Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
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fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />
Die Hauptthemen des Kreisverbands 8 in den letzten Jahren waren <strong>die</strong><br />
Mobilisierung gegen <strong>die</strong> Moschee in Heinersdorf und <strong>die</strong> Mobilisierung für<br />
den alljährlichen Aufmarsch für ein „nationales Jugendzentrum“ (siehe<br />
Artikel „Treptow-Köpenick“). Die rassistische Mobilisierung gegen den Bau<br />
einer Moschee im Pankower Ortsteil Heinersdorf, <strong>die</strong> von Teilen der CDU<br />
und Heinersdorfer Bürgern organisiert wurde, war für den Kreisverband 8<br />
eine gute Gelegenheit, sich als einzige radikale Opposition darzustellen,<br />
<strong>die</strong> ohne Umschweife rassistisch agiert. So nahmen an den Demonstrationen<br />
der IPABH unzählige Neonazis aus Pankow teil. Es wurden darüber hinaus<br />
mehrere NPD-Stände an der Moschee, am S-Bhf Pankow und in der<br />
Nähe des Rathauses Pankow organisiert, Aufkleber und Plakate gegen<br />
<strong>die</strong> Moschee in ganz Pankow verklebt. Die Mobilisierung für ein „nationales<br />
Jugendzentrum“ wurde 2008 aktiv vom KV8 mitgestaltet. Nicht nur<br />
wurde schon Monate vor dem Aufmarsch in Pankow und Teilen Prenzlauer<br />
Bergs mit Plakaten für den Aufmarsch geworben, auch führten <strong>die</strong><br />
NPDler eigenständige Aktionen – Infostände und Verteilungen – durch. An<br />
berlinweiten Aktionen, wie dem Aktionstag am 1. Dezember 2008 für den<br />
„Jugendzentrums“-Aufmarsch und an der Veranstaltung mit Thomas Wulff<br />
am 29. November 2008 nahmen Pankower Aktivsten, unter anderem<br />
Andy Fischer und Diego Pfeiffer, teil. Weiteres Thema <strong>auf</strong> der Internetseite<br />
des KV 8 war <strong>die</strong> Pflege von Kriegsgräberstätten.<br />
Da der Verband in Berlin zu den aktivsten und mitgliederstärksten zählt<br />
und <strong>die</strong> Anbindung an <strong>die</strong> Berliner NPD durch den ehemaligen KV8-Vorsitzenden<br />
Jörg Hähnel gegeben ist, wird <strong>auf</strong> Berliner Aufmärschen regelmäßig<br />
für strukturelle Aufgaben <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Pankower ParteikameradInnen<br />
zurückgegriffen. So übernehmen Pankower Neonazis Ordner<strong>auf</strong>gaben,<br />
betätigen sich als Fotografen oder bilden eigene Blöcke. Auf dem Bundesparteitag<br />
Anfang <strong>2009</strong> in Berlin übernahm der KV8 wichtige infrastrukturelle<br />
Aufgaben.<br />
Vereinte Nationalisten Nordost<br />
Die Vereinten Nationalisten Nord Ost (VNNO) sind in regelmäßigen<br />
Abständen mit Aufklebern und Sprühereien in Pankow und mit Transparenten<br />
<strong>auf</strong> Aufmärschen in Berlin und auch bundesweit präsent. Bei den<br />
VNNO handelt es sich um ein Label, dass seit 20<strong>04</strong> von AktivistInnen<br />
des NPD KV8 genutzt wird, um aktionistische Neonazis an <strong>die</strong> Partei zu<br />
binden. Die Personen, <strong>die</strong> <strong>auf</strong> Aufmärschen NPD- oder VNNO-Transparente<br />
tragen, sind meist deckungsgleich. Das Label bietet darüber hinaus<br />
den Vorteil, dass direkter neonazistisches Gedankengut vertreten werden<br />
kann, als es mit der legalistischen NPD möglich ist. So sind alternative<br />
Pankower Jugendklubs das Hauptziel der Propaganda der VNNO.<br />
Führender Kopf ist, neben den aktiven NPDlern um Steinbrecher und<br />
Pfeiffer, Andy Fischer. Dieser fällt regelmäßig durch Bedrohungen und<br />
Gewalt gegen alternative Jugendliche in Pankow <strong>auf</strong>. Erst im November<br />
2008 bedrohte er einen Jugendlichen vor dessen Haus mit einem Messer.<br />
Dem Personenkreis, der sich für VNNO-Aktivitäten mobilisieren lässt,<br />
gehören <strong>die</strong> Pankower Martin Stelter, Michael Weiß, Alexander Kaminski,<br />
Wilhelm „Willy“ Seidler, Thomas Zeise, Sven Kolpak, Rick Hoeckberg,<br />
Vivien Schulz und Juliane von Sarnowski an. Zeise und Seidler (dessen<br />
Schwester Vicky im KV8 organisiert ist) waren unter anderem beim sog.<br />
IPAHB-Angriff (siehe Artikel „Prozesse“) dabei. Sven Kolpak war schon in<br />
der Kameradschaft Pankow an der Seite von Christopher Wilhelm aktiv.<br />
