Musik komponiert und eingespielt. Die Schlichtheit <strong>der</strong><br />

ursprünglichen Inszenierung von Peter W. Loosli bleibt erhalten.<br />

«Kathrein stellt den Tanz ein»<br />

Wann: Freitag, 30. November 2012, 18.30 Uhr / Eintritt: € 12.–<br />

Wer: Helvetic Fiddlers und Evelyn Fink-Mennel mit Freunden<br />

Was: Bevor Geigen und Bass eingesperrt werden<br />

und tanzfreie Adventszeit gehalten wird,<br />

darf in St. Gerold die Tanzsaison noch gebührend<br />

beschlossen werden. Bekannte und<br />

unbekannte, gemächliche und fetzige Tanzmusik<br />

aus <strong>der</strong> östereichisch-schweizerischen<br />

Tradition stehen auf dem Programm. Ein<br />

Crash-Tanzkurs ab 18.30 Uhr lädt alle Tanzwilligen<br />

und Tanzwütigen zum enspannten Aufwärmen.<br />

Adventskonzert<br />

Wann: Samstag, 1. Dezember 2012, 17 Uhr<br />

Wer: Kammerchor Feldkirch,<br />

Leitung: Benjamin Lack<br />

Bläserensemble des Musikvereins<br />

Harmonie Sonntag,<br />

Leitung: Oliver Burtscher<br />

Was: Programm nach Ansage<br />

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46<br />

ST. GEROLD<br />

Kurse<br />

7.–12. Oktober 2012 / «Cum decore, cum amore» – Frauen-Singwoche: Gregorianik,<br />

mediterrane Gesänge und Rhythmus<br />

Rhythmus ist ein wun<strong>der</strong>barer, von uns Zentraleuropäern kaum genutzter Weg, um loslassen,<br />

Erdung, Durchlässigkeit und weiten Raum zu erfahren. Das Singen gewinnt durch diese<br />

Übungen an Leichtigkeit und wird immer mehr zur Freude. – Wir beginnen den Tag mit einer<br />

rhythmischen Sequenz, die uns in die Langsamkeit und den tiefen Atem des Gregorianischen<br />

Chorals führt. Ganz <strong>der</strong> frühen, mönchischen Tradition treu, lernen wir «Kyrie- und Alleluja»-<br />

Gesänge übers Vor- und Nachsingen (ohne Noten). Übungen <strong>der</strong> «Lichtenberger Methode»<br />

bringen uns auf spielerische Art dem «Singinstrument» näher. Neue Räume gehen auf und<br />

<strong>der</strong> Klang entfaltet sich. Am Nachmittag widmen wir uns dem Spiel <strong>der</strong> Rahmentrommeln<br />

und tauchen dann ein in die Mehrstimmigkeit mediterraner Lie<strong>der</strong>. Auch an einzelnen Abenden<br />

ist nochmals Rhythmus und Singen vorgesehen.<br />

Ursache Leitung: für die Maria sympathische Walpen, Grüt/CH, Begegnung und Irene Gooding, Zürich/ZH<br />

zwischen Kosten: Jou Kurs € 290.– / Pension € 370.– bis € 420.–<br />

Einladung zu einem Klosterbesuch<br />

In einem Schreiben vom 4. Februar an die<br />

entsprechenden Redaktionen wies Abt Martin<br />

14.–18. im Sinne Oktober einer Klarstellung 2012 / Feldenkrais darauf hin,<br />

dass Im Mittelpunkt in <strong>der</strong> 1075-jährigen <strong>der</strong> Feldenkrais-Methode Geschichte des steht das Wahrnehmen und Verän<strong>der</strong>n von Bewe-<br />

Klosters gungsmustern. Einsiedeln Sanfte nur knapp Bewegungsabläufe während 100 o<strong>der</strong> taktile Unterweisungen harmonisieren das<br />

Jahren Zusammenspiel mehr Mönche von Nervensystem, zu Einsiedeln gehör- Psyche und Muskulatur. Nach nur wenigen Momenten<br />

ten des als Übens heute merken (zurzeit zählt die meisten die Gemeinschaft Menschen plötzlich, dass sie – wie durch Magie – Dinge auf<br />

76 leichte Mitglie<strong>der</strong>), Weise und mit dass ihrem das Körper Durchschnittsal- tun können. Durch das Bewusstmachen dieser funktionalen<br />

ter Zusammenhänge, <strong>der</strong> Gemeinschaft erleben seit ein die paar Anwen<strong>der</strong>Innen Jahren in <strong>der</strong> Folge eine gesteigerte Lebensqualität<br />

sinkt. und Noch Gesundheit. vor sieben Jahren waren die Medien<br />

erstaunt, dass Einsiedeln mit Martin<br />

Werlen Leitung: einen so Edith jungen Sidler Abt Huck, hat St. – Gallen/CH er war<br />

damals Kosten: 39 Jahre Kurs: alt. € Abt 190.– Martin und Pension: ist jedoch € 296.– bis € 336.–<br />

nicht <strong>der</strong> einzige junge Verantwortungsträger<br />

im Kloster Einsiedeln. Zurzeit zählt die<br />

Gemeinschabehaupten, das Journalisten-<br />

Team hätte auch bereits mögliche Termine<br />

für 1.–4. ein November vorausgehendes 2012 Trainingscamp / Schweigen & dis- Improvisation<br />

kutiert… Im Schweigeraum, im Innehalten und Wahrnehmen in <strong>der</strong> Stille bekommt die persönliche<br />

Musik vertiefte Bedeutung. Kurzvorträge zu verschiedenen Aspekten <strong>der</strong> Musik, gemeinsames<br />

Singen, Meditation Pater und Kolumban freie Reichlin Improvisation ermöglichen eine Konzentration auf den<br />

inneren Prozess. Dieser führt uns in die Welt des Hörens und des musikalischen Ausdrucks.<br />

Ziel ist das Auffinden von persönlichen Energiequellen und das Erleben des Zusammenseins<br />

in einer Gruppe ohne Worte, dafür mit Tönen, Schwingungen und Stimmungen. Der ritualisierte<br />

Ablauf <strong>der</strong> Tage verhilft zu Ruhe und Intensität in <strong>der</strong> Selbsterfahrung.<br />

Leitung: Prof. Dr. Fritz Hegi-Portmann, Zürich/CH / Manuel Oertli-Moeri, Wetzikon/CH<br />

– Beide Musiktherapeuten und Musiker<br />

Kosten: Kurs: CHF 450.– und Pension: € 222.– bis € 252.–


ST. GEROLD<br />

17.–18. November 2012 / Tanzen und Räuchern<br />

Der Tanz war immer schon Zeichen von Lebendigkeit, Sieg und Freude, aber auch Ausdruck<br />

von Trauer, Wut und Einsamkeit. Gefühle durften gezeigt werden und bekamen Gestalt und<br />

Ausdruck. An Feuerplätzen kamen die Menschen zusammen, Geschichten wurden erzählt,<br />

Lie<strong>der</strong> gesungen, und es wurde geräuchert und getanzt. Aus einem harzigen Rindenstück<br />

o<strong>der</strong> einer aromatischen Pflanze, die aufs Feuer geworfen wurden, entstanden Düfte, die<br />

wohltuend, reinigend und anregend waren und die Weisheit <strong>der</strong> Pflanzen erahnen liessen.<br />

– Auf den Spuren <strong>der</strong> Räucherkultur werden wir an alte Feuerstellen geführt. Wir wollen <strong>der</strong><br />

reinigenden Kraft und Weisheit <strong>der</strong> Pflanzen und unseren tiefen Empfindungen nachspüren<br />

und so das Geheimnis <strong>der</strong> Rauhnächte erahnen. Wir stimmen uns ein in den Rhythmus <strong>der</strong><br />

Natur und nützen die Qualität dieser Zeit des Rückzugs und <strong>der</strong> Stille zum Entspannen, in die<br />

Tiefe gehen und Geniessen.<br />

Leitung: Ute Isele-Partl, Nüzi<strong>der</strong>s/A und Susanne Türtscher, Buchboden/A<br />

Kosten: Kurs: € 95.– und Pension: € 107.50 bis € 117.–<br />

18.–24. November 2012 / «Der Himmel ist in dir»<br />

Gerhard M. Walch hat in seinem Buch «Wandlung zum inneren Himmel» Gedicht-Meditationen<br />

geschrieben, die uns Dimensionen <strong>der</strong> Erfahrung des inneren Himmels vermitteln. Mit<br />

Übungen <strong>der</strong> Personalen Leib-, Atem- und Stimmarbeit nach K. Graf Dürckheim gehen wir in<br />

die Sprachgestaltung mit diesen Kurzgedichten und bringen sie mit Gebärden weiter zum<br />

Ausdruck. Diese Erfahrungen nehmen wir mit hinein in die Stille und Sammlung <strong>der</strong> ZEN-<br />

Meditation im Sitzen, Stehen und Gehen. Zur Bearbeitung <strong>der</strong> inneren Bil<strong>der</strong> und Symbole<br />

lassen wir uns auf die praktische Traumarbeit nach C. G. Jung ein. Die Traumarbeit wird abgerundet<br />

mit kultischen und sakralen Kreistänzen.<br />

Leitung: Gerhard M. Walch, dipl. Leib-, Atem- Stimm- und Psychotherapeut, freie Praxis<br />

in Lochau am Bodensee<br />

Kosten: Kurs: € 280.– und Pension: € 444.– bis € 504.–<br />

14.–16. Dezember 2012 / Adventsbesinnung<br />

In vielen Menschen rühren die alten Adventslie<strong>der</strong> an eine tiefe Sehnsucht. Eine Ahnung ist<br />

tief in uns, dass einmal alles gut werden wird, dass in alle unauslotbaren Fragen und Abgründe<br />

von Gott her Trost hineingesprochen wird, ja, dass <strong>der</strong> Himmel unsere Erde berührt. Wir<br />

lassen uns von verschiedenen bekannten Adventslie<strong>der</strong>n leiten und öffnen uns in spirituellen<br />

Impulsen <strong>der</strong> Botschaft von Advent und Weihnachten: dem Staunen und <strong>der</strong> Freude über<br />

jenen guten Anfang, <strong>der</strong> in unser Heute und in alle Zukunft hineinreicht.<br />

Leitung: Äbtissin Monika Thumm OCist., Kloster Wurmsbach/CH<br />

Kosten: Kurs: € 80.– und Pension: € 148.– bis € 168.–<br />

Anmeldung und weitere Infos: Tel. +43 (0)5550 2121 / propstei@propstei-stgerold.at<br />

47


(Foto: Liliane Géraud)<br />

KLOSTER FAHR<br />

Liturgie ist ein Beziehungsgeschehen» – so lautete einer <strong>der</strong> ersten Sätze unseres<br />

Referenten an <strong>der</strong> ü30-Wallfahrt. Gott wendet sich <strong>der</strong> Gemeinde zu, die Gemeinde<br />

wendet sich ihrerseits Gott zu und das, was in diesem Beziehungsgeschehen lebt, will<br />

die Menschen, will die Welt durchdringen.<br />

Liturgie ist ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott und den Menschen. Die Gottessehnsucht<br />

<strong>der</strong> Welt sucht sich in <strong>der</strong> Liturgie eine Sprache. Durch Gebete, Gesten, Riten,<br />

Gewän<strong>der</strong>, einen beson<strong>der</strong>en Raum, Klänge, Lie<strong>der</strong> usw. Vielleicht hat manch nüchterner<br />

Zeitgenosse damit Mühe und denkt sich im Stillen, dass es doch<br />

auch ohne Weihrauch, wallende Klei<strong>der</strong> und theatralisch anmutende<br />

Gebärden ginge. In <strong>der</strong> Liturgie geht es aber gerade nicht<br />

darum, unseren Alltag zu wie<strong>der</strong>holen, es gibt nichts Schlimmeres<br />

als in <strong>der</strong> Liturgie so zu reden, sich so zu bewegen, als wäre es<br />

Alltag. Das Gegenteil soll geschehen. Die Liturgie will uns aus<br />

dem Alltag herausheben, will uns mit <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sheit des Himmels<br />

in Berührung bringen, mit dem Geheimnis Gottes, in dem<br />

geborgen wir unendlich mehr sind als das, was wir aus uns selber<br />

heraus leisten und vermögen. Dafür haben wir sie nötig, die<br />

an<strong>der</strong>e Sprache, die wallenden Gewän<strong>der</strong>, die beson<strong>der</strong>en Gebärden,<br />

den Weihrauch, die Kerzen, den sakralen und heilig anmutenden<br />

Raum. Das ist im Wesentlichen auch Liturgie, die An<strong>der</strong>sheit, die davon lebt, dass<br />

hier <strong>der</strong> Himmel die Erde berührt.<br />

Könnte es sein, dass wir uns den Zugang zur Liturgie verstellen, weil wir es uns gewohnt<br />

sind, sie, wie so manches, als blosses Mittel zum Zweck zu sehen? Dabei hat die<br />

Liturgie gerade nicht den Zweck uns in Beziehung zu Gott zu setzen, sie produziert keine<br />

