Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften ... - Zeitschrift Salve
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SALVE<br />
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>der</strong> <strong>benediktinischen</strong><br />
<strong>Gemeinschaften</strong> Einsiedeln und Fahr<br />
5·2012
2<br />
SALVE<br />
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>der</strong> <strong>benediktinischen</strong><br />
<strong>Gemeinschaften</strong> Einsiedeln und Fahr<br />
4. Jahrgang · Ausgabe 5 · Oktober/November 2012<br />
Erscheint 6-mal jährlich<br />
Titelbild (Liliane Géraud):<br />
Erntesegen aus den Gärten des Klosters Fahr<br />
<strong>Salve</strong><br />
In Memoriam Liliane Géraud 4<br />
Wallfahrt<br />
Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen 8<br />
Haben Sie gewusst, dass ... 13<br />
Kloster Einsiedeln<br />
Klosterarchiv und Musikbibliothek I: Eröffnet! 14<br />
Klosterarchiv und Musikbibliothek II: Buch und CD 17<br />
Konventausflug 20<br />
Einsiedler Mönch porträtiert – Buchvernissage 22<br />
Diakonatsweihe: «Ich bin bereit!» 23<br />
Konventglöckli 26<br />
Stiftsschule<br />
Schulnachrichten 28<br />
Ecke <strong>der</strong> Eltern 29<br />
Schulseelsorge: Eine «Sauerteig»-Gruppe 30<br />
Internat: «Was hast du denn angestellt?» 32<br />
Ministranten: Aux Champs Elysée 35<br />
Corvina: Auf <strong>der</strong> Suche nach neuen Mitglie<strong>der</strong>n 37<br />
Personalnachrichten 38<br />
Alumni: Im Gespräch mit Oscar Sales Bingisser 39<br />
Klassentage 40<br />
Propstei St. Gerold<br />
Konzert- und Kursprogramm 44<br />
Kloster Fahr<br />
Grusswort 49<br />
ü30: Anleitung zur Lebens- und Glaubenskunst 50<br />
Bäuerinnenschule: Schmerzlich aber verständlich 53<br />
Neue CD: Und die Welt wird Gesang 54<br />
Tag <strong>der</strong> offenen Türen 56<br />
Nachrichten Ehemalige 59<br />
Historia<br />
Otto <strong>der</strong> Grosse 62<br />
Kaleidoskop<br />
Im Gespräch mit Hans Küng 66<br />
Neue Bücher 72<br />
Impressum 75
LEITGEDANKE<br />
Freude und Hoffnung, Trauer und Angst <strong>der</strong> Menschen von heute, beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> Armen und Bedrängten, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst<br />
<strong>der</strong> Jünger Christi.» Diese Worte wurden am 7. September 1965 vom II. Vatika-<br />
nischen Konzil als Einleitung zur «Konstitution über die Kirche in <strong>der</strong> Welt von<br />
heute» feierlich verkündet.<br />
Diese einleitenden Worte erinnern an die Aussage von Papst Johanes XXIII.<br />
bei <strong>der</strong> Eröffnung dieses grossen Konzils am 11. Oktober 1962: «Wir vertrauen<br />
darauf, dass die Kirche durch dieses Konzil inspiriert an geistlichem<br />
Reichtum wachsen und so mit neuer Kraft gestärkt mutig<br />
in die Zukunft blicken wird.» Der mutige Blick in die Zukunft<br />
lässt teilnehmen an dem, was die Menschen bewegt, lässt Freude<br />
und Hoffnung, Trauer und Angst <strong>der</strong> heutigen Menschen herankommen.<br />
Anteilnahme an den grossen Problemen und Fragen<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Menschen wird wichtig: die Bedeutung <strong>der</strong> sozia -<br />
len Kommunikationsmittel, die Ökumene, die vielen Religionen,<br />
die Religionsfreiheit, die Bedeutung <strong>der</strong> Laien, die Liturgie…<br />
Was sich seit <strong>der</strong> Aufklärung anbahnte, was seit <strong>der</strong> Mitte des<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>ts von einigen Theologen erahnt wurde, wofür<br />
hervorragende Theologen seit dem Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts unter Verdächtigungen<br />
und Bestrafungen geforscht und gearbeitet hatten, wurde nun offizielle<br />
Aussage <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />
Kaum war das Konzil zu Ende, begann auch schon die Gegenbewegung:<br />
Einige wollen zurück zu einer geschlossene Kirche, wollen Freude und Hoffnung,<br />
Trauer und Angst <strong>der</strong> heutigen Menschen nicht wahrnehmen und werden bis in<br />
höchste kirchliche Kreise darin bestätigt und dazu ermuntert. Diese Bewegungen<br />
und Bestrebungen sind ein Verrat am Konzil. Und deswegen eine grosse Gefahr<br />
für die ganze Kirche. Wenn die Kirche die Probleme <strong>der</strong> heutigen Menschen, <strong>der</strong><br />
Armen, Ausgebeuteten, Suchenden, Zweifelnden, Fernstehenden und Ungläubigen<br />
nicht ernst nimmt, sie nicht liebt und meint, sich mit einem Rückschritt in<br />
die vormo<strong>der</strong>ne Zeit zu retten, verliert sie ihren Sinn. Sie ist dann zu Recht nur<br />
noch Salz, das zertreten wird. Doch diesen Leuten dürfen wir die Kirche nicht<br />
überlassen. Wir sind zum Wi<strong>der</strong>stand verpflichtet.<br />
Pater Alois Kurmann<br />
3
4<br />
SALVE<br />
In Memoriam – Liliane Géraud (1966–2012)<br />
Das Auge für das Wesentliche<br />
unseres Lebens<br />
Der Mensch lebt nicht vom Wort allein. Schon im Mittelalter wusste man, dass uns<br />
das Bild ebenso wie das Wort Zugänge zum Wesentlichen des Lebens eröffnen kann.<br />
Beson<strong>der</strong>s eine <strong>Zeitschrift</strong> wie «<strong>Salve</strong>», die aus zwei Klöstern viel zu berichten hat,<br />
tut gut daran, in <strong>der</strong> Kombination zum Wort immer auch das Bild einzubeziehen.<br />
Das geübteste Auge für das Wesentliche unserer Klöster hatte dabei Liliane Géraud.<br />
Hatte. Nun ist sie gestorben. Ihr seien vier Seiten unseres Andenkens und Dankes<br />
gewidmet.<br />
Für einen Redaktor ist die Suche nach guten<br />
Bil<strong>der</strong>n eine wichtige Arbeit. Ohne Bil<strong>der</strong><br />
finden auch beste Texte kaum Anklang. Als<br />
ich im Frühling 2009 die Verantwortung für<br />
«<strong>Salve</strong>» übernahm, kannte ich Liliane Géraud<br />
noch nicht. Ich lernte zwar schnell, dass<br />
ihre Bil<strong>der</strong> in je<strong>der</strong> Hinsicht professionell<br />
sind. Ich brauchte aber noch meine Zeit, ihre<br />
Fotos nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten<br />
anzuschauen und sie als «schön» zu<br />
empfinden.<br />
Eines Tages bekam ich aus dem Kloster<br />
Fahr ein weiteres Gedicht <strong>der</strong> Schriftstellerin<br />
Silja Walter. Es war ein Kreuzeshymnus, in<br />
dem die Dichterin davon spricht, wie das<br />
Kreuz die Erde aus dem Tod ins Leben hebt<br />
(«<strong>Salve</strong>» 2/2010, S. 56). Vor meinem geistigen<br />
Auge sah ich schon ein grosses Kreuz,<br />
das sich aus dem Dunkel ins Helle emporstemmt,<br />
ein bildlich fassbarer Kampf<br />
zwischen Tod und Leben.<br />
Als ich dann von Liliane Géraud das dazugehörende<br />
Meditationsbild auf meinem<br />
Bildschirm sah, entfuhr es mir: «Jetzt hast du<br />
dich aber vertan, liebe Liliane». Eine Fensterbank,<br />
ein Strauss mit Schneeglöckchen und<br />
viel Fensterglas. Was sollte das? Erst auf den<br />
zweiten Blick fiel mir das Fensterkreuz auf.<br />
Und plötzlich fügte sich in diesem Bild alles<br />
zusammen:<br />
das Fenster,<br />
ein Durchblick<br />
in das<br />
Alltagsleben<br />
des Klosters<br />
– am Kreuz<br />
vorbei, das<br />
auch bei uns<br />
nicht fehlt.<br />
Ein kahler<br />
Ast vor dem<br />
Fenster, den<br />
die Wintersonne<br />
nicht<br />
zu Leben zu<br />
bringen vermag.<br />
Und doch, im selben Kloster: die kleinen<br />
Schneeglöckchen unter dem Kreuz, ein<br />
Aufbäumen des Lebens in unserem Alltag,<br />
wo oft das Nein vorherrscht. Meinte Silja<br />
Walter nicht, das Kreuz könne unsere Welt<br />
«aus dem Tod ins Leben» heben? Seit <strong>der</strong><br />
Begegnung mit diesem Bild wusste ich: Es ist<br />
nicht nur einfach schön, was Liliane fotografiert.<br />
Ihr Auge bringt das Wesentliche aus<br />
unserem Leben ins Bild.<br />
Pater Urban Fe<strong>der</strong>er
Bildauswahl – ein Ritual<br />
Das Konzept für den Fahrer Teil in <strong>der</strong> <strong>Zeitschrift</strong><br />
«<strong>Salve</strong>» sieht vor, dass am Anfang und<br />
am Schluss – wie ein Rahmen o<strong>der</strong> ein Tor –<br />
ein ganzseitiges Bild steht. Diese Bil<strong>der</strong><br />
stammten bis jetzt ausnahmslos alle von <strong>der</strong><br />
Fotografin Liliane Géraud.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Zeit hat sich die Bildauswahl<br />
des Meditationstextes zu einem Ritual<br />
entwickelt. Ich wählte jeweils einen Text von<br />
Silja Walter aus, passend zum Kirchenjahr<br />
o<strong>der</strong> zu einem Beitrag <strong>der</strong> aktuellen «<strong>Salve</strong>»-<br />
Ausgabe. Diesen Text schickte ich dann<br />
an Liliane Géraud – oft sehr knapp vor Redaktionsschluss.<br />
Sie hat sich ob des Zeitdruckes<br />
bei mir nie beklagt – im Gegenteil. Umgehend<br />
bekam ich still und leise von ihr<br />
zwei, drei Bil<strong>der</strong> zur Auswahl mit einem kurzen<br />
Kommentar: «Was meinsch?» «So, o<strong>der</strong><br />
so?» «Schau mal!».<br />
Manchmal irritierten mich ihre Vorschläge.<br />
Und erst bei längerem Betrachten des<br />
Bildes zusammen mit dem Text erkannte ich,<br />
wie sich Text und Bild unglaublich gut ergänzen,<br />
miteinan<strong>der</strong> korrespondieren und ein<br />
Ganzes bilden.<br />
Mit <strong>der</strong> Zeit war es so, dass ich es kaum<br />
erwarten konnte, bis die Bild-Muster ankamen.<br />
Denn ich war immer sehr gespannt,<br />
wie Liliane den Text bildlich interpretieren<br />
würde.<br />
Eine prägende und bleibende Bild-Text-<br />
Meditation ist für mich eines <strong>der</strong> drei Weihnachtslie<strong>der</strong><br />
von Schwester Hedwig, «Hochzeit<br />
mit dir, Mensch» in «<strong>Salve</strong>» 6/2011. Zu<br />
diesem Text erwartete ich einen klaren, stillen<br />
See, in welchem sich die Landschaft spiegelt…<br />
Aber Liliane schickt mir einen brausenden<br />
Wildbach, <strong>der</strong> sich in eine dunkle,<br />
tiefe Schlucht stürzt. Weihnachten?<br />
Erst nach längerem Schauen ging mir<br />
auf: Richtig: Weihnachten ist keine Idylle,<br />
Weihnachten geschieht nicht in friedlicher<br />
Stuben-Atmosphäre. Weihnachten, Gottesgeburt<br />
ist überraschend an<strong>der</strong>s.<br />
Danke, Liliane für diese Mediation!<br />
Priorin Irene Gassmann<br />
SALVE<br />
Hochzeit mit dir, Mensch<br />
Zuunterst im silbernen Wassergrund,<br />
tief unterm Sehn und Verstehn,<br />
ruht schon <strong>der</strong> Himmel in dir, Mensch,<br />
spielt er sein Heilsspiel mit dir, Mensch<br />
schliesst er die Hochzeit mit dir, Mensch.<br />
Zuunterst im Grund.<br />
Zuunterst im silbernen Wassergrund,<br />
tief unterm Sehn und Verstehn,<br />
kommt <strong>der</strong> Erzengel zu dir, Mensch<br />
ist Gottes Geburt in dir, Mensch,<br />
ist ewige Weihnacht in dir, Mensch.<br />
Zuunterst im Grund.<br />
Schau in den Wasserspiegel hinein,<br />
Mensch.<br />
Du hast alles in dir:<br />
Den Hirten, den König, den Stern und<br />
das Tier.<br />
Hingerissen vom Kind,<br />
deinem herrlichen Herrn,<br />
von dem sie gezogen sind,<br />
wollen sie hinknien in dir, Mensch,<br />
und mit Maria es anschaun,<br />
zuunterst im Grund.<br />
Amen.<br />
Silja Walter OSB<br />
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6<br />
SALVE<br />
Schreibzelle Kloster Fahr (Bild: Liliane Géraud, <strong>Salve</strong> 1/2011). – Liebe Liliane, Du weisst,<br />
warum ich dieses Bild ausgewählt habe. Und ich weiss, wie sehr Du Dich gefreut hast, als ich<br />
Dir damals sagte, dieses Bild sei für mich ein Beweisstück Deiner Gestaltungsbegabung und<br />
Deiner professionellen Kompetenz (Erich Liebi).
Bleibende Spuren<br />
Viele Menschen treten in unser Leben ein,<br />
einige davon hinterlassen bleibende Spuren<br />
im Herzen. Liliane Géraud war für mich einer<br />
dieser Menschen, und sie hat in den letzten<br />
Jahren meinen Lebensweg entscheidend<br />
mitgeprägt. Dafür bin ich ihr über den Tod<br />
hinaus sehr dankbar.<br />
Liliane verstand es, ohne viele Worte,<br />
aber durch ihre eindrucksvollen Bil<strong>der</strong>, sich<br />
<strong>der</strong> Welt und den Menschen zu zeigen und<br />
zu verschenken. Ich mochte ihre subtile,<br />
feinfühlige und ruhige Art, ihren trockenen,<br />
tiefgründigen Humor und ihre verschmitzte<br />
Liebenswürdigkeit. Seit vielen Jahren waren<br />
Liliane und ich ein eingespieltes Reporterinnen-Team;<br />
Stress gab’s kaum und uneins<br />
waren wir nie. Als einer <strong>der</strong> Höhepunkte<br />
Erzabtei St. Meinrad in Indiana, USA (Foto: Liliane Géraud).<br />
SALVE<br />
unseres gemeinsamen Schaffens reisten wir<br />
im Juni 2006 ins Tochterkloster <strong>der</strong> Einsiedler<br />
Benediktiner nach St. Meinrad, Indiana<br />
und nach Tell City am Ohio River – für zwei<br />
Beiträge in <strong>der</strong> NZZ und für sechs in <strong>der</strong> <strong>Zeitschrift</strong><br />
«Kloster Einsiedeln». Auch an unsere<br />
Zusammenarbeit bei den Buchpublikationen<br />
«Leben im Kloster Fahr» und «Unter <strong>der</strong><br />
Haube – Diakonissen erzählen aus ihrem<br />
Leben» denke ich gerne zurück.<br />
Liliane fehlt. Ich vermisse sie als Mensch,<br />
als Freundin, Fotografin, Gesprächspartnerin<br />
und Kritikerin. Ein Stück weit tröstend<br />
sind die Worte ihrer Schwester Brigitte<br />
Géraud: «Lilianes allerletzter Augen-Blick<br />
war ein staunen<strong>der</strong>, überwältigter»…<br />
Susann Bosshard-Kälin<br />
7
8<br />
WALLFAHRT<br />
www.GOTTsuchen.ch<br />
ein Angebot des Klosters Einsiedeln für junge Menschen bis 30 Jahre<br />
22. April - P. Aaron<br />
20. Mai - Kardinal Kurt Koch<br />
24. Juni - Frater Thomas<br />
30. September - Frater Daniel<br />
21. Oktober - P. Jean-Sébastien<br />
18. November - P. Benedict<br />
jeweils um 17.15 Uhr (Treffpunkt: vor<strong>der</strong>ste Bänke <strong>der</strong> Klosterkirche)<br />
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Wallfahrtstage grosser Pilgerguppen 2012<br />
Oktober/Dezember<br />
So 7. Oktober Rosenkranz-Sühnekreuzzug 11.00 Uhr Pontifikalamt<br />
14.30 Uhr Andacht<br />
So 14. Oktober Spanierwallfahrt 12.15 Uhr Eucharistiefeier<br />
So 14. Oktober Priesterbru<strong>der</strong>schaft St. Petrus 14.00 Uhr Eucharistiefeier<br />
i.a.R.<br />
Sa 27. Oktober Kath. Landvolk, Stuttgart 10.30 Uhr Andacht<br />
So 28.Oktober Indisch-katholische Christen 14.00 Uhr Eucharistiefeier<br />
So 2. Dezember Adventseinkehrtage <strong>der</strong><br />
Akadem. Arbeitsgemeinschaft<br />
09.30 Uhr Konventamt<br />
Mi 12. Dezember Wallfahrt zu Ehren U.L.F. von<br />
Guadalupe<br />
19.00 Uhr Eucharistiefeier
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>der</strong> <strong>benediktinischen</strong><br />
<strong>Gemeinschaften</strong> Einsiedeln und Fahr<br />
SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen<br />
facettenreichen Einblick in das Leben hinter<br />
den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das<br />
Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Klos ter Einsiedeln),<br />
das geprägt ist von Gebet, geistlicher<br />
Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement<br />
in Erziehung, Bildung und Seelsorge.<br />
In verschiedenen Rubriken informiert die <strong>Zeitschrift</strong><br />
unter an<strong>der</strong>em um fassend über die<br />
Klos tergemeinschaften Einsiedeln und Fahr,<br />
die Stifts- und Bäuerinnenschule, die Wallfahrt,<br />
die Klosterbetriebe sowie über religiöse und<br />
kulturelle Anlässe in den Klös tern Einsiedeln<br />
und Fahr.<br />
SALVE<br />
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Ausgabe.<br />
ea Druck + Verlag AG, Zürichstrasse 57, CH-8840 Einsiedeln<br />
Telefon 055 418 82 82, Fax 055 418 82 84, E-Mail: info@eadruck.ch, Internet: www.eadruck.ch<br />
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9
10<br />
WALLFAHRT<br />
Liturgischer Kalen<strong>der</strong> für den Oktober<br />
1. Mo Hl. Theresia vom Kinde Jesus<br />
(† 1897)<br />
4. Do Hl. Franz von Assisi († 1226)<br />
Ordensgrün<strong>der</strong><br />
5. Fr Herz-Jesu-Freitag<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
20.00 Feierliche Komplet<br />
Eucharistische Aussetzung<br />
7. So 27. Sonntag im Jahreskreis<br />
Rosenkranzsonntag<br />
09.30 Feierliches Pontifikalamt<br />
16.30 Feierliche Pontifikalvesper<br />
Eucharistische Aussetzung<br />
Prozession<br />
13. Sa Einsiedler Gebetstag<br />
für geistliche Berufe<br />
13.00 Anbetung in <strong>der</strong> Unterkirche<br />
16.00 Eucharistischer Segen<br />
14. So 28. Sonntag im Jahreskreis<br />
Äussere Feier <strong>der</strong> Übertra-<br />
gung <strong>der</strong> Reliquien des<br />
heiligen Meinrad<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
Prozession mit dem Haupt des<br />
heiligen Meinrad<br />
15. Mo Hl. Theresia von Jesus († 1582)<br />
Ordensfrau, Kirchenlehrerin<br />
16. Di Hl. Gallus, Mönch († 7. Jh.)<br />
Einsiedler, Glaubensbote<br />
17. Mi Hl. Ignatius von Antiochien<br />
Märtyrer († 117)<br />
18. Do Fest<br />
Hl. Lukas, Evangelist<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
21. So 29. Sonntag im Jahrskreis<br />
Missionssonntag<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
23. Di Jahresgedächtnis für alle<br />
Äbte, Mönche, Nonnen,<br />
Oblaten und Wohltäter<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
28. So 30. Sonntag im Jahreskreis<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
31. Mi Fest<br />
Hl. Wolfgang<br />
Mönch von Einsiedeln,<br />
Bischof von Regensburg<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
Gebetsmeinungen<br />
Kirche Weltkirche<br />
Die Neuevangelisierung möge sich<br />
in den Län<strong>der</strong>n christlicher Tradition<br />
entwickeln.<br />
Der Sonntag <strong>der</strong> Weltmission<br />
bringe neue Impulse für die Glaubensverkündigung.<br />
Kirche Schweiz<br />
Das verkündete, geteilte und gelebte<br />
Wort Gottes möge immer mehr zur<br />
Mitte eines Lebens in weltweiter Solidarität<br />
und Gemeinschaft werden.<br />
(missio)
Liturgischer Kalen<strong>der</strong> für den November<br />
1. Do Hochfest Allerheiligen<br />
09.30 Feierliches Pontifikalamt<br />
16.30 Feierliche Pontifikalvesper<br />
2. Fr Allerseelen<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
Herz-Jesu-Freitag<br />
20.00 Feierliche Komplet<br />
Eucharistische Aussetzung<br />
4. So 31. Sonntag im Jahreskreis<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
9. Fr Fest<br />
Weihe <strong>der</strong> Lateranbasilika<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
10. Sa Hl. Leo <strong>der</strong> Grosse († 461)<br />
Papst, Kirchenlehrer<br />
11. So Hochfest<br />
Hl. Martin von Tours († 397)<br />
Bischof, Patron des<br />
Kantons Schwyz<br />
(Tag <strong>der</strong> Völker)<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
16. Fr Hl. Othmar († 759)<br />
Grün<strong>der</strong>abt von St. Gallen<br />
17. Sa Hl. Gertrud die Grosse († 1302)<br />
Ordensfrau, Mystikerin<br />
18. So 33. Sonntag im Jahreskreis<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
21. Mi U.L.F. in Jerusalem<br />
WALLFAHRT<br />
22. Do Hl. Cäcilia († nach 200)<br />
Jungfrau, Märtyrin<br />
24. Sa Hl. Kolumban († 615)<br />
Abt, Glaubensbote<br />
25. So Hochfest<br />
Christkönigssonntag<br />
(34. Sonntag im Jahreskreis)<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
26. Mo Hll. Konrad († 975) und<br />
Gebhard († 995)<br />
Bischöfe von Konstanz<br />
30. Fr Fest Apostel Andreas<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
Gebetsmeinungen<br />
Kirche Weltkirche<br />
Alle, die im Dienst am Wort Gottes<br />
stehen, mögen mutig Zeugnis für den<br />
gekreuzigten und auferstandenen<br />
Herrn geben.<br />
Das pilgernde Volk Gottes sei ein Licht<br />
für die Völker<br />
Kirche Schweiz<br />
Die Menschen in <strong>der</strong> Fremde mögen<br />
Freude und Kraft durch die Nähe Gottes<br />
erfahren und den Ansässigen mangle<br />
es nicht an Gastfreundschaft. (migratio)<br />
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12<br />
WALLFAHRT<br />
Wallfahrtsinformationen<br />
Seelsorge<br />
Beichtzeiten<br />
Sonn- und Feiertage:<br />
08.30–09.15 / 10.45–11.00 /<br />
15.00–16.00 / 17.00–18.00 Uhr<br />
Montag bis Samstag:<br />
09.00–10.45 / 15.00–16.00 /<br />
17.00–18.00 Uhr<br />
Das «Goldene Ohr»<br />
das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch<br />
Klosterkirche<br />
Ostern bis Allerheiligen:<br />
6.00–21.00 Uhr<br />
Allerheiligen bis Ostern:<br />
6.00–20.30 Uhr<br />
Segnung von<br />
Andachtsgegenständen<br />
Montag bis Samstag:<br />
12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr<br />
Sonn- und Feiertage:<br />
10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr<br />
Öffnungszeiten<br />
Gottesdienste in <strong>der</strong> Klosterkirche<br />
Sonn- und Feiertage<br />
17.30 Uhr Vorabendmesse (Hauptaltar)<br />
05.30 Uhr Vigil<br />
06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
07.15 Uhr Laudes<br />
08.00 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
09.30 Uhr Konventmesse (Hauptaltar)<br />
11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar)<br />
16.30 Uhr Vesper/<strong>Salve</strong> Regina<br />
17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
20.00 Uhr Komplet<br />
Kirchenpforte<br />
Montag bis Samstag:<br />
07.45–11.00 / 13.30–16.15 / 17.00–18.15 Uhr<br />
Sonn- und Feiertage:<br />
07.45–09.15 / 10.30–11.45 / 13.30–16.15 /<br />
17.15–18.15 Uhr<br />
Wallfahrtsbüro<br />
Sie erreichen uns telefonisch von<br />
Montag bis Freitag<br />
09.00–11.00 / 13.30–17.30 Uhr<br />
November bis Februar<br />
sowie während <strong>der</strong> Sommerferien:<br />
09.00–11.00 Uhr<br />
Telefon: +41 (0)55 418 62 70<br />
Fax: +41 (0)55 418 62 69<br />
wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch<br />
www.wallfahrt-einsiedeln.ch<br />
Klosterladen<br />
Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr<br />
Montag–Freitag: 10.00–12.00 Uhr /<br />
13.30–17.30 Uhr<br />
Samstags: 10.00–16.30 Uhr<br />
Telefon: 055 418 64 71<br />
www.klosterladen-einsiedeln.ch<br />
Werktage<br />
05.30 Uhr Vigil<br />
06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
07.15 Uhr Laudes<br />
08.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
09.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
11.15 Uhr Konventmesse (Hauptaltar)<br />
12.05 Uhr Sext<br />
16.30 Uhr Vesper/<strong>Salve</strong> Regina<br />
17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
20.00 Uhr Komplet
Haben Sie gewusst, dass ...<br />
… nach den Ferien das Auspacken das Wichtigste ist? Lässt man den Koffer, den Rucksack<br />
noch etwas stehen, wäscht man die gebrauchten Sachen nicht sofort, verzögert man den<br />
Übergang in den neuen Zeitabschnitt. Das Auspacken ist eine Markierung, eine Grenze, die<br />
man bewusst überschreiten muss, wenn man im Neuland des Alltags ankommen will. Und<br />
den Geschmack von Neuland soll nach den Ferien <strong>der</strong> Alltag ja haben, sonst wären diese<br />
freien Tage nicht wirklich wertvoll gewesen. Und wenn ausgepackt ist, legt man in den leeren<br />
Koffer mit Vorteil die Hoffnung und Freude auf die nächsten Ferien. Diese Hoffnung ist gut<br />
angelegtes Kapital, dessen Zinsen man später abheben kann.<br />
Es kann auch nötig werden, dass man einmal einen an<strong>der</strong>en Rucksack auspacken muss,<br />
den nämlich, in den man Ärger, Spannungen, Unzufriedenheit hineinstopfte, die man im<br />
Umgang mit einem an<strong>der</strong>en Menschen über längere Zeit empfunden hat. Solches Auspacken,<br />
gut überlegt, nicht im momentanen Affekt und in unkontrollierten Beschuldigungen wie aus<br />
einem Vulkan herausgeschleu<strong>der</strong>t, kann in einem klaren, offenen aber wohlwollenden Gespräch<br />
geschehen und Neuland in <strong>der</strong> Beziehung öffnen.<br />
Das Auspacken, das zum Persönlichsten und Nachhaltigsten werden kann, ist die Entscheidung,<br />
vieles von dem, was wir nicht brauchen, wegzuschaffen, vieles, was vorspiegelt,<br />
es mache reich, es tröste und helfe uns, den Alltag zu bestehen. Die Überfülle an Ess- und<br />
Trinkwaren, Klei<strong>der</strong>n, Sportartikeln und Luxusgütern in unzähligen Geschäften, die Masse<br />
<strong>der</strong> Informationen im Internet, die Verheissungen von unbeschwertem Glück <strong>der</strong> Reiseagenturen<br />
lassen die Frage aufkommen, die <strong>der</strong> Theologe Johann Baptist Metz stellt, nämlich, ob<br />
wir nicht selber unsere Seele unter die Diktatur des Habens und Besitzens gebracht haben.<br />
Auspacken, Weglassen, Abgeben, nicht Kaufen kann eine mo<strong>der</strong>ne Form <strong>der</strong> Askese werden,<br />
die nicht einschränkt, son<strong>der</strong>n Freiheit schenkt, weil sie in ein Land neuer Erfahrungen hineinführt.<br />
Pater Alois Kurmann<br />
13
14<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Klosterarchiv und Musikbibliothek I<br />
Publikumsansturm am<br />
Tag <strong>der</strong> offenen Tür<br />
Am letzten Samstag im August ist das neue Klosterarchiv fast aus allen Nähten<br />
geplatzt. Rund 1000 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit,<br />
die Arbeit im Archiv und in <strong>der</strong> Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln am<br />
Tag <strong>der</strong> offenen Tür aus nächster Nähe zu erleben.<br />
Mit einem «normalen» Arbeitstag <strong>der</strong> Archivarinnen<br />
und Archivare hatte <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong><br />
offenen Tür nichts gemein: Im Lesesaal und<br />
im Büro des Archivs, wo normalerweise<br />
höchstens zehn Personen gleichzeitig an<br />
mehreren Pulten verteilt arbeiten, drängten<br />
sich gegen hun<strong>der</strong>t Besucherinnen und Besucher<br />
um den grossen Arbeitstisch.<br />
Im alten Archiv, wo <strong>der</strong> inzwischen verstorbene<br />
ehemalige Archivar Pater Joachim<br />
Salz geber früher in aller Stille wirkte, dasselbe<br />
Bild, und auch das neue Magazin, eigentlich<br />
Aufbewahrungs- und nicht Arbeitsort,<br />
erinnerte zwischenzeitlich eher an eine gut<br />
gefüllte Sardinendose.<br />
Das Geschäft läuft: Das Buch über die Schätze<br />
des Klosterarchivs findet Abnehmer.<br />
Der neue Klosterarchivar Pater Gregor Jäggi<br />
in den Arbeitsräumen im Parterre.<br />
Viele Besucherinnen und Besucher wurden<br />
