Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
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fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />
Jörg Hähnel Andrew Ron Stelter Eckart Bräuniger Hans-Joachim Henry Michaela Zanker Manfred Börm<br />
Sebastian Thom Lars Beyer Udo Voigt Patrick Wieschke Torsten Meyer Thomas Vierk<br />
„parteischädigendes Verhalten“ vorgeworfen. Zudem galt Henry als politischer<br />
Widersacher Hähnels im Landesverband. Kurz vor dem Landesparteitag<br />
im Juni 2008 hatte Henry seine Kandidatur zum Landesvorsitzenden<br />
zugunsten Hähnels zurückgezogen.<br />
Hennrich und Henry engagieren sich nun im Rahmen des Freien Nationalen<br />
Bündnisses e. V. (FNB). Beim FNB handelt es sich um einen eher unbedeutenden<br />
Verein aus dem sächsischen Vogtland, der sich maßgeblich aus<br />
ehemaligen NPD-Mitgliedern zusammensetzt, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Arbeit der NPD<br />
frustriert sind. Mit dem Engagement der Berliner AktivistInnen scheint der<br />
Verein nun offenbar zu expan<strong>die</strong>ren. Auf einem Treffen am 3. März <strong>2009</strong><br />
in Berlin-Friedrichsfelde wurde <strong>die</strong> zukünftige Arbeit besprochen. Weiterhin<br />
wurde über <strong>die</strong> Gründung zweier Berliner Kreisverbände entschieden.<br />
Henry betreibt außerdem eine eigene Internetseite, <strong>auf</strong> der er offen Kritik<br />
gegenüber dem Landesverband der NPD geäußert und hauptsächlich<br />
unsachliche und primitive Beiträge veröffentlicht werden.<br />
Ein weiteres neues Projekt um Hennrich und Henry nennt sich Frontbann<br />
24. Ortsgruppen gibt es nach eigenen Angaben in Lichtenberg, Schöneweide,<br />
Marzahn-Hellersdorf, Neukölln und Hohenschönhausen.<br />
Einzug der NPD in <strong>die</strong> BVV<br />
Eine wichtige öffentliche Bühne für <strong>die</strong> Propaganda der NPD sind seit den<br />
Kommunalwahlen im September 2006 <strong>die</strong> Berliner Bezirksverordnetenversammlungen,<br />
in <strong>die</strong> mehrere Verordnete der NPD einzogen. Ebenso<br />
wie zur Bundestagswahl ein Jahr zuvor trat <strong>die</strong> NPD <strong>auf</strong>grund des Wahlbündnisses<br />
mit der DVU mit gemischten Listen an, <strong>auf</strong> denen KandidatInnen<br />
der DVU und der NPD zu finden waren.<br />
Bereits im Wahlkampf trat <strong>die</strong> NPD aggressiv <strong>auf</strong> und wurde dabei zum<br />
Teil von AktivistInnen aus dem Kameradschaftsspektrum unterstützt.<br />
Diese gingen im August und September 2006 verstärkt zu den Wahlveranstaltungen<br />
der anderen Parteien, um dort zu provozieren und zu stören.<br />
So musste am 26. August 2006 <strong>die</strong> Veranstaltung „Gegen Rassismus und<br />
Rechtsextremismus“ der SPD in Lichterfelde noch vor Beginn abgebrochen<br />
werden, nachdem etwa 20 „Autonome Nationalisten“ in den Saal<br />
marschierten. Darunter waren Sebastian Schmidtke und der Gründer<br />
der verbotenen Kameradschaft Berliner Alternative Südost (BASO) René<br />
Bethage. Bereits ein Wochenende zuvor hatten 10 bis 15 Neonazis in Rudow<br />
einen Wahlstand der Partei <strong>die</strong> Linke.PDS angegriffen. An der Attacke<br />
waren Timo Lennig, Sebastian Krzyzanowski, Sebastian Thom, Marcel<br />
Königsberger und erneut René Bethage beteiligt.<br />
Bei den Wahlen zu den Bezirksverordnetenversammlungen am 17.<br />
September 2006 schaffte <strong>die</strong> NPD den Einzug in vier der zwölf Bezirksparlamente.<br />
Am Wahlabend trafen sich in der NPD-Bundeszentrale in der<br />
Köpenicker Seelenbinderstraße gewaltbereite Neonazis. Unter anderem<br />
waren Mitglieder der Neonazigruppe Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft<br />
anwesend.<br />
Die NPD sitzt seitdem in den Bezirksrathäusern von Lichtenberg, Neukölln,<br />
Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick. Die REPs sind mit einem<br />
Sitz in der BVV Pankow vertreten. Dort trat <strong>die</strong> NPD nicht an. Von den elf<br />
