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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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Potsdamer Neonazi und Tobias Markgraf (vorne)<br />

erschien Anfang 2008 und wurde sofort indiziert. Danach wurde <strong>die</strong> Band<br />

vermutlich <strong>auf</strong>gelöst. Die erste bedeutende Veröffentlichung der Band<br />

Cynic war 2006 eine Split-EP namens „Die Söhne Potsdams“ gemeinsam<br />

mit Redrum. Im Jahr dar<strong>auf</strong> folgte <strong>die</strong> zweite Split-EP zusammen mit Lost<br />

Souls und Bloodshed. Bemerkenswert sind hierbei vor allem <strong>die</strong> personellen<br />

Überschneidungen der Bands. Im letzten Jahr wuchs Cynic <strong>auf</strong> fünf<br />

Mitglieder an und veröffentlichte <strong>auf</strong> PC-Records (Chemnitz) das erste<br />

Album namens „Wach endlich <strong>auf</strong>“. Inhaltlich drehen sich ihre Songs um<br />

„Kinderschänder“, Repression, Autofahren unter Alkoholeinfluss, Umweltzerstörung,<br />

Rudolf Heß und Liebesballaden. Zu ihren neusten Veröffentlichungen<br />

gehören zwei Lieder <strong>auf</strong> dem Anfang <strong>2009</strong> erschienen Sampler<br />

„Berlin Brandenburg 2“.<br />

Nach einem szeneinternen Streit wegen angeblicher zunehmender Kommerzialisierung<br />

um V7-Records ist das sächsische Label PC Records zur<br />

neuen musikalischen Heimat der meisten Potsdamer Bands geworden.<br />

Eine weitere sehr junge Potsdamer Band ist Preussenstolz. Diese spielen<br />

mehr oder weniger dilettantisch ihre Instrumente und haben sie nach eigenen<br />

Angaben, von besagtem „William“ erlernt. Gründungsmitglieder<br />

der anfangs nur aus drei Personen<br />

bestehenden Band sind u.a. Manuel Baruth und Daniel<br />

Hintze. Eine Demo-CD veröffentlichten sie im März<br />

<strong>2009</strong> <strong>auf</strong> Odinseye, einem Label und Ladengeschäft<br />

in Sachsen-Anhalt. Preussenstolz traten schon bei<br />

vielerlei Konzerten <strong>auf</strong> u.a. in Berlin (vorher <strong>auf</strong>gelöst),<br />

Eberswalde und Genthin mit Bands wie Cynic und den<br />

Barbaren.<br />

Neben der Musik betätigen sich Potsdamer Neonazis<br />

auch im sportlichen Bereich. So wurde Ende 2008<br />

eine Schul-Sporthalle gemietet und in ihr nicht nur der<br />

örtliche JN-Stützpunkt gegründet, sondern auch Fußball<br />

gespielt. Am 12. Juli 2008 fand ein „nationales Fußballturnier“, veranstaltet<br />

von den Freien Kräften Teltow-Fläming in Dabendorf (TF) statt. Dabei<br />

bildeten u.a. Sebastian Glaser, Tobias Markgraf, Manuel Baruth, Dennis<br />

Helmstedt und Thomas Pecht zusammen mit dem Leipziger Istavan<br />

Repaczki ein eigenes Team.<br />

Wenn <strong>die</strong> jungen Potsdamer Neonazis feiern gehen wollen, so nutzen sie<br />

vor allem <strong>die</strong> umliegenden dörflichen Jugendklubs. Im Jugendklub Fahrland<br />

verbringen u.a. Benjamin Oestereich, Paul Enderling, Paddy Bohm<br />

und Tino Nindelt ihre Freizeit. Auch der Jugendklub Caputh kann mit „Prominenz“<br />

<strong>auf</strong>warten, so ist Tim Borowski dort sehr gut eingebunden und<br />

an verschiedensten Aktivitäten beteiligt wie z.B. dem Projekt „Brandenburg<br />

- das bist du uns wert“ (gefördert durch das Bundesministerium für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Land Brandenburg). Bei<br />

<strong>die</strong>sem Projekt befassen sich Gruppen von Jugendlichen jeweils damit,<br />

was ihnen an ihrer Region gefällt und was verändert werden müsste.<br />

Dabei heckte <strong>die</strong> lokale Caputher Gruppe <strong>die</strong> Idee aus, Kindern <strong>auf</strong> dem<br />

nächsten Kinderfest im Sommer <strong>2009</strong> „Werte“ näher bringen zu wollen.<br />

