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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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Zentrales Element: Gewalt<br />

In den letzten Jahren kam es als folgerichtige Konsequenz ihrer Ideologie<br />

auch zu teilweise massiven Gewalttaten seitens Süd-Neuköllner<br />

Neonazis, vor allem im Jahr 2006. Während das Berliner Landeskriminalamt<br />

(LKA) für 2007 und 2008 nur je drei gewalttätige Angriffe<br />

von Neonazis in gesamt Neukölln verzeichnet, liegen <strong>die</strong> Zahlen der<br />

Opferberatungsstelle ReachOut mit fünf Gewalttaten im Jahr 2007<br />

und neun im Jahr 2008 deutlich höher. Laut ReachOut war hierbei der<br />

größte Teil der Angriffe rassistisch motiviert. Bei den genannten Zahlen<br />

muss jedoch berücksichtigt werden, dass viele Attacken von den<br />

Betroffenen aus unterschiedlichen Gründen nicht bekannt gemacht<br />

werden und es tatsächlich mehr Vorfälle gab. Eine kurze, unvollständige<br />

Auswahl von Angriffen, überwiegend gegen linke und alternative<br />

Jugendliche, stellen wir im Folgenden zusammen:<br />

29. Januar 2006: Timo Lennig (mittlerweile wohnhaft in Kiel), Sven<br />

Pohle und andere Neonazis attackieren einen alternativen Jugendlichen<br />

an der Rudower Spinne.<br />

März 2006: Insgesamt 30 Neonazis bewegten sich, teilweise bewaffnet,<br />

im Umfeld einer Antifa- Demonstration in Rudow. Sebastian Thom<br />

wird wegen des Besitzes einer nicht erlaubten Schußwaffe festgenommen,<br />

aus einem Hochhaus an der Wutzkyallee wird eine Flasche <strong>auf</strong><br />

<strong>die</strong> Demonstration geworfen.<br />

22. April 2006: Timo Lennig und Sebastian Thom beteiligen sich an<br />

einem Angriff <strong>auf</strong> Linke in Treptow.<br />

April 2006: Ein alternativer Jugendlicher wird <strong>auf</strong> <strong>die</strong> stark befahrene<br />

Kreuzung am U-Bahnhof Rudow gejagt.<br />

16. Juni 2006: Eine Gruppe von 30 Neonazis versucht, eine antifaschistische<br />

Veranstaltung im Brandenburgischen Rangsdorf anzugreifen.<br />

Unter den Tätern sind Thomas Schirmer, Julian Beyer und Timo Lennig.<br />

02. September 2006: Neonazis bewegen sich erneut im Umfeld<br />

einer antifaschistischen Demonstration in Rudow. Timo Lennig wird<br />

festgenommen.<br />

September 2006: Rudower Neonazis beteiligen sich in Friedrichshain<br />

an einem Angiffsversuch <strong>auf</strong> Linke.<br />

17. November 2006: Kai-Uwe Zemke, Patrick Weiß, Sebastian Krzyzanowski,<br />

Sven Pohle, Timo Lennig u.a. versammeln sich zu einem<br />

Angriff <strong>auf</strong> das Anton-Schmaus-Haus. Sie werden von der Polizei<br />

gestoppt und vertrieben.<br />

23. Juni 2007: Etwa 15 überwiegend Neuköllner Neonazis attackieren<br />

<strong>die</strong> BesucherInnen einer Party im Anton-Schmaus-Haus <strong>auf</strong> deren<br />

Heimweg – der Angriff endet mit drei „eigenen“ Verletzten, u.a. Robert<br />

Marilow, stellvertretender Kreisvorsitzender der NPD-Spandau, welcher<br />

einen Beinbruch erleidet.<br />

13./14. November 2007: Neonazis verletzen einen vermutlichen<br />

„Aussteiger“ mit einem Schlagstock am Kopf.<br />

<strong>04</strong>. <strong>Mai</strong> 2008: Linke Jugendliche werden beim Verteilen von Flugblättern<br />

von zwei Neonazis, bewaffnet mit Schlagstock und Messer,<br />

angegriffen und mit dem Tod bedroht.<br />

Timo Lennig Sven Pohle Thomas Schirmer<br />

Kai-Uwe Zemke Patrick Weiß Sebastian Thom<br />

Neonazi aus Neukölln<br />

Neonazi in Neukölln aktiv Neonaziaktivistin aus Neukölln<br />

Daniel Dech Christopher Simon Gordon Bodo Dreisch<br />

„Midgards Stimme“<br />

<strong>auf</strong>, bei Neonazi-Konzerten und -Veranstaltungen spielt er regelmäßig als<br />

