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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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Verbands ist spärlich aktualisiert und macht eher den Eindruck eines<br />

privaten Experimentierfelds des Pankower REP-Vorsitzenden Michael<br />

Rauschenbachs. Rauschenbach ist als einziger extrem<br />

Rechter in der Pankower BVV vertreten, wo er nur<br />

selten mit Wortmeldungen <strong>auf</strong>fällt, aber offensichtlich<br />

gute Kontakte zur lokalen CDU pflegt. Nicht nur <strong>die</strong><br />

Begrüßung der CDUler durch Rauschenbach in der<br />

BVV, auch <strong>die</strong> Pausengespräche sind durch einen<br />

freundschaftlichen Umgang gekennzeichnet. Von<br />

Ausgrenzung extrem rechter Kräfte ist seitens der CDU<br />

nichts zu spüren. Die REPs, <strong>die</strong> in gesamt Berlin durch Michael Rauschenbach<br />

Mitgliederschwund und Abwanderung der Funktionäre<br />

zu anderen rechten Parteien geschwächt sind, haben auch in Pankow<br />

keine erwähnenswerte Außenwirkung. Auch der Weissenseer REP-Funktionär<br />

Thomas Weisbrich ist zuletzt 2006 während eines REP-Standes in<br />

Friedrichshain gesehen worden. Dieser wurde fachgerecht von AntifaschistInnen<br />

entsorgt.<br />

Locations/Läden<br />

Zwei Kneipen sorgten in den letzten Jahren für Schlagzeilen. Das<br />

Spasseck in Niederschönhausen war bis zu seiner Schließung Ende 2007<br />

der zentrale Treffpunkt der Pankower Szene. Dort waren regelmäßig <strong>die</strong><br />

AktivistInnen der Pankower NPD anzutreffen, etliche Angriffe gingen von<br />

hier aus. Dem Betreiber Silvio Arms wurden nicht nur gute Kontakte zur<br />

Neonaziszene, sondern auch in Rockerkreise nachgesagt. Nach einer Demonstration<br />

gegen <strong>die</strong> Kneipe am 5. <strong>Mai</strong> 2007 versammelten sich etwa<br />

50 Neonazis in der Dietzgenstraße und feierten. Am 21. Januar 2007<br />

griffen aus dem Spasseck heraus mehrere Neonazis einen Linken an. Der<br />

Haupttäter Daniel Schiefer ist der Nordischen Bruderschaft, einer mit der<br />

Rockergruppe Bandidos verbundenen Gruppe, zuzuordnen. Die Kneipe<br />

musste letztendlich schließen. Zu einer Abschiedsfeier am 26. Oktober<br />

2007 erschienen Neonazis aus mehreren Bezirken. Nach der Schließung<br />

wurde in den Räumen eine Bar mit dem Namen Fire on Ice eröffnet. Auch<br />

hier waren Neonazis unter den Gästen. Das Fire on Ice erreichte unter<br />

Pankower Neonazis allerdings nicht den Status, den das Spasseck besaß.<br />

Der letzte Versuch der Betreiberin Brigitte Scharlau, <strong>die</strong> Bar mit Hilfe der<br />

Neonazikundschaft zu retten, scheiterte. Auch das Fire on Ice musste<br />

schließen. Sivlio Arms hat inzwischen in der Dietzgenstraße 50 ein neues<br />

Domizil eröffnet. Hier befindet sich ein privates Ladengeschäft, dass<br />

abends sowohl von Rockern als auch von Neonazis frequentiert wird.<br />

Anfang des Jahres 2008 fanden <strong>die</strong> Pankower Neonazis eine neue Unterkunft<br />

im Musik Café in der Wollankstraße. Die Kneipe, <strong>die</strong> von Katharina<br />

Menzel geleitet wurde, hatte Verbindungen zur Rockergruppe Bandidos.<br />

Die Betreiberin solidarisierte sich nicht mit den Neonazis, sah aber auch<br />

keine Veranlassung, sie aus ihrer Einrichtung zu entfernen. Am 22. Februar<br />

2008 schlugen Gäste des Musikcafés <strong>auf</strong> alternative Jugendliche ein.<br />