Gottesbeziehung, son<strong>der</strong>n stellt uns den Raum zur Verfügung, in welchem diese Beziehung<br />

sich ausdrückt, ausspricht und nährt.<br />

Die Liturgie ist darum so schwer zu rechtfertigen, weil sie in herkömmlichem Sinn eben<br />

nichts «nützt». Und doch ist sie zutiefst sinnvoll, ja es ist geradezu lebensnotwendig, dass<br />

unser Glaube sich ausdrücken, zeigen, feiern kann. Lassen wir am besten einfach zu, was<br />

in <strong>der</strong> Liturgie ganz ohne unser Zutun an und mit uns geschehen will. Wehren wir uns<br />

nicht dagegen, von den alten Texten und Gesängen berührt zu werden, studieren wir nicht<br />

lange, ob <strong>der</strong> Weihrauch nötig ist o<strong>der</strong> nicht, son<strong>der</strong>n lassen wir unser Herz von ihm empor<br />

heben in das Geheimnis, erwarten wir nicht von <strong>der</strong> Liturgie, dass sie unseren Erlebnishunger<br />

stillt, überlassen wir uns getrost dem Schweigen, aus dem eine Sprache geboren<br />

wird, die keine Worte braucht. Denn – und auch das durften wir an <strong>der</strong> ü30-Wallfahrt<br />

erfahren – Beziehung, sei es mit Gott o<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong>, lebt nicht nur vom Wort, sie<br />

vertieft sich auch und gerade im gemeinsamen Schweigen.<br />

Ihre<br />

Schwester Marianne Waltert<br />

49


50<br />

KLOSTER FAHR<br />

ü30 -fahrwärts<br />

Anleitung zur Lebens- und<br />

Glaubenskunst<br />

Zur dritten Ausgabe <strong>der</strong> «ü30-Wallfahrt» folgten 14 Teilnehmer <strong>der</strong> Einladung von<br />

Priorin Irene, Ruth Mory-Wigger und Regina Käppeli. Das Thema «Liturgie – Mit<br />

Gott und in Gemeinschaft das Leben feiern» mit Pater Guido Muff aus dem Kloster<br />

Engelberg als Referent standen auf dem Programm.<br />

Was ist Messe?<br />

Etwas kommt da zusammen,<br />

wie es nie zusammenkommt<br />

sonst.<br />

Himmel und Erde<br />

kommen da zusammen.<br />

Wer dabei ist<br />

und glaubt,<br />

wer sich hingibt<br />

und glaubt,<br />

dem geschieht es.<br />

Da kommen sie zusammen.<br />

Aber wie?<br />

Wie geschieht,<br />

was da geschieht,<br />

Herr?<br />

Lass es geschehen,<br />

Herr,<br />

hier bin ich.<br />

Wir sind da. Amen.<br />

Silja Walter<br />

An diese Frage <strong>der</strong> Fahrer Schwester tastete<br />

sich Pater Guido in seinen drei Impulsen, die<br />

er in den zwei Tagen Mitte August im Kloster<br />

Fahr für die ü30-Wallfahrerinnen und<br />

-fahrer hielt, heran. Und seine Gedanken<br />

können durchaus einen Weg zum Lebenskünstler<br />

aufzeigen.<br />

Gottes Ruf an uns<br />

Ein Beziehungsgeschehen sei die Messe, erklärte<br />

er. Sie diene sowohl <strong>der</strong> Beziehungsklärung<br />

als auch <strong>der</strong>en Pflege. «Der christliche<br />

Gottesdienst ist das Wichtigste,<br />

Dringlichste und Herrlichste, was auf Erden<br />

geschehen kann.», zitierte er den evangelisch-reformierten<br />

Theologen Karl Barth.<br />

Denn nicht zuletzt in <strong>der</strong> Messe sei Gott mit<br />

uns im Dialog, so Pater Guido weiter. Er rufe<br />

uns immer wie<strong>der</strong> neu, erwarte von uns eine<br />

Antwort und mache seinen weiteren Ruf<br />

von unserer Antwort abhängig.<br />

Messe wie vor 2000 Jahren<br />

In einem geschichtlichen Rückblick über die<br />

letzten 2000 Jahre war zu erfahren, dass die<br />

heutige Messfeier in ihrer Struktur und ihren<br />

wesentlichen Elementen bereits Mitte<br />

des 2. Jahrhun<strong>der</strong>ts gefeiert wurde. Pater<br />

Guido erklärte, wie sich im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

alles än<strong>der</strong>te und warum die Messe<br />

heute wie<strong>der</strong> so gefeiert wird, wie es<br />

schon die ersten Christen getan hatten.<br />

Im letzten Impuls wurde <strong>der</strong> Bogen wie<strong>der</strong><br />

geschlossen und anhand <strong>der</strong> Begegnungen<br />

Jesu mit seinen Jüngern nach <strong>der</strong> Auferstehung<br />

gezeigt, wie unterschiedlich Gottes<br />

Ruf ist. Jesus lässt jedem Menschen seinen<br />

eigenen Weg zum Auferstehungsglauben.<br />

Er berücksichtigt die individuelle Art und<br />

Weise, wie je<strong>der</strong> von uns Vertrauen und


KLOSTER FAHR<br />

Die ü30-Wallfahrerinnen und -wallfahrer auf ihrem «Kartäuser-Walk» in <strong>der</strong> näheren Umgebung<br />

des Klosters Fahr (Foto: AZMedien).<br />

Hoffnung schöpft und so zum Glauben findet.<br />

Auch wenn unsere Antwort zunächst<br />

ablehnend ist, gibt Gott nie auf. Er gibt uns<br />

immer wie<strong>der</strong> neu die Gelegenheit, seinem<br />

Ruf zu folgen.<br />

Vom Hunger- zum Lebenskünstler<br />

In <strong>der</strong> Predigt vom Sonntag ging Pater Guido<br />

noch eindrücklicher auf die Frage von<br />

Silja Walter ein. Er erzählte vom «Hungerkünstler»<br />

von Franz Kafka, <strong>der</strong> sich eines<br />

Tages entschloss, nicht mehr zu essen. Er<br />

Vorbereitung auf das Hauptereignis des Wochenendes:<br />

Die sonntägliche Eucharistiefeier.<br />

liess sich wie eine Attraktion im Zirkus bewun<strong>der</strong>n.<br />

Danach befragt, warum er hungere<br />

meinte er: «Weil ich die Speise nicht finden<br />

konnte, die mir schmeckt. Hätte ich sie<br />

gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen<br />

gemacht und mich vollgegessen wie du<br />

und alle.» Aus dem Evangelium erfahren wir<br />

von Jesus: «Ich bin das lebendige Brot.» Jesus<br />

Christus bietet sich uns selbst an als Nahrung,<br />

die uns schmeckt, wie Pater Guido<br />

betont. Mit Ihm können wir von Hunger- zu<br />

Lebenskünstlern werden. Mit Ihm haben wir<br />

«ewiges Leben» schon jetzt.<br />

Die Eucharistiefeier, das Ziel und <strong>der</strong> Höhepunkt<br />

<strong>der</strong> ü30-Wallfahrt war dann auch<br />

ein Fest des Glaubens für die angehenden<br />

Lebenskünstler. Wie Silja Walter in ihrem<br />

Gedicht beschreibt: Er liess es geschehen,<br />

denn wir waren da.<br />

Der ü30-Chor unter dem Bohnenbaum<br />

Die Wallfahrtsteilnehmer untermalten die<br />

Feier angeleitet von Ruth Mory-Wigger<br />

auch dieses Mal mit ihrem Gesang. Die energiegeladene,<br />

mitreissende Kirchenmusikerin<br />

verstand es, mit ihrem Humor allfällige<br />

Müdigkeit in den abendlichen Gesangsproben<br />

spielend zu vertreiben. Und so hörte es<br />

sich schon am ersten Abend ganz passabel<br />

51


52<br />

KLOSTER FAHR<br />

an, was <strong>der</strong> zusammen gewürfelte Chor zustande<br />

brachte. Die Tatsache, dass zwei<br />

Männer- und zwei Frauenstimmen gut vertreten<br />

waren, war natürlich hilfreich. Einzig<br />

die Organistin, Renate Francesca Köbeler<br />

war vom Programm ziemlich gefor<strong>der</strong>t.<br />

Spontan wurde während <strong>der</strong> Proben am<br />

Programm für die Messe am Sonntag gefeilt<br />

und dem Angebot an Gesangstalent angepasst.<br />

Das erfor<strong>der</strong>te einige Flexibilität von<br />

Seiten <strong>der</strong> instrumentalen Begleitung. Renate<br />

Francesca zog es dann auch vor, dem<br />

gemütlichen Beisammensein, das <strong>der</strong> abendlichen<br />

Chorprobe folgte, fern zu bleiben<br />

und an <strong>der</strong> Orgel zu üben, was sich ausbezahlte.<br />

Die an<strong>der</strong>n sassen bis tief in die Nacht<br />

unter dem «Bohnenbaum» im Schulgarten<br />

bei einem Glas Wein und einem Stück Käse<br />

zusammen.<br />

Miteinan<strong>der</strong> unterwegs<br />

Der letzte Programmpunkt am Sonntagnachmittag<br />

hiess «Ausblick und Schlusspunkt»:<br />

«Habt ihr Verbesserungsvorschläge<br />

o<strong>der</strong> Wünsche für das nächste Mal?», wurden<br />

die Teilnehmer von Seiten <strong>der</strong> Organisatoren<br />

befragt. Daraufhin folgte wohl die<br />

erste längere Stilleperiode <strong>der</strong> vergangenen<br />

48 Stunden, ausgenommen <strong>der</strong> (kurzen)<br />

Eucharistischer Impulsgeber für die ü30-<br />

Wallfahrt: Pater Guido Muff OSB, Engelberg<br />

(Fotos: Verena Huber-Halter).<br />

Nächstes ü30-fahrwärts:<br />

8. bis 10. Februar 2013 m Kloster Fahr<br />

Informationen und Anmeldung ab<br />

November 2012:<br />

www.kloster-fahr.ch<br />

regikaeppeli@bluewin.ch<br />

Nächte. Was soll man än<strong>der</strong>n, wenn etwas<br />

so gut ist?<br />

Ein nicht unwichtiger Verbesserungsvorschlag<br />

fand sich dann aber doch: <strong>der</strong> Name.<br />

«Wallfahrt ist ein Wort, das von Vorstellungen<br />

geprägt ist, die so gar nichts mit dem zu<br />

tun haben, was wir in den letzten zwei Tagen<br />

erlebt haben», meinte eine Teilnehmerin,<br />

womit sie allgemeine Zustimmung<br />

erntete.<br />

«Wallfahrt» ist irreführend, weil die Teilnehmer<br />

sich nicht, wie das Wort implizieren<br />

könnte, betend auf den Weg zu einem Heiligtum<br />

aufmachen. Man ist zwar tatsächlich<br />

miteinan<strong>der</strong> «unterwegs», aber eher geistig<br />

und mit dem Herzen als physisch: Ziel und<br />

Höhepunkt des Wochenendes ist die gemeinsame<br />

Eucharistiefeier vom Sonntag.<br />

Die Etappen auf diesem Weg sind Gebetszeiten<br />

zusammen mit <strong>der</strong> Klostergemeinschaft<br />

aber auch Chorproben, Vorträge,<br />

Mitternachtssnacks und Diskussionen.<br />

ü30-fahrwärts<br />

Die Suche nach einem neuen Namen war<br />

kurz: «ü30-fahrwärts» soll <strong>der</strong> Anlass künftig<br />

heissen, weil die Gastgeberinnen auch<br />

die Schwestern vom Kloster Fahr sein sollen<br />

und das Zielpublikum nach wie vor über 30<br />

Jahre alt ist.<br />

Jung geblieben sollte man allerdings<br />

sein, wenn man sich für diesen Anlass ins<br />

Kloster Fahr aufmacht, denn viel Singen und<br />

Lachen sowie die kurzen Nächte mit angeregten<br />

Gesprächen verlangen schon einiges<br />

an Kondition ab. Grundsätzlich ist aber die<br />

Altersbeschränkung «über 30» selbstverständlich<br />

nach oben offen.<br />

Verena Huber-Halter


Bäuerinnenschule<br />

Ein schmerzlicher aber<br />

verständlicher Entscheid<br />

Seither sind Hun<strong>der</strong>te von Mails und Briefe<br />

bei uns eingetroffen, vor allem von Ehemaligen,<br />

aber auch von Behörden und an<strong>der</strong>en<br />

Ausbildungsstätten <strong>der</strong> Landwirtschaft. Einmal<br />

mehr durften wir erfahren, wie gut unsere<br />

Bäuerinnenschule im Bewusstsein weiter<br />

Bevölkerungskreise verankert ist und<br />

welch hervorragenden Ruf sie im ganzen<br />

Land geniesst. Die Reaktionen waren durchgehend<br />

geprägt von Verständnis für und<br />

Respekt gegenüber diesem schwierigen und<br />

mutigen Entscheid. Auch Dankbarkeit durften<br />

wir entgegen nehmen von unseren Ehemaligen,<br />

dafür dass sie an diesem einmaligen<br />

Ort eine Ausbildung geniessen durften,<br />

und für all das Wertvolle, das sie fürs Leben<br />

mitnehmen konnten. Aber natürlich zeigten<br />

sich viele sehr überrascht, traurig und auch<br />

enttäuscht, hätten doch einige Ehemalige<br />

ihren Töchtern den Besuch unserer «Lebensschule»<br />

ebenso gegönnt.<br />

Manche Enttäuschung<br />

Erlauben Sie mir auch ein paar Worte zu den<br />

direkt Betroffenen. Zum einen sind dies unsere<br />

künftigen o<strong>der</strong> bereits angemeldeten<br />

Interessentinnen, die in den nächsten Jahren<br />

vorhatten, unsere Schule zu besuchen. Seit<br />

Bekanntgabe <strong>der</strong> Schliessung wurden wir<br />

von Anfragen überhäuft und die letzten beiden<br />

Kurse füllten sich in Windeseile. Hier ist<br />

manche Enttäuschung nicht ausgeblieben.<br />

KLOSTER FAHR<br />

Sie haben es im letzten «<strong>Salve</strong>» lesen können; in einem Editorial und einem Interview<br />

mit Priorin Irene, in denen sie den Entscheid <strong>der</strong> Schwesterngemeinschaft ausführte<br />

und begründete: Die Bäuerinnenschule des Klosters Fahr schliesst ihre Tore mit dem<br />

