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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

Heinrich aus Schöneiche weggezogen, hält aber immer noch Kontakt zu<br />

seinen Kameraden in der Heimat.<br />

NPD-Ortsgruppe<br />

Am 20. April 2007 (Hitlers Geburtstag) gründete sich in Schöneiche eine<br />

NPD-Ortsgruppe und wählte Florian Stein zum Vorsitzenden. Die Gründungsveranstaltung<br />

musste <strong>auf</strong> Grund des Protestes zahlreicher Schöneicher<br />

BürgerInnen und AntifaschistInnen spontan nach Woltersdorf<br />

verlegt werden. Der Student, Jahrgang 1983, der seit mindestens 2006<br />

Mitglied der NPD ist, bewarb sich 2007 als „Koordinator gegen Fremdenfeindlichkeit,<br />

Antisemitismus, Rassismus und Gewalt“ und 2008 für <strong>die</strong><br />

Vorschlagsliste der Gemeinde Schöneiche zur Wahl der SchöffInnen.<br />

Der „Zweite Mann“ der NPD-Schöneiche scheint <strong>Mai</strong>k Brämer zu sein. Er<br />

zog zwar erst 2005 von Berlin nach Schöneiche, hatte aber schon seit<br />

mindestens 2003 enge Kontakte zur damaligen Kameradschaft Oder-<br />

Spree und stand 2008 kurzzeitig als Verantwortlicher im Impressum der<br />

Homepage der NPD-Schöneiche. Der gelernte Tischler aus demselben<br />

Jahrgang wie Stein, kann als so etwas wie ein Bindeglied zwischen der<br />

Szene in Schöneiche und Berliner KameradInnen betrachtet werden.<br />

Zuzurechnen sind der NPD-Ortsgruppe ungefähr 15 Personen um einen<br />

festen Kern, bestehend aus Stein, Brämer, Bischoff und Andreas Kavalir.<br />

Letzterer ist ebenfalls aus Berlin in <strong>die</strong> Region gezogen und zwar nach<br />

Woltersdorf. Der ausgebildete Landschaftsgärtner und seine Freundin<br />

Antje Kottusch traten zur Wahl der Gemeindevertretung Woltersdorfs an,<br />

bei der Kavalir ein Mandat erringen konnte. Die beiden geben sich nach<br />

außen hin bieder und bürgernah, argumentieren aber offen rassistisch.<br />

So meldete er in Woltersdorf eine Kundgebung vor einer Schule (unter<br />

dem Motto „Heimatgefühl stärken - Deutsche Kultur fördern“) an, <strong>die</strong> sich<br />

gegen das Projekt Klangwerkstatt wandte. Verlangt wurde, mit den Kindern<br />

keine afrikanische oder asiatische Musik mehr zu spielen, sondern<br />

nur noch deutsche. Wörtlich hieß es:“ Wir wollen keine Exoten“. Kavalir,<br />

Kottusch und weitere NPD-AktivistInnen waren auch bei der Störung<br />

des jüdischen Laubhüttenfestes am 19. Oktober anwesend, bei der sich<br />

<strong>die</strong> beiden beleidigend gegenüber den Feiernden äußerten. Die Polizei<br />

ermittelte, ob eine strafrechtliche Relevanz der Äußerungen bestand.<br />

Auch bei Demonstrationen, wie z.B. am 6. Dezember 2008 in Berlin-Lichtenberg,<br />

war der Gemeindevertreter zu finden. Ganz in schwarz, dem Look<br />

des nationalen „Black Block“, und mit germanischen Runen geschmückt<br />

war er dort zu sehen. Die rechte Szene Schöneiches hält Kontakte nach<br />

Königs Wusterhausen, Franken (Bayern), in den Barnim, zu den Hooligans<br />

des FFC Viktoria in Frankfurt/Oder und nach Berlin.<br />

Politische Vorgehensweisen<br />

Wenige Tage nach der Gründung gingen <strong>die</strong> NPD-AktivistInnen in <strong>die</strong> Vollen:<br />

