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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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Weitlingkiez, Friedrichsfelde und Rummelsburg<br />

Der Lichtenberger Weitlingkiez, sowie <strong>die</strong> angrenzenden Bezirksteile<br />

Friedrichsfelde und Zentral-Lichtenberg sind weiterhin das Zentrum der<br />

Lichtenberger Neonaziszene. Ein Großteil der organisierten Neonazis<br />

wohnt hier. Schon zu Zeiten der Kameradschaft Tor wohnten hier Neonazis<br />

in Wohngemeinschaften zusammen, <strong>die</strong> Treffpunkte und Ausgangpunkt<br />

manchen Angriffs waren. Nicole Stenzel, Oliver Oeltze und weitere<br />

KS-Torler hatten damals in der Weitlingstraße eine WG, später war <strong>die</strong> WG<br />

von Lars Wünsche und Alexander Basil in der Magaretenstraße Zentrum<br />

verschiedener Aktivitäten. Von <strong>die</strong>ser WG gingen während des „Beats<br />

against Fascism“-Festivals <strong>auf</strong> dem nahe gelegenen Münsterlandplatz<br />

mehrere Angriffe <strong>auf</strong> alternative Jugendliche aus. Eine Neonazi-Kundgebung<br />

gegen <strong>die</strong> Silvio Meier Demo 2007 fand direkt vor dem Haus<br />

statt und wurde aus der Wohnung mit Strom versorgt. Bis zum Redaktionsschluss<br />

der fight.back wohnten in einer WG in der Weitlingstraße<br />

<strong>die</strong> Neonazis Phillip Bornemann, David Gudra und Stephan Alex. Vom<br />

Hausflur aus fotografierten Neonazis <strong>die</strong> Silvio Meier Demo 2008, sowie<br />

<strong>die</strong> Proteste gegen den Neonazi<strong>auf</strong>marsch am 6. Dezember 2008. Mit<br />

dabei waren Alexander Basil und Lars Wünsche.<br />

Bis zum Februar 2007 hatte <strong>die</strong> Lichtenberger Neonaziszene<br />

mit der Kiste (Weitlingstraße) einen festen Treffpunkt. Der<br />

Wirt der Kiste, Detlef Mirek, wegen eines rassistischen<br />

Übergriffs vorbestraft, organisierte sich in der NPD<br />

und äußerte sich offen rassistisch. Während einer<br />

RBB-Reportage schimpfte er über „kriminelle Ausländer“.<br />

Der Betreiberin Andrea Bode wurde schon Ende<br />

2006 <strong>die</strong> Konzession entzogen. Auch ihr Nachfolger<br />

Ronny Schrader hatte kein Glück. Nachdem nicht nur<br />

seine Gäste, sondern auch er persönlich volltrunken <strong>die</strong> BetreiberInnen<br />

des benachbarten Döner-Imbisses bedroht hatte, wurde ihm<br />

<strong>die</strong> Konzession entzogen. Die Kneipe Piccolo (Skandinavische Straße),<br />

<strong>die</strong> 2006 regelmäßig von Neonazis genutzt wurde, existiert immer noch,<br />

es hat jedoch ein Wechsel der BesucherInnen stattgefunden. Zur damaligen<br />

Zeit befand sich im Haus der Kneipe eine weitere Neonazi-WG mit<br />

Stefanie Piehl und Lars Wünsche. Der Betreiber des Piccolo Rene Jährig<br />

ist jedoch gleichzeitig Betreiber der Friedrichshainer Kneipe Ambrosius,<br />

<strong>die</strong> 2007 Lieblingskneipe der Lichtenberger Neonazis und Ausgangspunkt<br />

einiger Angriffe in Friedrichshain war. Allein das Klubhaus der Kameradschaft<br />

Spreewacht in der Wönnichstraße wird regelmäßig von älteren<br />

fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

Lichtenberg: ANB &<br />

NPD in der ‚Homezone‘<br />

Die meisten Kameradschaften treten nach dem sogenannten ‚Wohnortprinzip‘ vor allem in von ihnen bewohnten<br />

Kiezen <strong>auf</strong>. Sie sind in ihrem Wohnumfeld aktiv, sie treffen sich in einschlägigen Kneipen im Kiez,<br />

gehen zusammen zu Fussballspielen und prügeln gemeinsam <strong>auf</strong> Alternative, Linke und alles was nicht in<br />

ihr Weltbild passt ein. Meist gibt es auch einen breiten SympatisantInnenkreis in der Gegend. Es bildet sich<br />

so oft ein Angstraum für andersdenkende Jugendliche heraus. Der Berliner Großbezirk Lichtenberg/Hohenschönhausen<br />

kann eindeutig in drei Bezirksteile untergliedert werden werden, in welchen Neonazis unterschiedlich<br />