Frühlingskurs 2013 auf Ende Juli für immer.<br />

Unmittelbar betroffen sind auch unsere<br />

weltlichen Lehrpersonen, die sich stark mit<br />

<strong>der</strong> Bäuerinnenschule identifizieren und<br />

über Jahre hinweg hervorragende Arbeit geleistet<br />

haben. Auf sie wird die schwierige<br />

Aufgabe zukommen, noch zwei Kurse zu unterrichten<br />

im Wissen, dass es die letzten sein<br />

werden und sich persönlich <strong>der</strong> Frage zu stellen,<br />

was danach für sie selber kommen wird.<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> Altersstruktur <strong>der</strong><br />

Klostergemeinschaft haben einige Lehrpersonen<br />

mit <strong>der</strong> Schliessung <strong>der</strong> Schule gerechnet.<br />

Der Zeitpunkt war dann aber doch<br />

überraschend. Wie die Lehrerschaft auf den<br />

Entscheid reagiert hat – mit viel Verständnis<br />

und Achtung – stimmt mich zuversichtlich:<br />

Die Bäuerinnenschule wird würdevoll vollendet<br />

werden. Theres von Aarburg<br />

Abschlussfest<br />

Am Sonntag, 28. Juli 2013 werden wir<br />

mit einem Abschlussfest gemeinsam mit<br />

unseren Ehemaligen einen würdigen<br />

Schlusspunkt setzen. Wie bereits angekündigt<br />

werden wir dazu per Mail bzw.<br />

per Post einladen. Dazu sammeln wir<br />

gegenwärtig Mailadressen und aktuelle<br />

Adresslisten <strong>der</strong> Klassen. Für die Mithilfe<br />

bei dieser Adresssammlung danken wir<br />

herzlich!<br />

53


54<br />

KLOSTER FAHR<br />

Neue CD mit Texten von Silja Walter<br />

Und die Welt wird Gesang<br />

Am 1. September wurde die neue CD «In Memoriam Silja Walter who recites her<br />

own song texts» in <strong>der</strong> Kirche des Klosters Fahr vorgestellt. Die CD enthält zwei<br />

Werke von Silja Walter: Ihre Gedichte zu den Figuren «Fries <strong>der</strong> Lauschenden» von<br />

Ernst Barlach sowie ihre Exodus-Messe, beide vertont von Carl Rütti und ausgeführt<br />

vom Badener Vokalensemble unter <strong>der</strong> Leitung von Martin Hobi. Eingeladen zu diesem<br />

Anlass waren auch die Mitglie<strong>der</strong> des Vereins Pro Kloster Fahr.<br />

Eine grosse Dynamik lag im Gesang, <strong>der</strong><br />

anlässlich dieser samstäglichen Vesperfeier<br />

in <strong>der</strong> Klosterkirche Fahr erklang. Die ausdrucksstarken<br />

Worte von Silja Walter wurden<br />

vom Badener Vokalensemble gut verständlich<br />

vorgetragen. Der Komponist Carl<br />

Rütti an <strong>der</strong> Orgel und <strong>der</strong> Chor unter <strong>der</strong><br />

Leitung von Martin Hobi waren perfekt auf-<br />

Ungewohnte Perspektive: Chor (Badener Vokalensemble)<br />

hinter Gittern.<br />

einan<strong>der</strong> abgestimmt und vermochten das<br />

Publikum mühelos in den Bann ziehen.<br />

Grosse Emotionen<br />

Die Sensibilität, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Komponist sich<br />

in die Autorin eingefühlt hatte, ist bemerkenswert.<br />

Er deutete den Text hervorragend<br />

aus und so unterstrich <strong>der</strong> Gesang die Emotionen,<br />

die in den Worten mitschwangen.<br />

Genau so schrieb Silja Walter, ausdrucksstark,<br />

überzeugend und mitreissend.<br />

Mit dem Einbezug <strong>der</strong> Gäste ins Hallelujah<br />

und Magnifikat bekräftigten die Veranstalter,<br />

dass es sich bei diesem Konzert um<br />

ein gemeinsames Gebet handelte, aufgebaut<br />

auf <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> klösterlichen Vesper.<br />

Der musikalische Höhepunkt stellte ohne<br />

Zweifel das «Sanctus» aus <strong>der</strong> «Exodus-Messe»<br />

mit dem rhythmisch eingängigen in<br />

allen Stimmen wie<strong>der</strong>kehrenden «Heilig»<br />

dar. Silja Walters Lob Gottes, das mit Carl<br />

Rüttis Musik in <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>schönen barocken<br />

Kirche erklang, schien die Welt tatsächlich<br />

kurzzeitig in Gesang zu verwandeln, wie<br />

Schwester Hedwig in ihrem Gedicht «Der<br />

Erwartende» schon ankündigt.<br />

Die «profane» CD-Taufe<br />

«Schwester Hedwig hätte sich über die profane<br />

Bezeichnung des heutigen Anlasses


‹CD-Taufe› wohl nicht gefreut», meinte<br />

Priorin Irene noch bei <strong>der</strong> Begrüssung ihrer<br />

Gäste. Beim Abschluss <strong>der</strong> Feier lag <strong>der</strong> Gedanke<br />

aber nahe, dass Schwester Hedwig<br />

nicht nur vom Anlass son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong><br />

CD begeistert wäre.<br />

Martin Hobi erzählte in seiner Ansprache,<br />

wie er mit Priorin Irene bei <strong>der</strong> ersten<br />

Besprechung, an <strong>der</strong> die Form <strong>der</strong> Feier festgelegt<br />

werden sollte, zunächst einmal darüber<br />

meditieren musste, wie man eine CD<br />

«taufe». Obwohl das im Allgemeinen die<br />

Bezeichnung dafür ist, wenn eine neue CD<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit vorgestellt wird, erschien<br />

es den beiden Liturgie-Erfahrenen doch<br />

seltsam, dass <strong>der</strong> Täufling eine CD sein sollte.<br />

Martin Hobi fügte verschmitzt an, er habe ja<br />

auch irgendwann einmal gelernt, dass man<br />

in <strong>der</strong> Kirche nur das tun soll, wozu man befähigt<br />

o<strong>der</strong> üblicherweise beauftragt sei.<br />

Man beschloss also, nicht zu weit auszuholen<br />

und zur Feier dieser neuen CD eine<br />

Vesper zu gestalten, die soweit als möglich<br />

aus den darin enthaltenen Werken bestehen<br />

sollte. Diese Idee, so waren beide überzeugt,<br />

hätte auch Silja Walter gutgeheissen,<br />

hatte sie doch selbst einmal eine Wort-Musik-Feier<br />

mit diesen Werken angeregt.<br />

«Fries <strong>der</strong> Lauschenden» als Vorlage<br />

Die Texte sind Gedichte, die Silja Walter zu<br />

den Figuren aus dem «Fries <strong>der</strong> Lauschen-<br />

Die CD ist erhältlich im Klosterladen Fahr.<br />

KLOSTER FAHR<br />

Gepflegte Klostergastlichkeit für den Herbstanlass<br />

des Vereins Pro Kloster Fahr (Fotos:<br />

Verena-Huber-Halter).<br />

den» von Barlach geschrieben hatte. Dieser<br />

Fries begleitete Martin Hobi schon seit<br />

seiner Studienzeit. Und sowohl Silja Walter<br />

als auch Carl Rütti waren mit seiner Idee,<br />

Texte zu den Figuren zu schreiben, die dann<br />

vertont werden sollen, einverstanden. So<br />

entstanden Gedichte mit Namen wie «Der<br />

Blinde», «Die Träumende» o<strong>der</strong> «Der Begnadete».<br />

Dank den Tonaufnahmen, die schon<br />

vor längerer Zeit gemacht worden waren,<br />

kann <strong>der</strong> Hörer <strong>der</strong> CD <strong>der</strong> Autorin selber<br />

lauschen, wie sie ihre Gedichte liest.<br />

Natürlich wurde auf das neue Werk auch<br />

angestossen. Der Verein Pro Kloster Fahr<br />

sorgte für das leibliche Wohl <strong>der</strong> Gäste. Wie<br />

immer waren auch die Schwestern beim<br />

Apéro dabei, was von den Besuchern stets<br />

sehr geschätzt wird, da sich so die Möglichkeit<br />

gibt, mit den Schwestern ein paar Worte<br />

zu wechseln.<br />

Verena Huber-Halter<br />

55


56<br />

KLOSTER FAHR<br />

«Tag <strong>der</strong> offenen Türen»<br />

Begegnungen auf dem Klosterplatz<br />

Bei herrlichem Wetter folgten an die 1000 Besucher <strong>der</strong> Einladung des Klosters, sich<br />

bei Führungen durch die verschiedenen Bereiche ein Bild des Lebens und Wirkens im<br />

Kloster zu machen. Für das leibliche Wohl sorgte das klostereigene Restaurant «Zu<br />

den Zwei Raben» auf dem autofreien Klosterplatz, <strong>der</strong> durch Helfer des Vereins Pro<br />

Kloster Fahr kurzzeitig zur gemütlichen Gartenwirtschaft umgebaut worden war.<br />

«Wir sind überwältigt über das grosse Interesse<br />

am Tag <strong>der</strong> offenen Türen», meinte<br />

Priorin Irene in ihrer Eröffnungsansprache.<br />

Die Wertschätzung einer breiten Öffentlichkeit<br />

sei zwar schon durch die vielen Geldspenden<br />

<strong>der</strong> vergangenen Monate sichtbar<br />

geworden, aber durch die vielen persönlichen<br />

Begegnungen und die grosse Anzahl<br />

von Besuchern, die durch ihr Kommen ihr<br />

Interesse am Kloster bekundeten, sei das<br />

nun auch fühlbar geworden.<br />

Priorin Irene freute sich auch darüber, zu<br />

diesem Anlass verkünden zu können, dass<br />

Das Kloster rief und die Leute kamen in<br />

Scharen.<br />

die Finanzierung <strong>der</strong> ersten Etappe <strong>der</strong><br />

Renovation gesichert sei. Unter einem Fanfarenstoss<br />

konnte die Spendentafel aktualisiert<br />

und <strong>der</strong> eingegangene Betrag auf<br />

Fr. 3 Mio. erhöht werden.<br />

Die Gastwirtschaft unter dem Lindenbaum<br />

Für einmal war <strong>der</strong> Klosterplatz «autofrei»<br />

erklärt worden, damit er unter <strong>der</strong> Anleitung<br />

von Katharina Stockmann zu einem<br />

einladenden Festplatz umfunktioniert werden<br />

konnte. Die Gastwirtschaft mit den liebevoll<br />

dekorierten Festbänken fand unter<br />

dem Lindenbaum rund um den Brunnen<br />

Platz und wurde vom klostereigenen Restaurant<br />

«Zu den Zwei Raben» betrieben.<br />

Die Restaurantcrew unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Marcel Matter schaffte es problemlos, rund<br />

650 Mahlzeiten zuzubereiten.<br />

Gemütliche Lounges aus Strohballen<br />

standen bereit, damit sich müde Besucher<br />

von den Führungen erholen konnten und<br />

im Schatten des Nussbaumes fanden Wollschweine,<br />

Schafe und Ziegen ihr vorübergehendes<br />

Zuhause.<br />

Sogar <strong>der</strong> Klosterladen wurde auf den<br />

Klosterplatz verlegt. Schwester Matthäa<br />

und Schwester Martina mussten gleich beide<br />

anwesend sein, um den vielen Kunden<br />

die Klosterprodukte zu verkaufen.