Liedermacher Midgards Stimme. Auf dem Cover einer seiner CDs grüßt<br />

er <strong>die</strong> „Buckower und Rudower Chaoten, macht weiter so, denn am Ende<br />

steht der Sieg“. Sein Vater, Uwe Dreisch aus Berlin-Oberschöneweide, war<br />

im NPD-KV6 (Treptow-Köpenick) aktiv und ist nun ebenso im Frontbann<br />

24 untergekommen (siehe Artikel „Treptow-Köpenick“). Innerhalb der<br />

Division Rudow haben sich außerdem jüngere Neonazis als „Autonome<br />

Nationalisten“ organisiert. Aktiv sind bzw. waren u.a. Maurice „Brille“<br />

Menz, Robert Hardege, Markus Pohle, Julian Beyer und Julian Schumann,<br />

der jüngere Bruder von Florian Schumann. Zum Umfeld der Neonazi-<br />

Strukturen aus Süd-Neukölln gehörten bei teilweise eher sporadischem<br />

Auftauchen in den letzten Jahren u.a.: Patrick Heise (Britz), Christian<br />

Stein (Britz), Alexander Hanitzsch (Buckow) sowie <strong>die</strong> Rudower Robert<br />

Wolski, Tobias Simon (jüngerer Bruder von Christopher Simon), <strong>die</strong> Brüder<br />

Erik und Marco Wagner und Patrick Kundt.<br />

Aktionsfelder der „Autonomen Nationalisten“:<br />

Mythos und Realität der Neonazi-Homezone Rudow<br />

Die „Autonomen Nationalisten“ blieben in den letzten Jahren aktionsorientiert<br />

und gewaltbereit. Die Fokussierung der Aktionen <strong>auf</strong> den eigenen<br />

Kiez wurde zunehmend <strong>auf</strong>gegeben, und ein teilweises Aufgehen in<br />

berlinweiten Neonazi-Strukturen war zu beobachten. Zumeist verbunden<br />

mit einem morgendlichen Treffpunkt am U-Bahnhof Rudow, beteiligten<br />

sich <strong>die</strong> „Autonomen Nationalisten“ aus Süd-Neukölln berlinweit und im<br />

gesamten Bundesgebiet an Demonstrationen der Neonaziszene.<br />

Die in früheren Jahren scheinbar selbstverständlich zur Schau gestellte<br />

Präsenz <strong>auf</strong> den Straßen Süd-Neuköllns ist zuletzt einem vorsichtigeren<br />

Verhalten gewichen - Ursache dafür sind offensive Aktivitäten von Antifas<br />

und staatliche Repressionsmaßnahmen. Die im Straßenbild sichtbaren<br />

neonazistischen Aufkleber und Plakate sowie <strong>die</strong> gesprühten Kürzel und<br />

Parolen sind in ihrer Anzahl zurückgegangen. Propagandatätigkeiten<br />

finden jedoch weiterhin statt, vor allem im Vorfeld von Demonstrationen<br />

o.ä., vereinzelt wurden auch Info-Stände organisiert. Positiv ist zu<br />

vermerken, dass neonazistische Progaganda deutlich schneller als in der<br />

Vergangenheit entfernt wird. Vereinzelt kam es auch zu Sprüh-Aktionen<br />

und Verkleben von Stickern in Nord-Neukölln, oft als hilflose Reaktion <strong>auf</strong><br />

vorangegangene Aktivitäten von Antifas. Der linke Stadtteilladen Lunte<br />

und das Britzer Anton-Schmaus-Haus der Falken waren mehrfach Ziel von<br />

Neonazi-Schmierereien.<br />

Ein Schwerpunktthema der „Autonomen Nationalisten“ in den vergangenen<br />

Jahren war <strong>die</strong> Störung von Informationsständen politischer Parteien<br />

sowie des sogenannten Spinnefestes der SPD. Vor allem <strong>die</strong> Endphase<br />

des Wahlkampfes im August und September 2006 war von einer Vielzahl<br />

derartiger Aktionen in Rudow, Schöneweide und anderen Berliner Bezirken<br />

begleitet. Nachdem das Spinnefest im Juli 2007 erneut mit einer<br />

Mahnwache der Neonazis konfrontiert war, änderte <strong>die</strong> SPD im Jahr 2008<br />

ihr Konzept und veranstaltete gemeinsam mit einem Bürgerbündnis ein<br />

N e u k ö l l n 35

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