durch die breite Berichterstattung in<br />
den Medien auf das Klosterarchiv aufmerksam<br />
gemacht. In einem Beitrag in <strong>der</strong> «Tagesschau»<br />
konnte man das alte Archiv und<br />
das neue Magazin sehen – vor allem Letzteres<br />
faszinierte mit seinen Rollgestellen.<br />
Menschenaufläufe organisieren<br />
Die Frage, ob denn da wirklich vier Ki lometer<br />
Material lagern, wurde oft ge stellt. (Momentan<br />
sind 1,3 Kilometer <strong>der</strong> Re gale mit Archivunterlagen<br />
besetzt – Platz hat es aber für vier,<br />
da ein Archiv ständig wächst.)<br />
Das Interesse <strong>der</strong> Bevölkerung war<br />
offensichtlich gross und so hatten sich zu<br />
Beginn <strong>der</strong> Führungen um 14 Uhr richtige
Im Obergeschoss führt Buchbin<strong>der</strong> Beat Frei<br />
in die Geheimnisse seines Handwerks ein.<br />
Menschenaufläufe angesammelt, die es zu<br />
organisieren galt. Nachdem sich das Klos -<br />
ter archivteam – glücklicherweise tatkräftig<br />
unterstützt von Pater Justinus Pagnamenta<br />
und den Fratres Thomas Fässler und Mauritius<br />
Honegger – von <strong>der</strong> Überraschung des<br />
riesigen Ansturms erholt hatte, konnten die<br />
Besucherströme schnell in geordnete Bahnen<br />
gelenkt werden, so dass die Besucherinnen<br />
und Besucher doch einiges von Archiv<br />
und Musikbibliothek zu sehen bekamen.<br />
Neun verschiedene Führungen<br />
An verschiedenen Informationsständen<br />
konnte man sich zum Beispiel über die archivspezifische<br />
Architektur o<strong>der</strong> über das<br />
Klima im Magazin ohne Klimaanlage informieren.<br />
Man erfuhr, wie im Klosterarchiv<br />
digitalisiert und die digitalen Unterlagen<br />
archiviert werden. Der Gegensatz dazu<br />
wurde einem im alten Archiv eindrücklich<br />
vor Augen geführt.<br />
Auch die Jahresausstellung «Von Ansichten<br />
und Einsichten. Pläne und Karten im<br />
Klosterarchiv Einsiedeln» in <strong>der</strong> Stiftsbibliothek<br />
war zur Besichtigung freigegeben<br />
und wurde rege besucht. Einen Stock<br />
tiefer führte Pater Urban Fe<strong>der</strong>er durch die<br />
Musikbibliothek und im neuen Archivtrakt<br />
gewährte Beat Frei, <strong>der</strong> Restaurator und<br />
Buchbin<strong>der</strong> des Klosters, einen exklusiven<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Einblick in seine Werkstatt, was ebenfalls<br />
zahlreiche Interessierte anlockte. Pater<br />
Gregor Jäggi, <strong>der</strong> neue Klosterar chivar,<br />
führte die Besucherinnen und Besucher anhand<br />
von ausgesuchten Archivalien durch<br />
die mehr als tausendjährige Klostergeschichte.<br />
Es gab so viel zu sehen, dass das Festzelt,<br />
wo sechs ehemalige Klosterschülerinnen<br />
Kaffee und Kuchen servierten, während des<br />
ganzen Nachmittags beinahe leer blieb.<br />
In <strong>der</strong> «Unterwelt» des neuen Klosterarchivs:<br />
So viele Leute auf einmal werden hier kaum<br />
je wie<strong>der</strong> anzutreffen sein. In <strong>der</strong> Regel bleiben<br />
die Schätze des Archivs (unten) unter<br />
sich (Fotos Franz Kälin sen.).<br />
15
16<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Arbeiten im neuen Archiv<br />
Nachdem die rund tausend Besucherinnen<br />
und Besucher um viele Einblicke reicher verabschiedet<br />
worden waren, nahmen die<br />
Archivarinnen und Archivare ihre übliche<br />
Arbeit wie<strong>der</strong> auf. Noch bis Ende 2012 wird<br />
das Reorganisationsteam, das aus acht bis<br />
zehn externen Teilzeitmitarbeiterinnen und<br />
-mitarbeitern besteht, in den neuen Räumlichkeiten<br />
arbeiten.<br />
Diese wurden durch das Basler Architekturbüro<br />
Diener & Diener Architekten geplant<br />
und realisiert. Sie umfassen ein mo<strong>der</strong>nes<br />
unterirdisches Magazin, in dem die<br />
Archivalien sicher untergebracht sind, sowie<br />
neue Büros und einen grosszügigen Lesesaal<br />
in den ehemaligen Räumen <strong>der</strong> Schreinerei.<br />
Die Kosten <strong>der</strong> gesamten Arbeiten inklusive<br />
des Neubaus waren auf 12 Millionen Franken<br />
budgetiert – dieser Kostenrahmen wird<br />
eingehalten.<br />
Wichtiger Meilenstein<br />
Mit <strong>der</strong> Fertigstellung des Neubaus und des<br />
Umzugs in das neue Magazin hat die seit<br />
2005 laufende Reorganisation des Klosterarchivs<br />
einen wichtigen Meilenstein hinter<br />
sich gebracht. 2013 werden die Bestände <strong>der</strong><br />
Musikbibliothek in das neue Magazin überführt.<br />
Dann wird auch die Arbeit des Reorganisationsteams<br />
beendet sein und <strong>der</strong><br />
Inspirierend: Die Arbeitsräume im Erdgeschoss<br />
für Archivare und Benutzer.<br />
Gut geschützt: Die Lagerräume im Untergeschoss<br />
(Fotos: Franz Kälin).<br />
neue Klosterarchivar Pater Gregor Jäggi<br />
wird die alleinige Verantwortung im Archiv<br />
übernehmen. Aber auch wenn die personellen<br />
Ressourcen dann etwas beschränkter<br />
sind, steht das Archiv weiterhin interessierten<br />
Benutzerinnen und Benutzern offen –<br />
solange es nicht wie<strong>der</strong> hun<strong>der</strong>te auf einmal<br />
sind.<br />
Mirjam Sidler
Klosterarchiv und Musikbibliothek II<br />
«Von guten Taten und<br />
goldenen Bullen»<br />
Sie wurde im ganzen Kloster und vor allem<br />
von ihren Herausgebern mit Spannung erwartet:<br />
die erste grössere Publikation aus<br />
dem Klosterarchiv Einsiedeln seit mehreren<br />
Jahren. Herausgekommen ist nämlich keine<br />
klassische wissenschaftliche Schrift, son<strong>der</strong>n<br />
ein Buch mit vielen Bil<strong>der</strong>n, das man am<br />
besten abends mit einem guten Glas Wein<br />
o<strong>der</strong> einer heissen Tasse Tee in <strong>der</strong> Hand<br />
durchstöbert. «Es besteht Suchtgefahr beim<br />
Lesen!», bestätigt auch Abt Martin Werlen.<br />
85 Geschichten aus über 1000 Jahren<br />
Das Buch «Von guten Taten und goldenen<br />
Bullen. Geschichten aus Archiv und Musikbibliothek<br />
des Klosters Einsiedeln» beginnt<br />
mit Beschreibungen des Reorganisationsprojekts<br />
des Klosterarchivs von 2005 bis<br />
2012 und <strong>der</strong> Einsiedler Musikbibliothek. In<br />
einem weiteren Teil werden die baulichen<br />
Massnahmen vorgestellt. Bereits hier dominieren<br />
die vielen Bil<strong>der</strong>, mit denen die<br />
Publikation reich bestückt ist. Sie stammen<br />
alle aus den Beständen des Archivs und <strong>der</strong><br />
Musikbibliothek und illustrieren schon in<br />
<strong>der</strong> Einleitung die Vielfältigkeit <strong>der</strong> beiden<br />
Sammlungen.<br />
Richtig spannend wird es dann aber ab<br />
Seite 36: Auf fast 200 Seiten werden 85<br />
Objekte aus Archiv und Musikbibliothek<br />
vorgestellt. Dies geschieht in Form von je-<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Seit fast sieben Jahren beschäftigt sich das Projektteam des Reorgani sationsprojekts<br />
mit dem Klosterarchiv. Klar, dass es bei <strong>der</strong> Arbeit sowohl auf Unmengen von «normalen»<br />
Akten als auch auf Kuriositäten gestossen ist. Nun werden diese Trouvaillen<br />
zusammen mit Stücken aus <strong>der</strong> Musikbibliothek erfahr- und sogar hörbar gemacht.<br />
weils zwei Bil<strong>der</strong>n und einem Kurztext. Die<br />
Kurztexte zeigen dabei nicht nur die Vielfältigkeit<br />
<strong>der</strong> Sammlungen, son<strong>der</strong>n auch ihrer<br />
Bearbeiter. Bei den über vierzig Autorinnen<br />
und Autoren handelt es sich nämlich zumeist<br />
um aktive und ehemalige Projektteammitglie<strong>der</strong>,<br />
die alle intensiv mit den<br />
verschiedenen Beständen gearbeitet haben.<br />
Hinzu kommen externe Autoren wie <strong>der</strong><br />
Luzerner Historiker Prof. Dr. Valentin Groebner<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ehemalige Luzerner Staatsarchivar<br />
Dr. Anton Gössi, <strong>der</strong> gleichzeitig auch<br />
Mitglied des Projektteams ist, sowie einige<br />
temporäre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Was sind goldene Bullen?<br />
Ob nur temporär o<strong>der</strong> über mehrere Jahre<br />
im Klosterarchiv, zu entdecken gibt es unglaublich<br />
viel. In <strong>der</strong> Publikation finden sich<br />
Beiträge zu den wechselnden Besitzverhältnissen<br />
auf <strong>der</strong> Insel Ufnau, über Pläne im<br />
praktischen Taschenformat, die Qual <strong>der</strong><br />
Wahl des Marmors für die Klosterkirche,<br />
aber auch ein verloren geglaubter Autograph<br />
von Mozart o<strong>der</strong> ein nicht aufführbares<br />
(musikalisches) Primizgeschenk werden<br />
vorgestellt.<br />
Und wer sich schon seit längerem über<br />
den Titel wun<strong>der</strong>t: Die guten Taten – für ein<br />
Kloster in Vergangenheit, Gegenwart und<br />
17
18<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Auch die Fans <strong>der</strong> Theatertradition an <strong>der</strong> Stiftsschule kommen im Archivführer auf ihre<br />
Kosten: Die Seiten 146/147 sind diesem Thema gewidmet (Bild: Klosterarchiv).<br />
Zukunft essentiell – sind im sogenannten<br />
Guttäterbuch, das die grosszügigen Stifter<br />
verzeichnet, festgehalten. Und goldene<br />
Bullen sind keine exotischen Stiere. Der<br />
Name stammt vom goldenen Siegel an <strong>der</strong><br />
Urkunde des Kaisers Sigismund, in <strong>der</strong> er die<br />
Rechte des Klosters gegenüber den Schwyzer<br />
Vögten bestätigt (S. 50).<br />
Musikalische Begleitung<br />
Und was hört man am besten, wenn man<br />
sich durch die spannenden Bestände liest?<br />
Natürlich eine CD <strong>der</strong> vier Klosterorganisten!<br />
Alle Stücke stammen von Einsiedler<br />
Komponisten und werden von Einsiedler<br />
Mönchen gespielt. Die Einnahmen kommen<br />
dem Klosterarchiv und <strong>der</strong> Musikblibliothek<br />
zugute, was unter an<strong>der</strong>em einem <strong>der</strong> Organisten,<br />
Pater Lukas Helg, zu verdanken ist,<br />
dem Verantwortlichen <strong>der</strong> Musikbibliothek.<br />
Als einer <strong>der</strong> eifrigsten Autoren <strong>der</strong> Publikation<br />
stellt er in nicht weniger als 16 Artikeln<br />
Stücke aus <strong>der</strong> Musikbibliothek vor.<br />
Bettina Mosca-Rau, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Projektteam, ist zusammen<br />
mit dem Projektleiter Andreas Kränzle Herausgeberin<br />
<strong>der</strong> Publikation. Buch und CD<br />
sind auf Bestellung (alle Informationen auf<br />
www.klosterarchiv.ch) o<strong>der</strong> im Klosterladen<br />
erhältlich – dort kann man sich übrigens<br />
auch mit Wein und Tee eindecken.<br />
Mirjam Sidler
Tauchen Sie<br />
mit einem<br />
Buch und<br />
einer Musik-CD<br />
in die über<br />
1000-jährige<br />
Geschichte<br />
des Klosters<br />
Einsiedeln ein<br />
Kombipreis für<br />
Buch und CD: CHF 75.–<br />
Sie sparen: CHF 15.–<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Von guten Taten und<br />
goldenen Bullen<br />
Geschichten aus Archiv und<br />
Musikbibliothek Einsiedeln<br />
212 Seiten/208 Abbildungen<br />
CHF 58.80<br />
Die 4 Klosterorganisten<br />
in Concert<br />
Komponisten aus <strong>der</strong><br />
Musikbibliothek Einsiedeln<br />
10 Werke, 1:19:57<br />
CHF 33.80<br />
Erhältlich im Klosterladen<br />
o<strong>der</strong> online<br />
www.klosterarchiv.ch<br />
19
20<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Konventausflug<br />
Auf den Spuren<br />
des heiligen Bernhard<br />
Am Donnerstag, 23. August, fand <strong>der</strong> alljährliche Konventausflug statt.<br />
14 Einsiedler Mönche nahmen an <strong>der</strong> Fahrt teil, die dieses Jahr an den Bodensee<br />
führte. Beim Besuch von gleich drei Klöstern <strong>der</strong> zisterziensischen Tradition<br />
lernten alle etwas Neues über den heiligen Bernhard und seinen Orden.<br />
Wer die mittelalterlichen Fresken in <strong>der</strong><br />
Klosterkiche von Subiaco kennt, könnte<br />
denken, das Verhältnis zwischen den<br />
«schwarzen Benediktinern» und den Zisterziensern<br />
sei nicht immer sehr freundschaftlich<br />
gewesen. In den moralisierenden Illustrationen<br />
spielen nämlich die Brü<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
weiss-schwarzen Zisterzienserkutte stets die<br />
Rolle des faulen o<strong>der</strong> ungehorsamen<br />
Mönchs, während die «echten» Benediktiner<br />
mit <strong>der</strong> schwarzen Kutte Inbegriff des<br />
guten Beispiels sind. Diese Polemik erklärt<br />
sich aus <strong>der</strong> Zeit heraus: Der Zisterzienserorden<br />
entstand Ende des 11. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
als Reformbewegung in Abgrenzung zur<br />
reichen und selbstzufriedenen Klosterkongregation<br />
von Cluny. Der neue Orden verbreitete<br />
sich explosionsartig und überflügelte<br />
die Cluniazenser innerhalb weniger<br />
Jahrzehnte. Dass die «Schwarzen» ihre liebe<br />
Mühe hatten mit dieser Entwicklung, beweisen<br />
die besagten Bil<strong>der</strong> in Subiaco.<br />
«Ein Honigschlecker»<br />
Von einem Konkurrenzdenken zwischen<br />
den beiden Orden, Zisterzienser und Benediktiner,<br />
war jedoch am Tag des Konventausflugs<br />
nichts zu spüren. Im Zisterzienserpriorat<br />
Birnau wurden wir sehr herzlich<br />
empfangen. In <strong>der</strong> prunkvollen Rokoko-<br />
Wallfahrtskirche feierten wir Eucharistie.<br />
Pater Dekan Urban wies uns in seiner Pre-<br />
digt – seine Fachkenntnisse als Dozent für<br />
Spiritualität an <strong>der</strong> Theologischen Schule<br />
kamen ihm dabei zugute – auf das Hauptanliegen<br />
<strong>der</strong> zisterziensischen Spiritualität<br />
hin: Dem heiligen Bernhard, Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
zister ziensischen Mystik, ging es um eine<br />
vertiefte Innerlichkeit, um eine persönliche<br />
Liebesbeziehung zwischen dem Menschen<br />
und seinem Gott, welche <strong>der</strong> Abt von Clairvaux<br />
mit Bil<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Brautmetaphorik<br />
beschrieb. Dass Bernhard zu seiner Zeit mindestens<br />
ebenso gern gehört wurde wie an<br />
diesem Tag Pater Dekan, darauf lässt sein<br />
Ehrentitel «doctor meliflus» («honigfliessen<strong>der</strong><br />
Lehrer») schliessen, welcher ihm<br />
aufgrund <strong>der</strong> Süsse seiner Predigten verliehen<br />
wurde. Die berühmte Statue des «Honigschleckers»<br />
erinnert daran.<br />
Ursprungsort unserer Kerzenstän<strong>der</strong><br />
Nach <strong>der</strong> Messe erklärte uns Pater Bruno<br />
Metzler, ein ehemaliger Schüler unserer<br />
Theologischen Schule und heute <strong>der</strong> Pfarrer<br />
von Birnau, den als Thronsaal Gottes und<br />
Marias konzipierten Kirchenraum und zeigte<br />
uns im Turm das antike Uhrwerk, das noch<br />
heute die drei Uhren in <strong>der</strong> Kirche antreibt.<br />
Zum Mittagessen im Restaurant Oberhof<br />
gesellte sich ein treuer Freund von Einsiedeln<br />
zu uns, Dekan Peter Nicola, Pfarrer in<br />
<strong>der</strong> nahe gelegenen Stadt Salem, welche<br />
unsere nächste Destination sein sollte.
Pfarrer Nicola übernahm nicht nur in verdankenswerter<br />
Weise die Kosten für die<br />
Führung, son<strong>der</strong>n hatte auch eine <strong>der</strong> kompetentesten<br />
Führerinnen aufgeboten. Die<br />
Kunsthistorikerin Agnes Lebrenz wusste<br />
viel Interessantes über die Geschichte des<br />
1804 durch die Säkularisation aufgehobenen<br />
Zisterzienserklosters Salem zu berichten.<br />
Bei <strong>der</strong> Klosteraufhebung verkaufte<br />
man zahlreiche Objekte in die Schweiz, so<br />
auch zwei grosse Glocken an die damals neu<br />
errichtete Pfarrkirche von Wollerau und die<br />
prunkvollen Kerzenstän<strong>der</strong>, die bei beson<strong>der</strong>en<br />
Hochfesten den Hochaltar in <strong>der</strong> Klosterkirche<br />
Einsiedeln zieren.<br />
Dank dem ruhigen und sicheren Fahrstil<br />
von Buschauffeur Paul Ochsner wurde die<br />
volle Umrundung des Bodensees ein richtiges<br />
Vergnügen. Bald liessen wir Baden-<br />
Württemberg hinter uns und durchquerten<br />
für kurze Zeit bayrisches Territorium, bis wir<br />
dann die österreichische Grenze erreichten.<br />
Bei Bregenz, unmittelbar am See gelegen,<br />
befindet sich die Abtei Wettingen-Mehrerau.<br />
Der Doppelname rührt daher, dass die<br />
Wettinger Zisterziensergemeinschaft 1841<br />
von <strong>der</strong> antiklerikalen Regierung aus dem<br />
Kanton Aargau vertrieben wurde und bald<br />
darauf im habsburgischen Exil neu Fuss<br />
fasste.<br />
Die Kräfte bündeln<br />
Der junge Abt Anselm van <strong>der</strong> Linde, auch<br />
ein ehemaliger Theologiestudent an <strong>der</strong><br />
Einsiedler Ka<strong>der</strong>schmiede, begrüsste uns<br />
sehr herzlich mit einem erfrischenden Trunk<br />
hausgemachten Apfelmosts und äusserte<br />
den festen Wunsch, dass die guten Beziehungen<br />
zwischen unseren beiden Mönchsgemeinschaften<br />
weiterbestehen mögen. Ja<br />
er wagte sogar davon zu träumen, dass es in<br />
<strong>der</strong> abendländischen Kirche <strong>der</strong>einst wie<strong>der</strong><br />
nur einen monastischen Orden geben könnte<br />
– ein wahrhaft revolutionärer Gedanke<br />
und vielleicht die einzige vernünftige Option<br />
in unserer Zeit des Glaubensschwundes<br />
und des drastischen Rückgangs von Berufungen<br />
zum Ordensleben. Die Zeiten, in<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Die Mittagstafel in Birnau.<br />
Vor <strong>der</strong> Kirchenführung in Salem (Fotos:<br />
Bru<strong>der</strong> Alexan<strong>der</strong> Schlachter).<br />
denen man sich den Luxus leisten konnte,<br />
über Melodien und Kuttenfarben zu streiten,<br />
sind endgültig vorbei. Heute gilt es, die<br />
Kräfte zu bündeln und zusammenzuarbeiten.<br />
Nach dem Abendgebet in <strong>der</strong> Klosterkirche<br />
waren wir zum Nachtessen im Speisesaal<br />
eingeladen, wo wir uns mit den Mehrerauer<br />
Mitbrü<strong>der</strong>n gut unterhielten. Ein<br />
schöner und erlebnisreicher Tag ging zu<br />
Ende. Für das gute Gelingen gebührt Dank<br />
unseren Gastgebern und dem Organisator<br />
Pater Urban.<br />
Frater Mauritius Honegger<br />
21
22<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Neues Buch: Das halbe Leben – Junge Männer erzählen<br />
Einsiedler Mönch porträtiert<br />
Am 26. Juni 2012 fand im Zürcher Kaufleuten die Vernissage des neuen Buches von<br />
Susanna Schwager «Das halbe Leben – Junge Männer erzählen» statt. Nach ihren<br />
Bestsellern «Das volle Leben – Frauen, bzw. Männer, über achtzig erzählen» porträtiert<br />
die Autorin in ihrem neusten Werk junge Männer wie Cédric Wermuth o<strong>der</strong> den<br />
Sänger Stress. Aus dem Kloster Einsiedeln ist <strong>der</strong> Westschweizer Pater Jean-Sébastien<br />
Charrière unter dem Titel «Mönch mit Liebe» vertreten. Im Interview mit Bru<strong>der</strong><br />
Gerold Zenoni äussert er sich zu seinem Auftritt im Buch.<br />
Pater Jean-Sébastien, wie hast du reagiert,<br />
als Susanna Schwager dich um ein Gespräch<br />
für das Buch bat?<br />
Ausser meinem «Ja» hatte ich keine beson<strong>der</strong>e<br />
Reaktion. Susanna Schwager nahm per<br />
Mail Kontakt mit dem Dekan auf und bat um<br />
ein Gespräch mit einem Mitbru<strong>der</strong> unter<br />
vierzig Jahren. Die Anfrage an mich bekam<br />
ich dann über Pater Urban. Ich war einfach<br />
<strong>der</strong> erste <strong>der</strong> angefragten Mitbrü<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
geantwortet hat. Und sprechen tue ich auch<br />
gerne!<br />
Wie hast du das Gespräch mit <strong>der</strong> Autorin im<br />
Kloster erlebt?<br />
Das Gespräch war sehr angenehm und natürlich.<br />
Susanna ist sehr sympathisch und die<br />
Chemie hat sofort gestimmt. Das Gespräch<br />
wurde auf Tonband aufgenommen, was mir<br />
weniger angenehm war. Aber das Mikrophon<br />
wurde schnell vergessen.<br />
Entspricht <strong>der</strong> Text im Buch deinen Vorstellungen?<br />
Ja und nein. Wie die Fotos nach den Ferien<br />
nie <strong>der</strong> Intensität des Erlebnisses entsprechen,<br />
und trotzdem echt sind, so ist es für<br />
mich mit dem veröffentlichten Text. Das Interview<br />
war ein Gespräch, das veröffentlich-<br />
te Resultat aber ist ein Monolog. Für mich<br />
wesentliche Themen sind nur nebenbei erwähnt<br />
o<strong>der</strong> verschwunden, für mich Unwesentliches<br />
jedoch ist im Buch zentral dargestellt.<br />
Aber das gehört zum Spiel. Susanna<br />
ist eine sehr gute Künstlerin, sie hat mit dem<br />
gesamten Gesprächsstoff ein schönes<br />
Patchwork gestaltet. Ich denke, dass es gelungen<br />
ist und, dass man mich sehr gut erkennen<br />
kann – auch wenn es mir nicht immer<br />
gefällt… Bru<strong>der</strong> Gerold Zenoni<br />
Susanna Schwager, Das halbe Leben – Junge Männer<br />
erzählen. Wörterseh Verlag, Gockhausen, 2012,<br />
383 S., CHF 44.–, ISBN 978-3-03763-024-2.
Diakonatsweihe<br />
Zum Diakon wird man nicht für sich selber<br />
geweiht, son<strong>der</strong>n vielmehr für den Dienst<br />
an den Mitmenschen. Dies ist ein wichtiger<br />
Grundsatz, <strong>der</strong> mich auf diesen Weihetag<br />
hin begleitet hat und natürlich auch weiterhin<br />
begleiten soll. Während <strong>der</strong> Weiheliturgie<br />
kam diese Einstellung ebenfalls klar zum<br />
Ausdruck, als uns etwa Bischof Amédée<br />
fragte, ob wir bereit seien, den Dienst des<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
«Mit Gottes Hilfe bin ich bereit»<br />
Im Rahmen eines feierlichen Pontifikalamtes wurden am Samstag, 1. September<br />
unsere beiden Fratres Daniel Emmenegger und Thomas Fässler von unserem<br />
Mitbru<strong>der</strong> Bischof Amédée Grab, dem emeritierten Bischof von Chur, zu Diakonen<br />
geweiht. Lassen wir einen von ihnen – Pater Thomas – gleich selber über diesen<br />
grossen Tag reflektieren.<br />
Pater Daniel Emmenegger (links) und Pater<br />
Thomas Fässsler bei <strong>der</strong> Befragung durch<br />
ihren Mitbru<strong>der</strong> Bischof Amédée Grab (Foto:<br />
Franz Kälin sen.).<br />
Diakons zum Wohl des christlichen Volkes<br />
auszuüben, sowie den Armen, Kranken, Heimatlosen<br />
und Notleidenden beizustehen.<br />
Mit gutem Willen haben wir beide – Pater<br />
Daniel und ich – unsere ehrliche Bereitschaft<br />
erklärt, mit unserem ganzen Können und<br />
Wissen diesen Dienst für Gott und den Nächsten<br />
zu übernehmen. Auch die vergangenen<br />
Jahren standen ganz in diesem Zeichen, als<br />
wir als Vorbereitung darauf während des<br />
Theologiestudiums und des Pastoraljahres<br />
gut und gründlich für diesen neuen Dienst<br />
ausgebildet wurden. Während wir dabei in<br />
den ersten Jahren das theoretische Fundament<br />
legen konnten, erlangten wir während<br />
des letzten Studienjahres das praktische<br />
Rüstzeug, von <strong>der</strong> Predigtkunst bis hin zur<br />
Spendung <strong>der</strong> einzelnen Sakramente. Das dabei<br />
erlangte Wissen ist unser eigener Beitrag,<br />
den wir beim Dienst als Diakon leisten können.<br />
Alles an<strong>der</strong>e legen wir vertrauensvoll in<br />
Gottes Hände. In diesem Sinn haben wir auch<br />
auf die letzte Frage des Bischofs, ob wir bereit<br />
seien, unser eigenes Leben nach dem Bild<br />
und Beispiel Christi zu gestalten, geantwortet:<br />
«Mit Gottes Hilfe bin ich bereit.» So legten<br />
wir uns anschliessend auch – direkt vor<br />
<strong>der</strong> Handauflegung – ausgestreckt auf den<br />
Boden, um demütig zusammen mit seinen<br />
Heiligen um Gottes Beistand zu bitten.<br />
Pater Thomas Fässler<br />
23
24<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Gebetsanliegen<br />
Die Erfahrungen <strong>der</strong> Menschen, die<br />
uns anschreiben, sind von starkem<br />
Vertrauen geprägt, zeugen aber auch<br />
von grossem Leid. Gerne teilen wir<br />
mit Ihnen eingegangene Gebetsanliegen:<br />
Ein Mann bittet für eine junge Frau,<br />
die nach einem Sturz von einem Pferd<br />
querschnittgelähmt in einem Paraplegiker-Zentrum<br />
liegt. Ein an<strong>der</strong>er<br />
Mann bittet ohne weitere Worte um<br />
die Heilung seines Sohnes. Eine Fa-<br />
Für mich ist das Gebet ein Schwung des Herzens,<br />
ein einfacher Blick zum Himmel empor, ein Schrei<br />
<strong>der</strong> Dankbarkeit und <strong>der</strong> Liebe, aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong><br />
Prüfung wie aus <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Freude; kurz, es ist<br />
etwas Grosses, Übernatürliches, das mir die Seele<br />
ausweitet und mich mit Jesus vereint.<br />
Hl. Thérèse de Lisieux (1873–1897)<br />
milie hofft auf die Genesung ihres Sohnes und Bru<strong>der</strong>s nach einer Rückenoperation: Seine<br />
grosse Familie brauche ihn noch lange. Eine Grossmutter ist besorgt um ihren Enkel,<br />
<strong>der</strong>, erst 19-jährig, eine grosse Herzoperation über sich ergehen lassen muss. Eine Frau<br />
schreibt von grossem Kummer und Leid, die ihr die Stimme geraubt hätten. Zudem werde<br />
auch ihre finanzielle Situation immer prekärer. Und eine Bäuerin leidet zusammen mit<br />
ihrer Mutter, dass <strong>der</strong> Mann und Schwiegersohn unter psychischen Problemen verzweifelt,<br />
während <strong>der</strong> gemeinsame Sohn seine Schwester hasst und nicht mehr mit <strong>der</strong> Mutter<br />
spricht. Beten wir für diese Menschen und für unsere Familien!<br />
Die Schwierigkeiten des Zusammenlebens werden immer wie<strong>der</strong> nach Einsiedeln gebracht.<br />
Stellvertretend schreiben wir hier von einer Frau, die nach zwanzig Jahren Ehe<br />
von grossen Spannungen schreibt und um unsere Gebetsunterstützung bittet.<br />
Aber auch dankbare und froh machende Sätze erreichen uns. Eine Frau bringt die Anliegen<br />
ihrer Grossmutter nach Einsiedeln. Diese hätte eine Wallfahrt nach Einsiedeln<br />
versprochen, wenn ihre Tochter bei <strong>der</strong> Geburt <strong>der</strong> Enkelin überlebe. Die Enkelin selbst<br />
hat sich nun nach dem Tod <strong>der</strong> Grossmutter daran gemacht, <strong>der</strong>en Dankbarkeit zur<br />
Schwarzen Madonna zu bringen.<br />
Unsere Liebe Frau von Einsiedeln (Foto: Harry Greis).
