Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
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fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />
links hinten mit Kapuze: Thomas Zeise, mitte mit Glatze: Robert Scheffler,<br />
davor mit Kapuze und Basecap: Phillip Bornemann<br />
Björn Wild (mitte) und René Theobald (rechts)<br />
Peter Warnst von „Pro Berlin“<br />
links mit gestreiftem Shirt: Mirko Tambach, mitte mit Hand im Gesicht: Daniel Steinbrecher,<br />
rechts mit Schirm: Sandor Makai<br />
links: Joachim Swietlik (Vorsitzender IPAHB)<br />
rechts daneben René Stadtkewitz (ehem. Pankower CDU-Vorsitzender)<br />
werden, als der Wille und <strong>die</strong> Befindlichkeiten von über 6000 ortsansässigen<br />
und somit direkt betroffenen Bürgern, Wählern und Steuerzahlern,<br />
dann haben wir alle gemeinsam ein Problem!“ 6 Auch <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />
und Einordnung von Muslimen als Nicht-BürgerInnen bzw. als BürgerInnen<br />
2. Klasse wird hier deutlich.<br />
Zudem war <strong>die</strong> IPAHB Initiatorin einer Unterschriftenliste, bei der <strong>die</strong><br />
Mehrheit der rund 6500 HeinersdorferInnen ihre Ablehnung des Moscheebaus<br />
ausgedrückt haben sollen. Neben der Pankower CDU, der<br />
IPAHB, sowie lokalen Akteuren, etwa dem Heinersdorfer Pfarrer Andreas<br />
Kaehler oder der Grundschuldirektorin Marina Vogel mischte auch <strong>die</strong><br />
Pankower NPD mit. Während der erste Aufmarsch gegen den Moscheebau<br />
im April 2006 von der NPD angemeldet worden war, an dem auch der<br />
Pankower CDU-Schatzmeister Bernard Lasinski 7 teilnahm, marschierte<br />
<strong>die</strong> NPD an den dar<strong>auf</strong> folgenden Demonstrationen der IPAHB zusammen<br />
mit KameradschaftsaktivistInnen. So waren <strong>auf</strong> der dritten Demonstration<br />
der IPAHB am 14. September 2006 mit über Tausend TeilnehmerInnen<br />
der Ex-Baso (Berliner Alternative Südost)-Kader René Bethage, JN-Aktivist<br />
Markus Loszczinsky, der damalige Pankower Vorsitzende der NPD<br />
und heutige Landesvorsitzende Jörg Hähnel sowie Pankower Neonazis,<br />
etwa Andy Fischer, Diego Pfeiffer, Victoria Seidler, Paul Schneider und<br />
Kristian Lindner zugegen. Der NPD-Chef Udo Voigt sowie der damalige<br />
Landesvorsitzende Eckart Bräuniger waren zu Beginn ebenfalls anwesend,<br />
verließen den Aufmarsch jedoch kurz nachdem sich abzeichnete,<br />
dass sie am Ende l<strong>auf</strong>en sollten. Die IPAHB hatte im Vorfeld bekannt<br />
gegeben, dass sie sich von Extremisten jeglicher Couleur distanziere,<br />
weshalb <strong>die</strong> Polizei dafür sorgte, dass ein Großteil der „KameradInnen“<br />
hinter einem Banner mit der Aufschrift „Ende der IPAHB-Demo“ in einem<br />
eigenen Block lief. Auf der Abschlusskundgebung wurden schließlich acht<br />
Neonazis mit dem Vorwurf der Volksverhetzung festgenommen, da sie ein<br />
Transparent mit dem abgewandelten NS-Slogan: „Heute gehört uns Kreuzberg,<br />
und morgen <strong>die</strong> ganze Welt“ bei sich trugen. Bereits im Juni hatten<br />
Unbekannte <strong>auf</strong> dem Baugrundstück eine Reichskriegsflagge und ein<br />
Plakat mit der Aufschrift: „Keine Terrorzellen in Deutschland“ <strong>auf</strong>gehängt.<br />
Am 21. März 2007 wurde <strong>auf</strong> dem Baugelände eines der B<strong>auf</strong>ahrzeuge in<br />
Brand gesteckt.<br />
Nach einer IPAHB-Demonstration am 11. Juli 2007 griffen mehrere Neonazis,<br />
darunter der neue Pankower NPD-Vorsitzende Daniel Steinbrecher,<br />
linke GegendemonstrantInnen an. Steinbrecher und ein weiteres Pankower<br />
NPD-Vorstandsmitglied, Diego Pfeiffer, bildeten dabei mit weiteren<br />
Neonazis einen Kreis um drei alternative Jugendliche, bedrohten und<br />
verletzten sie anschließend durch Schläge und Tritte. Zahlreiche beteiligte<br />
Neonazis wurden festgenommen, gegen <strong>die</strong> verhängten Gerichtsstrafen<br />
sind teilweise noch Berufungsverfahren angekündigt.<br />
Der damalige Vorsitzende der CDU-Pankow, René Stadtkewitz, der für<br />
den Anti-Moscheekurs der CDU maßgeblich verantwortlich ist, fungiert<br />
heute als Vorsitzender des Berlin/Brandenburger Ablegers von PAX<br />
Europa. Dessen Berliner Landesverband hatte sich am 30. September<br />
2008 gründet. Stellvertreter wurde mit Joachim Swietlik, dem Vorsitzenden<br />
der IPAHB, ein weiterer Protagonist des Heinersdorfer Protestes. 8<br />
PAX Europa hat es sich zum Ziel gemacht, über <strong>die</strong> „schleichende<br />
Islamisierung Europas“ <strong>auf</strong>zuklären. Die auch hier formulierte Abgrenzung<br />
gegenüber „Rechtsextremisten und Ausländerfeinden“ wird durch<br />
<strong>die</strong> offensichtliche Nähe einzelner Mitglieder zu rechten Strukturen ad<br />
absurdum geführt.<br />
So war Stadtkewitz bereits 2006 in <strong>die</strong> Kritik geraten, als er der rechten<br />
Wochenzeitung Junge Freiheit wenige Tage vor den Abgeordnetenhauswahlen<br />
ein Interview gegeben hatte. Darin beklagte er, <strong>die</strong> Moscheegegner<br />
würden in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung<br />
eingeschüchtert werden – <strong>die</strong> heutige Politik hätte sich zu weit vom Volk<br />
entfernt. In Folge des Interviews bot der damalige Landesvorsitzende der<br />
Republikaner, Peter Warnst, Stadtkewitz <strong>die</strong> REPs als „neue politische<br />
Heimat“ an. 9 Die Republikaner hatten ebenfalls im Moschee-Konflikt<br />
mitgemischt. So verteilten sie Handzettel und hingen kurz vor den Wahlen<br />
Wahlplakate mit der Parole „Wir lassen <strong>die</strong> Kirche im Dorf und <strong>die</strong><br />
Moschee in Istanbul“ <strong>auf</strong>. 10 Eine Wahlabsprache mit der NPD, mit dem<br />
Ergebnis, dass nur <strong>die</strong> Republikaner als extrem rechte Partei <strong>auf</strong> dem<br />
Stimmzettel für <strong>die</strong> Bezirksverordnetenversammlung (BVV) <strong>auf</strong>tauchte,<br />
verhalf den REPs zu einem Sitz in der Pankower BVV, den seitdem Michael<br />
Rauschenbach innehat. Im Stimmbezirk, zu dem Heinersdorf zu zählen<br />
Der Pankower Andy Fischer (2.v.l.) mit<br />
Neonaziclique am 20.05.2006<br />
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