06.12.2012 Aufrufe

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Neonazi aus Neukölln Neonazi aus Neukölln Neonazi aus Neukölln<br />

„Hoffest für Demokratie und Toleranz“. Allerdings erschienen auch hier 25<br />

Neonazis zu einer Gegenkundgebung; <strong>die</strong> Hälfte der TeilnehmerInnen war<br />

Rudower Strukturen zuzuorden, vier Personen waren aus Teltow-Fläming,<br />

u.a. Marty Gansekow und Michael Skupin (Siehe Artikel „Teltow-Fläming“).<br />

Zweiter wesentlicher Aktionschwerpunkt der Neuköllner Neonazis war <strong>die</strong><br />

alljährlich im Dezember stattfindende Demonstration für ein „Nationales<br />

Jugendzentrum“. Im Jahr 2006 beteiligten sich rund 150 Personen an<br />

<strong>die</strong>sem Aufmarsch, welcher von Schöneweide nach Rudow führte und<br />

zeitweilig von GegendemonstrantInnen blockiert werden konnte. 2007<br />

erhöhte sich <strong>die</strong> TeilnehmerInnenzahl nach einer bundesweiten Mobilisierung,<br />

und es demonstrierten 550 Neonazis von Rudow nach Britz. Die<br />

TeilnehmerInnen kamen zum einen aus den Berliner Kameradschaftsstrukturen,<br />

unterstützt von NPD und JN, zum anderen aus Strukturen der<br />

„Autonomen Nationalisten“ ostdeutscher Bundesländer. Die gestiegene<br />

TeilnehmerInnenzahl war dabei auch Resultat des Bedeutungszuwachses<br />

für <strong>die</strong> gewaltbereiten Kameradschaften innerhalb der Neonazi-Szene.<br />

Für eine Vielzahl von Neonazis wurde <strong>die</strong> Anreise zur Demonstration allerdings<br />

zu einer schmerzhaften Erfahrung, so u.a. am U-Bhf. Neukölln und<br />

am S-Bhf. Treptower Park. 2008 nahmen ungefähr 600 Neonazis an der<br />

Demonstration teil, welche nach Lichtenberg verlegt wurde. Dort beteiligten<br />

sich bis zu 1.500 Menschen an Protesten, Teile der Route wurden<br />

blockiert, Barrikaden errichtet und Neonazis direkt angegriffen.<br />

Neben <strong>die</strong>sen beiden Schwerpunkten „eigener“ Aktivitäten unterstützten<br />

<strong>die</strong> Süd-Neuköllner Kameradschaftsstrukturen vor allem Informationsstände<br />

der NPD. Zahlreich vertreten waren sie zudem bei der Demonstration<br />

gegen den Bau von „Hindu-Tempeln“ im August 2008 in Berlin-Britz<br />

und auch <strong>die</strong> beiden Saal-Veranstaltungen der NPD zum 8. <strong>Mai</strong> in den<br />

Jahren 2007 und 2008 wurden von ihnen besucht.<br />

Nach wie vor stellt <strong>die</strong> Rudower Spinne einen Treffpunkt für Neonazis<br />

dar. Sowohl der Ketchup Imbiss als auch <strong>die</strong> Bushaltestelle <strong>die</strong>nen als<br />

Sammel- und Treffpunkte. Die Neuköllner Neonazis besitzen jedoch<br />

keine festen, kontinuierlich und öffentlich nutzbaren Räumlichkeiten.<br />

Es konnten und können zwar Hinterzimmer von Kneipen (Osburger Eck,<br />

Party-Haus, Excalibur, u.a.) oder auch Jugendklubs temporär genutzt oder<br />

kurzzeitig dominiert werden, es gibt jedoch in Neukölln keinen Ort, an<br />

dem sich NPD oder KameradschafterInnen öffentlich treffen können. Als<br />

Ausnahme kann <strong>die</strong> Kneipe Zum Heideläufer (ehemals Buckower Pinte,<br />

Heideläufer Weg/Johannisthaler Chaussee, siehe Artikel „Neonazi-Loca-<br />

36 N e u k ö l l n<br />

Christian Stein Neonazi aus Neukölln Neonazi aus Neukölln<br />

„Spektakuläre“ Angriffe<br />

Am 17./18. Juni 2006 überfielen <strong>die</strong> Rudower Timo Lennig, Julian<br />