26<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
KONVENT<br />
GLÖCKLI<br />
RÜCKBLICK<br />
30. Juli<br />
Während des Pontifikalamtes mit den Fahrenden<br />
werden von Abt Martin vier junge<br />
Menschen gefirmt und einer empfängt die<br />
Erstkommunion.<br />
Andreas Meyerhans stellt dem Bischof<br />
von Lugano, dem Generalvikar und dem<br />
Architekten das Archivprojekt des Klosters<br />
vor, weil die Diözese Lugano auch das Archiv<br />
renoviert.<br />
31. Juli<br />
In <strong>der</strong> Propstei St. Gerold findet eine Besprechung<br />
mit verschiedenen Sachverständigen<br />
sowie mit den Architekten statt. Es geht um<br />
die Frage <strong>der</strong> Umsetzung des schon im Sommer<br />
2010 gefor<strong>der</strong>ten brandschutztechnischen<br />
Sanierungskonzeptes. Die Behördenvertreter<br />
nehmen anerkennend von den<br />
umfassenden Planungsarbeiten Kenntnis<br />
und genehmigten die Weiterführung des<br />
Betriebs bis zur geplanten Umsetzung <strong>der</strong><br />
Sanierungsvorhaben.<br />
20. August<br />
Um 14 Uhr 30 Uhr wird <strong>der</strong> Krankengottesdienst<br />
durchgeführt.<br />
Am Abend trifft Pater Urban zusammen<br />
mit dem gesamten Vorstand <strong>der</strong> Welttheatergesellschaft<br />
den Regisseur Beat Fäh,<br />
nachdem vor einer Woche <strong>der</strong> Autor Tim<br />
Krohn sein neues «Einsiedler Welttheater<br />
2013» vorgestellt hat.<br />
21. August<br />
Das Schweizer Fernsehen macht Aufnahmen<br />
für «Schweiz Aktuell» und «Tagesschau» im<br />
Zusammenhang mit <strong>der</strong> Neueröffnung des<br />
Projektes Archiv/Musikhaus.<br />
23. August<br />
14 Mitbrü<strong>der</strong> begeben sich auf den jährlichen<br />
Konventausflug. Dieser führt zur Basilika<br />
des Priorats Birnau (D), wo die Eucharistie<br />
gefeiert wurde. Salem war das nächste<br />
Reiseziel. Nach einer Erfrischung und <strong>der</strong><br />
gemeinsamen Vesper (und vorgeholten<br />
Komplet) in <strong>der</strong> Mehrerau durften wir dort<br />
herzliche Gastfreundschaft <strong>der</strong> Mitbrü<strong>der</strong><br />
geniessen (siehe S. 20f.).<br />
24. August<br />
Anstatt einen Ausflug in die Ferne durchzuführen,<br />
verbringen unsere Oblaten dieses<br />
Jahr zum ersten Mal einige Tage (vom Freitagnachmittag<br />
24. August bis Sonntagnachmittag<br />
26. August) bei uns im Kloster. Am<br />
Samstag pilgern sie auf die Ufnau und am<br />
Sonntag ins Kloster Au. Insgesamt haben<br />
sich 18 Oblaten angemeldet, von denen 13<br />
bei uns übernachten.<br />
Am Abend findet das Richtfest für alle<br />
statt, die am Bauprojekt Archiv/Musikbibliothek<br />
beteiligt waren.<br />
Die Propstei St. Gerold geniesst bei vielen<br />
Menschen aus Nah und Fern eine grosse<br />
Wertschätzung. Es genügt jedoch nicht, das<br />
Bestehende zu verwalten. Die Propstei muss<br />
sich weiter zu entwickeln. Einhergehend mit<br />
betrieblichen Optimierungen bedarf sie einer<br />
Gesamtsanierung, die viel Zeit und Energie<br />
for<strong>der</strong>t. In den kommenden Tagen und<br />
Wochen wird <strong>der</strong> Probst, Pater Kolumban,<br />
gemeinsam mit Fachleuten das Anfor<strong>der</strong>ungsprofil<br />
für die Betriebsleitung vervollständigen,<br />
um zukunftsgerichtet für die<br />
Propstei möglichst die richtige Lösung zu<br />
finden.<br />
25. August<br />
Das Projekt Archiv/Musikbibliothek wird<br />
geladenen Gästen im Grossen Saal mit<br />
Musik, Wort und Bild vorgestellt. Anschliessend<br />
werden im Konventamt Gedanken aufgenommen<br />
und in den Kontext <strong>der</strong> Heilsge-
schichte gestellt. Am Nachmittag öffnen<br />
sich die Türen für die Öffentlichkeit. Das Interesse<br />
übertrifft alle Erwartungen.<br />
20.–25. August<br />
Eine Gruppe von Ministranten aus <strong>der</strong> Stiftsschule<br />
begibt sich mit Pater Benedict und<br />
Elisabeth Betschart auf die Ministrantenreise<br />
nach Paris. Pater Benedict hat sich mit<br />
dieser Reise zugleich als Ministrantenleiter<br />
<strong>der</strong> Stiftsschule verabschiedet.<br />
PERSONELLES<br />
25. Juli<br />
Abt Martin besucht mit Reiner Haseloff, dem<br />
Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt,<br />
und dessen Gemahlin das Schloss Pfäffikon,<br />
die Insel Ufnau und das Leutschenhaus. Herr<br />
Haseloff ist Ministerpräsident im Land, in<br />
dem Kaiser Otto I., För<strong>der</strong>er des Klosters, vor<br />
1100 Jahren geboren wurde.<br />
28. Juli<br />
Pater Benedict spricht auf SF 1 das «Plaid sin<br />
via», das «Wort zum Sonntag» auf Rätoromanisch.<br />
28.–24. Juli<br />
Frater Daniel besucht den Internationalen<br />
Sommerkurs Gregorianik in Essen-Werden<br />
(D).<br />
2. August<br />
Pater Theo gibt ein Konzert in <strong>der</strong> Basilika<br />
Santa Maria Maggiore in Bergamo mit Kompositionen<br />
von Bach, Händel, Mozart, Rheinberger<br />
und Boëllmann.<br />
8.–10. August<br />
Pater Alois, Pater Georg und Pater Gabriel<br />
nehmen an <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>der</strong> Schweizer<br />
Benediktinerkongregation in Fischingen<br />
teil. Thema ist: «Sind wir Diener zweier<br />
Herren? Arbeit und Klosterleben vor dem<br />
Hintergrund gesellschaftlicher Verän<strong>der</strong>ungen»;<br />
Referent ist Pater Dr. Bernhard Eckerstorfer,<br />
Kremsmünster.<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
9. August<br />
Wie jedes Jahr zelebriert Pater Jean-Sébastien<br />
zum Todestag <strong>der</strong> Königin Astrid am<br />
29. August die Messe in Küssnacht am Rigi.<br />
Dieses Jahr schliessen sie auch die Opfer des<br />
Busunfalls in Sierre ins Gebet ein.<br />
16. August<br />
Heute verlässt uns Frater Philipp für zehn<br />
Monate, um in St. Meinrad/USA weiter zu<br />
studieren.<br />
26. August<br />
Pater Theo spielt in <strong>der</strong> ehemaligen Zisterzienserabtei<br />
St. Urban ein Konzert mit Werken<br />
<strong>der</strong> älteren Komponisten Frescobaldi,<br />
Sweenlinck, Muffat und Rossi .<br />
1. September<br />
Frater Daniel und Frater Thomas werden<br />
von Bischof Amédée zu Diakonen geweiht.<br />
8. September<br />
Pater Maurus kann auf 60 Jahre Profess zurückblicken.<br />
VORSCHAU<br />
15. Oktober<br />
Pater Angelo feiert den 80. Geburtstag.<br />
27
28<br />
STIFTSSCHULE<br />
2.–5. Juli: Sommerexamen an <strong>der</strong> Stiftsschule. Alle Schülerinnen und Schüler wurden in je<br />
vier Fächern über den Jahresstoff befragt. Die Resultate waren befriedigend.<br />
6. Juli: Notenkonferenz und Abschlussfest <strong>der</strong> Lehrerschaft und des Personals in <strong>der</strong> Gartenhalle.<br />
Vier Lehrpersonen (Christine Lobmaier, Werner Küttel, Beat Fischli, Hannes van <strong>der</strong><br />
Weijden) und Silvia Thomann aus dem Hausdienst wurden in den verdienten Ruhestand<br />
entlassen. Und das nach vielen Jahren Arbeit an <strong>der</strong> Stiftsschule. Sie haben dieses Gymnasium<br />
weitgehend mitgeprägt. An<strong>der</strong>e Lehrpersonen waren befristet angestellt o<strong>der</strong> suchten eine<br />
neue Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Als Symbol für den Wechsel, aber auch für das ständige «Weiterrollen» <strong>der</strong> Stiftsschule<br />
liegt auf dem Stiftsrasen immer ein überdimensionierter Ball aus Bronze. Er besteht aus 20<br />
Sechsecken und 12 Fünfecken. Sein Platz ist jeden Tag woan<strong>der</strong>s, aber immer auf dem Stiftsrasen.<br />
29. August: Der erste Schultag des neuen Schuljahres beginnt mit einer festlichen Messfeier<br />
in <strong>der</strong> Klosterkirche. Pater Markus steht diesem Gottesdienst vor und hält die Predigt, die<br />
uns aufruft, nach dem Siegerkranz zu streben, aber uns auch bewusst zu sein, dass nicht alle<br />
siegen, aber doch für sich gewinnen können. Gestaltet wurde diese Feier von Pater Cyrill<br />
Bürgi, dem neuen Schulseelsorger.<br />
+++ nachrichten +++ nachrichten +++<br />
Anschliessend traf sich die ganze Stiftsschule im Theater, wo das neue Schuljahr mit Informationen<br />
und viel guter Musik eröffnet wurde. Das Cello-Quartett unter <strong>der</strong> Leitung von<br />
Irma Aeschbacher stimmte uns auf die Zukunft ein. Den Abschluss machten Songeinlagen<br />
von Deborah Züger, Klasse 3b.<br />
Am Abend besuchten die Lehrpersonen als Eröffnungskonferenz die Ausstellung «Deftig<br />
Barock» im Kunsthaus Zürich.<br />
Bauliches: Während <strong>der</strong> Sommerferien wurden auch ein paar bauliche Verän<strong>der</strong>ungen abgeschlossen.<br />
So ist <strong>der</strong> Eingang bei <strong>der</strong> Externenpforte etwas heller geworden und die alte<br />
Holztüre wurde durch eine Glastüre ersetzt. In den naturwissenschaftlichen Zimmern und im<br />
Zeichnungszimmer gab es eine neue Beleuchtung, ebenso in <strong>der</strong> oberen Turnhalle.<br />
Ein paar Daten zum Schuljahr 2012/13: 12 Lehrpersonen traten neu in die Stiftsschule ein,<br />
darunter auch André und Milena Keiser, die nach einem Sabbatjahr wie<strong>der</strong> zu uns zurückkehrten.<br />
Alle wurden herzlich begrüsst.<br />
Wir begrüssten auch 339 Schülerinnen (181) und Schüler (158). Die Schwerpunktfächer wurden<br />
ähnlich belegt wie in den letzten Jahren: 88 SchülerInnen wählten Englisch, 34 Italienisch,<br />
19 Griechisch, 35 Physik und Anwendungen <strong>der</strong> Mathematik, 35 Biologie und Chemie.<br />
Peter Lüthi, Co-Rektor
ECKE<br />
DER ELTERN<br />
Liebe Eltern unserer Schülerinnen<br />
und Schüler<br />
Bildung ist Begegnung<br />
Eigentlich müsste ich schreiben: Leben ist<br />
Begegnung. Denn man verlangt von den<br />
Mittelschulen, dass wir perfekte Studenten<br />
an die Hochschulen entlassen. Mit Recht.<br />
Trotzdem möchte ich nicht von <strong>der</strong> Perfektion<br />
schreiben, aber vom Weg hin zu einem<br />
guten Menschen. Dieses Ziel kann ich<br />
auch ohne Studium und Mittelschule erreichen.<br />
Ich bin aber überzeugt, dass ein guter<br />
Wissensstand auch positive Auswirkungen<br />
hat auf das Leben im Alltag. Wenn ich verstehe,<br />
weshalb ich zur Energie Sorge tragen<br />
o<strong>der</strong> weniger Fleisch essen sollte, fällt es mir<br />
leichter, hier Retuschen anzubringen.<br />
Von vorne. Bei <strong>der</strong> Geburt begegnen wir<br />
uns. Die Welt nimmt uns auf, steht aber auch<br />
quer in <strong>der</strong> Gegend. Ich erlerne den Umgang<br />
mit ihr in <strong>der</strong> Begegnung. Die heisse Kochplatte,<br />
die gefährlichen Gegenstände, alles<br />
muss erkannt und begriffen, mindestens antrainiert<br />
werden. Später lerne ich in <strong>der</strong><br />
Schule die Zusammenhänge im Leben kennen,<br />
erkunde die weitere Umgebung und<br />
die Gründe für viele Vorkommnisse um mich<br />
herum. Ich spüre die Wirksamkeit meines<br />
Verhaltens. Die Begegnungen werden vielfältiger,<br />
manchmal auch hinterlistig o<strong>der</strong><br />
vertraut. Mein Verhalten passt sich an o<strong>der</strong><br />
generiert Streit, Auseinan<strong>der</strong>setzung und<br />
Zustimmung. Ich finde langsam meinen<br />
Weg.<br />
Ist das nicht auch so in <strong>der</strong> täglichen<br />
Arbeit an <strong>der</strong> Stiftsschule? Begegne ich da<br />
nicht auch hohen Hürden, die übersprungen<br />
werden sollten? Für mich gab es solche – sie<br />
stellten Mauern dar. Aber die Mauer ist doch<br />
STIFTSSCHULE<br />
nur ein Bild für die Begegnung – ich stehe<br />
vor dieser Mauer und will sie überwinden.<br />
Der Sieg über diese Mauer spendet Selbstvertrauen.<br />
Jedes Gedicht bedeutet eine<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong> ich mich stellen muss.<br />
Es kann noch so verschlüsselt sein, noch so<br />
mo<strong>der</strong>n, vor<strong>der</strong>gründig nichts bedeutend,<br />
ich muss mich ihm widmen. Da treffe ich auf<br />
Bekanntes und Neues. Aus dieser Arbeit<br />
heraus entwickelt sich mein Denken. Die<br />
Worte des Gedichts entführen mich in an<strong>der</strong>e<br />
Denkweisen, mit denen ich mich auseinan<strong>der</strong>setze.<br />
So gewinne ich an Wissen, an<br />
Denkkraft.<br />
Das alles nützt mir aber wenig, wenn ich<br />
mich diesen neuen Wegen nicht öffne, nicht<br />
kritiklos natürlich, aber umso intensiver. Dabei<br />
sind sicher Rückschlüsse auf mein bisheriges<br />
Denken möglich. Ich stelle den Kompass<br />
des Lebens neu ein. Wenn ich also lerne,<br />
ohne zu reagieren, wäre das fast nutzlos.<br />
Diesen Wandel merkt natürlich meine Umgebung.<br />
Da begegne ich den grössten Kritikern.<br />
Miteinan<strong>der</strong> diskutieren wir, wie<strong>der</strong><br />
eine Begegnung. Eine entscheidende. Nicht<br />
<strong>der</strong> Lernstoff o<strong>der</strong> das Können sind entscheidend<br />
für die Bildung, son<strong>der</strong>n die Anwendung<br />
in unserer Umgebung. Es ist <strong>der</strong><br />
Respekt vor <strong>der</strong> Schöpfung, die Achtung vor<br />
dem Nächsten. Eine Ausbildung, die nur Fakten<br />
häuft, bleibt leer. Bildung bewegt den<br />
Menschen. Deshalb kann ich auch davon<br />
sprechen, dass Bildung Begegnung sei. Mit<br />
Auswirkungen bis in den Alltag.<br />
Zur Elite gehören heute nicht die Fleissigsten,<br />
die Intelligentesten, die Bestbezahlten,<br />
zur Elite gehören heute jene Menschen,<br />
die dem Nächsten gegenüber Achtung und<br />
Respekt bezeugen. Das lernen wir im Alltag<br />
an <strong>der</strong> Stiftsschule. Täglich begegnen wir<br />
vertrauten und vielen fremden Menschen,<br />
die wir gerne grüssen; damit fängt Bildung<br />
an.<br />
Peter Lüthi, Co-Rektor<br />
29
30<br />
STIFTSSCHULE<br />
Schulseelsorge<br />
Eine «Sauerteig»-Gruppe<br />
für die Stiftsschule<br />
Nachdem <strong>der</strong> bisherige Schulseelsorger Pater Benedict Arpagaus auf Anfang August<br />
Aufgaben in <strong>der</strong> Pfarrei Einsiedeln übernommen hat, stellt sich nun Pater Cyrill Bürgi<br />
als seinen Nachfolger vor. Er möchte nicht einfach ein «Amt» verwalten, son<strong>der</strong>n<br />
im Sinne des Sauerteig-Gleichnisses «das Leben <strong>der</strong> Schule mit dem Geist des Evangeliums<br />
durchsäuern».<br />
Als bekannt wurde, dass ich neu als Verantwortlicher<br />
<strong>der</strong> Schulseelsorge an unsere<br />
Stiftschule komme, reagierte ein Mitbru<strong>der</strong><br />
so: «Braucht es einen Schulseelsorger überhaupt?<br />
Früher ging es auch ohne.» Er empfand<br />
die Ernennung als Affront gegen die<br />
damalige Zeit, als ob damals etwas gefehlt<br />
hätte. Über die Vergangenheit weiss ich viel<br />
zu wenig, als dass ich darüber urteilen<br />
könnte. Aber ich bin überzeugt von <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />
<strong>der</strong> Schulseelsorge heute. Sie ist<br />
nicht eine Reaktion auf einen früheren<br />
Das Motto <strong>der</strong> Stiftsschule ist auch Ansporn<br />
für die Schulseelsorge.<br />
Mangel, son<strong>der</strong>n eine Antwort auf die Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> jetzigen Schule.<br />
Die Charta verpflichtet<br />
Zusammen mit über 50 Schulen in <strong>der</strong><br />
Schweiz verpflichtete sich die Stiftsschule<br />
am 28. Mai 2011 <strong>der</strong> Charta <strong>der</strong> Katholischen<br />
Schulen <strong>der</strong> Schweiz. Diese verlangt unter<br />
an<strong>der</strong>em von je<strong>der</strong> Schule eine Person, die<br />
die Verantwortung für die Schulseelsorge<br />
trägt. In <strong>der</strong> Charta wird Erziehung als umfassende<br />
Bildung <strong>der</strong> menschlichen Person<br />
verstanden, in Hinordnung auf ihr letztes<br />
Ziel, mit ihrem Leben auf den Anruf Gottes<br />
zu antworten. Ausgangspunkt für allen Einsatz<br />
dieser Schulen ist die Grundüberzeugung<br />
von <strong>der</strong> durch Gott verliehenen personalen<br />
Würde jedes Menschen. Deswegen<br />
stehen die Schule und damit ihre Schulseelsorge<br />
im Dienst <strong>der</strong> jungen Menschen, ihrer<br />
Eltern, <strong>der</strong> Lehrpersonen und <strong>der</strong> nichtunterrichtenden<br />
Mitarbeitenden unabhängig<br />
von Religionszugehörigkeit o<strong>der</strong> Herkunft.<br />
Lebensraum im Geist des Evangeliums<br />
Daraus erwächst <strong>der</strong> Anspruch, einen Lebensraum<br />
zu schaffen, in dem <strong>der</strong> Geist des<br />
Evangeliums, <strong>der</strong> Geist <strong>der</strong> Freiheit und <strong>der</strong><br />
Liebe lebendig ist. Als Schulseelsorger verstehe<br />
ich mich als Animator einer vom Evangelium<br />
geprägten Schulkultur – einer Kultur,
Pater Cyrill Bürgi: Freut sich auf unmittelbare<br />
Kontakte in <strong>der</strong> Schulseelsorge (Fotos:<br />
zvg.).<br />
die in <strong>der</strong> Vergangenheit schon auf ihre Weise<br />
gelebt wurde.<br />
Der einstige Stiftsschüler<br />
In die Schulseelsorge bringe ich natürlich<br />
meine eigene Person mit. Prägend waren für<br />
mich die Kindheit in einer siebenköpfigen<br />
Familie in Küssnacht am Rigi und die sechs<br />
Jahre im Internat <strong>der</strong> Stiftsschule Einsiedeln<br />
(M 1993). In dieser Zeit reifte <strong>der</strong> Wunsch<br />
heran, mich ganz in den Dienst des Evangeliums<br />
zu stellen.<br />
So begann ich 1995 die Kandidatur im<br />
Kloster Einsiedeln und legte 1999 die Feierliche<br />
Profess ab. Nach dem Theologiestudium<br />
arbeitete ich acht Jahre als Seelsorger in<br />
<strong>der</strong> Pfarrei Einsiedeln und im Seelsorgeraum<br />
St. Anton – Maria Krönung in Zürich-Witikon.<br />
Die Begegnung und <strong>der</strong> Umgang mit<br />
Menschen in den verschiedensten Lebensabschnitten,<br />
in <strong>der</strong> Schule, <strong>der</strong> Freizeit o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Gottesdienstvorbereitung waren gewiss<br />
die schönsten Erfahrungen während dieser<br />
Zeit. Auf diesen unmittelbaren Kontakt<br />
freue ich mich auch in <strong>der</strong> neuen Aufgabe.<br />
STIFTSSCHULE<br />
Neben <strong>der</strong> seelsorgerlichen Einzelbegleitung<br />
sind <strong>der</strong> katholische Religionsunterricht<br />
für die zweite Klasse, die Schulgottesdienste<br />
sowie die Betreuung <strong>der</strong><br />
Ministranten Fixpunkte in meiner neuen<br />
Aufgabe. Vor den Herbstferien werde ich<br />
jeweils mit den Erstklässlern drei Besinnungstage<br />
in Engelberg verbringen.<br />
Auf die Mitarbeit aller angewiesen<br />
Als dem offiziell beauftragten Schulseelsorger<br />
ist mir die Schulseelsorge nicht delegiert.<br />
Vielmehr wird diese von <strong>der</strong> ganzen Schule<br />
getragen. Schulseelsorge ist darauf angewiesen,<br />
dass alle am Schulleben beteiligten<br />
Personen bereit sind, den christlichen Geist<br />
im Unterricht und im ganzen Leben <strong>der</strong><br />
Schule mitzutragen und zu för<strong>der</strong>n.<br />
Ebenso lasse ich mich vom Grundsatz leiten,<br />
dass Schulseelsorge nicht nur für jemanden<br />
angeboten, son<strong>der</strong>n vor allem mit den<br />
Betroffenen geplant und durchgeführt<br />
wird. Deswegen möchte ich, motiviert durch<br />
das Gleichnis vom «Sauerteig», <strong>der</strong> den ganzen<br />
Teig durchsäuert, baldmöglichst eine<br />
«Sauerteig»-Gruppe bilden. Diese soll aus<br />
Schülerinnen und Schülern und aus dem<br />
Lehrpersonal bestehen und mit gewissen<br />
Aktivitäten das Leben <strong>der</strong> Schule mit dem<br />
Geist des Evangeliums durchsäuern.<br />
So hoffe ich, dass die Schulseelsorge einen<br />
kleinen Beitrag dazu leisten kann, die<br />
uns Anvertrauten in ihrer ganzheitlichen<br />
Persönlichkeitsentwicklung zu för<strong>der</strong>n.<br />
Pater Cyrill Bürgi<br />
31
32<br />
STIFTSSCHULE<br />
Internat<br />
Was hast du denn angestellt?<br />
Nach langem Suchen eines Themas für die Maturaarbeit realisierte <strong>der</strong> Internatsschüler<br />
Nathanael Adank, dass das Thema für ihn eigentlich auf <strong>der</strong> Hand lag.<br />
Er behandelte gruppendynamische Prozesse im Internat <strong>der</strong> Stiftsschule und gab<br />
dabei auch einen Einblick in die Bedeutung und den Alltag eines Internats.<br />
Für «<strong>Salve</strong>» hat er seine Arbeit zusammengefasst.<br />
In <strong>der</strong> heutigen Zeit steht man dem Begriff<br />
Internat eher mit Skepsis gegenüber. «Was<br />
hast du angestellt?», war die meist gestellte<br />
Frage, wenn ich jemandem erzählte, ich<br />
werde in ein Internat eintreten. Diese Maturaarbeit<br />
soll auch dazu beitragen, dass <strong>der</strong><br />
Begriff Internat nicht nur mit einem Aufenthaltsort<br />
für schwererziehbare Kin<strong>der</strong> überfor<strong>der</strong>ter<br />
Eltern in Verbindung gebracht<br />
wird, son<strong>der</strong>n durchaus auch für jene Hogwarts-Romantik<br />
stehen kann, welche in den<br />
Harry-Potter Büchern vermittelt wird. Abenteuer,<br />
Freundschaft und Verän<strong>der</strong>ung sind<br />
für mich die zentralen Elemente des Lebens<br />
in einem Internat. […]<br />
Aufgabe eines mo<strong>der</strong>nen<br />
Ordensinternates<br />
Das Leben in einem Internat för<strong>der</strong>t die optimale<br />
eigene Entwicklung eines Schülers<br />
dadurch, dass es dem Studierenden ermöglicht,<br />
sich gemeinsam mit Mitschülern und<br />
unter <strong>der</strong> Aufsicht und Begleitung <strong>der</strong> Internatsleitung<br />
voll auf die For<strong>der</strong>ungen zu konzentrieren,<br />
welche die Schule an den Schüler<br />
stellt, wie beispielsweise den Notendurchschnitt<br />
zur Promotion zu erreichen o<strong>der</strong> den<br />
Umgang mit An<strong>der</strong>en zu erlernen.<br />
Das Internat stellt für interne Schüler<br />
weiter einen geschützten Rückzugsort dar,<br />
in welchem sie während <strong>der</strong> Woche leben<br />
und sich neben <strong>der</strong> Schule erholen können.<br />
[…]<br />
Der Eintritt in das Internat <strong>der</strong> Stiftsschule<br />
Einsiedeln hat mich grundlegend verän<strong>der</strong>t.<br />
Plötzlich war ich mit Leuten zusammen,<br />
mit denen ich sechs Jahre lernen und leben<br />
sollte. Dies war nicht immer einfach. […]<br />
Persönlicher Erfahrungsbericht<br />
Auch heute staune ich immer wie<strong>der</strong>, dass<br />
man, obwohl man seine Zimmernachbarn<br />
mittlerweile sehr gut zu kennen scheint,<br />
den An<strong>der</strong>en manchmal auf eine komplett<br />
neue Art und Weise wahrnimmt. Dies liegt<br />
wohl daran, dass sich Jugendliche ständig<br />
weiterentwickeln. […]<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist es eine tolle<br />
Sache, so viel Zeit mit seinen Freunden verbringen<br />
zu können. Man drückt nicht nur<br />
zusammen die Schulbank, son<strong>der</strong>n man unternimmt<br />
auch in <strong>der</strong> Freizeit viel zusammen.<br />
Genau das macht für mich das Spezielle am<br />
Leben in einem Internat aus. Doch auch hier<br />
muss man sagen, dass dies problematisch<br />
sein kann. Man kann dem An<strong>der</strong>en nicht<br />
einfach aus dem Weg gehen, da man ihm<br />
spätestens beim Nachtessen wie<strong>der</strong> über<br />
den Weg läuft. Dadurch lernt man, tolerant<br />
zu sein, und nicht zuletzt kann dies dazu beitragen,<br />
die persönliche Sichtweise gewisser<br />
Dinge zu än<strong>der</strong>n.