<strong>auf</strong>treten. Anhand <strong>die</strong>ser soll im folgenden <strong>die</strong> Lichtenberger Neonaziszene umrissen werden.<br />

42 L i c h t e n b e r g<br />

30 Neonazis protestieren gegen <strong>die</strong> „Silvio Meier“-Demonstration 2007. Rechts mit Basecap: Stephan Alex<br />

All <strong>die</strong>se Faktoren<br />

spielen eine Rolle,<br />

um zu verstehen warum<br />

<strong>die</strong> Neonazis den Weitlingkiez<br />

als ihre Zone<br />

verstehen.<br />

Neonazis genutzt. In dem barackenartigen Bau ist Platz für Tresenabende<br />

und Konzerte mit mehr als 100 Neonazis.<br />

Seit Ende 2008 ist zudem <strong>die</strong> Kneipe Jägerheim (Alt-Friedrichsfelde) als<br />

regelmäßiger Treffpunkt von Neonazis bekannt geworden. Hier finden<br />

NPD-Kreisverbandssitzungen statt und <strong>die</strong> Räume werden für öffentliche<br />

Neonaziveranstaltungen, wie z.B. <strong>die</strong> Mobilisierungsveranstaltung für<br />

den „Jugend braucht Perspektiven“-Aufmarsch am 6. Dezember 2008<br />

genutzt. Die ehemalige Hellersdorfer NPD-Vorsitzende Gesine Hennrich<br />

ist mit dem Betreiber der Kneipe befreundet. Gleich gegenüber befindet<br />

sich der Sportjugendklub (Frankfurter Allee). Die BetreiberInnen verfolgen<br />

seit Jahren das Konzept der akzeptierenden Jugendarbeit, das <strong>die</strong> Arbeit<br />

mit Neonazis einschließt. So haben <strong>die</strong> Lichtenberger Neonazis hier <strong>die</strong><br />

Möglichkeit zu trainieren und den Fitnessraum zu nutzen. Im Jahr 2008<br />

gelang es den Freien Kräften sogar, über den Sportjugendklub eine<br />

Turnhalle für ihre Kampfsportübungen zu bekommen. Auf einem Foto, das<br />

im Internet für den SJC wirbt, sind Lars Wünsche und Martin Kalina zu erkennen.<br />

Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Ideologie ihrer Gäste<br />

scheint, sofern sie überhaupt stattfindet, nicht zur letzten Konsequenz,<br />

also zum Ausschluss von Neonazikadern zu führen.<br />

All <strong>die</strong>se Faktoren spielen eine Rolle, um zu verstehen warum <strong>die</strong><br />

Neonazis den Weitlingkiez als ihre Zone verstehen. Gerade<br />

<strong>die</strong> Freien Kräfte Berlin, <strong>auf</strong> deren Konto das Internetprojekt<br />

„Nationaler Widerstand Berlin“ geht, sind hier aktiv.<br />

Die Internetseite ist dabei weniger als Seite einer festen<br />

Struktur gedacht, sondern als Plattform <strong>die</strong> den Berliner<br />

„Freien Kräften“ zur Verfügung steht. Die überwiegende<br />

Mehrheit der Artikel wird jedoch von den Lichtenberger<br />

AktivistInnen verfasst. Der Personenkreis um Lars Wünsche,<br />

Alexander Basil, David Gudra, Phillip Bornemann, David und<br />

Martin Kalina ist verantwortlich für regelmäßige Propagandawellen im<br />

Kiez, für das Ausspähen von alternativen Veranstaltungen sowie gewalttätiges<br />

Vorgehen gegen migrantische LadenbetreiberInnen und alternative<br />

Jugendliche im Kiez. Diese Struktur wird von ehemaligen KS-Tor-Angehörigen,<br />

wie z.B. Björn Wild und Nicole Stenzel unterstützt. Zum Umfeld gehören<br />

Neonazis wie Sebastian Zehlecke und Stefanie Piehl, Marcel Rockel<br />

(der als Anmelder der Internetseite des Zeitungsprojekts Berliner Bote<br />

fungiert), Marko Metzkow (der inzwischen Mitglied des NPD-Ordner<strong>die</strong>nstes<br />

ist), sowie Sebastian Schmidtke. Dieser wird immer herangezogen,<br />

wenn Demonstrationen angemeldet werden bzw. andere Aktionen einen

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