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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

Daniel Teich Marty Gansekow Mario Schäfer Olaf Ernst Christian Steffen Markus Frank Neubauer<br />

Christof Schack Michael Brumme Dennis Härtel Kay Neubauer Tobias Gröper Michael Skupin<br />

Die Versuche anderer aktionsorientierter Neonazis sich zu organisieren<br />

waren eher bedeutungslos und kurzweilig. Recht schnell entfalteten <strong>die</strong>se<br />

keine außenwirksamen Aktivitäten mehr. Zu nennen wären hier <strong>die</strong> Skinheads<br />

Jüterbog <strong>die</strong> lediglich im April 2007 mit Aufklebern in Erscheinung<br />

traten und <strong>die</strong> sog. Kameradschaft Wolfsbluth um Daniel Teich, Christian<br />

Steffen, Jeff Neidek und Tobias Gröper, <strong>die</strong> am 3. Juli 2007 einmalig<br />

Flugblätter in Rangsdorf verteilten.<br />

NPD<br />

Die Geschichte der NPD in Teltow-Fläming ist bisher keine sonderlich<br />

erfolgreiche. Regionale Strukturen gibt es defacto nicht, mit Ausnahme<br />

eines lediglich formal existenten „Stützpunkts Ludwigsfelde“. Seit jeher<br />

wird der Landkreis von anderen Verbänden „mitverwaltet.“ Bis Ende<br />

2007 gehörte Teltow-Fläming noch zum NPD-Kreisverband Havel-Nuthe.<br />

Damals war <strong>die</strong> Situation derart schlecht, dass <strong>die</strong> wenigen Aktionen der<br />

Partei im Landkreis von außerhalb geplant werden mussten und in einem<br />

Aktionsbericht über eine NPD-Flyeraktion in Blankenfelde-Mahlow noch<br />

hervorgehoben wird, dass „auch ortsansässige“ Verteiler beteiligt gewesen<br />

seien. Bei <strong>die</strong>ser Aktion wurden am 11. März 2007 mehrere hundert<br />

antisemitische A4-Flugblätter in Briefkästen des Ortes gesteckt.<br />

Als Anfang 2008 <strong>die</strong> NPD-Dahmeland entstand, wurde <strong>die</strong> regionale<br />

Zuständigkeit abgegeben und es wurde im Internet noch großspurig der<br />

„Ausbau der örtlichen Strukturen in und um Lübben, Zossen, Luckenwalde,<br />

Ludwigsfelde und Jüterborg“ angekündigt. Davon ist bisher nichts zu<br />

bemerken.<br />

Die Aktivitäten im Wahlkampf gingen allerdings im entscheidenden Maße<br />

von den „Freien Kräften“ aus. Ohne <strong>die</strong>se wäre ein NPD-Wahlkampf in<br />

Teltow-Fläming gar nicht vorstellbar gewesen. Vermutlich wohlwissend um<br />

den Tätigkeitsschwerpunkt der FKTF im Norden von Teltow-Fläming wurde<br />

ein Schwerpunktwahlkampf in Ludwigsfelde durchgeführt. Die NPD-Dahmeland<br />

und <strong>die</strong> FKTF begannen deswegen auch mit einer gemeinsamen<br />

Kundgebung in Ludwigsfelde am 12. April 2008 den Wahlkampf im<br />

Landkreis. Wahlabsprachen mit der DVU sorgten dafür, dass <strong>die</strong> NPD<br />

dort exklusiv als Neonazi-Partei antrat und letztlich auch einen Sitz in der<br />

Stadtverordnetenversammlung erhielt.<br />

Dieser Abgeordnete sorgte jedoch schon im Januar <strong>2009</strong> für einen<br />

handfesten Skandal und legte sein Mandat nieder. Der 18-jährige Thomas<br />

Völkel war dabei erwischt worden, wie er mit selbstgemachtem Falschgeld<br />

bezahlen wollte. Vonseiten der NPD wurde der 25-jährige Koch<br />

Ronny Kempe als Nachfolger angekündigt.<br />

Kempe gehört zum Umfeld der FKTF und<br />

war bei beiden Neonazi-Kundgebungen<br />

im Januar und Februar <strong>2009</strong><br />

in Zossen Teilnehmer. Völkel<br />

fiel lediglich als Teilnehmer<br />

von NPD-Veranstaltungen<br />

<strong>auf</strong>, z.B. am 8. <strong>Mai</strong> 2008 und<br />

am 23. August 2008 jeweils in<br />

Berlin-Neukölln. Im Ludwigsfelder<br />

Lokalparlament fielen beide<br />

hingegen bisher nicht durch Akti-<br />

Neonazi-Propaganda<br />

aus dem Landkreis<br />

vitäten <strong>auf</strong>, eine wünschenswerte Isolierung durch <strong>die</strong> anderen Parteien<br />