Auch der aus Friedrichshain stammende Neonazi Lars Knüpfer ist im<br />
Umfeld des VNNO aktiv. Er trat u.a. <strong>auf</strong> dem Aufmarsch am 18. Oktober<br />
2008 in Hellersdorf als Redner <strong>auf</strong>.<br />
„Anti-Antifa“<br />
Wie in keinem anderen Bezirk ist Anti-Antifa-Arbeit, also das Ausspähen,<br />
Fotografieren, Bedrohen und Veröffentlichen von vermeintlichen<br />
AntifaschistInnen Aktionsschwerpunkt der Pankower Neonaziszene.<br />
Das drückt sich vor allem in alltäglichen Handlungen aus: bösen Blicken<br />
und Beleidigungen im Supermarkt, Pöbeleien am Bahnhof oder <strong>auf</strong><br />
dem Weg zur Schule. Dabei bleibt es jedoch nicht. An Haustüren von<br />
vermeintlichen Linken finden sich unregelmäßig Neonazi<strong>auf</strong>kleber, <strong>auf</strong><br />
Internetplattformen wird versucht, mit alternativen Jugendlichen Kontakt<br />
<strong>auf</strong>zunehmen und solche, <strong>die</strong> als links identifiziert werden, finden im<br />
ungünstigsten Fall ihre Namen <strong>auf</strong> Outing-Aufklebern oder als Sprüherei<br />
wieder. Im Frühjahr 2007 tauchte im Internet eine Seite mit dem Namen<br />
Gegen Antifa Pankow <strong>auf</strong>, <strong>die</strong> durch den Pankower Neonazi Thomas<br />
Gläser angemeldet wurde. Auf <strong>die</strong>ser Seite wurden Fotos und Namen von<br />
Personen veröffentlich, <strong>die</strong> Gläser zugeschickt wurden. Versorgt wurde<br />
er dabei unter anderem von den VNNO und vom Betreiber des Neonaziladens<br />
Harakiri, der mit Hilfe seiner Überwachungskameras Fotos von<br />
dem Gehweg vor seinem Laden <strong>auf</strong>nahm. Da <strong>die</strong> Seite relativ schnell<br />
wieder aus dem Netz genommen wurde, sind <strong>die</strong> VNNO inzwischen dazu<br />
übergegangen, <strong>auf</strong> dem Webportal NW-Berlin Artikel mit Namen und<br />
Fotos zu veröffentlichen. Für <strong>die</strong> Anti-Antifa-Aktivitäten in Pankow sind vor<br />
allem Andy Fischer, Daniel Steinbrecher, Michael Weiß und Willy Seidler<br />
verantwortlich. Seidler benutzt bevorzugt das Internet, um über Kommunikationsplattformen<br />
Kontakt mit Linken <strong>auf</strong>zunehmen und sie auszufragen.<br />
Die Bemühungen der Pankower Anti-Antifa-Aktivisten richten sich<br />
aber auch über Pankow hinaus. Bei Prozessen in Moabit gegen Pankower<br />
Neonazis wurden von Fischer in Zusammenarbeit mit den Lichtenberger<br />
Neonazis um Alexander Basil und David Gudra Fotos von ZeugInnen<br />
und ProzessbeobachterInnen gefertigt. Der Prenzlauer Berger Buchladen<br />
„Schwarze Risse“ erhielt im letzten Jahr mehrfach Besuch des Neonazis<br />
Mirko Tambach, der sich vor allem linke Publikationen anschaute. Gleiches<br />
taten auch <strong>die</strong> Lichtenberger Alexander Basil und David Gudra. Alle<br />
drei wurden jedoch erkannt und des Ladens verwiesen. Auch der Neonazi<br />
Paul Schneider, der vor mehr als sieben Jahren das erste Mal mit der<br />
Kameradschaft Pankow in Verbindung gebracht wurde, tritt nach seinem<br />
zwischenzeitlichen Wegzug aus Berlin wieder regelmäßig als Anti-Antifa-<br />
Fotograf am Rande von Neonazi<strong>auf</strong>märschen in Erscheinung.<br />
Dass es bei Ausspähen und Bedrohen nicht bleibt, ist bei der Radikalisierung<br />
der Szene klar. Jugendlichen, <strong>die</strong> von den Pankower Neonazis<br />
der linken Szene zugerechnet wurden, wurde im Umfeld ihrer Wohnung<br />
<strong>auf</strong>gelauert, es gab Angriffe <strong>auf</strong> <strong>die</strong> Personen, aber auch <strong>auf</strong> deren Wohnungen.<br />
So wurden einem Jugendlichen mehrfach <strong>die</strong> Scheiben seiner<br />
Wohnung eingeworfen.<br />
REPs<br />
Vom öffentlichen Auftreten der Republikaner in den Jahren nach der<br />
Jahrtausendwende ist nichts mehr geblieben. Aus der Villa in der Berliner<br />
Straße, <strong>die</strong> als Bundeszentrale genutzt wurde, zogen <strong>die</strong> Republikaner<br />
schon vor Jahren in ein kleines Hochparterre-Büro gegenüber. Auch<br />
<strong>die</strong>ses haben sie inzwischen gekündigt. Die Internetseite des Pankower<br />
Martina Jablonski Sandor Makai Diego Pfeiffer Kristian Lindner Daniel Schiefer Patrick Wehrmeister<br />
Patrick Fehre Sven Kolpak Michael Weiß Vicky Seidler Sascha Pohl Patrick Kukulies