06.12.2012 Aufrufe

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gige Jugendzentrum“ untergebracht ist und das Hans-und-Hilde-Coppi-<br />

Gymnasium, dessen Schülerschaft mehrheitlich alternativ <strong>auf</strong>tritt. Hier<br />

blieb es nicht nur bei Aufklebern. Mehrmals wurden Scheiben zerstört,<br />

<strong>die</strong> Gebäude mit Parolen besprüht. Gruppen von Neonazis versuchten<br />

während Veranstaltungen in den Rainbow einzudringen und Gäste zu<br />

verletzen.<br />

Die einzige Kneipe in Karlshorst, <strong>die</strong> regelmäßig von Neonazis genutzt<br />

wurde – der Rheinische Hof am S-Bahnhof Karlshorst – musste 2007<br />

schließen. Hier trafen sich vor allem ältere Neonazis, wie z.B. Mitglieder<br />

der Kameradschaft Spreewacht.<br />

Auch hier hat <strong>die</strong> NPD Probleme, Fuß zu fassen. Als sie 2007 zum Ersatz<br />

für das „Heldengedenken“ im Brandenburgischen Halbe eine Kundgebung<br />

vor dem „Deutsch-Russischen Museum“ abhielt, war der Kundgebungsort<br />

von einer Antifa-Demonstration und Bürgerprotesten umschlossen.<br />

Ende 2008 verteilten Neonazis der Lichtenberger NPD in<br />

Karlshorst Flugblätter gegen ein islamisches Bildungszentrum.<br />

Der Versuch, hier ähnlich wie in Heinersdorf an<br />

eine breite Protestbewegung anzuknüpfen, hat sich<br />

bisher nicht ausgezahlt.<br />

Um den Neonazi<strong>auf</strong>marsch am 6. Dezember 2008,<br />

der am S-Bhf. Karlshorst startete, zu schützen, ließ<br />

<strong>die</strong> Polizei den Karlshorster Teil der Route komplett<br />

mit Absperrgittern bestücken und verhinderte so jede<br />

Möglichkeit wirksamen Protests. Trotzdem versammlten<br />

sich über tausend Menschen am Startpunkt und am Rande<br />

der Strecke und protestierten lautstark.<br />

Hohenschönhausen<br />

Als dritter wichtiger Teil des Großbezirks ist Hohenschönhausen zu nennen.<br />

In <strong>die</strong>sem ehemals eigenständigen Bezirk gibt es viele unorganisierte,<br />

aber gewalttätige Neonazis. Im Jahr 2008 gab es hier fünf, teils schwere<br />

Übergriffe <strong>auf</strong> Linke und MigrantInnen. So wurde zum Beispiel am 12.<br />

<strong>Mai</strong> ein 12-jähriges Kind rassistisch beleidigt und geschlagen. Trotz eines<br />

überwiegend inaktiven NPD-Verbands ist in Hohenschönhausen ein hohes<br />

NPD-Wählerpotential vorhanden. Doch nicht nur <strong>die</strong> Wähler, auch der<br />

NPD-Verordnete Torsten Meyer wohnt in Hohenschönhausen. Manuela<br />

und Dietmar Tönhardt verließen erst im letzten Jahr den Bezirk.<br />

Es kommt immer wieder zu Klebeaktionen, bei denen mehrere hunderte<br />

Aufkleber und/oder Plakate verklebt werden. In Wartenberg machte eine<br />

kleine Neonaziclique im August und September 2008 durch Sprühen und<br />

Kleben von Plakaten <strong>auf</strong> sich <strong>auf</strong>merksam. Die Auswahl der geklebten<br />

Materialien (hauptsächlich über Versände bezogene Propaganda) lassen<br />

den Schluss zu, dass keine Zusammenarbeit mit den Freien Kräften<br />

Berlin besteht.<br />

Die früher stark ausgeprägte Präsenz von BFC-Fans nahm und nimmt<br />

durch <strong>die</strong> Verlagerung eines Großteils der Spiele nach Prenzlauer Berg<br />

immer weiter ab. Die Geschäfte, <strong>die</strong> ihre Angebote <strong>auf</strong> <strong>die</strong>se Mischung<br />

aus Hooligans und Neonazis ausgerichtet haben bleiben. So zum Beispiel<br />

der Laden Kategorie C am Prerower Platz. Es gibt außerdem noch den<br />

Doorbreaker im Lindencenter und den Germanenhof. Im Doorbreaker<br />

wird hauptsächlich Kleidung der Neonazimarke Thor Steinar verk<strong>auf</strong>t.<br />