KLOSTER FAHR<br />

Wun<strong>der</strong>same Verwandlung zum Tag <strong>der</strong> offenen Türen: Gastwirtschaft statt Autoparkplatz<br />

unter dem Lindenbaum.<br />

Attraktive Stationen<br />

Auch das Interesse an den Klosterbereichen<br />

war sehr gross. Die Führung durch die Paramentenwerkstatt<br />

von Priska Schmid war<br />

regelmässig überbelegt, aber auch Schwester<br />

Beatrice führte riesige Gruppen durch<br />

die Klostergärten. Auch die Besichtigung<br />

<strong>der</strong> Kirche unter <strong>der</strong> Leitung von Schwester<br />

Fidelis war immer sehr gut besucht, genau<br />

so, wie das Klosterkino von Schwester Marianne.<br />

Dort erhielten die Besucher nach<br />

einem kurzen Ausschnitt aus dem Film<br />

«Sternstunden», <strong>der</strong> das Leben im Kloster<br />

Fahr dokumentiert, die Möglichkeit, Fragen<br />

über das Gesehene zu stellen. Xaver Stadelmann<br />

zeigte im Holzhof, wie die Gebäude<br />

beheizt werden und Gerhard Baumann<br />

führte Interessierte durch den landwirtschaftlichen<br />

Betrieb. Auch sein Lehrling<br />

Samuel Sägesser wurde eingespannt: er<br />

übernahm die Führungen durch den Kleintierzoo.<br />

Roland Steinmann öffnete nicht nur<br />

die Türen zum Weinkeller, <strong>der</strong> Rundgang<br />

durch seinen Bereich wurde durch einen<br />

Abstecher zu den Reben und in die Obstanlage<br />

ergänzt.<br />

Schwester Beatrice führte riesige Gruppen<br />

durch die Klostergärten.<br />

Wer sich zwischendurch ausruhen wollte,<br />

konnte dies mit einer Fahrt auf die an<strong>der</strong>e<br />

Seite <strong>der</strong> Limmat tun. Die Fähre «Maurizius»<br />

wurde exklusiv für diesen Anlass für einmal<br />

auch an einem Samstag durch den Wasserfahrverein<br />

Schlieren in Betrieb genommen.<br />

Und so konnte man sich bei diesem herrlichen<br />

Wetter auf <strong>der</strong> Limmat vom Trubel des<br />

Festplatzes erholen.<br />

57


58<br />

KLOSTER FAHR<br />

Begehrte Gesprächspartnerinnen: Auch die<br />

Fahrer Schwestern genossen den Tag <strong>der</strong><br />

offenen Türen.<br />

Grosser Einsatz von Bereichsleitern<br />

und Helfern<br />

Die hervorragende Mitarbeit <strong>der</strong> Bereichsleiter<br />

an diesem Projekt war massgeblich für<br />

den Erfolg verantwortlich. Aber ohne die<br />

grosse Hilfe durch rund vierzig Mitglie<strong>der</strong><br />

des Vereins «Pro Kloster Fahr» wäre die<br />

Durchführung dieses Anlasses wohl kaum<br />

möglich gewesen.<br />

Nicht zuletzt muss natürlich erwähnt<br />

werden, dass die Anwesenheit <strong>der</strong> Schwestern<br />

auf dem Festgelände <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

eine beson<strong>der</strong>e Note verlieh. Schon zum<br />

Mittagessen fand sich die ganze Gemeinschaft<br />

auf dem Klosterplatz ein und ass<br />

zusammen mit den Besuchern in <strong>der</strong> Gastwirtschaft<br />

unter dem Lindenbaum. Die<br />

Schwestern waren über das grosse Interesse<br />

an ihrem Kloster erstaunt und das Wohlwollen,<br />

das ihnen an diesem Tag von so vielen<br />

Menschen entgegen gebracht wurde,<br />

hat sie durchwegs gefreut.<br />

«Diese Wertschätzung an unserem Da-<br />

Sein, die wir heute erfahren durften, ist ein<br />

grosses Geschenk und gibt uns Kraft und<br />

Hoffnung, in die Zukunft zu gehen», meinte<br />

Priorin Irene zum Abschluss <strong>der</strong> Veranstaltung.<br />

Verena Huber-Halter<br />

Zur Abwechslung eine Fährenfahrt auf <strong>der</strong><br />

Limmat.<br />

Schwester Fidelis erklärt, was in <strong>der</strong> Kirche<br />

renovationsbedürftig ist.<br />

Stärkster Publikumsmagnet: Die Paramentenwerkstatt<br />

(Fotos: Verena Huber-Halter).


Vermählungen<br />

22. September 2012, Denise Löhrer und Thomas<br />

Hüsser, Mattenstr.10, 8330 Pfäffikon (FK<br />

98).<br />

Geburten<br />

1. Juli 2012, Mathias, Idda und Christian<br />

Bohl-Rüdisüli, Schänis (FK 09). – 8. Juli 2012,<br />

Bernadette Rita, Rita und<br />

Peter Jauch-Betschart, 6473<br />

Silenen (FK 09). – 14. Juli<br />

2012, Svenja, Esther Lang<br />

und Roman Ramseyer, Kienberg<br />

(FK 09). – 19. Juli 2012, Severin Elia,<br />

Jeannette und Christian Schwegler-Müller,<br />

Lengnau (HK 98/99). – 24. Juli 2012, Fabio,<br />

Esther und Sämi Senn-Schmid, Asp (FK 2010).<br />

– 25. Juli 2012, Elias Jan, Christine und Michi<br />

Kurmann-Stutz, Kleinwangen (HK 06/07). –<br />

7. August 2012, Andreas, Judith und Sepp<br />

Zurfluh-Weishaupt, Fieschertal (FK 02). –<br />

7. August .2012, Corina, Marlen und Daniel<br />

Kuster-Schilter, Muolen (FK 04). – 8. August<br />

2012, Sonja, Ruth und Daniel Rubin-Schön-<br />

Adressen<br />

Kloster Fahr Priorat<br />

8109 Kloster Fahr<br />

Telefon: 043 455 10 40<br />

E-Mail: info@kloster-fahr.ch<br />

Homepage: www.kloster-fahr.ch<br />

Bäuerinnenschule<br />

Sekretariat<br />

8109 Kloster Fahr<br />

Telefon: 043 455 10 30<br />

E-Mail: schule@kloster-fahr.ch<br />

Fax: 043 455 10 31<br />

Homepage: www.kloster-fahr.ch<br />

Weinkellerei<br />

Verkauf ab Keller<br />

Samstags: 08.00–11.30 Uhr / 13.00–15.00 Uhr<br />

Telefon: 043 455 10 47<br />

E-Mail: kellermeister@kloster-fahr.ch<br />

Homepage: www.kloster-fahr.ch<br />

NACHRICHTEN<br />

DER EHEMALIGEN<br />

KLOSTER FAHR<br />

bächler, Lauterbrunnen (FK 02). – 10. August<br />

2012, Leona, Regula und Stefan Dettling-<br />

Erni, 6318 Walchwil (HK 08/09). – 14. August<br />

2012, Fabian, Maria und Markus Signer-<br />

Bischof, St. Gallen (FK 07). – 25. August 2012,<br />

Jonas, Regula und Ernst von Rickenbach-Ott,<br />

Steinerberg (HK 94/95).<br />

Zu Gott heimgegangen<br />

Ehemalige Schülerin:<br />

Anna Bütler-Landtwing,<br />

Boswil (WK 58/59).<br />

Mutter von:<br />

Bernadette Nie<strong>der</strong>berger-Matter, Wilen<br />

(75/76). – Pia von-Büren-Töngi, Büren (SK<br />

82). – Ursula Bühler-Neukom, Jonen (WK<br />

67/68).<br />

Sohn von:<br />

Eva Müller-Hellmann, Mümliswil (SK 1996).<br />

Schwester Michaela Portmann<br />

«<strong>Salve</strong>» und die Ehemaligen<br />

<strong>der</strong> Bäuerinnenschule<br />

Seien Sie versichert: «<strong>Salve</strong>» wird<br />

auch nach <strong>der</strong> Schliessung <strong>der</strong> Bäuerinnenschule<br />

im Sommer 2013 die «Nachrichten<br />

<strong>der</strong> Ehemaligen» veröffentlichen.<br />

Und das Kloster Fahr wird selbstverständlich<br />

seinen gewichtigen Platz in<br />

dieser <strong>Zeitschrift</strong> behalten.<br />

Wir bitten Sie, Ihre entsprechenden<br />

Informationen («Vermählungen»,<br />

«Geburten», «Zu Gott heimgegangen»)<br />

wie bisher ans Kloster Fahr zu senden:<br />

info@kloster-fahr.ch<br />

Besten Dank für Ihre Treue zum Kloster<br />

Fahr und zur <strong>Zeitschrift</strong> «<strong>Salve</strong>».<br />

Schwesterngemeinschaft Kloster Fahr<br />

Redaktion «<strong>Salve</strong>»<br />

59


60<br />

Die Erwartende<br />

Über meine Sehnsuchts-<br />

hügel<br />

läuft mein Geliebter<br />

den Zeiten entlang<br />

so leise er kann<br />

heran,<br />

und die Welt wird Gesang.<br />

Es singt in den Nächten,<br />

den Türmen und Schächten,<br />

die Schöpfung wird Tor,<br />

lauschendes Ohr –<br />

Sie kann<br />

dich empfangen, denn in mir<br />

kommst du an.<br />

Silja Walter OSB<br />

Foto Liliane Géraud


62<br />

HISTORIA<br />

Zum 1100. Geburtstag von Otto I.<br />

Eine königliche Geburtstagsfeier<br />

Am 23. November dieses Jahres könnte ein herausragen<strong>der</strong> Mann einen runden<br />

Geburtstag feiern, dessen Eintrag in jedem europäischen Geschichtsbuch für sicher<br />

gilt: Kaiser Otto I. mit dem Beinamen «<strong>der</strong> Grosse», <strong>der</strong> an diesem Tag vor genau<br />

1100 Jahren das Licht <strong>der</strong> Welt erblickte. Doch was hat dieses hochadelige Ereignis<br />

mit Einsiedeln zu tun? Ziemlich viel, wie <strong>der</strong> folgende Artikel zeigen will.<br />

Als <strong>der</strong> selige Eberhard von Strassburg im Jahre<br />

934 mit Gefolge in den «Finsteren Wald»<br />

zog, um hier in Erinnerung an den heiligen<br />

Märtyrer Meinrad eine Gemeinschaft nach<br />

<strong>der</strong> Regel des heiligen Benedikt zu gründen,<br />

brauchte er nicht nur viel Mut und Geschick,<br />

son<strong>der</strong>n auch die für einen Erfolg nötige ma-<br />

Die Statue Ottos I. vor <strong>der</strong> Klosterkirche<br />

(Foto: Erich Liebi).<br />

terielle Grundlage. Letztere erhielt er durch<br />

die grosszügige Unterstützung des alemannischen<br />

Herzoges Hermann I. von Schwaben<br />

und dessen Gattin Reginlinde, die zur Verwandtschaft<br />

des Grün<strong>der</strong>abtes Eberhard gehörte.<br />

Über verschiedene grundlegende<br />

Schenkungen hinaus waren diese Stifter vor<br />

allem aber auch ein wertvolles Bindeglied zu<br />

Kaiser Otto dem Grossen.<br />

Die Rolle dieses schwäbischen Herzogspaares<br />

kann dabei nicht hoch genug eingeschätzt<br />

werden, denn ihre enge Verbindung<br />

zum Kaiser war anscheinend auch <strong>der</strong> Anlass<br />

für den Einbezug Einsiedelns in den Kreis <strong>der</strong><br />

Königsklöster: Kurz vor <strong>der</strong> Hochzeit ihrer<br />

einzigen Tochter Ita mit dem Königssohn Liudolf<br />

verlieh nämlich Otto <strong>der</strong> Grosse <strong>der</strong><br />

erst 13 Jahre zuvor gegründeten Abtei am<br />

27. Oktober 947 freies Wahlrecht und Immunität,<br />

womit die Abtei unmittelbar dem Kaiser<br />

unterstellt war.<br />

Privilegiert wie kein an<strong>der</strong>es Kloster<br />

Doch damit nicht genug: Otto <strong>der</strong> Grosse<br />

selbst wurde zusammen mit seiner Gemahlin<br />

Adelheid durch verschiedene Schenkungen<br />

an das Kloster zu einem Stifter <strong>der</strong> Abtei.<br />

Kein süddeutsches Kloster ist von den<br />

Ottonen so oft bedacht worden wie Einsiedeln,<br />

ja er machte dieses gar zu einem <strong>der</strong><br />

am häufigsten privilegierten Klöster im gan-


HISTORIA<br />

Aussschnitt aus einer <strong>der</strong> ottonischen Schenkungsurkunden im Besitz des Klosters (Foto: Klosterarchiv<br />

KAE A A1).<br />

zen Reich. Öfters handelte es sich im Übrigen<br />

bei diesen Schenkungen, die teilweise<br />

heute noch im Besitz des Klosters sind, um<br />

eingezogene Güter von unbotmässigen<br />

Adeligen, die entsprechend <strong>der</strong> ottonischen<br />

Reichspolitik Kirchen und Klöstern überwiesen<br />

wurden.<br />

Ein För<strong>der</strong>er darf etwas erwarten<br />

Doch Gabe bedeutete gleichzeitig auch Aufgabe:<br />

Schon mit <strong>der</strong> ersten Schenkung, die<br />

Einsiedeln im Jahre 949 vom König empfing,<br />

wurden dem Kloster politische Aufgaben<br />

zugewiesen. So musste die Abtei mit ihrem<br />

Besitz etwa zur Sicherung und Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Italienzüge <strong>der</strong> Ottonen beitragen.<br />

Ein solcher Rückhalt war für Otto, <strong>der</strong> sich<br />

mit dem bärtigen Standbild auf <strong>der</strong> linken<br />

Seite <strong>der</strong> zur Klosterkirche hinführenden<br />

Treppe jedem Besucher Einsiedelns in <strong>der</strong><br />

Tracht eines Feldherrn samt vergoldetem<br />

Schwert präsentiert, von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung.<br />

Neben solch handfest weltlichen Diensten<br />

konnte <strong>der</strong> Kaiser jedoch auch Dankbarkeit<br />

in ganz an<strong>der</strong>er Form erwarten: Das<br />

Gebet <strong>der</strong> Gemeinschaft für Kaiser und<br />

Reich und um des Königs Seelenheil nach<br />

dessen Ableben. Und Otto <strong>der</strong> Grosse konnte<br />

sich dabei eines langen Gedächtnisses<br />

sicher sein: Noch heute beten die Mönche<br />

jedes Jahr für ihren einst so wichtigen Stifter.<br />

Ebenso gesichert war ihm darüber hinaus<br />

auch ein – nachträglicher – Vermerk im 1588<br />

angelegten sogenannten Guttäterbuch, in<br />

das bis heute alle wichtigen Gönner des<br />

Klosters eingeschrieben werden. Das Guttäterbuch<br />

wird seit letztem Jahr weitergeführt<br />

(<strong>Salve</strong> 4/12, S. 37), so dass sich Interessierte<br />

mit einer entsprechenden Spende<br />

auch heute noch für kommende Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

in die erlauchte Runde hochadliger<br />

Spen<strong>der</strong>persönlichkeiten gesellen können.<br />

Frater Thomas Fässler<br />

63


64<br />

KALEIDOSKOP<br />

Veranstaltungskalen<strong>der</strong><br />

Religion<br />

Literarische Jugendvesper «Singt dem Herrn ein Psalmenlied»<br />

Was: Literarische Jugendvesper mit Psalmen aus dem «Fahrer-Psalmenbuch».<br />

Sängerinnen und Sänger für den Ad-hoc-Chor mit den<br />

Schwestern des Klosters Fahr und unter <strong>der</strong> Leitung von Ruth<br />

