Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken
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Pankow: Dominante<br />
NPD, alltägliche Gewalt<br />
Die Pankower Neonaziszene wandelt sich. Kameradschaften lösen sich <strong>auf</strong> oder werden in den NPD-Verband<br />
integriert. Der NPD-Verband und <strong>die</strong> „Vereinten Nationalisten Nord Ost“ (VNNO) sind trotz personeller<br />
Brüche in der Lage, einerseits Kampagnen zu organisieren und andererseits gewalttätig gegen politische<br />
GegnerInnen vorzugehen. 25 im Jahr 2008 bekannt gewordene Angriffe <strong>auf</strong> alternative Jugendliche, MigrantInnen<br />
und Homosexuelle sind nur ein Zeichen für <strong>die</strong> selbstbewusst <strong>auf</strong>tretende Neonaziszene. Die Angriffe<br />
sind zum Teil geplant und konspirativ durchgeführt, wie <strong>die</strong> Attacken <strong>auf</strong> Wohnungen von vermeintlichen<br />
AntifaschistInnen zeigen. Genug Gründe also, <strong>die</strong> TäterInnen genauer zu beleuchten.<br />
NPD/JN in Pankow<br />
In der Pankower Neonaziszene ist <strong>die</strong> NPD <strong>die</strong> zentrale Struktur. Mit<br />
seinen ca. 40 Mitgliedern ist der Kreisverband 8 unter der Führung von<br />
Daniel Steinbrecher in der Lage, Aufgaben <strong>auf</strong> Berliner Aufmärschen zu<br />
übernehmen, massiv Propaganda im Bezirk zu verteilen und kampagnenhaft<br />
zu agieren. Daniel Steinbrecher ist seit Jahren in Pankow aktiv.<br />
Unter Jörg Hähnels Führung, der ab 2000 den Aufbau des Kreisverbands<br />
leitete, entwickelte sich Steinbrecher vom Schlägerneonazi zum Kader.<br />
Er ist seit seiner Wahl zum Vorsitzenden im Jahr 2007 verantwortlich<br />
für einen Großteil der NPD-Aktivitäten in Pankow und vor allem für <strong>die</strong><br />
inhaltliche Ausrichtung. Sein Wohnsitz in Heinersdorf ist wahrscheinlich<br />
nicht unmaßgeblich für <strong>die</strong> politische Stoßrichtung des Pankower Verbandes<br />
– <strong>die</strong> Intervention in den rassistisch <strong>auf</strong>geladenen Heinersdorfer<br />
Moscheekonflikt. Dem Kreisverband 8 ist ein Ortsverband Pankow unter<br />
Führung von Andreas Claus und <strong>die</strong> Jungen Nationaldemokraten Nordost<br />
untergeordnet, <strong>die</strong> jedoch nur selten in Erscheinung treten. Im <strong>Mai</strong> <strong>die</strong>ses<br />
Jahres wurde <strong>auf</strong> der Internetseite Ex-K3-Berlin eine Veranstaltung beworben,<br />
<strong>auf</strong> der Claus als Referent angekündigt wurde.<br />
Generationswechsel<br />
Der Wechsel von Steinbrecher an <strong>die</strong> Spitze des Verbands macht eine<br />
Tendenz offensichtlich: Die erste Generation um Jörg Hähnel zieht sich<br />
nach und nach zurück und überlässt den jüngeren Neonazis <strong>die</strong> aktive<br />
Politik. Auch Hähnels rechte Hand im Pankower Verband, André Werner,<br />
ist vor Jahren wieder zurück nach Brandenburg gezogen, wo er mit seiner<br />
Lebensgefährtin und seinen drei Kindern lebt. Ehemals aktive Pankower<br />
NPDler wie Sascha Pohl oder Melanie Ehring sind nur noch selten zu<br />
sehen. Einige der älteren Neonazis sind jedoch immer noch wichtige Stützen<br />
des Pankower Verbands. Patrick Wehrmeister und Patrick Kukulies<br />
zählen zum aktionistischen Teil der lokalen Struktur. Sie fehlen selten <strong>auf</strong><br />
