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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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Speziell Thomä beschmierte mehrmals <strong>die</strong> Haustür einer Person, <strong>die</strong><br />

er als politisch links identifiziert hatte, mit Davidsternen, Hakenkreuzen<br />

und Sprüchen wie „Judensau“. Neben Propagandaaktivitäten, <strong>die</strong> sich in<br />

Schmierereien und der Verbreitung geschichtsrevisionistischer Plakate<br />

in seinem Kiez äußerten, beteiligte sich Thomä in der folgenden Zeit<br />

kontinuierlich an Bedrohungen und Angriffen <strong>auf</strong> alternative Jugendliche<br />

in Hellersdorf. Am 9. <strong>Mai</strong> 2008 griff er zusammen mit den Lichtenberger<br />

Kameradschaftlern Phillip Bornemann und David Gudra einen Jugendlichen<br />

am U-Bhf. Cottbusser Platz an. Der Angegriffene erhielt einen Schlag<br />

gegen den Kopf und konnte nur durch <strong>die</strong> Flucht über <strong>die</strong> Gleise und das<br />

anschließende Verstecken am Gleisbett entkommen. Dabei warfen <strong>die</strong> Täter<br />

eine Bierflasche nach dem Flüchtenden. Zwei Tage später bedrohten<br />

er und ein weiterer Neonazi zwei Jugendliche <strong>auf</strong> dem Bahnhof Wuhletal.<br />

Dabei beschimpften sie <strong>die</strong> Betroffenen als „Judensau“.<br />

Neben der gemeinsamen Teilnahme an Demonstrationen der NPD und<br />

„Freien Kräften“, gehört das Fotografieren von NeonazigegnerInnen<br />

zum Standard-Repertoire der Aktionsgruppe. Insbesondere Thomä und<br />

Karsten Maschke zeigen großes Interesse am Ablichten politischer<br />

GegnerInnen. So taten sich <strong>die</strong> Beiden am 18. Oktober 2008 bei einer<br />

Neonazidemonstration in Marzahn-Hellersdorf unter dem Motto „Höchststrafe<br />

für Kinderschänder!“ als „Anti-Antifa“-Fotografen hervor. Darüber<br />

hinaus ist Maschke ebenfalls als Gewalttäter bekannt. Als Kontrolleur der<br />

BVG schlug er im Herbst 2006 mit einem Kollegen einen Fahrgast aus<br />

vermeintlich politischen Gründen zusammen.<br />

Zum Kreis der Aktionsgruppe zählen des weiteren NN 1 und NN 2. Während<br />

sich NN 1 vorwiegend an Propaganda-Aktivitäten und Demonstrationen<br />

beteiligt, begleitet NN 2 seit Juni 2008 Prozesse von Lichtenberger,<br />

Pankower und Hellersdorfer Neonazis und findet verstärkt Anschluss<br />

an Aktivitäten der Lichtenberger und Pankower Kameradschaftsszene.<br />

So verteilte er im Rahmen der Kampagne für ein „nationales<br />

Jugendzentrum“ im November 2008 zusammen mit den Lichtenbergern<br />

Alexander Basil und David Gudra sowie den Pankowern Diego Pfeiffer<br />

und Andy Fischer Materialien für <strong>die</strong> alljährlich stattfindende Neonazidemonstration.<br />

Darüber hinaus bestehen rege Kontakte zu den Marzahner<br />

Neonazis Kai Milde und Robert Winkler. Beide beteiligten sich am 10. Juli<br />

2007 an einem Angriff <strong>auf</strong> alternative Jugendliche am Bahnhof Pankow<br />

ausgehend von einer Anti-Moschee-Demo der IPAHB in Heinersdorf (siehe<br />

„Die Anti-Moscheebewegung in Heinersdorf“).<br />

Nachdem sich einige Personen aus dem Kreis der Aktionsgruppe Marzahn-Hellersdorf<br />