findet aber leider auch nicht statt.<br />

Ein eigener regionaler Stammtisch aus NPD und Freien Kräften in<br />

Ludwigsfelde wurde Mitte 2008 vor allem aus mangelnder Beteiligung<br />

zugunsten eines gemeinsamen Stammtisches in Königs Wusterhausen<br />

<strong>auf</strong>gegeben. Zum NPD-Sympathisantenkreis in Ludwigsfelde sind zudem<br />

Stefan Janos Balogh, David Fengler, Stephan Hendrich, Stefan Gemmel,<br />

Christian Marks, Andreas Zimmermann, <strong>Mai</strong>k Pohl, Jens Tittmar<br />

zuzurechnen.<br />

Ansonsten gilt Teltow-Fläming als Rückzugsraum für NPD-AktivistInnen<br />

aus der Hauptstadt, wie Jörg & Stella Hähnel und Matthias Ridderskamp.<br />

Zudem arbeitet der NPD-Abgeordnete aus dem Kreistag Havelland<br />

<strong>Mai</strong>k Schneider in Luckenwalde als Kinderpfleger.<br />

DVU<br />

Im Vergleich zur lokalen NPD tritt der DVU-Kreisverband Teltow-Fläming,<br />

entgegen dem bundesweiten Trend, zwar häufiger in Aktion, jedoch ebenfalls<br />

<strong>auf</strong> einem niedrigem Niveau und fast ausschließlich <strong>auf</strong> Wahlkampfzeiten<br />

beschränkt.<br />

Die DVU war bereits vor der Kommunalwahl 2008 im Kreistag Teltow-Fläming<br />

mit einem Sitz vertreten. Die Verkäuferin aus Luckenwalde Bärbel<br />

Redlhammer-Raback entfaltete jedoch keine Aktivität. Sie stellte in den<br />

ganzen fünf Jahren ihrers Kreistagsmandats lediglich fünf Anfragen – einer<br />

davon <strong>die</strong>nte der Anti-Antifa-Recherche.<br />

Dennoch gelang es der DVU 2008 ihr Ergebnis in Teltow-Fläming auszubauen,<br />

neben ihrem Kreistagssitz ist <strong>die</strong> DVU nun auch im Stadtparlament<br />

von Jüterbog mit Josef Gessler und in Luckenwalde mit Birgit<br />

Albrecht vertreten. Birgit Albrecht ist nicht nur <strong>die</strong> Frau vom Vorsitzenden<br />

des Kreisverbandes Jürgen Albrecht aus Luckenwalde, sondern bietet mit<br />

ihrer Gastwirtschaft Beelitzer Hof, in Luckenwalde auch einen Treffpunkt<br />

für den lokalen DVU-Stammtisch, der jeden zweiten Sonntag im Monat<br />

stattfindet.<br />

Als negativer Höhepunkt der Aktivitäten der DVU im Landkreis dürfte eine<br />

am 25. September 2007 klandestin geplante Saalveranstaltung der DVU-<br />

Landesverbände Berlin und Brandenburg gelten. In einem Saal in Dahme<br />

waren knapp 200 Anhänger der extrem rechten Partei angereist, darunter<br />

der damalige Bundesvorsitzende Gerhard Frey. In Reden hetzten <strong>die</strong><br />

Anwesenden gegen Israel und <strong>die</strong> USA, den EU-Beitritt der Türkei sowie<br />

Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland.<br />

Ansonsten lassen sich <strong>die</strong> DVU-Aktivitäten reduzieren <strong>auf</strong><br />

Wahlwerbung und Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag.<br />

Im Jahr 2008 wollen DVU-AktivistInnen<br />

nach eigenen Angaben in Halbe, Dahme/<br />

Mark, Luckenwalde, Gottow, Stülpe und<br />

Jüterborg so der Wehrmacht und anderen<br />

lediglich „deutschen Toten“ gedacht<br />

haben.<br />

Das Problem der Überalterung<br />

innerhalb der DVU wird auch in<br />

Teltow-Fläming deutlich. So waren<br />

<strong>die</strong> vorletzten Kreistagswahlkan-<br />

Te l t o w - F l ä m i n g 65

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