anfänglichen Sitzen der NPD sind heute noch zehn vorhanden, da der Ver-<br />
ordnete Wolfgang-Dieter Chieduch Mitte 2008 aus der NPD austrat und<br />
damit <strong>die</strong> NPD in Marzahn-Hellersdorf den Fraktionsstatus verlor. Damit<br />
ist <strong>die</strong> NPD nur noch in Lichtenberg und Treptow-Köpenick mit Fraktionen<br />
vertreten. Die aktuellen Verordneten der NPD in den Bezirksverordnetenversammlungen<br />
sind Udo Voigt (Treptow-Köpenick), Eckart Bräuniger bzw.<br />
dessen Nachfolgerin Mandy Schmidt, <strong>die</strong> im <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> ernannt wurde<br />
(Treptow-Köpenick), Fritz Liebenow (Treptow-Köpenick), Jörg Hähnel<br />
(Lichtenberg), Torsten Meyer (Lichtenberg), Manuela Tönhardt (Lichtenberg),<br />
Matthias Wichmann (Marzahn-Hellersdorf), Karl-Heinz Burkhardt<br />
(Marzahn-Hellersdorf), Thomas Vierk (Neukölln) und Jan Sturm (Neukölln).<br />
Die Verordneten erhalten staatliche Geld- und Sachmittel. Diese sind vor<br />
allem Aufwandsentschädigungen für <strong>die</strong> Teilnahme an Sitzungen.<br />
Die NPD-Verordneten versuchten in der Vergangenheit <strong>die</strong> kommunalen<br />
Gremien für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Dies geschah hauptsächlich<br />
über <strong>die</strong> Einreichung rechtspopulistischer Anträge. Eine Normalisierung<br />
im politischen Arbeitsalltag fand jedoch nicht statt. So berichtet Udo<br />
Voigt im März 2008 bei einer Veranstaltung im Rathaus Köpenick: „Eine<br />
konstruktive Mitarbeit der NPD in den Bezirksverordnetenversammlungen<br />
kommt nicht vor.“<br />
Neben dem NPD-internen Arbeitskreis Kommunalpolitik gründete sich<br />
2003 <strong>die</strong> Kommunalpolitische Vereinigung (KPV) als Zusammenschluss<br />
aller kommunalen MandatsträgerInnen der NPD. Die Aufgabe der KPV<br />
ist <strong>die</strong> Organisation eines bundesweiten Erfahrungsaustausches, um<br />
gemeinsame Strategien zu entwickeln. Neben Wahlkampfvorbereitungen<br />
werden auch Schulungen und Seminare durchgeführt. Ein sichtbares<br />
Ergebnis der Koordination der extrem rechten Abgeordneten oder Verordneten<br />
sind fast identische Anträge, <strong>die</strong> in verschiedenen Landtagen oder<br />
kommunalen Parlamenten eingereicht werden.<br />
Für den Bundestagswahlkampf <strong>2009</strong> wurde <strong>auf</strong> dem Landesparteitag der<br />
NPD am 14. März <strong>2009</strong> <strong>die</strong> Landesliste <strong>auf</strong>gestellt. Spitzenkandidat ist<br />
der <strong>auf</strong> dem Bundesparteitag am 4. April <strong>2009</strong> erneut nominierte Bundesvorsitzende<br />
Udo Voigt. Ihm folgen Jörg Hähnel, Manuela Tönhardt, Jan<br />
Sturm, Thomas Vierk, Stefan Lux, Imanuel Regehly, Matthias Wichmann,<br />
Richard Miosga und Sebastian Döhring.<br />
Publikationen der Berliner NPD<br />
Neben Flugblättern und Aufklebern gehören seit mehreren Jahren<br />
verschiedene Zeitungen und Faltblätter zum Standardrepertoire der<br />
Öffentlichkeitsarbeit des Berliner Landesverbandes der NPD.<br />
Seit 1992 erscheint das einfach gestaltete Lokalblättchen Zündstoff<br />
- Deutsche Stimme für Berlin und Brandenburg. Mit der Auflösung des<br />
NPD-Landesverbandes Berlin-Brandenburg im April 2003 und der Bildung<br />
eigenständiger Landesverbände verlor das bereits relativ unwichtige<br />
Lokalblatt weiter an Bedeutung. In den dünnen Heften wird vorrangig über<br />
<strong>die</strong> Arbeit der Bezirks- und Kreisverbände der NPD berichtet. Eine feste<br />
Rubrik sind ebenso <strong>die</strong> Nachrichten aus den ehemaligen „deutschen<br />
Siedlungsgebieten“. Auf <strong>die</strong> antisemitischen Texte der Zeitung wurde<br />
2001 im Verbotsantrag des Bundesrates gegen <strong>die</strong> NPD Bezug genommen.<br />
Für den Inhalt der Hefte zeichnet sich Thomas Salomon verantwort-<br />
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