Mory-Wigger sind willkommen!<br />

Wann: Sonntag, 2. Dezember 2012<br />

Wo: Kloster Fahr<br />

Weitere Infos: www.kloster-fahr.ch; Anmeldung für den Chor: info@kloster-fahr.ch<br />

o<strong>der</strong> Tel. 043 455 10 40<br />

Adventseinkehrtage <strong>der</strong> Akademischen Arbeitsgemeinschaft<br />

Wer: Prof. Dr.theol. Karl Wallner OCist, Rektor und Ordinarius für Dogmatik<br />

und Sakramententheologie <strong>der</strong> Phil.-Theol. Hochschule Benedikt<br />

XVI. Heiligenkreuz, Jugendseelsorger <strong>der</strong> Zisterzienserabtei Stift<br />

Heiligenkreuz (A)<br />

Was: «Gott von Gott, Licht vom Licht» – Der Glaube an Jesus Christus als<br />

die Selbstoffenbarung Gottes<br />

Wann: Samstag, 1. Dezember 2012<br />

14.30 Uhr: 1. Vortrag: Jesus Christus als die Selbstentäusserung<br />

Gottes<br />

17.15 Uhr: 2. Vortrag: Jesus Christus als das Lamm Gottes<br />

20.30 Uhr: Marienbetrachtung (im Oratorium des Klosters):<br />

Maria als Typos unseres Christseins<br />

Sonntag, 2. Dezember 2012<br />

10.45 Uhr: 3. Vortrag: Jesus Christus als eucharistische<br />

Selbstverschenkung<br />

Wo: Im Theatersaal des Klosters Einsiedeln<br />

(Eingang auf <strong>der</strong> Rückseite des Klosters)<br />

Weitere Infos AAG Schweiz (www.aag-schweiz.ch), Dr. Robert Huber,<br />

und Anmeldung: Tel. 041 370 60 50, Fax 041 370 60 42,<br />

robert.huber@bluewin.ch


KALEIDOSKOP<br />

Jubiläumskonzert – 40 Jahre Konzertchor Luzern<br />

Benefizkonzert zu Gunsten <strong>der</strong> Gesamtreinigung <strong>der</strong> Klosterkirche<br />

Wer: Konzertchor Luzern, Camerata Musica Luzern, Leitung: Peter Sigrist<br />

Was: Jubelmesse von Carl Maria von Weber und<br />

Magnificat von John Rutter<br />

Wann: Samstag, 20. Oktober 2012, 18.00 Uhr<br />

Wo: Klosterkirche Einsiedeln<br />

Gestufte Eintrittspreise<br />

Vorverkauf: 055 418 44 88, info@einsiedeln-tourismus.ch<br />

Requiem von Gabriel Fauré<br />

Wer: Scuola Corale und Orchester <strong>der</strong> Kathedrale von Lugano<br />

Leitung: Robert Michaels<br />

Wann: Samstag, 3. November 2012, 20:15 Uhr<br />

Wo: Klosterkirche Einsiedeln<br />

Freier Eintritt – Kollekte<br />

Wolfgang Amadeus Mozart in Einsiedeln<br />

Wer: Kirchenmusikverein Unterägeri, Stiftschor und Orchesterverein<br />

Einsiedeln, Leitung: Pater Lukas Helg und Lucia Canonica<br />

Was: Exultate Jubilate KV 165, Epistelsonate KV 329 und<br />

Krönungsmesse KV 317<br />

Wann: Sonntag, 2. Dezember 2012, 18:00 Uhr<br />

Wo: Klosterkirche Einsiedeln<br />

Freier Eintritt – Kollekte<br />

Adventskonzert des Konzertchors Harmonie Zürich<br />

Wer: Konzertchor Harmonie Zürich, Leitung: Peter Kennel<br />

Was: Motetten von Mendelssohn, Bach und Brahms<br />

Wann: Sonntag, 9. Dezember 2012, 18:00 Uhr<br />

Wo: Klosterkirche Einsiedeln<br />

Freier Eintritt – Kollekte<br />

Kultur<br />

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66<br />

KALEIDOSKOP<br />

Mit Professsor Hans Küng im Gespräch<br />

Kirchlicher Kämpfer für Freiheit<br />

Sein Renommee als kirchlicher Kämpfer für die Freiheit strahlt weltweit aus.<br />

Er trifft sich mit den Grossen des Globus und hat mit seiner Stiftung «Weltethos»<br />

ein markantes Zeichen für Toleranz und Verständigung zwischen den Menschen<br />

gesetzt. Jetzt gewährte <strong>der</strong> vielgefragte Gesprächspartner Hans Küng «<strong>Salve</strong>»<br />

ein Interview. Die Fragen stellte Bru<strong>der</strong> Gerold Zenoni.<br />

Professor Hans Küng, ein Bekannter von mir<br />

verlor durch einen tragischen Verkehrsunfall<br />

seinen 16-jährigen Sohn. Er bat mich,<br />

Ihnen, <strong>der</strong> Sie mit «Ewiges Leben?» ein ganzes<br />

Buch zur Problematik verfasst haben,<br />

folgende Frage zu stellen: Glauben Sie an<br />

ein Weiterleben nach dem Tode?<br />

Hans Küng: Ja, ich glaube an ein Leben aus<br />

dem Tod. Aber dabei geht es nicht einfach<br />

um ein «Weiterleben», son<strong>der</strong>n um ein Eingehen<br />

in eine an<strong>der</strong>e Dimension jenseits<br />

von Raum und Zeit, in Gottes Ewigkeit. Es<br />

geht um ein ewiges Leben.<br />

Köstlicher Vatikanwitz<br />

bgz. Profesor Hans Küng, ein Mitbru<strong>der</strong><br />

hat mir aufgetragen, Ihnen folgenden<br />

Witz zu erzählen: Eine Schnecke und<br />

eine Ziege wetten, wer zuerst im<br />

Machtzentrum <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />

in Rom ankomme. Die Ziege gibt sich siegessicher.<br />

Aber die Schnecke macht das<br />

Rennen, denn mit Schleimen käme man<br />

im Vatikan weiter als mit Meckern. Enthält<br />

<strong>der</strong> Witz ein Körnchen Wahrheit?<br />

Hans Küng: Der Witz ist köstlich. Vielleicht<br />

nehme ich ihn sogar in meine Memoiren<br />

auf.<br />

«Dem Theologen wird es in erster Linie um<br />

das gehen müssen, was Theologie (= Rede<br />

von Gott), meint: so von Gott in <strong>der</strong> heutigen<br />

Welt zu sprechen, dass es die Menschen<br />

verstehen.» Diesen Satz sagten Sie 1975 in<br />

einem Interview mit <strong>der</strong> Zeitung «Die Tat».<br />

Denken Sie 2012 genau gleich?<br />

Ich denke immer noch genau gleich. Es geht<br />

darum, die uralte Botschaft von Gott und<br />

seinem Christus in immer wie<strong>der</strong> neuen Zeiten<br />

zu verkünden, aber dabei nicht einfach<br />

nur die alten Formeln zu gebrauchen, son<strong>der</strong>n<br />

sie so in <strong>der</strong> heutigen Sprache <strong>der</strong> Menschen<br />

zu erklären, dass ihre Botschaft auch<br />

wirklich glaubwürdig und verständlich ist.<br />

Die einen sagen, dass man im Alter mil<strong>der</strong><br />

werde, an<strong>der</strong>e verweisen auf die Akzentuierung<br />

gewisser Charakterzüge mit fortgeschrittenen<br />

Jahren. Wie ist das bei Ihnen: Sind<br />

Sie mil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> gar kämpferischer geworden?<br />

Ich war schon immer mil<strong>der</strong> als mein Image<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit aussieht, wo man oft<br />

nur die kurzen Sätze in Interviews lesen o<strong>der</strong><br />

sehen kann. Aber kämpferisch bin ich geblieben<br />

und hoffe es auch weiterhin zu bleiben,<br />

wo immer es um wesentliche Anliegen<br />

wie die Reform <strong>der</strong> Kirche geht.<br />

Ihr späterer Lehrer, <strong>der</strong> Priester und Schriftsteller<br />

Josef Vital Kopp schrieb 1936: «Immer


KALEIDOSKOP<br />

Gute Laune und Fingerzeig: Abt Martin Werlen (links) im Gespräch mit Professor Hans Küng<br />

bei dessen Besuch im Kloster Einsiedeln 2011.<br />

weniger scheint mir meine Wissenschaft ein<br />

ausreichendes Ziel für das Leben. Das wahre<br />

Interesse meines Lebens gilt schon seit langer<br />

Zeit einem gewissen Bemühen, Gott in<br />

<strong>der</strong> Welt besser zu entdecken.» Sind Sie<br />

ebenfalls auf <strong>der</strong> Suche nach diesem Gott<br />

in <strong>der</strong> Welt?<br />

Mein Lehrer in Latein und Griechisch hat sich<br />

mit <strong>der</strong> Zeit immer mehr <strong>der</strong> Romanschriftstellerei<br />

und Teilhard de Chardin zugewandt.<br />

Ich selber habe mich schon sehr früh ganz in<br />

die Geschichte von Welt und Kirche eingegraben<br />

und habe die Gottesfrage schon immer<br />

im Kontext dieser Welt betrachtet. Bei<br />

mir ging es um ständige Vertiefung und vor<br />

allem Ausweitung des Horizonts: von <strong>der</strong><br />

Einheit <strong>der</strong> christlichen Kirchen über den<br />

Frieden <strong>der</strong> Religionen bis zur Gemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Nationen.<br />

Ihr Kollege Tomáš Halík, <strong>der</strong> Mitarbeiter von<br />

Vaclav Havel war und mit Ehrentiteln des<br />

Vatikas ausgezeichnet wurde, sagt: «Ein reifer<br />

Glaube ist ein geduldiges Ausharren in<br />

<strong>der</strong> Nacht des Geheimnisses.» Stimmen Sie<br />

dieser Aussage zu?<br />

Ich liebe es nicht, von <strong>der</strong> »Nacht des Geheimnisses«<br />

zu reden, weil in dieser Nacht<br />

alle Katzen grau sind und alle möglichen<br />

Dogmen den Menschen aufgeschwätzt werden<br />

können. Geheimnis ist für mich immer<br />

dort, wo Gott selber ins Spiel kommt: sei es<br />

nun in <strong>der</strong> Schöpfung <strong>der</strong> Welt und des<br />

Menschen, sei es im Tod und in <strong>der</strong> Vollendung,<br />

sei es aber auch mitten im Leben. Da<br />

gibt es selbstverständlich immer auch Dunkelheit,<br />

wenn wir nach dem Licht streben<br />

sollen.<br />

Ich formuliere folgende Aussage: <strong>der</strong> treue<br />

aber kritische bis streitbare Katholik Hans<br />

Küng ist in seinem Handeln als Theologe und<br />

Kirchenkritiker nur erklär- und verstehbar<br />

vor dem Hintergrund seiner Herkunft aus einem<br />

Innerschweizer Kanton – mit fö<strong>der</strong>alistischen<br />

und demokratischen Strukturen, die<br />

sich naturgemäss reiben mit dem hierarchischen<br />

Aufbau <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />

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68<br />

KALEIDOSKOP<br />

Mit Widmung!: Frater Mauritius Honegger<br />

(Mitte) bittet um eine Widmung von Hans<br />

Küng (rechts) in dessen Autobiographie. Die<br />

Patres Hieronymus (ganz links) und Bernhard<br />

schauen interessiert zu.<br />

Ich bin sicher ein überzeugter Patriot, wenngleich<br />

ein kritischer Eidgenosse. Ja, ich bin<br />

stolz auf unsere demokratische Tradition<br />

und stehe noch immer zum Satz, wie ihn <strong>der</strong><br />

Schwabe Schiller den Eidgenossen auf dem<br />

Rütli in den Mund gelegt hat »Wir wollen<br />

frei sein wie die Väter waren, eher den Tod,<br />

als in <strong>der</strong> Knechtschaft leben«. Wir haben<br />

allen Diktatoren wi<strong>der</strong>standen, sollten aber<br />

auch den Diktatoren in <strong>der</strong> Kirche wi<strong>der</strong>stehen.<br />

Wir beugen uns nicht vor Gessler-Hüten,<br />

ob sie nun von Politikern o<strong>der</strong> von Bischöfen<br />

getragen werden. Ich bin folglich<br />

auch stolz darauf, dass in <strong>der</strong> Schweizer Kirche<br />

und beson<strong>der</strong>s im Bistum Basel gewisse<br />

demokratische Traditionen erhalten geblieben<br />

sind, die nicht vom kurialen Apparat<br />

zerstört werden konnten wie in an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n.<br />

