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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

angebracht, denn trotz unpolitischen Habitus, <strong>die</strong> Bands sind oft einschlägig,<br />

das Gremium MC Chapter Dark7side hat sich, trotz Nachfragen,<br />

nie zu seinem Neonazihintergrund verhalten und nach Gewalttaten bei<br />

Rockertreffen kam es hier zu Verletzten und Polizeirazzien.<br />

In Altglienicke befinden sich gleich zwei Kneipen, <strong>die</strong> bevorzugt von<br />

Neonazis <strong>auf</strong>gesucht werden. Dabei handelt es sich um <strong>die</strong> Siedlerklause<br />

(Kirschweg) und den Siedlerkrug (Grünbergallee), wobei der Wirt der letztgenannten<br />

Kneipe ein Faible für Thor Steinar zu besitzen scheint. Nicht<br />

nur <strong>die</strong> Heck<strong>auf</strong>kleber seines Autos und seine Kleidung sondern auch <strong>die</strong><br />

Plakate in der Kneipe sprechen dafür.<br />

Ruhig ist es hingegen um <strong>die</strong> Kneipe Destille (Straße Am Treptower Park/<br />

Ortsteil Alt-Treptow) geworden. Seit Jahren treffen sich hier Neonazis. So<br />

fanden in der Vergangenheit Kameradschaftstreffen statt und auch <strong>die</strong><br />

Neonazi-Rocker Vandalen/ Ariogermanische Kampfgemeinschaft sollen<br />

sich hier getroffen haben. Bekannt wurde <strong>die</strong> Kneipe aber als „Versammlungslokal“<br />

des zwischenzeitlich <strong>auf</strong>gelösten Kampfbund Deutscher<br />

Sozialisten (KDS). Öffentlichkeitswirksam traf sich hier im Februar 2007<br />

Michel Friedman mit dem damaligen KDS-Anführer Thomas Brehl und<br />

dem Berliner KDS-Leiter Michael Koth. Trotz Auflösung des KDS <strong>auf</strong> Bundesebene<br />