STIFTSSCHULE<br />
Die «Gegenstände» <strong>der</strong> Untersuchung in Nathanael Adanks Maturaarbeit: die Internatsschüler<br />
nach einem Essen bei Abt Martin im letzten Herbst.<br />
Was ich damit sagen will ist dies: Mit<br />
Engstirnigkeit kommt man in einer Gemeinschaft<br />
nicht weit.<br />
Freunde fürs Leben ?<br />
[…] Seine Mitbewohner, mit denen man<br />
über Jahre unter dem selben Dach gewohnt,<br />
mit denen man die Schulbank gedrückt hat,<br />
mit denen man in vielen endlosen Stunden<br />
über den Schulheftern sass und mit denen<br />
man in den gleichen Sälen gegessen hat,<br />
wird man sicher auch dann nicht vergessen,<br />
wenn sich nach <strong>der</strong> Matura je<strong>der</strong> auf seinen<br />
eigenen Weg macht.<br />
Man lebt zusammen und das wie gesagt<br />
über Jahre hinweg. In dieser Zeit können<br />
sich gute Freundschaften entwickeln, die<br />
über die Zeit im Internat hinaus, für das ganze<br />
Leben halten können.<br />
Im Internat habe ich gelernt, was Freundschaft<br />
bedeutet. Freundschaft bedeutet<br />
nicht, sich ständig vertragen zu müssen, Diskrepanzen<br />
sind durchaus nötig. Dadurch<br />
lernt man die Grenzen seiner Mitbewohner<br />
kennen und dies wie<strong>der</strong>um ermöglicht ein<br />
angenehmes Zusammensein. Ich konnte<br />
beobachten, dass Schüler, die die Grenzen<br />
An<strong>der</strong>er partout nicht akzeptieren wollten,<br />
im Laufe <strong>der</strong> Zeit das Internat verliessen,<br />
sodass die jetzige Zusammensetzung <strong>der</strong><br />
«Internatsfamilie» erreicht wurde und nun<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger aus Leuten besteht, die<br />
dieselbe Vorstellung vom Leben miteinan<strong>der</strong><br />
haben. […]<br />
Das Internatsreglement<br />
Das Internatsreglement soll die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Schüler nicht in eine bestimmte Richtung<br />
lenken o<strong>der</strong> gar unmöglich machen.<br />
Vielmehr dient es als «Wegweiser» und soll<br />
den Jugendlichen ein natürlicher Rahmen<br />
sein, in dem sie sich frei bewegen können.<br />
33
34<br />
STIFTSSCHULE<br />
Nathanael Adank (Fotos: Nicole Nussbaumer).<br />
Diese Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllt das Internatsreglement<br />
<strong>der</strong> Stiftsschule Einsiedeln nach<br />
Meinung <strong>der</strong> internen Schülerinnen und<br />
Schüler, voll und ganz.<br />
Ausserdem sind über 75 Prozent <strong>der</strong><br />
Schüler <strong>der</strong> Ansicht, dass ein solches Reglement<br />
durchaus nötig ist , um ein erträgliches<br />
Zusammensein zu ermöglichen. Die Internatsleitung<br />
ist auf keinen Fall eine Ordnungspolizei,<br />
die nur die Aufgabe hat, dafür<br />
zu sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler<br />
dieses Reglement befolgen. Sie ist vielmehr<br />
ein Vermittler, was aber wie<strong>der</strong>um eine gewisse<br />
Objektivität voraussetzt. Es ist sehr<br />
schwierig, vor allem in komplizierten Konfliktsituationen,<br />
schnell und effizient zu reagieren.<br />
Die Internatsleitung <strong>der</strong> Stiftsschule Einsiedeln<br />
scheint damit jedoch keine Probleme<br />
zu haben, was für die Qualität <strong>der</strong> Personen<br />
spricht.<br />
Einfluss auf das Gruppenverhalten<br />
[…] Es war interessant zu beobachten, dass<br />
sich das Verhalten <strong>der</strong> Gruppe um 180 Grad<br />
än<strong>der</strong>t, sobald eine Person <strong>der</strong> Internatsleitung<br />
den Raum betritt. Oft wird sofort<br />
das Thema gewechselt. O<strong>der</strong> das Gespräch<br />
o<strong>der</strong> die Handlung wird ganz eingestellt.<br />
Die Internatsleitung scheint tatsächlich einen<br />
Einfluss auf das Gruppenverhalten zu<br />
haben. Ich bin <strong>der</strong> Meinung, dass ältere<br />
Schüler in solchen Situationen oft das Gefühl<br />
haben, dass diese «Präsenz» ein gewisses,<br />
ihrem Alter entsprechendes, Verhalten<br />
verlangt.<br />
Es ist aber sicher auch für die Internatsleitung<br />
schwierig, auf solche Situationen<br />
richtig zu reagieren. Dazu kommt <strong>der</strong> Faktor,<br />
dass viele <strong>der</strong> Meinung sind, sie hätten zu<br />
den drei Internatsleitern unterschiedliche<br />
Beziehungen.<br />
Abschliessend kann man sagen, dass sich<br />
<strong>der</strong> grösste Einfluss <strong>der</strong> Internatsleitung in<br />
ihrer unmittelbaren Präsenz zeigt. Wie gross<br />
<strong>der</strong> Einfluss ist, hängt wie<strong>der</strong>um von den unterschiedlichen<br />
Beziehungen zu den verschiedenen<br />
Internatsleiter und -leiterinnen<br />
ab.<br />
Das Internatsleben <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en<br />
Per Fragebogen habe ich bei den Internatsschülern<br />
gefragt, wie sie das Leben im Internat<br />
wahrnehmen. Das Ergebnis ist durchwegs<br />
positiv. Nur bei einer Frage ergaben<br />
sich mit deutlicher Mehrheit negative Antworten.<br />
Nur acht Befragte geben an, von<br />
<strong>der</strong> Gruppenarbeit im Internat zu profitieren,<br />
<strong>der</strong>en vier tun es überhaupt nie und 17<br />
<strong>der</strong> befragten Internatsschüler geben an,<br />
von <strong>der</strong> Gruppenarbeit nur selten zu profitieren.<br />
Zum Thema «geregelter Tagesablauf»<br />
sind die Meinungen geteilt: Zehn Befragte<br />
sagen «in Ordnung», fünfzehn «teilweise in<br />
Ordnung» und vier antworten klar und<br />
deutlich: «völlig daneben».<br />
Die Internatsleitung bekommt mehrheitlich<br />
gute Noten: Niemand fühlt sich<br />
ungerecht behandelt und elf Befragte nur<br />
«selten», aber 19 von ihnen sagen klar, die<br />
Internatsleitung mache ihre Sache gut.<br />
Nathanael Adank
Ministranten<br />
Aux Champs-Élysées….<br />
Am Montag, 20. August, fuhren wir um 12<br />
Uhr 30 per Bahn ab Einsiedeln los. In Zürich<br />
bestiegen wir den TGV und rasten dann, zumal<br />
ab Basel, streckenweise mit 310 Kilometern<br />
pro Stunde Richtung Paris. Sowohl die<br />
Hin-, als auch die Rückreise verliefen problemlos.<br />
Paris erreichten wir in genau fünf<br />
Stunden. Die Billets für den Pariser Stadtverkehr<br />
hatte Elisabeth Betschart, die bei uns in<br />
<strong>der</strong> Verwaltung arbeitet und uns auf <strong>der</strong><br />
Reise begleitete, bereits in <strong>der</strong> Schweiz bestellt<br />
und erhalten. So konnten wir von <strong>der</strong><br />
Gare de Lyon mit <strong>der</strong> Métro Richtung Montmartre<br />
fahren, wo wir, nur zehn Gehminuten<br />
entfernt von Sacré-Coeur, im Hostel Perfect<br />
unsere Zimmer bezogen. Die Zimmer<br />
waren einfach aber sauber, das Personal<br />
sehr freundlich und hilfsbereit. Noch am<br />
Abend unserer Ankunft machten wir einen<br />
kurzen Streifzug ins Zentrum von Paris, um<br />
da unser Abendessen einzunehmen.<br />
Sacré-Coeur, La Tour Eiffel …<br />
So hiessen am 21. August unsere ersten Destinationen<br />
in <strong>der</strong> Metropole Frankreichs, einer<br />
wahrhaft lebendigen und bewegten<br />
Stadt. Im Vergleich zu meinem ersten Parisaufenthalt<br />
vor etwa achtzehn Jahren fiel mir<br />
dieses Mal auf, dass die Stadt gepflegter und<br />
sauberer war als damals. Wir besichtigten<br />
die Kirche Sacré-Coeur, gingen zum Eiffelturm,<br />
den wir aber wegen <strong>der</strong> grossen Menschenschlange<br />
erst des Nachts «bestiegen»,<br />
STIFTSSCHULE<br />
Die diesjährige Ministrantenreise war so richtig französisch. Obwohl bei manchen<br />
Schülern und Schülerinnen die französische Sprache nicht so beliebt scheint, meinten<br />
doch einige in <strong>der</strong> Reisegruppe, es sei eine <strong>der</strong> schönsten Reisen gewesen. Und es war<br />
wirklich eine tolle Reise, für mich zugleich die letzte als Leiter <strong>der</strong> Stiftsministranten.<br />
was zudem viel schöner war. In <strong>der</strong> Nacht<br />
hoch über den Dächern von Paris: eine Augenweide!<br />
Am Tag machten wir Pick-Nick<br />
in <strong>der</strong> Nähe des Eiffelturms, besuchten das<br />
Hôtel des Invalides, schlen<strong>der</strong>ten Richtung<br />
Eine Besichtigung <strong>der</strong> Schweizer Botschaft<br />
war nicht möglich, aber für ein Erinnerungsfoto<br />
hat es doch gereicht.<br />
35
36<br />
STIFTSSCHULE<br />
Paris by night: Die letzte Nacht vor <strong>der</strong> Abreise<br />
(Fotos: Pater Benedict Arpagaus).<br />
Quartier Latin zur Kathedrale Notre-Dame.<br />
Jeweils am Vormittag und am frühen Nachmittag<br />
hielten wir ein gemeinsames Programm<br />
ab, anschliessend gab es stets gruppenweise<br />
Ausgang. Das war dieses Mal<br />
überhaupt kein Problem. Einige waren<br />
schon volljährig und die an<strong>der</strong>en einfach<br />
ganz zuverlässig. Wir hatten eine sehr gute<br />
Stimmung untereinan<strong>der</strong>.<br />
Versailles…<br />
Am 22. August stand Versailles auf dem Programm.<br />
Bei <strong>der</strong> Hinfahrt war <strong>der</strong> Regionalzug<br />
voll. Zwei unserer Ministranten hatten<br />
die glorreiche Idee, sich auf die Gepäckablagefläche<br />
zu setzen, die über den Sitzplätzen<br />
hing. Infolge Kameraüberwachung wurden<br />
die beiden entdeckt. Doch <strong>der</strong> arabischstämmige<br />
Kondukteur lachte sich krumm,<br />
als er die einfallsreichen Jungs näher betrachtete.<br />
Der Palast und die Gärten des französischen<br />
Königs Louis XIV. waren beeindruckend.<br />
Es waren unglaublich viele Menschen<br />
da. Erstaunlicherweise gelangten wir aber<br />
dennoch zügig in die inneren Räumlichkeiten.<br />
Der Garten war sehr gepflegt und reich<br />
an Blumen. Überhaupt waren auch in <strong>der</strong><br />
Stadt Paris viele blumenreiche Zonen zu entdecken<br />
und beson<strong>der</strong>s schöne Parkanlagen.<br />
Von den vielen Eindrücken in Versailles ermüdet,<br />
suchten wir in Paris für das Abendessen<br />
einen gemütlichen Ort und entdeckten<br />
schliesslich eine italienische Pizzeria, die uns<br />
sehr gut und günstig verköstigte. In französischen<br />
Restaurants wäre es für uns meistens<br />
unbezahlbar gewesen. Gegen Abend bestiegen<br />
einige noch den Eiffelturm, an<strong>der</strong>e<br />
den Arc de Triomphe, o<strong>der</strong> bewun<strong>der</strong>ten<br />
die nächtlich erleuchtete Champs-Élysées<br />
mit ihren Prachtboutiquen und genossen<br />
das vielfältige Leben, das weit über Mitternacht<br />
hinaus pulsierte.<br />
Louvre…<br />
Die Museen des Louvre standen am 23. August<br />
auf dem Programm. Auch hier waren<br />
grosse Menschenscharen zugegen. Es war<br />
unmöglich, die vielen Eindrücke dieses kulturellen<br />
Reichtums richtig aufnehmen zu<br />
können. Nicht wenige von uns fragten sich,<br />
weshalb «alle» zur Mona Lisa strömten, als<br />
ob es sonst nichts zu sehen gäbe. Es gab meines<br />
Erachtens viel interessantere und schönere<br />
Dinge zu entdecken. Gelegentlich hatten<br />
wir Schwierigkeiten, uns zu finden. Ein<br />
gewisses Durcheinan<strong>der</strong> ist in einer solchen<br />
Grossstadt auch nicht zu vermeiden. Die<br />
Franzosen waren aber stets freundlich und<br />
hilfsbereit. Auch die Busfahrer haben wir<br />
bewun<strong>der</strong>t. Im Stress des Stadtverkehrs reagierten<br />
sie immer ruhig und gelassen, waren<br />
auch geduldig bereit, Auskünfte zu erteilen<br />
und weiterzuhelfen.<br />
Der 24. August war ein freier Tag. Für die<br />
einen hiess dies einkaufen gehen, die an<strong>der</strong>en<br />
bestiegen nochmals den Eiffelturm, an<strong>der</strong>e<br />
besuchten Museen o<strong>der</strong> aber genossen<br />
die Schönheit <strong>der</strong> Pärke. Sehenswert war für<br />
uns auch die Place de la Concorde, ein Platz<br />
<strong>der</strong> Superlative, wenigstens für uns Schweizer;<br />
bei uns ist eben alles ein bisschen kleiner.<br />
Am 25. August kehrten wir mit dem TGV<br />
müde aber zufrieden und kulturell bereichert<br />
in die Schweiz zurück.<br />
Pater Benedict Arpagaus
Corvina<br />
Auf <strong>der</strong> Suche nach neuen<br />
Mitglie<strong>der</strong>n<br />
STIFTSSCHULE<br />
Im Herbstsemester ist es an <strong>der</strong> Zeit, dass sich die Corvina nach neuen Spe-Fuxen<br />
umsieht. Denn die Burschen Umwäg, Gummel und Szaboteur haben vor rund<br />
drei Monaten ihre Matura gemacht und müssen nun in <strong>der</strong> Aktivitas durch neue<br />
Mitglie<strong>der</strong> ersetzt werden. Zudem sind die meisten bisherigen Spe-Fuxen am<br />
Schluss-/Eröffnungskommers mittlerweile fuxifiziert worden.<br />
Wie immer sind Interessierte herzlich dazu<br />
eingeladen, bei <strong>der</strong> Corvina am Freitagnachmittag<br />
ab ca. 16 Uhr 20 am Stamm im Hotel<br />
«Sihlsee» vorbeizuschauen. Man erreicht<br />
den Saal im ersten Stock des Hotels über<br />
einen Eingang im Hinterhof.<br />
Auch im Herbstsemester wird, abseits<br />
<strong>der</strong> regulären Stämme, mit verschiedenen<br />
Anlässen für Abwechslung gesorgt werden.<br />
Neben traditionellen Anlässen <strong>der</strong> Corvina,<br />
wie dem immer wie<strong>der</strong> feucht-fröhlichen<br />
Krambambuli im Spätherbst o<strong>der</strong> dem ge-<br />
Die männlichen Vertreter unseres Fuxenstalls,<br />
v.l.: Max Spillmann v/o Veto, Kerem<br />
Arslan v/o Klischee, Simon Schätti v/o Blutt,<br />
Joel Inglin iv/o Indie (Foto: Peter Szabo v/o<br />
Szaboteur).<br />
mütlichen Chlausstamm bei unserem CVP-<br />
Nationalrat und Farbenbru<strong>der</strong> Alois Gmür<br />
v/o Bräu in <strong>der</strong> Adventszeit, steht in diesem<br />
Herbstsemester eine Kreuzkneipe auf dem<br />
Programm.<br />
Dieser Anlass fällt auf den 3. November<br />
und wird zusammen mit <strong>der</strong> erst kürzlich<br />
gegründeten, rein weiblichen AV Filetia<br />
und unserer ehemaligen Patenverbindung<br />
AV Turicia im Turicerkeller in Zürich stattfinden.<br />
Revidierter Fuxenordner<br />
Nachdem die Fuxen und Spe-Fuxen nun seit<br />
vielen Jahren mit den Unterlagen des Altherrn<br />
Marius Tongendorff v/o Surreal in<br />
farbenstudentischen Sitten und Gebräuchen,<br />
sowie <strong>der</strong> Vereinsgschichte geschult<br />
worden sind, hat <strong>der</strong> amtierende Fuxmajor<br />
Nadine Villiger v/o Lolli den Fuxenordner<br />
über die Sommerferien aufwändig überarbeitet.<br />
Die Vereinsgeschichte ist nun etwas<br />
detailierter, was den Fuxen bei ihrem Burschenexamen<br />
zugute kommen wird, und<br />
auch <strong>der</strong> praxisorientierte Teil zu Stämmen<br />
und Kommersen erfuhr zahlreiche Ergänzungen.<br />
Peter Szabo v/o Szaboteur<br />
37
38<br />
STIFTSSCHULE<br />
Venerabile Monasterium<br />
Am 3. August ist Schwester Maria Meyerhans,<br />
die Tante von Pater Pascal (Patrick) Meyerhans<br />
(1955–M 1962), gestorben. – Am 1. September<br />
sind Frater Daniel Emmenegger und<br />
Frater Thomas (Michael) Fässler (1997–M<br />
2003) von Bischof Amédée zu Diakonen geweiht<br />
worden. – Pater Christoph (Pierre)<br />
Müller (1961–M 1968) veröffentlicht: Benedikt<br />
für Anfänger. Le-<br />
bensweisheiten aus<br />
dem Kloster. Mit Zeichnungen<br />
von Renato<br />
Compostella (1974–M<br />
1981). Innsbruck/Wien<br />
2012.<br />
Vitae merita<br />
Am 19. Juni hat Angela Steinauer (2001–M<br />
2007) an <strong>der</strong> Uni Zürich den Master of Science<br />
in Chemie abgeschlossen; sie geht nun<br />
nach New Haven, um an <strong>der</strong> Yale University<br />
das Doktorat in Chemischer Biologie zu machen.<br />
– Felix Frey (1966–M 1968) wurde im<br />
Juni an <strong>der</strong> Universitätsklinik für Nephrologie<br />
und Hypertonie emeritiert. – Sara Schaufelberger<br />
(1994–M 2000) hat anfangs 2010<br />
den Titel Dr. Sc. ETHZ erhalten. – Im House<br />
of Switzerland arbeiteten während <strong>der</strong><br />
Olympischen Spiele in London in <strong>der</strong> PR Annia<br />
(2001–M 2007) und in <strong>der</strong> Gastronomie<br />
Catharina Bosshard (2004–M 2010). – Karin<br />
Hediger (1997–M 2003) hat am 27. Januar am<br />
Institut für Son<strong>der</strong>pädagogik und Rehabilitation<br />
<strong>der</strong> Universität Rostock ihre Doktorthese<br />
verteidigt. – Judith Schmid (2002–<br />
M 2008) hat im Juli 2012 an <strong>der</strong> Hochschule<br />
für Heilpädagogik (HfH) in Zürich den Bachelor<br />
in Psychomotoriktherapie gemacht<br />
und arbeitet als Psychomotorik-Therapeutin<br />
in den Einsiedler Schulen. – Beat Hüppin,<br />
Lateinlehrer <strong>der</strong> Stiftsschule, veröffentlicht:<br />
Dummdeutsch-Blog 2009–2012. Der ganz<br />
alltäg liche Sprachwahnsinn. Edition Lager -<br />
to 2012. – Sonja Kälin (1998–M 2004) wurde<br />
am 9. September am Eidgenössischen neue<br />
Schwingerkönigin.<br />
PERSONAL<br />
NACHRICHTEN<br />
Penates<br />
Am 14. Juli haben Walter Holdener (1992–M<br />
1998) und Ramona Küttel im Oratorium (Studentenkapelle)<br />
des Klosters geheiratet;<br />
Myhtenstrasse 4, 8840 Einsiedeln.<br />
Über Nachwuchs freuen sich:<br />
Hanna Schaufelberger (1991–M 1998) und<br />
Placi Flury (1986–M 1993): Dalia Yasmin, geboren<br />
am 1. Oktober<br />
2009 und Aymon Paul,<br />
geboren am 2. März<br />
2012.<br />
In Pace<br />
Am 11. Januar starb in Petit-Lancy Abbé<br />
Pierre Vuichard (1941–M 1943) – Am<br />
12. März starb Bruno Binz (1961–M 1969). –<br />
Divisionär Oskar Käch (1934–M 1940) starb<br />
am 13. März. – Am 14. März starb in Le Châble<br />
Dr. med. Marc Jost (1941–M 1943). – Am<br />
26. Juni starb Jürgen Gisbert Wüller (1948–M<br />
1950) in München. – Engelbert Lammer-<br />
Bachofen (1936–M 42) starb am 20. August<br />
in Luzern.<br />
Um liebe Angehörige trauern:<br />
Christoph Lienert und Brigitte Lienert-Pärli<br />
(1976–M 1983) um den Vater August Lienert-<br />
Grätzer, gestorben am 9. Juli. – Urs Schefer<br />
(1969–1972) und Hubert Schefer (1972–M<br />
1979) um ihre Mutter Josy Schefer-Rie<strong>der</strong>er,<br />
gestorben am 16. Juli. – Am 1. August ist<br />
Edeltraud Agnes Maria Hess-Hunold gestorben,<br />
die Gattin von Lothar Hess (1941–M<br />
1948) und Mutter von Thomas Hess (1981–M<br />
1985). – Der Stiefvater von Lukas Fässler<br />
(1971–M 1975), Dr. Walter Gut-Zust, ist am<br />
2. August gestorben. – Pater Patrick Weisser<br />
(1982–M 1987), Christoph Weisser (1984–M<br />
1989) und Jan Weisser (1985–M 1990) haben<br />
ihren am 22. August verstorbenen Onkel<br />
Daniel Witzig verloren.<br />
Pater Alois Kurmann
Im Gespräch mit Oscar Sales Bingisser<br />
Lebenslänglich infiziert<br />
Oscar, im Frühling wurdest du mit dem<br />
Schwyzer Kultur Anerkennungspreis ausgezeichnet.<br />
Was bedeutet dir das?<br />
Ich bin sehr dankbar dafür. Bei allem Auf<br />
und Ab in 33 Jahren Theater- und Filmschaf-<br />
fen zeigt es doch,<br />
dass meine Arbeit<br />
geschätzt und<br />
wahrgenommen<br />
wurde. Beson<strong>der</strong>s<br />
gefreut habe ich<br />
mich über einen<br />
Brief von Abt<br />
Martin. Es kam<br />
mir vor, als ob mir<br />
meine alten Lehrer<br />
durch ihn augenzwinkernd<br />
auf die Schultern<br />
klopften.<br />
Worum geht es in «Loch im Herz»?<br />
Schon als das Stück im Thesis-Verlag erschien,<br />
fiel es mir schwer, eine Zusammenfassung zu<br />
formulieren. Das Stück ist so absurd, dass<br />
man kaum über eine Handlung im klassischen<br />
Sinn sprechen kann. Nur soviel: Es<br />
geht um zwei alte Männer, die sich zu später<br />
Stunde auf einer Polizeiwache begegnen. In<br />
dieser einsamen Nacht unterhalten sie sich<br />
über Gott und die Welt.<br />
STIFTSSCHULE<br />
Am 16. November wird exklusiv für die Alumni das Theaterstück «Loch im Herz»<br />
von Oscar Sales Bingisser (M79) aufgeführt. Der Regisseur, Schauspieler und Produzent<br />
hat in diesem Jahr den Schwyzer Kultur-Anerkennungspreis erhalten. «<strong>Salve</strong>»<br />
hat nachgefragt, was ihm diese Auszeichnung bedeutet, was ihn inspiriert, und was<br />
das Publikum am 16. November erwarten darf.<br />
Oscar Sales Bingisser<br />
(Foto: zvg.).<br />
Was ist denn die zentrale Aussage des<br />
Stücks?<br />
Der Witz liegt meines Erachtens gerade darin,<br />
dass es keine zentrale Aussage gibt. Es sind<br />
dutzende von Fragen, die sich die Männer<br />
stellen. Fragen, die wir uns alle stellen – die<br />
aber niemand endgültig beantworten kann.<br />
Bisher hast du dich eher auf Regie- und<br />
Schauspielarbeiten konzentriert. Wirst du<br />
nun zum Autor?<br />
Ich bezweifle, dass ich als Dramatiker in die<br />
Geschichte eingehen werde. Ein grosser Stückeschreiber<br />
bin ich bei weitem nicht. Aber<br />
ich mag dieses kleine «Lehrlingsstück» von<br />
mir sehr. Ob noch weitere folgen werden,<br />
weiss ich nicht.<br />
Was spornt dich an, <strong>der</strong> Theaterwelt treu zu<br />
bleiben?<br />
Diese Frage stelle ich mir immer wie<strong>der</strong>. Die<br />
Antwort variiert je nach Stimmung und Umständen.<br />
Wahrscheinlich ist es die Liebe zum<br />
Beruf, <strong>der</strong> mir grossartige Erlebnisse und<br />
Begegnungen ermöglicht. Einer meiner Lehrer<br />
meinte einmal, es sei eine Krankheit, von<br />
<strong>der</strong> man infiziert werde und die man ein Leben<br />
lang nicht mehr los werde.<br />
Flurina Decasper<br />
39
40<br />
STIFTSSCHULE<br />
55 Jahre Matura 1957<br />
Freudentag, Trauertag<br />
Zum Klassentag 55 Jahre Matura treffen wir<br />
uns am Sonntag, 10. Juni nach <strong>der</strong> Vesper und<br />
dem <strong>Salve</strong> Regina im Hotel «Drei Könige»<br />
zum Zimmerbezug, Aperitif und Nachtessen.<br />
Schon bald kann mit Freude festgestellt<br />
werden, dass die meisten Kollegen mit Partnerinnen<br />
dabei sind. Nach nur fünf Jahren<br />
seit dem letzten Klassentag sind die Gesichter<br />
nicht fremd, ausser vielleicht bei jenen,<br />
die 2007 nicht dabei waren. Im Laufe des<br />
Abends ergibt sich eine Gruppendynamik<br />
aus <strong>der</strong> Nähe während <strong>der</strong> Studienzeit sowie<br />
den beruflichen und privaten Interessen. Belebte<br />
Diskussionen kommen in Gang.<br />
600 Liter Hochzeitswein<br />
Das offizielle Programm beginnt am Montag<br />
Morgen mit <strong>der</strong> Eucharistiefeier in <strong>der</strong><br />
Unterkirche, gestaltet durch die Klassenkollegen<br />
Pater Raimund Gut und Pater Walter<br />
Künzle. Die Feier zu Ehren Marias hat das<br />
Motto «Glaube, Hoffnung und Liebe». Wie<br />
sehr Maria sich um das Wohl von Jesus und<br />
allen Menschen gesorgt hat, wird uns eindrücklich<br />
im Evangelium «verkündet». Sie<br />
bat Jesus, bei <strong>der</strong> Hochzeit von Kanaa zum<br />
Wohl <strong>der</strong> Hochzeitsgesellschaft 600 Liter<br />
Wasser in Wein zu verwandeln. Offenbar<br />
war damals eine grössere Gesellschaft zu<br />
solchen Ereignissen eingeladen als heute.<br />
Aber es gab ja damals auch keinen Entzug<br />
von Fahrausweisen!<br />
Der Gottesdienst ist eine gute Gelegenheit,<br />
an unsere verstorbenen Kollegen zu<br />
denken. Seit dem letzten Klassentag sind<br />
von uns gegangen: Hans Jörg Hobi (2009),<br />
Karl Lang, Walther Gaemperle, Paul Baumann<br />
(2010), Anton Kälin, Clemens Thoma<br />
(2011), George Wolff, Karl Müller (2012).<br />
Besuch <strong>der</strong> Schnitzelheizung<br />
Nach <strong>der</strong> Messe hat Raymund Gut für uns<br />
ein spezielles Programm bereit: <strong>der</strong> Besuch<br />
im «Schnitzelheizungsdorf». Wir sind erstaunt,<br />
dass das Kloster eine so grosse Investition<br />
für die Nutzung von erneuerbarer<br />
Energie getätigt hat. Initiator des Projektes<br />
war damals Pater Raimund Gut als zuständiger<br />
Verwalter.<br />
Anschliessend erwartet uns ein ausgezeichnetes<br />
Mittagessen im Hofspeisesaal<br />
mit den besten Klosterweinen. Es gibt nochmals<br />
Gelegenheit, Altes und Neues in angeregten<br />
