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Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

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fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

schaft Ostpreußen gewählt, muss jedoch in der Zwischenzeit den Posten<br />

weiterreichen. Er veröffentlichte zahlreiche Reportagen zu Ostpreußen<br />

und lieferte <strong>die</strong> Artikel zum „Schwerpunktthema Ostpreussens Zukunft“<br />

in den Burschenschaftlichen Blättern. Er stand zusammen mit Roscher<br />

und Johlige <strong>auf</strong> der Landesliste des Bund Freier Bürger.<br />

Die Märker<br />

Die Märker verfügen über eine Villa im gutbürgerlichen Dahlem nahe der<br />

Freien Universität. Dort richteten sie 2003 das Sommerfest der extrem<br />

rechten Wochenzeitung Junge Freiheit (JF) aus. Märker Manuel Ochsenreiter<br />

ist selbst JF-Redakteur und Redakteur der Deutschen Militärzeitschrift<br />

(DMZ).<br />

1997 gründeten <strong>die</strong> Märker ebenfalls eine eigene Schülerverbindung Pennale<br />

Burschenschaft Theodor Fontane, <strong>die</strong> bis 2005 aktiv war.<br />

Auch <strong>die</strong> Märker sorgen mit internen Veranstaltungen für <strong>die</strong> ideologische<br />

Schulung ihrer Mitglieder. So sprach MdA Nicolas Zimmer (CDU-Sprecher<br />

Wissenschaftspolitik) mit den Märkern über den Irrweg des Bildungsstreiks<br />

<strong>2009</strong>. Der Märker Torsten Luedtke ist FU-Doktorand zum Thema<br />

„Deutscher Schwarzer Adler, Ordensritter und Landwehrmann - Theodor<br />

von Schön und <strong>die</strong> Genese eines politisch-nationalen Denkmals“. Ronny<br />

Maass aus Potsdam betreut <strong>die</strong> Internetseite. Weitere Aktivisten der Märker<br />

sind Benjamin Herzog, Marc Mithöfer, Karsten Rausch, Olaf Engel,<br />

Stephan Röhrig und der „Alte Herr“ Ekkehard Grosse.<br />

Bei der Reichsgründungsfeier und dem Neujahrsempfang der Preußischen<br />

Gesellschaft Berlin-Brandenburg im Hilton-Hotel im Januar <strong>2009</strong><br />

waren auch Burschen der Gothia und der Märker mit Infostand anwesend.<br />

Die Preußische Gesellschaft verfolgt einen bedingungslosen Geschichtsrevisionismus.<br />

Vereinigte Thuringia<br />

Die Thuringia resi<strong>die</strong>rt in einem mehrstöckigen Haus<br />

am Richard-Wagner-Platz. Im Oktober wurde hier ein<br />

Diskussionsabend mit Prof. Bernd Rabehl im „Zur<br />

politischen Situation in den neuen Bundesländern“<br />

durchgeführt. Ende 1998 hatte der Alt-68er Rabehl<br />

sein rechtes Comming Out, als er eine Rede vor der<br />

Burschenschaft Danubia in Berlin hielt. Dort warnte er<br />

unter anderem vor einer kulturellen „Überfremdung“,<br />

Bernd Rabehl <strong>die</strong> bürgerkriegsähnliche Zustände und Terrorismus in<br />

<strong>die</strong> westlichen Gesellschaften bringen könnte. Seit dem schreibt Rabehl<br />

regelmäßig für <strong>die</strong> Junge Freiheit, ist Redner <strong>auf</strong> NPD-Veranstaltungen<br />

und war von der NPD als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten<br />

zur Bundestagswahl <strong>2009</strong> eingeplant.<br />

Auch der 8. <strong>Mai</strong> 2005, welcher der Berliner CDU soviel Ärger einbrachte,<br />

beschäftigte <strong>die</strong> Thuringia. In einer Veranstaltung dozierte der mittlerweile<br />

emertierte FU-Geschichts-Prof. Dr. Henning Köhler zur „Kollektivschuldhysterie“.<br />

