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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

rechts: Stephan Alex, mitte: Andreas Thomä (mit Tunnelohrringen) Karsten Maschke<br />

Matthias Wichmann<br />

Andreas Storr<br />

Die Nachfolge des kurzzeitigen Fraktionsmitarbeiters Macht trat Hans-<br />

Joachim Henry (siehe „Berlin Südwest. Von NPD bis Grauzone“) im <strong>Mai</strong><br />

2007 an. Mindestens zwei Koordinierungstreffen der Berliner NPD-Fraktionen<br />

organisierten Henry und Wichmann zum 25. <strong>Mai</strong> 2007 und 31. März<br />

2008 im Alten Marzahner Rathaus.<br />

Ebenso wie Henry begleitete <strong>die</strong> erstmals im Sommer 2007 in Marzahn-Hellersdorf<br />

<strong>auf</strong>gefallene Gesine Hennrich aus Bad Bevensen bei<br />

Uelzen (Niedersachsen) <strong>die</strong> NPD-Verordneten regelmäßig zur Bezirksverordnetenversammlung.<br />

Hennrich brachte frischen Wind in den maroden<br />

Kreisverband, so dass <strong>die</strong>ser nun zumindest <strong>auf</strong> niedrigem Niveau in<br />

Form von Aufklebertouren oder Flugblattaktionen in der Lage war, sich an<br />

Kampagnen der NPD zu beteiligen. Exemplarisch sei hier <strong>die</strong> bundesweite<br />

Initiative „Sozial geht nur national“ im Frühjahr 2008 benannt. Auch<br />

gegen <strong>die</strong> Aufstellung von „Spritzenautomaten“ wurde versucht berlinweit<br />

mobil zu machen, was jedoch abgesehen von einem geringfügigen Propaganda-Output<br />

im Sande verlief. Parallel dazu intensivierten <strong>die</strong> Kreisverbände<br />

3 und 4 maßgeblich angeführt durch Henry und Hennrich ihre<br />

Zusammenarbeit. Zahlreiche Infostände und Stammtische - z.B. in der<br />

Lichtenberger Kneipe Jägerheim - wurden von den beiden mitorganisiert,<br />

kaum eine Neonazidemonstration in Berlin und Umland an der sie sich<br />

nicht beteiligten. Regelmäßige Kameradschaftsabende bzw. Stammtische<br />

mit gemeinsamen Eisbeinessen gehörten ebenso zum Standardrepertoire<br />

und gelten wohl als sozio-kulturelle Höhepunkte für <strong>die</strong> NPD KV 4-Mitglieder.<br />

Eine der wenigen nennenswerten öffentlichen Aktionen initiierte der<br />

Kreisverband am 24. Januar 2008, als anlässlich des Jahrestages der<br />

Befreiung von Auschwitz eine Ausstellung des VVN/BdA vor der Sitzung<br />

der Bezirksverordnetenversammlung eröffnet wurde. Nachdem <strong>die</strong> NPD-<br />

Verordneten von <strong>die</strong>ser Veranstaltung explizit ausgeschlossen worden<br />

waren, wurden etwa 30 - zum Teil wegen gewalttätiger Angriffe bereits bekannte<br />

Neonazis – mobilisiert, um <strong>die</strong> Veranstaltung zu stören und deren<br />

TeilnehmerInnen - unter denen sich auch Überlebende des Holocausts<br />

befanden - zu bedrohen.<br />

Bereits zu <strong>die</strong>ser Zeit offenbarten sich erste Streitigkeiten innerhalb<br />

des Kreisverbandes: So übernahm der Rentner Karl-Heinz Burkhardt<br />

den Fraktionsvorsitz vom erkrankten Wolfgang-Dieter Chieduch, der in<br />

Marzahn das Geschäft Firma-MUE betreibt. Chieduch erklärte im August<br />

2008 seinen Austritt aus dem Kreisverband, was für <strong>die</strong> übrigen beiden<br />

NPD-Verordneten den Verlust des Fraktionsstatus bedeutete. Mit seinem<br />

Austritt verlor <strong>die</strong> NPD zahlreiche parlamentarische Rechte, vor allem<br />

aber auch strukturelle und finanzielle Vorteile: Das Fraktionsbüro musste<br />

geräumt werden und auch weitere bezirkliche Räume sind für <strong>die</strong> Partei<br />

nicht mehr ohne Weiteres verfügbar. Die üppige Vergütung des Fraktionsvorsitzenden<br />

fällt ebenso weg, wie <strong>die</strong> staatliche Finanzierung der<br />

Tätigkeiten Hans-Joachim Henrys als Fraktionsmitarbeiter.<br />

Nachdem Gesine Hennrich schnell Einfluss in der Marzahn-Hellersdorfer<br />

NPD erlangte und innerhalb kürzester Zeit zur stellvertretenden Vorsitzenden<br />

des Kreisverbandes gewählt wurde, übernahm sie im Sommer 2008<br />

von Stefan Bathke den Vorsitz und den Posten der Organisationsleiterin<br />

der maroden Gruppe. Nicht zuletzt auch als Leiterin der im Juli 2008<br />

gegründeten Regionalgruppe 2 des Berliner Ring Nationaler Frauen<br />

(RNF) setzte sie weiter <strong>auf</strong> ungebändigten Aktionismus und verbreitete<br />

bezirksspezifische Inhalte und Termine des Marzahn-Hellersdorfer NPD-<br />

Kreisverbandes über <strong>die</strong> von Henry mitbetreute Website des KV 3.<br />