Gesprächen in <strong>der</strong> zufälligen Tischrunde<br />
aufzufrischen und dabei auch die<br />
heissen Themen <strong>der</strong> Politik anzusprechen.<br />
Ich kann mich mit Abt Martin über das Twittern<br />
unterhalten. Unter «zugarth» bin ich<br />
einer seiner zahlreichen «Follower».<br />
Anton Bieri, unser amtieren<strong>der</strong> Senior,<br />
hält die Tischrede. Er dankt Abt Martin und<br />
dem Kloster für die Gastfreundschaft und<br />
betont, dass ein Klassentag vor allem ein<br />
Freudentag sei für jene, die noch das Glück<br />
einer guten Gesundheit haben. Im Gedenken<br />
an alle Verstorbenen ist es jedoch auch<br />
ein Trauertag. Seit unserem letzten Klassentag<br />
hat Gott vier unserer damaligen Lehrer<br />
in sein ewiges Reich berufen: Pater Ulrich,<br />
Pater Roman, Pater Wolfgang und Abt Raymund.<br />
Nach einem gemütlichen Beisammensein<br />
im «Drei Könige» nehmen wir voneinan<strong>der</strong><br />
Abschied und hoffen auf ein Wie<strong>der</strong>sehen<br />
in fünf Jahren.<br />
Walter Artho
STIFTSSCHULE<br />
Untere Reihe (v.l.): Gina Stal<strong>der</strong>, Béatrice Chavanne, Susi Bieri, Anton Bieri, Abt Martin<br />
Werlen, Walter Artho, Josef Gründler, Rektor Pater Markus, Walter Künzle.<br />
Mittlere Reihe: Xaver Stal<strong>der</strong>, Lydia Hobi, Etienne Chavanne, Gottlieb Moos, Hansruedi<br />
Honold, Werner Giss, Philipp Goldinger, Adelheid Kamer.<br />
Obere Reihe: Emil Eberle, Rosmarie Moos, Helen Eberle, Uschi Honold, Therese Bütler, Leo<br />
Bütler, Alfons Ziegler, Pater Raymund (Anton) Gut, Norbert Kamer (Foto: Fran Kälin jun.).<br />
Jetzt im Klosterladen<br />
Das neue Buch von Pater Christoph<br />
Müller OSB, Pfarrer von Blons,<br />
St. Gerold und Thüringerberg<br />
im Grossen Walsertal, hat mit<br />
«Benedikt für Anfänger –<br />
Lebensweisheiten aus dem Kloster»<br />
an sein Büchlein «D Regle vom<br />
Hl. Benedikt» aus dem Jahr 1980<br />
angeknüpft. Und wie<strong>der</strong> hat<br />
Renato Compostella witzige<br />
Zeichnungen beigesteuert.<br />
Tyrolia Verlag, Innsbruck, 2012, 96 S.,<br />
CHF 18.90, ISBN 978-3-7022-3201-6.<br />
41
42<br />
KLOSTER EINSIEDELN<br />
50 Jahre Matura <strong>der</strong> 1962er<br />
«Wir können es nicht besser<br />
aber schon länger»<br />
Eigentlich waren wir vor 50 Jahren Visionäre:<br />
In unserer Matura-Broschüre von 1962<br />
standen Sätze wie: «Das Echo braucht Zeit».<br />
Und die etwas bange Frage folgte: «Was<br />
werden wir einst getan haben? Einen Richtpfahl<br />
eingeschlagen, eine Fahne gehisst, unser<br />
eigenes Grabmal errichtet ...»<br />
41 dieser 47 Männer, die 1962 in die Welt<br />
auszogen, um sie zu erobern, kamen jetzt in<br />
den «Finsteren Wald» zurück und berichteten<br />
über ihre Erfahrungen, Erfolge und<br />
Rückschläge. Rückschau auf gut 2000 erlebte<br />
Jahre.<br />
Wenn das nicht zu langen Gesprächen<br />
führt! Aber auch Ausschau auf die Zukunft<br />
war angesagt. Gut die Hälfte <strong>der</strong> Anwesenden<br />
ist beruflich noch aktiv, macht Aushilfe<br />
o<strong>der</strong> Ablösungen, engagiert sich in <strong>der</strong> Gemeinde<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n Organisationen. Und<br />
<strong>der</strong> Blick auf die versammelten Herren zeigt<br />
eine unternehmungs-freudige Schar durchaus<br />
noch munterer Menschen. So jedenfalls<br />
ist unsere Optik; die heutigen Stiftsschüler<br />
werden uns mehr als historische Zeitzeugen<br />
angeschaut haben. Immerhin haben wir den<br />
Anschluss an die Neuzeit gefunden: erstmals<br />
durften wir auch die Frauen mitnehmen. In<br />
späten Jahren werden wir so noch zu einer<br />
gemischten Klasse; in den 50er Jahren völlig<br />
undenkbar.<br />
Was än<strong>der</strong>te und was blieb<br />
Mit Freude aber haben wir gesehen, dass<br />
sich die Stiftsschule weiter entwickelt –<br />
manchmal auch zurück. Das vor just zehn<br />
Jahren geschlossene Internat lebt wie<strong>der</strong>,<br />
wenn auch mit nur 30 Mädchen und Burschen<br />
auf einem bescheidenen Zahlenniveau<br />
– zu unserer Zeit waren es beinahe 300.<br />
Dafür aber hatten wir keine Mädchen! Die<br />
Verän<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Stiftsschule sind<br />
enorm. Pater Rektor Markus Steiner klärte<br />
uns auf: rund 300 Varianten zum Erreichen<br />
<strong>der</strong> Maturität gibt es heute – bei uns waren<br />
es zwei, Typus A und für extreme Bequeme<br />
Typus B. Geblieben ist das für Einsiedeln vorgeschriebene<br />
Latein. Ergänzen kann man es<br />
aber heute auch mit Chinesisch. Und geblieben<br />
sind die Bauten, wenn auch teilweise –<br />
ich denke an Musikhaus o<strong>der</strong> Internat – stark<br />
erneuert. Geblieben ist die Länge des Schulganges:<br />
immer noch 130 Meter…<br />
Geschafft!<br />
Die langen Jahre seit <strong>der</strong> Matura haben Narben<br />
hinterlassen – fünf unserer Klassenkameraden<br />
sind gestorben, und von allen unseren<br />
Lehrern konnten wir nur noch Pater<br />
Luzius begrüssen. Dass wir zu seinen Ehren<br />
unsere Griechisch-Kenntnisse auffrischen<br />
konnten mit dem Zitat aus Aristophanes’<br />
Fröschen: «Brekekekex, koax, koax», hatten<br />
wir unserem Senior populi Edi Neidhart zu<br />
verdanken. Seine Kenntnisse <strong>der</strong> alten Sprachen<br />
bewies er einmal mehr und ausführlich<br />
bei seiner Ansprache am Hof. Viele von uns<br />
staunten und verstanden die Welt o<strong>der</strong> mindestens<br />
den Senior nicht mehr – Abt Martin<br />
Werlen hingegen schmunzelte.<br />
Gekonnt und mit jugendlichem Elan las<br />
uns Pudel die Leviten: «Wir haben es geschafft.<br />
Wir können es zwar nicht besser,<br />
aber schon länger».<br />
Auf die Seele warten<br />
Aufgefallen ist mir eine grundlegende Än<strong>der</strong>ung<br />
zu früheren Treffen. Die heute allgegenwärtige<br />
Hektik <strong>der</strong> im Berufsleben ein-
KLOSTER EINSIEDELN<br />
Vorne, v.l.: Hans Seitz, Brigitte Blum, Hanni Seitz, Pater Rektor Markus Steiner, Walter Blum,<br />
Bruno Lenherr, Josef Schenker, Erika Lenherr, Karl Vögeli, Hans Loher, Claudia Loher,<br />
Hans Stüdli, Brigitte Gschwind, Jürg Andres, Jeanine Andres, Abt Martin Werlen, Alois<br />
Steiner, Vreni Baumgartner, Peter Roth, Peter Baumgartner, Heinrich Frei, Thomas Senn,<br />
Viviane Beuchat, Monika Trost, Joseph Küng, Pater Luzius Simonet, Gilbert Gfeller, Paul<br />
Trost, Walter Hocher, Esther Neidhart, Hilde Bauer, Gilbert Bapst, Monique Senn, Ludwig<br />
Meienberg.<br />
Mitte: Walter Senn, Karl Gschwind, Fr. Marie-Theres Schubiger, Othmar Schubiger,<br />
Pater Oswald Hollenstein, Anton Kälin, Winfried Baechler, Walter Brotzer.<br />
Hinten: Pater Lorenz Moser, Hans Winiger, Karl Kümin, Anton Hafner, Rudolf Künzli,<br />
Alfons Eberhard, P.ater Pascal Meyerhans, Walter Franzetti, Margrit Huber, Robert Huber,<br />
Xaver Schuler, Edi Neidhart, Hans Rudolf Krieg, Fr. Vreni Husi, Meinrad Husi, Peter Bauer.<br />
Oberhäupter: Jean-Pierre Courtois, Walter Amgwerd, Josef Schuler, Paul Xavier Gabriel<br />
Beuchat, Walter Müller (Foto: Franz Kälin jun.).<br />
gespannten Menschen ist verschwunden.<br />
Wir sind daran, ein kostbares Gut zurück zu<br />
erobern: Zeit. Wir lernen auch wie<strong>der</strong>, einan<strong>der</strong><br />
zuzuhören.<br />
Eine alte indianische Weisheit, in Erinnerung<br />
gerufen von unserem Kollegen Walter<br />
Franzetti, meint: «Wir müssen von Zeit zu<br />
Zeit eine Rast einlegen und warten, bis unsere<br />
Seelen uns wie<strong>der</strong> eingeholt haben».<br />
Wir sind daran und verkürzen die Rastpausen<br />
von zehn auf fünf bzw. zwei Jahre.<br />
Karl Vögeli<br />
43
44<br />
ST. GEROLD<br />
Kurs- und Kulturprogramm <strong>der</strong> Propstei St. Gerold<br />
Konzerte<br />
Hochbegabte junge Talente<br />
Wann: Freitag, 12. Oktober 2012, 20 Uhr / Eintritt: € 18.– (zu Gunsten junger Musikstudenten)<br />
Wer: Studierende <strong>der</strong> För<strong>der</strong>klasse für Hochbegabungen des Vorarlberger Landeskonservatoriums<br />
Was: Feldkirch führt seit Herbst 2008 eine För<strong>der</strong>klasse für Hochbegabungen<br />
mit <strong>der</strong>zeit 20 Jugendlichen zwischen 11 und 19 Jahren. Die Mitglie<strong>der</strong> dieser<br />
För<strong>der</strong>klasse erhalten zusätzlich zu ihrem regulären Studienangebot<br />
ergänzende För<strong>der</strong>massnahmen, die eine bestmögliche Entwicklung <strong>der</strong><br />
jungen MusikerInnen gewährleisten. In diesem Konzert können Sie sich<br />
Ursache für die vom sympathische Talent einiger Begegnung dieser Musiker überzeugen.<br />
zwischen Jou<br />
Einladung Volksmusik zu einem aus Leidenschaft Klosterbesuch – Orgel, Jodel- und Dreigesang<br />
In einem Wann: Schreiben Sonntag, vom 14. 4. Oktober Februar 2012, an die 17 Uhr / Eintritt: € 18.–<br />
entsprechenden Wer: Tiroler Redaktionen Dreierlei: wies Beate Abt Kostner, Mar- Barbara March und Romana Altenweisl<br />
tin im Sinne einer Schweizer Klarstellung Viererlei: darauf Nadja hin, Räss, Patrick Zuppiger, Thomas Looser, Pater<br />
dass in <strong>der</strong> 1075-jährigen Kolumban Reichlin Geschichte des<br />
Klosters Einsiedeln Peter nur Fröhlich, knapp Orgel während 100<br />
Jahren mehr Mönche zu Einsiedeln gehörten<br />
als heute (zurzeit zählt die Gemeinschaft<br />
76 Schlachtpartie/Metzgete Mitglie<strong>der</strong>), und dass das Durchschnittsal-<br />
mit den «Bauernfängern»<br />
ter <strong>der</strong> Wann: Gemeinschaft Freitag, seit 19. Oktober ein paar 2012, Jahren 18.30 Uhr / Konzert und Buffet: € 39.–<br />
sinkt. Noch vor (Reservierung: sieben Jahren waren +43 5550 die 2121) Medien<br />
erstaunt, Wer: Bauernfänger dass Einsiedeln aus mit dem Martin Bregenzerwald<br />
Werlen Was: einen so Die jungen vielseitigen Abt hat Bauernfänger – er war – ein strom-<br />
damals 39 Jahre loses alt. Männersextett, Abt Martin ist das jedoch totgespielte Gas-<br />
nicht <strong>der</strong> einzige senhauer junge Verantwortungsträ-<br />
und Herzschmerzballaden unger<br />
im Kloster Einsiedeln. barmherzig Zurzeit wie<strong>der</strong>belebt zählt die – bieten ein<br />
Gemeinschabehaupten, abwechslungsreiches das Journalisten- Programm; sie spie-<br />
Team hätte auch len bereits Swing, mögliche Bossa, Zigeunermusik, Termine Tango,<br />
für ein vorausgehendes Walzer und Trainingscamp vieles mehr. diskutiert…<br />
Die Kin<strong>der</strong>brücke – Pater Loosli Kolumban Puppentheater Reichlin für Kin<strong>der</strong> ab 5 Jahren<br />
Wann: Samstag, 20. Oktober 2012, 15 Uhr / Eintritt: € 8.–<br />
Wer: Erzähler & Puppenspieler: Tobias und Lois Loosli<br />
Musik: Caspar Guyer<br />
Marionetten: Trudi Loosli<br />
Was: Das Marionettenspiel «Die Kin<strong>der</strong>brücke» von<br />
Max Bolliger, bearbeitet von Looslis Puppentheater,<br />
ist die Geschichte zweier nicht nur durch<br />
einen Fluss, son<strong>der</strong>n auch durch Vorurteile ge-
ST. GEROLD<br />
trennter Familien. Über die dummen Streitereien darf herzlich gelacht werden.<br />
Weniger lustig finden es die beiden Kin<strong>der</strong>; sie leiden darunter. Doch sie sind<br />
es, die das Wun<strong>der</strong> zustande bringen: Die<br />
beiden Familien versöhnen sich. Sie bauen gemeinsam eine Brücke, von Ufer<br />
zu Ufer, von Mensch zu Mensch.<br />
«Der kleine Prinz» von Antoine de Saint-Exupéry<br />
Wann: Samstag, 20. Oktober 2012, 19.30 Uhr / Eintritt: € 18.–<br />
Wer: Erzähler & Maskenspiel: Jeannot Hunziker<br />
Figurenspiel: Lois Loosli<br />
Musik: Marius Ungureanu<br />
Regie und Produktion: Tobias Loosli<br />
Was: Fast ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t lang waren Trudi und<br />
Peter W. Loosli mit ihrem kleinen Prinzen auf Gastspielreise<br />
unterwegs. Zehn Jahre nach <strong>der</strong> letzten<br />
Aufführung in Peters 80. Geburtsjahr kommt ihm<br />
die Idee einer Wie<strong>der</strong>aufnahme. Der Text wurde<br />
überarbeitet und verdichtet, die Masken umgebaut,<br />
so dass sie mit freien Händen gespielt werden<br />
können. Der rumänische Bratschist Marius Ungureanu<br />
hat neue Musik komponiert und eingespielt. Die Schlichtheit <strong>der</strong><br />
ursprünglichen Inszenierung von Peter W. Loosli bleibt erhalten.<br />
«Kathrein stellt den Tanz ein»<br />
Wann: Freitag, 30. November 2012, 18.30 Uhr / Eintritt: € 12.–<br />
Wer: Helvetic Fiddlers und Evelyn Fink-Mennel mit Freunden<br />
Was: Bevor Geigen und Bass eingesperrt werden<br />
und tanzfreie Adventszeit gehalten wird,<br />
darf in St. Gerold die Tanzsaison noch gebührend<br />
beschlossen werden. Bekannte und<br />
unbekannte, gemächliche und fetzige Tanzmusik<br />
aus <strong>der</strong> östereichisch-schweizerischen<br />
Tradition stehen auf dem Programm. Ein<br />
Crash-Tanzkurs ab 18.30 Uhr lädt alle Tanzwilligen<br />
und Tanzwütigen zum enspannten Aufwärmen.<br />
Adventskonzert<br />
Wann: Samstag, 1. Dezember 2012, 17 Uhr<br />
Wer: Kammerchor Feldkirch,<br />
Leitung: Benjamin Lack<br />
Bläserensemble des Musikvereins<br />
Harmonie Sonntag,<br />
Leitung: Oliver Burtscher<br />
Was: Programm nach Ansage<br />
45
46<br />
ST. GEROLD<br />
Kurse<br />
7.–12. Oktober 2012 / «Cum decore, cum amore» – Frauen-Singwoche: Gregorianik,<br />
mediterrane Gesänge und Rhythmus<br />
Rhythmus ist ein wun<strong>der</strong>barer, von uns Zentraleuropäern kaum genutzter Weg, um loslassen,<br />
Erdung, Durchlässigkeit und weiten Raum zu erfahren. Das Singen gewinnt durch diese<br />
Übungen an Leichtigkeit und wird immer mehr zur Freude. – Wir beginnen den Tag mit einer<br />
rhythmischen Sequenz, die uns in die Langsamkeit und den tiefen Atem des Gregorianischen<br />
Chorals führt. Ganz <strong>der</strong> frühen, mönchischen Tradition treu, lernen wir «Kyrie- und Alleluja»-<br />
Gesänge übers Vor- und Nachsingen (ohne Noten). Übungen <strong>der</strong> «Lichtenberger Methode»<br />
bringen uns auf spielerische Art dem «Singinstrument» näher. Neue Räume gehen auf und<br />
<strong>der</strong> Klang entfaltet sich. Am Nachmittag widmen wir uns dem Spiel <strong>der</strong> Rahmentrommeln<br />
und tauchen dann ein in die Mehrstimmigkeit mediterraner Lie<strong>der</strong>. Auch an einzelnen Abenden<br />
ist nochmals Rhythmus und Singen vorgesehen.<br />
Ursache Leitung: für die Maria sympathische Walpen, Grüt/CH, Begegnung und Irene Gooding, Zürich/ZH<br />
zwischen Kosten: Jou Kurs € 290.– / Pension € 370.– bis € 420.–<br />
Einladung zu einem Klosterbesuch<br />
In einem Schreiben vom 4. Februar an die<br />
entsprechenden Redaktionen wies Abt Martin<br />
14.–18. im Sinne Oktober einer Klarstellung 2012 / Feldenkrais darauf hin,<br />
dass Im Mittelpunkt in <strong>der</strong> 1075-jährigen <strong>der</strong> Feldenkrais-Methode Geschichte des steht das Wahrnehmen und Verän<strong>der</strong>n von Bewe-<br />
Klosters gungsmustern. Einsiedeln Sanfte nur knapp Bewegungsabläufe während 100 o<strong>der</strong> taktile Unterweisungen harmonisieren das<br />
Jahren Zusammenspiel mehr Mönche von Nervensystem, zu Einsiedeln gehör- Psyche und Muskulatur. Nach nur wenigen Momenten<br />
ten des als Übens heute merken (zurzeit zählt die meisten die Gemeinschaft Menschen plötzlich, dass sie – wie durch Magie – Dinge auf<br />
76 leichte Mitglie<strong>der</strong>), Weise und mit dass ihrem das Körper Durchschnittsal- tun können. Durch das Bewusstmachen dieser funktionalen<br />
ter Zusammenhänge, <strong>der</strong> Gemeinschaft erleben seit ein die paar Anwen<strong>der</strong>Innen Jahren in <strong>der</strong> Folge eine gesteigerte Lebensqualität<br />
sinkt. und Noch Gesundheit. vor sieben Jahren waren die Medien<br />
erstaunt, dass Einsiedeln mit Martin<br />
Werlen Leitung: einen so Edith jungen Sidler Abt Huck, hat St. – Gallen/CH er war<br />
damals Kosten: 39 Jahre Kurs: alt. € Abt 190.– Martin und Pension: ist jedoch € 296.– bis € 336.–<br />
nicht <strong>der</strong> einzige junge Verantwortungsträger<br />
im Kloster Einsiedeln. Zurzeit zählt die<br />
Gemeinschabehaupten, das Journalisten-<br />
Team hätte auch bereits mögliche Termine<br />
für 1.–4. ein November vorausgehendes 2012 Trainingscamp / Schweigen & dis- Improvisation<br />
kutiert… Im Schweigeraum, im Innehalten und Wahrnehmen in <strong>der</strong> Stille bekommt die persönliche<br />
Musik vertiefte Bedeutung. Kurzvorträge zu verschiedenen Aspekten <strong>der</strong> Musik, gemeinsames<br />
Singen, Meditation Pater und Kolumban freie Reichlin Improvisation ermöglichen eine Konzentration auf den<br />
inneren Prozess. Dieser führt uns in die Welt des Hörens und des musikalischen Ausdrucks.<br />
Ziel ist das Auffinden von persönlichen Energiequellen und das Erleben des Zusammenseins<br />
in einer Gruppe ohne Worte, dafür mit Tönen, Schwingungen und Stimmungen. Der ritualisierte<br />
Ablauf <strong>der</strong> Tage verhilft zu Ruhe und Intensität in <strong>der</strong> Selbsterfahrung.<br />
Leitung: Prof. Dr. Fritz Hegi-Portmann, Zürich/CH / Manuel Oertli-Moeri, Wetzikon/CH<br />
– Beide Musiktherapeuten und Musiker<br />
Kosten: Kurs: CHF 450.– und Pension: € 222.– bis € 252.–
ST. GEROLD<br />
17.–18. November 2012 / Tanzen und Räuchern<br />
Der Tanz war immer schon Zeichen von Lebendigkeit, Sieg und Freude, aber auch Ausdruck<br />
von Trauer, Wut und Einsamkeit. Gefühle durften gezeigt werden und bekamen Gestalt und<br />
Ausdruck. An Feuerplätzen kamen die Menschen zusammen, Geschichten wurden erzählt,<br />
Lie<strong>der</strong> gesungen, und es wurde geräuchert und getanzt. Aus einem harzigen Rindenstück<br />
o<strong>der</strong> einer aromatischen Pflanze, die aufs Feuer geworfen wurden, entstanden Düfte, die<br />
wohltuend, reinigend und anregend waren und die Weisheit <strong>der</strong> Pflanzen erahnen liessen.<br />
– Auf den Spuren <strong>der</strong> Räucherkultur werden wir an alte Feuerstellen geführt. Wir wollen <strong>der</strong><br />
reinigenden Kraft und Weisheit <strong>der</strong> Pflanzen und unseren tiefen Empfindungen nachspüren<br />
und so das Geheimnis <strong>der</strong> Rauhnächte erahnen. Wir stimmen uns ein in den Rhythmus <strong>der</strong><br />
Natur und nützen die Qualität dieser Zeit des Rückzugs und <strong>der</strong> Stille zum Entspannen, in die<br />
Tiefe gehen und Geniessen.<br />
Leitung: Ute Isele-Partl, Nüzi<strong>der</strong>s/A und Susanne Türtscher, Buchboden/A<br />
Kosten: Kurs: € 95.– und Pension: € 107.50 bis € 117.–<br />
18.–24. November 2012 / «Der Himmel ist in dir»<br />
Gerhard M. Walch hat in seinem Buch «Wandlung zum inneren Himmel» Gedicht-Meditationen<br />
geschrieben, die uns Dimensionen <strong>der</strong> Erfahrung des inneren Himmels vermitteln. Mit<br />
Übungen <strong>der</strong> Personalen Leib-, Atem- und Stimmarbeit nach K. Graf Dürckheim gehen wir in<br />
die Sprachgestaltung mit diesen Kurzgedichten und bringen sie mit Gebärden weiter zum<br />
Ausdruck. Diese Erfahrungen nehmen wir mit hinein in die Stille und Sammlung <strong>der</strong> ZEN-<br />
Meditation im Sitzen, Stehen und Gehen. Zur Bearbeitung <strong>der</strong> inneren Bil<strong>der</strong> und Symbole<br />
lassen wir uns auf die praktische Traumarbeit nach C. G. Jung ein. Die Traumarbeit wird abgerundet<br />
mit kultischen und sakralen Kreistänzen.<br />
Leitung: Gerhard M. Walch, dipl. Leib-, Atem- Stimm- und Psychotherapeut, freie Praxis<br />
in Lochau am Bodensee<br />
Kosten: Kurs: € 280.– und Pension: € 444.– bis € 504.–<br />
14.–16. Dezember 2012 / Adventsbesinnung<br />
In vielen Menschen rühren die alten Adventslie<strong>der</strong> an eine tiefe Sehnsucht. Eine Ahnung ist<br />
tief in uns, dass einmal alles gut werden wird, dass in alle unauslotbaren Fragen und Abgründe<br />
von Gott her Trost hineingesprochen wird, ja, dass <strong>der</strong> Himmel unsere Erde berührt. Wir<br />
lassen uns von verschiedenen bekannten Adventslie<strong>der</strong>n leiten und öffnen uns in spirituellen<br />
Impulsen <strong>der</strong> Botschaft von Advent und Weihnachten: dem Staunen und <strong>der</strong> Freude über<br />
jenen guten Anfang, <strong>der</strong> in unser Heute und in alle Zukunft hineinreicht.<br />
Leitung: Äbtissin Monika Thumm OCist., Kloster Wurmsbach/CH<br />
Kosten: Kurs: € 80.– und Pension: € 148.– bis € 168.–<br />
Anmeldung und weitere Infos: Tel. +43 (0)5550 2121 / propstei@propstei-stgerold.at<br />
47
(Foto: Liliane Géraud)<br />
KLOSTER FAHR<br />
Liturgie ist ein Beziehungsgeschehen» – so lautete einer <strong>der</strong> ersten Sätze unseres<br />
Referenten an <strong>der</strong> ü30-Wallfahrt. Gott wendet sich <strong>der</strong> Gemeinde zu, die Gemeinde<br />
wendet sich ihrerseits Gott zu und das, was in diesem Beziehungsgeschehen lebt, will<br />
die Menschen, will die Welt durchdringen.<br />
Liturgie ist ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott und den Menschen. Die Gottessehnsucht<br />
<strong>der</strong> Welt sucht sich in <strong>der</strong> Liturgie eine Sprache. Durch Gebete, Gesten, Riten,<br />
Gewän<strong>der</strong>, einen beson<strong>der</strong>en Raum, Klänge, Lie<strong>der</strong> usw. Vielleicht hat manch nüchterner<br />
Zeitgenosse damit Mühe und denkt sich im Stillen, dass es doch<br />
auch ohne Weihrauch, wallende Klei<strong>der</strong> und theatralisch anmutende<br />
Gebärden ginge. In <strong>der</strong> Liturgie geht es aber gerade nicht<br />
darum, unseren Alltag zu wie<strong>der</strong>holen, es gibt nichts Schlimmeres<br />
als in <strong>der</strong> Liturgie so zu reden, sich so zu bewegen, als wäre es<br />
Alltag. Das Gegenteil soll geschehen. Die Liturgie will uns aus<br />
dem Alltag herausheben, will uns mit <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sheit des Himmels<br />
in Berührung bringen, mit dem Geheimnis Gottes, in dem<br />
geborgen wir unendlich mehr sind als das, was wir aus uns selber<br />
heraus leisten und vermögen. Dafür haben wir sie nötig, die<br />
an<strong>der</strong>e Sprache, die wallenden Gewän<strong>der</strong>, die beson<strong>der</strong>en Gebärden,<br />
den Weihrauch, die Kerzen, den sakralen und heilig anmutenden<br />
Raum. Das ist im Wesentlichen auch Liturgie, die An<strong>der</strong>sheit, die davon lebt, dass<br />
hier <strong>der</strong> Himmel die Erde berührt.<br />
Könnte es sein, dass wir uns den Zugang zur Liturgie verstellen, weil wir es uns gewohnt<br />
sind, sie, wie so manches, als blosses Mittel zum Zweck zu sehen? Dabei hat die<br />
Liturgie gerade nicht den Zweck uns in Beziehung zu Gott zu setzen, sie produziert keine<br />
Gottesbeziehung, son<strong>der</strong>n stellt uns den Raum zur Verfügung, in welchem diese Beziehung<br />
sich ausdrückt, ausspricht und nährt.<br />
Die Liturgie ist darum so schwer zu rechtfertigen, weil sie in herkömmlichem Sinn eben<br />
nichts «nützt». Und doch ist sie zutiefst sinnvoll, ja es ist geradezu lebensnotwendig, dass<br />
unser Glaube sich ausdrücken, zeigen, feiern kann. Lassen wir am besten einfach zu, was<br />
in <strong>der</strong> Liturgie ganz ohne unser Zutun an und mit uns geschehen will. Wehren wir uns<br />
nicht dagegen, von den alten Texten und Gesängen berührt zu werden, studieren wir nicht<br />
lange, ob <strong>der</strong> Weihrauch nötig ist o<strong>der</strong> nicht, son<strong>der</strong>n lassen wir unser Herz von ihm empor<br />
heben in das Geheimnis, erwarten wir nicht von <strong>der</strong> Liturgie, dass sie unseren Erlebnishunger<br />
stillt, überlassen wir uns getrost dem Schweigen, aus dem eine Sprache geboren<br />
wird, die keine Worte braucht. Denn – und auch das durften wir an <strong>der</strong> ü30-Wallfahrt<br />
erfahren – Beziehung, sei es mit Gott o<strong>der</strong> untereinan<strong>der</strong>, lebt nicht nur vom Wort, sie<br />