Arminia Berlin<br />

1951 erhielt <strong>die</strong> Arminia in Berlin-Lichterfelde ihr eigenes Haus, das jedoch<br />

2007 verk<strong>auf</strong>t wurde. Zur Zeit finden Veranstaltungen der „Aktivitas“<br />

im Haus der Märker statt. Alexander Bejach aus Lichtenberg betreibt <strong>die</strong><br />

Arminia-Seite, stu<strong>die</strong>rt an der Humboldt Universität Berlin und trat zur<br />

Wahl des HU-Stu<strong>die</strong>rendenparlaments <strong>2009</strong> unter dem Namen KGB-Konventionelle<br />

Gruppe Berlin zusammen mit dem Märker Benjamin Herzog<br />

an. Schon 2006 referierte Bejach zum Thema „Folter und Recht“ vor<br />

seinen Eidgenossen.<br />

Vereinigung alter Burschenschafter zu Berlin<br />

Die VAB ist <strong>die</strong> Dachorganisation der Berliner DB-Burschenschaften<br />

und etwas pluraler in der Orts- und Referentenwahl. Es gilt weiterhin <strong>die</strong><br />

Tendenz ins rechts-konservative und extreme Lage. Geschichtsveranstaltungen<br />

überwiegen. VAB-Mitglied Prof. Dr. Udo Götze ist beispielsweise<br />

bei der Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa e.V., <strong>die</strong> sich um eine<br />

historische Verdrehung der Umsiedlung Deutscher aus Polen nach dem<br />

Nationalsozialismus bemüht.<br />

Zusammen mit der Preußischen Gesellschaft organisiert der VAB regelmäßig<br />

Veranstaltungen im Hilton. Beispielsweise auch im April <strong>2009</strong><br />

eine Podiumsdiskussion der Volksinitiative zur Finanzkrise mit Prof. Dr.<br />

Wilhelm Hankel und dem Ex-Linken Jürgen Elsässer. Wöchentlicher VAB<br />

Stammtisch ist im Löwenbräu am Gendarmenmarkt. In jedem Fall lohnt<br />

der Blick in den Veranstaltungskalender der VAB <strong>auf</strong> vab-berlin.de, der<br />

alle burschenschaftlichen Termine für Berlin sammelt. Dieser wird von<br />

dem „Alten Herr“ Christian Mirus, der in Teltow eine IT-Firma betreibt,<br />

Daniel Schmidt bzw. seine Firma my-on und inhaltlich von Sebastian<br />

Prinz betrieben.<br />

Fazit<br />

Nicht zu trennen sind <strong>die</strong> Berliner Burschenschafter vom Milieu der<br />

diversen in Berlin agierenden selbsterklärten Anti-Kommunisten in Forschungsverbänden<br />

zum SED-Staat, verschiedensten<br />

Opferverbänden des Kommunismus und ähnlich klingenden<br />

Initiativen wie <strong>die</strong> Vereinigung 17. Juni (Vorsitzender<br />

Carl-Wolfgang Holzapfel), der auch prominente<br />

CDUler wie Philipp Mißfelder (MdB) angehören.<br />

Diese kleinen Zirkel geben sich gern wissenschaftlich<br />

und „antitotalitär“, sind aber in Aufbau und Funktion<br />

oft klassische „Anti-Antifa“ Recherche Projekte. Carl-Wolfgang Holzapfel<br />

Diese wissenschaftlichen Anti-Antifa Propagandisten warten zwar<br />

erklärtermaßen in ihren Zirkeln „<strong>auf</strong> den Tag, an dem <strong>die</strong> Sozialdemokratie<br />

<strong>die</strong> Löffel der Macht an <strong>die</strong> CDU/CSU abgeben muss“. Bis dahin<br />

halten sie sich mit einem gegenseitigen Zitierkartell in ihren Publikationen,<br />