Schumann und Julian Beyer sowie der Treptower Dennis Eister<br />

eine Gruppe Jugendlicher in Schönefeld. Eines der Opfer wurde rassistisch<br />

beschimpft und erlitt als Folge eines Steinwurfs von Julian<br />

Beyer eine schwere Kopfverletzung. Auch einige der Neonazis wurden<br />

verletzt. Timo Lennig wurde später für seine Tatbeteiligung zu<br />

einer Haftstrafe von einem Jahr und vier Monaten ohne Bewährung<br />

verurteilt, Eister zu sieben Monaten.<br />

Am 25. August 2006 war dann ein linker Infostand an der Rudower<br />

Spinne das Angriffsziel. Zuerst erschienen Patrick Weiß und Sebastian<br />

Krzyzanowski vor Ort und bedrohten <strong>die</strong> StandbetreuerInnen,<br />

Krzyzanowski war dabei mit Quarzsandhandschuhen und einer<br />

Metallstange bewaffnet. Fast zeitgleich erreichten Timo Lennig<br />

und Marcel Mokosch den Platz und beschimpften <strong>die</strong> Antifas aus<br />

einem Firmenwagen heraus. Nachdem auch Sebastian Thom,<br />

Marcel Königsberger, Fabian Lüdke und Erik Wagner eingetroffen<br />

waren, begann wenig später von einem Parkplatz aus der Angriff<br />

<strong>auf</strong> den Infostand. Beteiligt waren nun auch René Bethage, bewaffnet<br />

mit einem Pfefferspray, Sven Pohle, Kai-Uwe Zemke, Marek<br />

Pawlowski, Daniel Dech und Andre Werner. Auch der Treptow-<br />

Köpenicker Markus Loszczinsky (damals JN Berlin) wurde in der<br />

näheren Umgebung vom Stand gesehen, was seine zumindest<br />

indirekte Tatbeteiligung wahrscheinlich erscheinen lässt. Lennig<br />

attackierte einen vermeintlichen Linken, während Thom mehrfach<br />

pyrotechnische Munition <strong>auf</strong> <strong>die</strong> StandbetreuerInnen abfeuerte.<br />

Nach einem zwischenzeitlichen Rückzug griffen Timo Lennig, Marek<br />

Pawlowski und Andre Werner erneut an. Lennig warf dabei eine<br />

Bierflasche in Richtung des Standes und verfehlte nur knapp den<br />

Kopf eines 5jährigen Kindes. Die eintreffende Polizei konnte <strong>die</strong> vor<br />

Ort verbliebenen Neonazis stoppen.<br />

Neben Timo Lennig agierte vor allem Sebastian Thom, seit August<br />

2008 im Landesvorstand der Berliner NPD, als Justizwunder<br />

und Intensivtäter. Nach den bereits geschilderten Vorfällen des<br />

Jahres 2006 wurde er am 1. Januar 2007 von einem Polizisten<br />

außer Dienst beim Sprühen von Hakenkreuzen erwischt und nach<br />

erfolgloser Gegenwehr festgenommen. Vier Monate später, im April<br />

2007, bedrohte er, unterstützt von Lenning und Krzyzanowski, <strong>die</strong>sen<br />

Polizeibeamten sowie dessen Freundin. Da sich <strong>die</strong>s im Vorfeld<br />

des Prozesses ereignete, wurde Thom kurzzeitig in Untersuchungshaft<br />

genommen. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, im <strong>Mai</strong> 2007<br />

erneut <strong>auf</strong> sich <strong>auf</strong>merksam zu machen: Bewaffnet und zusammen<br />

mit anderen Neonazis hatte er einen NPD-Stand in Nord-Neukölln<br />

„geschützt“, als ihn <strong>die</strong> Polizei kontrollierte.<br />

Der Angriff Thoms <strong>auf</strong> den Polizeibeamten führte zu einem ersten<br />

Umdenken der lokalen Verantwortlichen, da das Opfer nun weder<br />

migrantisch noch Teil der links-alternativen Szene war. In Anbetracht<br />

seiner Vorstrafen, der Bedrohung des Polizeibeamten und<br />

der erneuten Festnahme beim „Schutz“ des NPD-Standes erhielt<br />

Thom für <strong>die</strong> Attacke <strong>auf</strong> den Polizisten und seine Beteiligung am<br />

Angriff <strong>auf</strong> den Infostand zunächst eine Haftstrafe von einem Jahr<br />

und neun Monaten ohne Bewährung. Im Revisionsprozess wurde<br />

das Urteil jedoch <strong>auf</strong> eine einjährige Haftstrafe reduziert, ausgesetzt<br />

für drei Jahre <strong>auf</strong> Bewährung.<br />

Julian Schumann Julian Beyer Robert Hardege Markus Pohle Maurice Menz Andreas Haida

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!