ist <strong>die</strong> Berliner Sektion weiterhin aktiv.<br />

NPD-Kreisverband 6 Treptow-Köpenick<br />

NPD-AktivistInnen aus Treptow-Köpenick sind<br />

im „NPD-Kreisverband 6“ (KV6) organisiert.<br />

Dessen Mitglieder treffen sich jeden zweiten<br />

Dienstag im Monat in der NPD- Bundesparteizentrale<br />

(Seelenbinderstraße/ Köpenick) und<br />

führen dort wahlweise interne Veranstaltungen<br />

mit Referenten, Diskussionsabende oder<br />

Schulungen durch, zu denen der stellvertretende<br />

Vorsitzende Volker Pusch bzw. Josef<br />

Graf einladen. Die internen Streitigkeiten<br />

innerhalb der Berliner NPD Anfang <strong>2009</strong><br />

gingen auch am KV6 nicht spurlos vorüber.<br />

Nach Angaben aus einem Neonazi-Forum vom<br />

25. Februar <strong>2009</strong> seien „fünf Mitglieder des<br />

Kreisverbandes Treptow-Köpenick“ aus Solidarität<br />

mit Gesine Hennrich ausgetreten.<br />

Dem Kreisverband 6 gehörten zumindest<br />

bis dahin als Mitglieder Alexander Herdam,<br />

Sören Haase, Matthias Weikert, Daniel Jahn,<br />

Marko Sennholz, Karl-Heinz Strelow, Andreas<br />

1<br />

7<br />

2<br />

8<br />

Thürmann, Volker Pusch, Uwe Dreisch, Stefan<br />

Lux und Josef Graf an. Zum Umfeld des KV6<br />

gehören Imanuel Regehly aus Köpenick und<br />

Gordon Bodo Dreisch aus Buckow.<br />

Sowohl Sennholz als auch Haase sind langjährige<br />

Neonaziaktivisten im Bezirk, beide waren<br />

bereits Mitglieder in der Kameradschaft<br />

Treptow in den 90er Jahren. Stefan Lux ist<br />

Geschäftsführer in der BVV-Fraktion der NPD<br />

in Treptow-Köpenick und war als Mitglied des<br />

Kreisvorstandes <strong>auf</strong> dem NPD-Bundesparteitag<br />

in Bamberg im <strong>Mai</strong> 2008 als Delegierter.<br />

Auch er ist langjährig in extrem rechten<br />

Kreisen aktiv, tourte vor seiner Anstellung<br />

bei der lokalen NPD-Fraktion als Referent <strong>auf</strong><br />

Neonaziveranstaltungen durch <strong>die</strong> Bundesrepublik<br />

und war zeitweise „Leiter des Amtes<br />

Schulung“ im Bundesvorstand der NPD.<br />

Neben den regelmäßigen Aktivitäten wie den<br />

Mitgliederversammlungen an denen zwischen<br />

3<br />

9<br />

Lang verschollen ist auch Detlef Nolde (Bild) wieder politisch aktiv geworden. Er trat den Republikanern<br />

(REP) bei und verschickte im Namen des REP-Kreisverbandes Südost einen Newsletter<br />

und betrieb einen Blog. Seine Zeit bei den REPs währte aber nur kurz. Er ist im April <strong>2009</strong> der<br />

Deutschen Volksunion (DVU) beigetreten.<br />

Fazit<br />

Im Vergleich zu den letzten 15 Jahren<br />

sind <strong>die</strong> Körperverletzungen, <strong>die</strong> durch<br />

Neonazis im Bezirk verübt wurden,<br />

stark gesunken, was jedoch nicht <strong>auf</strong><br />

eine schwindende rechte Szene im Bezirk<br />

zurückzuführen ist. Ganz im Gegenteil,<br />

ist der Bezirk nach wie vor Wohnort<br />

für AktivistInnen aus Kameradschaften<br />

und NPD. Zuzüge sind immer wieder zu<br />

verzeichnen. Mit der NPD-Zentrale und<br />

der Kneipe Zum Henker haben beide<br />

Spektren wichtige Strukturen im Bezirk,<br />

<strong>die</strong> für <strong>die</strong> berlinweite und bundesweite<br />

Vernetzung eine wichtige Rolle spielen.<br />

Strafverfahren und Verurteilungen haben<br />

<strong>die</strong> rechte Szene zurückhaltender<br />

gemacht, d.h. es hat eine Verlagerung<br />

vom „Kampf um <strong>die</strong> Straße“ hin zu<br />

struktureller Arbeit stattgefunden.<br />

10-15 Personen teilnehmen und einem<br />

Stammtisch, werden unregelmäßig Infostände<br />

im Bezirk durchgeführt. Zumeist finden <strong>die</strong>se<br />

an zuvor bundesweit ausgerufenen „Aktionstagen“<br />

statt, in der Regel am S-Bahnhof Schöneweide<br />

oder <strong>auf</strong> dem Marktplatz Adlershof<br />

(Dörpfeldstraße). Zudem sind Mitglieder des<br />

KV6 bei NPD-Veranstaltungen in Berlin organisatorisch<br />

eingebunden und regelmäßig bei<br />

Demonstrationen anzutreffen.<br />

Der Kreisverband 6 hat zwar eine Internetseite,<br />

laut eigenen Angaben am 12. Juni 2007<br />

online gestellt, allerdings wurde <strong>die</strong>se seitdem<br />

nie wieder aktualisiert. Technisch war für<br />

<strong>die</strong>se Marco Kreischer verantwortlich, der bis<br />

dato in Schöneweide gewohnt hatte. Mittlerweile<br />

ist <strong>die</strong>ser allerdings nach Rüdersdorf<br />

gezogen, betreibt den Neonazi-Internetshop<br />

„Enos“ und ist Markeninhaber von „Einherjer“,<br />

dessen Mode er auch vertreibt.<br />

Stefan Lux Uwe Dreisch Gordon Bodo Dreisch 1-15: Alle Mitglieder des NPD-KV6<br />

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