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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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Karl-Heinz Burkhardt Stefan Lux Fritz Liebenow<br />

Matthias Wichmann Bettina Bieder, arbeitet in der<br />

NPD-Bundeszentrale<br />

lich. Salomon, Jahrgang 1952, gilt als Urgestein der NPD. Er gehört dem<br />

Bundesvorstand der NPD an und ist Pressesprecher des Landesverbandes<br />

Brandenburg. Die Zeitung wird nicht offen verteilt, sondern muss über<br />

<strong>die</strong> NPD-Strukturen bezogen werden.<br />

Im Gegensatz zum Zündstoff wird das seit 2007 durch den Berliner NPD-<br />

Landesverband herausgegebene Faltblatt Weiterdenken! - Mitteilungsblatt<br />

der NPD Berlin breiter vertrieben. Bei den ersten beiden Ausgaben<br />

wurde für <strong>die</strong> Bezirke, in denen <strong>die</strong> NPD in der Bezirksverordnetenversammlung<br />

(BVV) vertreten ist, eine Extra-Version gedruckt. Seit der dritten<br />

Ausgabe im Jahr 2008 wird ein für Berlin einheitliches Informationsblatt<br />

mit Berichten aus allen Bezirken herausgegeben. In den Artikeln des<br />

Faltblattes wird unter anderem über <strong>die</strong> Anträge der NPD in den Berliner<br />

BVVen berichtet. Das Blatt, das laut NPD in einer Auflage von 500.000<br />

herausgegeben wird, wird bei Informationstischen und durch Briefkastensteckaktionen<br />

verteilt. Eine flächendeckende Versendung oder Verteilung<br />

findet jedoch in den Bezirken nicht statt. Verantwortlicher im Sinne des<br />

Presserechtes ist der NPD-Multifunktionär Jörg Hähnel.<br />

Im Oktober 2007 gaben der NPD-Landesverband Berlin und der NPD-<br />

Landesverband Brandenburg einmalig <strong>die</strong> „Schülerzeitung“ Der Stachel<br />

heraus. In Berlin wurde <strong>die</strong> Zeitung, <strong>die</strong> laut NPD eine Auflage von 20.000<br />

NPD-Berlin Kreisverband 2<br />

Klaus Beier<br />

Der Kreisverband 2, der Reinickendorf und Wedding umfasst und<br />

vom Berliner NPD-Kader Georg Magnus geleitet wird, liegt schon seit<br />

mehreren Jahren brach. Im Jahr 2007 führte das zu Ermahnungen<br />

durch den damaligen NPD-Chef Bräuniger. Magnus sollte, wenn er<br />

schon nicht in der Lage sei, an den Berliner NPD-Aktivitäten teilzunehmen,<br />

wenigstens verhindern, dass sein Kreisverband zerfalle.<br />

Zu <strong>die</strong>ser Zeit war Hans-Joachim Henry bereits als Geschäftsführer<br />

des Verbandes eingesetzt. Magnus war nur noch Schriftführer, doch<br />

selbst <strong>die</strong>se Funktion war er nicht fähig erfolgreich zu erfüllen. Die<br />

Sitzungen des Kreisverbandes fanden nicht mehr regelmäßig statt.<br />

Der Verband hatte keine wahrnehmbare Außenwirkung. Die NPD`ler<br />

Christian Saal, André Markau und Susanne Schweigert hatten<br />

zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt schon den Verband verlassen. Markau und<br />

Schweigert kanditierten 2006 <strong>auf</strong> der Berliner Landeswahlliste der<br />

NPD. Der geplante Übertritt des „Republikaner“-Funktionärs Tibor<br />

Haraszti scheiterte zeitweilig an der Untätigkeit Magnus‘. Für <strong>die</strong><br />

Bundestagswahl <strong>2009</strong> wurde vom KV2 der Brandenburger Neonazi<br />

Richard Miosga <strong>auf</strong>gestellt. Dieser forderte in einem Antrag <strong>auf</strong> dem<br />

Bundesparteitag <strong>2009</strong> <strong>die</strong> Ernennung Horst Mahlers zum Bundespräsidentenkandidaten.<br />