vertieft sich auch und gerade im gemeinsamen Schweigen.<br />
Ihre<br />
Schwester Marianne Waltert<br />
49
50<br />
KLOSTER FAHR<br />
ü30 -fahrwärts<br />
Anleitung zur Lebens- und<br />
Glaubenskunst<br />
Zur dritten Ausgabe <strong>der</strong> «ü30-Wallfahrt» folgten 14 Teilnehmer <strong>der</strong> Einladung von<br />
Priorin Irene, Ruth Mory-Wigger und Regina Käppeli. Das Thema «Liturgie – Mit<br />
Gott und in Gemeinschaft das Leben feiern» mit Pater Guido Muff aus dem Kloster<br />
Engelberg als Referent standen auf dem Programm.<br />
Was ist Messe?<br />
Etwas kommt da zusammen,<br />
wie es nie zusammenkommt<br />
sonst.<br />
Himmel und Erde<br />
kommen da zusammen.<br />
Wer dabei ist<br />
und glaubt,<br />
wer sich hingibt<br />
und glaubt,<br />
dem geschieht es.<br />
Da kommen sie zusammen.<br />
Aber wie?<br />
Wie geschieht,<br />
was da geschieht,<br />
Herr?<br />
Lass es geschehen,<br />
Herr,<br />
hier bin ich.<br />
Wir sind da. Amen.<br />
Silja Walter<br />
An diese Frage <strong>der</strong> Fahrer Schwester tastete<br />
sich Pater Guido in seinen drei Impulsen, die<br />
er in den zwei Tagen Mitte August im Kloster<br />
Fahr für die ü30-Wallfahrerinnen und<br />
-fahrer hielt, heran. Und seine Gedanken<br />
können durchaus einen Weg zum Lebenskünstler<br />
aufzeigen.<br />
Gottes Ruf an uns<br />
Ein Beziehungsgeschehen sei die Messe, erklärte<br />
er. Sie diene sowohl <strong>der</strong> Beziehungsklärung<br />
als auch <strong>der</strong>en Pflege. «Der christliche<br />
Gottesdienst ist das Wichtigste,<br />
Dringlichste und Herrlichste, was auf Erden<br />
geschehen kann.», zitierte er den evangelisch-reformierten<br />
Theologen Karl Barth.<br />
Denn nicht zuletzt in <strong>der</strong> Messe sei Gott mit<br />
uns im Dialog, so Pater Guido weiter. Er rufe<br />
uns immer wie<strong>der</strong> neu, erwarte von uns eine<br />
Antwort und mache seinen weiteren Ruf<br />
von unserer Antwort abhängig.<br />
Messe wie vor 2000 Jahren<br />
In einem geschichtlichen Rückblick über die<br />
letzten 2000 Jahre war zu erfahren, dass die<br />
heutige Messfeier in ihrer Struktur und ihren<br />
wesentlichen Elementen bereits Mitte<br />
des 2. Jahrhun<strong>der</strong>ts gefeiert wurde. Pater<br />
Guido erklärte, wie sich im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
alles än<strong>der</strong>te und warum die Messe<br />
heute wie<strong>der</strong> so gefeiert wird, wie es<br />
schon die ersten Christen getan hatten.<br />
Im letzten Impuls wurde <strong>der</strong> Bogen wie<strong>der</strong><br />
geschlossen und anhand <strong>der</strong> Begegnungen<br />
Jesu mit seinen Jüngern nach <strong>der</strong> Auferstehung<br />
gezeigt, wie unterschiedlich Gottes<br />
Ruf ist. Jesus lässt jedem Menschen seinen<br />
eigenen Weg zum Auferstehungsglauben.<br />
Er berücksichtigt die individuelle Art und<br />
Weise, wie je<strong>der</strong> von uns Vertrauen und
KLOSTER FAHR<br />
Die ü30-Wallfahrerinnen und -wallfahrer auf ihrem «Kartäuser-Walk» in <strong>der</strong> näheren Umgebung<br />
des Klosters Fahr (Foto: AZMedien).<br />
Hoffnung schöpft und so zum Glauben findet.<br />
Auch wenn unsere Antwort zunächst<br />
ablehnend ist, gibt Gott nie auf. Er gibt uns<br />
immer wie<strong>der</strong> neu die Gelegenheit, seinem<br />
Ruf zu folgen.<br />
Vom Hunger- zum Lebenskünstler<br />
In <strong>der</strong> Predigt vom Sonntag ging Pater Guido<br />
noch eindrücklicher auf die Frage von<br />
Silja Walter ein. Er erzählte vom «Hungerkünstler»<br />
von Franz Kafka, <strong>der</strong> sich eines<br />
Tages entschloss, nicht mehr zu essen. Er<br />
Vorbereitung auf das Hauptereignis des Wochenendes:<br />
Die sonntägliche Eucharistiefeier.<br />
liess sich wie eine Attraktion im Zirkus bewun<strong>der</strong>n.<br />
Danach befragt, warum er hungere<br />
meinte er: «Weil ich die Speise nicht finden<br />
konnte, die mir schmeckt. Hätte ich sie<br />
gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen<br />
gemacht und mich vollgegessen wie du<br />
und alle.» Aus dem Evangelium erfahren wir<br />
von Jesus: «Ich bin das lebendige Brot.» Jesus<br />
Christus bietet sich uns selbst an als Nahrung,<br />
die uns schmeckt, wie Pater Guido<br />
betont. Mit Ihm können wir von Hunger- zu<br />
Lebenskünstlern werden. Mit Ihm haben wir<br />
«ewiges Leben» schon jetzt.<br />
Die Eucharistiefeier, das Ziel und <strong>der</strong> Höhepunkt<br />
<strong>der</strong> ü30-Wallfahrt war dann auch<br />
ein Fest des Glaubens für die angehenden<br />
Lebenskünstler. Wie Silja Walter in ihrem<br />
Gedicht beschreibt: Er liess es geschehen,<br />
denn wir waren da.<br />
Der ü30-Chor unter dem Bohnenbaum<br />
Die Wallfahrtsteilnehmer untermalten die<br />
Feier angeleitet von Ruth Mory-Wigger<br />
auch dieses Mal mit ihrem Gesang. Die energiegeladene,<br />
mitreissende Kirchenmusikerin<br />
verstand es, mit ihrem Humor allfällige<br />
Müdigkeit in den abendlichen Gesangsproben<br />
spielend zu vertreiben. Und so hörte es<br />
sich schon am ersten Abend ganz passabel<br />
51
52<br />
KLOSTER FAHR<br />
an, was <strong>der</strong> zusammen gewürfelte Chor zustande<br />
brachte. Die Tatsache, dass zwei<br />
Männer- und zwei Frauenstimmen gut vertreten<br />
waren, war natürlich hilfreich. Einzig<br />
die Organistin, Renate Francesca Köbeler<br />
war vom Programm ziemlich gefor<strong>der</strong>t.<br />
Spontan wurde während <strong>der</strong> Proben am<br />
Programm für die Messe am Sonntag gefeilt<br />
und dem Angebot an Gesangstalent angepasst.<br />
Das erfor<strong>der</strong>te einige Flexibilität von<br />
Seiten <strong>der</strong> instrumentalen Begleitung. Renate<br />
Francesca zog es dann auch vor, dem<br />
gemütlichen Beisammensein, das <strong>der</strong> abendlichen<br />
Chorprobe folgte, fern zu bleiben<br />
und an <strong>der</strong> Orgel zu üben, was sich ausbezahlte.<br />
Die an<strong>der</strong>n sassen bis tief in die Nacht<br />
unter dem «Bohnenbaum» im Schulgarten<br />
bei einem Glas Wein und einem Stück Käse<br />
zusammen.<br />
Miteinan<strong>der</strong> unterwegs<br />
Der letzte Programmpunkt am Sonntagnachmittag<br />
hiess «Ausblick und Schlusspunkt»:<br />
«Habt ihr Verbesserungsvorschläge<br />
o<strong>der</strong> Wünsche für das nächste Mal?», wurden<br />
die Teilnehmer von Seiten <strong>der</strong> Organisatoren<br />
befragt. Daraufhin folgte wohl die<br />
erste längere Stilleperiode <strong>der</strong> vergangenen<br />
48 Stunden, ausgenommen <strong>der</strong> (kurzen)<br />
Eucharistischer Impulsgeber für die ü30-<br />
Wallfahrt: Pater Guido Muff OSB, Engelberg<br />
(Fotos: Verena Huber-Halter).<br />
Nächstes ü30-fahrwärts:<br />
8. bis 10. Februar 2013 m Kloster Fahr<br />
Informationen und Anmeldung ab<br />
November 2012:<br />
www.kloster-fahr.ch<br />
regikaeppeli@bluewin.ch<br />
Nächte. Was soll man än<strong>der</strong>n, wenn etwas<br />
so gut ist?<br />
Ein nicht unwichtiger Verbesserungsvorschlag<br />
fand sich dann aber doch: <strong>der</strong> Name.<br />
«Wallfahrt ist ein Wort, das von Vorstellungen<br />
geprägt ist, die so gar nichts mit dem zu<br />
tun haben, was wir in den letzten zwei Tagen<br />
erlebt haben», meinte eine Teilnehmerin,<br />
womit sie allgemeine Zustimmung<br />
erntete.<br />
«Wallfahrt» ist irreführend, weil die Teilnehmer<br />
sich nicht, wie das Wort implizieren<br />
könnte, betend auf den Weg zu einem Heiligtum<br />
aufmachen. Man ist zwar tatsächlich<br />
miteinan<strong>der</strong> «unterwegs», aber eher geistig<br />
und mit dem Herzen als physisch: Ziel und<br />
Höhepunkt des Wochenendes ist die gemeinsame<br />
Eucharistiefeier vom Sonntag.<br />
Die Etappen auf diesem Weg sind Gebetszeiten<br />
zusammen mit <strong>der</strong> Klostergemeinschaft<br />
aber auch Chorproben, Vorträge,<br />
Mitternachtssnacks und Diskussionen.<br />
ü30-fahrwärts<br />
Die Suche nach einem neuen Namen war<br />
kurz: «ü30-fahrwärts» soll <strong>der</strong> Anlass künftig<br />
heissen, weil die Gastgeberinnen auch<br />
die Schwestern vom Kloster Fahr sein sollen<br />
und das Zielpublikum nach wie vor über 30<br />
Jahre alt ist.<br />
Jung geblieben sollte man allerdings<br />
sein, wenn man sich für diesen Anlass ins<br />
Kloster Fahr aufmacht, denn viel Singen und<br />
Lachen sowie die kurzen Nächte mit angeregten<br />
Gesprächen verlangen schon einiges<br />
an Kondition ab. Grundsätzlich ist aber die<br />
Altersbeschränkung «über 30» selbstverständlich<br />
nach oben offen.<br />
Verena Huber-Halter
Bäuerinnenschule<br />
Ein schmerzlicher aber<br />
verständlicher Entscheid<br />
Seither sind Hun<strong>der</strong>te von Mails und Briefe<br />
bei uns eingetroffen, vor allem von Ehemaligen,<br />
aber auch von Behörden und an<strong>der</strong>en<br />
Ausbildungsstätten <strong>der</strong> Landwirtschaft. Einmal<br />
mehr durften wir erfahren, wie gut unsere<br />
Bäuerinnenschule im Bewusstsein weiter<br />
Bevölkerungskreise verankert ist und<br />
welch hervorragenden Ruf sie im ganzen<br />
Land geniesst. Die Reaktionen waren durchgehend<br />
geprägt von Verständnis für und<br />
Respekt gegenüber diesem schwierigen und<br />
mutigen Entscheid. Auch Dankbarkeit durften<br />
wir entgegen nehmen von unseren Ehemaligen,<br />
dafür dass sie an diesem einmaligen<br />
Ort eine Ausbildung geniessen durften,<br />
und für all das Wertvolle, das sie fürs Leben<br />
mitnehmen konnten. Aber natürlich zeigten<br />
sich viele sehr überrascht, traurig und auch<br />
enttäuscht, hätten doch einige Ehemalige<br />
ihren Töchtern den Besuch unserer «Lebensschule»<br />
ebenso gegönnt.<br />
Manche Enttäuschung<br />
Erlauben Sie mir auch ein paar Worte zu den<br />
direkt Betroffenen. Zum einen sind dies unsere<br />
künftigen o<strong>der</strong> bereits angemeldeten<br />
Interessentinnen, die in den nächsten Jahren<br />
vorhatten, unsere Schule zu besuchen. Seit<br />
Bekanntgabe <strong>der</strong> Schliessung wurden wir<br />
von Anfragen überhäuft und die letzten beiden<br />
Kurse füllten sich in Windeseile. Hier ist<br />
manche Enttäuschung nicht ausgeblieben.<br />
KLOSTER FAHR<br />
Sie haben es im letzten «<strong>Salve</strong>» lesen können; in einem Editorial und einem Interview<br />
mit Priorin Irene, in denen sie den Entscheid <strong>der</strong> Schwesterngemeinschaft ausführte<br />
und begründete: Die Bäuerinnenschule des Klosters Fahr schliesst ihre Tore mit dem<br />
Frühlingskurs 2013 auf Ende Juli für immer.<br />
Unmittelbar betroffen sind auch unsere<br />
weltlichen Lehrpersonen, die sich stark mit<br />
<strong>der</strong> Bäuerinnenschule identifizieren und<br />
über Jahre hinweg hervorragende Arbeit geleistet<br />
haben. Auf sie wird die schwierige<br />
Aufgabe zukommen, noch zwei Kurse zu unterrichten<br />
im Wissen, dass es die letzten sein<br />
werden und sich persönlich <strong>der</strong> Frage zu stellen,<br />
was danach für sie selber kommen wird.<br />
In Anbetracht <strong>der</strong> Altersstruktur <strong>der</strong><br />
Klostergemeinschaft haben einige Lehrpersonen<br />
mit <strong>der</strong> Schliessung <strong>der</strong> Schule gerechnet.<br />
Der Zeitpunkt war dann aber doch<br />
überraschend. Wie die Lehrerschaft auf den<br />
Entscheid reagiert hat – mit viel Verständnis<br />
und Achtung – stimmt mich zuversichtlich:<br />
Die Bäuerinnenschule wird würdevoll vollendet<br />
werden. Theres von Aarburg<br />
Abschlussfest<br />
Am Sonntag, 28. Juli 2013 werden wir<br />
mit einem Abschlussfest gemeinsam mit<br />
unseren Ehemaligen einen würdigen<br />
Schlusspunkt setzen. Wie bereits angekündigt<br />
werden wir dazu per Mail bzw.<br />
per Post einladen. Dazu sammeln wir<br />
gegenwärtig Mailadressen und aktuelle<br />
Adresslisten <strong>der</strong> Klassen. Für die Mithilfe<br />
bei dieser Adresssammlung danken wir<br />
herzlich!<br />
53
54<br />
KLOSTER FAHR<br />
Neue CD mit Texten von Silja Walter<br />
Und die Welt wird Gesang<br />
Am 1. September wurde die neue CD «In Memoriam Silja Walter who recites her<br />
own song texts» in <strong>der</strong> Kirche des Klosters Fahr vorgestellt. Die CD enthält zwei<br />
Werke von Silja Walter: Ihre Gedichte zu den Figuren «Fries <strong>der</strong> Lauschenden» von<br />
Ernst Barlach sowie ihre Exodus-Messe, beide vertont von Carl Rütti und ausgeführt<br />
vom Badener Vokalensemble unter <strong>der</strong> Leitung von Martin Hobi. Eingeladen zu diesem<br />
Anlass waren auch die Mitglie<strong>der</strong> des Vereins Pro Kloster Fahr.<br />
Eine grosse Dynamik lag im Gesang, <strong>der</strong><br />
anlässlich dieser samstäglichen Vesperfeier<br />
in <strong>der</strong> Klosterkirche Fahr erklang. Die ausdrucksstarken<br />
Worte von Silja Walter wurden<br />
vom Badener Vokalensemble gut verständlich<br />
vorgetragen. Der Komponist Carl<br />
Rütti an <strong>der</strong> Orgel und <strong>der</strong> Chor unter <strong>der</strong><br />
Leitung von Martin Hobi waren perfekt auf-<br />
Ungewohnte Perspektive: Chor (Badener Vokalensemble)<br />
hinter Gittern.<br />
einan<strong>der</strong> abgestimmt und vermochten das<br />
Publikum mühelos in den Bann ziehen.<br />
Grosse Emotionen<br />
Die Sensibilität, mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> Komponist sich<br />
in die Autorin eingefühlt hatte, ist bemerkenswert.<br />
Er deutete den Text hervorragend<br />
aus und so unterstrich <strong>der</strong> Gesang die Emotionen,<br />
die in den Worten mitschwangen.<br />
Genau so schrieb Silja Walter, ausdrucksstark,<br />
überzeugend und mitreissend.<br />
Mit dem Einbezug <strong>der</strong> Gäste ins Hallelujah<br />
und Magnifikat bekräftigten die Veranstalter,<br />
dass es sich bei diesem Konzert um<br />
ein gemeinsames Gebet handelte, aufgebaut<br />
auf <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> klösterlichen Vesper.<br />
Der musikalische Höhepunkt stellte ohne<br />
Zweifel das «Sanctus» aus <strong>der</strong> «Exodus-Messe»<br />
mit dem rhythmisch eingängigen in<br />
allen Stimmen wie<strong>der</strong>kehrenden «Heilig»<br />
dar. Silja Walters Lob Gottes, das mit Carl<br />
Rüttis Musik in <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>schönen barocken<br />
Kirche erklang, schien die Welt tatsächlich<br />
kurzzeitig in Gesang zu verwandeln, wie<br />
Schwester Hedwig in ihrem Gedicht «Der<br />
Erwartende» schon ankündigt.<br />
Die «profane» CD-Taufe<br />
«Schwester Hedwig hätte sich über die profane<br />
Bezeichnung des heutigen Anlasses
‹CD-Taufe› wohl nicht gefreut», meinte<br />
Priorin Irene noch bei <strong>der</strong> Begrüssung ihrer<br />
Gäste. Beim Abschluss <strong>der</strong> Feier lag <strong>der</strong> Gedanke<br />
aber nahe, dass Schwester Hedwig<br />
nicht nur vom Anlass son<strong>der</strong>n auch von <strong>der</strong><br />
CD begeistert wäre.<br />
Martin Hobi erzählte in seiner Ansprache,<br />
wie er mit Priorin Irene bei <strong>der</strong> ersten<br />
Besprechung, an <strong>der</strong> die Form <strong>der</strong> Feier festgelegt<br />
werden sollte, zunächst einmal darüber<br />
meditieren musste, wie man eine CD<br />
«taufe». Obwohl das im Allgemeinen die<br />
Bezeichnung dafür ist, wenn eine neue CD<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit vorgestellt wird, erschien<br />
es den beiden Liturgie-Erfahrenen doch<br />
seltsam, dass <strong>der</strong> Täufling eine CD sein sollte.<br />
Martin Hobi fügte verschmitzt an, er habe ja<br />
auch irgendwann einmal gelernt, dass man<br />
in <strong>der</strong> Kirche nur das tun soll, wozu man befähigt<br />
o<strong>der</strong> üblicherweise beauftragt sei.<br />
Man beschloss also, nicht zu weit auszuholen<br />
und zur Feier dieser neuen CD eine<br />
Vesper zu gestalten, die soweit als möglich<br />
aus den darin enthaltenen Werken bestehen<br />
sollte. Diese Idee, so waren beide überzeugt,<br />
hätte auch Silja Walter gutgeheissen,<br />
hatte sie doch selbst einmal eine Wort-Musik-Feier<br />
mit diesen Werken angeregt.<br />
«Fries <strong>der</strong> Lauschenden» als Vorlage<br />
Die Texte sind Gedichte, die Silja Walter zu<br />
den Figuren aus dem «Fries <strong>der</strong> Lauschen-<br />
Die CD ist erhältlich im Klosterladen Fahr.<br />
KLOSTER FAHR<br />
Gepflegte Klostergastlichkeit für den Herbstanlass<br />
des Vereins Pro Kloster Fahr (Fotos:<br />
Verena-Huber-Halter).<br />
den» von Barlach geschrieben hatte. Dieser<br />
Fries begleitete Martin Hobi schon seit<br />
seiner Studienzeit. Und sowohl Silja Walter<br />
als auch Carl Rütti waren mit seiner Idee,<br />
Texte zu den Figuren zu schreiben, die dann<br />
vertont werden sollen, einverstanden. So<br />
entstanden Gedichte mit Namen wie «Der<br />
Blinde», «Die Träumende» o<strong>der</strong> «Der Begnadete».<br />
Dank den Tonaufnahmen, die schon<br />
vor längerer Zeit gemacht worden waren,<br />
kann <strong>der</strong> Hörer <strong>der</strong> CD <strong>der</strong> Autorin selber<br />
lauschen, wie sie ihre Gedichte liest.<br />
Natürlich wurde auf das neue Werk auch<br />
angestossen. Der Verein Pro Kloster Fahr<br />
sorgte für das leibliche Wohl <strong>der</strong> Gäste. Wie<br />
immer waren auch die Schwestern beim<br />
Apéro dabei, was von den Besuchern stets<br />
sehr geschätzt wird, da sich so die Möglichkeit<br />
gibt, mit den Schwestern ein paar Worte<br />
zu wechseln.<br />
Verena Huber-Halter<br />
55
56<br />
KLOSTER FAHR<br />
«Tag <strong>der</strong> offenen Türen»<br />
Begegnungen auf dem Klosterplatz<br />
Bei herrlichem Wetter folgten an die 1000 Besucher <strong>der</strong> Einladung des Klosters, sich<br />
bei Führungen durch die verschiedenen Bereiche ein Bild des Lebens und Wirkens im<br />
Kloster zu machen. Für das leibliche Wohl sorgte das klostereigene Restaurant «Zu<br />
den Zwei Raben» auf dem autofreien Klosterplatz, <strong>der</strong> durch Helfer des Vereins Pro<br />
Kloster Fahr kurzzeitig zur gemütlichen Gartenwirtschaft umgebaut worden war.<br />
«Wir sind überwältigt über das grosse Interesse<br />
am Tag <strong>der</strong> offenen Türen», meinte<br />
Priorin Irene in ihrer Eröffnungsansprache.<br />
Die Wertschätzung einer breiten Öffentlichkeit<br />
sei zwar schon durch die vielen Geldspenden<br />
<strong>der</strong> vergangenen Monate sichtbar<br />
geworden, aber durch die vielen persönlichen<br />
Begegnungen und die grosse Anzahl<br />
von Besuchern, die durch ihr Kommen ihr<br />
Interesse am Kloster bekundeten, sei das<br />
nun auch fühlbar geworden.<br />
Priorin Irene freute sich auch darüber, zu<br />
diesem Anlass verkünden zu können, dass<br />
Das Kloster rief und die Leute kamen in<br />
Scharen.<br />
die Finanzierung <strong>der</strong> ersten Etappe <strong>der</strong><br />
Renovation gesichert sei. Unter einem Fanfarenstoss<br />
konnte die Spendentafel aktualisiert<br />
und <strong>der</strong> eingegangene Betrag auf<br />
Fr. 3 Mio. erhöht werden.<br />
Die Gastwirtschaft unter dem Lindenbaum<br />
Für einmal war <strong>der</strong> Klosterplatz «autofrei»<br />
erklärt worden, damit er unter <strong>der</strong> Anleitung<br />
von Katharina Stockmann zu einem<br />
einladenden Festplatz umfunktioniert werden<br />
konnte. Die Gastwirtschaft mit den liebevoll<br />
dekorierten Festbänken fand unter<br />
dem Lindenbaum rund um den Brunnen<br />
Platz und wurde vom klostereigenen Restaurant<br />
«Zu den Zwei Raben» betrieben.<br />
Die Restaurantcrew unter <strong>der</strong> Leitung von<br />
Marcel Matter schaffte es problemlos, rund<br />
650 Mahlzeiten zuzubereiten.<br />
Gemütliche Lounges aus Strohballen<br />
standen bereit, damit sich müde Besucher<br />
von den Führungen erholen konnten und<br />
im Schatten des Nussbaumes fanden Wollschweine,<br />
Schafe und Ziegen ihr vorübergehendes<br />
Zuhause.<br />
Sogar <strong>der</strong> Klosterladen wurde auf den<br />
Klosterplatz verlegt. Schwester Matthäa<br />
und Schwester Martina mussten gleich beide<br />
anwesend sein, um den vielen Kunden<br />
die Klosterprodukte zu verkaufen.
KLOSTER FAHR<br />
Wun<strong>der</strong>same Verwandlung zum Tag <strong>der</strong> offenen Türen: Gastwirtschaft statt Autoparkplatz<br />
unter dem Lindenbaum.<br />
Attraktive Stationen<br />
Auch das Interesse an den Klosterbereichen<br />
war sehr gross. Die Führung durch die Paramentenwerkstatt<br />
von Priska Schmid war<br />
regelmässig überbelegt, aber auch Schwester<br />
Beatrice führte riesige Gruppen durch<br />
die Klostergärten. Auch die Besichtigung<br />
<strong>der</strong> Kirche unter <strong>der</strong> Leitung von Schwester<br />
Fidelis war immer sehr gut besucht, genau<br />
so, wie das Klosterkino von Schwester Marianne.<br />
Dort erhielten die Besucher nach<br />
einem kurzen Ausschnitt aus dem Film<br />
«Sternstunden», <strong>der</strong> das Leben im Kloster<br />
Fahr dokumentiert, die Möglichkeit, Fragen<br />
über das Gesehene zu stellen. Xaver Stadelmann<br />
zeigte im Holzhof, wie die Gebäude<br />
beheizt werden und Gerhard Baumann<br />
führte Interessierte durch den landwirtschaftlichen<br />
Betrieb. Auch sein Lehrling<br />
Samuel Sägesser wurde eingespannt: er<br />
übernahm die Führungen durch den Kleintierzoo.<br />
Roland Steinmann öffnete nicht nur<br />
die Türen zum Weinkeller, <strong>der</strong> Rundgang<br />
durch seinen Bereich wurde durch einen<br />
Abstecher zu den Reben und in die Obstanlage<br />
ergänzt.<br />
Schwester Beatrice führte riesige Gruppen<br />
durch die Klostergärten.<br />
Wer sich zwischendurch ausruhen wollte,<br />
konnte dies mit einer Fahrt auf die an<strong>der</strong>e<br />
Seite <strong>der</strong> Limmat tun. Die Fähre «Maurizius»<br />
wurde exklusiv für diesen Anlass für einmal<br />
auch an einem Samstag durch den Wasserfahrverein<br />
Schlieren in Betrieb genommen.<br />
Und so konnte man sich bei diesem herrlichen<br />
Wetter auf <strong>der</strong> Limmat vom Trubel des<br />
Festplatzes erholen.<br />
57
58<br />
KLOSTER FAHR<br />
Begehrte Gesprächspartnerinnen: Auch die<br />
Fahrer Schwestern genossen den Tag <strong>der</strong><br />
offenen Türen.<br />
Grosser Einsatz von Bereichsleitern<br />
und Helfern<br />
Die hervorragende Mitarbeit <strong>der</strong> Bereichsleiter<br />
an diesem Projekt war massgeblich für<br />
den Erfolg verantwortlich. Aber ohne die<br />
grosse Hilfe durch rund vierzig Mitglie<strong>der</strong><br />
des Vereins «Pro Kloster Fahr» wäre die<br />
Durchführung dieses Anlasses wohl kaum<br />
möglich gewesen.<br />
Nicht zuletzt muss natürlich erwähnt<br />
werden, dass die Anwesenheit <strong>der</strong> Schwestern<br />
auf dem Festgelände <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
eine beson<strong>der</strong>e Note verlieh. Schon zum<br />
Mittagessen fand sich die ganze Gemeinschaft<br />
auf dem Klosterplatz ein und ass<br />
zusammen mit den Besuchern in <strong>der</strong> Gastwirtschaft<br />
unter dem Lindenbaum. Die<br />
Schwestern waren über das grosse Interesse<br />
an ihrem Kloster erstaunt und das Wohlwollen,<br />
das ihnen an diesem Tag von so vielen<br />
Menschen entgegen gebracht wurde,<br />
hat sie durchwegs gefreut.<br />
«Diese Wertschätzung an unserem Da-<br />
Sein, die wir heute erfahren durften, ist ein<br />
grosses Geschenk und gibt uns Kraft und<br />
Hoffnung, in die Zukunft zu gehen», meinte<br />
Priorin Irene zum Abschluss <strong>der</strong> Veranstaltung.<br />
Verena Huber-Halter<br />
Zur Abwechslung eine Fährenfahrt auf <strong>der</strong><br />
Limmat.<br />
Schwester Fidelis erklärt, was in <strong>der</strong> Kirche<br />
renovationsbedürftig ist.<br />
Stärkster Publikumsmagnet: Die Paramentenwerkstatt<br />
(Fotos: Verena Huber-Halter).