verabschiedeten, labelt Thomä seine Sticker von <strong>die</strong>sem<br />

Zeitpunkt an mit dem Namen Aktivisten Marzahn-Hellersdorf, um weiterhin<br />

den Schein des Fortbestands zu wahren.<br />

NPD KV 4 – Zwischen Eisbeinessen und „Porno-Affäre“ - Ein Nachruf<br />

Die neonazistische Parteienlandschaft in den damals noch getrennten<br />

Stadtbezirken Marzahn und Hellersdorf war während der neunziger Jahre<br />

von den Republikanern dominiert, während um den JN-Bundesvorsitzenden,<br />

Andreas Storr, lokale NPD-Strukturen <strong>auf</strong>gebaut wurden. Fortan<br />

organisierten <strong>die</strong> lokalen NPD-AktivistInnen diverse neonazistische<br />

Aufmärsche im Bezirk - angefangen am 1. <strong>Mai</strong> 1996 in Hellersdorf, über<br />

den folgenreich gescheiterten Versuch am 15. Februar 1997 in Wuhletal<br />

bis zum 9. Juli 2005 in Ahrensfelde.<br />

Nach über einem Jahrzehnt außerparlamentarischer Aktivität erzielte<br />

<strong>die</strong> NPD bei den Wahlen zu den Bezirksverordnetenversammlungen im<br />

September 2006 mit 6,4 Prozent der abgegebenen Stimmen das höchste<br />

Ergebnis aller Berliner Bezirke und zog mit Mandaten für Matthias (Werner)<br />

Wichmann, Karl-Heinz Burkhardt und Wolfgang-Dieter Chieduch in<br />

Fraktionsstärke in <strong>die</strong> Bezirksverordnetenversammlung ein. Burkhardt war<br />

damals Beisitzer im Landesvorstand der Berliner DVU und kandi<strong>die</strong>rte im<br />

Stadtcentrum<br />

Neonazi-Paar Berger Sally-Nancy Wolter<br />

Stefan Drahs<br />

Seit mindestens September 2006 ist der Onlineshop Stadtcentrum<br />

bereits online und verk<strong>auf</strong>te bis etwa Juni 2007 nahezu ausschließlich<br />

ein umfangreiches Sortiment aus dem Thor Steinar-<br />

Angebot. Aktuell werden durch <strong>die</strong> für Stadtcentrum zuständige<br />

StrelaTex GmbH unverfängliche Tribal-Textilien verk<strong>auf</strong>t. Zuletzt<br />

machte <strong>die</strong> Strelatex GmbH durch <strong>die</strong> Order der Neonazimarke<br />

Erik and Sons wieder von sich reden. Erik and Sons wird u.a.<br />

durch den Deutsche Stimme – Versand und zahlreiche einschlägig<br />

bekannte Neonazishops vertrieben. Verantwortlich für Strelatex ist<br />

<strong>die</strong> Mahlsdorferin Gabriele Neubauer. Pikant: Sie wohnt mit Olaf-<br />

Günther Neubauer, einem Mitglied des KV4, zusammen. Dieser<br />

wurde 2007 mit der Beschaffung einheitlicher Polo-Shirts für den<br />

KV4 betraut. Nachdem der Verk<strong>auf</strong> der Marken Thor Steinar und<br />

Erik and Sons in diversen Doorbreaker- und Boombasticfilialen<br />

(bspw. Helle Mitte, Eastgate, K<strong>auf</strong>park Eiche) eingestellt wurde,<br />

stellte das Stadtcentrum <strong>die</strong> letzte Bezugsquelle <strong>die</strong>ser Marken in<br />