Im zweiten Band Ihrer Autobiographie «Umstrittene<br />

Wahrheit – Erinnerungen» schreiben<br />

Sie: «Freiheit und Wahrheit sind und<br />

bleiben zwei Kernwerte meiner geistigen<br />

Existenz.» Können Sie uns das genauer erläutern?<br />

Freiheit unterscheidet den Menschen vom<br />

Tier, ohne Selbstbestimmung lebt <strong>der</strong><br />

Mensch unter seinem Niveau. Selbstver-<br />

ständlich darf die Freiheit nicht zur Willkür<br />

degenerieren. Sie darf sich vor allem nicht<br />

gegen die Wahrheit wenden, in religiösen<br />

Dingen vor allem so, wie sie sich im Alten<br />

und Neuen Testament offenbart.<br />

Sie gelten als brillanter spiritueller Denker,<br />

Philosoph und Zeitgeist. Ist es nicht manchmal<br />

mühsam o<strong>der</strong> anstrengend so intelligent<br />

wie Sie zu sein?<br />

Intelligent zu sein, ist keine Anstrengung,<br />

son<strong>der</strong>n erspart manche Mühsal. Ich habe<br />

auch durch all die Jahrzehnte versucht, auf<br />

die Fragen, die an mich schriftlich o<strong>der</strong><br />

mündlich gerichtet wurden, zu antworten.<br />

Aber ich gebe zu, dass das nicht immer zu<br />

schaffen ist. Je mehr Menschen in aller Welt<br />

meine Bücher gelesen haben, umso mehr<br />

bekomme ich meist begeisterte Zustimmung.<br />

Ich kann das dann oft nur ganz kurz<br />

verdanken.<br />

Stört Sie das Etikett «Kirchenkritiker», das<br />

Ihnen anhaftet wie die angebrannte Milch<br />

an <strong>der</strong> Herdplatte?<br />

Ja, dieses Attribut stört mich und manchmal<br />

stinkt es auch. Genau wie die angebrannte<br />

Milch. Kirchenkritiker ist ja kein Beruf, und<br />

ich bin erst zum Kirchenkritiker geworden<br />

durch die negativen Entwicklungen, die sich<br />

in <strong>der</strong> Kirche abgezeichnet haben. Aber meine<br />

Bücher auch über die Kirche sind konstruktiv<br />

und aufbauend und im übrigen reicht<br />

mein theologisches Interesse weit über die<br />

Kirche hinaus, wie es sich gerade im Projekt<br />

Weltethos zeigt.<br />

1957 erschien im Johannes Verlag Einsiedeln<br />

Ihr Buch «Rechtfertigung – Die Lehre Karl<br />

Barths und eine katholische Besinnung – Mit<br />

einem Geleitbrief von Karl Barth». Wie kam<br />

es zu dieser Veröffentlichung in einem Einsiedler<br />

Verlag?<br />

Hans Urs von Balthasar war damals ein<br />

Exponent <strong>der</strong> fortschrittlichen Theologie,<br />

und ich hatte schon von Rom aus Kontakt<br />

mit ihm aufgenommen. Er hat mich sehr gut<br />

beraten bezüglich meines Promotionsthe-


mas. Er hat sich dann anerboten, meine Dissertation,<br />

die ihn erstaunt hat, in seinem<br />

eigenen Johannes Verlag zu publizieren und<br />

hat das auch fabelhaft gemacht. Durch den<br />

Johannes Verlag hatte ich natürlich auch<br />

Beziehungen zum Benziger Verlag, wo alle<br />

diese Bücher gedruckt wurden. Und ich<br />

lernte sehr früh Dr. Oskar Bettschart kennen,<br />

<strong>der</strong> sich sehr für die neue Theologie einsetzte.<br />

Bei ihm habe ich die Serie «Theologische<br />

Meditationen», die sehr viele prominente<br />

Namen <strong>der</strong> Theologie umfasst, publiziert.<br />

Und vor allem hat sich Dr. Bettschart eingesetzt<br />

für die Publikation von «Unfehlbar?<br />

Eine Anfrage». Das war eine kühne Tat für<br />

einen katholischen Verleger, aber sie hat<br />

ihm ja auch einiges eingebracht.<br />

Später erschienen Ihre Bücher im Benziger<br />

Verlag, <strong>der</strong> historisch gesehen aus <strong>der</strong><br />

Druckerei des Klosters Einsiedeln hervorge-<br />

Unfehlbar ein phänomenaler Bucherfolg:<br />

Buchcover des im Einsiedler Benziger Verlag<br />

erschienenen Küng-Titels «Unfehlbar?».<br />

KALEIDOSKOP<br />

gangen ist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit<br />

und wieso wurde sie später eingestellt,<br />

denn heute erscheinen Ihre Bücher im<br />

Piper Verlag?<br />

Die Zusammenarbeit mit Benziger ist nie<br />

eigentlich eingestellt worden. Aber <strong>der</strong> Benziger<br />

Verlag hat sich finanziell nicht halten<br />

können und wurde schliesslich in einen an<strong>der</strong>en<br />

Verlag aufgenommen. Ich habe mich<br />

natürlich schon sehr früh mit dem Buch<br />

»Christ sein« (1974) dem grossen Publikumsverlag<br />

Piper zugewendet, <strong>der</strong> viel höhere<br />

Auflagen erzielte als die katholischen Verlage<br />

und mir vor allem volle Freiheit gab, das<br />

zu schreiben, was ich für richtig ansah.<br />

Haben Sie Erinnerungen an Klosterbesuche<br />

in Einsiedeln?<br />

Selbstverständlich. Ich war schon mit meinem<br />

Grossvater verschiedentlich in Einsiedeln<br />

und erinnere mich an die Gnadenkapelle,<br />

aber auch an das Hotel «Drei Könige»,<br />

wo wir immer dasselbe Mittagessen hatten:<br />

Pastetli und Rüebli und Böhnli. Traurig war<br />

aber, dass meine Grossmutter auf <strong>der</strong> Rückfahrt<br />

von einer Wallfahrt in Einsiedeln bei<br />

Nottwil am Sempachersee mit dem Auto<br />

ums Leben kam, was mich etwas vorsichtig<br />

machte in Bezug auf die Wun<strong>der</strong>, die angeblich<br />

im Zusammenhang mit Einsiedeln passieren<br />

sollten.<br />

Haben Sie je eine Heilige Messe in <strong>der</strong><br />

Gnadenkapelle vor <strong>der</strong> Schwarzen Muttergottes<br />

von Einsiedeln gefeiert?<br />

Nein, das nicht. Aber ich habe oft davor<br />

gebetet.<br />

Sind Sie ein Wallfahrer, ein Pilger zu heiligen<br />

Orten?<br />

Ich bin ein Pilger zu allen Orten dieser Welt,<br />

meistens im Zusammenhang mit Vorträgen<br />

und an<strong>der</strong>en Verpflichtungen. Ich freue<br />

mich immer, wenn ich an berühmte sakrale<br />

Orte komme. Und für die Filmserie «Spurensuche»<br />

haben wir an heiligen Stätten verschiedener<br />

Religionen wun<strong>der</strong>bare Aufnahmen<br />

gemacht.<br />

69


70<br />

KALEIDOSKOP<br />

Der Einsiedler Pater Magnus Löhrer hat in<br />

seinem Buch «Fehlbar? – Eine Bilanz», auf Ihr<br />

bekanntes Werk «Unfehlbar ? – Eine Anfrage»<br />

reagiert. Kannten Sie ihn persönlich?<br />

Die grosse Bilanz «Fehlbar?» bestätigt die<br />

volle Berechtigung <strong>der</strong> Anfrage «Unfehlbar?».<br />

Mit Pater Magnus hatte ich beste Beziehungen.<br />

Ich habe ihn geschätzt wegen<br />

seiner grossen Kenntnisse und seiner Wahrhaftigkeit.<br />

Er hat in seinen theologischen<br />

und editorischen Arbeiten stets versucht,<br />

die Wahrheit in Wahrhaftigkeit zu vertreten.<br />

Ich habe im Lauf <strong>der</strong> Jahre verschiedene Patres<br />

kennengelernt, bin aber beson<strong>der</strong>s erfreut<br />

über den intensiven Kontakt, den ich<br />

mit Ihrem Abt Martin Werlen gefunden<br />

habe. Wenn alle Bischöfe sein Format hätten,<br />

wären wir in <strong>der</strong> Kirche besser dran.<br />

Die von Pater Magnus Löhrer ab 1965 mitherausgegebene<br />

Reihe «Mysterium Salutis»<br />

wird heute eingestandenermas sen selbst in<br />

<strong>der</strong> Theologischen Lehranstalt des Klosters<br />

Einsiedeln kaum mehr erwähnt. Rechnen Sie<br />

Die erste Buchveröffentlichung von Hans<br />

Küng in einem Einsiedler Verlag.<br />

Junges Interesse: Frater Philipp Steiner<br />

(rechts) im Gespräch mit dem Theologen<br />

Hans Küng (Fotos: Bru<strong>der</strong> Gerold Zenoni).<br />

damit, dass Ihre Werke in dreissig Jahren<br />

noch gelesen werden?<br />

Ich freue mich darüber, dass meine Dissertation<br />

«Rechtfertigung» (1957) nach 55 Jahren<br />

immer neu aufgelegt wird und sogar für<br />

mich immer noch ein bescheidenes Honorar<br />

abfällt. Auch <strong>der</strong> Grossteil meiner übrigen<br />

Bücher wird ständig weiter aufgelegt und<br />

vermehrt in an<strong>der</strong>e Sprachen übersetzt. So<br />

bekomme ich nach fast vierzig Jahren noch<br />

begeisterte Zuschriften etwa über das Buch<br />

«Christ sein». Und das Buch «Unfehlbar? –<br />

Eine Anfrage» will man jetzt als E-book neu<br />

herausgeben usw.<br />

Ein Mönch des Klosters sagte mir offen, dass<br />

er sicher kein Buch von Ihnen lesen werde.<br />

Möchten Sie diesen Küng-Ignoranten an<br />

dieser Stelle vom möglichen Gewinn aus<br />

dem Lesen Ihrer Bücher überzeugen?<br />

Nein, <strong>der</strong> gute Pater kann auch selig werden,<br />

ohne Küng-Bücher gelesen zu haben.<br />

Sie sprachen vor <strong>der</strong> UNO-Vollversammlung,<br />

am Weltwirtschaftsforum, Ihre Bücher werden<br />

in viele Sprachen übersetzt, man bezeichnet<br />

Sie als Giganten des Glaubens, vergleicht<br />

Sie mit Luther und Sie sind weltweit<br />

einer <strong>der</strong> bekanntesten Theologen. Sie sind<br />

das Musterbeispiel eines Erfolgsmenschen.<br />

In meinem letzten Interview fragte ich den<br />

TV-Mo<strong>der</strong>ator Nik Hartmann, ob Erfolg


süchtig mache. Nach längerem Überlegen<br />

bejahte Hartmann. Ich möchte auch Sie fragen,<br />

ob Erfolg süchtig macht?<br />

Je<strong>der</strong>mann hat gern Erfolg. Aber ich arbeite<br />

nicht für meine eigene Firma und nicht zur<br />

Steigerung meines Einkommens, son<strong>der</strong>n<br />

für eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt.<br />

Insofern hätte ich gern, wenn man in Rom<br />

endlich auch die Reformfor<strong>der</strong>ungen, die<br />

ich für Millionen von Menschen vertrete, hören<br />

würde. Ich würde auch gern mehr Erfolg<br />

in <strong>der</strong> UNO und UNESCO sehen in Fragen <strong>der</strong><br />