Neonazi-Aufmarsch im Oktober<br />

Unter dem Motto „Unsere Kinder – Gegen Kindesmisshandlung, Verwahrlosung<br />

unserer Kinder, Kinderschänder!“ marschierten am 18. Oktober<br />

2008 etwa 300 Neonazis durch Marzahn-Hellersdorf. An dem von Henry<br />

und Hennrich, <strong>auf</strong>grund interner Machtkämpfe mit der Berliner NPD-<br />

Landesführung um Hähnel, als Privatpersonen angemeldeten Neonazi-<br />

Aufmarsch (siehe „NPD-Berlin“) nahmen nur wenige Amts- und Mandatsträger<br />

der NPD teil. Mit Hans-Joachim Henry und Sebastian Thom als<br />

Mitglieder des Landesvorstandes, Gesine Hennrich als Kreisvorsitzende<br />

des NPD-KV 4 und Robert Marilow, als stellvertretender Kreisvorsitzender<br />

der NPD Spandau waren nur wenige NPD-Kader <strong>auf</strong> der Demonstration<br />

vertreten. Selbst <strong>die</strong> zwei Marzahn-Hellersdorfer Bezirksverordneten der<br />

NPD, Karl-Heinz Burkhardt und Matthias Wichmann, waren nicht zugegen.<br />

Etwa 70 „Autonome Nationalisten“ marschierten am Ende des Aufmarsches<br />

hinter einem Transparent der Freien Kräfte Teltow Fläming. An<br />

<strong>die</strong>sem Block nahmen auch <strong>die</strong> zur Aktionsgruppe Marzahn-Hellersdorf<br />

zählenden Andreas Thomä, Stefan Drahs, Matthias Hirsch und Karsten<br />

Maschke teil. Große Teile der „Freien Kräfte Berlins“ blieben dem<br />

Aufmarsch fern; zu den bekannteren Anwesenden gehörten Patrick Weiß<br />

und René Bethage. Ebenfalls zugegen waren <strong>die</strong> Marzahner Neonazis<br />

Kai Milde und Robert Winkler, sowie das ebenfalls in Marzahn wohnende<br />

Neonazi-Paar Berger.<br />

Bye Bye KV 4... - Hennrich tritt zurück<br />

Am 6. Februar <strong>2009</strong> gibt Gesine Hennrich in Folge parteiinterner Auseinandersetzungen<br />

und eines Gespräches mit Jörg Hähnel in der Berliner<br />

Parteizentrale der NPD, das sich um eine mögliche Veröffentlichung<br />

„der Pornografie nahestehender“ Bilder drehte, ihren Rücktritt von allen<br />

Ämtern und den hiermit einhergehenden Austritt aus der Partei bekannt.<br />

Der sich bereits vor der Demo am 18. Oktober 2008 in Marzahn abzeichnende<br />

Konflikt endet somit in der faktischen Lahmlegung eines der<br />

aktivsten NPD-Kreisverbände Berlins. Am 17. Februar <strong>2009</strong> folgt auch<br />

Hennrichs enger Vertrauter, der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende<br />

Henry mit seinem Austritt aus dem Landesvorsitz (siehe „Berlin Südwest<br />

– Von NPD bis Grauzone“). Jedoch scheint <strong>die</strong> politische Aktivität der beiden<br />

Akteure ungebrochen. Hennrich ist nach dem Austritt aus dem Ring<br />

Nationaler Frauen nun Mitglied bei dem kurz dar<strong>auf</strong> erstmals in Erscheinung<br />

getretenen Label Nationale Aktive Frauen Berlin (NAFB) sowie dem<br />

Freien Nationalen Bündnis (FNB), einer Abspaltung enttäuschter NPDler<br />

Kampfbund Deutscher<br />

Sozialisten<br />

Der KDS verfolgt eine sogenannte „Querfrontstrategie“ und betont<br />

<strong>die</strong> Gemeinsamkeiten „linker Sozialisten“ und „nationaler Sozialisten“.<br />

Programmatisch sieht sich der KDS in der Tradition des sogenannten<br />

„linken Flügels“ des Nationalsozialismus und der SA.<br />

Der KV 4 und <strong>die</strong> Regionalgruppe Berlin des KDS unterhielten enge<br />

Verbindungen, was sich durch <strong>die</strong> Mitgliedschaft des KV 4 Mitglieds<br />

Bernhard Gruis, der Teilnahme André Groths an der Neuruppiner<br />

KDS-Demo im September 2007 und der Teilnahme Wichmanns am<br />

Geburtstag des KDS-Gründungsmitglieds Michael Koth, dem selbsternannten<br />

Gau-Sekretär des KDS Berlin-Brandenburg, zeigt. Die<br />

Auflösung des KDS erfolgte bis <strong>auf</strong> eine weiterbestehende Berliner<br />

Regionalgruppe im Juli 2008.

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