Vermählungen<br />
22. September 2012, Denise Löhrer und Thomas<br />
Hüsser, Mattenstr.10, 8330 Pfäffikon (FK<br />
98).<br />
Geburten<br />
1. Juli 2012, Mathias, Idda und Christian<br />
Bohl-Rüdisüli, Schänis (FK 09). – 8. Juli 2012,<br />
Bernadette Rita, Rita und<br />
Peter Jauch-Betschart, 6473<br />
Silenen (FK 09). – 14. Juli<br />
2012, Svenja, Esther Lang<br />
und Roman Ramseyer, Kienberg<br />
(FK 09). – 19. Juli 2012, Severin Elia,<br />
Jeannette und Christian Schwegler-Müller,<br />
Lengnau (HK 98/99). – 24. Juli 2012, Fabio,<br />
Esther und Sämi Senn-Schmid, Asp (FK 2010).<br />
– 25. Juli 2012, Elias Jan, Christine und Michi<br />
Kurmann-Stutz, Kleinwangen (HK 06/07). –<br />
7. August 2012, Andreas, Judith und Sepp<br />
Zurfluh-Weishaupt, Fieschertal (FK 02). –<br />
7. August .2012, Corina, Marlen und Daniel<br />
Kuster-Schilter, Muolen (FK 04). – 8. August<br />
2012, Sonja, Ruth und Daniel Rubin-Schön-<br />
Adressen<br />
Kloster Fahr Priorat<br />
8109 Kloster Fahr<br />
Telefon: 043 455 10 40<br />
E-Mail: info@kloster-fahr.ch<br />
Homepage: www.kloster-fahr.ch<br />
Bäuerinnenschule<br />
Sekretariat<br />
8109 Kloster Fahr<br />
Telefon: 043 455 10 30<br />
E-Mail: schule@kloster-fahr.ch<br />
Fax: 043 455 10 31<br />
Homepage: www.kloster-fahr.ch<br />
Weinkellerei<br />
Verkauf ab Keller<br />
Samstags: 08.00–11.30 Uhr / 13.00–15.00 Uhr<br />
Telefon: 043 455 10 47<br />
E-Mail: kellermeister@kloster-fahr.ch<br />
Homepage: www.kloster-fahr.ch<br />
NACHRICHTEN<br />
DER EHEMALIGEN<br />
KLOSTER FAHR<br />
bächler, Lauterbrunnen (FK 02). – 10. August<br />
2012, Leona, Regula und Stefan Dettling-<br />
Erni, 6318 Walchwil (HK 08/09). – 14. August<br />
2012, Fabian, Maria und Markus Signer-<br />
Bischof, St. Gallen (FK 07). – 25. August 2012,<br />
Jonas, Regula und Ernst von Rickenbach-Ott,<br />
Steinerberg (HK 94/95).<br />
Zu Gott heimgegangen<br />
Ehemalige Schülerin:<br />
Anna Bütler-Landtwing,<br />
Boswil (WK 58/59).<br />
Mutter von:<br />
Bernadette Nie<strong>der</strong>berger-Matter, Wilen<br />
(75/76). – Pia von-Büren-Töngi, Büren (SK<br />
82). – Ursula Bühler-Neukom, Jonen (WK<br />
67/68).<br />
Sohn von:<br />
Eva Müller-Hellmann, Mümliswil (SK 1996).<br />
Schwester Michaela Portmann<br />
«<strong>Salve</strong>» und die Ehemaligen<br />
<strong>der</strong> Bäuerinnenschule<br />
Seien Sie versichert: «<strong>Salve</strong>» wird<br />
auch nach <strong>der</strong> Schliessung <strong>der</strong> Bäuerinnenschule<br />
im Sommer 2013 die «Nachrichten<br />
<strong>der</strong> Ehemaligen» veröffentlichen.<br />
Und das Kloster Fahr wird selbstverständlich<br />
seinen gewichtigen Platz in<br />
dieser <strong>Zeitschrift</strong> behalten.<br />
Wir bitten Sie, Ihre entsprechenden<br />
Informationen («Vermählungen»,<br />
«Geburten», «Zu Gott heimgegangen»)<br />
wie bisher ans Kloster Fahr zu senden:<br />
info@kloster-fahr.ch<br />
Besten Dank für Ihre Treue zum Kloster<br />
Fahr und zur <strong>Zeitschrift</strong> «<strong>Salve</strong>».<br />
Schwesterngemeinschaft Kloster Fahr<br />
Redaktion «<strong>Salve</strong>»<br />
59
60<br />
Die Erwartende<br />
Über meine Sehnsuchts-<br />
hügel<br />
läuft mein Geliebter<br />
den Zeiten entlang<br />
so leise er kann<br />
heran,<br />
und die Welt wird Gesang.<br />
Es singt in den Nächten,<br />
den Türmen und Schächten,<br />
die Schöpfung wird Tor,<br />
lauschendes Ohr –<br />
Sie kann<br />
dich empfangen, denn in mir<br />
kommst du an.<br />
Silja Walter OSB<br />
Foto Liliane Géraud
62<br />
HISTORIA<br />
Zum 1100. Geburtstag von Otto I.<br />
Eine königliche Geburtstagsfeier<br />
Am 23. November dieses Jahres könnte ein herausragen<strong>der</strong> Mann einen runden<br />
Geburtstag feiern, dessen Eintrag in jedem europäischen Geschichtsbuch für sicher<br />
gilt: Kaiser Otto I. mit dem Beinamen «<strong>der</strong> Grosse», <strong>der</strong> an diesem Tag vor genau<br />
1100 Jahren das Licht <strong>der</strong> Welt erblickte. Doch was hat dieses hochadelige Ereignis<br />
mit Einsiedeln zu tun? Ziemlich viel, wie <strong>der</strong> folgende Artikel zeigen will.<br />
Als <strong>der</strong> selige Eberhard von Strassburg im Jahre<br />
934 mit Gefolge in den «Finsteren Wald»<br />
zog, um hier in Erinnerung an den heiligen<br />
Märtyrer Meinrad eine Gemeinschaft nach<br />
<strong>der</strong> Regel des heiligen Benedikt zu gründen,<br />
brauchte er nicht nur viel Mut und Geschick,<br />
son<strong>der</strong>n auch die für einen Erfolg nötige ma-<br />
Die Statue Ottos I. vor <strong>der</strong> Klosterkirche<br />
(Foto: Erich Liebi).<br />
terielle Grundlage. Letztere erhielt er durch<br />
die grosszügige Unterstützung des alemannischen<br />
Herzoges Hermann I. von Schwaben<br />
und dessen Gattin Reginlinde, die zur Verwandtschaft<br />
des Grün<strong>der</strong>abtes Eberhard gehörte.<br />
Über verschiedene grundlegende<br />
Schenkungen hinaus waren diese Stifter vor<br />
allem aber auch ein wertvolles Bindeglied zu<br />
Kaiser Otto dem Grossen.<br />
Die Rolle dieses schwäbischen Herzogspaares<br />
kann dabei nicht hoch genug eingeschätzt<br />
werden, denn ihre enge Verbindung<br />
zum Kaiser war anscheinend auch <strong>der</strong> Anlass<br />
für den Einbezug Einsiedelns in den Kreis <strong>der</strong><br />
Königsklöster: Kurz vor <strong>der</strong> Hochzeit ihrer<br />
einzigen Tochter Ita mit dem Königssohn Liudolf<br />
verlieh nämlich Otto <strong>der</strong> Grosse <strong>der</strong><br />
erst 13 Jahre zuvor gegründeten Abtei am<br />
27. Oktober 947 freies Wahlrecht und Immunität,<br />
womit die Abtei unmittelbar dem Kaiser<br />
unterstellt war.<br />
Privilegiert wie kein an<strong>der</strong>es Kloster<br />
Doch damit nicht genug: Otto <strong>der</strong> Grosse<br />
selbst wurde zusammen mit seiner Gemahlin<br />
Adelheid durch verschiedene Schenkungen<br />
an das Kloster zu einem Stifter <strong>der</strong> Abtei.<br />
Kein süddeutsches Kloster ist von den<br />
Ottonen so oft bedacht worden wie Einsiedeln,<br />
ja er machte dieses gar zu einem <strong>der</strong><br />
am häufigsten privilegierten Klöster im gan-
HISTORIA<br />
Aussschnitt aus einer <strong>der</strong> ottonischen Schenkungsurkunden im Besitz des Klosters (Foto: Klosterarchiv<br />
KAE A A1).<br />
zen Reich. Öfters handelte es sich im Übrigen<br />
bei diesen Schenkungen, die teilweise<br />
heute noch im Besitz des Klosters sind, um<br />
eingezogene Güter von unbotmässigen<br />
Adeligen, die entsprechend <strong>der</strong> ottonischen<br />
Reichspolitik Kirchen und Klöstern überwiesen<br />
wurden.<br />
Ein För<strong>der</strong>er darf etwas erwarten<br />
Doch Gabe bedeutete gleichzeitig auch Aufgabe:<br />
Schon mit <strong>der</strong> ersten Schenkung, die<br />
Einsiedeln im Jahre 949 vom König empfing,<br />
wurden dem Kloster politische Aufgaben<br />
zugewiesen. So musste die Abtei mit ihrem<br />
Besitz etwa zur Sicherung und Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Italienzüge <strong>der</strong> Ottonen beitragen.<br />
Ein solcher Rückhalt war für Otto, <strong>der</strong> sich<br />
mit dem bärtigen Standbild auf <strong>der</strong> linken<br />
Seite <strong>der</strong> zur Klosterkirche hinführenden<br />
Treppe jedem Besucher Einsiedelns in <strong>der</strong><br />
Tracht eines Feldherrn samt vergoldetem<br />
Schwert präsentiert, von entscheiden<strong>der</strong><br />
Bedeutung.<br />
Neben solch handfest weltlichen Diensten<br />
konnte <strong>der</strong> Kaiser jedoch auch Dankbarkeit<br />
in ganz an<strong>der</strong>er Form erwarten: Das<br />
Gebet <strong>der</strong> Gemeinschaft für Kaiser und<br />
Reich und um des Königs Seelenheil nach<br />
dessen Ableben. Und Otto <strong>der</strong> Grosse konnte<br />
sich dabei eines langen Gedächtnisses<br />
sicher sein: Noch heute beten die Mönche<br />
jedes Jahr für ihren einst so wichtigen Stifter.<br />
Ebenso gesichert war ihm darüber hinaus<br />
auch ein – nachträglicher – Vermerk im 1588<br />
angelegten sogenannten Guttäterbuch, in<br />
das bis heute alle wichtigen Gönner des<br />
Klosters eingeschrieben werden. Das Guttäterbuch<br />
wird seit letztem Jahr weitergeführt<br />
(<strong>Salve</strong> 4/12, S. 37), so dass sich Interessierte<br />
mit einer entsprechenden Spende<br />
auch heute noch für kommende Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
in die erlauchte Runde hochadliger<br />
Spen<strong>der</strong>persönlichkeiten gesellen können.<br />
Frater Thomas Fässler<br />
63
64<br />
KALEIDOSKOP<br />
Veranstaltungskalen<strong>der</strong><br />
Religion<br />
Literarische Jugendvesper «Singt dem Herrn ein Psalmenlied»<br />
Was: Literarische Jugendvesper mit Psalmen aus dem «Fahrer-Psalmenbuch».<br />
Sängerinnen und Sänger für den Ad-hoc-Chor mit den<br />
Schwestern des Klosters Fahr und unter <strong>der</strong> Leitung von Ruth<br />
Mory-Wigger sind willkommen!<br />
Wann: Sonntag, 2. Dezember 2012<br />
Wo: Kloster Fahr<br />
Weitere Infos: www.kloster-fahr.ch; Anmeldung für den Chor: info@kloster-fahr.ch<br />
o<strong>der</strong> Tel. 043 455 10 40<br />
Adventseinkehrtage <strong>der</strong> Akademischen Arbeitsgemeinschaft<br />
Wer: Prof. Dr.theol. Karl Wallner OCist, Rektor und Ordinarius für Dogmatik<br />
und Sakramententheologie <strong>der</strong> Phil.-Theol. Hochschule Benedikt<br />
XVI. Heiligenkreuz, Jugendseelsorger <strong>der</strong> Zisterzienserabtei Stift<br />
Heiligenkreuz (A)<br />
Was: «Gott von Gott, Licht vom Licht» – Der Glaube an Jesus Christus als<br />
die Selbstoffenbarung Gottes<br />
Wann: Samstag, 1. Dezember 2012<br />
14.30 Uhr: 1. Vortrag: Jesus Christus als die Selbstentäusserung<br />
Gottes<br />
17.15 Uhr: 2. Vortrag: Jesus Christus als das Lamm Gottes<br />
20.30 Uhr: Marienbetrachtung (im Oratorium des Klosters):<br />
Maria als Typos unseres Christseins<br />
Sonntag, 2. Dezember 2012<br />
10.45 Uhr: 3. Vortrag: Jesus Christus als eucharistische<br />
Selbstverschenkung<br />
Wo: Im Theatersaal des Klosters Einsiedeln<br />
(Eingang auf <strong>der</strong> Rückseite des Klosters)<br />
Weitere Infos AAG Schweiz (www.aag-schweiz.ch), Dr. Robert Huber,<br />
und Anmeldung: Tel. 041 370 60 50, Fax 041 370 60 42,<br />
robert.huber@bluewin.ch
KALEIDOSKOP<br />
Jubiläumskonzert – 40 Jahre Konzertchor Luzern<br />
Benefizkonzert zu Gunsten <strong>der</strong> Gesamtreinigung <strong>der</strong> Klosterkirche<br />
Wer: Konzertchor Luzern, Camerata Musica Luzern, Leitung: Peter Sigrist<br />
Was: Jubelmesse von Carl Maria von Weber und<br />
Magnificat von John Rutter<br />
Wann: Samstag, 20. Oktober 2012, 18.00 Uhr<br />
Wo: Klosterkirche Einsiedeln<br />
Gestufte Eintrittspreise<br />
Vorverkauf: 055 418 44 88, info@einsiedeln-tourismus.ch<br />
Requiem von Gabriel Fauré<br />
Wer: Scuola Corale und Orchester <strong>der</strong> Kathedrale von Lugano<br />
Leitung: Robert Michaels<br />
Wann: Samstag, 3. November 2012, 20:15 Uhr<br />
Wo: Klosterkirche Einsiedeln<br />
Freier Eintritt – Kollekte<br />
Wolfgang Amadeus Mozart in Einsiedeln<br />
Wer: Kirchenmusikverein Unterägeri, Stiftschor und Orchesterverein<br />
Einsiedeln, Leitung: Pater Lukas Helg und Lucia Canonica<br />
Was: Exultate Jubilate KV 165, Epistelsonate KV 329 und<br />
Krönungsmesse KV 317<br />
Wann: Sonntag, 2. Dezember 2012, 18:00 Uhr<br />
Wo: Klosterkirche Einsiedeln<br />
Freier Eintritt – Kollekte<br />
Adventskonzert des Konzertchors Harmonie Zürich<br />
Wer: Konzertchor Harmonie Zürich, Leitung: Peter Kennel<br />
Was: Motetten von Mendelssohn, Bach und Brahms<br />
Wann: Sonntag, 9. Dezember 2012, 18:00 Uhr<br />
Wo: Klosterkirche Einsiedeln<br />
Freier Eintritt – Kollekte<br />
Kultur<br />
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KALEIDOSKOP<br />
Mit Professsor Hans Küng im Gespräch<br />
Kirchlicher Kämpfer für Freiheit<br />
Sein Renommee als kirchlicher Kämpfer für die Freiheit strahlt weltweit aus.<br />
Er trifft sich mit den Grossen des Globus und hat mit seiner Stiftung «Weltethos»<br />
ein markantes Zeichen für Toleranz und Verständigung zwischen den Menschen<br />
gesetzt. Jetzt gewährte <strong>der</strong> vielgefragte Gesprächspartner Hans Küng «<strong>Salve</strong>»<br />
ein Interview. Die Fragen stellte Bru<strong>der</strong> Gerold Zenoni.<br />
Professor Hans Küng, ein Bekannter von mir<br />
verlor durch einen tragischen Verkehrsunfall<br />
seinen 16-jährigen Sohn. Er bat mich,<br />
Ihnen, <strong>der</strong> Sie mit «Ewiges Leben?» ein ganzes<br />
Buch zur Problematik verfasst haben,<br />
folgende Frage zu stellen: Glauben Sie an<br />
ein Weiterleben nach dem Tode?<br />
Hans Küng: Ja, ich glaube an ein Leben aus<br />
dem Tod. Aber dabei geht es nicht einfach<br />
um ein «Weiterleben», son<strong>der</strong>n um ein Eingehen<br />
in eine an<strong>der</strong>e Dimension jenseits<br />
von Raum und Zeit, in Gottes Ewigkeit. Es<br />
geht um ein ewiges Leben.<br />
Köstlicher Vatikanwitz<br />
bgz. Profesor Hans Küng, ein Mitbru<strong>der</strong><br />
hat mir aufgetragen, Ihnen folgenden<br />
Witz zu erzählen: Eine Schnecke und<br />
eine Ziege wetten, wer zuerst im<br />
Machtzentrum <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />
in Rom ankomme. Die Ziege gibt sich siegessicher.<br />
Aber die Schnecke macht das<br />
Rennen, denn mit Schleimen käme man<br />
im Vatikan weiter als mit Meckern. Enthält<br />
<strong>der</strong> Witz ein Körnchen Wahrheit?<br />
Hans Küng: Der Witz ist köstlich. Vielleicht<br />
nehme ich ihn sogar in meine Memoiren<br />
auf.<br />
«Dem Theologen wird es in erster Linie um<br />
das gehen müssen, was Theologie (= Rede<br />
von Gott), meint: so von Gott in <strong>der</strong> heutigen<br />
Welt zu sprechen, dass es die Menschen<br />
verstehen.» Diesen Satz sagten Sie 1975 in<br />
einem Interview mit <strong>der</strong> Zeitung «Die Tat».<br />
Denken Sie 2012 genau gleich?<br />
Ich denke immer noch genau gleich. Es geht<br />
darum, die uralte Botschaft von Gott und<br />
seinem Christus in immer wie<strong>der</strong> neuen Zeiten<br />
zu verkünden, aber dabei nicht einfach<br />
nur die alten Formeln zu gebrauchen, son<strong>der</strong>n<br />
sie so in <strong>der</strong> heutigen Sprache <strong>der</strong> Menschen<br />
zu erklären, dass ihre Botschaft auch<br />
wirklich glaubwürdig und verständlich ist.<br />
Die einen sagen, dass man im Alter mil<strong>der</strong><br />
werde, an<strong>der</strong>e verweisen auf die Akzentuierung<br />
gewisser Charakterzüge mit fortgeschrittenen<br />
Jahren. Wie ist das bei Ihnen: Sind<br />
Sie mil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> gar kämpferischer geworden?<br />
Ich war schon immer mil<strong>der</strong> als mein Image<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit aussieht, wo man oft<br />
nur die kurzen Sätze in Interviews lesen o<strong>der</strong><br />
sehen kann. Aber kämpferisch bin ich geblieben<br />
und hoffe es auch weiterhin zu bleiben,<br />
wo immer es um wesentliche Anliegen<br />
wie die Reform <strong>der</strong> Kirche geht.<br />
Ihr späterer Lehrer, <strong>der</strong> Priester und Schriftsteller<br />
Josef Vital Kopp schrieb 1936: «Immer
KALEIDOSKOP<br />
Gute Laune und Fingerzeig: Abt Martin Werlen (links) im Gespräch mit Professor Hans Küng<br />
bei dessen Besuch im Kloster Einsiedeln 2011.<br />
weniger scheint mir meine Wissenschaft ein<br />
ausreichendes Ziel für das Leben. Das wahre<br />
Interesse meines Lebens gilt schon seit langer<br />
Zeit einem gewissen Bemühen, Gott in<br />
<strong>der</strong> Welt besser zu entdecken.» Sind Sie<br />
ebenfalls auf <strong>der</strong> Suche nach diesem Gott<br />
in <strong>der</strong> Welt?<br />
Mein Lehrer in Latein und Griechisch hat sich<br />
mit <strong>der</strong> Zeit immer mehr <strong>der</strong> Romanschriftstellerei<br />
und Teilhard de Chardin zugewandt.<br />
Ich selber habe mich schon sehr früh ganz in<br />
die Geschichte von Welt und Kirche eingegraben<br />
und habe die Gottesfrage schon immer<br />
im Kontext dieser Welt betrachtet. Bei<br />
mir ging es um ständige Vertiefung und vor<br />
allem Ausweitung des Horizonts: von <strong>der</strong><br />
Einheit <strong>der</strong> christlichen Kirchen über den<br />
Frieden <strong>der</strong> Religionen bis zur Gemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Nationen.<br />
Ihr Kollege Tomáš Halík, <strong>der</strong> Mitarbeiter von<br />
Vaclav Havel war und mit Ehrentiteln des<br />
Vatikas ausgezeichnet wurde, sagt: «Ein reifer<br />
Glaube ist ein geduldiges Ausharren in<br />
<strong>der</strong> Nacht des Geheimnisses.» Stimmen Sie<br />
dieser Aussage zu?<br />
Ich liebe es nicht, von <strong>der</strong> »Nacht des Geheimnisses«<br />
zu reden, weil in dieser Nacht<br />
alle Katzen grau sind und alle möglichen<br />
Dogmen den Menschen aufgeschwätzt werden<br />
können. Geheimnis ist für mich immer<br />
dort, wo Gott selber ins Spiel kommt: sei es<br />
nun in <strong>der</strong> Schöpfung <strong>der</strong> Welt und des<br />
Menschen, sei es im Tod und in <strong>der</strong> Vollendung,<br />
sei es aber auch mitten im Leben. Da<br />
gibt es selbstverständlich immer auch Dunkelheit,<br />
wenn wir nach dem Licht streben<br />
sollen.<br />
Ich formuliere folgende Aussage: <strong>der</strong> treue<br />
aber kritische bis streitbare Katholik Hans<br />
Küng ist in seinem Handeln als Theologe und<br />
Kirchenkritiker nur erklär- und verstehbar<br />
vor dem Hintergrund seiner Herkunft aus einem<br />
Innerschweizer Kanton – mit fö<strong>der</strong>alistischen<br />
und demokratischen Strukturen, die<br />
sich naturgemäss reiben mit dem hierarchischen<br />
Aufbau <strong>der</strong> katholischen Kirche.<br />
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KALEIDOSKOP<br />
Mit Widmung!: Frater Mauritius Honegger<br />
(Mitte) bittet um eine Widmung von Hans<br />
Küng (rechts) in dessen Autobiographie. Die<br />
Patres Hieronymus (ganz links) und Bernhard<br />
schauen interessiert zu.<br />
Ich bin sicher ein überzeugter Patriot, wenngleich<br />
ein kritischer Eidgenosse. Ja, ich bin<br />
stolz auf unsere demokratische Tradition<br />
und stehe noch immer zum Satz, wie ihn <strong>der</strong><br />
Schwabe Schiller den Eidgenossen auf dem<br />
Rütli in den Mund gelegt hat »Wir wollen<br />
frei sein wie die Väter waren, eher den Tod,<br />
als in <strong>der</strong> Knechtschaft leben«. Wir haben<br />
allen Diktatoren wi<strong>der</strong>standen, sollten aber<br />
auch den Diktatoren in <strong>der</strong> Kirche wi<strong>der</strong>stehen.<br />
Wir beugen uns nicht vor Gessler-Hüten,<br />
ob sie nun von Politikern o<strong>der</strong> von Bischöfen<br />
getragen werden. Ich bin folglich<br />
auch stolz darauf, dass in <strong>der</strong> Schweizer Kirche<br />
und beson<strong>der</strong>s im Bistum Basel gewisse<br />
demokratische Traditionen erhalten geblieben<br />
sind, die nicht vom kurialen Apparat<br />
zerstört werden konnten wie in an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n.<br />
Im zweiten Band Ihrer Autobiographie «Umstrittene<br />
Wahrheit – Erinnerungen» schreiben<br />
Sie: «Freiheit und Wahrheit sind und<br />
bleiben zwei Kernwerte meiner geistigen<br />
Existenz.» Können Sie uns das genauer erläutern?<br />
Freiheit unterscheidet den Menschen vom<br />
Tier, ohne Selbstbestimmung lebt <strong>der</strong><br />
Mensch unter seinem Niveau. Selbstver-<br />
ständlich darf die Freiheit nicht zur Willkür<br />
degenerieren. Sie darf sich vor allem nicht<br />
gegen die Wahrheit wenden, in religiösen<br />
Dingen vor allem so, wie sie sich im Alten<br />
und Neuen Testament offenbart.<br />
Sie gelten als brillanter spiritueller Denker,<br />
Philosoph und Zeitgeist. Ist es nicht manchmal<br />
mühsam o<strong>der</strong> anstrengend so intelligent<br />
wie Sie zu sein?<br />
Intelligent zu sein, ist keine Anstrengung,<br />
son<strong>der</strong>n erspart manche Mühsal. Ich habe<br />
auch durch all die Jahrzehnte versucht, auf<br />
die Fragen, die an mich schriftlich o<strong>der</strong><br />
mündlich gerichtet wurden, zu antworten.<br />
Aber ich gebe zu, dass das nicht immer zu<br />
schaffen ist. Je mehr Menschen in aller Welt<br />
meine Bücher gelesen haben, umso mehr<br />
bekomme ich meist begeisterte Zustimmung.<br />
Ich kann das dann oft nur ganz kurz<br />
verdanken.<br />
Stört Sie das Etikett «Kirchenkritiker», das<br />
Ihnen anhaftet wie die angebrannte Milch<br />
an <strong>der</strong> Herdplatte?<br />
Ja, dieses Attribut stört mich und manchmal<br />
stinkt es auch. Genau wie die angebrannte<br />
Milch. Kirchenkritiker ist ja kein Beruf, und<br />
ich bin erst zum Kirchenkritiker geworden<br />
durch die negativen Entwicklungen, die sich<br />
in <strong>der</strong> Kirche abgezeichnet haben. Aber meine<br />
Bücher auch über die Kirche sind konstruktiv<br />
und aufbauend und im übrigen reicht<br />
mein theologisches Interesse weit über die<br />
Kirche hinaus, wie es sich gerade im Projekt<br />
Weltethos zeigt.<br />
1957 erschien im Johannes Verlag Einsiedeln<br />
Ihr Buch «Rechtfertigung – Die Lehre Karl<br />
Barths und eine katholische Besinnung – Mit<br />
einem Geleitbrief von Karl Barth». Wie kam<br />
es zu dieser Veröffentlichung in einem Einsiedler<br />
Verlag?<br />
Hans Urs von Balthasar war damals ein<br />
Exponent <strong>der</strong> fortschrittlichen Theologie,<br />
und ich hatte schon von Rom aus Kontakt<br />
mit ihm aufgenommen. Er hat mich sehr gut<br />
beraten bezüglich meines Promotionsthe-
mas. Er hat sich dann anerboten, meine Dissertation,<br />
die ihn erstaunt hat, in seinem<br />
eigenen Johannes Verlag zu publizieren und<br />
hat das auch fabelhaft gemacht. Durch den<br />
Johannes Verlag hatte ich natürlich auch<br />
Beziehungen zum Benziger Verlag, wo alle<br />
diese Bücher gedruckt wurden. Und ich<br />
lernte sehr früh Dr. Oskar Bettschart kennen,<br />
<strong>der</strong> sich sehr für die neue Theologie einsetzte.<br />
Bei ihm habe ich die Serie «Theologische<br />
Meditationen», die sehr viele prominente<br />
Namen <strong>der</strong> Theologie umfasst, publiziert.<br />
Und vor allem hat sich Dr. Bettschart eingesetzt<br />
für die Publikation von «Unfehlbar?<br />
Eine Anfrage». Das war eine kühne Tat für<br />
einen katholischen Verleger, aber sie hat<br />
ihm ja auch einiges eingebracht.<br />
Später erschienen Ihre Bücher im Benziger<br />
Verlag, <strong>der</strong> historisch gesehen aus <strong>der</strong><br />
Druckerei des Klosters Einsiedeln hervorge-<br />
Unfehlbar ein phänomenaler Bucherfolg:<br />
Buchcover des im Einsiedler Benziger Verlag<br />
erschienenen Küng-Titels «Unfehlbar?».<br />
KALEIDOSKOP<br />
gangen ist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit<br />
und wieso wurde sie später eingestellt,<br />
denn heute erscheinen Ihre Bücher im<br />
Piper Verlag?<br />
Die Zusammenarbeit mit Benziger ist nie<br />
eigentlich eingestellt worden. Aber <strong>der</strong> Benziger<br />
Verlag hat sich finanziell nicht halten<br />
können und wurde schliesslich in einen an<strong>der</strong>en<br />
Verlag aufgenommen. Ich habe mich<br />
natürlich schon sehr früh mit dem Buch<br />
»Christ sein« (1974) dem grossen Publikumsverlag<br />
Piper zugewendet, <strong>der</strong> viel höhere<br />
Auflagen erzielte als die katholischen Verlage<br />
und mir vor allem volle Freiheit gab, das<br />
zu schreiben, was ich für richtig ansah.<br />
Haben Sie Erinnerungen an Klosterbesuche<br />
in Einsiedeln?<br />
Selbstverständlich. Ich war schon mit meinem<br />
Grossvater verschiedentlich in Einsiedeln<br />
und erinnere mich an die Gnadenkapelle,<br />
aber auch an das Hotel «Drei Könige»,<br />
wo wir immer dasselbe Mittagessen hatten:<br />
Pastetli und Rüebli und Böhnli. Traurig war<br />
aber, dass meine Grossmutter auf <strong>der</strong> Rückfahrt<br />
von einer Wallfahrt in Einsiedeln bei<br />
Nottwil am Sempachersee mit dem Auto<br />
ums Leben kam, was mich etwas vorsichtig<br />
machte in Bezug auf die Wun<strong>der</strong>, die angeblich<br />
im Zusammenhang mit Einsiedeln passieren<br />
sollten.<br />
Haben Sie je eine Heilige Messe in <strong>der</strong><br />
Gnadenkapelle vor <strong>der</strong> Schwarzen Muttergottes<br />
von Einsiedeln gefeiert?<br />
Nein, das nicht. Aber ich habe oft davor<br />
gebetet.<br />
Sind Sie ein Wallfahrer, ein Pilger zu heiligen<br />
Orten?<br />
Ich bin ein Pilger zu allen Orten dieser Welt,<br />
meistens im Zusammenhang mit Vorträgen<br />
und an<strong>der</strong>en Verpflichtungen. Ich freue<br />
mich immer, wenn ich an berühmte sakrale<br />
Orte komme. Und für die Filmserie «Spurensuche»<br />
haben wir an heiligen Stätten verschiedener<br />
Religionen wun<strong>der</strong>bare Aufnahmen<br />
gemacht.<br />
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KALEIDOSKOP<br />
Der Einsiedler Pater Magnus Löhrer hat in<br />
seinem Buch «Fehlbar? – Eine Bilanz», auf Ihr<br />
bekanntes Werk «Unfehlbar ? – Eine Anfrage»<br />
reagiert. Kannten Sie ihn persönlich?<br />
Die grosse Bilanz «Fehlbar?» bestätigt die<br />
volle Berechtigung <strong>der</strong> Anfrage «Unfehlbar?».<br />
Mit Pater Magnus hatte ich beste Beziehungen.<br />
Ich habe ihn geschätzt wegen<br />
seiner grossen Kenntnisse und seiner Wahrhaftigkeit.<br />
Er hat in seinen theologischen<br />
und editorischen Arbeiten stets versucht,<br />
die Wahrheit in Wahrhaftigkeit zu vertreten.<br />
Ich habe im Lauf <strong>der</strong> Jahre verschiedene Patres<br />
kennengelernt, bin aber beson<strong>der</strong>s erfreut<br />
über den intensiven Kontakt, den ich<br />
mit Ihrem Abt Martin Werlen gefunden<br />