Völkerverständigung und des Friedens. Aber<br />

ich muss mich damit abfinden, dass an<strong>der</strong>e<br />

über das entscheiden, was sich an meinen<br />

eigenen Ideen realisieren lässt.<br />

Wie erklären Sie einem Menschen, <strong>der</strong> noch<br />

nie etwas von <strong>der</strong> Stiftung «Weltethos» gehört<br />

hat, diese von Ihnen initiierte Institution<br />

in drei Sätzen?<br />

Kein Friede unter den Nationen ohne Frieden<br />

unter den Religionen. Kein Friede unter<br />

den Religionen ohne Dialog <strong>der</strong> Religionen.<br />

Kein Dialog <strong>der</strong> Religionen ohne gemeinsame<br />

Werte und Massstäbe.<br />

Den Vorsitz <strong>der</strong> Stiftung «Weltethos» haben<br />

Sie an Horst Köhler, den ehemaligen Deutschen<br />

Bundespräsident, übergeben. Im Gegensatz<br />

zu Ihrem praktisch gleichaltrigen<br />

ehemaligen Kollegen und jetzigen Papst<br />

Benedikt scheinen Sie Ihre Tätigkeit zu reduzieren.<br />

Was haben Sie für Pläne und Hoffnungen<br />

für die Ihnen verbleibende Lebenszeit?<br />

Ich bin froh, dass ich für die drei Stiftungen,<br />

die ich viele Jahre präsidiert habe, hervorragende<br />

Nachfolger gefunden habe: Altbundespräsident<br />

Prof. Dr. Horst Köhler für die<br />

Stiftung Weltethos Deutschland, Prof. Dr.<br />

Walter Kirchschläger als Präsident <strong>der</strong> Stiftung<br />

Weltethos Schweiz, Dr. Erwin Koller für<br />

die Herbert-Haag-Stiftung «Für Freiheit in<br />

<strong>der</strong> Kirche». Ich konzentriere mich nun ganz<br />

auf den dritten Band meiner Erinnerungen,<br />

<strong>der</strong> durch meine Lebensgeschichte ja auch<br />

einen schönen Teil Kirchen- und Gesell-<br />

KALEIDOSKOP<br />

schaftsgeschichte umfasst. Sie sehen, ich arbeite<br />

so lange und so viel ich kann, aber ich<br />

weiss auch aufzuhören. Das Ende meiner<br />

Tage ist gekommen. Ich lebe in <strong>der</strong> Hoffnung<br />

auf ein an<strong>der</strong>es Leben.<br />

Professor Hans Küng, besten Dank für das<br />

Interview!<br />

Bru<strong>der</strong> Gerold Zenoni<br />

Bücher von Hans Küng:<br />

Eine Auswahl<br />

Erkämpfte Freiheit – Erinnerungen.<br />

Piper Verlag, München, 2003, 621 S.,<br />

CHF 42.-, ISBN 3-492- 04444-1.<br />

Umstrittene Wahrheit Erinnerungen.<br />

Piper Verlag, München, 2009, 729 S.,<br />

CHF 21.90, ISBN 978-3- 492-25387-1.<br />

Christ sein. Piper Verlag, München,<br />

1993, 684 S., CHF 21.90, ISBN 978-3-<br />

492-21736-1.<br />

Was ich glaube. Piper Verlag, München,<br />

2010, 320 S., CHF 37.90, ISBN 978-<br />

3-492-05333-4.<br />

Existiert Gott? – Antworten auf die<br />

Gottesfrage <strong>der</strong> Neuzeit. Piper Verlag,<br />

München, 2001, 880 S., CHF 32,90, ISBN<br />

978-3-49222-144-3.<br />

Jesus. Piper Verlag, München, 2012,<br />

304 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-492-<br />

05498-0.<br />

Anständig wirtschaften – Warum Ökonomie<br />

Moral braucht. Piper Verlag,<br />

München, 2010, 342 S., CHF 14.90, ISBN<br />

978-3-4922-7323-7.<br />

Ist die Kirche noch zu retten? Piper<br />

Verlag, München, 2011, 263 S., CHF<br />

14.90, ISBN 978-3-4922-7498-2.<br />

Kleine Geschichte <strong>der</strong> katholischen<br />

Kirche. Berliner Taschenbuch Verlag,<br />

2012, 279 S., CHF 14.90, ISBN-13: 978-3-<br />

8333-0237-4.<br />

71


72<br />

KALEIDOSKOP<br />

SPIRITUALITÄT<br />

Dorothee Bertschmann, Frau W. diskutiert<br />

mit Jesus. Geschichten über Gott und die<br />

Welt. Illustriert von Heinzer Schubert. Theologischer<br />

Verlag, Zürich,<br />

2012, 80 S., CHF 20.–,<br />

ISBN 978-3-290-17622-8.<br />

Gott lässt sich im Alltag<br />

fi nden – im Streit mit<br />

dem Nachbarn genauso<br />

wie in einem Moment<br />

puren Glücks. Und umgekehrt<br />

erzählt <strong>der</strong> Alltag<br />

von Gott: Eine halbreife Nektarine, ein<br />

Kratzer am neuen Auto – alles kann zum Bild<br />

und Wegweiser für Gottes gute Nachricht<br />

werden. In 21 kurzen<br />

Geschichten geht Dorothee<br />

Bertschmann mit<br />

spitzer und doch liebevoller<br />

Fe<strong>der</strong> Gottes Spuren<br />

im Menschlichen und<br />

Allzumenschlichen nach.<br />

Die humorvollen und erfrischendenIllustrationen<br />

von Heiner Schubert<br />

setzen weitere Akzente<br />

und regen auf vergnügliche Weise zum<br />

Nachdenken an. Ein schön gestaltetes Buch,<br />

das Zweifl ern und Glaubenden neue Impulse<br />

für ein lebensbejahendes Christsein<br />

geben möchte.<br />

Hubert Frankemölle, Vater unser – Awinu.<br />

Das Gebet <strong>der</strong> Juden und Christen. Bonifatius<br />

Verlag, Pa<strong>der</strong>born, 2012, 233 S.,<br />

CHF 29.50, ISBN 978-3-<br />

89710-499-0.<br />

Das «Vaterunser» ist das<br />

zentrale Gebet aller<br />

Christen bis heute. Bei<br />

aller Vielfalt <strong>der</strong> christlichen<br />

Kirchen ist es die<br />

grosse ökumenische<br />

Klammer. Da es zugleich<br />

das Gebet des Juden Jesus<br />

aus Nazareth ist,<br />

NEUE<br />

BÜCHER<br />

stellt sich die Frage, ob dieses Gebet auch<br />

Christen und Juden in ihrem Glauben mehr<br />

verbindet, als man annimmt. Im vorliegenden<br />

Buch wird das Vaterunser in <strong>der</strong> Überlieferung<br />

des Matthäus (6,9–13) ausgelegt. Die<br />

Auslegung geschieht in<br />

einem Dreischritt: Am<br />

Anfang steht die Ausle-<br />

gung des Gebetes Jesu in<br />

<strong>der</strong> Deutung des Evangelisten<br />

Matthäus; es steht<br />

nicht nur formal in <strong>der</strong><br />

Mitte, son<strong>der</strong>n fasst auch<br />

theologisch Jesu Verkündigung<br />

zusammen. In einem weiteren Schritt<br />

wird bei allen sieben Bitten nach Übereinstimmungen<br />

und Unterschieden zu weiteren<br />

Gebeten <strong>der</strong> Bibel und jüdischer Gruppen<br />

in damaliger Zeit gefragt; in einem<br />

dritten Schritt folgen spirituelle Impulse für<br />

Christen und Juden heute. Möglich ist eine<br />

solche Auslegung nur im Kontext des erneuerten<br />

Verhältnisses <strong>der</strong> Kirchen zum Judentum<br />

seit etwa fünfzig Jahren.<br />

Ottmar Fuchs, Wer’s glaubt, wird selig...<br />

Wer’s nicht glaubt, kommt auch in den<br />

Himmel. Echter, Würzburg, 2012, 174 S.,<br />

CHF 18.90, ISBN 978-3-429-03485-6.<br />

Die Bibel bezeugt es: Gott<br />

liebt alle Menschen, und<br />

zwar voraussetzungslos.<br />

Seine Liebe umgreift in<br />

nie enden<strong>der</strong> Bewegung<br />

Schuld und Versagen <strong>der</strong><br />

Menschen. Selbst <strong>der</strong><br />

Glaube ist nicht Bedingung<br />

dafür, «das Heil zu<br />

erlangen». Darauf vertrauen<br />

zu können ist ein<br />

Geschenk, das diejenigen, die es erfahren,<br />

dazu befähigt, es frei und ohne Zwang<br />

weiterzugeben. Glaube in diesem Sinne ist<br />

eine Weise, mit allen Menschen, die Liebe<br />

Gottes bezeugend, solidarisch zu sein. Sie<br />

steht damit gegen eine Position, Glaube als<br />

Ausschlusskriterium zu verstehen, als – in<br />

letzter und brutaler Konsequenz – Mordmo-


tiv gegen die Ungläubigen. Ein Buch, das<br />

die frohe Botschaft des Evangeliums gegen<br />

Fundamentalismen jeglicher, auch kirchlicher<br />

Couleur erschliesst. Mit den Worten von<br />

Papst Benedikt XVI.: «Gott achtet unsere<br />

Freiheit. Er zwingt uns nicht.»<br />

Hans-Dieter Mutschler, Gemeinsam mehr<br />

von <strong>der</strong> Welt wissen. Zum Verhältnis von<br />

Spiritualität und Naturwissenschaft. Echter,<br />

Würzburg, 2012, 70 S., CHF 14.90, ISBN 989-<br />

3-429-03537-2.<br />

Naturwissenschaft und<br />

Spiritualität liegen weit<br />

auseinan<strong>der</strong>. Brückenschläge<br />

sind schwierig,<br />

aber sie sind möglich.<br />

Während die esoterischen<br />

Ansätze dies auf<br />

direktem Weg anzielen,<br />

indem sie Welt, Seele<br />

und Gott unmittelbar<br />

zur Einheit verschmelzen<br />

und alle Gegensätze<br />

verschwinden lassen, sieht Hans-Dieter<br />

Mutschler nur die Möglichkeit des indirekten<br />

Weges. Eine Vermittlung gelingt höchstens<br />

über Grundhaltungen: über das Staunen,<br />

dass es überhaupt etwas gibt; über die<br />

Sensibilität gegenüber <strong>der</strong> Schönheit; das<br />

Gefühl <strong>der</strong> Dankbarkeit; die Anerkennung<br />

vom Geschenkcharakter <strong>der</strong> Realität. Nur so<br />

sind ein Einan<strong>der</strong>-sich-Öffnen, Begegnung<br />

und wechselseitige Anerkennung möglich.<br />

Timothy Radcliffe, Warum Christ sein. Wie<br />

<strong>der</strong> Glaube unser Leben verän<strong>der</strong>t. Her<strong>der</strong>,<br />

Freiburg i.Br. 2012, 395<br />

S., CHF 32.90, ISBN 978-<br />

3-451-33501-3.<br />

Timothy Radcliffe stellt<br />

sich <strong>der</strong> Frage, was das<br />

Christsein im Kern ausmacht.<br />

Seine Antwort:<br />

Christen haben ein Ziel<br />

vor Augen, an dem sie<br />

sich ausrichten: Gott.<br />

Und das hat Konse-<br />

KALEIDOSKOP<br />

quenzen für das Leben im Hier und Heute.<br />

Dabei geht es nicht zuerst um Moral und<br />

Regeln. Vielmehr beruft das Evangelium<br />

Menschen mitten in einer von Katastrophenszenarien<br />

geprägten Zeit zu einer aussergewöhnlichen<br />

Hoffnung, zu Freiheit<br />

und Lebensfreude und zu einem beson<strong>der</strong>en<br />

Mut. Der internationale Bestseller<br />

jetzt auf Deutsch.<br />

THEOLOGIE<br />

Walter Moster, Jesus Christus – wahrer Gott<br />

und wahrer Mensch. Zwei Vorlesungen und<br />

ein Vortrag zur Christologie. Theologischer<br />

Verlag, Zürich, 2012, 199 S., CHF 38.–, ISBN<br />

978-3-290-17620-4.<br />

Walter Mostert, Professor<br />

für Fundamentaltheologie<br />

und Hermeneutik<br />

von 1977 bis 1995<br />

an <strong>der</strong> Universität Zürich,<br />

spannt in diesem<br />

Buch einen weiten Bogen<br />

von den Texten<br />

über Jesus in den vier<br />

Evangelien über die<br />

paulinischen Briefe bis<br />

hin zu den grossen Bekenntnissen <strong>der</strong> Alten<br />

Kirche, beson<strong>der</strong>s dem Bekenntnis von<br />

Chalcedon. Er zeichnet die Texte, die von<br />

Jesus berichten, umsichtig nach und interpretiert<br />

den Glauben an Jesus Christus kritisch.<br />

Die Person Jesu nimmt in diesem Buch<br />

eine konturierte Gestalt an.<br />

LITURGIE<br />

Gunda Brüske, Josef-Anton Willa (Hrsg.),<br />

Im Namen... Amen. Liturgie in Stichworten.<br />

Paulusverlag, Fribourg, 2012, 112 S.,<br />

CHF 15.80, ISBN 978-3-7228-0823-9.<br />

Lie<strong>der</strong> und Gebete, Gesten und Gebärden,<br />

Geräte und Gewän<strong>der</strong> – die Liturgie ist ein<br />

Fest <strong>der</strong> Sinne: bildhaft, konkret, lebensnah.<br />

Wie aber kommt die Biene in die Liturgie?<br />

73


74<br />

KALEIDOSKOP<br />

Wozu dient das duftende<br />

Öl? Wann läuten die Kirchenglocken...?Wissenswertes<br />

zu Herkunft und<br />

Bedeutung liturgischer<br />

Worte, Zeichen und Handlungen<br />

findet sich in dieser<br />

Stichwort-Sammlung.<br />

Auf verständliche, unkonventionelle<br />

Art eröffnet<br />

sie einen Zugang zur reichen Symbolwelt<br />

<strong>der</strong> Liturgie. Für alle, die den Gottesdienst<br />

besser verstehen und bewusster mitfeiern<br />

möchten.<br />

AUTOBIOGRAPHIE<br />

Tony Schumacher, Was ich als Kind erlebt.<br />

Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2010, 227 S.,<br />

CHF 21.50, ISBN 978-3-940086-58-7.<br />

bgz. Als Kin<strong>der</strong>- und Jugendschriftstellerin<br />

mit<br />

deutlich erkennbaren pädagogischen<br />

Absichten<br />

begeisterte die Autorin<br />

Tony Schumacher (1848–<br />

1931) ein grosses Publikum.<br />

Mit Glück findet<br />

man ihre Bücher mit<br />

schön gestalteten Titelbil<strong>der</strong>n<br />

heute auf dem<br />

Flohmarkt. In dieser 1901 erschienenen Autobiographie<br />

schil<strong>der</strong>t sie ihr Aufwachsen<br />

als Tochter des Generals Fidel von Baur-Breitenfeld<br />

in Ludwigsburg. Die anrührenden<br />

Szenen wirken nie belanglos. Ein aufschlussreiches<br />

Zeitgemälde.<br />

LEBEN & GESELLSCHAFT<br />

Jesper Juul, Das Familienhaus. Wie Grosse<br />

und Kleine gut miteinan<strong>der</strong> auskommen.<br />

Kösel, München, 2012, 2. Aufl., 221 S., 24.50,<br />

ISBN 978-3-466-30920-7.<br />

Der neue Bestseller des dänischen Querdenkers:<br />

ein hinreissendes Plädoyer dafür, sich<br />

mit Enthusiasmus und Gelassenheit auf das<br />

Abenteuer Familie einzulassen.<br />

Um die entscheidendenGrundlagen<br />

des Elternseins<br />

aufzuzeigen, beleuchtet<br />

Jesper Juul alle Phasen<br />

im Leben mit Kin<strong>der</strong>n<br />

von <strong>der</strong> Geburt bis zur<br />

Pubertät. Beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit widmet<br />

<strong>der</strong> Bestsellerautor <strong>der</strong> Paarbeziehung.<br />

Denn kaum etwas hat mehr Einfluss auf die<br />

Zufriedenheit in <strong>der</strong> Familie als die Atmosphäre<br />

zwischen den Erwachsenen. Das<br />

Buch bietet damit die Quintessenz von Juuls<br />

Sicht auf Erziehung.<br />

Abtprimas Notker Wolf, Jetzt ist die Zeit für<br />

den Wandel. Nachhaltig leben – für eine<br />

gute Zukunft. Her<strong>der</strong>, Freiburg i.Br., 2012,<br />

195 S., CHF 24.50, ISBN 978-3-451-32454-3.<br />

Lebensmittelskandale,<br />

Naturkatastrophen, Börsenabstürze.<br />

Notker Wolf<br />

sagt, warum es so nicht<br />

weitergeht und wie wir<br />

die Umkehr schaffen. Wir<br />

müssen unser Leben<br />

nachhaltig verän<strong>der</strong>n.<br />

Nachhaltigkeit ist mehr<br />

als eine ökonomisch-ökologische<br />

Balance. Es ist<br />

eine ethische Grundhaltung, eine Lebensweise.<br />

Der Abtprimas beschreibt spirituelle<br />

und praktische Wege zur Lösung <strong>der</strong> drängendsten<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen. Sein Prinzip<br />

