Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Tobias Markgraf<br />
<strong>Mai</strong>k Schneider<br />
didaten Horst Wolling (Rentner aus Baruth/Mark OT Klasdorf, 73 Jahre),<br />
Peter Leese (Rentner aus Luckenwalde, 52 Jahre), Harri Zoberbier<br />
(Rentner aus Luckenwalde, 67 Jahre) und Walter Mierau (Rentner aus<br />
Luckenwalde, 76 Jahre) größtenteils über 65, alle aber über 50 Jahre alt<br />
und bereits Rentner. Der letztgenannte Walter Mierau war auch <strong>auf</strong> Platz<br />
16. der Landesliste mit Kandidaten für <strong>die</strong> Wahl zum Landtag Brandenburg<br />
20<strong>04</strong>.<br />
Zur Kreistagswahl 2008 waren <strong>die</strong> Kandidaten Hans-Jürgen Albrecht<br />
(Kraftfahrer, Jahrgang 1958), Andreas Rupprich (Schlosser, Jg. 1965),<br />
Birgit Albrecht (selbst. Gastronomin, Jg. 1962), Wolfgang-Kurt Andreas<br />
(Galvaniseur, Jg. 1944), Frank Barkowski (arbeitslos, Jg.1970), René<br />
Tusche (Holzbearbeitungsmech., Jg. 1977), Mario Pöhl (Lagerarbeiter, Jg.<br />
1966), Bärbel Redlhammer-Raback (Verkäuferin, Jg. 1954), Guido Höfchen<br />
(arbeitslos, Jg. 1983), Josef Gessler (Rentner, Jg. 1940) und Günther<br />
Stegert (Schlosser, Jg. 1941) auch wieder größtenteils um <strong>die</strong> 50-60<br />
Jahre alt. Lediglich drei Kandidaten waren unter 40 und nur Gessler<br />
(Jüterborg) und Tusche (Am Mellensee) kommen nicht aus Luckenwalde.<br />
HDJ – Aktivitäten im Landkreis<br />
Am 4. November 2006 fand im Gasthaus Zur Eiche in Blankenfelde der<br />
sechste alljährliche „Märkische Kulturtag” der Neonazi-Jugendorganisation<br />
Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) statt. Zwei Journalisten,<br />
<strong>die</strong> darüber berichten wollten, wurden dabei vom Mitveranstalter und<br />
Bundesvorsitzenden Sebastian Räbiger und Friedrich Tinz attackiert und<br />
verletzt. Aufgrund des unkooperativen Verhaltens der Inhaberin der Eiche<br />
Christel Kliemann konnte <strong>die</strong> Polizei mangels Hausrecht das HDJ-Treffen<br />
nicht vorzeitig beenden. So wurde <strong>die</strong> Veranstaltung bis nach Einbruch<br />
der Dunkelheit mit Lagerfeuer, Fackeln und keltischer Musik fortgeführt.<br />
Unter den über 200 Teilnehmern der als „Kulturveranstaltung” bezeichneten<br />
konspirativ geplanten Saalveranstaltung befand sich viel NPD-Prominenz.<br />
So waren David Petereit (NPD-Mecklenburg Vorpommern), Matthias<br />
Wichmann (NPD-Berlin Marzahn-Hellersdorf), Rocco Kilz (NPD Frankfurt/<br />
Oder) und Wolfram Nahrath (Mitveranstalter) vor Ort. Maßgeblich soll<br />
<strong>die</strong>se Veranstaltung vom NPD-Kader Matthias Ridderskamp aus Blankenfelde<br />
organisiert worden sein. Dieser fiel bereits in einer TV-Dokumentation<br />
„…und morgen <strong>die</strong> ganze Welt“ (2001) der Sender arte und NDR<br />
als Referent bei einer Schulung in der NPD-Bundesgeschäftsstelle <strong>auf</strong>.<br />
Ridderskamp war vorher im Bund Vaterlandstreuer Volksgenossen.<br />
Der HDJ-Vorsitzende Räbiger wurde am 12. Dezember 2008 vom Amtsgericht<br />
Zossen wegen des Angriffs zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen<br />
zu je 30 Euro verurteilt. Unter den Prozessbeobachtern befanden sich<br />
mehrere HDJ-Aktivisten wie Rocco Kilz, Frank Klawitter, Denis Tomczek,<br />
Ragnar Dam, führender Kopf der HDJ-Nord und Tino Müller, NPD-Abgeordneter<br />
im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern. Der Anwalt von<br />
Räbiger war der einschlägig bekannte Carsten Schrank.<br />
Ebenfalls in der Einheit Preußen der HDJ sind das Ehepaar Jörg und<br />
Stella Hähnel, <strong>die</strong> seit Ende August in der Gemeinde Am Mellensee leben.<br />
Jörg Hähnel ist Multifunktionär der NPD, er ist Berliner Landesvorsitzender,<br />
Mitglied im Bundesvorstand und Verordneter im Kommunalparlament<br />
von Berlin-Lichtenberg.<br />
66 Te l t o w F l ä m i n g<br />