Beim Bundesparteitag der NPD in Berlin<br />

entschied sich <strong>die</strong> Mehrheit für Frank Rennicke, der als Kandidat<br />

von DVU und NPD am 23. <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> bei der Wahl durch <strong>die</strong> Bundesversammlung<br />

erwartungsgemäß scheiterte.<br />

Die anderen Kreisverbände werden in den Bezirksartikeln beleuchtet.<br />

fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

Jan Sturm Richard Miosga Mandy Schmidt, Nachfolgerin<br />

Bräunigers in der BVV-Treptow<br />

Dietmar Tönhardt Manuela Tönhardt Sebastian Döhring<br />

Stück hat, an mindestens vier Schulen verteilt. Bei der Verteilung wurde<br />

<strong>die</strong> NPD durch KameradschaftsaktivistInnen unterstützt. Der Stachel<br />

ist vor allem durch NPD-Parteipropaganda geprägt. Als Adressaten sind<br />

speziell auch Mädchen benannt. Wenige Tage nach Beginn der Verteilung<br />

musste <strong>die</strong> Aktion gestoppt werden, da <strong>die</strong> Berliner Grünen beim Landgericht<br />

eine einstweilige Verfügung gegen <strong>die</strong> Verwendung des Titels Stachel<br />

durch <strong>die</strong> NPD erwirkten. Die Grünen geben seit Jahren ein Mitteilungsblatt<br />

heraus, das ebenfalls Stachel heißt. Die NPD durfte infolgedessen<br />

das Blatt nicht mehr unter dem Name vertreiben. Kurzerhand wurde <strong>die</strong><br />

Onlineversion in eine titellose geändert. Der Verantwortliche im Sinne des<br />

Presserechtes ist erneut Jörg Hähnel. Der NPD-Bundespressesprecher<br />

und brandenburgische NPD-Landeschef Klaus Beier gehörte zur Redaktion<br />

der Zeitung.<br />

Die Berliner NPD verfügt über vier Internetseiten. Neben der Hauptseite,<br />

<strong>die</strong> das zentrale Organ Hähnels ist, haben <strong>die</strong> Kreisverbände<br />

Treptow-Köpenick, Pankow und Lichtenberg eigene Seiten. Die erst vor<br />

kurzem erstellte Lichtenberger Seite ist dabei <strong>die</strong> einzige, <strong>die</strong> regelmäßig<br />

aktualisiert wird. Sie enthält vor allem Berichte von BVV-Sitzungen und<br />

persönliche Notizen von Manuela und Dietmar Tönhardt. Die Seite des<br />

Treptow-Köpenicker Kreisverbands erweckt den Eindruck, als wäre sie nie<br />

fertiggestellt worden.<br />

Fazit<br />

Die Berliner NPD konnte in den letzten Jahren ihre zentrale Rolle als<br />

extrem rechter Akteur ausbauen. Dabei half unter anderem <strong>die</strong> verstärkte<br />

Zusammenarbeit mit den „Freien Kameradschaften“ und anderen<br />

Aktionszusammenhängen. Begünstigt wurde <strong>die</strong> Entwicklung durch<br />

den ehemaligen Landesvorsitzenden Eckart Bräuniger und den neuen<br />

Landesvorsitzenden Jörg Hähnel, <strong>die</strong> beide über sehr gute Kontakte in <strong>die</strong><br />

aktionsorientierte Neonazi-Szene verfügen.<br />

Eine wichtige Entwicklung ist der Einzug der NPD in mehrere kommunale<br />

Parlamente. Die Verordneten konnten nur selten <strong>die</strong> ihnen zur Verfügung<br />

stehenden politischen Möglichkeiten ausschöpfen. Dies liegt unter<br />

anderem an einem Mangel an kompetenten und fähigen Mitgliedern, was<br />

ebenso Problem des Landesverbandes zu sein scheint.<br />

Es wird sich in der nächsten Zeit zeigen, inwieweit <strong>die</strong> Arbeit des Landesverbandes<br />

von den Finanzproblemen der Bundespartei tangiert wird.<br />

Die NPD wird seit Jahren von schweren Finanzskandalen erschüttert.<br />

Wegen falscher Spendenbescheide musste <strong>die</strong> Partei schon 2007 rund<br />

870.000 Euro an den Bundestag zurückzahlen. Im September 2008 war<br />

der langjährige NPD-Bundesschatzmeister Erwin Kemna wegen Untreue<br />

zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Kemna wurde vorgeworfen,<br />

etwa 800.000 Euro von der NPD über Umwege an seine Privatfirma<br />

abgezweigt zu haben. Im <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> wurde bekannt, dass <strong>die</strong> NPD wegen<br />

eines fehlerhaften Rechenschaftsberichts mehr als 1,2 Millionen Euro<br />

Strafe zahlen soll.<br />

Eine weitere wichtige Frage für <strong>die</strong> Zukunft ist, inwieweit es <strong>die</strong> Berliner<br />

NPD schafft, <strong>die</strong> momentan eher lose organisierten KameradschaftsaktivistInnen<br />

weiter und fester an <strong>die</strong> NPD-Strukturen zu binden.

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