Marzahn-Hellersdorf dar.<br />

Zuge des „Deutschlandpaktes“ <strong>auf</strong> Platz 10 der NPD-Landesliste. Wichmann<br />

ist bereits in den neunziger Jahren im Umfeld von Andreas Storr<br />

aktiv gewesen und war 1998 Mitbegründer der JN Marzahn-Hellersdorf.<br />

Gute Kontakte pflegt Wichmann – bis ins Jahr 2007 Vorsitzender des<br />

Kreisverbandes Marzahn-Hellersdorf der NPD (KV 4) – auch in andere<br />

neonazistische Spektren. So nahm er im Oktober 2007 an einer KDS-<br />

Geburtstagsfeier (siehe Kasten Kampfbund Deutscher Sozialisten) teil.<br />

Weiterhin war er Mitglied der Einheit Preußen der Heimattreuen Deutschen<br />

Jugend (siehe „Die HDJ – Völkische Jugendarbeit made in Berlin<br />

und Brandenburg“). Seine Verquickung mit parteiunabhängigen Neonazis<br />

verdeutlichte er nicht nur am 8. <strong>Mai</strong> 2005 in Berlin durch seine Teilnahme<br />

am „nationalen schwarzen Block“ (und damit Nichtteilnahme am Block<br />

der NPD), sondern auch als er zusammen mit knapp 30 Neonazis aus<br />

dem Umfeld der „Freien Kräfte Berlin“ am 2. März 2006 gegen eine antifaschistische<br />

Demonstration in Hellersdorf <strong>auf</strong>marschierte.<br />

Als <strong>die</strong> Unfähigkeit der NPD-Fraktion <strong>auf</strong> bezirksparlamentarischer Ebene<br />

Akzente zu setzen offenkundig wurde, folgten unterstützende BVV-Besuche<br />

bundesweiter Neonaziprominenz in Person von Thomas Wulff und<br />

Frank Schwerdt und der alten Bekannten Andreas Storr und Lars Macht.<br />

Storr verteilte u.a. am 12. September 2005 gemeinsam mit Wichmann<br />

und weiteren Neonazis <strong>die</strong> so genannte Schulhof-CD an der Marzahner<br />

Rudolf-Virchow-Gesamtschule, indessen Folge einer engagierten Lehrerin<br />

<strong>die</strong> von ihr eingesammelten CDs gewaltsam von Storr entwendet wurden.<br />

Lars Macht war bereits Ende der neunziger Jahre kameradschaftlich<br />

organisiert und kandi<strong>die</strong>rte bei der Bundestagswahl 1998 <strong>auf</strong> dem dritten<br />

Platz der NPD-Landesliste. Nachdem er 2002 vorgab mit dem Nationalsozialismus<br />

gebrochen zu haben und fortan gegen Honorar für das Aussteigerprogramm<br />

EXIT-Deutschland Vorträge über Strukturen und Ideologie<br />

seiner angeblich ehemaligen Kameraden hielt, fanden <strong>die</strong>se Anfang 2007<br />

prompt Verwendung für ihren alten Weggefährten als Mitarbeiter der<br />

unzureichend qualifizierten Marzahn-Hellersdorfer NPD-Fraktion, obgleich<br />

<strong>die</strong>ses Intermezzo bereits im <strong>Mai</strong> 2007 wieder beendet wurde. (siehe<br />

Artikel „Aussteiger, Rückzieher, Aufhörer, Austreter...“)<br />

Auch außerparlamentarisch brachte der Kreisverband unter dem seit<br />

2007 agierenden Vorsitzenden Jens Blankenhaus nur wenig zu Stande.<br />

Blankenhaus trat bereits bei den Kreistagswahlen 2003 im Wahlgebiet<br />

Oberhavel in Brandenburg für <strong>die</strong> NPD an, bevor er seine Wohn- und Aktionsgegend<br />

nach Hellersdorf verlegte. Blankenhaus wurde Anfang 2008<br />

vom stellvertretenden Landesvorsitzenden der NPD, Stefan Bathke, als<br />

Vorsitzender des Kreisverbandes 4 abgelöst.<br />

Jennifer Nowara Matthias Hirsch

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