für ein gerechteres und glücklicheres Leben:<br />

Freiheit durch Verantwortung, Verantwortung<br />

aus Freiheit.<br />

BELLETRISTIK<br />

Katherine Mansfield, Sämtliche Erzählungen<br />

in zwei Bänden. Diogenes, Zürich, 2012,<br />

900 S., CHF 79.90, ISBN 978-3-257-06839-9.<br />

bgz. Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse<br />

2012 mit dem Gastland Neuseeland er-


scheint diese fein ausgestattete<br />

Sammlung <strong>der</strong><br />

Erzählungen <strong>der</strong> Neuseelän<strong>der</strong>in<br />

Katherine<br />

Mansfield (1888–1923).<br />

Ihre oft mit Anton<br />

Če chov verglichene Erzählkunst<br />

strebt in zarten<br />

Bil<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong> Erfüllung<br />

des menschlich<br />

Wesentlichen im gegenwärtigen<br />

Augenblick. So werden ihre Erzählungen<br />

wie «Glück» o<strong>der</strong> «Das Gartenfest»<br />

zur Geschichte dieses Augenblicks. Beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägt ist ihr Blick für die Miniatur<br />

wie etwa für die kleine Lampe im «Puppenhaus».<br />

Ulrich Becher, Kurz nach 4, Roman. Arco,<br />

Wuppertal, 2012, 264 S., CHF 30.–, ISBN 978-<br />

3-938375-45-7.<br />

bgz. Mit «Kurz nach 4»<br />

von Ulrich Becher wird im<br />

rührigen Wiener Arco<br />

Verlag eine Trouvaille<br />

wie<strong>der</strong> aufgelegt. Die Publikation<br />

des Romans<br />

«Murmeljagd» (2009) hat<br />

den Blick auf den Sohn eines<br />

preussischen Anwalts<br />

und einer Schweizer Pianistin,<br />

<strong>der</strong> in Basel lebte und 1932 von <strong>der</strong><br />

Bücherverbrennung <strong>der</strong> Nazis betroffen<br />

war, gelenkt. 1955 macht sich Franz Zborowsky<br />

mit seinem Fiat von Wien nach Rom<br />

auf. In einer Art Zeitraffer suchen ihn wie<br />

Gespenster die Erinnerungen an die Vorkriegs-<br />

und Kriegszeit auf. Und sogar eine<br />

Schweizer Reisegruppe mit Berner Jodlerkäppis<br />

kommt vor.<br />

Mario Vargas Llosa, Der Traum des Kelten,<br />

Roman. Suhrkamp, Berlin, 2011, 447 S., CHF<br />

35.50, ISBN 978-3-518-42270-0.<br />

bgz. Es war jene Zeit als Grossmächte Konferenzen<br />

über Staaten wie den Kongo abhielten<br />

ohne dass ein Kongolese daran<br />

teilgenommen hätte. Der Peruanische Lite-<br />

KALEIDOSKOP<br />

raturnobelpreisträger<br />

Mario Vargas Llosa beschreibt<br />

das Leben des irischen<br />

Menschenrechtlers<br />

Roger Casement, <strong>der</strong> die<br />

katastrophalen Zustände<br />

im Kongo – Llosa zählt<br />

den belgischen König Leopold<br />

II. neben Hitler und<br />

Stalin zu den grossen Verbrechern<br />

im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

– aus eigener Anschauung kannte. Später<br />

hängte ihn die englische Regierung<br />

wegen Hochverrats. Ein grandioses Plädoyer<br />

für die Freiheit.<br />

Youssef Ziedan, Azazel, Roman. Luchterhand,<br />

München, 2011, 447 S., CHF 32.90,<br />

ISBN 978-3-63087331-2.<br />

In Ägypten war dieser Roman<br />

über das abenteuerliche Leben<br />

des frühchristlichen koptischen<br />

Mönchs Hypa sofort<br />

nach seinem Erscheinen ein<br />

Bestseller. In Alexandria erlebt<br />

Hypa zu welch grausamer<br />

Gewalt Christen fähig sind um<br />

nachher in Palästina auf den Spuren von Jesus<br />

Christus nach den Wurzeln des wahren<br />

Glaubens zu suchen. Das Buch ist ein Plädoyer<br />

für eine undogmatische, lebensbejahende<br />

Religiosität.<br />

GESCHICHTE<br />

Walter Kempowskii, Haben Sie Hitler gesehen<br />

– Haben Sie davon gewusst, Deutsche<br />

Antworten. Knaus, München, 2012, 349 S.,<br />

CHF 28.50, ISBN 978-3-8135-0481-1.<br />

bgz. Nichts gegen seriöse wissenschaftlicheGeschichtsschreibung.<br />

Aber man kann<br />

sich kaum ein aufschlussreicheres<br />

Werk über die Zeit des<br />

Dritten Reiches vorstellen als<br />

Walter Kempowskis Antwortenbuch<br />

auf die lapidaren wie<br />

75


76<br />

KALEIDOSKOP<br />

vieldeutigen Fragen «Haben Sie Hitler gesehen?»<br />

und «Haben Sie davon gewusst?». Er<br />

hat seine Landsleute gefragt und die Antworten<br />

aufnotiert. Vom Schauspieler bis zur<br />

Hausfrau. Aus dem Mosaik <strong>der</strong> Aussagen ergibt<br />

sich das beängstigende Konstrukt einer<br />

diabolischen Epoche.<br />

GEOGRAPHIE<br />

Fergus Fleming, Nach oben – Die ersten<br />

Eroberungen <strong>der</strong> Alpengipfel. Unionsver -<br />

lag, Zürich., 2012, 473 S., CHF 21.90, ISBN<br />

978-3-293-20561-1.<br />

bgz. Diese Rezension über<br />

die Eroberung <strong>der</strong> Alpen<br />

wurde am Gedenktag des<br />

heiligen Godehard geschrieben.<br />

Das passt ausgezeichnet,<br />

denn ein zentraler<br />

Pass <strong>der</strong> Alpen trägt<br />

bis heute den Namen<br />

Sankt Gotthard. Sowieso<br />

erhellt aus <strong>der</strong> Lektüre<br />

dieses fast schon klassisch<br />

zu nennenden Buches über die Entdeckung<br />

<strong>der</strong> Alpen eine bedeutende christliche Konnotation<br />

des Alpengebirges bis hin zum Bischof<br />

von Annecy, <strong>der</strong> 1690 gegen eine hohe<br />

Summe (!) einen bedrohlich gegen das Dorf<br />

vorrückende Gletscher bei Chamonix bändigte.<br />

Lehrreich, vergnüglich und spannend.<br />

Patrick Leigh Fermor, Rumeli – Reisen im Norden<br />

Griechenlands. Dörlemann, Zürich, 2021,<br />

383 S., CHF 36.–, ISBN 978-3-908777-72-4.<br />

bgz. Mehrere Reisebücher<br />

des am 10. Juni<br />

2011 verstorbenen englischen<br />

Schriftstellers<br />

Patrick Leigh Fermor<br />

wurden in <strong>der</strong> Klosterzeitschrift<br />

«<strong>Salve</strong>» begeistert<br />

besprochen.<br />

Mit <strong>der</strong> gleichen Begeisterung<br />

empfiehlt <strong>der</strong><br />

Rezensent auch «Rume-<br />

li» seiner geneigten Leserschaft zur Lektüre.<br />

Es sind Texte, die Myriaden von Lichtjahren<br />

entfernt sind vom finanziell gebeutelten<br />

Griechenland unserer Tage. Zwar sind es<br />

keine Märchen, aber märchenhaft wirkt die<br />

Szenerie bei Fermor häufig genug, wenn er<br />

in seiner unnachahmlichen Art von Hirten,<br />

Hochzeiten und Klöstern erzählt.<br />

Jussi Adler Olsen, Das Alphabethaus, Roman.<br />

dtv premium, 2012, 589 S., CHF 22.90,<br />

ISBN 978-3423-24894-5.<br />

bgz 1944: die britischen<br />

Piloten Bryan und James,<br />

unzertrennliche Freunde<br />

von Kindesbeinen an,<br />

stürzen über deutschem<br />

Territorium ab. Schwerverletzt<br />

nehmen sie als<br />

Geisteskranke die Identität<br />

von deutschen Soldaten<br />

an. In einem Sanatorium im Schwarzwald<br />

wird ihr Leben zur Hölle. Allein die<br />

stimmungsvolle Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Szenen in<br />

<strong>der</strong> Luft zu Beginn des Romans rechtfertigen<br />

den Kauf , dieses Romans mit dem <strong>der</strong><br />

Norweger jussi Adler Olsen wie<strong>der</strong> die Bestsellerlisten<br />

stürmt.<br />

Paul Léautaud, Kriegstagebuch 1939-1945.<br />

Berenberg, Berlin, 2011, 192 S., CHF 33.50,<br />

ISBN 9783-937834-42-9.<br />

bgz. Der Tonfall aus dem von den deutschen<br />

okkupierten Frankreich ist grimmig und<br />

Léautaud vielleicht nicht gerade ein Scheusal<br />

aber ein Ekel ist er durchaus. Und doch<br />

soll man dieses Tagebuch lesen, denn bei<br />

allen menschlichen Defiziten<br />

ist Léautaud geborener<br />

Schriftsteller<br />

mit einer betörend klaren<br />

und faszinierenden<br />

Sprache, die nach dem<br />

Auslesen des Bandes in<br />

jedem Freund <strong>der</strong> Literatur<br />

den Hunger nach<br />

mehr Texten Léautauds<br />

zurücklässt.


HÖRBUCH<br />

Sir Arthur Conan Doyle, Acht Fälle für<br />

Sherlock Holmes – Die komplette Hörspielreihe<br />

des SWR. Audiobuchverlag, Freiburg,<br />

2012, 8 CDs, 432 Min., CHF 35.50, ISBN<br />

3-89964-442-5.<br />

bgz. Als eine Art<br />

Übervater <strong>der</strong> Detektivgeschichten<br />

hat <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong><br />

Sir Arthur Conan<br />

Doyle (1859-1930)<br />

im wahrsten Sinne<br />

des Wortes Literaturgeschichte<br />

geschrieben. In dieser Hörbuchbox<br />

bekommt man acht seiner Fälle mit<br />

Sherlock Holmes in spannend arrangierten<br />

Hörspielen vorgesetzt. So gilt es einen<br />

Mordfall in einem Internat aufzuklären, eine<br />

verschwundene Braut zu finden o<strong>der</strong> die<br />

Sicherheit Europas zu gewähren.<br />

Impressum<br />

Herausgeber/Verlag<br />

Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln<br />

Redaktion<br />

Kloster, 8840 Einsiedeln<br />

Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12<br />

zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch<br />

www.kloster-einsiedeln.ch<br />

Verantwortliche Redaktoren<br />

Pater Urban Fe<strong>der</strong>er OSB<br />

Erich Liebi<br />

Redaktionelle Mitarbeiter<br />

Susann Bosshard-Kälin, Priorin Irene Gassmann OSB,<br />

Pater Alois Kurmann OSB, Peter Lüthi, Bru<strong>der</strong> Gerold<br />

Zenoni OSB<br />

KALEIDOSKOP<br />

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Weitere Autoren dieser Ausgabe<br />

Nathanael Adank, Pater Benedict Arpagaus OSB,<br />

Pater Cyrill Bürgi OSB, Flurina Decasper, Pater Thomas<br />

Fässler OSB, Verena Huber-Halter, Frater Mauritius<br />

Honegger OSB, Schwester Michaela Portmann OSB,<br />

Mirjam Sidler, Peter Szabó, Therese von Aarburg<br />

Copyright<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868<br />

Abonnentenverwaltung<br />

Abos, Adressän<strong>der</strong>ungen, usw.: ea Druck + Verlag AG<br />

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Jahresabonnement<br />

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