Aufmärschen.<br />
Michaela Zanker, <strong>die</strong> gleichzeitig im Vorstand des von Jörg Hähnel geführten<br />
Berliner Verbands sitzt, steht im Vorstand für <strong>die</strong> Einbindung der<br />
subkulturellen Szene in das Parteileben. Die Zahnarzthelferin und Witwe<br />
des 2002 verstorbenen Bundesführers der HDJ Alexander Scholz ist eine<br />
fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />
Führungsfigur der Gemeinschaft Deutscher Frauen (GdF), Gründungsmitglied<br />
des Rings Nationaler Frauen (RNF).<br />
Ihre Beziehung zu einem Berliner Polizisten, der in <strong>die</strong> Vertriebsstrukturen<br />
der Rechtsrockband Deutsch Stolz Treue (D.S.T.) eingebunden war,<br />
wurde bekannt, als gegen <strong>die</strong> Band ermittelt wurde. Zanker steht für <strong>die</strong><br />
Integration von Rechtsrock-Akteuren in den Verband, deren bekanntester<br />
Vertreter, der ehemalige „Landser“-Sänger Michael „Lunikoff“<br />
Regener, ebenfalls Mitglied des KV8 ist. Sowohl Diego Pfeiffer, als<br />
auch Kristian Lindner engagieren sich für <strong>die</strong> Integration von Kameradschaftsstrukturen.<br />
Lindner, der früher bei den Nationalen Aktivisten<br />
Prenzlauer Berg aktiv war, tritt bei Aufmärschen als Fotograf in Erscheinung.<br />
Am 1. <strong>Mai</strong> 20<strong>04</strong> wurde er am Rande des Neonazi<strong>auf</strong>marschs<br />
in Lichtenberg verhaftet, als er versuchte, GegendemonstrantInnen<br />
anzugreifen. Diego Pfeiffer ist dem gewalttätigen Spektrum aus Pankow<br />
zuzuordnen. Zusammen mit Steinbrecher aber auch mit Andy Fischer<br />
ist er für eine Vielzahl von Bedrohungen und Übergriffen verantwortlich.<br />
Weiterhin gehören Sandor Makai und Ilja Gräser dem Vorstand an. Der<br />
Steinmetz Gräser ist mit seiner Frau Swantje eher völkisch orientiert und<br />
steht damit im Widerspruch zum radikal <strong>auf</strong>tretenden Kreisverband. Der<br />
Weissenseer Sandor Makai war im Umfeld des „Nationalen Anarchisten“<br />
Peter Töpfer unterwegs, bevor er zum Pankower Verband stieß. Mit Martina<br />
Jablonski ist der Vorstand mit einer Aktivistin komplettiert, <strong>die</strong> eher<br />
im Hintergrund agiert. Sie verfasst Artikel für NPD-Zeitungen und ist an<br />
der Durchführung von NPD-Ständen beteiligt. Jablonski arbeitet zudem<br />
als Fraktionssekretärin der NPD- Fraktion im Landtag von Mecklenburg-<br />
Vorpommern.<br />
Der Pankower NPD sind weiterhin Victoria „Vicky“ Seidler und Patrick<br />
Fehre zuzuordnen. Seidler hilft bei Infoständen und trägt Transparente<br />
<strong>auf</strong> Aufmärschen. Fehre ist dem engeren Umfeld von Steinbrecher<br />
zuzuordnen. Er übernimmt organisatorische Aufgaben im Verband, ist<br />
allerdings auch an Übergriffen im Bezirk beteiligt. Auch der Weissenseer<br />
Robert Scheffler, der Prenzlauer Berger Paul Hinniger, <strong>die</strong> Reinickendorferin<br />
Alexandra Baumgarten, der Ex-FAPler Mirko der ehemalige REP-<br />
Vorsitzende Detlef Britt, sowie Ingo Reimann betätigen sich inzwischen<br />
im Rahmen von NPD-Aktivitäten.<br />
Daniel Steinbrecher Andy Fischer Paul Schneider<br />
Andre Werner<br />
Neonazi-Sticker<br />
aus Pankow<br />
Am VNNO-Transparent: Diego Pfeiffer (links), Patrick Fehre (mitte) Paul Hinniger Alexander Kaminski