Sie verteilten Flugblätter in der Region sowie „Schulhof-CDs“ und Propaganda<br />

vor den Schulen. Das Stecken von Zeitungen und Flugblättern<br />

geht bis heute kontinuierlich weiter und erreichte vor der Kommunalwahl<br />

im Herbst 2008 einen vorläufigen Höhepunkt. Es konnten <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Weise<br />

einige Jugendliche beeinflusst und der NPD zugeführt werden.<br />

Die Strategie der NPD in Schöneiche besteht <strong>auf</strong> der einen Seite aus einer<br />

betont bürgernahen Politik. Es wird Müll im Spreewaldpark <strong>auf</strong>gesammelt,<br />

Flugblätter gegen <strong>die</strong> Schließung der Schule in Woltersdorf verteilt und<br />

gegen Graffiti und Kriminalität agitiert. Populistische Parolen wie „NPD<br />

– <strong>die</strong> Partei für Recht und Ordnung“ finden sich <strong>auf</strong> ihrer Homepage.<br />

Andererseits traten NPDler aus Schöneiche im „Black Block“ - Outfit der<br />

„Autonomen Nationalisten“ bei Demonstrationen <strong>auf</strong>, wie z.B. Stein,<br />

Bischoff und Brämer, und riefen zur Störung der jüdischen Feste in Schöneiche<br />

<strong>auf</strong>. Auch <strong>auf</strong> <strong>die</strong> lokale Antifa haben sich <strong>die</strong> Neonazis eingeschossen.<br />

Verzweifelt und mit allen schlechten Tricks versuchen sie nachzuweisen,<br />

dass „<strong>die</strong> Antifa“ eine Terrororganisation sei und verboten gehörte.<br />

Antisemitismus<br />

Die Hauptantriebskraft der NPD Schöneiche liegt in einem wahnhaften<br />

Antisemitismus. Vor allem der Integrationsverein Schtetl wird von<br />

ihnen angefeindet. In ihm sind vor allem JüdInnen aus der ehemaligen<br />

Sowjetunion organisiert. Bereits 2003 wurde der Auftritt des Schtetl beim<br />

Heimatfest in Schöneiche von einer größeren Gruppe Neonazis um <strong>die</strong><br />

Kameradschaft Oder-Spree gestört. 2007 tauchten erstmals Neonazis der<br />

frisch gegründeten Ortsgruppe der NPD beim jüdischen Laubhüttenfest<br />

André Herbon DVU-Kandidat<br />

aus Petershagen-Eggersdorf<br />

Thomas Heinrich (links) mit dem Neonazi-Liedermacher<br />

Michael Müller (am 29. <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> an Krebs verstorben)<br />

Florian Stein Andreas Kavalir<br />

NPD-KandidatInnen im Landkreis Oberhavel<br />

Manuela Kokott Gerd Wagner Lars Beyer<br />

Kevin Bischoff<br />

Klaus Beier<br />

DIe Mannschaft des NPD-KV-Oderland: obere Reihe v.l. Klaus Beier, Lars Beyer, unbekannt, <strong>Mai</strong>k<br />

Brämer untere Reihe v.l. Kevin Bischoff, Gerd Wagner, Florian Stein<br />

„Sukkot“ <strong>auf</strong>. Im Dezember des selben Jahres wurde versucht das „Chanukka“-Fest<br />

zu stören. 2008 waren <strong>die</strong> beiden Feste wieder Störungsversuchen<br />

der Neonazis ausgesetzt. Ein weiteres Ziel militanter AntisemitInnen<br />

in Schöneiche ist das Mahnmal für <strong>die</strong> ermordeten Schöneicher<br />

JüdInnen zwischen 1933 und 1945. Der Stein wurde schon mehrfach<br />

geschändet: 2005, Januar 2008 und Oktober 2008. Im November 2008<br />

wurden <strong>die</strong> am 9. November niedergelegten Kränze und Blumen zerstört.<br />

Auch wenn <strong>die</strong>se Taten bis jetzt nicht der NPD direkt nachgewiesen<br />

werden konnten, so ist <strong>die</strong>se jedoch zumindest mitverantwortlich für das<br />

politische Klima in dem <strong>die</strong>ses geschehen konnte. Auch in ihren Texten<br />

findet sich antisemitische Propaganda zuh<strong>auf</strong>. Sie hetzen gegen JüdInnen<br />

in Schöneiche, gegen den angeblich jüdisch dominierten Kapitalismus<br />

und den Staat Israel.<br />

S c h ö n e i c h e 63

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