Der Hohenschönhausener Neonaziladen Wearwolf in der Konrad-Wolf-<br />

Straße musste im Dezember 2008 schliessen. Seit Anfang 2005 vertrieb<br />

<strong>die</strong>ser Laden von Thor Steinar über Rechtsrock-CDs bis zu Lunikoff-Fanschals<br />

alles, was das rechte Herz begehrte.<br />

44 L i c h t e n b e r g<br />

Die NPD erreichte<br />

bei der Wahl am 17.<br />

September 2006 sechs<br />

Prozent der Stimmen<br />

in Lichtenberg.<br />

fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

Nur wenige bekannte und organisierte Neonazis wohnen im Hohenschönhausen.<br />

Erwähnenswert sind aber Martin Bullman und Martin Borchert.<br />

Borchert gehört zu dem inneren Zirkel der Freien Kräfte Berlin. Selbst bei<br />

den nur intern mobilisierten Spontandemonstrationen mit knapp 50 Neonazis<br />

war er anwesend. Bullmann, der aus einer Nordhohenschönhausener<br />

Glatzen-Clique stammt, steht eher dem KV4 der NPD nah. So war er<br />

Fahnenträger <strong>auf</strong> dem NPD-Aufmarsch vom 18. Oktober 2008. Auch der<br />

Bruder des Lichtenberger Neonazis Sebastian Zehlecke, Sascha wohnt in<br />

Hohenschönhausen. In der Nähe seiner Wohnung wurde 2006 Christian<br />

Bentz beim Plakatieren festgenommen.<br />

NPD im Bezirk<br />

Der Lichtenberger NPD-Verband, der Kreisverband 5, ist seit Jahren personell<br />

und strukturell schwach besetzt. Vor den Kommunalwahlen 2006<br />

trat zudem der bisherige Kreisvorsitzende und bis 2005 amtierende<br />

NPD-Landesvorsitzende Claus Schade aus der NPD aus und gründete<br />

eine eigene Partei (National Konservative Partei). Das durch ihn<br />

etablierte Büro in einem Häuserkomplex an der Ecke Siegfriedstraße/<br />

Bornitzstraße, in dem sich neben der NPD auch <strong>die</strong><br />

Berliner Sektion des mittlerweile <strong>auf</strong>gelösten Märkischen Heimatschutzes<br />

(MHS) traf, wurde dar<strong>auf</strong>hin <strong>auf</strong>gegeben. Neben<br />

Kameradschaftsabenden der NPD wurde hier über <strong>die</strong> Aufnahme<br />

neuer MHS-Mitglieder entschieden. Insgesamt verdeutlichte<br />

<strong>die</strong>ses Büro <strong>die</strong> enge Verbindung zwischen dem damaligen MHS und<br />

der NPD.<br />

Seit Anfang 2007 ist <strong>die</strong> Hohenschönhausenerin Manuela Tönhardt <strong>die</strong><br />

neue Kreisvorsitzende des KV 5. Bereits im November 2006 trat sie<br />

der NPD bei, nachdem sie vorher lange Zeit DVU-Mitglied war. Manuela<br />

Tönhardt besitzt einen Fachschulabschluss in Kulturwissenschaften und<br />

war vor der Wende als Straßenbahnfahrerin tätig. Ihre ersten Erfahrungen<br />

in parlamentarischer Arbeit konnte Manuela Tönhardt vor ihrem Einzug<br />

in <strong>die</strong> Lichtenberger BVV beim DVU-Abgeordneten im Brandenburger<br />

Landtag Markus Nonninger sammeln. Sie ist verheiratet mit Dietmar Tönhardt,<br />

der lange Zeit Landesvorsitzender der DVU Berlin war. Zusätzlich<br />

engagiert sie sich in der Berliner Regionalgruppe des Rings Nationaler<br />

Frauen.<br />

Im Januar <strong>2009</strong> bestand der Vorstand des Lichtenberger Kreisverbands<br />

neben Manuela Tönhardt aus Jahn Keller (Stellvertreter), Dietmar<br />

Tönhardt (Geschäftsführer), Karin Mundt (Schatzmeisterin), Henryk<br />

Wurzel (Rechnungsprüfer) und Ralf Potraffke (Beisitzer). Wurzel war in<br />

den neunziger Jahren in der Nationalistischen Front aktiv. Nach deren<br />

Verbot baute er 1995 <strong>die</strong> Kameradschaft Treptow mit <strong>auf</strong>, deren Führung<br />

er später übernahm. 1995 beging Wurzel mit anderen Neonazis eine<br />

Brandstiftung in einem Treptower Jugendklub. Dafür wurde er zu einer<br />

langjährigen Haftstrafe verurteilt. Seit der Gründung einer Berliner Sektion<br />

des Märkischen Heimatschutzes im Oktober 20<strong>04</strong> war Henryk Wurzel<br />

hier organisiert. Er nahm an fast jedem Berliner Aufmarsch teil und trug<br />

dort meist das Transparent des MHS. Am 1. <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> nahm er an der<br />

Kundgebung der NPD in Köpenick teil.<br />

Die wichtigste Entwicklung für <strong>die</strong> NPD in Lichtenberg stellt der Einzug mit<br />

einer Fraktion in <strong>die</strong> Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg dar.<br />

Die NPD erreichte bei der Wahl am 17. September 2006 sechs Prozent<br />

der Stimmen in Lichtenberg. Auf der Liste für <strong>die</strong> Wahl traten neben<br />

den heutigen Fraktionsmitgliedern Manuela Tönhardt, Jörg Hähnel und<br />

Torsten Meyer, auch Martina Jablonski und Michaela Zanker an. Martina<br />

Sebastian Schmidt Martin Bullmann Martin Borchert<br />

Detlef Mirek

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!