Thomas Völkel<br />
Ronny Kempe<br />
1 2 3 4<br />
5 6 7 8<br />
Fotos 1 - 8 Neonazis von „Freie Kräfte Teltow-Fläming“<br />
Stella Hähnel ist nicht weniger aktiv als ihr Ehemann. Sie ist im Berliner<br />
NPD-Landesvorstand als Beisitzerin sowie als Pressesprecherin des<br />
Landesverbandes tätig. Zudem ist sie Mitbegründerin des Ring Nationaler<br />
Frauen (RNF), eine bundesweite Unterorganisation der NPD, und wurde<br />
dessen Pressesprecherin.<br />
Das Ehepaar Hähnel war am 9. Oktober 2008 bereits einer Hausdurchsuchung<br />
ausgesetzt. Im Zuge einer bundesweiten Razzia gegen <strong>die</strong> Heimattreue<br />
Deutsche Jugend waren im Landkreis Teltow-Fläming zwei Objekte<br />
durchsucht worden. Das zweite Haus war das der Familie Ridderskamp<br />
in Blankenfelde. Bundesweit wurden fast 100 Büros und Wohnungen<br />
kontrolliert. Mittlerweile ist <strong>die</strong> HDJ verboten.<br />
Reichsbürger<br />
In Zossen sorgten zum Jahreswechsel 2008/<strong>2009</strong> <strong>die</strong> sog. Reichsbürger<br />
für Aufsehen. Dabei handelt es sich um einen Personenkreis um Horst<br />
Mahler. Er glaubt das Deutsche Reich existiere weiterhin und <strong>die</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland sei nicht real. Diese Gruppierung vertritt einen<br />
eliminatorischen Antisemitismus und leugnet zudem den Holocaust.<br />
Dafür werden sie regelmäßig von der Justiz verurteilt.<br />
Mit Rainer Link und Gerd Walther leben in Zossen gleich zwei Vertreter<br />
<strong>die</strong>ser Gruppierung. Als Vertreter der Stadt Zossen in der Berliner Straße<br />
11 im Jahr 2008 zwei Stolpersteine verlegen wollte, stürmte Link aus<br />
seinem Internetcafe Me<strong>die</strong>nkombinat, attackierte <strong>die</strong> Gruppe zunächst<br />
verbal und einen Journalisten dann auch mit Fäusten als <strong>die</strong>se <strong>die</strong> Steine<br />
nicht wieder entfernen wollten. Ein Me<strong>die</strong>necho folgte vor allem in der<br />
lokalen Presse, Link reagierte mit zwei eigenen Faltblättern, der SCHMAZ,<br />
in der er u.a. schreibt, „wenn ich gewußt hätte, dass in dem Haus jemals<br />
Juden gewohnt haben, hätte ich das Objekt niemals gek<strong>auf</strong>t.“ Zudem<br />
versuchte er <strong>die</strong> Steine mit einem Bierkasten, später einem Weihnachtsbaum<br />
zu verdecken. Solidaritätsbekundungen aus der extrem rechten<br />
Szene blieben nach <strong>die</strong>sen Aktionen nicht aus. Neben zahlreichen<br />
Beiträgen in Internetforen verteilten Mitglieder der FKTF bei ihrer Störaktion<br />
am 17. Dezember 2008 <strong>die</strong> SCHMAZ und es gab mehrere Besuche<br />
der örtlichen DVU, u.a. am 2. Dezember (durch Andreas Klar) und 7.<br />
Dezember 2008 (u.a. mit Horst Mahler und Birgit Fechner (DVU) bei einer<br />
„Vernissage“ in Links Internetcafe).<br />
Das Me<strong>die</strong>nkombinat war aber bereits vor dem Vorfall Treffpunkt für<br />
lokale Neonazis. Bereits am 16. März 2007 trafen sich im Me<strong>die</strong>nkombinat<br />
Neonazis aus dem Landkreis, damals zu einem Vernetzungstreffen<br />
der FKTF. Ein 16-jähriger Punk wurde dabei <strong>auf</strong> dem Nachhauseweg<br />
von Teilnehmern attackiert. Dem Betroffenen wurde <strong>die</strong> Jacke zerstört,<br />
Gegenstände geraubt und Prellungen zugefügt. Immer wieder finden dort<br />
auch <strong>2009</strong> Feiern und Veranstaltungen statt, bei denen sich bekannte<br />
Neonazis <strong>auf</strong>halten.<br />
Der ebenfalls „justiziell geprüfte Holocaustleugner“ Gerd Walther produzierte<br />
zwar nicht reihenweise Schlagzeilen, ist aber auch nicht unaktiv. Er<br />
ist bei jeder Neonazi-Aktion in Zossen dabei, war bei einer Veranstaltung<br />
der NPD in Berlin-Treptow am 18. August 2008 und landete zuletzt im<br />
Krankenhaus, als er eine Veranstaltung von Jürgen Elsässer im Januar<br />
<strong>2009</strong> in Kreuzberg besuchen wollte.