60 P o t s d a m<br />

fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

v.l.n.r Jens Zimmer, Sebastian Glaser, Dennis Raab (rechts) Jens Zimmer (l.) und Jan Sebastian Wolter<br />

Günther Schwemmer (verstorben <strong>Mai</strong> 09)<br />

Wie <strong>die</strong>se aussehen, ist gut vorstellbar angesichts der sonstigen Aktivitäten<br />

Borowskis. Dazu gehört beispielsweise das Abfilmen von antifaschistischen<br />

Protesten gegen Neonazidemonstrationen und <strong>die</strong> bundesweite<br />

Teilnahme an zahlreichen Aufmärschen. Sollte ihnen das Abhängen in<br />

Jugendklubs einmal zu langweilig werden, weichen <strong>die</strong> Neonazis gerne<br />

<strong>auf</strong> den Musicparc Teltow aus. Im Umfeld des Musicparcs gab es schon<br />

mehrfach Übergriffe <strong>auf</strong> Punks oder vermeintlich linke Jugendliche.<br />

Aber auch „Volksfeste“, Open-Air-Events, Weihnachtsmärkte oder nur ein<br />

schlichter „Rummel“ scheinen Neonazis anzuziehen. Die mit Abstand<br />

größte Ansammlung an Neonazis aus den ostdeutschen Bundesländern<br />

bildet das Baumblütenfest in Werder/Havel. Dort treffen sich ungestört<br />

große Gruppen an Neonazis und dominieren ab den späten Nachmittagstunden<br />

das Volksfest.<br />

DVU in Parlamenten, NPD <strong>auf</strong> den Straßen<br />

Brandenburg gehört laut des „Deutschlandpaktes“ zu den Wahlbezirken<br />

der DVU. Bei den letzten Kommunalwahlen 2008 konnten sie in Potsdam,<br />

wie auch Potsdam-Mittelmark ihre Mandate verteidigen.<br />

Eine Besonderheit kann in der Doppelmitgliedschaft des<br />

im <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> verstorbenen Stadtratmitglieds Günther<br />

Schwemmer gesehen werden. Das DVU Mitglied hatte<br />

gleichzeitig auch ein Parteibuch der NPD und war Sprecher<br />

der Kontinent Europa Stiftung (KES). Diesem Fakt ist es<br />

vermutlich auch geschuldet, dass <strong>die</strong> Potsdamer DVU<br />

keinerlei Berührungsängste gegenüber den so genannten<br />

„Freien Kameradschaften“ hat. Besonders aktiv in <strong>die</strong>ser<br />

Schnittmenge sind <strong>die</strong> verhältnismäßig jungen DVUler<br />

Marcel Guse (29), wie auch Carsten Schicke. Letzterer ist<br />

im Umfeld der Autonomen Nationalisten Potsdam aktiv. Er<br />

nimmt regelmäßig an Aufmärschen teil und trat zur Kommunalwahl<br />

2008 als Kandidat für <strong>die</strong> DVU an.<br />

Mit Schwemmer, Liane Hesselbarth und dem Hamburger Kameradschaftskader<br />

Christian Worch hielt <strong>die</strong> DVU am 20. September 2008 eine<br />

Kundgebung <strong>auf</strong> dem Luisenplatz in Vorbereitung <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Wahlen ab. Bis<br />

dahin organisierte <strong>die</strong> DVU auch in ihrem vorherigen Wahlkampf keine<br />

„Großveranstaltungen“ <strong>die</strong>ser Art und erreichte ihr Zielpublikum nur durch<br />

Plakate und Flyer. Außerdem machte sie durch eine Einladung Udo Voigts<br />

ins Stadthaus <strong>auf</strong> sich <strong>auf</strong>merksam. Dort sollte er ein Grußwort an <strong>die</strong><br />

Stadtverordnetenversammlung richten, was ihm jedoch mittels bürokratischer<br />

Kniffe verwehrt wurde.<br />

In soziokulturellen Kreisen war <strong>die</strong> DVU bisher nicht präsent. Potsdamer<br />

Neonazis setzen mehr <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Politik der NPD oder schließen sich eher<br />

den „Freien Kräften“ in Sachsen an, als bei einer DVU-Kundgebung in<br />

Potsdam präsent zu sein. Deutlich wird <strong>die</strong>s besonders durch einen<br />

Interneteintrag der „Freien Kräfte Leipzig“, der <strong>die</strong> gemeinsame Gründung<br />

eines JN- Stützpunktes in Potsdam am 9. November 2008 publik machte.<br />

Zu <strong>die</strong>ser Feierlichkeit wurde eine Sporthalle angemietet und <strong>die</strong> säch

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