Dissertationen und Vorträgen in einschlägig bekannten pseudoakademischen<br />

Institutionen wie dem Stu<strong>die</strong>nzentrum Weikersheim,<br />

dem Institut für Staatspolitik (der Leiter Dr. Erik Lehnert ist ebenfalls<br />

Berliner) oder dem Forschungsverbund SED-Staat an der FU Berlin <strong>auf</strong><br />

dem neuesten Stand. Gemeinsam ist ihnen ein revisionistischer Umgang<br />

mit dem Nationalsozialismus und ein irrationaler Hass <strong>auf</strong> alles, was<br />

den Kapitalismus in Frage zu stellen scheint. Im Gegensatz zu plumpen<br />

„Anti-Antifa Gangs“der Kameradschaftsszene gelingt es ihnen jedoch hin<br />

und wieder mit Halbwahrheiten und Stasiverschwörungen in gesellschaftliche<br />

Diskurse (etwa Religionsunterricht) zu intervenieren und sich in der<br />

Berliner Presselandschaft zu positionieren. Um <strong>die</strong> Überschneidungen mit<br />

dem extrem rechten Lager zu finden genügt ein gutes Namensgedächtnis.<br />

Unter den Autoren der Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat<br />

der FU Berlin findet sich z.B. auch der oben erwähnte Bernd Rabehl. Der<br />

Berliner „Anti-Antifa“-Autor, Mitarbeiter der Preußischen Gesellschaft und<br />

Burschenschafter Sebastian Prinz stellte sich 2003 in den Burschenschaftlichen<br />

Blättern demonstrativ hinter Rabehl: „Bei<br />

den Burschenschaften herrscht Gedankenfreiheit“.<br />

Prinz, vom Forschungsverbund SED-Staat, gehört zu<br />

der Autorengarde des Handbuch des Linksextremismus,<br />

neben den Herausgebern Hans-Helmuth Knütter<br />

und Stefan Winckler finden sich auch ehem. NPDler<br />

wie Bernd Kallina (Danubia) oder der Berliner Burschenschafter,<br />

Ex-Professor und Junge Freiheit Autor<br />

Klaus Motschmann.<br />

Klaus Motschmann<br />

Vom wissenschaftlichen Handwerk her zwar meist schwach, sind <strong>die</strong>se<br />

universitären Kontakte trotzdem nicht zu unterschätzen. Der extrem rechte<br />

Nachwuchs wird über burschenschaftliche Kontakte herangezogen und<br />

zur Promotion geführt. So etwa an der TU-Chemnitz im von der CDU nahen<br />

Hanns-Seidel-Stiftung finanzierten Promotionskolleg “Politischer Extremismus<br />

und Parteien“, betreut vom einschlägigen Prof. Dr. Eckhard Jesse.<br />

Unter den geförderten Doktorarbeiten finden sich vielsagende Werke wie<br />

„Radikale und extremistische Parteien seit der deutschen Einheit. PDS,<br />

REP, DKP, DVU im Vergleich“. Promoviert haben hier Sebastian Prinz und<br />

der weiter oben erwähnte Phillip Runge von der Gothia.<br />

Auch wenn es in der politischen Ausrichtung der Berliner DB-Ableger<br />

durchaus kleinere Unterschiede gibt, ist doch allen eines gemein: der<br />

kategorische Ausschluss von Frauen, „Nicht-Deutschen“, Homosexuellen<br />

und Kriegs<strong>die</strong>nstverweigerern und der damit einhergehende Rassismus,<br />

Sexismus, und Antisemitismus.<br />

Obgleich Burschenschaften nicht so häufig öffentlich in Erscheinung treten,<br />

teilen sie dennoch dasselbe Weltbild und sind deshalb auch keineswegs<br />

ungefährlicher. Und gerade wegen der Verbindung zu Konservativen<br />

der ‚Neuen Rechten‘ bis hin zur NPD haben Burschenschaften bis heute<br />

eine wichtige Scharnierfunktion zwischen ebenjenen inne.<br />

B u r s c h e n s c h a f t e n 23

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