Die Angreifer schlugen mit Flaschen und Schlagstöcken <strong>auf</strong> ihre Opfer ein.<br />

Im Herbst 2008 musste auch das Musikcafé schließen.<br />

48 P a n k o w<br />

Lars Knüpfer (mit Mikrofon)<br />

Darüber hinaus existieren einige Kneipen und Konzertlocations, <strong>die</strong><br />

Neonazis ungestört nutzen können. Dazu zählen <strong>die</strong> Klubs Knaack und<br />

Magnet in der Greifswalder Straße. Gerade <strong>auf</strong> Veranstaltungen mit<br />

Hardcore-Musik sind regelmäßig größere Gruppen Neonazis anzutreffen.<br />

Die Böhse Onkelz-Bar Neffen und Nichten in der Mühlenstraße ist<br />

Tummelplatz des gesamten Spektrums rechter Subkulturen. Hier treffen<br />

sich Onkelz-Prolls, Glatzenneonazis und Jugendliche im NS-Black-Block-<br />

Style aber auch Punks und unpolitische Gäste. Die Kneipe befindet sich<br />

mit ihrer Bandauswahl in der Grauzone rechtsoffener Musikszenen. Eine<br />

Distanzierung der BetreiberInnen findet nicht ausreichend statt.<br />

Älteste Neonazistruktur im Bezirk ist der Laden Harakiri in der Bornholmer<br />

Straße. Der von Henry Harm betriebene Laden und angeschlossene<br />

Versand vertreibt neonazistische CDs, Bekleidung, Buttons, Neonazi-Fanartikel<br />

und Thor Steinar. Der Laden ist mit mehreren Kameras ausgestattet.<br />

Im vergangenen Jahr stellte der Betreiber Fotos, Videos sowie Namen<br />

und Adressen von vermeintlichen Linken ins Internet, <strong>die</strong> sich <strong>auf</strong> dem<br />

Gehweg vor dem Laden bewegten.<br />

Fazit<br />

Die Pankower Neonaziszene ist, wie sich zeigt, einerseits zentralistisch<br />

um den NPD-Verband ausgerichtet. Hier wird <strong>die</strong> inhaltliche Schlagrichtung<br />

festgelegt, von hier aus geht <strong>die</strong> Mobilisierung der Pankower<br />

Neonazis zu Aktionen aus. Andererseits ist <strong>die</strong> Szene in unterschiedlichen<br />

Subkulturen ausdifferenziert: Die Neonazis kommen aus der Hooligan-,<br />

Rechtsrock- oder Kneipenszene, sie fühlen sich den „Autonomen<br />

Nationalisten“ oder der völkischen Bewegung der kürzlich verbotenen<br />

Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) zugehörig. Obwohl <strong>die</strong> Aktivitäten<br />

der Pankower Neonaziszene im Vergleich zu den Jahren 20<strong>04</strong> und 2005<br />

etwas abgenommen haben, bleiben <strong>die</strong> Pankower Neonazistrukturen<br />

weiterhin aktions-, kampagnen- und mobilisierungsfähig. Besonders linke<br />

und alternative Jugendliche und <strong>die</strong>, welche von den Neonazis dafür<br />

gehalten werden, sind von den Anti-Antifa-Aktivitäten der organisierten<br />

Neonazis bedroht. Darüber hinaus ist Pankow wie in den vergangenen<br />

Jahren im Vergleich mit anderen Berliner Bezirken ein Schwerpunkt rechter,<br />

rassistischer, antisemitischer und homophober Übergriffe, <strong>die</strong> auch<br />

von unorganisierten Rechten ausgehen. Deswegen gilt es weiterhin, einen<br />

möglichst breiten antifaschistischen Widerstand zu organisieren.<br />

Detlef Britt Thomas Gläser Robert Scheffler Martin Stelter Rick Hoeckberg Mirko Tambach<br />

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Neonazi aus Pankow Neonazi aus Pankow Neonazi aus Pankow Juliane von Sarnowski Vivien Schulz Alexandra Baumgarten

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