habe. Wenn alle Bischöfe sein Format hätten,<br />
wären wir in <strong>der</strong> Kirche besser dran.<br />
Die von Pater Magnus Löhrer ab 1965 mitherausgegebene<br />
Reihe «Mysterium Salutis»<br />
wird heute eingestandenermas sen selbst in<br />
<strong>der</strong> Theologischen Lehranstalt des Klosters<br />
Einsiedeln kaum mehr erwähnt. Rechnen Sie<br />
Die erste Buchveröffentlichung von Hans<br />
Küng in einem Einsiedler Verlag.<br />
Junges Interesse: Frater Philipp Steiner<br />
(rechts) im Gespräch mit dem Theologen<br />
Hans Küng (Fotos: Bru<strong>der</strong> Gerold Zenoni).<br />
damit, dass Ihre Werke in dreissig Jahren<br />
noch gelesen werden?<br />
Ich freue mich darüber, dass meine Dissertation<br />
«Rechtfertigung» (1957) nach 55 Jahren<br />
immer neu aufgelegt wird und sogar für<br />
mich immer noch ein bescheidenes Honorar<br />
abfällt. Auch <strong>der</strong> Grossteil meiner übrigen<br />
Bücher wird ständig weiter aufgelegt und<br />
vermehrt in an<strong>der</strong>e Sprachen übersetzt. So<br />
bekomme ich nach fast vierzig Jahren noch<br />
begeisterte Zuschriften etwa über das Buch<br />
«Christ sein». Und das Buch «Unfehlbar? –<br />
Eine Anfrage» will man jetzt als E-book neu<br />
herausgeben usw.<br />
Ein Mönch des Klosters sagte mir offen, dass<br />
er sicher kein Buch von Ihnen lesen werde.<br />
Möchten Sie diesen Küng-Ignoranten an<br />
dieser Stelle vom möglichen Gewinn aus<br />
dem Lesen Ihrer Bücher überzeugen?<br />
Nein, <strong>der</strong> gute Pater kann auch selig werden,<br />
ohne Küng-Bücher gelesen zu haben.<br />
Sie sprachen vor <strong>der</strong> UNO-Vollversammlung,<br />
am Weltwirtschaftsforum, Ihre Bücher werden<br />
in viele Sprachen übersetzt, man bezeichnet<br />
Sie als Giganten des Glaubens, vergleicht<br />
Sie mit Luther und Sie sind weltweit<br />
einer <strong>der</strong> bekanntesten Theologen. Sie sind<br />
das Musterbeispiel eines Erfolgsmenschen.<br />
In meinem letzten Interview fragte ich den<br />
TV-Mo<strong>der</strong>ator Nik Hartmann, ob Erfolg
süchtig mache. Nach längerem Überlegen<br />
bejahte Hartmann. Ich möchte auch Sie fragen,<br />
ob Erfolg süchtig macht?<br />
Je<strong>der</strong>mann hat gern Erfolg. Aber ich arbeite<br />
nicht für meine eigene Firma und nicht zur<br />
Steigerung meines Einkommens, son<strong>der</strong>n<br />
für eine Sache, die mir sehr am Herzen liegt.<br />
Insofern hätte ich gern, wenn man in Rom<br />
endlich auch die Reformfor<strong>der</strong>ungen, die<br />
ich für Millionen von Menschen vertrete, hören<br />
würde. Ich würde auch gern mehr Erfolg<br />
in <strong>der</strong> UNO und UNESCO sehen in Fragen <strong>der</strong><br />
Völkerverständigung und des Friedens. Aber<br />
ich muss mich damit abfinden, dass an<strong>der</strong>e<br />
über das entscheiden, was sich an meinen<br />
eigenen Ideen realisieren lässt.<br />
Wie erklären Sie einem Menschen, <strong>der</strong> noch<br />
nie etwas von <strong>der</strong> Stiftung «Weltethos» gehört<br />
hat, diese von Ihnen initiierte Institution<br />
in drei Sätzen?<br />
Kein Friede unter den Nationen ohne Frieden<br />
unter den Religionen. Kein Friede unter<br />
den Religionen ohne Dialog <strong>der</strong> Religionen.<br />
Kein Dialog <strong>der</strong> Religionen ohne gemeinsame<br />
Werte und Massstäbe.<br />
Den Vorsitz <strong>der</strong> Stiftung «Weltethos» haben<br />
Sie an Horst Köhler, den ehemaligen Deutschen<br />
Bundespräsident, übergeben. Im Gegensatz<br />
zu Ihrem praktisch gleichaltrigen<br />
ehemaligen Kollegen und jetzigen Papst<br />
Benedikt scheinen Sie Ihre Tätigkeit zu reduzieren.<br />
Was haben Sie für Pläne und Hoffnungen<br />
für die Ihnen verbleibende Lebenszeit?<br />
Ich bin froh, dass ich für die drei Stiftungen,<br />
die ich viele Jahre präsidiert habe, hervorragende<br />
Nachfolger gefunden habe: Altbundespräsident<br />
Prof. Dr. Horst Köhler für die<br />
Stiftung Weltethos Deutschland, Prof. Dr.<br />
Walter Kirchschläger als Präsident <strong>der</strong> Stiftung<br />
Weltethos Schweiz, Dr. Erwin Koller für<br />
die Herbert-Haag-Stiftung «Für Freiheit in<br />
<strong>der</strong> Kirche». Ich konzentriere mich nun ganz<br />
auf den dritten Band meiner Erinnerungen,<br />
<strong>der</strong> durch meine Lebensgeschichte ja auch<br />
einen schönen Teil Kirchen- und Gesell-<br />
KALEIDOSKOP<br />
schaftsgeschichte umfasst. Sie sehen, ich arbeite<br />
so lange und so viel ich kann, aber ich<br />
weiss auch aufzuhören. Das Ende meiner<br />
Tage ist gekommen. Ich lebe in <strong>der</strong> Hoffnung<br />
auf ein an<strong>der</strong>es Leben.<br />
Professor Hans Küng, besten Dank für das<br />
Interview!<br />
Bru<strong>der</strong> Gerold Zenoni<br />
Bücher von Hans Küng:<br />
Eine Auswahl<br />
Erkämpfte Freiheit – Erinnerungen.<br />
Piper Verlag, München, 2003, 621 S.,<br />
CHF 42.-, ISBN 3-492- 04444-1.<br />
Umstrittene Wahrheit Erinnerungen.<br />
Piper Verlag, München, 2009, 729 S.,<br />
CHF 21.90, ISBN 978-3- 492-25387-1.<br />
Christ sein. Piper Verlag, München,<br />
1993, 684 S., CHF 21.90, ISBN 978-3-<br />
492-21736-1.<br />
Was ich glaube. Piper Verlag, München,<br />
2010, 320 S., CHF 37.90, ISBN 978-<br />
3-492-05333-4.<br />
Existiert Gott? – Antworten auf die<br />
Gottesfrage <strong>der</strong> Neuzeit. Piper Verlag,<br />
München, 2001, 880 S., CHF 32,90, ISBN<br />
978-3-49222-144-3.<br />
Jesus. Piper Verlag, München, 2012,<br />
304 S., CHF 28.90, ISBN 978-3-492-<br />
05498-0.<br />
Anständig wirtschaften – Warum Ökonomie<br />
Moral braucht. Piper Verlag,<br />
München, 2010, 342 S., CHF 14.90, ISBN<br />
978-3-4922-7323-7.<br />
Ist die Kirche noch zu retten? Piper<br />
Verlag, München, 2011, 263 S., CHF<br />
14.90, ISBN 978-3-4922-7498-2.<br />
Kleine Geschichte <strong>der</strong> katholischen<br />
Kirche. Berliner Taschenbuch Verlag,<br />
2012, 279 S., CHF 14.90, ISBN-13: 978-3-<br />
8333-0237-4.<br />
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KALEIDOSKOP<br />
SPIRITUALITÄT<br />
Dorothee Bertschmann, Frau W. diskutiert<br />
mit Jesus. Geschichten über Gott und die<br />
Welt. Illustriert von Heinzer Schubert. Theologischer<br />
Verlag, Zürich,<br />
2012, 80 S., CHF 20.–,<br />
ISBN 978-3-290-17622-8.<br />
Gott lässt sich im Alltag<br />
fi nden – im Streit mit<br />
dem Nachbarn genauso<br />
wie in einem Moment<br />
puren Glücks. Und umgekehrt<br />
erzählt <strong>der</strong> Alltag<br />
von Gott: Eine halbreife Nektarine, ein<br />
Kratzer am neuen Auto – alles kann zum Bild<br />
und Wegweiser für Gottes gute Nachricht<br />
werden. In 21 kurzen<br />
Geschichten geht Dorothee<br />
Bertschmann mit<br />
spitzer und doch liebevoller<br />
Fe<strong>der</strong> Gottes Spuren<br />
im Menschlichen und<br />
Allzumenschlichen nach.<br />
Die humorvollen und erfrischendenIllustrationen<br />
von Heiner Schubert<br />
setzen weitere Akzente<br />
und regen auf vergnügliche Weise zum<br />
Nachdenken an. Ein schön gestaltetes Buch,<br />
das Zweifl ern und Glaubenden neue Impulse<br />
für ein lebensbejahendes Christsein<br />
geben möchte.<br />
Hubert Frankemölle, Vater unser – Awinu.<br />
Das Gebet <strong>der</strong> Juden und Christen. Bonifatius<br />
Verlag, Pa<strong>der</strong>born, 2012, 233 S.,<br />
CHF 29.50, ISBN 978-3-<br />
89710-499-0.<br />
Das «Vaterunser» ist das<br />
zentrale Gebet aller<br />
Christen bis heute. Bei<br />
aller Vielfalt <strong>der</strong> christlichen<br />
Kirchen ist es die<br />
grosse ökumenische<br />
Klammer. Da es zugleich<br />
das Gebet des Juden Jesus<br />
aus Nazareth ist,<br />
NEUE<br />
BÜCHER<br />
stellt sich die Frage, ob dieses Gebet auch<br />
Christen und Juden in ihrem Glauben mehr<br />
verbindet, als man annimmt. Im vorliegenden<br />
Buch wird das Vaterunser in <strong>der</strong> Überlieferung<br />
des Matthäus (6,9–13) ausgelegt. Die<br />
Auslegung geschieht in<br />
einem Dreischritt: Am<br />
Anfang steht die Ausle-<br />
gung des Gebetes Jesu in<br />
<strong>der</strong> Deutung des Evangelisten<br />
Matthäus; es steht<br />
nicht nur formal in <strong>der</strong><br />
Mitte, son<strong>der</strong>n fasst auch<br />
theologisch Jesu Verkündigung<br />
zusammen. In einem weiteren Schritt<br />
wird bei allen sieben Bitten nach Übereinstimmungen<br />
und Unterschieden zu weiteren<br />
Gebeten <strong>der</strong> Bibel und jüdischer Gruppen<br />
in damaliger Zeit gefragt; in einem<br />
dritten Schritt folgen spirituelle Impulse für<br />
Christen und Juden heute. Möglich ist eine<br />
solche Auslegung nur im Kontext des erneuerten<br />
Verhältnisses <strong>der</strong> Kirchen zum Judentum<br />
seit etwa fünfzig Jahren.<br />
Ottmar Fuchs, Wer’s glaubt, wird selig...<br />
Wer’s nicht glaubt, kommt auch in den<br />
Himmel. Echter, Würzburg, 2012, 174 S.,<br />
CHF 18.90, ISBN 978-3-429-03485-6.<br />
Die Bibel bezeugt es: Gott<br />
liebt alle Menschen, und<br />
zwar voraussetzungslos.<br />
Seine Liebe umgreift in<br />
nie enden<strong>der</strong> Bewegung<br />
Schuld und Versagen <strong>der</strong><br />
Menschen. Selbst <strong>der</strong><br />
Glaube ist nicht Bedingung<br />
dafür, «das Heil zu<br />
erlangen». Darauf vertrauen<br />
zu können ist ein<br />
Geschenk, das diejenigen, die es erfahren,<br />
dazu befähigt, es frei und ohne Zwang<br />
weiterzugeben. Glaube in diesem Sinne ist<br />
eine Weise, mit allen Menschen, die Liebe<br />
Gottes bezeugend, solidarisch zu sein. Sie<br />
steht damit gegen eine Position, Glaube als<br />
Ausschlusskriterium zu verstehen, als – in<br />
letzter und brutaler Konsequenz – Mordmo-
tiv gegen die Ungläubigen. Ein Buch, das<br />
die frohe Botschaft des Evangeliums gegen<br />
Fundamentalismen jeglicher, auch kirchlicher<br />
Couleur erschliesst. Mit den Worten von<br />
Papst Benedikt XVI.: «Gott achtet unsere<br />
Freiheit. Er zwingt uns nicht.»<br />
Hans-Dieter Mutschler, Gemeinsam mehr<br />
von <strong>der</strong> Welt wissen. Zum Verhältnis von<br />
Spiritualität und Naturwissenschaft. Echter,<br />
Würzburg, 2012, 70 S., CHF 14.90, ISBN 989-<br />
3-429-03537-2.<br />
Naturwissenschaft und<br />
Spiritualität liegen weit<br />
auseinan<strong>der</strong>. Brückenschläge<br />
sind schwierig,<br />
aber sie sind möglich.<br />
Während die esoterischen<br />
Ansätze dies auf<br />
direktem Weg anzielen,<br />
indem sie Welt, Seele<br />
und Gott unmittelbar<br />
zur Einheit verschmelzen<br />
und alle Gegensätze<br />
verschwinden lassen, sieht Hans-Dieter<br />
Mutschler nur die Möglichkeit des indirekten<br />
Weges. Eine Vermittlung gelingt höchstens<br />
über Grundhaltungen: über das Staunen,<br />
dass es überhaupt etwas gibt; über die<br />
Sensibilität gegenüber <strong>der</strong> Schönheit; das<br />
Gefühl <strong>der</strong> Dankbarkeit; die Anerkennung<br />
vom Geschenkcharakter <strong>der</strong> Realität. Nur so<br />
sind ein Einan<strong>der</strong>-sich-Öffnen, Begegnung<br />
und wechselseitige Anerkennung möglich.<br />
Timothy Radcliffe, Warum Christ sein. Wie<br />
<strong>der</strong> Glaube unser Leben verän<strong>der</strong>t. Her<strong>der</strong>,<br />
Freiburg i.Br. 2012, 395<br />
S., CHF 32.90, ISBN 978-<br />
3-451-33501-3.<br />
Timothy Radcliffe stellt<br />
sich <strong>der</strong> Frage, was das<br />
Christsein im Kern ausmacht.<br />
Seine Antwort:<br />
Christen haben ein Ziel<br />
vor Augen, an dem sie<br />
sich ausrichten: Gott.<br />
Und das hat Konse-<br />
KALEIDOSKOP<br />
quenzen für das Leben im Hier und Heute.<br />
Dabei geht es nicht zuerst um Moral und<br />
Regeln. Vielmehr beruft das Evangelium<br />
Menschen mitten in einer von Katastrophenszenarien<br />
geprägten Zeit zu einer aussergewöhnlichen<br />
Hoffnung, zu Freiheit<br />
und Lebensfreude und zu einem beson<strong>der</strong>en<br />
Mut. Der internationale Bestseller<br />
jetzt auf Deutsch.<br />
THEOLOGIE<br />
Walter Moster, Jesus Christus – wahrer Gott<br />
und wahrer Mensch. Zwei Vorlesungen und<br />
ein Vortrag zur Christologie. Theologischer<br />
Verlag, Zürich, 2012, 199 S., CHF 38.–, ISBN<br />
978-3-290-17620-4.<br />
Walter Mostert, Professor<br />
für Fundamentaltheologie<br />
und Hermeneutik<br />
von 1977 bis 1995<br />
an <strong>der</strong> Universität Zürich,<br />
spannt in diesem<br />
Buch einen weiten Bogen<br />
von den Texten<br />
über Jesus in den vier<br />
Evangelien über die<br />
paulinischen Briefe bis<br />
hin zu den grossen Bekenntnissen <strong>der</strong> Alten<br />
Kirche, beson<strong>der</strong>s dem Bekenntnis von<br />
Chalcedon. Er zeichnet die Texte, die von<br />
Jesus berichten, umsichtig nach und interpretiert<br />
den Glauben an Jesus Christus kritisch.<br />
Die Person Jesu nimmt in diesem Buch<br />
eine konturierte Gestalt an.<br />
LITURGIE<br />
Gunda Brüske, Josef-Anton Willa (Hrsg.),<br />
Im Namen... Amen. Liturgie in Stichworten.<br />
Paulusverlag, Fribourg, 2012, 112 S.,<br />
CHF 15.80, ISBN 978-3-7228-0823-9.<br />
Lie<strong>der</strong> und Gebete, Gesten und Gebärden,<br />
Geräte und Gewän<strong>der</strong> – die Liturgie ist ein<br />
Fest <strong>der</strong> Sinne: bildhaft, konkret, lebensnah.<br />
Wie aber kommt die Biene in die Liturgie?<br />
73
74<br />
KALEIDOSKOP<br />
Wozu dient das duftende<br />
Öl? Wann läuten die Kirchenglocken...?Wissenswertes<br />
zu Herkunft und<br />
Bedeutung liturgischer<br />
Worte, Zeichen und Handlungen<br />
findet sich in dieser<br />
Stichwort-Sammlung.<br />
Auf verständliche, unkonventionelle<br />
Art eröffnet<br />
sie einen Zugang zur reichen Symbolwelt<br />
<strong>der</strong> Liturgie. Für alle, die den Gottesdienst<br />
besser verstehen und bewusster mitfeiern<br />
möchten.<br />
AUTOBIOGRAPHIE<br />
Tony Schumacher, Was ich als Kind erlebt.<br />
Klöpfer & Meyer, Tübingen, 2010, 227 S.,<br />
CHF 21.50, ISBN 978-3-940086-58-7.<br />
bgz. Als Kin<strong>der</strong>- und Jugendschriftstellerin<br />
mit<br />
deutlich erkennbaren pädagogischen<br />
Absichten<br />
begeisterte die Autorin<br />
Tony Schumacher (1848–<br />
1931) ein grosses Publikum.<br />
Mit Glück findet<br />
man ihre Bücher mit<br />
schön gestalteten Titelbil<strong>der</strong>n<br />
heute auf dem<br />
Flohmarkt. In dieser 1901 erschienenen Autobiographie<br />
schil<strong>der</strong>t sie ihr Aufwachsen<br />
als Tochter des Generals Fidel von Baur-Breitenfeld<br />
in Ludwigsburg. Die anrührenden<br />
Szenen wirken nie belanglos. Ein aufschlussreiches<br />
Zeitgemälde.<br />
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Jesper Juul, Das Familienhaus. Wie Grosse<br />
und Kleine gut miteinan<strong>der</strong> auskommen.<br />
Kösel, München, 2012, 2. Aufl., 221 S., 24.50,<br />
ISBN 978-3-466-30920-7.<br />
Der neue Bestseller des dänischen Querdenkers:<br />
ein hinreissendes Plädoyer dafür, sich<br />
mit Enthusiasmus und Gelassenheit auf das<br />
Abenteuer Familie einzulassen.<br />
Um die entscheidendenGrundlagen<br />
des Elternseins<br />
aufzuzeigen, beleuchtet<br />
Jesper Juul alle Phasen<br />
im Leben mit Kin<strong>der</strong>n<br />
von <strong>der</strong> Geburt bis zur<br />
Pubertät. Beson<strong>der</strong>e<br />
Aufmerksamkeit widmet<br />
<strong>der</strong> Bestsellerautor <strong>der</strong> Paarbeziehung.<br />
Denn kaum etwas hat mehr Einfluss auf die<br />
Zufriedenheit in <strong>der</strong> Familie als die Atmosphäre<br />
zwischen den Erwachsenen. Das<br />
Buch bietet damit die Quintessenz von Juuls<br />
Sicht auf Erziehung.<br />
Abtprimas Notker Wolf, Jetzt ist die Zeit für<br />
den Wandel. Nachhaltig leben – für eine<br />
gute Zukunft. Her<strong>der</strong>, Freiburg i.Br., 2012,<br />
195 S., CHF 24.50, ISBN 978-3-451-32454-3.<br />
Lebensmittelskandale,<br />
Naturkatastrophen, Börsenabstürze.<br />
Notker Wolf<br />
sagt, warum es so nicht<br />
weitergeht und wie wir<br />
die Umkehr schaffen. Wir<br />
müssen unser Leben<br />
nachhaltig verän<strong>der</strong>n.<br />
Nachhaltigkeit ist mehr<br />
als eine ökonomisch-ökologische<br />
Balance. Es ist<br />
eine ethische Grundhaltung, eine Lebensweise.<br />
Der Abtprimas beschreibt spirituelle<br />
und praktische Wege zur Lösung <strong>der</strong> drängendsten<br />
Herausfor<strong>der</strong>ungen. Sein Prinzip<br />
für ein gerechteres und glücklicheres Leben:<br />
Freiheit durch Verantwortung, Verantwortung<br />
aus Freiheit.<br />
BELLETRISTIK<br />
Katherine Mansfield, Sämtliche Erzählungen<br />
in zwei Bänden. Diogenes, Zürich, 2012,<br />
900 S., CHF 79.90, ISBN 978-3-257-06839-9.<br />
bgz. Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse<br />
2012 mit dem Gastland Neuseeland er-
scheint diese fein ausgestattete<br />
Sammlung <strong>der</strong><br />
Erzählungen <strong>der</strong> Neuseelän<strong>der</strong>in<br />
Katherine<br />
Mansfield (1888–1923).<br />
Ihre oft mit Anton<br />
Če chov verglichene Erzählkunst<br />
strebt in zarten<br />
Bil<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong> Erfüllung<br />
des menschlich<br />
Wesentlichen im gegenwärtigen<br />
Augenblick. So werden ihre Erzählungen<br />
wie «Glück» o<strong>der</strong> «Das Gartenfest»<br />
zur Geschichte dieses Augenblicks. Beson<strong>der</strong>s<br />
ausgeprägt ist ihr Blick für die Miniatur<br />
wie etwa für die kleine Lampe im «Puppenhaus».<br />
Ulrich Becher, Kurz nach 4, Roman. Arco,<br />
Wuppertal, 2012, 264 S., CHF 30.–, ISBN 978-<br />
3-938375-45-7.<br />
bgz. Mit «Kurz nach 4»<br />
von Ulrich Becher wird im<br />
rührigen Wiener Arco<br />
Verlag eine Trouvaille<br />
wie<strong>der</strong> aufgelegt. Die Publikation<br />
des Romans<br />
«Murmeljagd» (2009) hat<br />
den Blick auf den Sohn eines<br />
preussischen Anwalts<br />
und einer Schweizer Pianistin,<br />
<strong>der</strong> in Basel lebte und 1932 von <strong>der</strong><br />
Bücherverbrennung <strong>der</strong> Nazis betroffen<br />
war, gelenkt. 1955 macht sich Franz Zborowsky<br />
mit seinem Fiat von Wien nach Rom<br />
auf. In einer Art Zeitraffer suchen ihn wie<br />
Gespenster die Erinnerungen an die Vorkriegs-<br />
und Kriegszeit auf. Und sogar eine<br />
Schweizer Reisegruppe mit Berner Jodlerkäppis<br />
kommt vor.<br />
Mario Vargas Llosa, Der Traum des Kelten,<br />
Roman. Suhrkamp, Berlin, 2011, 447 S., CHF<br />
35.50, ISBN 978-3-518-42270-0.<br />
bgz. Es war jene Zeit als Grossmächte Konferenzen<br />
über Staaten wie den Kongo abhielten<br />
ohne dass ein Kongolese daran<br />
teilgenommen hätte. Der Peruanische Lite-<br />
KALEIDOSKOP<br />
raturnobelpreisträger<br />
Mario Vargas Llosa beschreibt<br />
das Leben des irischen<br />
Menschenrechtlers<br />
Roger Casement, <strong>der</strong> die<br />
katastrophalen Zustände<br />
im Kongo – Llosa zählt<br />
den belgischen König Leopold<br />
II. neben Hitler und<br />
Stalin zu den grossen Verbrechern<br />
im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
– aus eigener Anschauung kannte. Später<br />
hängte ihn die englische Regierung<br />
wegen Hochverrats. Ein grandioses Plädoyer<br />
für die Freiheit.<br />
Youssef Ziedan, Azazel, Roman. Luchterhand,<br />
München, 2011, 447 S., CHF 32.90,<br />
ISBN 978-3-63087331-2.<br />
In Ägypten war dieser Roman<br />
über das abenteuerliche Leben<br />
des frühchristlichen koptischen<br />
Mönchs Hypa sofort<br />
nach seinem Erscheinen ein<br />
Bestseller. In Alexandria erlebt<br />
Hypa zu welch grausamer<br />
Gewalt Christen fähig sind um<br />
nachher in Palästina auf den Spuren von Jesus<br />
Christus nach den Wurzeln des wahren<br />
Glaubens zu suchen. Das Buch ist ein Plädoyer<br />
für eine undogmatische, lebensbejahende<br />
Religiosität.<br />
GESCHICHTE<br />
Walter Kempowskii, Haben Sie Hitler gesehen<br />
– Haben Sie davon gewusst, Deutsche<br />
Antworten. Knaus, München, 2012, 349 S.,<br />
CHF 28.50, ISBN 978-3-8135-0481-1.<br />
bgz. Nichts gegen seriöse wissenschaftlicheGeschichtsschreibung.<br />
Aber man kann<br />
sich kaum ein aufschlussreicheres<br />
Werk über die Zeit des<br />
Dritten Reiches vorstellen als<br />
Walter Kempowskis Antwortenbuch<br />
auf die lapidaren wie<br />
75
76<br />
KALEIDOSKOP<br />
vieldeutigen Fragen «Haben Sie Hitler gesehen?»<br />
und «Haben Sie davon gewusst?». Er<br />
hat seine Landsleute gefragt und die Antworten<br />
aufnotiert. Vom Schauspieler bis zur<br />
Hausfrau. Aus dem Mosaik <strong>der</strong> Aussagen ergibt<br />
sich das beängstigende Konstrukt einer<br />
diabolischen Epoche.<br />
GEOGRAPHIE<br />
Fergus Fleming, Nach oben – Die ersten<br />
Eroberungen <strong>der</strong> Alpengipfel. Unionsver -<br />
lag, Zürich., 2012, 473 S., CHF 21.90, ISBN<br />
978-3-293-20561-1.<br />
bgz. Diese Rezension über<br />
die Eroberung <strong>der</strong> Alpen<br />
wurde am Gedenktag des<br />
heiligen Godehard geschrieben.<br />
Das passt ausgezeichnet,<br />
denn ein zentraler<br />
Pass <strong>der</strong> Alpen trägt<br />
bis heute den Namen<br />
Sankt Gotthard. Sowieso<br />
erhellt aus <strong>der</strong> Lektüre<br />
dieses fast schon klassisch<br />
zu nennenden Buches über die Entdeckung<br />
<strong>der</strong> Alpen eine bedeutende christliche Konnotation<br />
des Alpengebirges bis hin zum Bischof<br />
von Annecy, <strong>der</strong> 1690 gegen eine hohe<br />
Summe (!) einen bedrohlich gegen das Dorf<br />
vorrückende Gletscher bei Chamonix bändigte.<br />
Lehrreich, vergnüglich und spannend.<br />
Patrick Leigh Fermor, Rumeli – Reisen im Norden<br />
Griechenlands. Dörlemann, Zürich, 2021,<br />
383 S., CHF 36.–, ISBN 978-3-908777-72-4.<br />
bgz. Mehrere Reisebücher<br />
des am 10. Juni<br />
2011 verstorbenen englischen<br />
Schriftstellers<br />
Patrick Leigh Fermor<br />
wurden in <strong>der</strong> Klosterzeitschrift<br />
«<strong>Salve</strong>» begeistert<br />
besprochen.<br />
Mit <strong>der</strong> gleichen Begeisterung<br />
empfiehlt <strong>der</strong><br />
Rezensent auch «Rume-<br />
li» seiner geneigten Leserschaft zur Lektüre.<br />
Es sind Texte, die Myriaden von Lichtjahren<br />
entfernt sind vom finanziell gebeutelten<br />
Griechenland unserer Tage. Zwar sind es<br />
keine Märchen, aber märchenhaft wirkt die<br />
Szenerie bei Fermor häufig genug, wenn er<br />
in seiner unnachahmlichen Art von Hirten,<br />
Hochzeiten und Klöstern erzählt.<br />
Jussi Adler Olsen, Das Alphabethaus, Roman.<br />
dtv premium, 2012, 589 S., CHF 22.90,<br />
ISBN 978-3423-24894-5.<br />
bgz 1944: die britischen<br />
Piloten Bryan und James,<br />
unzertrennliche Freunde<br />
von Kindesbeinen an,<br />
stürzen über deutschem<br />
Territorium ab. Schwerverletzt<br />
nehmen sie als<br />
Geisteskranke die Identität<br />
von deutschen Soldaten<br />
an. In einem Sanatorium im Schwarzwald<br />
wird ihr Leben zur Hölle. Allein die<br />
stimmungsvolle Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Szenen in<br />
<strong>der</strong> Luft zu Beginn des Romans rechtfertigen<br />
den Kauf , dieses Romans mit dem <strong>der</strong><br />
Norweger jussi Adler Olsen wie<strong>der</strong> die Bestsellerlisten<br />
stürmt.<br />
Paul Léautaud, Kriegstagebuch 1939-1945.<br />
Berenberg, Berlin, 2011, 192 S., CHF 33.50,<br />
ISBN 9783-937834-42-9.<br />
bgz. Der Tonfall aus dem von den deutschen<br />
okkupierten Frankreich ist grimmig und<br />
Léautaud vielleicht nicht gerade ein Scheusal<br />
aber ein Ekel ist er durchaus. Und doch<br />
soll man dieses Tagebuch lesen, denn bei<br />
allen menschlichen Defiziten<br />
ist Léautaud geborener<br />
Schriftsteller<br />
mit einer betörend klaren<br />
und faszinierenden<br />
Sprache, die nach dem<br />
Auslesen des Bandes in<br />
jedem Freund <strong>der</strong> Literatur<br />
den Hunger nach<br />
mehr Texten Léautauds<br />
zurücklässt.
HÖRBUCH<br />
Sir Arthur Conan Doyle, Acht Fälle für<br />
Sherlock Holmes – Die komplette Hörspielreihe<br />
des SWR. Audiobuchverlag, Freiburg,<br />
2012, 8 CDs, 432 Min., CHF 35.50, ISBN<br />
3-89964-442-5.<br />
bgz. Als eine Art<br />
Übervater <strong>der</strong> Detektivgeschichten<br />
hat <strong>der</strong> Englän<strong>der</strong><br />
Sir Arthur Conan<br />
Doyle (1859-1930)<br />
im wahrsten Sinne<br />
des Wortes Literaturgeschichte<br />
geschrieben. In dieser Hörbuchbox<br />
bekommt man acht seiner Fälle mit<br />
Sherlock Holmes in spannend arrangierten<br />
Hörspielen vorgesetzt. So gilt es einen<br />
Mordfall in einem Internat aufzuklären, eine<br />
verschwundene Braut zu finden o<strong>der</strong> die<br />
Sicherheit Europas zu gewähren.<br />
Impressum<br />
Herausgeber/Verlag<br />
Kloster Einsiedeln, 8840 Einsiedeln<br />
Redaktion<br />
Kloster, 8840 Einsiedeln<br />
Telefon 055 418 62 92, Fax 055 418 61 12<br />
zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch<br />
www.kloster-einsiedeln.ch<br />
Verantwortliche Redaktoren<br />
Pater Urban Fe<strong>der</strong>er OSB<br />
Erich Liebi<br />
Redaktionelle Mitarbeiter<br />
Susann Bosshard-Kälin, Priorin Irene Gassmann OSB,<br />
Pater Alois Kurmann OSB, Peter Lüthi, Bru<strong>der</strong> Gerold<br />
Zenoni OSB<br />
KALEIDOSKOP<br />
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Weitere Autoren dieser Ausgabe<br />
Nathanael Adank, Pater Benedict Arpagaus OSB,<br />
Pater Cyrill Bürgi OSB, Flurina Decasper, Pater Thomas<br />
Fässler OSB, Verena Huber-Halter, Frater Mauritius<br />
Honegger OSB, Schwester Michaela Portmann OSB,<br />
Mirjam Sidler, Peter Szabó, Therese von Aarburg<br />
Copyright<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. ISSN 1662-9868<br />
Abonnentenverwaltung<br />
Abos, Adressän<strong>der</strong>ungen, usw.: ea Druck + Verlag AG<br />
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